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Weit im Bild KGLLS4ELELTSLLLLLLSSLLLLLLTLLL2LLL2S ScklolZ Bodenstein. Roman von Philipp Franz. (Schlu 18 it neuem Mut und festem Ent- schluß setzte i>ch der Freiherr zu Tisch, nahm seine entfache übend- mahlzut und begab sich zu Veit. Er tat einen tiefen Schlaf, machte am nächsten Margen einen Spaziergang in den Park und suchte dann Iohannes Matten auf, mit dem er sich etwa eine halbe Stunde lang unterhielt. Es war ein Abschiedsbesuch. Ucbcr Nacht war der Entschluß in ihm gereift, Schloß Hohenstein sobald als mög lich zu verlassen. Er wollte sich zunächst dein Gerichte siel- len, um in seiner Duellasfäre eine En schei- dung herbeizuführen, um dann zurückzukeh ren in die Einsamkeit der Berge, die er so ungern verlassen hatte. Was sollte er hier noch? Mit Hohen stein verknüpften sich seit der Flucht Wll- helminens keine angenehmen Erinnerungen für ihn. Keine Erinnerungen, die ihm die Stätte seiner Geburt lieb und teuer mach ten. Wenn er eine zeitlang von einer Wie derkehr alter guter Zeiten geträumt hat e, so war dieser Traum durch das jüngste Duell jäh zerstört worden. Das Haus sei ner Väter war ihm gleichgültig geworden. In Kloster Thron hatte er begonnen, die Geschichte seines Hauses zu schreiben. Diese Arbeit wollte er vollenden. Das sollte das Ende sein. Mit diesen Gedanken beschäftigt stieg er in die oberen Räume des Hauses hinauf, um den Gemächern der „Verlorenen" zum letztenmal seinen Besuch abzustatten. Er riß die Fenster auf, um den Oda- liskenduft, von dem die Atmosphäre durch schwängert war — der Geruch der französi schen Parfums — hinauszulasscn, und der frische.Nordwest, der hereinströmte und die gelbseidenen Vorhänge aufblähte, berührte ihn wie ein erlösender Hauch. „Die Acrzte haben es übernommen ihn mit dem Leben davonzubringen," sagte er mit Bezug auf seinen Nebenbuhler. „Ich glaube nicht, daß Schad nfreude in mem>.m Charakter liegt, aber diesmal wünsche ich doch, daß die Herren Autori.äten im Recht bleiben." Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen, als er das Sankiissimum Mariens — ihr Boudoir — betrat. Es sah darin aus wie nach einer verlore nen Schlacht. Herabgerissenes Seidcnzcug, offen- stehende Schubladen, zerbrochene Statuetten und allerlei Plunder, der auf dem Boden und in den Ecken herumlag. Mit trüben Gedanken wandte er der Stätte seiner ehelichen Leiden den Rücken und trat auf den Korridor yinaus, als lein Blick unwillkürlich in das offenstehende Zimmer der kleinen Zofe fiel, das an die Gemächer Mariens stieß. „Sieh, hier hat das kleine Mädchen et was liegen lassen," sagte er zu sich selbst, indem er das Medaillon gewahrte, das auf dem Tische lag. Er schritt in das Zimmer und nahm den Gegenstand an sich. „Ein weibliches Porträt. — Hm! — Ein hübsches Gesichtchen!" Er hielt Plötzlich inne. „Das ist wahrhaftig die dümmste Ge schichte, die mir in meinem Leben vorgelom- men ist, aber wenn ich auch zehnmal sage, es ist Unsinn, es gibt nicht zwe'mal so strah- lende Augen in d,cr Welt und" — sägte er hinzu — während er auf der Rückseite die Worte: „London City l8l7. H.rmann" tas, „es gibt nicht zweimal ein Potträt, das eine solche Widmung trägt. Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als diese kleine Prin zessin auszusuchen und sie ins Verhör zu nehmen. Wie kann sie zu diesem Bilde ge kommen sein und welche Beziehungen kön nen zwischen ihr und dieser Frau bestanden haben?" Das Schicksal hatte ihn zu geeigneter Zeit daran erinnert, welches Unrecht er an derjenigen, der seine erste Liebe gehört hatte, gutzumachen hatte. Alle die schönen Tage, die er in Gemeinschaft mit Wilhel mine verlebt hat e, stiegen in seiner Erinne rung auf, und er war fo sehr in diese Ge- danken vertieft, daß er es nicht einmal be merkte, als Schritte die Treppe herauf kamen und bald darauf sich jemand in seiner Nähe räusperte. Erst als das Räuspern sich wiederholte, blickw er auf. „Was ist los," sagte er lächelnd, als er das würdevolle Gesicht seines ersten Bedi-n- ! tcn erblickte. „Haben Sic wir etwas zu sagen?" „Ich habe Ihnen dieses Kärtchen obzu- > geben," versetzte der Gefragte, indem er > zwischen zwei Fingerspitzen dem Freiherrn ein zierliches Billett entgegenhielt, auf wel- j chem in ebenso zierlichen Schriftzügen nichts als der Name „Nelly Fifcher" stand. „Und wo befindet sich die junge Dame?" „Im Besuchszimmer, gnädiger Herr." „So bitten Sie sie, sich hier heraufzube- ! mühen. Ich werde sie hier erwarten." Die Schritte des Bedienten entfernten sich, und statt ihrer hörte man bald darauf leichte Mädchcnfüße die Treppe heraufeilen und ebenso zierlich wie das Kättchen, das sie angcmeldet hatte, erschien die graziöse Person der ehemaligen Zofe Mariens vor dem Freiherrn. „Ich bei rächte es als einen sehr glück lichen Umstand, der Sie gerade jetzt bier- hersllhrt,", sagte Herr von Ricthw iler lächelnd, indem er das junge Mädch n auf das Medaillon, das er noch in seiner Hand hielt aufmerksam machte. „Kennen Sie dieses Bild?" „Ich bin dieses Gegenstandes wegen hierheegekommen." „Auf die Gefahr hin, daß Sie meine zweite Frage für unzart ballen werden," fuhr er fort, „in welch m Verhältnis sieben Sie zu diesem Porträt? Ich wü-de Ihnen diese Frage nicht stellen, Fräulein Fischer, wenn von ihrer Beantwortung nicht sehr viel für mich abhinge." § „Es ist das Bild meiner verstorbenen ! Mutter." ,,Hwß Ihre Frau Mutter Wilhelmine?" „Ja. Sie hieß Wilh-lmine Fischen Aber ich vörslhe wahrhaftig nicht, Herr oon Riethweilcr, was alle diese Fragen zu be deuten haben. Ich bin nicht hicrhcrg kom men, um mich einem Verbör zu untettv nsn und Fragen zu beantworten, welche durck den bereits vor m hr als zehn Jahren ei i folgten Tod meiner armen Mutter vollstän big gegenstandslos sind." „Nicht so sehr, als Sie glauben, mein Kind." versetzte der Freiherr. „Meine Fra- f gen sind infolge Ihrer letzen Antwort durchaus nicht so gegenstandslos, als Lie dies anzun hmen beli bcn. Denn der Name Wilhelmine Fischer ist derjenige Name >cm meine erste Liebe und meine erste Vereh ung ghörte und ich empfinde es als eine uhr glückliche Fügung daß es mir verstattet ist, Ihnen dies sagen zu dürfen." Die Konsequenzen, die sich aus diesen warm hervorgestoßencn Worten ergaben, waren so in die Augen springend, di „ es dem jungen Mädchen Angst und Bange wurde. Aber ihr Mißtrauen gegen alles, was mit dieser Angelegenheit zusamn. ' :g, war immer noch so stark, daß sie sich nicht entschlichen konnte, auf seine Enthüllungen einzugehcn. „Ich we'ß nicht, was Sie sagen wollen, Herr von Niethw.ilcr," erwiderte sie. „Soviel ich weiß hat meine Mutter weder Schriftstücke noch sonst etwas hinterlassen, welches mich über ihre früheren Lebcns- schicksale hüt e aufklären können. Es jch en ihr nichts daran gelegen zu sein, daß ich hierüber im ungewissen blieb und so ist es gekommen, daß sich meine kindliche Ver ehrung ausschließlich auf meine Mutier be schränkte, während die Person meines Va ters für mich ein ebenso dunkler und unauf geklärter Gegenstand blieb, als er es für an dere Leute war." „Und sollte Ihre Frau Mutter sich bier- über gegen niemand ausgelassen haben?" „Nein." ! Der Freiherr war merklich ernst gewor- I den und in seinem Gesichte prägte sich em milder, fast leidender Zug aus. „Ich vermute, daß Sie in dieser Sache mehr wissen, als Sie gestehen wollen. Es ist nicht meine Schuld, daß Sie so spät l Ihren Vater finden, und wenn Sie mich i anhören wollen, so will ich Ihnen alles sa- f gen, was Sie darüber aufllären kann, daß ! ich an alledem, was Ihre Mutter in das : Exil geführt hat, schuldlos bin." „Ja," sagte das Mädchen, durch seine Worte bezwungen, „ich habe es g mußt, daß Sie. mein Vater sind, und" — fügte sie bn- zu — „ich habe Sie als meinen Vater ge liebt von d-r ersten S unde an, wo ich oi .s erfahren habe." „Sehen Sie, daß ich recht hatte," cr- I widerte er. „nun, es ist gust daß es heraus j ist und jetzt mein Kind — da ich das önick j habe, diesen Ausdruck im strengsten Sinne des Wortes zu gebrauchen — jetzt, mein Kind, lassen Sie uns dieses Wwdcrsemus freuen. Wir haben uns lange genug hier aufg halten, und da Sie von Ihrer arm-m Mutter so wenig über ihr hiesiges Leben er fahren haben, so will ich Ihnen Rede stehen." „Sechs Schuh unter der Erde!" philo sophierte Hieron mus Wippchen, als er am Morgen während der Bcerdigungsfeierlich- keiten der Frau Forstrat Günter am Fuß weg hinter der Kirchhofsmauer stand, und mit seinem struppigen Kopf auf die vielen ernst dreinschauendcn Mensch nkiuder blickte, die da drinnen um die noch offene Geube versammelt waren, in welche man soeben Sen Sarg hinubgetassen hatte „Das ist der teste Platz, sich auszur hon! Da ha: >mn Feit, sich auszustrecken und sich's bequem zu machen! Hier herrscht kein Ansehen ocr Person. Wir müssen M. denselben V?g und drei Schaufel Erde ist rlles, was wir von irdischen Schätzen mitt. ommen." Ä 4- -s -rÄ Ä Ä Ä-L Ä--SÄÄÄSSSSLÄ-.S::- Well IM Bll» LL LLL - - . ...» einem fünfzehnjährigen Ehekursus aus dem Handwerker einen gewand.cn Kaufmann ge macht, der eine bedeu ende Klavicrhändlung in der fernen Großstadt betrieb. Gottliebs Schwester Christine hatte den Dornhof über nommen, wo sie ein strenges Regiment führte, und dieses, sowie eine schlimme Ver krüppelung ihrer Hüfte hatten d m alten Fräulein den Spitznamen „Prinzessin Krummdorn" eingetragen. Zwischen ihr und dem Ehepaar in der fernen Stadt bestanden keine zärtlichen Be ziehungen; seit Jahren waren die Städter nicht mehr nach dem Dornhof gekommen, und erst eine Depesche, wonach Christine sterbenskrank war, hatte diese hurtige Reise veranlaßt. Der steile Weg ging jetzt ab wärts. „Noch durch dieses kühle Tannenge wölbe," ries Gottlieb, „dann sind wir am Ziel. Ist es hier nicht wunderschön?" „Nun ja," erwiderte Alice, „bittest du einen Wagen bestellt, könnten wir die Schön heit ungeichwächt genießen." „Du mußt aber immer dafür sorgen, daß ich keinen ganzen Genuß habe, immer wird mir ein Stück herausgerissen, und ick mag nun einmal keine geflickten Genüsse." „Ach." erwiderte er, „die Gründe wegen des Wagens habe ich dir dargelegt, und den Genuß zerstörst du dir selbst durch Unzu friedenheit Denke doch mal au meine Schwester Krummdorn. Wann hat sie je mals einen ganzen ungestörten Genuß ge habt?" „Solch elendes Leben hätte ich nicht führen mögen," erklärte sie. „Krummdorns Leben war nichts als ein Dornenpfad, wie es für mich dieser Weg nach dem Dornhof war." Da lag der Hof nun vor ihnen. Eine alte Magd faß im Sonncnglanz auf der Bank vor der Tür und weinte. In diesem Arwcnblick tönte aus dem Schlafzimmer zu ebener Erde ein mattes Glöcklcin. Ein Schauer überlief die beiden Angekommenen, war es doch, als ob der Tod selbst mit der schwingenden Schelle in den Knochenfingern das Zeicken zum Ab schied gäbe In stürmischer Aufwallung des Mitge fühls wollte Frau Alice in das Hintere Zimmer eilen, aber die Magd drängte sie zurück. „Der Arzt hat Ruhe bekohlen." sagte sie in ihrem rauhem Platt. „Ich muß doch erst sagen, daß Sie hier sind." Gottlieb Zährte seine Frau in den Wohn raum neben dem Krankenzimmer. „Der Empfang ist vittv-rheißend," be merkte Alice ironisch. „Die Magd bestimmt, ob der Bruder zugclassen wird." In ihrem Innern tauchte aber die schreck liche Frage auf, um wieviel diese breite, be häbige Magd ihr Erbe schmälern würde. Bald brachte diese die Meldung, daü die Kranke vorläufig ihren Buder allein sprechen wolle. „Du siehst, wie überflüssig ich hier bin," sagte Alice spitz. Ihr Mann schritt auf den Zchenfpitzen ins Krankenzimmer, und Alice hörte die Beiden sprechen. Offenbar redete die Kranke ihrem Bruder zu, den Hof zu übernehmen und dieser bemühte sich, dem Gespräch eine andere Wendung zu geb.n. O weh. dachte Alice, jetzt setzt sie ihm diese Twuse in den Kopf. S, schlich zur Tür, und hörte, das Ohr am S üssclloch, deutlich die Kranke seufzen: ergaben. Die Rosen „O. wie glücklich bin ich hier gewesen! ^ch , w st der schien ihr Lebcusrad in der Erinn war ein Krummdorn, aber Gott hat mir rung ein Stückchen zurückgcschmn rt zu sein. Es war, als ab pc fangen spielte mit munteren Gespielen, dann, als ob sie Unter, richt gäbe. „Gotlueb, sag' noch einmal: a, b, c, d;" Dann war sic im Gespräch mit ihrer Mutter. „Mütterchen," rief sie, „jetzt kann ich den Psalm!" Sie deklamierte: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln." Bei den Worten „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang," verließ sie das Gedächtnis. „Mütterchen, flehte sie, „ich kann nicht weiter, hilf mir doch!" Alice und Gottlieb sahen beängstigt das Zucken ihrer Finger, konnten aber nicht helfen. „Wäre doch ein Pastor hier," flüsterte Alice. Zum Glück trat die Magd ein, als die Kranke wieder fast weinend ries: "mein Leben lang." „Und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar," sagte die Magd, und die Sterbende sprach es freudig nach. „Sieh, Mütterchen," frohlockte sie, jetzt kann ich den Psalm. Wie glücklich bin ich." Ihr Kopf sank auf die Brust, ihr Lebens- licht war erloschen. Als das Ehepaar abends im Milch wagen zum Bahnhof fuhr, waren Alicens Augen noch immer feucht. Sie sagte kaum ein Wort, aber wie eine göttliche Kraft trank sie die reine Luft, die köstliche Stille. Als die Sonne sank, die dunklen Berge mit ihrem Gold wie mit einem Hauch von Heiterkeit umwebend, schmiegte sie sich innig an ihren Gatten mit den Worten: „Ach, könnte ich einmal so selig sterben wie droben die Sonne und hier unsere edle, sonnige Prinzessin Krummdorn!" Aus der Harfe ihrer Seele klang eine. süße Verheißung, daß sie hier aus dem Lande aus ihrem Innern schöpfen werde, was sie so sehnlich begehrte: ganzen, unge- trübten Lebensgenuß. reiche Blüte geschenkt, und mir überall Rosen auf den Wog gestreut." Ein Röcheln folgte dem Satz, dann war Stille. Ihr Gatte kam heraus und erklärte, daß sie nach dem Sprechen ganz ermattet hingesunkcn sei. Alice weinte von Herzen, und unterbrach ihr Schluchzen nur durch den Ausruf „Un- glaublich, daß sie noch ihr Glück preist." Alice war durchaus keine „Kratzbürste", im Gegenteil, bemühte sie sich, ihre Mit- ! Menschen zu lieben und würde in ihre Liebe sicher auch die Schwägerin eingeschlossen ! haben, wenn diese ihr nicht hart und ge- fühllos, roh Erschienen wäre. sie sah in der Bäuerin ein Mannweib; sie war bei einem : Besuch auf dem Hof selbst Zeugin gewesen, wie die Schwägerin eigenhändig Holz hackte und den Maurer spielte, um eine stelle ihres alten Hauses auszubessern; doch abgesehen von diesem Gegensatz der äußeren Betätigung gegen sie, die seelenvoll Klavier f und Orgel spielte, wie verdorrt mußte das ! Herz der Prinzessin Krummdorn sein, die infolge ihrer Verkrüppelung lieb- und glück los geblieben war, und sicher nie eine sanf tere Gefühlsregung gekannt hatte. Das Herz der Schwägerin war nach Alices Mei nung ein Stück Holz, ihr eignes eine Harfe, die sie mit Fleiß zu den edelsten Tönen zu stimmen bestrebt war. Erst nach dem Mittagessen ging Alice zu : : der Bewußtlosen. Die Augen der Kranken waren ge schlossen und ein Sonnenstrahl beleuchtete die Hände, die erregt zu spielen schienen, als ob Gedanken sie belebten. Das Fenster war geschmückt mit Rosen, und einer Rose gleich, mit fieberndem Gesicht lag die Kranke da, ein glückliches Lächeln auf den Zügen. Wortlos starrte Alice sie an. Da plötzlich begannen die Lippen der : Bäuerin sich zu bewegen, und nun sprach sie mit einer Weichen, trauten Stimme, die ganz verschieden war von dem Ton, den Alice an ihr kannte, die wie eine Quelle aus einer verborgenen Tiefe der Seele zu rinnen schien. Sie nannte Namen: „Karl und Luise" konnte man hören: „Es ist selbstver- i stündlich," sagte sie im Traum, „daß ich während der Reiss hier bleibe und für, die Kinder sorge." Dann schien sie mit Kindern zu spielen, die sie mit Kosenamen rief. Dann ein Rotkehlchen zu streicheln, und jetzt nach einer Pause wurde das Spiel ihrer Finger erregter. „Liebster Karl," sprach sie, „du darfst mich nicht heiraten. Ich bin jetzl verkrüppelt, und Verkrüppelte heiraten heißt, auf viele Lebensfreuden verzichten." „Nein, nein, ich lasse dein Opfer nicht ! zu!" „Was heißt das," fragte Alice angstvoll ihren Gatten? „Nun, Karl war ihr Bräutigam, sie hat selbst die Verlobung aufgehoben, als ihr das Unglück auf dem Eise zustieß." „Was, ist Christine nicht von Jugend auf verkrüppelt gewesen?" „Bewahre, erwiderte er, „sie ist mit - 20 Jahren auf dem Eise gefallen." Alice war es, als ob ein Blitz vor ihr niederginge, dunkles Rot überzog ihre Wangen. Die Kranke schwieg. Jetzt begann sie zu lachen, lustig und hell wie ein Kind. „Haha, ich habe gewonnen! Ich darf die Blumen für den Geburtstag der Leh rerin mitbringen." Und wieder eine Pause, /^s blühten wohl die Rosen Auf unsres Gartens Beet, Als drüberhin Trompetenrus Des Kriegers Sturm geweht. Dann schicktest du vom Garten Ein welkes Rosenblatt, Daz trauernd auf dem ersten Schnee Daheim gelegen hat. In halbzerstörter Scheune Erhielt ich ein Paket. Darinnen lag das erste Grün Bon unserm Rosenbeet. Jetzt prangen wohl die Rosen, Wie jedes Jahr, daheim. Und wenn sie wieder welken Was wird dann sein? NI»«<