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Kroßes Kauptquartier, 7. Juni (WTB) Amtlich ) Eingegangen nachmittags Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: Am Osthange der Lorettohöhe erneuerten die Franzosen in den Nachmittags und Abendstunden ihre Angriffe, die in unserem Feuer völlig zusammenbrachen. Weitere Angriffsoersuche in der Nacht wurden im Keime erstickt. Südöstlich Hebuterne, östlich Doulens, griff der Feind heute morgen erfolglos an. Der Kampf ist noch nicht ab geschlossen. Ein weiterer französischer Angriff nordwestlich Moulin-So ns TouvcnL, nordwestlich von Sorsson, wurde größtem teils abgewiesen Nur an einer Stelle erreichte er unsere vordersten Gräben, um die noch gekämpft wird. Unsere Stellung bei Vauguois, südöstlich Vrrcnnes, wurde gestern abend angegriffen Trotz Anwendung von Brandbomben, die unsere Gegner mit einer leicht brennenden Flüssigkeit übergossen hatten, gelang es den Franzosen nicht, in unsere Stellung einzudringen Mit schweren Verlusten flutete der Feind in seine Gräben zurück festlicher Kriegsschauplatz: Nördlich Kurichany erzwang unsere Kavallerie den Ueber^ang über die Windau und stieß in südöstlicher Richtung vor Südöstlich Kurtowiany und in der Gegend östlich Tawdyniki macht unsere Offensive gute Förtsch Ulte. Weitere 3340 Gefangene und 10 Maschinengewehre siAen dabei in unsere Hand. Südlich des Niemen wurde das Flußufer bis zur Lime Talausie - Sapiezyszti vom Feind gesäubert. Südöstlicher Kriegsschauplatz: Bei den Kämpfen um Przcmy l wurden 33805 Gefangene gemacht Oestlich Prz mysl setzten die verbündeten Truppen ihre erfolgreichen Kämpfe so t und warfen den Fe nd i i nordwestlicher Richtung von Moscika auf die Wisznik zurück. Teile der Armee von Linsingen haben bei Zurawno den Tmjester überschritten und die Höhen auf dem nord östlichen Uler erstürmt. Weiter südlich Hut die Verfolgung die Linie Nor ica—Kalusz-Tsmaszewoe erreicht. Die Beute ist hier auf über 13000 Gefangene gestiegen. Oberste Heeresleitung. vetrachttiche Gebiete der Ostseeprovinzen haben wir dem Feinde abgerungen, und Libau, der prächtige Ostseehafen mit seinem ergiebigen Hinterland ist in deutschem Besitz. Die Russen dagegen können weder den Weg nach Berlin, Noch nach Wien finden, sie werden immer wieder gegen die Weichsel zurückgeworfen, da wo sie am tiefsten ist, und jetzt nähern sie sich einem Zustand, wo sie offensichtlich zu langdauernder Ohnmacht verurteilt bleiben werden. Auch die Hoffnung auf Italien, den neuesten Bundes genossen, will sich vorläufig nicht erfüllen. Seine Heere rücken langsam und bedächtig gegen die österreichischen Grenzstriche vor, aber mit der Türkei sind noch nicht einmal die diplomatischen Beziehungen abgebrochen, und von einer Entsendung von Hilfstruppen auf die bisherigen Kriegsschauplätze ist nicht die Rede. Nur mit großartigen Phrasen ist man in Rom nach wie vor recht freigiebig. Die Telegramme des Königs an die in frischer Freund schaft mit ihm verbundenen Staatsoberhäupter waren schon an innerer Schamlosigkeit kaum zu überbieten. Aber die Rede, mit der Herr Salandra jetzt auf dem Kapitol die Welt erfreute, ist denn doch der Gipfel der Selbstentehrung. Das Gefühl „viel vornehmer zu sein, als das Haupt des Hauses Habsburg-Lothringen und als die mittelmäßigen Staatsmänner, welche ganz Europa und seine friedlichen Staaten in Brand steckten", hat diesen würdigen Schüler d'Annunzios nicht von den schlimmsten persönlichen Beleidigungen und nicht von den frechsten Ent stellungen der Wahrheit zurückgehalten. Nun, er ist damit auch nur dem Beispiel gefolgt, welches seine russischen Kollegen gaben, als sie in den Krieg zogen und der Schlachtenhimmel ihnen noch voller Geigen hing. Sie haben sich inzwischen davon überzeugen müssen, daß der Krieg denn doch nicht mit Prahlereien und Beschimpfungen zu gewinnen ist. So wird es auch Herrn Salandra und seinen Getreuen ergehen, und wenn er seinen Leidens genossen in Petersburg auf die Dauer nicht wirksamere Unterstützung zu bieten vermag, so wird er bei ihnen schwerlich viel Gegenliebe finden. Solange der Russen- schwund unaufhaltsame Fortschritte macht, hilft auch das weiteste Mundaufreißen befreundeter Staatsmänner nicht im geringsten. Steine statt Brot findet man schließlich im eigenen Lande auch. Wir aber dürfen hoffen, da^, wenn erst das Schicksal des Zarenreiches erfüllt sein wird, dann auch die Bundesgenossen aus dem Süden an die Reihe kommen werden. Mas wirä Rumänien tun? . Das Rätsel von Bukarest. , Eine der wichtigsten Fragen, die augenblicklich die ffhiEMischen Kreise bewegen, ist die endgültige Stellungnahme Rumäniens im europäischen Kriege, zm Lande selbst bekämpfen sich zwei Parteien, vo». >enen die eine mindestens für Beibehaltung der Neu- ralität eintritt, die andere aber zu einem Anschluß in Rußland, Frankreich usw. drängt, mit dem Ziel, bei wr Gelegenheit die Bukowina und Siebenbürgen von ^erreich. Ungarn loszureißen. Anderseits find die nimaNischen Ansprüche auf Beßarabien nicht vergessen, das «L78 von d^n Rumänen im Kriege mit der Türkei besetz vurve. Rußland beachtete die rumänische Forderung nach )em Lande nicht, sondern verleibte es sich beim Friedens- chlusse ein. Seit jenem Vorkommnis nahm man an, Rumänien werde bei einer Auseinandersetzung unbedingt ruf Seite der Zentralmächte stehen. Ja, es soll sogar ein iurekter Bündnisvertrag mit Osterreich-Ungarn und Deutschland abgeschloffen worden sein, der jetzt noch be stehen soll. Die Vossische Zeitung erhält darüber folgende Mitteilungen aus Bukarest: Seit 30 Jahren besteht ein Bündnisvertrag Rumäniens mit Deutschland und Osterreich-Ungarn. Dieses Bündnis, das im Jahre 1883 abgeschlossen wurde, ist schriftlich niedergelegt und wiederholt er neuert worden. Es ist und b'eibt in Kraft, wenn es nicht vertragsgemäß mindestens ein Jahr vor Ablauf gekündigt wird. Die jüngste Erneuerung des Bündnis vertrages aber läuft bis zum Jahre 1920. Dieser Ver trag ist bis auf den heutigen Tag nicht gekündigt worden, in ihm ist auch kein so dehnbarer Kautschuk- Paragraph, wie der 8 7 des Dreibundoertrages, ent halten. Nun ist Rußland in jüngster Zeit im Verein mit seinen Bundesgenossen nicht allein zu Überredungskünsten, sondern zu offenen Drohungen gegen Rumänien vor gegangen. Rußland stellte Pach Mitteilungen ans Sofia feindselige Handlungen gesien den Hafen Konstanza in Aussicht, falls Rumänien nicht den Durchgang russischer Truppen gestattet. In Sofia glaube man, daß Rumänien die Drohungen mit einer teilweisen Mobilisierung beantworten werde. So mag die Aufgabe der rumänischen Staatsmänner nicht leicht sein, aber immerhin sollte man erwarten, daß sie den ins Ungewisse führenden und außerdem mit dem Makel des schnödesten Verrats beladenen Spuren Italiens nickst folg n würden. Denn auf den guten Willen Ruß lands zu vertrauen, dazu sollte man eigentlich nach der Probe von 1878 zu klug sein. Für Rußland ist jeder Balkanstaat nur eine Etappe, eine vorgeschobene Provinz, über die es rücksichtslos hinweggeht, wenn es die Macht hat. Darüber kann eigentlich in Bukarest ebenso wenig ein Zweifel walten wie in der übrigen Welt. In diesem Sinne schreibt denn auch die Köln. Ztg. in einem beachtenswerten Artikel mit dem Titel „Risiko" an die rumänische Adresse: Weil, wie die Geschichte des rumänischen Volkes be weist, Verständigkeit eine der hervorragendsten Eigen schaften dieses Volkes ist, eine Eigenschaft, die es durch unendliches Leid und gewaltige Sorgen stets wieder sicher hindurchgeführt hat, so hält auch noch jetzt eine Mehrheit der leitenden Schichten an der Politik fest, die die ver- -gangene grobe Generation geschaffen hat. Aber ein Teil dieser Mehrheit bröckelt ab, und ein anderer Teil wartet nur auf den Augenblick, in dem die erhofften Vorteile der neuen Orientierung das zu laufende Risiko überwiegen; wobei man in den Fehler verfällt, das letztere sowohl be züglich seiner Möglichkeit als auch bezüglich seiner Schwere zu unterschätzen. Und damit versündigen sich diese Leute geradezu an ihrem Lande, dessen erwerbende Klassen, Industrielle, Kaufleute, Handwerker, Arbeiter und Bauern nichts als Neutralität und Frieden verlangen. Rumänien bildete, wie das Blatt weiter sagt, nach deutscher und österreichisch-ungarischer Auffassung den Schutzwall der Balkanhalbinsel gegen den russischen Van slawismus und sicherte die ungestörte Landverbindung Mitteleuropas mit Konstantinopel und Asten, beides- zwingende Gründe, jederzeit auch mit dem Schwerte für. Rumänien einzustehcn Das ist gewiß ricbiiü, ebenso richtig wie die sich Volk selbst aufdrängende Schlußfolgerung, der Fortbestand eines im Bunde mit den Feinden der Zeuttalmäcwe flehende« Rumänien» sei tür wes ebenso »-«nig er forderlich ober Wünkchenswert, wie die Amnäunna der unoedingien Russen» Herrschaft auf dem Balkan überhaupt. Kunte Teilung s Verurteilung angeblicher deutscher Spione l» England. Zwei wegen Spionage angeklagte Deutsche M Namen Müller und Hahn wurden vom Londoner Lv^ > ^Herrichten schuldig befunden. Müller wurde zum To» durch Erschießen verurteilt, kann jedoch Berufung bei« Kriminalgerichtshof einlegen. Hahn erhielt sieben JaW Zuchthaus. . Letzte Meldungen. Wertin, 6. Juni, (tu.) Amtlich wird heute nacht folgendes bekannt gegeben: Am 4. Juni hat ein deutsches Unterseeboot einen russischen Minenkreuzer der Amurklaffe bei Baltischport versenkt In der Nacht von 4. zum 5 Juni führten unsere Marineluftschiffe Angriffe gegen die befestigte Humbermündung und den Flottenstützpunkt Harwich aus. Die Hafenanlagen von Harwich wurden ausgiebig und mit gutem Erfolg mit Bomben belegt. Zahlreiche starke Brände und Explosionen, darunter eine besonders heftige von ei> em Gasbehälter oder Oeltank herrührende, wurden beobachtet. Ferner wurde eine Eisenbahnstation mit Bomben bcw >rfen.. Unsere Luftschiffe sind heftig durch Land- und Säsiffsge» schütze beschossen, aber nicht getroffen worden; sie sind wohl?- behalten zurückgekehrt. Wotterdam, 6 Juni (Lu) Von deutschen U Booten versenkt wurden der englische Dampfer „Jona" und ver^ engli cke Fischdampser „Chryftprasus" bei der (zu Schott-- - land gehörenden) Insel Fair; ferner der Dampfer „Jnium^ der dänische „Fermo" und der schwedische „Lappland", dir Ladung für England führten. Endlich wurde im Aermel- kanal der französische Damvser „Penfcld" und bei den Scillyinseln der belgische Fischdampfer „Delta" versenkt Fliegerangriff auf äas Rronprinzlicke Hauptquartier. Der französische Bericht vom 3 Junt meldet außer belanglosen französischen „Fortschritten" im Labyrmth südöstlich Neuville-Sainpaßt folgendes: 29 französische Flug zeuge beschossen morgens zwischen 4 und 5 Uhr das Haupt quartier des Kronprinzen, warfen 178 Bomben ab, von denen viele ihr Ziel erreichten, und mehrere tausend Flieger- Pfeile. Die Flugzeuge wurden heftig beschossen, kehrten aber alle unversehrt zurück — Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, sind durch den Bombenabwurf mehrere Mannschaften getötet worden. Weiteren Erfolg hat der Fliegerangriff nicht gehabt. Aufregung cker portugiesischen fresse: Loudon. 6. Juni (tu.) Infolge der Versenkung von zwei portugiesischen Dampfern gerät die portugiesische Presse in Harnisch und fordert die Regierung auf, sofort, die diplomatischen Beziehungen mit Deutschland abzubrechen. Russiscker Rückzug aus cker kukoroina. Wien, den 6 Juni 1915 (tu) Das neue Wiener Tageblatt meldet: Die Russen sind auch östlich und nord östlich von Czernowitz im Rückzüge begriffen, verfolgt von den österreichisch-Ungarischen Truppen. Vie Eroberung NrzernyAs. Wertin, 7. Juni, (tu.) Der Kriegsberichterstatter des „Berliner Tageblatts" meldet aus dem K. K. Kriegspresse quartier: Nach Aussage der Gefangenen, deren 7000 ge macht worden sind, hatte die Garnison den Befehl, die Festung bis auf den letzten Mann zu halten. Die russischen Truppen brachen aber physisch und moralisch unter der Furchtbarkeit des Bombardements zusammen. Der dadurch erfolgte vorzeitige Fall der Festung hatte die überhastete Räumung auf der Ostfront zur Folge, wo die Russen nörd- lich der Bahnlinie nach Lemberg nur noch eine stark aus- gebaute Stellung auf der Buczki-Höhe behaupteten. Die Vorstellung dazu bei Starzawa wurde von den Truppen Mackensens erstürmt, wodurch sich die Gesangenenzahl auf 11000 erhöhte. Die Verbündeten verfolgten die Fliehende« bis Ozerniawa am Buczki in der Richtung auf Mosziska. Südlich Lemberg ist der erste Brückenkopf des Dnstster von der Armee des Generals v. Linsingen genommen worden und zwar der bei Zurawno, das durch den entscheidende« Sieg der Türken über Johann Sobieski historische Be- deutung hat Die Erstürmung dieses Brückenkopfes deutet darauf hin, daß die Russen auch die Dnjesterlinie nicht mehr lange halten können, was die Rückwirkung auf ihre Pruhtstellung nicht verfehlen wird. Werkin. 7 Juni, (tu.) Der Kriegsberichterstatter deS „Berliner Lokal-Anzeigers" Kirchlehner meldet aus dem K. K. Kriegspresseqaartier, daß bei der Einnahme vo« Przemyil noch 31 Geschütze und 30 Maschinengewehre in die Hände der Verbündeten ficlen. Ein Seegefeckt in cier Norcisee. Konstantinopel, 7 Juni (lu) Nach glaubwürdigen mehrfach bestätigten Meldungen aus Gotland fand vorgestern am späten Nachmittag 10 Seemeilen von der Küste ent fernt ein Seegefecht zwischen zwei Geschwadern mit größeren Einheiten statt. Die Kanonade wurde nur kurze Zeit ge hört, war aber sehr heftig. Im Laufe von zwei Minuten wurden mehr als 40 Kanonenfchüsse festgestellt. Die Na tionalität der Schiffe war nicht festzustellen veutscke Llnterseeboote ini Aegäiscken Meer. Athen. 7 Juni, (tu) Der Kapitän des Dampfers „Anatolio ' hat den Hafenbehörden von Volo die Mitteilung gemacht, daß er einem deutschen Unterseeboot begegnet fest Das Boot habe sich seinem Schiffe auf kurze Entfernung genähert, habe aber seine Fahrt fortgesetzt, als die „Ana tolia" die griechische Flagge zeigte. 2^ur neuen Lusitanianole. Washington, 6 Juni (tu) Wilsons Antwortnote wird vermutlich heute fertiggestellt werden. Engli che Blätter glauben, die Abreise des Vertreters des Deutschen Reiches bei den Vereinigten Staaten, Grafen Bernstorff, bezwecke, die deutsche Regierung genau über die Stimmung in der Union zu belehren. Die „Times" behauptet dagegen, die