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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 10.07.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191507102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19150710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19150710
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-10
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Monat
1915-07
-
Jahr
1915
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hier und da der Gegner Stand. — Joffres Frühlings- offensive, — die er gar zu oft erklärt, — hat sich unter deutschen Fäusten — in das Gegenteil verkehrt, — nach Verdun mit Riesenschritten — tragen wir den Angriff bald — wenn demnächst wir durchgerungen — uns durch den Argonnerwald. — Und in Frankreich, — wo man kürzlich noch geglaubt, — daß die Sehnsucht nach dem Frieden — uns die Ueberlegung raubt, — hat man wohl inzwischen wieder - die Erkenntnis ausgenommen, — wenn die Deutschen Frieden wollen, — wird es etwas anders kommen-. Um sich wieder mal zu trösten, — daß es gänzlich fehlgegangen, — sich Rumänien oder Japan — noch als Dumme einzufangen — hört man aus Paris verkünden — jetzt den Grundsatz „Zeit ist Geld" — und man hofft drum von der Zukunft — was die Gegenwart nicht hält — Wir in Deutschland gleicher Weise — trauen künft'ger Zeiten Lauf, — in sechs Monat' wie den letzten — reibt sich wohl ganz Frankreich auf, — denn des Franz manns Mut zu leugnen, — der ihn stets von neuem treibt, — hieße diesen Feind verkleinern, — aber dennoch ist m d bleibt — sein Bemühen trotz der Opfer — aussichtslos für olle Zeit, — während sich die Folgen rächen — für das Land in Ewigkeit. — Auch die nächsten Offensiven — packt zum Schluffe doch Herr Joffre, — wenn sie wieder fehl gegangen, — still in seinen Aktenkoffer. I^eues vom felämarlckaN r)mäenburg. Bericht des Groben Hauptquartiers. Nördlich des Niemen haben Truppen, die zum Befehlsbereich des Feldmarschalls v. Hindenburg gehören, ein großes Stück des schönen Kurland fest in der Hand. Qber 100 Kilometer kann man von der ostpreußischen Grenze gen Nordosten fahren, bis man auf die deutschen Jnfanteriestellungen stößt, die sich in einer Breite von rund 250 Kilometer zum Niemen-Strom hinunter und zum Ostseestrande jenseits Libau hinaufziehen. Noch sind die Operationen dort nicht abgeschlossen und die Russen werden sich noch manchmal darüber die Köpfe zerbrechen, was ihnen dort noch bevorstehen mag. Verblüffend war die Schnelligkeit des Vormarsches — eine Glanzleistung der deutschen Truppen und ihrer Führer —. Binnen weniger Tage hatte der mit der Leitung des Unternehmens beauftragte Generalleutnant v. Lauenstein die Vorbereitungen getroffen, zu denen auch e ne Verabredung mit den in der Ostsee operierenden Marineteilen gehörte. In der Frühe des 27. April begann der Einmarsch aus den äußersten Flanken stellungen heraus: eine Kolonne ging bei Schmalleningken über den Njemen und nach Norden zu, eine andere — 100 bis 125 Kilometer davon entfernt — brach aus dem ostpreußischen Nordzipfel in östlicher Richtung vor. Lene drang bereits am ersten Tage mit der Infanterie fast 50 Kilometer in Kurland ein, mit der Kavallerie nach Rossienie und über die Dubissa hinaus; diese stieß bei Korciany auf Widerstand und mußte den Übergang über den Minia-Abschuitt unter dem Feuer schwerer russischer Artillerie erzwingen, kam aber ebenfalls ein gutes Stück vorwärts. Eine dritte Kolonne rückte in der Mitte langsamer vor. Am Morgen des zweiten Tages stellte es sich heraus, daß der an der großen Straße Tilsit— Mitau bei Skandvile stehende Gegner sich eiligst der drohenden Umfassung seiner linken Flanke entzogen hatte und auf Kielmy—Szawle abgezogen war. Sofort wurde die rechte Kolonne ihm nachgeschickt. Sie nahm noch am Abend Kieluu), war also i« zwei Tagen 7» Kilometer vorwärts gekommen. Die linke Kolonne hatte in dem sehr schwierigen, meist morastigen Gelände besonders große Anstrengungen zu überwinden, weshalb die Mittelkolonne ste durch einen Halblinlsvormarsch unterstützte, erreichte aber mit Kavallerie doch schon Worm) an der Seen linie westlich von Kielmy. Der dritte Tag führte dis rechte Kolonne bereits über den vom Feinde verteidigten Windawski-Kanal, die linke nach Worm, und Telsze, i re Kavallerie nach Trischki nordwestlich von Szawle. Fast 100 Kilometer sind nach vorwärts gewonnen. Die Russen, die in Kurland wohl nur Kavallerie und Reichs- n ehr gehabt hatten, ziehen nun schleunigst mit der Bahn Verstärkungen heran und laden sie zwischen Szawle und Szadow aus. Aber die deutsche Truppenführung läßt sich dadurch nicht beirren: die Kavallerie erhält den Befehl, L e Bahnen zu zerstören und um Szawle herumzugreifen; und es geht weiter vorwärts. In äer Adria Originalroman von H. A. Revel. 13s (Nachdruck verboten.) Doch wann war erst dieser Ehrgeiz in ihr er glommen? Nachdem Nicola sie verlassen; als sie geglaubt hatte, daß nun ihr Beruf als das Weib eines Mannes in sich zusammengestürzt war: — als sie keine Hoffnung — nach jahrelangem Warten — mehr sah, jemals ihren häuslichen Frieden zu finden, das Glück der Gattin und Mutter. Denn eine Melitta liebte nur einmal im Leben. Und jetzt war er wiedergekommen, ein Toter war lebendig geworden! Jetzt hatte sie umsonst das Opfer gebracht. Wie gerne wollte sie heute ihren Ehrgeiz, ihre Pläne von sich schleudern, um das ersehnte Glück mit Händen zu fassen! Warum aber sollte sie es nicht heute noch tun und alles über Bord werfen, was sie an der Erlangung ihrer sehnlichsten Wünsche hinderte? Wohl würde sie das Ver trauen, das eine Regierung in sie gesetzt hatte, schmählich und unwürdig täuschen. Aber was tät's? Nur ihr Gatte stand hindernd im Wege. Und — die Geliebte eines Riannes, wenn auch Nicolas, zu werden konnte sie sich nicht entschließen. Das war noch der einzige Punkt, in dem ihr ihre Selbstachtung geblieben war. Und nun kam Nicola Gentile mit seiner gräßlichen Bemerkung von vorhin! Wie ein Rausch kam es über sie —, wie ein Wahnsinn. Sie wußte nicht mehr, was sie tat, als sie sich mit beinah ersticktem Aufschrei an seinen Hals warf, um ihn mit beiden Armen zu um schlingen und auszurufen: „Nicola, Nicola, wie stellst du es nur an, daß man dich so lieben muß? Was Haft du nur an dir, das mich so magnetisch anzieht — das mich, wenn ich länger an deiner Seite weilte, willenlos machen würde, so daß ich mich beinahe selbst verachten müßte?" Er lächelte mit der einen Seite des Mundes: „Was heißt achten und verachten? Ich kenne nur Liebe und Haß oder Gleichgültigkeit." >. „Das ist es eben, das mich mit Entsetzen und Jubel Am Nachmittag des 30. April, des vierten Tages, zieht die rechte Kolonne in Szawle ein, das .die Russen angesteckt haben, und verfolgt noch ein Stück darüber hinaus. Die Kavallerie erbeutet auf der Straße nach Janischki—Mitau Maschinengewehre, Munitionswagen und Bagagen. Sie zerstört die Bahnen südwestlich und «ocd- wesilich von Szawle. Der nächste Tag bringt Nachrichten, wonach der Feind von Kowno her Trnvpen schickt, um unsere rechte Flanke zu bedrohen. Die Infanterie wird daher angehalten und nach rechts verschoben mit der Weisung, die Dubissa-Linie zu halten; die Kavallerie jedoch greift immer weiter vor. Sie besetzt nach Gefechten Janischki und Shagory, die nur noch sechs Meilen von Mitau entfernt liegen, und nimmt Gefangene, Maschinengewehrs und Bagagen des in voller Auslösung nach Mitau flüchtenden Feindes. Am 2. Mai kreist sie die im Zwischenraum noch steheugebliebenen Russen bei Skais- giry ein und macht 1000 Gefangene. Umfangreiche Vahu- zersiörungen an allen erreichbaren Linien gelingen nach Wunsch. Dann wird die Kavallerie der rechten Kolonne zurückgenommen, um den Gegenstoß an der Tnbisfa zu unterstützen, die der linken ober stößt, obwohl schon das Eintreffen russischer Verstärkungen in Mitau gemeldet wird, über Grünhof vorwärts, nimmt noch 2000 Russen geiangen und steht am 3. Mai mit Teilen 2 Kilometer vor Mitau. Die Abwehr des russischen Vorstoßes gegen unsere rechte Flanke stellte ueue hohe Anforderung«', an die Ausdauer der Truppen. Eine umfassende Gegenoffensive an der Dubissa beivies den: Feinde, wie 'eh: er die Stärke dec deutschen Truppen unterschätzt Halle. Erst all mählich erholte er sich von der Überraschung und schaffte neue Imanterie-, Kavallerie- und Artillcrwmaffer: heran. Zu gleicher Ze t aber erlebten die Russen noch eine be sondere Überraschung: den Zug auf Libau. Während unsere Hauptkolonnen in Eilmärschen auf die obere Dubissa zustrebten, ging eine NebenkaGunr von Memel her nordwärts etwas langsamer vor. Ein? Ab teilung derselben marschierte über Schkudu, eine andere nahe ani Strande von Süden her auf Libau vor. Nom Feinde war nicht viel zu merken. Die Marine hatte ihn schon am 29. April durch die Beschießung von Li^u em- geschüchtert. Am 6. Mai sprengte er selbst die Ostsorts, dann brachten unsere Kriegsschiffe auch die Strandbaüerien zum Schweigen. Die Landtruppen, die an ein? so schwache Verteidigung des großen Hafens nicht glaub?:, wollten und immer auf einen Hinterhalt gefaßt waren, nahmen die Südforts nach kurzem Gefecht und griffen von -der Landfeite an. Mer die Russen waren KAlLch-ich aus diesen Schlag nicht vorbereitet gewesen. Sie ronnttn nur noch in Mitau stärkere Truppen ausladen in südwest licher Richtung vorschicken, vermochten jcdrch unsere langsam nachgebende Linie nicht zu durchbrechen. Am 8. Mai, 6 Uhr morgens, zogen die deutschen Sslb-men iu Libau ein. Etwa 1500 Gefangene, 12 Geschütze und eins Anzahl Maschinengewehre bildeten die Beut«. De: frische Wagemut sand schönen Lohn. Schnell wurden Abte'.lungen zur Sicherung des Platzes um etwa 50 Kilometer über Prekuln, über Hasenpot und am Strande vorg-schoben. Sie haben bisher alle Stöße des allmählich sich sammelnden Gegners abgewehrt und werden das a-ch ferne: mm Der karkt. Bilder vom österreichisch-italienischen Kriegsschauplatz. Von Artur Brehmer (Triest.) „Als Gott die Welt geschaffen hatte und ein klein bißchen ausruhte, schlich sich der Teufel ganz leise herbei und stahl in einen Sack hinein eine Menge von den Steinen zusammen, die Gott für seinen Weltbau brauchte, denn auch er wollte sich eine Welt bauen Nach seinem und nicht nach Gottes Sinn. . Gleich aber nachdem er sich mit seinem Raub davon gemacht hatte, wurde der Diebstahl entdeckt und dre Engel machten sich an die Verfolgung des frechen, gewissenlosen, erbärmlichen Diebes. Vergeblich wandte der Teufel jeden erdenklichen Kniff an, die Verfolger mit ihren flammenden Schwertern kamen ihm näher und näher. Die Last war eben zu schwer und hinderte ihn, und so ließ denn der Teufel, um schneller durch die Luft entwischen zu können, immer mehr und mehr Steine aus dem Riesensack fallen. Das gab erst einen Haufen und dann einen langen Streifen von Steinen da unten auf Erden, und dieser Haufe wurde Istrien und ein Teil von Krain und der Streifen wurde Dalmatien, und die Steine, die mitten ins, Meer fielen, zugleich erfüllt! Nicola, Nicola, könnte ich dir folgen, folgen, weit weg, wo nicht der Ehrgeiz unserer über sättigten Kultur lebt, wo keine Eitelkeit mehr unser Herz umzüngelt " Er sah sie beinahe verächtlich an: „Ich bin viel herumgekommen in der Welt, aber dieses Fleckchen Erde habe ich noch nicht finden können. Laß sie doch, den Ehrgeiz und die Eitelkeit! Ohne sie wären wir nicht das, was wir sind: die Menschen." „Ja, und die guten sind langweilig", sagte sie mit verbissenem Ingrimm, die Fäuste geballt, und stierte in ihrer Ohnmacht vor sich hin. Er wußte, an wen sie dachte. „Langweiliges schüttelt man ab", flüsterte der Ver sucher. Jäh erbleichend legte sie ihm die Hand auf die Lippen. „Still! — Draußen! — Er!" Sie vernahmen ein leises Klopfen an der Tür, und dann Luiginos Stimme: „Litta! Litta! Schläfst du, Schatz? Brauchst du etwas?" Er versuchte die Türe zu öffnen; sie war verschlossen. Mit etwas müder, angekränkelter Stimme, als wenn sie eben aus °>em Schlafe erwachte, erwiderte sie, vor ihr Bett tretend, damit ihm der Klang aus der Bettrichtung käme: „Danke, mein Luigino. Ich liege schon. Habe schon etwas geschlafen. Laß mich nur ruhig schlafen. Brauchst nicht mehr zu kommen. Habe vielen Dank." „Gute Nacht, Litta-He.z!" - „Gute Nacht!" Mit pochendem Herzen lauschten beide an der Tür. Als nichts mehr zu hör n war, packte sie in wilder Ver zweiflung seine Hände: „Rette mich, Nicola, rette mich!" Ihre Blicke loderten, ihre Stimme und ihr ganzer Körper bebten wie im Fieber: „Laß mich nicht an seiner Seite vergehen!" „Ich will ja nichts anderes", entgegnete er ibr in seiner unerschütterlichen, kalten Ruhe. „Wenn du mir dann wirklich folgen willst —?" „Alles, alles, was du willst." Sie barg schaudernd ihren Kopf in ihren Händen. „Nur will ich nicht dabei im Spiele sein. Ich will nichts wissen —nichts wissen—" wurden die Inseln, und als er den Sack schließlich ganz ausleerte und alles auf einen Haufen fiel, da wurde da- Montenegro. Die „schwarzen Berge", denn von des Teufels Hollen» Hand waren die Steine, die unten zu Bergen und Felsen sich türmten, ganz schwarz geworden. Das ganze dem Teufel abgejagte Gestein aber hieß der Karst, das nackte Gebirge." Diese Legende von dec Entstehung des Karstes gibt einem ein ungefähres Bild von dem, was der Karst ist. Eine Einöde aus Stein. Eine Wüste von wildem wirren Gefells und doch das Wundervollste und Wunderreichste was man sich denken kann. Vor allem wirkt der Karst durch die unübersehbare Einförmigkeit seiner Fläche- durch die Wildheit seiner Zerklüftungen; durch die Rätselhaftigkeit seiner Natur erscheinungen. Denn mitten in der Wüste aus Stein sehen wir plötzlich ?ine Oase, in der die Vegetation sich zu wahre« Orgien der Schöpfung aufgeschwungen zu habest: scheint. Alte diese Oasen aber liegen in tiefen Mulden oder um sie herum. Diese Mulden, die der Fachmann Dolmen nennt, der Karstgeborene aber mit dem landes üblichen Ausdruck „koibs" bezeichnet, sind nichts anderes als Einsturzstellen der Felsendecke des Karstes in die unter irdischen Grotten, die das ganze Karstgebiet labyrinth artig durchziehen und deren bekannteste und größte die herrliche Adelsberger Grotte ist, die in ihrer ganzen Aus dehnung und all ihren Wundern auch heute noch längst nicht völlig durchforscht ist. Stürzt so eine Kuppel einer der Grotten ein, so sammelt sich der, durch den rasenden Borasturm (der als Teufelshauch auch heute noch über die Karstfläche fegt) mitgerisfene Humus über die tiefen Mulden und die sonst so dürftige Vegetation findet da einen Nährboden, wie sie ihn sonst nirgendswo findet. Und so ragen denn hundert jährige Eichen und Buchen aus der Tiefe empor, und Wald und Gebüsch entsteht und klettert an der Mulde hinan und bildet so den Mittelpunkt zu der langsam auch in der Fläche sich ausdehneuden grünen Oase, deren größte der herrliche Eichwald von Lipizza ist, wo bekanntlich der österreichische Kaiser seine berühmten Lipizzaner Schimmel echt arabischen Blutes züchten läßt und der riesige Kastaniemvald auf dem Moute Maggiore weit hiuter Veprinaz, das den Kurort Abbazia so malerisch über krönt. Von diesen Dolmen, die als Humusfang dienen, hat oer Karstbauer gelernt und er baut Riesenwälle aus Steinen, die er ungemörtelt kunstvoll und fest überein ander schichtet, und die er dem Winds entgegenstemmt. Auch an diesen Mauern fängt sich die aus der Gestems- vecwitterung sich bildende herrliche rostbraune Erde, und weitere Schutzmauern verhüten, daß der Wind diese Erde weiter verträgt. So arbeiten Kunst und Natur zusammen, um der Einöde Fruchtland abzuringen. Der ganze Karst zeigt solche Erdwälle, von denen er wie mit einem aus- gsbreitsteu Maschenwerk überzogen ist und diese Steln- wälte, die für friedlichen Zweck geschaffen sind, machen den Karst zu einem so befestigten Lande, daß jeder Schritt dort beinahe auf uneinnehmbare Scheinfchanzen führt, während die Dolinen geradezu ideale Schützengräben von. riesiger Ausdehnung geben. Mit der Grottenwelt sind die Wunder des Karstes längst nicht erschöpft. Mitten aus dem öden Gestein bricht p'ötzlich ein breiter reißender Strom, um nach ein paar Kilometern wieder spurlos in der Erde zu ver schwinden. So ist es mit dem Timavo der Fall, an dein Triest liegen könnte, wenn er nicht vorzöge, unter der Erde zu fließen, am Monte Spa,ecato vorbei, der den malerischen Hintergrund zu dem offenen Talkessel bildet, in dem Triest so wundervoll liegt. Meilenweit fließt er unter der Erde, wird dort durch unterirdische Zuflüsse so groß, daß er als schiffbarer Fluß der Unterwelt gelten müßte und ergießt sich bei Duino als breiter, sichtbarer Strom in das Meer, dicht an dem Schlosse vorbei, in dem Italiens größter Dichter, Dante Alighieri, einst als Verbannter seine herrliche ckiviua vommockm ersonnen und zu schreiben begonnen hat. Dieses Schloß haben die Italiener, die keine Barbaren find, übrigens jetzt durch ihre Flotte in Trümmer ge schossen, obwohl das Schloß ein Nationalheiligtum der Italiener sein müßte, wie schon Rovetta sagt. Neben den unterirdischen Flüssen ist der Karst auch das Gebiet unter irdischer Seen, aber auch ein unterirdisches Meer muß im Karstgebiet existieren, denn zwischen Abbazia und Ika ergießt sich das Meer durch das sogenannte Teufelsloch unaufhaltsam in die Tiefe der Erde. Der dalmatinische Karst wieder zeigt uns als eine- seiner herrlichsten Wunder die mächtigen Kerkafälle „die Niagarafälle Dalmatiens" wie Heinrich vom Littrow sie Sie hielt sich die Ohren zu, als ob sie gräßliche Worte von ihm zu erwarten hätte. Sie konnte seinen Ausdruck nicht sehen, denn sonst hätte sie vor ihm gezittert. Möglicherweise hätte er ste auch gerade gereizt. „JL werde gehen", sagte er dann. Hut und Handschuhe zur Hand nehmend. „Ihr fahrt wohl mit der „Oenone"? Und über Makarska? Kennst du Makarska?" „Nein." Sie blickte ihn verständnislos an. Was wollte er nur mit seinen Fragen? f „Oh", meinte er bedauernd. „DaS muß man gesehen haben! Eine der originellsten Städte Dalmatiens. Nein wirklich, das muß man gesehen haben." Dabei bohrte sich sein Blick stechend und befehlend in ihre Augen. „Du wirst selbst den Wunsch aussprechen, etwas ans Land zu gehen —" Sie schloß die Augen. Sie fühlte, wie sich ihre Sinne umnebelten. „Geh jetzt! — „Gehl" Sie wußte kaum, waS sie sprach. Er zog ihren Scheitel an die Lippen, küßte ihn, lauschte an der Tür, schloß sie auf und verließ das Zimmer, mit einer Ruhe und Gelassenheit, als hätte er eben einen Anstandsbesuch gemacht. Einige Minuten saß Melitta wie in dumpfer Er starrung. Dann plötzlich sprang sie auf; eine wilde Todesangst hatte sich ihrer bemächtigt. Sie eilte nach der Tür und riß sie weit auf. ^Nicola! Nicola!" — Das Hotel war wie ausgestorben. Nur die Gaslampen sangen in den Korridoren. Der Wahnsinn pochte an ihren Schläfen. Was sollte sie tun? Ihm nacheilen? Oder Louis wecken, ihm alles gestehen und auf diese Art ein rasches Ende der ganzen, sie entnervenden Komödie machen? Doch welche Gründe sollte ste ihm für ihre Heirat angeben, wenn nicht die Liebe? Ja, wenn ihr Mann reich gewesen wäre! So aber hatte er nichts, gar nichts gehabt — und ste alleS! Wenigstens in seinen Augen. Was ahnte er, woher da sogenannte Pirantesesche Geld stammte? (Fortsetzung folgt.)
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