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gelben Knöpfchen der Staubbeutel. Daran pudern Falter und Biene ihren Kopf gehörig ein. Die Nachbarblume steckt ihr graues Stempelkövfchen zum Fenster heraus. An ihm bleibt jetzt der Staub hängen Gleichzeitig wird diesmal der Rüssel des Gastes von den tiefstehenden Staub beuteln gepudert. So wird auf zwrefältige Weise der köstliche Blütenstaub verfrachtet Trotz alledem bleibt die Ueberführung des Blütenstaubes nicht selten aus Da mutz das Blümlein weiteisorgen. Wenn Schneeglöckchen lange vergeblich auf ein Bienlein ge wartet hat, bann schüttelt es den Staub aus seinen Beutel- chen aus die Spitze der Blumenkronblätter, wo er an feinen, haarartigen Oberhautzellen hängen bleibt. Wenn dann die bitterkalte Nacht kommt, in der alle Frühlingsblumen ihr Kabinett schlicken, klappen auch die weißen Blumenblätter zusammen, treffen an den klebrigen Stempel und schließen so den letzten Akt in Schneeglöckchens Liebestraum Ueberdies sorgen fast alle Frühlingspflanzen für eine Nachkommenschaft, die überhaupt nicht aus der Liebe ge boren wird. Aus Zwiebel und Wurzelstock sprossen Erben hervor, die das Geschlecht erhalten, selbst wenn alles Blühen vergeblich war. Die Feigwurz bildet sogar in den Blatt achseln ein drittes Geschlecht. Es sind die winzigen Knöll- chen, die den Gerstenregen des Aberglaubens verursachen. Fallen die Eierlein auf den fruchtbaren Waldboden, dam brütet die Sonne auch aus ihnen ein lebensstarkes Geschlea t. So blühen Jahr um Jahr in unserm Frühlingswalde die lieblichen Gestalten, stärker und trutziger als wir es ge- meinhin in Lied und Spruch sagen. Nur einem Feinde unterliegen sie ganz: dem Menschen, der sie erbarmungslos ausrauft. Er schont ihrer aber, wenn er ein gutes und verständiges Herz hat Unsere Heimat unter dem Joche Napoleons. Artur Aühne, Wilsdruff. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung und Schluß.) Plötzlich sind die Oesterreicher wieder in Dresden. Eil märsche durch unser Wilsdruff. Hier wird eine Kompagnie Oesterreicher geworfen und entwaffnet.*) 0 Unter dem Joche Napoleons von E. Reinhold. Der Kirchner und Mädchenschullehrer Funke schreibt in den Ktrchennachrichten von 1809: „So haben wir denn auch dieses Jahr, in welches wir, da es kaum begonnen, nicht ohne bange Sorgen sahen, wieder geendet. Zwar haben wir uns durch harte Anstöße (wer erinnert sich nicht mit Schrecken des 12ten Junis) angstvoll und mühsam drängen müssen; und ach! mit welchen Empfindungen werden Tausende itzt den Jahreswechsel begehen, da sie mit dem Wechsel der Zeit auch den traurigen Wechsel ihrer Umstände vor Äugen haben. Aber doch sollen uns die vergangenen stürmischen und traurigen Begebenheiten kräftig aufmuntern, unser Herz jedem Eindruck der Rechtschaffenheit, der Religion und der wahren Tugend mehr zu öffnen. Nur diese Stützen allein können uns aufrecht erhalten. Und mit diesem rechtschaffenem religiösem, tugendhaftem Sinne flehen wir zu dir, Allvater der Menschen! für unsern vielgeliebten König; erhalte noch lange Sein uns so theures Leben! Unsre gute Lehnsherrschaft, Hochderoselben Frauen Gemahlinnen, Fräulein Schwester und Frl. Tochter erfreue immer mit deinem besten Seegen! Die sorgfältigen Bemühungen E. Hohen Obrigkeit und E. E. Raths zu Wilsdruff für Bürger-Wohl und Glück kröne stets mit herrlichem Erfolge! Treuer Lehrer in Kirchen und Schulen kräftiges Wilken seegne mit herzlicher Emp sänglichkeit für Wahrheit und Tugend! Belebe jede n Be wohner Dieser Stadt und auch die Eingepfarrten Wtls- drufs, und mache sie tüchtig aus allen verlebten Jammer Segen für sich zu ziehen! Dieses wünscht herzlich zum Neuen Jahre Johann Gottlob Funke. 1810. Zur Belohnung der Verdienste des Bürgermeisters Ur sinus wurden ihm die kleine goldene Verdienstmedaille und zur Entschädigung seines eigenen Verlustes die Summe von 300 Talern aus der Rentkammer im Beisein des ganzen Rates und aller Viertelsmeister durch den Bergkommissions rat v Römer auf hiesigem Rathause überreicht, am 10. August 1810. Da im Jahre 1810 Sachsen dem Kontinentalsystem Napoleons beitreten mußte, wurden in allen Städten, und also auch in Wilsdruff, sämtliche Ausschnittsgtwölbe versiegelt, in vorgeschriebener Weise untersucht und der Verkauf der Ausschnitts waren bis zum 7. November eingestellt Am 14 November wurden sämtliche Vorgefundenen Artikel, die man als englisches Fabrikat erkannte und nach Dresden ab- geliefert hatte, vor dem Löbtauer Schlage bei Dresden verbrannt >) 0 Vorwerk S. 58. Verhängung des Blockaderustandes über Eng land l806. Art. I. Die BrilisLen Jnieln sind in Blockadezustand erklärt. „ 2. Aller Handel und alle Correspondenz mit den Britischen Inseln ist untersagt. „ b. Der Handel mit Englischer Waare ist verboten, und jede Waare, die England gehöit, oder aus dessen Fabiiken und Colonien kommt, wird sür gute Prise erklärt. Napoleon. Napoleon hatte inzwischen den heldenmütigen Tiroler- Aufstand niedergeworfen Der österreichische Kaiser war nicht Manns genug, diese Gewalttat zu verhindern, ja er gab dem Korsen seine Tochter Maria Luise am 11. März 1810 zur Frau. 1811. Im Jahre 1811 wurde Torgau in eine Festung ver wandelt, wozu unsere Stände 6 Millionen bewilligten. Das sächsische Heer wurde nach früherem Muster vollständig um gestaltet und neu bewaffnet Manch Wilsdruffer Kind (Schmidt!) arbeitete mit auf den Wällen Torgaus für Na poleons Ruhm und Größe. Seit 1810'destanden Verstimmungen zwischen Napoleon und dem Zaren Alexander. Alexander sah ein, daß die seinem Lande aufgezwungene Festlandssperre dem russischen Handel furchtbaren Schaden zufüge. Dazu hatte Napoleon den Herzog von Oldenburg, den Vetter des Zaren, ver trieben. Der Krieg war unvermeidlich. Napoleons unbe zähmbarer Ehrgeiz erstrebte nichts Geringeres, als Rußland, das letzte Bollwerk der europäischen Unabhängigkeit, niever- zuwerfcn, ja er träumte von einem Eroberungszuge nach Indien, um seinen Todfeind England ins Herz zu treffen. 1812. So wurden denn gewaltige Rüstungen betrieben. Im Aplit 1812 erhielten die Nheinbundfürsten Anweisung, ihre Soldaten marschbereit zu halten. (Fortsetzung siehe Heimatbeilage Nr 14, 1913.) Alle Beiträge und Zuschriften find zu richten „An die Bedaktion des Wochenblatt für Wilsdruff". SchrijUeilung, umer Mitwirkung des Vereins jur Naturkunde, Sektion Wilsdruff, Druck und Verlag von Arthur Zjchunke, Wilsdruff. 20 Ur. L. Stilagt M „Wochenblatt sör Wilsdruff und Umgegend". Mai M5. frub. Nicht so wie sonst erwachen jetzt die Tage, Und nicht wie einst sehn wir die Morgen kommen. Nicht eignes Leid und eignes Müh« bewegt uns, Und nicht um Kleines wagen wir zu beten. Durch unser Ker; geht eines Kolkes Sorge. Aas kleine Tagewerk, das unser harrt, Kaum wagen wir es noch vor Gott zu bringen. So ost der Abend und der Morgen kehrt, Sind's unsere Krüder, die wir Gott empfehle«, Ist's unser Kolk, sür das wir Heil erflehen. Wir wollen nicht um uns den Kerrgott mühen, — Wir haben ein Gebet nur: Unser Kolk! Und einen Wunsch nur: Unser Vaterland! Kicharä Vögel. Nus der Kirche zu Kesselsdorf. Hier ruhen die Gebeine Eines Gottesfürchtigen und tapferen Kriegsmannes des Weil. Hochwohlgeborenen Herrn Kaspar Franz v. Pirch aus dem Hause Negene-Kaspusen, allwo er den 18 Juni 1689 geboren wurde, er war seiner Geburt nach unter uns ein Fremder, aber die besondere Treue womit er sich zum Dienst zweier großer Könige in Polen als Churfürst zu Sachsen zur Beschützung derer Land und Leute von Jugend auf gewidmet hatte, setzte ihn mit Recht unter die würdigsten Mitbürger dieser Lande, erwarb ihm den vollkommensten Ruhm bei den sächsischen Helden hierdurch die Gnade seines Königs und endlich die Würde eines Obristen über ein Regiment zu Fuß; in dieser hat er am 15. Dezember 1745, bei einer auf dem Gefilde allhier bei KesselSdorf vorgefalleuen merkwürdigen aber blutigen Schlacht mit verdoppeltem Eifer vor Herren und Land, auch da ihm schon durch 2 Kugeln von preußischem kleinen Gewehr der rechte Arm zerschossen war noch mit ausnehmender Tapferkeit bis zuletzt gefochten, und als ihm ein dritter dergl. tödlicher Schuß endlich völlig entkräftet sein Leben vor daS sich selbst erwählte Vaterland rühmlich aufgeopfert. Der entseelte Körper ist den 18 Dezember a. curr. hier in die Kruft versenkt und dieses Denkmal, welches zwei betrübte hinterlassene Brüder als Zeugen haben errichten lassen, gegenwärtige Schrift beigefügt worden von einem treuen Freunde des pirchischen Hauses, der zugleich rin sächsischer Landes- und wirklicher Kriegsmann war Mitget. durch Herrn. RechnungSrat Köhler. Notre Dame de Torette. Albert Ranft, Wilsdruff. Nachdruck verboten* kf. Wir waren in Reserve in T-, um uns vom Schützen graben etwas zu erholen Leider wurden wir in der Nacht vom 4/3 —5/3 ganz plötzlich aus den Betten geholt, es war Alarm. Es wurde nur das Nötigste mitgenommen; denn es mußte schnell gehen. Vom Stellplatz ging es in die Autos und dann in einem rasenden Tempo aus L. hinaus, wohin, wußten wir nickt, aber jedenfalls, wo ein Gefecht im Gange war und wo wir nötig gebraucht wurden, daS war uns allen klar Gefahren wurde, waS die Autos auShielten, mitunter wahnsinnig Wir wurden früh 3 Uhr auSgeladen, und nun ging eS im Eilmarsch über Lenz, Souchez nach Aplais. Schon in Lenz hörten wir daS fort währende Rollen der Kanonen In Souchez hieß eS: „ES gibt genug Arbeit für Euch!" Früh 5 Uhr waren wir in AplaiS DaS Artilleriefeuer war verstummt Vor unS lag der Berg: Notre Dame de Lorette Nun wußten wir genug Wir bekamen Befehl, ein Bataillon eines Infanterie- Regiments abzulösen. Die 1. u 3 Kompagnie bezog auf dem Berge den Schützengraben, 2 und 4 Komgagnie blieben in Reserve. Früh 6 Uhr wurden wir 2 Reserve-Komp.