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Ebuterne fanden Artilleriekämpfe statt. Nächtliche Angriffs- j versuche des Gegners in den Dünen wurden abgewiescn Südöstlich Ebuterne sind Jnfanteriekämvfe im Gange Die milikänschen Anlagen in Luneville wurden mit Bomben belegt festlicher Kriegsschauplatz: Nordwestlich Szawle machten unsere Angriffe gute Fortschritte. Kuze wurde im Sturm genommen Feindliche Gegenstöße scheiterten 8 O'fiffeie, 3350 Mann und 8 Maschinengewehre waren unsere Bente. Südöstlich der Straße Mariampol-Eowno haben die Kämpfe gegen von Süden herangekommene Verstärkungen erneut begonnen Nördlich Pizasuy?z wurden weitere l50 Gefangene gemacht Unserem Einbruch in die feindliche Linie sndl'ch Bo -limow folgten in der Nacht russische Gegenangriffe, die sämtlich erfolglos blieben. Die gewonnenen Stellungen find fest in unserer Hand. Unsere Beute stieg an dieser Stelle auf !6b0 Gefangene, 8 Geschütze, darunter 2 schwere und 9 Maschinengewehre Südöstlicher Kriegsschauplatz: Die Brückenköpfe von Sieniawa wurden gestern wieder genommen. Ter Gegner ließ über 5000 Gefangene in unserer Hand. Nächtliche GegenangrUe des Feindes scheiterten. Auch östlich Jaroslau und östlich Przemysl lebt der .Kampf wieder auf. Die Truppen des Generals von Lin- stngen haben Mlyniska genommen Der Angriff auf Zybac gow ist im Fortschreiten. Oberste Heeresleitung * .«reue Beute im Handelskrieg. London, 11. Juni Das Reutersche Bureau meldet folgende Taten deutscher Unterseeboote: Das englische Fischersahrzeug .Nottingham" ist versenkt, die Besatzung gerettet worden. Das englische Fischerfahrzeug „Velocity" ist in der Nordsee versenkt worden: die Besatzung wurde ge rettet, nachdem sie 53 Stunden lang in einem Boot ge wesen war. Ein deutsches Unterseeboot hat die Fischer fahrzeuge „Tunisian" und „Castor" aus Grimsby ver senkt, die Besatzungen sind gerettet. Ebenso ist das eng- luLe Fuchersahrzeug „Saturn" versenkt worden; die Be sa uug landete in Northfields. Per Dampfer „Erna Bo dl" ist gesunken; er war torpediert worden. Die Mannschaft landete in Harwich. Der Dampfer war früher in deutschem Besitz und war als englische Prise erklärt worden. ' Rotterdam, 11. Juni. Die englischen Kutter „Qui vive" und „Edward" wurden in der Nordsee von einem deutschen Unterseeboot durch Bomben versenkt.- Die Besatzung war in die Boote gegangen. Das Boot des „Edwaro" wurde aber versehentlich von dem Unterseeboot in den Grund gefahren, worauf die Besatzung von dem Boot des „Oui vive" ausgenommen wurde. Nach vier Stunden wurden sie von dem holländischen Dampfer „Gelderlaud" ausgenommen und nach Rotterdam gebracht. Die Besitzungen zählten zusammen 10 Mann. Keiner wurde verletzt. Der Posldanipser „Megantic" von Liverpool nach Montreal wurde kurz nach der Abfahrt von drei deutschen Unterseebooten verfolgt. Der Kapilän fuhr mit voller Kraft im Zickzack und entkam, nachdem er drei Meilen verfolgt worden war. — Der englische Segler „Expreß" wurde von einem deutschen Unterseeboot tor pediert und versenkt. Drei Mann der Besatzung wurden durch einen dänischen Segler in Plymouth gelandet. Durch einen Zeppelin vernichtet. Der „Nieuwe Rotterdnmsche Courant" meldet auS Maasiluis (am nördlichen Arm der Maas, westlich bei Rotterdam): Ein holländisches Fischmahrzeug landete heute nachmittag in Maassluis die Bemannung zweier englischer Kutter namens „Welfar" und „Lanretina", zu sammen acht Mann. Während diese -L-chstse in der Nord see in einer Entfernung von 30 Meilen von der Maas mündung fischten, wurden sie von einem Zeppelinluftschiff angegriffen und mit Bomben beworfen, die auch trafen und die Schiffe versenkten. * V!e „Mäilli" im Schnarren ^leer. Ein russisches Torpedoboot versenkt, ein zweites^ beschädigt. Der zugleich mit dem Panzerkreuzer „Goeben" (jetzt „Sultan Jawus Selim") in die türkische Flotte einge reihte geschützte deutsche Kreuzer „Breslau", jetzt „Midilli", hat der russischen Schwarzmeerflotte wieder einmal die Zähne gezeigt und ihr schweren Schaden zugefügt. Aus Konstantinopel wird berichtet: Während einer Operation unserer leichten Flotte im Schwarze» Meer in der letzten Nacht griff die „Midilli" zwei große russische Torpcdobootszcrstvrer vom Typ „Bespokoiuy" an, versenkte den eine» und beschädigte de» ander». Die 1913 und 1914 vom Stapel gelaufenen Torpedo bootszerstörer der genannten Klasse haben eine Wasser verdrängung von 1100 Tonnen, eine Geschwindigkeit von . 34 bis 35 Knoten und sind mit drei 10,2 Zentimeter- Geschützen bestückt. Ihre Besatzung beträgt 125 Köpfe. Ein italienisches ll-Voot versenkt. Wien, 12. Juni. Amtlich wird verlautbart: Das italienische Untersee boot „Medusa" wurde durch eines unserer Unterseeboote in der Nordadria - torpediert und versenkt. Zweiler Offizier, vier Mann gerettet und gefangen. Flottenkommando. Zum erstenmal in der Geschichte des Unterseeboot krieges hat ein Kampf zwischen zwei Unterseebooten statt gefunden. Lum erstenmal ist die Versenkung des einen Bootes durch das andere gelungen. Die „Medusa" war ein Unterseeboot vom Typ „Fiat", 1911 erbaut und hatte eine Besatzung von 17 Mann. Ihre Geschwindigkeit betrug über Wasser 14, unter Wasser 8 Knoten. Weitere U-Booterfolge. Aus London wird berichtet: Die französische Bark „La Liberts" mit einer Ladung Kohlen wurde auf der Höhe von Lundy Island von einem Unterseeboot durch Bomben zerstört. Der russische Dampfer „Danio" aus Archangelsk wurde in der Nordsee durch ein deutsches Unterseeboot versenkt. Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus wurde der schwedische Dampfer „Otago" torpediert. DI? » Schätze Kaden Flügel; O Ckre läKt äen Lüget; H Hust kommt LUS cksm Lüge!. K T vis ^ugenci kält. T Vaul Fleming (1642) « Sy E O » Besatzung landete in Shiels. Die bereits gemeldeten Ver senkungen der englischen Schiffe „Laurestina" und „Edward Wellfare" aus Lowestoft, „Lotty" und „Cardiff" a; Grimsby durch Unterseeboote wird bestätigt. frankreicks artilleristische Mangel. Di« Erregung in Frankreich über die artilleristische Unterlegenheit der eigenen Armee hat jetzt zwei Opfer gefordert: General Baquet, Chef der Direktion der Feld artillerie und ihres Munitionsersatzes, wurde seiner Stellung enthoben und durch General Bourgeois ersetzt; General Sainte Claire Dsoille, Inspektor der. Abteilung für technische Studien und Versuche bei der Artillerie, verlor gleichfalls seinen Posten, den General Dumezil erhielt. „Matin", „Journal" und andere Blätter fahren fort, zu erklären, daß alles Heil von der reorganisierten Kriegsindustrie zu erwarten sei. General Cherfils protestiert im „Echo de Paris" gegen solche Übertreibung und betont den Wert des Soldaten. Cherfils schreibt: „Mackensen hätte die Russen nicht geschlagen, wenn seine Truppen nicht das Werk der Artillerie gekrönt hätten." Die „Information" erklärt in einem Leitartikel, die Folgen der unzureichenden Vorbereitung für den Krieg seien hart für Frankreich, aber die begangenen Fehler würden jetzt gutgemacht. Zu Schwarzseherei sei nach Entdeckung des Übels kein Grund mehr vorhanden. Man dürfe nicht Mutlosigkeit verbreiten und habe keineswegs die Pflicht, alles zu sagen. Man dürfe die leitenden Männer in Frankreich nicht des öffent lichen Vertrauens berauben, da man sie doch nicht ersetzen könne. Das Blatt bedauert weiter, daß Bulgarien, Rumänien und Griechenland scheinbar nicht für den Vier- aerband gewonnen seien. Serbisches Vordringen in Albanien. Rom, 12. Jun,. „Corriere d'Jtakia" meldet: Eine Abteilung Serben hat Popradez, Starco, Lugne und Kemenica besetzt. Eine andere Abteilung, bei der sich auch Montenegriner be fanden, besetzte Dankatjai und Kuma und rückte bis Premesi vor. Sie scheint die Zaorina-Ebene besetzen und gegen Alessio vorstoßen zu wollen. Die Serben rückten ferner von Elbassan aus vor, überwanden den leichten Widerstand, welcher ihnen entgegengesetzt wurde, und be setzten Tirana. Man erwartet eine sofortige Aktion gegen Durazzo. * SrsosgloseKeschieZung eleräalmatmiscken Küste Aus Wien wird vom 12. Juni berichtet: Sonnabend morgens erschienen um 4 Uhr 15 Einheiten der italie nischen Flotte vor Ragusa—Vecchia und bombardierten die Eisenbahnstrecke Uskoplje—Zelenika, die vor Ragusa eine große Schleife bildet. Als sich die Flotte der Küste näherte, fuhr gerade ein Zug talabwärts und wurde be schossen, erreichte aber unversehrt die Station, wo er in gedeckter Stellung das Ende des Bombardements ab- wartcte. Die Italiener verschossen 100 Granaten und konnten nur an einigen Punkten geringfügige Schäden an der Bahnstrecke erzielen. Der Gesamtschnden beträgt höchstens 200 Kronen. Nach 30 Minuten stellten sie das Feuer ein, dampften gegen Ragusa und beschossen dort den Leuchtturm. Um 9 Uhr vormittags war die Bahn strecke bei Ragusa—Vecchia wiederhergestellt. Die Deutschenhetze in Italien. Der „Secolo" fordert in einem langen Artikel unter der Überschrift „Die Deutschen in Italien und die deutschen Italiener" alle Bürger auf, Tag und Nacht ans der Straße und in öffentlichen Lokalen alle Fremden unab lässig zu beobachten und über ihre Beobachtungen aus führlichen Bericht an die Polizei zu schicken. Das An zeigen „dieses Gesindels" werde angesichts der zahllosen Deutschen, die noch in Italien weilen und ihre Beziehungen zu Italienern, auch zu Offizieren und Beamten, aufrecht- erhalten, zur heiligen Pflicht. Man wisse, wie ungeheuren Schaden in Frankreich und Belgien deutsche Spionage angerichtet habe. Einen einzigen Spion unschädlich machen, sei oft verdienstlicher als ein ganzes feindliches Regiment vernichten. kleine kricgspokk. Bcrlin, 12. Juni. General der Infanterie Tülff 0. Tschepe und Weidenbach ist mit der gesetzlichen Pension unter Verleihung des Roten Adlerordens erster Klaffe mit Eichenlaub und Schwertern zur Disposition gestellt. Danzig. 12. Juni. Das Ostseebad Zoppot hat den Generalobersten 0. Mackensen zum Ehrenbürger er nannt. Wien, 12. Juni. Die Russen flüchte» über die Reichs- »renze, nachdem sie die letzte» Stcll»ngcn in der Bukowina anfgcbc» mutzten. Die Armee Pflanzer errang bei Horo- deuka den Übergang über den Dujestr, stürmte mehrere andere feste russische Stellungen und machte 5000 Ge fangen«. Wien, 12. Juni. Trotz vielfacher Angriffe gelang es üen Italienern am Jsonzo nicht, an irgendeiner Stelle in der österreichischen Kampffront festen Fuß zu fassen. London, 12. Junt. Nach den „Daily News" sind bei oer gemeldeten Torpedierung der beiden englischen Torpedoboote durch ein deutsches Unterseeboot ungefähr 30 Mann ertrunken, während 41 gerettet wurden. Politische kunäschav.> Veulkeke» kelck. * Seitdem die Zufuhren von roher BaumSolle^SUS Italien infolge der kriegerischen Verwicklungen aufgehört haben, sind von den Behörden Erhebungen darüber an- a-stellt worden, wie weit die vorhandenen Vorräte leibst L^i einer längeren Kriegsdauer ausreichen würden. T' * Kriegsrohstoffabteilung des Kriegsministeriums hat am 3. Juni mit den maßgebenden Vertretern von Industrie und Handel eine Besprechung über die Bewirtschaftung der Baumwolle für die nächste Zeit abgehalten. Auf Grund der Erhebungen ließ sich erkennen, daß wir erfreulicherweise bei den vorhandenen Mengen und den Zahlreichen Strecknngsmöqlicki'elt-n in keine Schwierigkeiten gecal-.n. (isicullwo.! s zw.ckma ;!g, iwou ,ctzc eiucn' vorsorglichen Wirtschaftsplan aufzustellen. Auf diese Weise wird es sich unschwer ermöglichen lassen, die deutsche Baumwollindustrie auch in dieser Zeit, naturgemäß unter gewissen Einschränkungen, im Interesse des Heeres und der gesamten deutschen Volkswirtschaft weiter zu führen. Nicht vermeiden läßt sich eine Beschränkung für Herstellung von Waren, die als Luxusgegenstände an zusprechen sind. Bei den zn treffenden Maßnahmen wird der wichtigste Gesichtspunkt immer bleiben, zuerst das Heer und dann die notwendigen Bedürfnisse der Zivilbevölkerung zu berücksichtigen. 8ckwelr. X Der einer Anregung des Papstes entsprungene PklM zur Unterbringung von verwundeten Kriegern in der Schweiz scheint jetzt Tatsache zu werden. Der vatikanische „Osseroatore Romano" teilt mit: Die Anregung des Papstes auf Überführung der zum Kriegsdienst untaug lichen kriegsgefangenen Deutschen und Franzosen auf schweizerischen Boden habe vollen Erfolg gehabt. Dem nächst sollen 20 000 Mann nach der Schweiz gebracht werden. Auch kranken und verwundeten Gefangenen, die noch diensttauglich werden können, denen aber unter den obwaltenden Verhältnissen keine entsprechende Pflege zu teil werden kann, obwohl sie sie sehr nötig hätten, schenkt der Papst seine Aufmerksamkeit. Er steht darüber mit der Schweizer Regierung und anderen Regierungen in Unterhandlungen. Einige Regierungen haben bereits eine Zulage gegeben. 6oÜLNck. X In' der Kammer hielt der Ministerpräsident eine Rede gegen Vie Kriegshetzer. Er sagte, es gibt Leute, die aus den Krieg hintreiben, es gibt Leute ifi unserem Lande, die tagaus, tagein darauf aus sind, eine künstliche Kriegsstimmung ins Leben zu rufen. Dies Spiel wäre sehr gefährlich, wenn unser Volk einen' entzündbareren Charakter hätte, als es ihn glücklicherweise besitzt. Ich b:n überzeugt, daß der gesunde Msnschrnuersiand unserem Volke den Weg zeigen wird. Die Verantwortung für jene Sache fällt diesen Leuten zn, aber das Volk geht seinen Weg selbst und wird sich nicht in den Krieg treiben lassen. Die Niederlande sind zum Kriege bereit, wollen aber den Frieden! Ich bin sicher, daß unsere Neutralität segfleht durch den Wiuen unseres Volkes. bckcvcclcn. X Die Engländer erbrechen jetzt auch sch!aeb!ir-,a Postsendungen. Das ^Svenska Dagbladet" erfährt von unterrichteter Seite, daß die englischen Postbehörden die an Postsendungen angebrachten Bleiplomben erbrochen haben. Die englische ZeMur hat nicht nur gewöhnliche, sondern auch eingeschriebene Sendungen geöffnet. Die schwedische Generalposileitnng hat einen näheren Bericht eingcsordert, der sofort dem König eingereicht werden soll. Dazu schreibt das der Regierung nahestehende Blatt: Die vollkommene Rücksichtslosigkeit, mit der England den neutralen Lelegrammvertehr behandelt, ist nun auf amt liche, rechtlich unantastbare Versiegelungen ausgedehnt worden. Die vorliegenden TatsckHen sind so ernst, daß man nicht gern die sich aufdrärch nden Betrachtungen ab- fassen will, ehe die amtlichen Berichte darüber vorliegen. Aber man fragt sich doch, ob wir die englische Post über unser Gebiet befördern sollen, wenn nur felbst derartm bei.andelt werden. x „Sveuska Morgenbladet" berichtet in feiner Nummer vom 11. Juni über von englischer Seite mücr-iommeäe piu.xpe Versuche, die schwedische Presse zur Teilnahme an der zielbewusitcu Den, scheu Hetze durch Bestechung zu bewegen. Das große englische Annonceubureau London, gleichzeitig Vertreter des Handelsministeriums, sandle mehrfach dem „Sveusla Morg nvladet" Artikel, in denen die Deutschen alb Barbaren geschmäht werden. Das Bureau bot für die Ausnahme der Artikel Bezahlungen ' an: L-olche Ergüsse, sagt das Blatt, zeugen mehr von der Barbarei derienchen, die sie schreiben und ver reiten. Man wundert sich, daß eine Nation, wie das stolze Eng land, sich solcher Kampsmethoden zu bedienen uöüg hat, noch mehr aber darüber, daß England versucht, die schwedische Presse durch Bestechung zur Ausnahme von Artikeln zn veranlassen. Von keiner Seite sei derartiges versucht worden. Eine solche Agitation könne in Schweden nur das Gegenteil der gewünschten Absicht erreichen, frankicick. X Die Sorge um die drohende Kohlenuoi wird immer größer. Die industrielle Fachzeitschrift „L'Usiue" schreibt, die französische Industrie werde eine schwere Krise er- teiden, wenn nicht schleunigst durchgreifende Maßregeln gegen die Kohlennot getroffen werden. Eine Tonne Kohlen koste bereits 64 Frank, also dreimal soviel wie vor Kriegs ausbruch. Viele Fabrikanten seien noch froh, wenn sie Jndustriekohlen zum Preise von 70, 74, selbst 78 Frank erhalten. Die Folge sei Teuerung aller Fabrikate. Die Industrie könne bei solchen Koblenpreijen auf die Dauer nicht weiterarbeiten. LulNanc!. X In Petersburg mehren sich die Gerüchte von einer bevorstehenden Ministerkrisis. Die jüngsten russischen, den eingeweihten Kreisen natürlich nicht verborgen ge bliebenen Niederlagen, der tote Punkt in der Dardanellen aktion und das bis jetzt erfolglose Vorgehen Italiens, auf das man so große Hoffnungen gesetzt hatte, sollen am Zarenhofe arg verstimmt und den zweifellos vorhandenen Friedsnselementen innerhalb sehr maßgebender Kreise ge wisses Oberwasser verschafft haben. In einer Versamm lung sämtlicher Parteiführer der Reichsduma wurde ein stimmig beschlossen, die Regierung zu ersuchen, die Duma schon vor festgesetztem Termin einzuberusen. Abgeordneter Fürst Manssurow stellte den Antrag, die Duma möge so fort nach ihrem Zusammentritt eine Adresse an den Zaren richten mit der Forderung eines Koalitionsministeriums unter Zuziehung parlamentarischer Elemente. Bezeich nenderweise haben auch die anwesenden ultrarechten Partei führer prinzipiell diesem Anträge zugestimmt. Allem An schein nach soll dadurch in erster Reihe Ministerpräsident Goremykin gestürzt werden, der als Anhänger eines Krieges ohne Ende gilt. Manche behaupten, daß auch der Kriegs- Minister Suchomlinow nicht mehr das Vertrauen der Duma genieße. Am Tage nach der Sitzung der Partei führer begaben sich Goremykin, Suchomlinow, der Finanz minister Bark und Hofminister Graf Fredericks zum Zaren nach Zarskoje-Selo, wo eine zweistündige, fehl erregte Audienz stattfand, deren Inhalt von den Beteiligten streng geheim gehalten wird.