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«SSSSSSSSSSSSVSSSSSSASSSSSSSSSSSSSSSSN Welt im Bild Die Maus in der Granate Wir hatten in einem Dörfchen zwischen St. Just und Paris nach erschöpfenden Tagesmärschen abends tvtmüde Quariier bezogen. Der Ort war von den Bewohnern fluchtartig verlassen ^vorden; nur einige aufgestörie Zwei- und Vierbeiner begrüßten unseren Einzug. Kaum konnten wir schnell genug ins Stroh gelangen. Eine ganze Anzahl von uns erwischte aber auch Betten, unter ihnen auch ich mit zwei Mann meiner Korporalschaft. Natürlich zogen wir die Stiefel ans, während man sich es im übrigen nicht allzu bequem machte, da wir auf die Möglichkeit eines nächtlichen Alarms schon vorbereitet waren. Richtig kam er auch gegen 8 Uhr morgens hin. Trotzdem uns noch das Blei in allen Gliedern stak, natürlich nicht Blei aus Franzojenflinten, ivar alles in wenigen Sekuirden lebendig und stürzte an die Gewehre. Wir sprangen zunächst in unsere Stiefel. Dabei sagte mein Kamerad L. zu mir: „Du, mir müssen in der Nacht die Zehen gewachsen sein, — der linke Stiebel is mir vorne zu kurz!" Doch vorwärts ging es wie ein Welter. Schon legte die feindliche Artillerie los. Kaum waren wir zum Dorfe hinaus, da krepierte eine Granate in unserer Nähe. Wir hatteir uns aui Kommando zu Boden geworfen. L. stand nicht wieder auf. Dagegen rief er uns zu: „Zieht mir doch mal den linken Stiebel ab, da hat mich das Dmg getroffen!" Richtig, der Stiefel ivar arg mit genommen. Aber als mir ihn entfernten, fiel kein Granatsplitter heraus, sondern eine tme Maus. Großes Hallo, — die Franzosen schießen mit toten Mäusen! Ein Kamei ad von der Wateikant meinte in Erinnerung an ein antikes Vorbild: „Se wullen uns iviesen, dat sie in Paris noch keen Fleesch- mangel nich hebben!" Natürlich war die Maus nachts in den Landmehrstiefel ge krochen. »SH-sT TT TL T L ) T L L TLLL TTLL TTLt Der verkannte Turban. „Was, Otto? Alle Achtung vor die Kerls, det sie noch mit so'n verbundenen Kopp fechten?!" Ein Papagei als Nuhcstifter. Der Wirt eines Kaffees im Stäbchen K. in Russisch- Polen hat einen Papagei, der eine ganze Reihe Worte zu sprechen gelernt hat. Unter der Hand nun hatten sich mehrere Offiziere der deutschen Besatzung zu Lehrern des Vogels gemacht und ihm mährend einiger Tage, an denen sie einquartiert waren, den Namen Hindenburg vorgesagt. Das Tier chen war ein so aufmerksamer Schüler ge wesen, daß es eines Nachmittags, als die Stube voll heftig debattierender Polen sitzt, laut ein um das andere Mal „Hindenburg! Hindenburg!" ausruft. Wie von einer Ta rantel gestochen, springt die ganze Gesell- schaft auf und eilt weg. Das Veilchen. Der altgriechische Name des Vellchens ist Jon. Schon in den ältesten hellenischen Zeiten gehören die Veilchen zu den beliebtesten Blumen der Despoinrden, d. h. der vornehmen Frauen und Mädchen Athens und durften in keinem Strauße Stuf dem Schlachtfeld. Das Schlachtfeld dampft vom roten Blut, Das heiß der Tod vergossen; Der Grund zerwühlt in Kampfeswut Von Rädcin und von Rossen. Von stummen Streitern dicht bedeckt, Die für die Heimat starben, Als hält' die Sense hingestreckt Unzähl'ge volle Garben. Nie der Vernichtung Trümmerpfad So schwer von Schaudern grüßte, Kommt jemals wieder Fricdenssaat In solcher Todeswüste? — Doch bei getürmten Leichenhauf, Wie leise Lcbenskunde, Tut blau ein Veilchcnaug' sich auf Aus dem zerstampften Grunde. An des Granatenkraters Rand, Wo wild der Tod gewütet, Blüt's einsam, als hätt' Gottes Hand Sein zartes Werk behütet. Befreit schluchzt auf das bange Herz, Danktränen leise fließen. Auch unter rauhem Waffenerz Wird wieder Frieden sprießen! Bleibt nur ein Blümlein noch so scheu Zu sllllen neu die Erde! Ein Fünkchen nur, das wieder neu Zur Lebensslammc werde! Otto Bergmann. fehlen. Das Veilchen war das Sinnbild des jährlichen Wiederaufblühens der Erde und bezeichnete wegen seiner dunklen Farbe und wegen seiner zur Erde geneigleit Blume den Tod. Aus diesem Grunde wurde das Veilchen im Dienste der Cybele verwendet und init dein Raube der Persephone ver- ivebt. Ja, die Tochter des Atlas wurde, da sie vor dem Apollo floh, in ein Veilchen verwandelt. Demütig und sittsam verbirgt sich noch heute die liebliche Blume unter den Blättern. In Athen sah man die Veil chen in sämtlichen Gärten; daher hieß die Stadt auch die „veilchendnitende". Die Damen der Serails bereiteten sich aus den frischen Veilchenblnmen eine Konserve, die Blüten wurden auf Fäden gereiht und ver zuckert. Der Veilchensyrup wird zur Her stellung eines angenehm riechenden und wohlschmeckenden Scherbels benützt. Fort mit den Fremdwörtern'. Tas Mliformtragen der preußischen Könige. Die preußischen Könige trugen — was ihnen die anderen Fürsten bald nach- machleu — seit 1719 stets Uniform. In jenem Jahre vertauschte Friedrich Wilhelm 1. feine ZivilkleidungsbraunerRock mit englischen Aufschlägen und rote mit Silber bordierte Weste) mit der Uniform seiner Fußgarde. Von deli späteren Königen trug nur Friedlich Wilhelm 1U. nicht immer Uniform. Häufig iah man ihn in einem enganschließenden, fest zugeknöpften blauen Leibrock und der einfachen Landwehrmütze. Auch Kaiser Wil- Helm l. trug auf seinen Badereisen stets Zioilkleidung. Französische Liebenswürdigkeiten für England. In einer Sondernummer des fianzösischen Witzblattes „Os Rirsh die vor 15 Jahren erschien und ganz den Engländern gewidmet war, finden wir viele „Herzens ergüsse", die zeigen, daß es eine Zeit gab, in der man den „lieben Bundesbruder" besser und richtiger zu beurteilen verstand als heilte. Wir lesen dort eine Reihe Aus sprüche, die das perfide Albion geradezu herrlich charakterisieren. Z. B.: Ertrinkende klammern sich im Sturm an ein siukenaes Wrack. Ein englischer Luxusdampfer fährt stolz und achtlos vorbei, denn: Tims is monoz! Zeil ist Geld. — Napoleon auf St. Helena: „Ich habe alle Völker besiegt und .das feigste hält mich nun gefangen!" Belohnte Verdienste. Auf dem Haupt bahnhofe hält ein Gefangenenzng. Unter den gefangenen Franzosen befindet sich auch ein Turkä, der ein Pappschild mit folgender Aufschrift um den Hals hängen hat: „Gebt dem Kerl ordentlich zu fressen, denn er hat uns sieben englische Schützengräben verraten! M . . ., Feldwebel." Nachdruck aus dem Inhal« d. BI. verbalen. Verantwortlicher Bedakreur A. Ihring. Dc ck an. Verlag v Ihring <2 Fahrenholz G. m. b. H., Berlin 80. 16. Gratisbeilage öum „Wochenblatt für Wilsdrirff und die Umgegend Verla, «rthar Asch««*«, WUadraA xv ss Unser Bild führt uns nach dem östlichen Kriegsschauplätze und zwar nach dem russisch-polnischen Kreisort Andrejew im Gouvernement Kjelzy an der Eisenbahn Iwangorod-Dombrowo, wo jüngst die erbitterten Kämpfe stattfanden. Der Ort ist sehr hart von der Kriegsfurie mitgenommen worden. Die Kirche ist, wie wir aus dem Bilde sehen, zum größten Teil durch die Treffer der schweren Artillerie in Trümmern gelegt worden und die Bäuerinnen, welche in ihrem Sonntagsstaat gekommen waren, ihre Andacht in derselben abzuhalten, haben den gewiß sehr beschwerlichen Weg umsonst gemacht.