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Ein Soldatenleben vor 100 Jahren Pfarrer vr. GrößebRöhrsdorf. (Nachdruck verboten.) (Nachdruck verboten.) Albert Vohland-Leipzig 1". die Parole zum Feldgeichrei; du alle Gerechtigkeit auf den Carole, die das allerheiligste bei zu mir und stand da, um meine c Feind stand nur eine halbe Meinen schweren Tornister legte Wieder erfüllt uns die Hoffnungsfreudigkeit des Vor« frühlings und lockt uns hinaus in Feld und Wald. Noch ist die Zahl der bunten Blumen recht klein, die uns im Walde alarmiert und bezogen Stellung am Bergabhang, 200 m hinter dem Schützengraben. (Dieser Berg, Lorretto-Höhe' war ein paar Tage vor unsrer Ankunft von unseren braven Pionieren in die Luft gesprengt worden, die meisten Fran« zosen waren mit in die Luft geflogen und dann verschüttet worden. Gleich nach der Sprengung hatte unsre Infanterie gestürmt, die paar Franzosen noch gefangen genommen und dann den französischen Schützengraben besetzt. Doch in der Nacht machten die Franzosen einen Gegenangriff und warfen unsre Infanterie wieder zurück. Deshalb waren wir alarmiert worden, um den französischen Graben zu stürmen) Doch unsere Besetzung am Bergabhang war von der f^anz. Artillerie bemerkt worden, sie sandte uns einen Hagel von Eisen herüber. ES war schauderhaft, wie die französische Artillerie schoß, immer Salve auf Salve, bei jeder Salve schossen mindestens 30 Geschütze Das Schießen dauerte den ganzen Tag und setzte am 6/3 früh mit der selben Kraft ein Wir konnten nicht zurück und mußten auch den ganzm 6 /3 am Bergabhang im Artilleriefeuer liegen bleiben. Am 6/3. abends lösten wir die 1. und 3. Kompagnie im Schützengraben ab Der7 /3 verlief im Schützen graben ziemlich ruhig, man durfte aber nicht über den Graben hinausgucken, sonst bekam man sofort einen Kopf schuß; denn wir lagen an manchen Stellen nur 6 Meter vom französischen Graben entfernt, die größte Entfernung war 30 Meter. In unserm Graben sah es schauderhaft aus. Am 8/3. früh V<7 Uhr kam der Befehl: 2. Kom pagnie soll den französischen Graben stürmen, 4 Kom pagnie bleibt als Unterstützung im Graben zurück, um die 2. Kompagnie aufzunehmcn, wenn wir zurückge- warfen werden! Unser Kompagnie-Führer befahl uns 3 Handgranaten mttzunehmen, V,7 Uhr früh ging es zum Sturm. Wir arbeiteten uns in einer Sappe bis ziemlich an den französischen Graben heran. Dann warfen wir alle unsere Handgranaten in den französischen Graben, welche kolossale Verwüstungen anrichteten. Dann ging es zum Sturm Um 7. Uhr war der Sturm vollbracht, der französische Graben war unser Wir hatten beim Sturm nur 1 Toten uud 1 Verwundeten. Die Anblicke, welche uns der französische Graben bot, zu beschreiben, ist mir unmöglich, denn unsere Handgranaten hatten zu sehr ge wüstet. Unsere Beute, welche wir gemacht hatten, war: 6 Offiziere, 295 Mann gefangen, 2 Maschinengewehre und 2 Minenwerfer erbeutet. Es wird ein unvergeßlicher Ruhm für die 2. Kompagnie bleiben Am 14./3. wurden wir durch Infanterie abgrlöst und fuhren mit der Bahn nach X zurück, wo wir jetzt wieder in Ruhe liegen. Die paar Tage auf der Lorretto-Höhe haben unserm Bataillon starke Verluste gekostet. Unserm Kommandeur kamen die Tränen, als er sein Bataillon wiedersah. Am 15/3 erhielt ein Leutnant von meiner Kompagnie für große Tapferkeit beim Sturm das Eiserne Kreuz l Klaffe. Am 24 /3. hatten wir Ausstellung vor Sr. Majestät Friedrich August, welcher in rührenden Worten für die Tapferkeit des Bataillons auf der Lorretto-Höhe dankte. (Fortsetzung.) Der Prinz Bernadotte gab uns Befehl, mit gefälltem Bajonette einen Angriff auf die Oesterreicher zu machen. Die Kavallerie umritt mit der reitenden Artillerie den Pestltngsberg. Das Regiment Burgsdorff stand gerade dem österreichischen Centrum, welches eine Batterie bei sich hatte, ich ab, um es mir zu erle chtern. Ich patrouillierte schnell hin und her, denn es war kalt, windig und finster, dazu viel Gehölz um mich herum, auch eine Schlucht mit einer Wiese. Während ich mich durch das Patrouillieren erwärmte, hörte ich im Gehölz etwas rascheln. Es kam etwas Schwarzes auf mich zu, aber ich wußte nicht, was es war, weil es zu finster war Ich faßte mich geschwind und zog mich auf meinen Posten zurück, wo mein Tornister lag. Sogleich hing ich mir meinen Tornister wieder auf und ging wieder vorwärts auf das Schwarze zu. Als ich in seine Nähe kam, blieb ich stehen, weil ich doch nicht wußte, ob es Feinde wären, und zog mich wieder auf meinen Posten zurück, wo- hin mich der Offizier gestellt hatte. Ein großer Baum stand auf dem Platze, und ich dachte: „Hier bleibst du stehen, denn der Offizier hat dich hierhergestellt, und da wartest du's ab" Das Schwarze kam immer naher auf mich zu; ich jedoch faßte Mut, mochte es nun zum Glück oler Unglück kommen. Immer näher kam es auf mich zu, und ich konnte nicht erkennen, ob es ein Pferd oder ein anderes Tier wäre. Jetzt rief, ich es zweimal an, bekam aber keine Antwort, und ohne Zaudern spannte ich den Hahn Nach einer kleinen Pause besah ich mir es noch einmal und ließ es noch bis auf fünfzig Schritt an mich herankommen. Als ich es zum dritten Male angcrufen hatte und wieder keine Antwort er hielt, gab ich Feuer. Es stürzte sogleich zusammen, blieb auf der Stelle liegen und machte nur noch einige Be wegungen mit seinem Körper. (Fortsetzung folgt) Lebensweisheit im FrühLingswalde Ein Streifzug durch die heimische Natur. gegenüber, und ein gewisser Grenadier, der sich betrunken hatte, läuft in seiner Betrunkenheit immer ein Stück vor seinem Regimente her und steigt nnt Hurrageschret über die feindlichen Verschanzungen mitten in die Batterie hin- ein. Die Oesterreicher, die schon im Begriff waren sich zu rückzuziehen, wurden durch den einen Soldaten so in Furcht gesetzt, daß sie zwei Kanonen ohne Protzwagen stehen ließen. Der Grenadier steigt auf eine der Kanonen, nimmt seinen Tschako ab, spießt ihn auf sein Bajonett und ruft: „Vivat Napoleon". Es dauerte nicht lange, so kam ihm sein Regiment zu Hülse, und die feindlichen Truppen wurden zurückgetrieben. Die Kavallerie griff den linken Flügel der Oesterreicher an und trieb sie in Verwirrung drei Stunden Wegs zurück und brachte gegen 2oO Gefangene mit. Unsere Aimee hatte einen Verlust von 400 Mann an Ver- wundeten und Toten. Wir zogen uns nun zurück und rückten in's Lager, um uns Lebensmittel zu suchen. Es wurde Abend, und ich kam auf Feldwache. In der Nacht von 10—12 Uhr wurde ich auf meinen Posten kommandiert und bekam gerade den ersten Posten Es war sehr finster, und ich hatte mir die Umgegend nach dem Feinde zu nicht besehen können. Der Offizier, der das Wachkommando führte, gab mir folgenden " fehl: „Dort steht der Feind; nun passe genau auf! hie verlierst du das, so verli Posten!" Ich nahm di' den Soldaten im Krieg > Pflicht zu erfüllen, der. Stunde von uns entfernt. 18 grüßen. Aber sie bilden eine auserlesene Gesellschaft, die sich klüglich verhält im Kampf ums arme, nackte Leben und in der Sorge um die Erhaltung ihres Geschlechts. Am Waldrand steht der sagenumwobene Haselstrauch. Seine schwanken Gerten zittern leis im Frühlingswinde. Sie sind mit ihren gelben Blütenkätzchen wie mit Filigrankett chen behangen. Die Sonne meints gut mit dem Wünschel- strauch. Da öffnet er die Türen seiner Blütenkammern, und heraus rollt wie Goldpuder der feine, trockene Blüten staub. Im flachen Tcllerchen des darunterstehenden Blütchens häuft er sich auf Der Wind bläst in den Puder, daß er stiebt Auf den Sonnenstrahlen fahren Milliarden Stäub lein dahin über den Frühlingswald, über Fluß und Steg und Wiese und über das flache Feld. Welch eine Ver schwendung des Köstlichsten! Der feuchte Waldsteg schimmert grünlichgelb von der Masse verpulverten Blütenstaubes, den ängstliche Gemüter für Schwefelregen halten. Aber in der Verschwendung liegt Weisheit und zielstrebender Sinn. Unsicher ist der Windbote, ungebunden die Route seiner tollen Sprünge. So ist auch die Hoffnung trügerisch, daß die Sendung der Goldpudermännchen im Haselhaus die purpurnen Jungfräulein erreiche. Darum werden Millionen Staubküglein ausgestreut. So hofft das Sträuchlein am Tann, daß eins sein Ziel doch erreiche, wofür im Herbst mit einem Nüßlein voll und rund quittiert werden könnte. Unten auf dem grauen Waldboden öffnen indessen die Sporkelblumen ihre schneeweißen Glöckchen. Nach und nach malen die rosa angehauchten Sterne der Buschwindröschen, die lackierten Feigwurzköpfchen, die zartgelben Himmel schlüssel, das blau- und rosafarbene Lungenkraut, die weißen und violetten Rachen des Lerchensporns und die reichge füllten Ostertüten des Aaronstabes den Grund des Wald doms bunt und bunter. Es sind zarte Pflanzen, die vom Krautgestrüpp der folgen den Monate erbarmungslos überwuchert werden. Aber nur in Luft und Licht, im Hellen Sonnenscheine können sie ge- deihen. Damit ists endgültig vorbei, wenn erst der Wald seinen schweren, grünen Blättermantel über die Schultern wirft. Deshalb heißt's schnell auf dem Plan zu sein, die günstige Zeit zu nützen mit aller Energie! Im Sommer und Herbst haben sich die Frühlingsblumen vortrefflich gerüstet. In der Erde legten sie Vorratskammern an, ge füllt mit köstlichen Nährextrakten. Die Zwiebel des Wald schneeglöckchens und der Wurzelstock der übrigen Frühlingskinder bergen den Vorrat Dort sitzen auch die Knospen, die schon im Herbste die neuen Pflanzen in all ihren Teilen angelegt haben. Sobald der erste laue Wind durch den Frühlingswald geht, dehnen und recken sich die eingeschachtelten Pflänzchen. Die nölige Nahrung liegt ja bereit. So sind die lieben Blüme lein bet der großen Frühjahrsmobilmachung unsers Herr gotts je und je zuerst auf dem Plan, weil Kammer und Proviantamt in Musterordnung sind. Aber selbst der Frühlingswald hat nicht gerade Ueber- fluß an Licht. Unsere Blümlein müssen es einsangen wie die Schildaer das Sonnenlicht für ihr Rathaus. Mit großen, zarten Blättern stehen sie zum Fang. Das Scharbockskraut ist Obermeister. Die unteren Blätter sind groß und lang gestielt, die oberen dagegen klein und nahe dem Hauptstengel angeordnet. So verdeckt an dem großen Fangschirm kein Blatt das andere. Da zudem zurzeit keine hochwachsenden Krautpflanzen in der Nähe sind, so kann sicks das Feig- wurzstöcklein bequem machen und seine Arbeit im Liegen verrichten. So schmücken die Frühlingspflanzen den eintönigen Waldboden mit grünem Blattwerk. Aber im feuchten Wald grund reckt sich die Schnecke, die allzeit Freßgierige, nach langem Schlaf. „Sie steht das Laub; sie fragt nicht viel und frißt es ab mit Stumpf und Stiel." Wohl schmeckt der Frühlingssalat vortrefflich — saftig ist er und süß. Bald aber fängts an im Leibe zu brennen wie höllisches Feuer. Das Ragout war vergiftet. Im Zellgewebe der Blätter find zahlreiche Raphiden abgelagert, winzige, nadel förmige Kristalle aus oxalsaurem Kalk. „Also wohl bekomms, Herr Schneck, und bald mal wieder!" Schon tanzen im warmen Sonnenschein die Mücklein ihre tollen Wirbel; schon summen fleißige Bienlein durch den Frühlingswald. Das Groß der Insekten schläft noch immer. Und doch werden sie so nötig gebraucht von den kleinen, bunten Lebensmeistern am Waldboden. Da gilts, sich den Honigschleckern bemerkbar zu machen. Mit seiner weißen Farbe schimmert das Märzbecherlein, das Busch windröschen und später das Maiglöckchen weit sichtbar aus schmutzigem Untergründe hervor. Eindringlich leuchtet das Blau des Leberblümchens, die goldgelbe Rosette des Schar- bockskrautes. Auffallend hebt sich das lebhafte Bunt von Lungenkraut, Lerchensporn und Frühlingsplatterbse von seiner Umgebung ab Nur der Aaronstab trägt ein stumpf farbenes Röcklein. Aber auch er weiß sich zu helfen. Er umhüllt sich mit einer großen, weißen Tüte zur Anlockung der Insekten. Bei den Frühlingskindern gilt das alte Wort: Gut riecht, wer gar nicht riecht. Noch bedürfen sie des Duftes nicht, um allzuschlimme Konkurrenz zu überbieten. Nur der Haselwurz ganz unten am Boden entströmt berauschender Duft So entschädigt die Natur das bescheidene Blümlein für sein allzu unscheinbar gefärbtes, dreizipfeliges Röcklein. Die Hungerleiderlein vom Geschlecht d<-r Fliegen und Käfer vermeinen mit Recht, daß hinter dem ftne gute Küche liegen müsse. Angelockt von Farbe oder Duft versuchen die Insekten ins Innere der Speisehäuslein zu gelangen, um den süßen Honig zu naschen. Beim Buschwindröschen und Leber blümchen gibts leider nur Blumenstaub. Dabei bleibt manches Mehlstäubchen am Pelzwams hängen, das in der nächsten Blüte seiner eigentlichen Bestimmung getreulich übergeben wird. Die übrigen Blumen tragen Honig genug; aber zuweilen ists für die Insekten recht schwierig, zu den Metkrüglein zu gelangen. Die Aaronstäbler bewehren den Eingang zum Honigkeller mit einem Kranz steifer Borsten. Der ge- stattet wohl das Eindringen, nicht aber den Ausflug der Insekten Die kleinen Näscher sind gefangen. Die weid- lichen Blüten spenden ihnen einige Tage reichlich Honig tröpfchen. Weil zudem mollige Wärme die Insekten vor der grimmen Nacbtkälte schützt, lassen sich die Inhaftierten das lustige Gefängnis wohl gefallen. Zum Ueberfluß sickert später wohlschmeckender Psllenstaub von den männ lichen Blüten in den Kesselboden. Jetzt erst schrumpfen die Borsten zusammen, die den Ausgang versperrten. Die Gefangenen verlasscn vollbeladen den Nektar- und Ambrosia- keller, um bald einen neuen aufzusuchen, in dem sie den aufge- huckten Blütenstaub auf den eben erblühten weiblichen Blüten abstreifen. Aehnlich ergeht es Fliege und Käfer in der Haselwurz blüte. Mit ihren nach innen gebogenen steifen Blumen kronspitzen und einer Haarreuse hält auch sie die Besucher einige Zeit fest. Die Feigwurzblüte ist zwar leicht zugänglich. Aber wer naschen will, muß vom Honiggrübchen ein Deckelchen heben Dabei wird unvermerkt der Blütenstaub verfrachtet. Primel und Lungenkraut bergen tief unten am Grunde der engen Röhre ihren Honig. Am Eingang leuchten die 19