Suche löschen...
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 10.07.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191507102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19150710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19150710
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-10
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
genannt hat. Fälle von einer Mächtigkeit, die es ermög licht, ganz Dalmatien durch ihre Kraft mit elektrischem Licht und elektrischer Kraft zu versorgen. Sind diese KMe ein Wunder voll Macht, so ist der Ombla-See e' Wunder voll Lieblichkeit. Hier tritt plötzlich einer der' -iterirdischen Seen von denen ich früher gesprochen als 'oreiter hellgrüner See von einer Wasserklarheit wie man sie sonst nirgends findet, an die Oberfläche und verengt sich dann zu einem Bache, der sich dann wieder in eine unterirdische Höhle verliert. Erwähne ich den Ombla-See, der schon an den Aus läufern des dalmatinischen Karstes liegt, so darf ich des Zirknitzer Sees nicht vergessen, der oben im Norden im krainischen Karstgebiet liegt. Ein See, auf dem man im Frühling fischen, im Sommer ernten, im Herbst jagen und im Winter Eis ge winnen kann, denn das Wasser verschwindet ein halbes Jahr lang, um das andere halbe Jahr den Seekessel wieder auszufüllen. Dabei ist der Fischreichtum des Sess bemerkenswert, der ein Beweis ist, daß die Fische die Unterweltsreise des Wassers nicht nur mitmachen, sondern auch gut überstehen. Am wildesten wird der Karst, wie schon die Teufels legende dies andeutet, an seinen Ausläufern im südlichsten Dalmatien, der Krivoschie und den montenegrinischen Bergen. „In tausendjährigem Kampfe unbesiegt, das dankt mein Volk nur seinen Bergen", so singt König Nikolaus von Montenegro, der, wie man weiß, auch ein Dichter ist, in einer seiner Hymnen an den Karst. Und tatsächlich ist der Karst, nicht nur hier, sondern überall, ein Bollwerk gegen jede Invasion. Das werden die Italiener schon spüren, wenn sie überhaupt so weit kommen. (AX.) Mus una Mitteilungen aus dern iür ^iese Rubri? nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. — Kirre Milliarde in Gold befindet fick nach den Feststellungen unserer R.ichsbank nock immer in Privat händen, statt m den Tresoren des Staates, wohin sie in Kriegszeit gehört. Da große Geldinstitute in dieser Hinsicht wegen ihrer besseren Einsicht nicht in Fra. e kommen können, muß angenommen werden, daß sich die obige Summe auf eine ganze Anzahl überängstlicher kieiNkr Sparer verteilt. Alle diese seien immer wieder darauf aufmerksam gewacht, daß ihr Verhalten nicht nur m patriotisch, sondern direkt unvernünftig ist. Papiergeld wird vom Staate nur so viel ausgegeben, als Golddeckung da'ür vorhanden ist, Hai also selbst Lei schlechtester Ftnanzloge des Staates seinen Wert wie sonst; würde ihn übrigens schlimmstenfalls durch einen Zwangskurs erhalten. Dagegen ist das dem Staate fehlende Gold eine Einbuse an werbendem Kapital für den Staat; und derjenige, der dem Staate das Gold vorenthält, handelt damit gegen sein Vaterland Er könnte allerdings dafür seine gerechte Strafe nach Fnedensichlüß erleben Die Nachricht, daß nach dem Frieden eine Umprägung des Gold schatzes der Reichsbank stattfirden soll und das bei dieser Prägung nicht vorhandene Gold dann außer Kurs gesetzt werden dürfte, taucht trotz wiederholten Abstreitens in letzter Zeit immer häufiger auf Un eine solche Maßnahme wäre im übrigen durch keine gesetzliche Bestimme g verboten, so daß für ihre Wahrscheinlichkeit keine Hinderungsgründe im Wege stehen. — Kir amiNEen dlvkscheu Zages Kriegsberichte der Wersten Keelestcitung sind Mifelws Urkunden» von höchster weltgeschichtlicher Bedeutung Diese nach glücklicher Beendigung des gewaltigen Völkerringens vollständig zu be sitzen, Wird iür jedes Arck iv, jede staatliche, städifiche oder Gemeinde-Verwaltung, ja für jeden Deutschen von großem Wert, für jeden glücklich aus dem Felde Zurnckkehrendcn aber von hohem Interesse sein. Wie wenige von letzteren werden wohl von Anfang an die Kriegsberichte gelesen, wie wenig Leser aber überhaupt dieselben aufgehoben Huben Und wenn schon, dann meist nur in Form einer Ehronik, die zuviel Nebensächliches enthält, um den Kern der wert vollen Tagesberichte in voller Bedeutung erfassen zu können Da wird es sicher allseitig freudig begrüßt weiden, daß diese außerordentlich wichtigen Dokumente aus dem gewal tigsten Kriege, den die Weltgeschichte kennt, in würdiger Weise der Mit- und Nachwelt erhalten bleiben, indem sie in Form von Extrablättern (Quart) herausgegeben und in schöner großer Schrift und guter Ausstattung nur auf einer Seite bedruckt werden Diese Tages-Kriegsberichte der Obersten Heeresleitung erscheinen soeben im Verlag des „Dresdner Lokal Anzeiger", Dresden-Neustadt, König Albert- Straße 24, in Heften von je 96 Stück mit farbigem Um schlag und können zu dem billigen Preise von nur 1,20 Mark einschließlich Porto oder gegen Nachnahme von 1,30 Mark (auf imit Bütenpapier) für 1,50 Mark, gegen Nachnahme 1,60 Mark) bezogen werden Heft 1 ist benits erschienen und findet regsten Absatz, so daß sich schleunige Bestellung auch auf die weiteren Hefte empfiehlt — Sächsischer Landtag. Dresden, 7. Juli. Nachdem die Zweite Kammer den Bericht über die Gültigkeit der Wahlen der Abgeordneten von Byern, Seeger und Dr M'huert zur Kenntnis genommen hat, tritt das Haus in die Schlußberatung über den Gesetzentwurf betr. das Re- klamaticnsrecht der Kriegsteilnehmer bei der Einkommen steuer ein. Abg. Kleinhempel (Natll) gibt einen tmzen mündlichen Bericht und beantragt die Annahme des Ent wurfs mit den von der Deputation beschlossenen Abände rung n Das Haus tritt diesem Anträge einstimmig bei. Nächste Sitzung Donnerstag 10 Uhr vormittags: Dekret über dis Hinausschiebung der Neuwahlen 'für die Zweite Kammer und Antrag Kaftan über die Abänderung des Lanttagwahlrrckts. — Prückeßerger gibt es nicht in Deutschsand! Der Geist, der in der deutschen Wehrmacht herrscht, ist so vor- züglich und so vom vaterländischen Gedanken erfüllt, daß die Falle, in denen Wehrpflichtige versucht haben, sich dem Heeresdienste zu entziehen, äußerst selten sind. Wenn es wirklich zu Beginn des Krieges vereinzelte Drückeberger ge geben hat, denen cs gelungen war, sich zeitweilig ihrer Waffenpflicht zu entziehen, so ist das eine bei der riesen großen, weitverzweigten Einrichtung, wie sie das deutsche Heer darstellt, unvermeidbare Erscheinung, und bald hat die rächende Nemesis die Schuldigen erreicht. Heute aber, nach der peinlich genauen wiederholten Prüfung der Militär- Verhältnisse aller im dienstpflichtigen Alter befindlichen Deutschen, kann man sagen, daß es Drückeberger in Deutsch land überhaupt nicht mehr gibt. Wer nickt im Waffenrock steckt, leidet entweder an einem körperlichen Gebrechen, das ihn zum Waffendienst untauglich macht, oder er befindet sich noch nicht oder nicht mehr im dienstfähigen Alter, oder er ist zur Zeit mit ausdrücklicher Erlaubnis der Militär behörde als in seiner Zivilstellung unentbehrlich vom Heeres- dienste beurlaubt Denn zu einem vollständigen Siege ge hört auch, daß das innere Getriebe des Staates nickt durch Entziehung der unbedingt notwendigen Arbeitskräfte ins Stocken gerät Noch immer aber gehen den Behörden meist anonyme Briefe mit grundlosen Verdächtigungen zu, wonach der oder jener sich dem Heeresdienste entzogen habe Man kann sogar beobachten^ daß Personen, die vielleicht äußerlich einen gesunden und dienstfähigen Eindruck machen, in der O« ffentl'chke't von unbekannten Dritten daraufhin angesprochen werden, warum sie noch nicht „beim Militär" seien, oder ob sie vfill ickt bei der Einberufung „vergessen" worden wären Erstens liegt darin eine schwere Beleidigung für den Betreffenden und zweitens ist eine solche Frage über aus töricht denn wer nur einigermaßen die peinliche Ge- wiffenhasügkeit und Gerechtigkeit der militärischen Ordnung kennt, wird wissen, daß eine solche Vermutung halilos ist. Außerdem möge man auch bedenken, daß es eine große Anzahl körperlicher Leiden gibt, die zum Heeresdienste untauckick machen, den Betreffenden aber äußerlich nicht ohne weiteres anzusehen sind, Die Militärbehörden haben sich deshalb leider schon mehrfach genötigt gesehen, gegen die Verbreiter derartig unbegründeter Verdächtigungen Strafantrag zu .stellen, worauf empfindliche gerichtliche Ahndung erfolgte. (Man unterlasse daher die jetzt gänzlich überflüssige Jagd auf Drückebeiger. Jeder erweist dem Vaterlande einen größeren Dienst, «wenn er seine Pflicht und Schuldigkeit als Staatsbürger erfüllt, dagegen die Lorge für die Heranziehung aller Wehrpflichtigen ruhig den zuständigen Behörden überläßt. — Hegen die Mullans Die regenlose Zeit der ersten Junihälfte hat der Vermehrung des Ungeziefers Vorschub geleistet. Die Blutlaus mit Erfolg zu bekämp fen, ist sehr leicht Man entziehe ihr die Flüssigkeit, und sie muß für immer verschwinden. Man nehme frischge löschten Kalk, beschmiere damit die von der Blutlaus be- fallenen Akste, und in einigen Tagen ist die Blutlaus tot Der Kalk nahm ihr das Lebenselement. — Kein Wasser auf Kirschen trinken. In Wendisch- carsdorf verstarb dieser Tage plötzlich das im 7 Lebens jahre stehende blühende Töchterchen des Herrn Käserei besitzers Martin Seim, der zurzeit in Rußland im Felde steht. Das Kind hatte Kirschen und unreife Beeren ge gessen und darauf Wasser getrunken. Ferner hatte der elfjährige Scknlknabe Roscher in Cranzah! i E Kirschen gegessen und Wasser darauf getrunken. Diesen Leichtsinn mußte der Knabe ebenfalls unter furchtbaren Schmerzen mit dem Tode büßen. — öl. I. Pie Köchsipreisötkaunlmachung für ßhike- sakpeter vom 5 März 1915 wird mit der Maßgabe auf gehoben, daß der Höchstpreis für alle dstjenigen Mengen von Chilesalpeter bestehen bleibt, deren Besitzer oder Eigen tümer bereits vor^ dem 1 Juli 1915 eine besondere Auf forderung vom Militärbefehlshabcr zugegangen ist, den CH lefalpeter der Kriegschemikalien-Aklicngesellschaft zum Höchstpreis zu überlassen. — öl I. Pörrt Gemüse und Hbsil Voraussichtlich haben wir eine gute Gemüse- und Obsternte zu erwarten. Nur ein Teil davon aber wird unmittelbar verbraucht werden können, und es ist fitzt in der Kriegszeit von größter Wich tigkeit, daß alle Nahrungsmittel restlos verwendet werden. Deshalb heißt es, Gemüse und Obst zum späteren Verbrauch aufzubewahreu und lange haltbar zu machen Dies geschieht am besten durch Dörren! Denn das Einmacken wird durch den Mangel an Gläsern, Dosen, Gummiringen stark erschwert Das Dörren von Gemüse und Obst ist einfach, kostenlos und zweckentsprechend. Die gedörrte Ware ist in Lcinensäckchen leicht aufzuheben, zu verpacken und zu versenden Fast alle Gemüse- und Obftarten eignen sich zum Dörren Jede Hausfrau mache also von diesem sichersten und billigste» Ausbewahrungsmittel reichlich Gebrauch. Die kleine Mühe lohnt sich außerordentlich, da auf diese Weise jeder Haus halt über ein wohlschmeckendes nahrhaftes Gemüse und Obst auch im Winter verfügt und auf die ziemlich kost- ipikligcn Konserven verzichten kann. — Sachsen im Selb und in der Keimat. Man versäume nicht, Nr 6 dieser Zeitschrift zu bestellen, die den Eindruck einer Künstler-Nummer macht Sie enthält Pro- fessorHugo Vogels eigeneZeichnung des Generalfcldmarschalls Hindenburg, Professor Georg Lührigs dienstbeflissene Land- sturmleute beim Gcwehrreinigcn im Quartier und viele andere wohlgelungcne Bilder mit vortrefflichem Text. — Aerztticher Sonntagsdienst von mittags 1 Uhr ab Herr Dr nud. Polenz als Vertreter des Herrn Dr med Bretschneider — Unteroffizier Martin Aeichekt erhielt die Fried rich August-Medaille in Silber. — Per Meitzner Kreisverein für innere Mission wird, wie schon bekannt gemacht wurde, morgen Sonntag, seine Jahresfeier in Wilsdruff begehen. Der Gottesdienst, in welchem Herr Plärrer Hiecke aus Kötzschenbroda die Predigt halten wird, beginnt nachmittags 4 Uhr Unmittelbar nach Schluß desselben findet im Saale des Adlers eine Ver sammlung statt, zu welcher herzlichst eingeladen wird. Alle Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen aus Wilsdruff und Umgegend sind willkommen. Herr Pastor Wendelin aus Dresden wird sprechen über: „Der Krieg und die innere Mission" Mag diese Feier in ernster Zeit dem edlen Werke der Innern Mission, neue Freunde und Freundinnen in großer Zahl gewinnen. — Schössengerichlsfitzuns am 8. Juki 1915. Der 1846 geborene und in seinem Wohnorte nickt besonders gut beleumundete M. in K. hat sich in seinem Hohm Alter noch wegen Diebstahls und gefährlicher Körperverletzung zu ver antworten. Im Jktli 1913 verkaufte er an W., der gegen wärtig zum Heeresdienst eingezogcn ist, Kin Grundstück für 23 0^0 Mark und behielt sich dabei eine Wohnung im ersten Stock und einen in die Scheune eingebauten Schuppen vor, der ihm als Werkstelle diente Obwohl er den an die Scheune angebauten großen Schauer nicht zu seinen Vor behaltsgut rechnen konnte, riß er denselben nieder und ließ alle dabei verwendeten Baumaterialien wegschaffen. Um der Ehefrau des Besitz.rs glaubhaft zu Mach n, daß das Einstürzen des Schauers jeden Augenblick erfolgen könne, weil die als Stütze dienenden Pfähle verfault seien, hatte er in der Nacht zuvor bei hartil Arbeit mit der Radehacke es wirklich soweit gebracht, daß die Befürchtung als gerecht fertigt erschien. Frau W meldete dies zunächst dem Qrts- vorstand, der auch an dem Tatorte erschien und dem M. Vorhalt über seine ungerechtfertigte Tat machte. In dem Hause und noch dazu mit M unter gleichem Vorsaalsver schluß wohnte der Bruder des Wirtes, der mit seiner Ehe frau auch in der heutigen Verhandlung als Zeuge anwesend fit. Als dieser am Nachmittag von der Aroeit zurückkchrte, Zn äer Zäria Originalroman von H. A. Revel. l4f (Nachdruck verboten.) Im ersten Augenblick war sie drum und dran zurück zueilen nach Rom, mit dem nächsten Nachtzug, und vor Seine Exzellenz den Fürsten Miruovo hinzutreten und ihm Schmuck und alles vor die Füße zu werfen und zu sagen: „Da haben Sie Ihren Bettel! Suchen Sie sich eine andere aus, ich tauge nicht für das Geschäft!" i Und die Folgen? Wenn sie dann nicht einmal mehr den Schutz des Auswärtigen Kabinetts hatte, wer sollte sie dann noch beschützen? Sie, die alleinstehende Frau? Graf Flavio Pirantese etwa? Sie mußte laut auflachen. Graf Flavio, der durch sie ein Vermögen zu erwerben hoffte! Und wenn sie ihm diese Hoffnung nun vereitelte? Wenn sie ihm die Hoffnung nahm, für seine Tochter Elena eine glänzende Aussteuer zu beschaffen, womit er den Montenegriner Jovacic blenden konnte? — Wahnsinnige Melitta! Gefangen bist du, von allen Seiten eingeschlossen, sagte sie bitter zu sich selbst. Du magst dich drehen und wenden wie du willst; du bist in Ketten. In Rom Graf Flavio und das Auswärtige Kabinett; an ihrer Seite der verhaßte Gatte; in Dalmatien die mit Kanonen versehenen Felsennester. Bei diesem letzten Gedanken leuchteten ihre Augen auf. Die Aufgabe reizte sie, reizte sie unsagbar. — Aber dann, wenn sie ihre Aufgabe hinter sich hatte? Was dann? Abgefertigt, als erkauftes Weib, mit einer Summe — und dann? Nicola hatte vielleicht inzwischen wieder Rom verlassen. Und dann? Wer konnte in die Zukunft blicken, ob Seine Exzellenz der Fürst sein Ver sprechen hielt und seinen Neffen, den Fürsten Andreas, wirklich zu bestimmen vermochte, sie — nach erfolgter Scheidung von Louis — als Fürstin Muruovo, die der einst auf dem Pincio eine Rolle spielen sollte, heimzu- führen? Konnte ihr nicht dasselbe Schicksal zuteil werden, wie heute ihrem Gatten? Nein! Nein! Nicola war jetzt hier. Nur er konnte ihr Retter werden. Nur ein Gewaltstreich konnte sie retten. Zurück und hinunter, verzagende Feigheit! Louis würde nicht der erste sein, der als unschuldiges Opfer fiel. Sie warf sich angekleidet auf ihr Bett und vergrub den Kopf tief in den Kissen, da sie fühlte, wie ihre Stirn glühte, ihre Augen Fieber sprühten. Schlaflos durchwachte sie die Nacht. — — Auch Graf Gentile schlief nicht. Vom Hotel aus begab er sich in sein Absteigequartier und tauschte seine elegante Kleidung mit der eines besseren Arbeiters ein. Gegen Mitternacht sah man ihn wieder unten auf dem Kai, von dem er nach rechts abbog, um sich in den engen, schmutzigen und dunklen Seitenstraßen zu verlieren. Er schien die Gegend zu kennen. In einer Sackgasse machte er halt. Einige Fenster des ebenerdigen Hauses, vor dem er hielt, waren noch erleuchtet; blutigrote Vorhänge ließen ein gedämpftes, wenig Vertrauen erweckendes Licht durch. Graf Gentile klopfte auf eine bestimmte Art — in etwas abgerissenen Tempis — an der Brettertür. Als bald tat sie sich auf, und der Kopf eines schmutzigen Weibes, der mit einem roten Tuch nach Landessitte um wunden war, ward sichtbar. Sobald es aber des späten Besuchers ansichtig wurde, knixte es fast bis zur Erde und küßte Nicola den Saum seines abgeschabten Rockes. „Guten Abend, Mutter Simonetta", sagte er ein tretend und folgte ihr in eine niedrige Stube, in der einige Arbeiter aus Pfeifen rauchten, deren Qualm den ganzen Raum erfüllte. Die Männer warfen mißtrauische Blicke auf den Ankömmling. Doch das unterwürfige Be nehmen der Herbergsmutter sagte ihnen, daß er ein Ein geweihter sein mußte. „Wieder zurück, Exzellenza? Ach, wie oft habe ich zur lieben Madonna von Triccoli gebetet, sie möchte doch die Exzellenza wieder gesund in die Heimat, bringen!" winselte das widerliche, dicke Weib. „Und was macht denn Alfio Rovelli, den Euer Gnaden aus meiner armen Hütte mit hinübergenommen haben?" „Tot", erwiderte der Graf kurz. „Oh", jammerte die Alte. „Tot? Ein so vorzüglicher Mensch! Ein so schöner, wohlgewachsener Mensch! Tot? Wohl an die gelbe Fieber?" „Nein. Er wollte Mich um einige Beutel GoldeS leichter machen, der Schuft. Ich habe ihn erschossen." Drohend blitzte ihn das Auge der alten Simonetta an. Doch gleich darauf wurde sie wieder unterwürfig und süßlich. „Nein, nein, wie konnte der Mensch nur so schlecht werden! Und er hat's doch sicher so gut gehabt bei Seiner Exzellenzal" « „Zu gut hat er's gehabt! Das war eben mein Fehler. — Aber lassen wir den Banditen. Ich komme Euch zu fragen, ob Ihr nicht wieder waS für mich auf Lager habt. Ich brauche etwas Verläßliches. Verstanden? Etwas Verläßliches", sagte er eindringlich, sie fixierend. Die Alte kratzte ihren schmutzigen Kops. „Ach, lieber Herr, wer vermag in den Herzen der Menschen zu lesen? Aber soweit ich armer Mensch es kann, glaube ich einen Jungen für Euer Gnaden zu haben. — Gaetano!" rief sie nach einem Tisch, an dem einige würfelten. „Komm her! Mach deine Reverenz!" Ein bildhübscher Bengel von etwa neunzehn Jahren machte vor dem Grafen einen unbeholfenen Kratzfuß. Doch auf seinen intelligenten Zügen hatte bereits daS Laster seine Inschrift gegraben. Seine pechschwarzen Augen funkelten neugierig Nicola entgegen. „Wißt Ihr, wem er ähnlich sieht? Eurer Tochter Fiamma", sagte der Graf. Die Alte wand sich verlegen. „Nun, er ist auch etwa- verwandt mit ihr. Das läßt sich vor den Blicken Eurer Exzellenza nicht ableugnen. Er ist so was wie ihr Bruder. Aber im Taufbuch steht nur meine Fiammetta. Gaetano gilt als mein Neffe. „Ach so." Der Graf verstand. „Wo ist denn Eure Tochter Fiammetta jetzt?" „Beim Grafen Flavio Pirantese in Rom", gestand das Weib mit einem gewissen Pathos. „Ja. Sie hat in den besten Kreisen Eingang gefunden. Und jetzt soll sie mit der jungen Gräfin, die einen Österreicher geheiratet hat —" dabei verzerrten sich haßvoll ihre Züge — „nach Dal matien." (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)