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Mittwoch, den 4. August 1915, vormittags 10 Uhr sollen in Wilsdruff t Uteiäersckrrmk, r Ackreiblisck«, l Niste mit verstiegenen vruckerksrben, I fak mit etwa Iz Nilo Drucksrfirnis, l Nopierpresse mit ^ist öffentlich versteigert werden. — Bieterversammlung im Schützenhause. Wilsdruff, am 2. August 1915. 83,91,92,97/15. I>er Herichtsvollffef-er des Königs Amtsgerichts. Das groKe Völkerringen. Uuncigebung äes Kaisers. wtb Berlin, 31. Juli. Der Kaiser hat folgend Kundgebung erlassen: A» das Zutsche Volt! Ein Jahr ist verflossen, seitdem ich das deutsche Volk zu den Waffen rufen mußte. Eine unerhört blutige Zeit kam über Europa und die Welt. Mor Hott und der Heschichte ist mein H-wisten rein. Ich habe den Krieg nicht gewollt! Nach Vorbereitungen eines ganzen Jahrzehntes glaubte ver Verband der Mächte, denen Deutschland zu groß ge worden war, den Augenblick gekommen, um das in gerechter Sache treu zu seinem österreichisch-ungarischen Bundesgenossen stehende Reich zu demütigen oder in einem übermächtigen Ringe zu erdrücken. Nicht Eroberungslust hat uns, wie ich schon vor einem Jahr verkündete, in den Krieg getrieben. Als in den Äugusttagen alle Waffenfähigen zu den Fahnen eilten und die Truppen hinauszogen in den Verteidigungskampf, fühlte jeder Deutsche auf dem Erdball nach dem einmütigen Beispiel des Reichstage», daß für die höchsten Güter der Nation, ihr Leben und ihre Freiheit gefochten werden mußte. Was uns bevorstand, wenn e» fremder Gewalt gelang, das Geschick unseres Volkes und Europa? zu bestimmen, das haben die Drangsale meiner lieben Provinz Ostpreußen ge zeigt. Durch da? Bewußtsein de» aufgedrungrnen Kampfes war das Wunder vollbracht: der politische Meinungsstreit verstummte; alle Gegner fingen an, sich zu verstehen und zu achten; der Geist treuer Gemeinschaft erfüllte alle Volks genossen Boll Dank dürfen wir heute sagen: Gott war mit uns! Die feindlichen Heere, die sich vermaßen, in wenigen Monaten in Berlin einzuztehen, sind mit wuchtigen Schlägen im Westen und im Osten weit zurückgetrieben Zahllose Schlachtfedrr in den verschiedensten Teilen Europas, Seegefechte an nahen und fernsten Gestaden bezeugen, was deutscher Ingrimm in der Notwehr und deutsche Kriegskunst vermögen. Keine Vergewaltigung völkerrechtlicher Satzungen durch unsere Feinde war imstande, die wirtschaftliche Grund- luge unserer Kriegführung zu erschüttern. Staat und Ge meinden, Landwirtschaft, Gewerbefleiß und Handel, Wissen- schäft und Technik wetteiferten, die KriegSnöte zu lindern. Verständnisvoll für notwendige Eingriffe in den freien Warenverkehr, ganz hingrgeben der Sorge für die Brüder im Felde, spannte die Bevölkerung daheim alle ihre Kräfte an zur Abwehr der gemeinsamen Gefahr. Mit tiefer Dankbarkeit gedenkt heute und immerdar das Vaterland seiner Kämpfer, derer, die todesmutig dem Feinde die Stirn bieten, derer, die wund oder krank zurück kehrten, derer vor allem, die in fremder Erde und auf dem Grunde des Meere» vom Kampfe auSruhrn. Mit de» Müttern und Vätern, den Witwen und Waisen empfinde ich den Schmerz um die Lieben, die für- Vaterland starben. Innere Stärke und ein einheitlicher nationaler Wille im Geiste der Schöpfer de» Reiches verbürgen den Sieg. Lie Deiche, die sie in der Vorsicht errichteten, daß wir noch einmal zu verteidigen hätten, waS wir 1870 errangen, Haven der größten Sturmflut der Weltgeschichte getrotzt Nach den beispiellosen Beweisen von persönlicher Tüchtig keit und nationaler Lebenskraft hege ich die frohe Zuversicht, daß das deutsche Volk, die im Kriege erlebte Läuterung treu bewahrend, auf erprobten alten und auf vertrauensvoll betretenen neuen Bahne« weiter in Bildung und Gesinnung rüstig vorwärtsschreiten wird Großes Erleben macht ehrfürchtig und im Herzen fest. In heroischen Taten und Leiden harren wir ohne Wanken auS, bis der Friede kommt — ein Friede, der uns die notwendigen militärischen, politischen und wirtschaftlichen Sicherheiten für die Zukunft bietet und die Bedingungen erfüllt zur ungehemmten Entfaltung unserer schaffenden Kräfte in der Heimat und auf dem freien Meere. So werden wir den großen Kampf für Deutschlands Recht und Freiheit, wie lange er auch dauern mag, in Ehren bestehen und vor Golt, der unsre Waffen auch weiter segnen wolle, deS Siege? würdig sein Großes Hauptquartier, den IN. Juli 1915 Wilhelm I. k. Krieg. Lur AbweLklun, baden tm Weden auch 51« He^n Ausländer einmal wieder die Schürfe der deutschen Schwerter spüren müssen und bot Dprrn schwere Verluste «rlitten. Im Osten geht der deutsche Angriff erkyjgrM veiter vorwärt-. Vie Verfolgung äer Kutten. «400 Mann Gefangene. «roße» H«wt«»Mktier» St. Ault, «vestltcher Kriea-schauvlatz. Gestern früh stürmten wir die bei unserem Angriff auf Hoog« (östlich von Ppern) am 8. Juni noch in englischer Hand gebliebenen Häuser am Westrand Les Orte-, sowie «inen Stützpunkt südlich der Straße nach Aper». Nachmittag» und Nachts wurden Gegenangriffe de» Feindes zurückgeschlagen. Wir eroberten 4 Maschinengewehre, 6 Minenwerfer und nahmen einige Engländer gefangen. Die in d»' Gräben de» Feindes gefundene Zahl Toter bewe» / seine großen blutigen Verluste. Die erbitterten Kämpfe um die Linie Lingekopf—Barrenkopf tu den Vogesen sind zu einem Stillstand gekommen. Di« Franzosen halten einen Teil unserer Stellung am Linge kopf noch besetzt. Schratzmännle und Barrenkopf sind nach vorübergehendem Verlust wieder.in unserer Hand. Als Vergeltung für die mehrfache« Bombenabwürf« der Franzosen auf Chauny, Tergnier und andere Orte hinter unserer Aisne-Front wurde der Bahnhof Com- piögne beschossen. Auf Angriffe französischer Flugzeug geschwader, die gestern auf Pfalzburg, Ladern, nördlich Hagenau und auf Freiburg Bomben abwarfen, ant worteten am Nachmittag unsere Geschwader mit Bomben abwürfen auf Flughafen und Fabriken von Lunsville, die Bahnhofsanlagen von St. Die und Flughafen bei Nancy. Der durch die feindlichen Flieger angerichtete Schaden ist unwesentlich. Ein französisches'Flugzeug wurde bei Freiburg durch unsere Abwehrgeschütz heruntergeschossen. külichcr Kriegsschauplatz. Nordwestlich von Lomza und der Bahn nördlich von Goworowa (östlich von Rozan) geht unser Ang.-.st vorwärts. Gestern wurden 189« Russe« gefangen, 3 Maschinengewehre erbeutet. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die auf das rechte Weichseluser übergegangenev Truppe» des Generalobersten v. Woyrsch dringen unter hartnäckigen Kämpfen nach Oste» vor; alle Gegen angriffe eiligst herangeführter russischer Verstärkun - n scheiterten völlig. Die Zahl der Gefangenen ist auf 7 Offiziere (darunter ein Regimentskommandeur) und 1600 Mann gestiegen. — Den in der Verfolgung Ge griffenen verbündeten Armeen des Generalfeldmarsä ' v. Mackensen scheint der Gegner in der ungefähren 1 . Nowo-Alexandrija an der Weichsel—Höhen nördlich Lu u (das gestern nachmittag besetzt wurde) dicht südlich ChvUu erneuten Widerstand leisten zu wollen. Der Feind wirk überall angegriffen. — Während der Kämpfe der deut schen Truppen bei Biskupice—Piaski am 30. Juli sink 4930 Gefangene gemacht und 5 Geschütze, 8 Maschinen gewehre erbeutet. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.L.B. * groß» Kauptqua-tier, 1. August (Wtb Amtlich) Tmgegangen nachm. 4 Uhr Westlicher Krittsschtuplitz: Ein englischer Angriff gegen unsere neuen Stellungen bei Hooge brach völlig zusammen. Ebensowenig Erfolg hatten nächtliche Vorstöße der Franzosen gegen Souchez. In den Argonnen heftige» Artilleriegefecht. Am späten Abend wurden unsere Stellungen auf dem ReichSackerkopf in den Vogesen angegriffen. Der Feind wurde zurückze- schlagen In den Argonnenkämpfen vom 20. Juni bis 20. Juli nahmen wir 125 Offiziere, 6610 Mann gefangen und er- erveuteten 52 Maschinengewehre sowie sehr zahlreiches sonstiger Material festlicher Kriegsschauplatz: Nördlich deS Niemen fanden örtliche Kämpfe statt. Nördlich von Rozan machten wir weitere Fortschritte. Feindliche Gegenangriffe wurden abgeschlagen Im Juli wurden zwischen Ostsee und Pilika 95023 Russen gefangen genommen, 41 Geschütze, darunter 2 schwere, ^Minenwerfrr und 230 Maschinengewehre erbeutet. Unsere, nördlich von Iwangorod über die Weichsel vorgegangenen Truppen wiesen heftige feindliche Gegenan griffe ad. Beim Nachstoß eroberten wir die Höhe bei Podcanicze und machten mehr als 1000 Gefangene Zwischen oberer Weichsel und Bug stellte sich der Feind erneut. Deutsche Truppen warfen ihn im Laufe deS Tages aus seinen Stellungen bei Kuro, (östlich von Nowoalexandria) südlich von Lenczna, südwestlich und südlich von Cholm, sowie südwestlich von Dubinka. Der Feind hat darauf beiderseits deS Bug und auf der Front zwischen Bug und südlich Lenczna den Rückzug fortgesetzt. Eholm ist in der Verfolgung bereits durchschritten. Südöstlicher Kriegsschauplatz: Auf dem südöstlichen Kriegsschauplätze fielen im Juli in die Hände der deutschen Truppen 323 Offiziere, 75719 Mann, 10 Geschütze, 126 Maschinengewehre Oberste Heeresleitung. i Vie kage am si. Juli. (Von unserem LS.-Mi tarbeiter.) M Der Monat Juli schließt mit einer für die deutscher und österreichischen Waffen glänzenden Bilanz. Ihre« günstigen Stand kennzeichnet nichts besser als die vort banger Sorge zitternden Besprechungen Ler russisches englischen und französischen Militärkritiker, die bereits mij dem Fall Warschaus und der übrigen Weichsel- und Njemen-Narew-Festungen als unausbleiblich rechnen imö die Pille im voraus mit strategischen Phantastereien von russischen überlegten Plänen ihrem Publikum zu versüßen " suchen. Angeblich nämlich lo ser sich die Ruffen mit Absicht zurückdrängen, damit sie di, deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen immer weiter von ihren Stützpunkten abziehen und sie in jede; Hinsicht erschöpfen, während die russischen Heere sich au, Lie Hauptlinie ihrer Entfaltung zurückziehen und dort neu, Kraft zur Offensive gewinnen. Lasten wir den Herren dal kindliche Vergnügen dieser militärischen Vogelstraußpot.ti! und freuen wir uns dagegen «m Ler zielbewußten Art, mü die deutsche Heeresleitung ihre wuchtigen Streiche gege« die trotz aller rusfisch-englisch-französischen Wertminderung s Phrasen den Lebensnerv des russischen Aufmarsches bildende, Festungsvierecks zwischen Weichsel Md Bug weiter ins Her/ deS Feindes trifft. i Daß die Russen alles versuchen, diese tödlichen Stöß, abzuwehren, geht aus dem heutigen deutschen Generalstabs bericht ja zur Genüge hervor. Nachdem ihre die wichtig! Eisenbahn Iwangorod—Lublin—Cholm deckende stark! Front bei Biskupice—Piaski gesprengt war, wobei 40 Gefangene, 5 Geschütze und 6 Maschinengewehre in dH Lände der Arm« ÜeL Generalkeldmarschalls v. Mackem ei steten, haben sie auch Lublin aufgeben müssen, Las nai Meldung 'des österreichischen Generalstabs am 30. Lm kurz nach Mittag schon österreichische Kavallerie in sein i Mauern sah. Trotz der schweren Riederich leisten du Rusten von neuem hartnäckig Widerstand. Sie kennen mu zu genau die Wichtigkeit der dortigen Linie, die de; Schlüssel zu den rückwärtigen Verbindungen Iwangorod! und Warschaus bildet, und setzen ihr äußerstes daran, st dem Feinde vorzuenthalten. ^Helfen wird ihnen diese letzte Kraftanstrengung nicht? Die kampferprobten Truppen des Generals v. Macken-e, werden auch den letzten Riegel fortschieben, der dem An griff- auf Warschau von Süden her vorgelegt ist. Da! sie überall auf der ziemlich breiten Front von Nowo Alexandrija bis Cholm den Rusten am Leder sitzen, ver bürgt die Aussicht eines neuen großen Sedans im Osten Um so mehr, als sich die in scharfer Verfolgung der zwischei Pilica-Mündung und Koniece geschlagenen Rusten weite östlich der Weichsel vordringenden Truppen des Generals v. Woyrsch wie ein Keil zwischen Iwangorod und Warschau schieben und im Rücken der Linie Nowo- Alexandrija—Cholm stehen. Auch nördlich von Warschau geht unser Angriff flott weiter fort- und das Vorrücken unseres nördlichsten Flügels in Kurland macht den russischen Strategen schwere Sorgen. Die Russen gehen einem furchtbaren Verhängnis entgegen, das nach mensch licher Voraussicht fast unentrinnbar erscheint. 'Mm lMe! IvMÄocl Ri iceztutomsk Vie Absperrung IvvLngorocls. (Von unserem militärischen Mitarbeiter.) Berlin, 30. Juli. Jetzt hat auch südlich von Warschau die deutsche Zange wieder kräftig angesetzt. Die russische Offensive, die zwischen Weichsel und Bua versucht batte, die rollenden MÄE» '' „-MH MwM, Würfel aufzuhalten, ist schnell zum Stillstand gekommen und hat sich nunmehr in einen völligen Rückzug ver wandelt. Nur Lin ihrem äußersten linken Flügel bet Grubieszow leisten die Rusten noch Widerstand, um den Abzug ihrer Armeen zu sichern. Dieser dürfte sich hinter den Bug in der Richtung Kowel be wegen, ist, da die deutschen Truppen bereits in breiter Front an der Bahnlinie Lublin—Cholm stehen, die nach Kowel in östlicher Richtung weiterführt, in seiner Flanke äußerst gefährdet. Iwangorod ist nunmehr, ebenso wie Lublin, von seinen direkten Verbindungen nach dem Osten ab- geschnitten. Der Garnison der Festung, die unter schwerem Feuer liegen dürfte, steht nur noch der Umweg über Lukow nach Brest-Litowsk offen. Zwischen Iwangorod und Warschau legen sich gefahr drohend die Truppen des Generalobersten o. Woyrsch, die zwischen Pilica und Kozienice die Weichsel überschritten haben. Zwar wird dort noch auf dem östlichen Ufer des Flusses gekämpft, aber der Bericht unseres Generalstabs läßt keinen Zweifel daran, daß die Lage sich hier weiter günstig für uns gestalten wird. Hier wurden bisher acht hundert Gefangene gemacht, bei Piaski—Bikupice viels Tausende. Das zeugt davon, daß gerade hier, wo die Russen besonders starke Kräfte dem deutschen Ansturm entgegenstemmten, auch die Auflösung am stärksten ist. Iwangorod dürfte nunmehr zum Falle reif sein, und der Ring um Warschau und die russischen Armeen im Weichsel- Festungsviereck hat sich wieder wirkungsvoll verengert. Vie Varäanellennöte Lien Alliierten. Der norwegische Militärschriftsteller Hauptmann Nörre- gaard äußert sich im „Morgenbladet" über die Lage an den Dardanellen. Er konstatiert, daß der Erfolg der Ver bündeten in den ersten Tagen nach der Landung gleich null war, und faßt seine Betrachtungen folgendermaßen zusammen: Der Gesamtgewinn sei fünf Kilometer von der Landungsstelle aus. Man könne ruhig annehmen, daß jeder gewonnene Kilometer den Verbündeten mindestens 10 000 Mann gekostet hat, das heißt 10 Mann Tote, Verwundete oder Gefangene für jeden laufenden Meter oder 600 Mann täglich seit drei Monaten. Rechne man alle die dort zugrunde gegangenen oder beschädigten Kriegsschiffe hinzu, so begreife man, auf welch kost spieliges Experiment die Verbündeten sich hier ein gelassen hätten. Wenn die Italiener diese von einer ganz unparteiischen Seite ausgestellte Rechnung zu Gesicht bekommen, dürften ihnen die Haare zu Berge steigen. Trotz der augenfälligen Geneigtheit der Militärpartei, den englischen Lockungen zu folgen und das Dardanellenabenteuer mitzumachen, die in der Preßheye gegen kne Türkei ihren Ausdruck findet, sollte man meinen, daß man in RM angesichts dieser Ziffern