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WenM für UM Beilage z« Qr. 6z . viensiag, äen 8 Juni Umtlicker Oeil. Erweiterter Aukruk cles unausgebiläeten Lanästurms I. Aufgebots. Durch Kaiserliche Verordnung vom 28. Mai 1915 werden sämtliche Ange hörige des Landsturms I. Aufgebots, soweit sie nicht schon durch die Verordnungen vom 1. und 15. August 1914 (Reichs-Gesetzblatt Seite 273, 371) aufgerufen worden sind, aufgerufen. Von diesem Aufrufe werden betroffen: alle Wehrpflichtigen, die in den Jahren 1896, 1897 und in der Zeit vor dem 30. Mai 1898 geboren sind, ferner diejenigen. Militärpflichtigen der Jahre;klassen (Geburtsjahr) 1895, 1894 und 1893, die bei den Kriegsmufterungen 1915 zurückgeftellt worden find, oder gefehlt haben. Es werden daher alle Wehrpflichtigen, die in den Jahren 1896, 1897 und in der Zeit Vor dem 30. Mai 1898 geboren sind, ferner alle älteren Militärpflichtigen, über die bei der letzten Musterung nicht endgültig ent schieden worden ist, die vielmehr bis zur nächsten Musterung zurückgestellt worden sind oder gefehlt haben, aufgefordert sich in der Zeit vom 8. bis einschließlich 1». Jnni 1S1S bei der Ortsbehörde ihres Aufenthaltsortes zur Landsturmrolle anzumelden. Es haben bei der Anmeldung die Wehrpflichtigen, die in den Jahren 1896, 1897 und in der Zeit vor dem 38. Mai 1898 geboren sind, ihre Geburtsscheine, die Militärpflichtigen, die schon zur Musterung gewesen sind, ihre Musterungs ausweise vorzulegen. Meißen, am 2. Juni 1915. Nr. 1061 II Der Zivilvorfitzende der Königlichen Ersatzkommisston. In neuerer Zeit ist wiederhol! beobachtet worden, daß aus dem Wen znrück- kehrende Soldaten, wie dies bei den dortigen Verhältnissen gar nicht zu vermeiden ist, in hohem Grade mit Kleiderläusen behaftet gewesen sind. Da durch Läuse das sehr ge fährliche sogenannte Fleckfieber verbreitet werden kann, möchte die Königliche Amtshaupt mannschaft nicht versäumen, hierauf warnend hinzuweisen und alle Beteiligten anzuhalten, die sämtlichen Kleidungs- und Wäschestücke sowie die. sonstigen Gebrauchsgegenstände der heimkehrenden Soldaten sorgfältig zu reinigen oder reinigen zu lassen Einige der besten Verfahren zur Vertilgung von Kleiderläusen wurden vom Kaiser lichen Gesundheitsamt zusammengestellt und werden, sobald der bevorstehende Neudruck fertiggestellt sein wird, den Gemeindevorständen und Gutsvorstehern des Bezirks zuge- sendet werden. Dort können dann die Ratschläge von jedermann unentgeltlich emge- sehen werden. Inzwischen liegen Abdrucke sachgemäßer Vertilgungsmaßnahmen an hiesiger Amtsstelle zu jedermanns Einsicht aus. Meißen, am 4. Juni 1915 r»» Nr. 475c V. Pie Königliche Amtshauptmannschaft. Maul- und Alanenscnche. ist die Maul- und Klauenseuche erlösche«. Die Gemeinden Sachsdorf, Kleinschönverg und Kaufvach werden von Sperre und Neovachiung befreit. Ferner wird der Schutz kreis für die Gemeinden Kühndorf, Unkersdorf, Noitzsch bei Kesselsdorf und Steinbach bei Kesselsdorf aufgehoben. Meißen, am 7. Juni 1915. »ss Pie Königliche Amtshauptmannschaft. Nudotn und Kuppentoige. Der Verband Deutscher Teigwarenfabrikanten stellt aus ihm zugewiesenen beschlag, nahmefreien Mehl Schnittnudeln in etwa 4—8 Millimeter Breite und Suppenteige (Alphabete, Ringe, Sternchen) ohne Ei>, aber mit unschädlichem Farbzusatz her. Die Ver packung erfolgt lose in Holzkisten von 12V, Kilogramm Inhalt unter einheitlicher neutraler Bezeichnung Wiederverkäufer (Kändler und Aäcker), die Nudeln oder Teige beziehen wollen» haben die gewünschte Menge bis zum 9. Juni der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen anzuzeigen. Der Verkaufspreis im Kleinhandel darf höchstens 60 Pfg. für ein Pfund betragen. Zu welchem Preise der Kommunalverband die lediglich durch ihn zu beziehenden Nudeln abgeben kann, steht noch nicht fest, auf jeden Fall wird jedoch dem Händler ein angemessener Nutzen verbleiben. Weniger als 1 Kiste (12V, Kilogramm) kann nicht abgegeben werden, auch können besondere Wünsche über die Form der Nudeln und Teige nicht berücksichtigt werden. Teigwaren werden in kurzer Zeit nicht mehr im freien Handel sein; das vorstehende Angebot dürfte darum die letzte Möglichkeit zu ihrem Bezüge bilden. Selbstredend kann diesseits die Abgabe nur gegen Barzahlung erfolgen. Meißen, am 4. Juni 1915. »»z 1243 II L Per KommuuatverSaud Meißen Stadt und Fand. Pie Anmeldnnge« zur Laitdfturittstamint'olle finden innerhalb des Stadtbezirks am 8. Juni während der üblichen Geschäftszeit und am 9. und 1V. Juni vormittags von 11—12 Ahr statt. Im übrigen wird auf die Bekanntmachung der Königlichen Ersatzkommisston Meißen vom 2 dieses Monats verwiesen. Wilsdruff, am 7. Juni 1915. Der Stadtrat. Bei uns sind eingegangen vom Gesetz- und Verordnungsblatt sür dar Königreich Sachsen das 10 Stück vom Jahre 1915, vom Neichsgesetzblatt Nr. 51 bis 66 vom Jahre 1915. Diese Eingänge, deren Inhalt aus dem Anschläge in der Hausflur des Rathauses ersichtlich ist, liegen 14 Tage lang in der hiesigen Ratslanzlei zu jedermanns Einsicht aus. Wilsdruff, am 7 Juni 1915. »re- Per Siadtrat. liartoffelverkauf. Die noch im Besitze der Stadt befindlichen Kartoffeln sollen Mittwoch) den 9. d. M., Vorm, von 10 vis 12 Uhr im Nittergutshofe hier verkauft werden. Die Kartoffeln werden an jedermann und in Mengen von 25 Pfund ab aufwärts- abgegeben. Bezahlung hat an Ort und Stelle zu erfolgen. Wilsdruff, am 7 Juni 1915. Per Stadlrat. Sieg l). r. K. Mit dem verflossenen Monat Mai ist eine Seite im großen Schicksalsbuch des Krieges umgeschlagen, auf dem Vollendung und Anfang zugleich steht. Die größte Feldschlacht der Weltgeschichte ist in Galizien geschlagen worden, und Rußland hat eine Niederlage erlebt, die an seinem Mark zehrt, die unsere Rechnung mit ihm dem Ab schluß so nahe gebracht hat, wie eS in den schweren Winter- kämpsen gegen die russische Karpathenfront auch der Hoff- nungsfreudigste nicht ahnen konnte Przemysl ist gefallen, und unaufhaltsam dringen unsere Heere vor. Das ist noch nicht die letzte große Ernte, aber es ist die reifende Saat, die mit Gotteshilfe der Vollendung entgegengeht. Erinnern wir uns, wie Kitcheners angelsächsischer Hochmut für den Mai prophezeite, daß in diesem Monat der Krieg überhaupt erst anfange, so stehen wir jetzt bis ins Innerste erschüttert vor der ungeheuren Heldenantwort unserer Heere Wie eine Offenbarung mutet sie uns an, über alle Möglichkeit hinaus ist sie zerschmetternd auf den russischen Koloß nieder- gegangen. Wer hätte sie vor Monaten noch so geahnt und erhofft? Und da sollten wir einen Augenblick nur zagen, wenn wir in die Zukunft sehen? Da sollten wir mit des Gedankens Blässe des Schicksals ehernen Tritt belauern: ob er wirklich uns zum großen gottgewollten Ziel führt? Mag sein, daß in der Zeiten Schoße auch düstere Lose schlummern, aber seit zehn Monaten haben wir dasselbe gewußt Und gewiß ist es wahr, daß uns die finsteren Stunden nicht erspart geblieben sind, aber wir haben uns immer in des Krieges eiserne Faust geschmiegt, des Sieges Lorbeern krönen ein ernstes, in zehn Monaten zu nie gesehener Vollendung gereiftes Volk. Demütig knieen wir an stolzen Gräbern, und mit unsern kämpfenden Brüdern ziehen die Geister unserer gefallenen Helden. Einem solchen zu todesmutiger Tat begeisterten Bund: Ein Gott, ein Volk, ein Kaiser, ein Heer, kann nichts widerstehen Wir dürfen dessen gewiß sein. IZicktamtlicker Oeil. Vielleicht hat man sich im Ausland gewundert über die Ruhe der Verachtung, mit der Deutschland die Kriegs- erklärung der vierten „Großmacht" ausgenommen hat Aber wenn's nun die Ruhe vor dem Sturm wäre? Deutschlands Volk hat in dem italienischen Kabinettskrieg gar nichts so besonderes „Neues" mehr gesehen; mit den vielen Kriegs erklärungen ist es fertig, es sieht seit zehn Monaten dem eigentlichen Feind ins Auge und fragt nicht, welche Hilfs völker er noch neben den Schwazen, Braunen und Gelben durch des Goldes und der Lüge Macht gegen unsere ruhige, von Monat zu Monat vollendeter wirkende Kriegsarbeit aufbietet. Es war Gottes Wille, daß endlich Klarheit wurde zwischen deutschem und welschem Wesen und wenn es Gottes Wille wäre, daß es noch zwischen uns und weiteren Feinden klar wird, so vertrauen wir Gottes Hilfe und unserer Kraft. Wir glauben imstande zu sein, über all reine Bahn zu schaffen. Ein Apell an die Furcht krnnt der Deutsche nicht, ihm wächst aus der teuflischen Verräterei des verführten Italien nur neue moralische Kraft zu Wir Deutsche sind sehend geworden, während die andern immer tiefer in die Blindheit hineingeraten. Auf der Walstatt des Krieges herrscht Gottes Gericht, und da, wo das deutsche Schwert Streiche austeilt, helfen keine Presselügen, hilft kein rollendes Gold, da gilt nur sittliche Kraft, reines Ge wißen und vaterländischerOpferwille,den keinStraßendemagoge kein bankerotter, lüsterner Barde beranschwätzen kann Hieß es im Anfang: Wir müssen siegen, so heißt es jetzt nach zehn Monaten Krieg: Wir siegen, und wenn die Welt voll Teufel wär! Das ganze deutsche Volk steht fester und stärker da als je, und Italien gegenüber halten wir fest an Luthers Wort: „Die tollen Narren, die mit Gedanken zuerst kriegen und fangen's trefflich an, fressen die Welt mit Worten und sind die ersten mit Messerzücken, die sind auch die ersten, die fliehen und das Messer einstecken müssen" Aus Staät unci Lanä. Mitteilungen aus dem Lesc^ccise sür diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. — 8. LK Am 1. Juni dieses Jahres vollenden sich 40 Jahre, daß das erfie Nethtetzemstift in Sachse« eröffnet wurde. Es war das vom Landesverein für Innere Mission auf Anregung von P. Hichmann begründete Bethlemstift in Augustusbad bei Radeberg, dem inzwischen acht weitere Anstalten in den verschiedensten Teilen Sachsens gefolgt sind. Der Zweck der Bethlehemstifte ist bekanntlich, den Kindern der ärmeren Bevölkerung, insbesondere der Großstadt, einen in der Regel vierwöchigen Erholungs aufenthalt in gesunder Luft und bei guter, kräftiger Kost zu gewähren. In Augustusbad, wie auch in Bad Elster und Bad Laustck treten dazu auch noch Heilbäder. Die Erfolge find oft ganz überraschend günstig Die Kosten werden vielfach von den Kirchgemeinden, von Vereinen für Innere Mission, oder von einzelnen Wohltätern getragen, sie betragen für ein Kind auf vier Wochen 35—40 Mark. Natürlich sind damit die Gesamtkosten für die Unterhaltung der Anstalten (Grunderwerb, Bauten usw) nicht zu decken, so daß die Anstalten außerdem noch auf Unterstützungen aus öffentlichen und privaten Mitteln angewiesen sind. Im Bethlchemstift Augustusbad haben seit der Eröffnung im Jahre 1875 bis zum Kriegsausbruch nicht weniger als 9112 Kinder Aufnahme gefunden! Nach Kriegsausbruch wurde es geschloffen und konnte leider auch für diesen Sommer noch wieder eröffnet werden, da die Beschaffung der nötigen Nahrungsmittelvorräte mit zu großen Schwierig keiten und Kosten verknüpft, und das Petroleum, auf das die Anstalt zu ihrer Beleuchtung noch angewiesen ist, über haupt nicht zu beschaffen ist. Möchte bald die Zeit kommen, wo das älteste Bethlehemstift in Sachsen seine Pforten wieder weit auftun kann, um neue Scharen erholungs bedürftiger Kinder aufzunehmen, an denen cs ja niemals fehlt.