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- Druden. (W S L) Die am 8. und 9. Juni hier veranstalleie Haussammlung zugunsten der Kaiser Wilhelm-Spende deutscher Frauen hat einschließlich einzelner größerer Zuwendungen insgesamt 69491 Mark ergeben. — Dresden. (W. S. L.) In russischer Gefangenschaft gestorben. Der seinerzeit bei einem Liebcsgabentransport nach dem Osten in russische Gefangenschaft geratene Ober- stallmeister des Königs von Sachsen, Generalleutnant z. D. von Haugk, ist vor kurzem in Taschkent an einer Nieren erkrankung gestorben. — Dresden- König Friedrich August stattete vorgestern der Witwe des in Rußland gestorbemn Oberstallmeisters Generalleutnants von Haugk einen Beileidsbesuch ab Da her wurde der Empfang des Kapitänleutnants von Mücke verschoben und dürfte am Mittwoch oder Donnerstag er folgen. Heute weilt der König in Freiberg. — In der Dresdner Haide sind abermals durch leichtfertiges Umgehen mit Zündhölzern durch Raucher 10000 Geviertmctcr Wald bestand niedergebrannt. — Kötzsch nöroda. Der Erdbeerversand betrug am 18. Juni: 17 Körbe mit 490 Kilo; am 14. Juni: 16 Körbe mit 434 Kilo — Döveln, 12. Juni Auf der Kleinbahn, Linie Döbeln-Lommatzsch, rollte gestern nachmittag ein Eisenbahn wagen von Klein-Mockwitz ab und stieß auf freier Strecke bei Leuben-Schleinitz mit dem fahrplanmäßigen Zug zu sammen. Der Lokomotivführer und der Feuermann wurden durch Glassplitter leicht verletzt Der Zug erlitt eine zwei stündige Verspätung. — Döbeln. (Begräbnis eines gefangenen russischen Offiziers) Der im hiesigen Gefangenenlager am Hitzschlag verstorbene 51 Jahre alte russische Hauptmann Josef Kowalenko aus Wilna wurde gestern nachmittag auf dem hiesigen Nicdergottesacker beerdigt. Es war 50 der ge fangen n Offizieren, außer russischen auch französischen und belgischen, gestattet worden, an der Beerdigung des Kameraden teilzunehmen. Mit Begleitung eines Wacht- kommandos und unter Führung des Lagerkommandanten. Hauptmann Gehrhardt wurden die Offiziere nach dem Friedhof geleitet. Die Feier fand nach griechisch-katho lischem Ritus statt und wurde von dem im Gefangenenlager mit untergebrachten Popen geleilet — In der Gegend von Glierwiesenthak, Jöhstadt und Bärenstein richteten am Freitag nachmittag schwere Gewitter Schäden durch Regengüsse und^Schloßen an. Verlustliste Nr. 159 eien Königiick-SLcksiscken Urrnee, ausgegebcn am 15 Juni 1915 Dieselbe enthält aus der Stadt Wilsdruff und deren näheren Umgebung folgende Namen: Mensch, Emil, Jäger, Taubenheim, leicht verwundet, rechter Fuß Ouosdorf, Emil, Reservist, Roitzsch, Meißen — gefallen Auch die Madagassen wollen gegen die Barbaren Kämpfen. Die Madagassen, die Eingeborenen von Madagaskar, haben es unter dem segensvollen zivilisatorischen Einfluß des französischen Protektorats in der Kulturentwicklung zu weit gebrachl, um dem Wunsch, an der Seite der Marokkaner, der Senegalesen, der Tunesier und der anderen farbigen französischen und englischen Brüder für Freiheit, Menschen recht und Moral gegen die „Barbaren" kämpfen zu dürfen, noch länger widerstehen zu können Die braven Madagassen wünschen nichts sehnlicher, als an die Front geschickt zu werden, und Herr Louis Lacoste macht sich in Clömenceaus „L. Homme Enohaine' zum Wortführer ihrer berechtigten Wünsche. „In einer Zeit", so schreibt er, „in der England seine Eingeborenen Kolonialoölker, in der Frankreich seine marokkanischen, algerischen, senegalesischen Truppen einberuft, haben die Madagassen ein gutes Recht, nicht schlechter be handelt zu werden, als diese Die wackeren Leute wollen zur Front, und sie hoffen, daß ihr Wunsch bald erfüllt wird. In militärischer Beziehung lassen sie nichts zu wünschen übrig. Als Schützen, die mit eiserner Ruhe zielen, suchen sie ihresgleichen, und im Marschieren können sic es gleichfalls mit jedem aufnehmen. Dazu kommt noch, daß sie durch ihre heimischen Gebräuche für die moderne Krieg führung vorbereitet sind Sie kriechen durch Gras und Ars äer Mria Originalroman von H. A. Revel. iz (Nachdruck verboten.) 1. Kapitel. Frau SSmnes saß in ihrem geräumigen Schlafzimmer, welches Gemach"sie all den anderen vorzog, aus denen die beinahe fürstlich eingerichtete Villa im Tiergartenviertel sich zusammensetzte. Ihr erfahrener, schlichter Sinn batte nicht nach Glanz und Reichtum gestrebt. Im Gegenteil: das kolossale Vermögen, das ihr ihr Gatte hinterlassen hatte, die Sammlung unschätzbarer Kunstwerke hatten für sie etwas Beengendes, Beunruhigendes. Mit Ausnahme eines Tages im Monat, an dem sie — dem verstorbenen Gatten zuliebe — die Angestellten der Firma Sömnes, deren Inhaberin sie war, frühere Geschäftsfreunde des Seligen und einige bedeutende Künstler empfing, hatte sie sich gänzlich von der geräusch vollen Welt zurückgezogen; nur in ihrer Loge in der Over konnte mau die alte, vornehme Dame fast bei jeder Wagneroper sehen. Denn sie war, obwohl Österreicherin von Geburt, eine enragierte Wagnerianerin. Nur wenige Freunde verkehrten noch bei ihr. Und vor denen hatte sie keine Veranlassung, die konventionelle Lüge so weit zu treiben, daß sie ^uch für die Stunden ihres Alleinseins ihr gemütliches Schlafzimmer mit den anderen ihr kalt erscheinenden Prunksälen vertauschte. Außer wenn sie ihren prachtvollen Fiügel begrüßen und auf ihn: mit glänzender Technik und tiefem Kunstver ständnis spielen wollte; daun stieg sie in das Erdgeschoß herunter, das sie an so viele glückliche, — aber ach — auch io viele traurige Stunden mahnte. Sie war es Zeit ihres Lebens gewohnt gewesen, ein einsames Innenleben zu führen. Ihr Gatte, eine glänzende Erscheinung, hatte sich dereinst von ihrem wunderbaren Kmvierspiel bezaubern lassen. Ob er sie je geliebt hatte? '„Ja! Jal" rief Frau Sömnes laut, wie um ihre stets und stets wiederkehrenden Gedanken zu ver scheuchen. Gestrüpp schnell und lautlos wie Schlangen, und sie zeigen eine unermüdliche Geduld, wenn es darauf ankommt, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Deshalb würden sie auch im gegenwärtigen Kriege ein vorzügliches Material zu Patrouillen- zwecken abgeben, und wenn sie durch ihre ständigen Einge borenenführer geleitet werden, so werden sie sicher eine Truppe bilden, die man gegebenenfalls zmü Stürmen auch der schwierigsten Stellungen mit bestem Erfolg benutzen kann. Eingedenk des Wortes von dem Teufel, der in der Not Wegen frißt, sollte es sich die französische Regierung wirk lich nicht lange überlegen, von dem freundlichen madagassischen Anerbieten Gebrauch zu machen. Unsere Truppen werden sich jedenfalls freuen, diese neue schwarze Farbenpro'oe kennen zu lernen. WarklbLrickte. Dresdner SchlachtrffeymarM am 14. Juni 1915. Austrieb: US Ochsen, 3S8 Bulle«, 409 Kalbe« und Kühe, 344 KälL-- 289 Schafe, 1166 Schweine zusammen 2754 Schlachtti-n Mr Armeekvnserven — Ochsen, — Bullen, — Kühe, — Schweine Von dem Austrieb sind — Rinder dänischer Herkunjt und — Schweine — — — Herkunft. Die Preise für 50 Kilogramm Lebend- .espckti: Schlachtgewicht waren nachstehend verzeichnete. 1. Rinder Ochsen: 1. voll fleischige, ausgemästete höchsten Schlachtwertes bis zv 6Jahre« 74—76 resp-128-430.2. Mge, fleischige, nicht ausgemästete, älter; ausgemästete 64— 66 resp. 128 -127, 3. mäßig genährte junge, gut genährt; ältere 57—60 resp. 116—122, 4. gering genährte jeden" Alters — resp. —. L) Bullen: 1. völlfleischige, ausgewachsene höchster. SchlachtwerteS 70—73 resp. 117—120, 2.vollsleischigejüngere 60 — 63 resp. 108—112, 3. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 51 bis 55 resp. 102- 107, 4. geling) genährte 47—49 ' resp. 95 -100, Ls Kalben und Kühe: 1. vollsteischige, ausgemüstete Kalben höchster Schlachtwertes 73 - 75 resp. 128—130, 2. vollsleischige, ausgemästeie Kuh- höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren 64—68 resp. 126—128 3. älter« ausgemüstete Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe und Kalb« 52— 55 resp. 108 -114, 4. gut genährte Kühe und mäßig genährte Kalber 44—47 resp. 98 106, 5. mäßig u. gering genährte Kühe u. gering genährv Kalben33 - 41 resp. 88—96. II. Kälber: 1. Doppellender 110 -120 resp.145 bis 155, 2. beste Mast- und Saugkälber 80 -85 resp. 133 -138, 3. mittler« Mast- und gute Saugkälber 68—73 resp. 121—126 und 4. geringe Kälber 'kV—65resp. 113—118. III. Schafe: 1. Mastlämmer und jüngere Mud Hammel 68—70resp. 136—140,2: ältere Masthammel.61— 63 resp. 122—126 und 3. mäßig genährte Hammel und Schate (Mcrzschafe) 49—50, resp 106—108 iV. Schweine: 1. vollsleischige der feineren Rassen und der« Kreuzungen im Alter bis 14/^ Jahr 117-121 resp. l5! —158 2. FettsKwet«, 127—130 resp. 162—168,3. fleisch. 102—107 resp. 137 —142 4. gering ent wickelte 82—92 resp. 117—127 und 5. Sanen und Eber 97—112 resp 142—147. Ausnahmspreise über Notiz. Geschäftsgang in Rindern, Kälbern und Schweinen langsam, in Schafen mittel. Ueberstand: 4 Ochsen, 18 Bullen, 3 Kühe. Dresdner ^rsdnkLruSörft am 14 Juni 1915 Wetter: Veränderlich. Stimmung: Fest. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert. Weizen, pro 1000 Kilo netto, inländischer, 281,50 M — — gesetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt. Roggen, pro 1000 Kilo netto, inländisch«, Kilo 241,50, gesetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt. Gerste, pro 1600 Kilo netto, irländische — Kilo —, tächsische ' 282,50 schlesische und Posener 282,50 gesetzl. Höchstpreise,Ware beschlagnahmt, ausl 650 —670. (Klein-Handelspreis bis 3000 kg. Angebot fehlt.) Hafer, pro 1000 Kilo netto, inländifcher 264,- gefetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt (kl. Handelspreis bis 3(00 kg netto, Angebot fehlt). Mais, pro 1000 kg. netto, Cinqontine 620 — 635, Rundmais 610 — 630. Weizentieie pro 100 kg netto ohne Sack, gesetzliche Höchstpreise für den Her- tteLr 18,00, Roggenkleie Pro IM kg netto ohne Sack, gesetzlicher Höchst preis sür den Hersteller, Großhandelspreis sür inländische Kleie "15,00 (beschlagnahmt), do Kleinhandelspreis bis 100:0 kg 15,50 (beschlagnahmt), ausländische Kleie 43—44 Die sür Artikel pr. 100 KZ notierten Preise verstehen sich sür Geschäste unter 5000 kg. Alle anderen Notierungen einschließlich der Notiz sür Malz, gelten sür Geschäfte von mindestens 10000 KZ. Aus sek GesckÄtswM. Das Wort „Wäsche^ hatte noch vor wenigen Jahren einen unangenehmen Beigeschmack, denn es verknüpfen sich damit allerhand Vorstellungen von vieler Arbeit, Aerger und Verdruß. Seitdem uns aber die Wissenschaft in dem selbsttätigen Sauerstoff Waschmittel Persil ein Mittel an die Hand gegeben hat, die mit der früheren Waschmethode verbundenen Unannehmlichkeiten vollständig ausziüchaltm, ist die Wäsche für die Hausfrau eine Quelle immer neuer Anregungen geworden. Wie leicht wird uns aber auch heute das Waschen gemacht! Während man sich früher im Sckweiße seines Angestchies mit.Waschbrett und Bürste ab mühte, ein Verfahren, bei dem die Wäsche natürlich sehr litt, fällt das heute beim Gebrauch von Persil alles weg. Die mit Persil behandelte Wäsche verlangt nur ein ein maliges, etwa ein viertel- bis einhalbstündiges Kochen. Reiben und Bürsten ist überflüssig und die ganze Arbeit wird in der Hälfte der früheren Zeit gemacht. Da Persil auch die Rasenbleiche vollständig ersetzt, was besonders' in Großstädten, wo es vielfach an Bleichgclegenheit fehlt, von Vorteil ist, auch das Gewebe in keiner Weise angreift, kann ver Hausfrau der Gebrauch von Persil nur empfohlen werden. Fruchtsäfte, Marmeladen, Gelees. (L V) Hlßabaröer ohne Zuckersaft einzumachen. Rhabarber waschen, Schalen abziehen Rhabarber in Slücke schneiden, die'e etwa 10 Minuten im Topf bei schwacher Hitze zusammen» schwinden lassen, dann in saubere Flaschen füllen (Wein- oder Saftflaschen). Diese verkorken, mit Läppchen und Faden verbinden. In einen Topf Holzwolle legen, Maschen hin einstellen, Holzwolle dazwischen stopfen Topf bis an die Flaschenhälse mit kaltem Wasser füllen. Passende Stürze oder Topf darüber decken. Tie Flaschen bis zum Kochen bringen, dann Stunde ziehen lassen, vorsichtig heraus nehmen. - Zu Kompott muß der Rhabarber vor Gebrauch einmal in Zuckersaft durchgekocht werden. Kruchtsaft. 4 Pfund Erdbeeren oder Himbeeren oder Johannisbeeren oder Kirschen (saure), V- Liter Wasser, auf 1 Liter durchgelaufcnen Saft 1 Pfund Zucker. — Erdbeeren werden verlesen, im Durchschlage schnell gewaschen, Him beeren verlesen, Johannisbeeren gewaschen und abgsstreift, Kirschen gewaschen, entstielt. Die so vorbereiteten Früchte werden mit einer Holzkeule zerdrückt, in einen Steintopf getan, das Wasser darauf gegossen und einen Tag stehm- gelaffen. Dann schüttet man das Ganze auf ein ausge spanntes Seihtuch und läßt den Saft ablaufen, ohne m der Masse zu rühren. Der Saft wird abgemessen, der Zucker danach berechnet, hineingetan und so lange gerührt, vis er sich völlig aufgelöst hat Nun füllt man den Saft I in saubere Flaschen, verkorkt diese, bindet noch ein Leinwand» läppchen darüber, stellt die Flaschen in einen großen Wasser- ropf, auf eine Lage Holzwolle, umgibt sie mit Holzwolle, füllt kaltes Wasser hinein bis an den Flaschenhals, deckt den Topf gut zu und stellt ihn aufs Feuer. Wenn das Wasser nahe am Kochen ist, rückt man den Topf beiseite und läßt die Flaschen 25 Minuten in dem heißen Wasser stehen. Dann nimmt man sie heraus. SM. UILZ Sr^rrMeikw Salem Gold Zigaretten MMvWvsQLte LiebesWL s S s 1O ?sg.L er - Die Pointstickerei glitt in ihren Schoß. Wie er wachend, von ihrer eigenen Stimme aufgeschreckt, blickte sie um sich. Sie lächelte und erhob sich, um auf ihren Balkon zu treten. Drüben rauschten die Bäume des Tier gartens. Aus der Ferne vernahm man den Hufschlag der Pferde, die ihre Herrschaft nach dem Korso fuhren; das Tuten der Chauffeure, das Treiben der Großstadt. Wie die fernbrandenden Wogen des Meeres — ihrer geliebten blauen See — schlug es an ihr Ohr. Sie aber war ein sam auf ihrer Insel, einsam mit sich allein und ihren Gedanken. Woder immer das Fragen, ob Gustav Sömnes sie geliebt hatte? Hatte er sie denn nicht auf Händen ge tragen, ihr nicht jeden kleinsten Wunsch, den er ihr nur hatte von den Augen lesen können, erfüllt? Und die Kinder? Ein banger, zitternder Seufzer entrang sich ihrer Brust. Ihre beiden Söhne hatten den Stiefvater nie verstanden. Niemals. . Schon als Kinder waren sie den liebevollen Worten des zweiten Gatten ihrer Mutter fast feindlich begegnet, als ob sie es wie einen Vorwurf empfunden hätten, daß die Mutter nach einem solchen Vater, wie der ihre gewesen war, noch einen anderen hatte heiraten können. Und dazu noch einen Deutschen! Gustav Sömnes hatte dieses kaltabweisende Empfinden seiner Söhne wohl erkannt, weshalb er es für richtiger gehalten hatte, die beiden ungen Leute in ihrer Heimat, in Österreich, bei Verwandten seiner Frau erziehen zu lassen, da im anderen Falle doch kein ersprießliches Zu sammenleben sich entwickelt hätte. Die Kinder hatten es der Mutter niemals recht ver zeihen können. Und doch hatte sie in erster Linie nur um der Kinder willen geheiratet; denn ihr erster Gatte hatte kein Vermögen hinterlassen oder doch nur ein so geringes, daß es niemals für den Lebensunterhalt der Witwe und die Erziehung der Söhne gereicht haben würde. Sie hatte Gustav Sömnes verehrt und geachtet; später vielleicht sogar geliebt. Doch seine kaufmännischen und geschäftlichen Interessen hatten ihn jene gegen feine Frau — ohne daß er es ahnte — vernachlässigen lassen. Er wollte seinem Weibe, vielleicht aus Eitelkeit, den glänzendsten Rahmen geben. Wie gern hätte sie auf die Hälfte dieses Glanzes verzichtet, wenn nur er sich ihr mehr gewidmet haben würde, wenn er ihren Wünschen betreff- ihrer Söhne bereitwilliger entgegengekommen wäre! Doch in diesem einen Punkte erwies er sich hart und unerbittlich. Die Mutter hatte oft vergebens schüchtern angedeutet, daß gerade jetzt, da sich Lie Knaben zu jungen Männern entwickelten, der Einfluß und der welterfahrene Blick der Eltern auf die Söhne wohltätig erzieherisch wirken würde. Doch Herr Sömnes blieb bei seiner nun einmal vorgefaßten Meinung, daß es besser sei, sie bliebe« bei jenen prächtigen Verwandten, die bisher die Erziehung der Knaben geleitet hatten und ihnen zu zweiten Elter« geworden waren. So oft jedoch die Söhne ferner Frau ihre Mutter i« Berlin besucht hatten, war er absichtlich bemüht, sie mit der gewinnendsten Herzlichkeit zu empfangen und ihnen in all ihren Wünschen entgegenzukommen. Auch die Söhne hatten eine hohe Verehrung und Hochachtung vor ihrem Stiefvater, Ler sie die Vorsilbe „Stief" niemals hatte fühlen lassen, sondern sie stets so behandelte, als wären sie feine eigenen Söhne. War er es doch ganz allein gt. wesen, Ler mit vollen Mitteln gab unL alle Kosten der Erziehung und Auöb ldung beider Söhne seiner Frau bestritt. Auch bei Ler Wahl ihres Berufes hatte er ihne« nichts in den Weg gelegt und sie vollkommen frei wähle« lassen. Für die einsame Frau war es stets ein Fest, wenn sie ihre Söhne in Wien besuchte. Allein, so freudig sie auch nach Österreich gefahren war, so bedrückt kehrte sie stets wieder, da sie allmählich zur Erkenntnis gekommen war, daß ihr die Söhne, trotz der innigen Liebe, mit der sie an ihr hingen, doch nicht derart vertraut geworden waren, als wenn sie sie selbst erzogen hätte. (Fortsetzung folgte