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EÄ : - , 7 Wei! IIII «1,0 <SSLSSSSSSLSSS«-LSSSS-SLSSLL«L-S«L^ LSST-SS- nörte ihm ja auch, das konnte ihm niemand nehmen. Aber die Fenster waren schmutzig and das Dach war in der langen Zeit schad haft geworden. Da wollte er dein Polizei- meister eine kleine Freude machen und das Häuschen schön herausputzcn. Erfreut über diesen Gedanken putzte er die fast blinden, teils zerbrochenen Fensterscheiben. Dann lehnte er die Leiter an das morsche Stroh dach und tat alles, was in seinen Kräften stand, um cs auszubessern. Als er wieder unten auf der sicheren Erde stand, lachte er fröhlich. Wie sah das liebe Haus doch freundlich aus, keine Spur war noch von Häßlichkeit zu entdecken. Er lachte noch so, als der dicke Jliowitsch atemlos heran keuchte. „Heilige Mutter von Kasan! Wassil- ' jewitsch! Was hast du getan?! Väterchön Jermanoff ist über dich erbost! Du sollst sofort mit mir kommen!" Der Arme erschrak tätlich, wußte er doch recht gut, was es heißt, wenn der Polizei- meister einem nicht wohlwill. So schnell ihn seine Beine trugen, folgte er dem guten Jliowitsch, der unaufhörlich auf ihn ein redete. „Brüderchen Wassiljewitsch! Was hast du denn nur angerichtet? Natürlich fehlt es am Fragebogen! Du weißt doch, daß — i wenn der Zar kommt. . ." Wassiljewitsch Dimitriev nickte zer- knirscht. Er hatte sicher nur ein kleines Ver- sehen beim Ausfüllen gemacht, aber das ! war ja nicht so schlimm. Er hatte ja seit mindestens einem halben Menschenleben j nicht mehr geschrieben, das konnte Väterchen Jermanoff ihm also auch nicht übelnehmen, j Wenn der Gewaltige erst sah, wie sehr er i bemüht war, auch für einen würdigen Emp- ! fang des Zaren zu sorgen, da würde er ihm gewiß den kleinen Fehler verzeihen. Bald hatten die beiden das Haus des Polizei meisters erreicht. Der Dicke trat zuerst ein und meldete seinem Chef das Erscheinen des Bauern Wassiljewitsch Dimitriev. „Wo steckt denn der Kerl nur so lange?!" fauchte dieser. „Er soll augenblicklich ! erscheinen!" Schnell verschwand Jliowitsch und gab dem Wartenden einen Wink, daß er ein- treten könne. Vorher »flüsterte er ihm aber j noch leise zu: „Sei recht vorsichtig, Brüder- j chen! Er ist sehr erzürnt!" Der Greis nickte betrübt und trat an allen Gliedern bebend ein. Der Gestrenge, der an seinem Schreibtisch saß, sprang so- i gleich auf und maß den Dürftiggekleideten mit einem Blick der Geringschätzung. „So!? — Du bist also der Bauer Dimi- triev?" „Gewiß, Väterchen Jermanoff!" sagte der Greis ängstlich. „Du weißt sehr gut, daß wir alles auf bieten müssen, um unseren geliebten Zaren festlich zu empfangen. Das ist Pflicht eines jeden guten Untertanen. Dein Fragebogen aber ist schlecht ausgefüllt. Kein Mensch kann ihn lesen. Dafür zahlst du fünf Nudel Strafe, damit du es ein anderes Mal besser machst!" Der Greis brach zusammen. „Väterchen!" sagte er weinerlich, „ich habe nur achtzig Rubel jährlich und wenn ich davon noch fünf abgchen soll, kann ich nicht leben!" „Du bist närrisch!" Die Stirnader des anderen schwoll be- ! denklich. „Ich verbitte mir jede Widerrede! Die fünf Nudel sind innerhalb drei Tagen > zu zahlen. Wenn du das nicht tust, wird die i Strafe verdoppelt. — Hinaus!" j Wassiljewitsch lehnte sich an die Tür. „Uebrigens" — der Poftzcimcifter lachte hämisch — „übrigens, damit du nach her nicht allzusehr erschrickst, dein Haus wird augenblicklich bereits abgerissen. Ich habe Wladimir Boborykin den Auftrag er teilt, das häßliche Gebäude, das demnächst doch einfallen würde, durch seine Leute schnell abreißcn zu lassen, damit — wenn der Zar kommt . . Der Greis sah den Polizeimeister fassungslos an. Endlich rang es sich über die blutleeren Lippen: „Wie!? Mein Haus, in dem ich über ein halbes Jahrhundert gewohnt habe, will man einreißcn?" Er wankte. „Das ist ruckt gut möglich, denn das Haus gehört mir!" Jermanoff lachte spöttisch. „So? Gehört es dir wirklich? Dann versuche doch, es wieder zu retten! Vielleicht gelingt es dir! — Hinaus!" Eine ungnädige Handbcwegung — der Greis war entlassen. Er sah nichts — er hörte nichts. Un sicheren Schrittes ging er wie ein Nacht wandler an dem erstaunten Jliowitsch vor- über und trat schwindelnd ins Freie. Dort zog er den Pelz enger an seinen Körper, denn cs war bitterkalt, und ging nach feiner Behausung zurück. Seine Augen waren um flort, aber dennoch sah er schon von weitem, wie die Arbeiter damit beschäftig waren, das kleine Haus einzureißen. Das Stroh dach, das er vor einer Stunde noch so sorg fältig geordnet hatte, lag schon im Schnee. Das wenige, ärmliche Hausgerät wurde wer weiß wohin geschafft. Als die Leute den Greis sahen, hielten sie für einen Augenblick lachend in ihrer Arbeit inne. „Väterchen Wassiljewitsch! Tröste dich nur! Eigentlich mußt du uns sogar dank bar sein, daß wir deine Bude abbrechen, denn bald wärest du doch damit vemnglückt." Blutenden Herzens wandte der Alte sich ab. Es ging ihm wie ein Stich durch das Herz, als er eine Mauer nach der anderen sinken sah. Alle Arbeiten wurden in der größten Eile vorgenommen. In Wer bis fünf Stunden mußte die ärmliche Behau sung verschwunden sein. Eine Weile blieb der Greis so stehen. Dann wandte er sich mit Tränen in den Augen ab und wankte davon. Der Zar kam. Die Menge bildete Spa lier. Leutselig nickte der Beherrscher aller Reußen nach allen Seiten, für die Kund gebungen des Volkes dankend. Unter den jubelnden Menschen b-kand sich auch ein heimatsloser Greis. Mit verbissenem Ge sicht sah er darein und ballte die Faust unter Flüchen. Zufällig sah der gute Jermanoff, daß Wassiljewitsch Dimitriev nicht wie die anderen guten Untertanen die Mütze schwenkte und schrie. Als der Zar vorüber war, eilte er sogleich in seine Kanzlei und fertigte eigenhändig einen Strafbefehl für den Bauern Dimitriev aus. Die erste Straft von fünf Rubeln wurde verzehnfacht, weil der Bauer es unterlassen hatte, dem Zaren seine Dankbarkeit für die erwiesenen Wohl taten auszudrücken. Als der dicke Jliowitsch den Auftrag er hielt, den Befehl dem Greis zuzustellen, zuckte er mit den Achseln. „Ja, wo ist denn der Dimitriev?" fragte er. D"r Polizeimeister lachte. „Nitschewo! Weiß ich es? — Suche ihn nur. Er wird irgendwo bei seinen Per- wandten hinter dem warmen Ofen sitzen und sich freuen, daß sein altes Haus aus Staatskosten abgebrochen wrude " Aber der alle Wassiljewitsch Dimitri Dimitriev hatte keine Verwandten und keine Seele, die sich seiner annahm Unverrichtller Sache kehrte Jliowitsch zu-ück. Erst am anderen Morgen . fand er den Gesucht n Allerdings nicht hinter dun wamim Ösen, sondern auf derselben Stelle auf der vor achtundvierzig Stunden noch sein liebes, trautes Haus gestanden hatc. Er war tot, der gute Wassiljewitsch Ja, wenn der Zar kommt! Meäer 2ur fnont . . . Krieg, skizze von Pauk Alexander. pHNm a waren sie nun auf dem Bahnhof angctonuncn. Der Zug, der so- eben einlies, scharrte wie eins ungebärdige Mähre, und seine j Maschine prustete und schnaubte, als sei sie völlig außer Atem geraten. Die Flanken des dunklen Riescnleibcs öffneten sich geräuschvoll und spiecn eine Flut von s Mcnjchen aus, Feldgraue, Männer in Zivil und Frauen. Indessen harrten schon andere unten, um die-Lückm wieder zu füllen. Ein j Schieben und Drängen entstand, es War eine ! Woge von Mcmsch.nleibern und Paketen, die gegen das schwarze Ungetüm brandete und von ihm wegebbte. Aus vi.l.n Fenstern schauten frohgemute Soldatenaugen, braun gebrannte Gesellen, mit bärtigen Land- i sturmgesichtern. Sie sahen behaglich auf das hastige Treiben, das sich vor ihren Blicken bewegte, das wie ein Bi.umschwärm ! dm Zug umsummte. Der junge Leutnant und das schlanke kürlich ergriffen und bahnten sich den Weg j zum Bahnhof gemächlichen Schrittes und fröhlich plaudernd zurllckgelegt hatten, wur den von dem Eifer der Hastenden unwill kürlich ergriffen und bahnten sick den Weg durch die Menschenmenge. Der junge Offizier öffnete hastig ein Abteil zweiter Klasse, das noch ziemlich leer war. Er schwang sich elastischen Schrittes hinein, verstaute sein Gepäck am Fensterplatz, schob das Fenster herab und lehnte sich hinaus. Zwei Paar lachende Augen begegneten sich. Schwester Ilse sagte lächelnd, indem sie nach der Bahnhofsuhr deutete: „Grade noch eine Minute!" Sie sagte es mit einem fast triumphierenden Lächeln, und doch klang ihre Stimme seltsam verschleiert. Der junge Offizier nickte lä^elnd und ließ sein Auge über die schlanke Gestalt des jungen Mädchens gleiten. Er nickte: „Ja, ja, beinahe zu spät gekommen!" D-'^ü siel auch ihm auf, wie heiser und matt sein Sprechen war, ganz anders, als eben noch, da sie gescherzt und gelacht hatten. Nun Wohl. Eine Minute noch. Wenn d-r große Zeiger dort drüben wciterrücken würde, ein kleines Stückchen nur. dann, nun dann würde er abfahren. Das wußten sie doch den ganzen Tag-schön Mußte des halb diese Unsicherheit und Beklemmung über sie kommen, daß sie jetzt p'ötzlich i schweigend einander gegenüberstgnden. Eine Minute, freilich eine kurze Frist, und dennoch lang genug, um von einander Abschied zu nehmen, lang genug, um fick «e - .--DSSSSSS'rSSSSSSSL«: LSLSSSSKSSSS» Welt tm Bild r 'S«» kleines Abendessen aufgetragen und der , Tisch mit Nehzieiner, Schinken und ähn- j lichcn Dingen beladen, die so rasch ver- ! schwanden als nian dies bei Leuten beobach- ten kann die sich viel in frischer Luft h rum- I treiben und der Sorgen über Wechselproteste und dergleichen Kultur-Annehmlichkeiten mehr enthoben sind. „Es ist wahrhaftig ein Glück daß wir keine Damen hier haben," sagte Philipp Staufen, den: lachend die Verh-erungm be- - trachtete, welche die kleine Gesellschaft unter! den Speisen anrichtete. „Ich glaube, sie würden uns für Kannibalen halten." „Machen Sie sich keine Sorgm," er widerte Herr von Wettcrstein, „unsere Damen nicht, hier oben weht ein freierer Wind, nicht wahr, Herr v. Niethwciler? — Aber, was ich sagen wollte. Weshalb sieht ! man denn Ihre Frau Gemahlin nicht?" „Sie hat sich sehr, frühzeitig zurückge- , zogen," sagte der Freiherr mit einem Seilen- blick auf Johannes Malten, „sie hatte heute einen etwas strapaziösen Tag." „Wieso?" „Das ist eine Sache, über welche Ihnen Herr Malten mehr sagen kann als ich. Herr Malten hat heute mit den Nenovie- rungsarbeiten im nördlichen Flügel be gonnen, und da hat es sich meine Frau nicht nehmen lassen, dabei zu fein " „So, so — nun. die Religion der Kunst ist eure hübsche Sache, und ich finde es voll ständig in der Ordnung, wenn schöne Frauen ihr huldigen." Die Dame, deren Herr v Wettcrstein in dieser Weise gedachte, befand sich bereits seit mehreren Stunden in ihrem auf den Schloß- garten hinausgchenden Schlafzimmer und lauschte der musikalischen Stimme Nelly Fischers, die ihr den !9. Gesang aus der Frithjojs-Sage vorlas. Sie hatte sich mit halbgeschlossenen Augen auf den breiten Divan hingestrcckt, und blinzelte halb gelangweilt, halb miß mutig in die berückende Pracht hinein, die sie umgab. Sie war in ein weites, mit Cremespitzcn durchbrochenes Schlafgewand gehüllt, über welches ihr prächtiges rotes Haar in langen schimmernden Wellen herabrieselte. Plötzlich reckte sie sich auf. Sie streckte ihre weißen Arme gähnend in die Höhe. Die Vorleserin stockte. „Du bist müde," sagte die Ruhende. „Ich merk' es dir an, lasse es genug sein sür heute, lege das Buch bei Seite und rücke die Lampe näher an das Bett, damit ich sie selbst ausdrehen kann. — So. - Nun lasse mich allein und sorge dafür, daß ich nicht ver- i schlafe." Sic schritt zu dem Fenster und öffnete ' beide Flügel, als in diesem Augenblick der fröhliche Lärm und das Gläscrklingen der kleinen Gesellschaft auf der Terrasse zu ihr heraufdrang. Die harte, metallische Stimme Cajus Clevettons stieg aus dem Wirrwar wie eine Fanfare zu ihr empor. Eine leichte Nöte breitete sich über ihre ! Wangen. Sie ließ das Fenster offen stehen und nahm wieder ihren Platz aus dem Divan ein. „Er ist wieder da," sagte sie zu sich , selbst, als sie sich allein sah, während ein Schauer ihre Glieder durchbcbte. „Er ist wieder da, und ich fürchte, ich habe nicht mehr den Mut, Wider ihn anzukämpfen." In die Bewunderung für die Stimme, ' die sie nun seit Tagen nicht mehr gehört hatte, mischte sich eine peinigende Eifersucht. I Eine Eifersucht, die sich langsam wie schmälendes Feuer während ihrer Tätigkeit in den Zimmern Wilhelminens in ihrem Herzen entzündet hatte. Ihre Fantasie malte sich die letzten Szenen des familiären Dramas, dessen Heldin diese Schönheit war, in den lebhaf testen Farben aus. Jede Einzelheit, die ihr ihr Gatte hierüber mitgetoilt hatte, wuchs sich in ihrer Vorstellung zu silhouettenhafter Schärfe aus. „Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Ver mutung recht habe," fuhr sie in ihren Ge? danken fort, „aber ick habe den Eindruck, als sei das damalige Verschwinden dieser Frau ein etwas theatralischer Abgang gewesen. Wenn sie sich in den Kopf gesetzt hat, sich damit ein unauslöschliches Gedächtnis zu sichern, so würde sie ihre Absicht auf keinem andern Wege besser erreicht haben, und ich möchte behaupten, daß Herrmann seitdem nicht aufgehört hat, an sie zu denken und sie zu lieben." (Fortsetzung folgt.) Ver 2^ar ksmmt. Russis Ye Novellerte von Karl Greggersen, j , assiljcwitsch!" klang es durch den f kalten Morgen. „Was-sil-je- r L i witsch Di-mi-trirv!" Es war Hl Polizeibote Jliowitsch, der mit seiner knarrenden Stimme also schrie. Als er keine Antwort erhielt, wiederholte er seinen Ruf. Endlich drangen aus einem Winkel der baufälligen Hütte unbestimmbare Töne hervor, glcichzüti'g knackte es irgendwo in allen Fugen. Schnell entschlossen riß der Ruser die nächste Tür auf und fand den Gesuchten gerade damit beschäftigt, sich unter neuerlichem Stöhnen und Gähnen im Bett aufzurichtcn. „Los! Brüderchen Wassiljewitsch! Wach doch aus: der Zar kommt!" Der alte Bauer Dimitriev, der das kleine Haus allein bewohnte, riß die Augen erschrocken auf. „Was du sagst, lieber Pe trowitsch, unser geliebtes Väterchen aus Petersburg kommt hierher?" Jliowitsch unterbrach den Erstaunten. „Ja, es ist so! Durch irgend ein Versehen sind wir zu spät durch einen Kurier von dem Eintreffen des Zaren benachrichtigt worden. Heute nachmittag schon wird er hier sein. Wir haben also keine Zeit mehr zu verlieren. Da hast du einen Fragebogen, den du sofort ausfüllen mußt!" Damit schleuderte er einen schmierigen Vogen auf den ebenso schmierigen Tisch in der halb dunklen Schlafkammer und verließ sie, den armen Bauer in tausend Aengsten zurück- lassmd. Als er sich schon einige Schritte ent fernt hatte, wurde die Tür aufgcrisscn und die weinerliche, zitternde Stimme rief in den Schnecsturm hinaus: „Aber Jliowitsch! — Ich habe keine Tinte!" „Nitschewo! Nimm 'nen Bleistift!" hallte es noch undeutlich an das Ohr des Greises Der Bote hastete davon, war es doch seine Pflicht, die Fragebögen auch noch in den anderen Häusern zu verteilen. Fröstelnd trat der Alte in das Häuschen zurück und machte sich daran, den Bogen auszufüllen. Noch mit dem Schlaf in den Augen suchte er seine Hornbrille hervor und ein kleines Stückchen Bleistift, das sich wunderbarer weise in seine Hütte verirrt hatte. Dann be trachtete er mit mißtrauischen Blicken den schmutzigen Vogen. Nur mit Mühe ent zifferte er die ersten Worte: „Name des Hauseigentümers." Und mit seiner zitternden, schwieligen Hand, die nur gewohnt war, die Art, nicht aber ein Schreibgerät zu halten, malte er in großen Buchstaben dahinter: „Wassiljewitsch Dimitri Dimitriev." Nun kamen die anderen Fragen, be treffend den Stand, den Geburtsort, das Geburtsdatum, seine politische Gesinnung, die politische Gesinnung der übrigen Haus bewohner. Aber die letzte Rubrik brauchte er nicht auszufüllcn, denn er bewohnte die baufällige Hütte ja ganz allein. Mehrfach hatte er versucht, eine Kammer, die noch frei war, zu vermieten, aber sie stand auch heute noch leer, denn kein Mensch getraute sich, hier einzuzichen. Jeder fürchtete, daß die Hütte demnächst einstürzcn könne. Indessen stand sie immer noch. Es war ein Wunder. Jedesmal, wenn in der Nacht ein Sturm durch die Schnoewüste brauste, sagten die Bauern: „Der arme Wassiljewitsch! Wenn wir morgen Nachsehen, finden wir ihn tot unter den Trümmern des Hauses!" ' Aber nein — gerade das Haus stand fester als alle anderen Häuser. Ein massives Backsteinhaus dagegen, das der Baumeister Boborykin für den Bauern Nätschagin um runde zwölftausend Rubel gebaut hatte und das allgemein als das festeste in einem Um kreis von fünfhundert Werst bezeichnet wurde, stürzte während eines Orkans ein, während das Dimitriev'sche Anwesen ver- schont blieb. — Es war wie ein Wunder. Mit zitternden Fwgern malte der Greis weiter. Kaum war er fertig, als draußen im Schnee tapsende Schritte vernehmbar wurden. „Wassiljewitsch!" klang es genau wie vorhin. Schon am Klang der Stimme er kannte der Weißhaarige, daß es der Bote Jliowitsch sei, der die Fragebogen wieder einsammclte. Um dem Ruser die Arbeit etwas zu erleichtern, trat Dimitriev, hinaus und reichte Jliowitsch das Blatt. Ehe dieser es zu den anderen in die Tasche steckte, warf er noch einen Blick auf das Geschreibsel des Alten. Er fluchte. „Wassiljewitsch!" schnarrte er. „Hier steht ausdrücklich, daß die Fragebogen absolut gewissenhaft ausgefüllt werden müssen. — Das Has! du nicht getan!" Der Bauer erschrak. „Ja! Du hast die Spalte 6 — Jährliches Einkommen — und auch deine Unterschrift vergessen! — Schnell! Hol' das nach. — Ich habe keine Zeit mehr!" So schnell den Greis die schwachen Beine trugen, eilte er zurück und schrieb in die sechste Spalte „Achtzig Rubel".. Dann sichte er seinen Namen darunter und reichte den vervollständigten Bogen dem wartenden ! Boten, der sich schnell damit entfernte. Nun erst kam der Alte zur Besinnung. Richtig, der Zar kommt! Da mußte er gewiß noch einige Vorbereitungen treffen. Eilfertig zog er seinen Pelz über und trat in den Ächnee j hinaus, um sein Haus von allen Seiten zu bctrachten. Es war nicht viel daran zu sehen. Der Polizeimeistcr hatte schon oft über das häßliche Anwesen geflucht und ge wünscht, daß cs verschwinden möchte. Aber dagegen hatte der Bauer sich gewehrt, be- i wohnte er die Hütte doch schon seit über sechzig Jahre und war sie ihm doch lieb i und traut geworden. Nun. das Saus ae-