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^SSS25SSS?SSSSÄSSSÄSSSSSSKSSSSSSS«» Wett tm Bitd 8ck!o6 wollenstem. Roman von Philipp Franz. (go rts - tzun g.> « mar in den Äiiltaqrstunden eines jaöuen Junnages, als c>em jungen r. Künstler der Jagdivagen des Fcei- Herrn vor der Tür eines breiten j Hauses in einer Gaste der Altstadt zwischen dem „Römer" und dem „Zollhos", einem jener asten soliden Patrizierhauser absetzte, welche mehr und mehr den Anforde rungen der neuen Zeit zum Opfer fielen. Por dem Ha se hielt ein eleganter Wagen, dessen Pferde ungeduldig das Pflaster scharr- tcn, der Kutscher war abgeslicgen und trot tete langsam auf und ab. Die stolzen Geschlechter, die ehedem hier gehaust, waren längst verschollen. Das Haus war zu Gcschäftszwecken ver mietet und beherbergte Kaufleute, Hand werker und andere Mieter. Im Parterre befanden sich die Kontorräumlichteiten einer Lederfirma- Hier verabschiedete Philipp Staufen sei nen Kutscher, er stieg über die breite Treppe in den dritten Stock hinaus, und befand sich plötzlich zu rechter Hand vor einem langen Gang und an der Wand vor einem rotge strichenen Schild mit einer Hand, worauf die Worte zu lesen waren: Zu den Ateliers! Er schritt den Gang hinab und gelangte über eine zweite Treppe in den Seitenbau der Hauses. Aus einer mächtigen Tür prangte ein Schild mit dec Inschrift: Iohannes Malten. Philipp Siaufen zog an der Klingel und nach einer Minute Wartens vernahm man einen schlürfenden Schritt hinter der Tür. Cs wurde von innen aufgeschlossen und ein kurz geschorener Kops steckte sich durch den Spalt. Ein paar wässerige Augen in einem alten, mürrischen Gesicht hefteten sich neugie rig auf den Watenden. „Ist Herr Malten zu sprechen, Hirony- muS?" sagte der junge Mann. „Ich bedaure," war die Antwort. „Herr Malten ist beschäftigt. Er hat eine Sitzung. Aber meiner unmassgeblichen Meinung nach kann es nicht mcyr lange dauern." „Einerlei. Ist werde warten." „Dann bitte ich Sie einzutreten. Ich werde unterdessen mchen, Herrn Malten von Ihrer Anwesenheit zu benachrichtigen." Er führte den Ankömmling in den soge nannten Empsangssalon des Malers und ließ ihn allein. In dem grosten hohen Raum sah es aus wie in einer Klosterzelle. An den Wänden hingen einige Bilder, eine „Waldschmiede", „Holzsammler auf dem Heimweg" uiw., in einer Ecke einiae Schnitzereien, Reliefs von Engelsköpfen und Heiligenstaluen - ein paar Sessel, in der Mitte ein Tisch — das war alles, — Keine Teppiche, keine Draperien. Keine Verzie- rungen. Philipp Staufen liest sich in einen Sessel fallen und brannte sich eine Zigarette an. Seine Augen wanderten bald nach rechts, bald nach links, von Tür zu Tür — aber statt des Malers, den er eintreten zu sehen erwartete, schien wieder der Kopf seines Haushofmeisters von der r-chtm Seite uns blickte den Wartenden pfiffig an. Hironymus Wippchen, wie er mit seinem vollen Namen biest, oder die „Schildkröte". Wie er seiner gemessenen schlürfenden Be wegungen halber von den wenigen Bekgnn- len des Künstlers genannt wurde, war Fa mulus, Modell, Farbenreiber und Repräsen tant des Malers in einer Person. Er hatte tue Prüfungszeu des Meisters von A bis Z mit durchgemacht und wußte in allen Ge heimnissen desselben so ziemlich Bescheid. Es stand ihm cm urwüchsiger Humor zu Gebote, der die düstere Atmosphäre dieser Künstlerwerkslatt manchmal erfrischend durchblitzte. „Na, Wippchen," sagte der „Schlachten- rnaler", nachdem der Alte mit seinem schlür- I senden Schritt wieder eingetreten war. „Es ist schlechterdings nichts zu wollen," war die Erwiderung, „Sie müssen sich in Geduld fassen. Herr Malten ist nicht zu be wegen, seine Sitzung abzubrechen, und ich bin nicht einmal dazu gekommen, ihm zu sagen, wer sich hier befindet. Ihnen kann ich's schon verraten, Herr Traufen," fuhr er fort, indem er sich dem jungen Manne mit einem vertraulichen Augenzwinkern näherte, „'s ist diesmal was hochfeines — eine Dame — und was für eine Dame!" „O - O -" „Schön über die Matzen — und stein- s reich." Zehn bis fünfzehn Minuten verstrichen, dann vernahm man ein von außerhalb kom mendes starkes Geräusch. Eine Tür ging und in dem Vorzimmer wurde eine silber helle angenehme Frauenstimme hörbar. Kurz darauf öffnete sich die Tür und eine junge Dame erschien auf der Schwelle, s hinter welcher ein betreßter Diener und die s hochgewachsene Gestalt eines Mannes in den dreißiger Jahren sichtbar wurde, dessen von einem blonden lockigen Barte umrahmtes Gesicht Intelligenz und Entschlossenheit ver riet. Der Wattende war beim Erscheinen der jungen Dame jählings aufgesprungen. Eine heiße Bli^w-"' stieg in sein Gesicht. „Sie hier, Miß Sharp," stieß er hervor. Die ? .g.redete heftete ihre Augen auf ihn und versetz': lächelnd: „Wundern Sie sich darüber?" „Hm, ja — n-'n — aber immerhin —" „Erscheint Ihnen meine Anwesenheit hier merkwürdig. Obwohl derselben nichts von jenen außerordentlichen Ursachen zu- grunde liegt, die Sie ihr vielleicht zuschrei- i ben werden. Nicht wahr, Herr Malten." Sie wandte ihre schönen Augen dem hinter ihr stehenden blondbärttgen Manne zu, d:r seinem Besucher ruhig die Hand ent- g genstreck^e, „Ich habe die Ehre dieser Bekanntschaft," fuhr Virginia Sharp fort, „niemand ande rem als unserer gemeinschaftlichen Freundin ! Selma Günter zu verdanken." „Sehr erfreulich," versetzte der junge I Mann lachend, „obschon es mir nicht ganz klar ist, wie die kleine Hexe das zuwege ge brasst hat." „Sie hat sich in den Kopf gesetzt, eine Ra^'kalkur mit mir vorzunehmen, da sie in meiner Schwärmerei für Einsamkeit eine sehr bedenkliche Krankheitserscheinung er- bl-ckt, und so habe ich. um meinem unver- meidlichen Verderben zu entrinnen, schon die allermerkwürdigsten Kreuz- und Ouer- züge in Ihrer schönen Vaterstadt mit ihr unternommen, um schließlich auf diese Weise auch in den Kunstverein zu gelangen." „In den Kunstverein — da werden Sie wohl schwerlich viel Zerstreuung gefunden haben." „Aber den Weg hierher, denn in dem .Kunstverein entdeckten wir Herrn Malten, der ein Porträt ausgestellt hatte ein sehr frappantes Stück — und von dieser Ent deckung bis zu meinem Einschlusse, den Ver such zu machen, Herrn Malten für meine Ut. deutende Persönlichkeit ebenfalls zu interessi n, war nur ein Schritt." „Ich schließe daraus, daß sich Ihre Frau Mutter n.^der wohler befindet." „Ich danke Ihnen," sagte die Schöne. „Es steht in der Lat besser mit ihr, sonst hätte ich an das Ponrätiertwerden so bald nicht wieder denken können. Wir hatten heute die dritte Sitzung, und im Weggehen war Nerr Matten jo freundlich, mir zu ge statten, auch seine sonstigen Sehenswürdig keiten in Augenschein zu nehmen." Der Herr des Hauses hatte inzwischen d'e Flügeltür, welche in die hinter dem „Empfangszimmer" liegenden Geloste führte, geöffnet, und man betrat einen ziem lich geräumigen Saal, an den ein Zimmer stieß, m welchem der Schüler Mattens — em in einem langen weißen Kittel steckender hochaufgeschossener junger Mensch — be schäftigt war. Hier, m dem „Privatissimum" des Mei sters, sah es etwas wohnlicher aus wie in dem Vorzimmer, obwohl auch hier von Luxus nichl die Rede sein konnte. In einer Wandecke war ein großer spanischer Fächer angebracht, ein frischer Blumenstrauß schmückte den Tisch in der Mitte des Zim mers, und das große Bild auf der Staffelei an der Lichthofseite war mit einem grünen Vorhang verhängt. An diesem Bilde arbeitete der Künstler zur Zeit. Auch dem Atelier deS Schülers, der einige hübsche Radierungen zu zeigen hatte, wurde ein Besuch abgestattet. Die junge Dame betrachtete alles mit steigendem Interesse, und es verging eine geraume Zeit, ehe Philipp Siaufen dazu kam, mit seinem Anliegen an den Freund und Kollegen herauszurücken. „Ich habe Ihnen den Wunsch Frau v. Riethweilers übermittelt," schloß er, „weil Sie Sandratt und seiner Schule näherstehen als irgend ein anderer. Es soll mich freuen, wenn sonst nichts Sie abhäll, den Auftrag zu übernehmen." Der Porträtist wies die Einladung der Herrin von Hohenstein nicht von der Hand. „Aber," fügte er mit einem Seitenblick auf Virginia hinzu, „ich verspreche Ihnen nichts, ehe ich nicht das Bild von Miß Sharp vollendet habe." „Wie lange wird dies dauern?" „Ich hoffe in acht bis zehn Tagen mit meiner Aufgabe fettig zu sein." „Ich werde pünktlich in zehn Tagen wieder bei Ihnen sein." Eine Einladung Virginias, sie zu ihrer Mutter zu begleiten, nahm der junge Mann mit vielen Freuden an, man verabschiedete sich von Herrn Malten, und erfüllt von seli gen Gefühlen, fuhren sie miteinander über die alte Brücke dem Mühlberg zu. In der Nähe des Landhauses ließ Vir ginia den Wagen halten, sie stiegen aus und beschritten den gewundenen Weg, der auf das Gartentor mündete. Das junge Mädchen schritt ihm voraus. Die Winde des Frühlings umspielten ihre Gewänder, während er manchmal einen sie bedrohenden Zweig zurückbog oder mit seinen schwärmerischen Augen ihre schlanke Gestalt verfolgte, deren Bewegungen Grazie und Anmut waren. „Wir wollen hier nicht vorüberaehen l ohne daß ich Ihnen mein kleines TnSftilnm »»SSSSSSSSSZSSS-SSSSSSSSSSSSSSSL2SSSSS' WOI IM -Bild LASSET«««««»«» Und so blieb es auch später, als er Lehr- ! ling und dann Gehilfe wurde bei ?auer K Co., einem großen Tuchwarengeschäft. Die unangenehmsten Arbeiten wurden selbstvcr- ständlicherweise ihm aufgcpackt, und wenn irgend ein Fehler gemacht worden war, zu befsen Urheberschaft sich niemand bekennen wollte, dann sah der Besitzer geringschätzig zu Karl hin, zuckte die Achseln und knurrte böse: „Der Hermann wird das natürlich wieder gewesen sein." Dann fehlte ihm der Mut. sich dagegen aufzuleh^en gegen die falschen Anschuldi- gungen, -md er schwieg geduldig. Es war doch egal, aus ihm wurde ja doch mal nichts Rechtes. War er sich doch seiner Unzuläng lichkeit vollkommen bewußt. Manchmal aber quoll cs doch heiß an ihm empor, wie Sehnsucht. Wenn etz ihm doch gegeben wäre, sich Herauszureißen, ge waltsam aus diesen Banden einer einge wurzelten Blödigkeit und Zurückhaltung. Warum immer für was Schlechteres gelten als die andern, wo er doch im tiefsten Innern spürte, daß da genug Kraft und das Vermögen aufgcstapelt lag, um hiermit j die Triebkraft zu Höchstleistungen anzu- ! fachen! Unbeholfen blieben die schlummernden Kräfte, unterdrückt und eingeengt im All tagseinerlei des gleichmäßig dahin schlei chenden Lebens, dem er keine Erfolge abzu ringen vermochte. Da schlug eines Tages, wie ein Funke im brachliegenden Spreng- stosf, der zündende Ruf des Kaisers nach seinen Soldaten in dieses stumpfe Hin dämmern hinein. Auch Karl Heinemann brauchten sie. Er rüstete sich still und zog mit hinaus, als einziger Bruchteil einer ungeheuren Maschine, aber ein warmes Leuchten in den Augen, mit einem frisch aufquellenden Kraftgefühl im Mark. Das da innen Schlummernde regte sich und sprengte fast die Brust. Als ein kleiner, be schriebener Teil eines herrlichen Ganzen fühlte er sich berufen, an etwas Köstlichem, Herrlichem mitzuschaffen. Aber woher kam ihm plötzlich dieser Mut, diese Kraft? Wie ein Löwe schlug er sich, am liebsten immer allen voran, er, der sonst immer der Letzte war. , Eines Tages hieß eS, eS sollt« die Stellung der Engländer ausgekundschaftet werden. Ohne Deckung, hieß es, über freies Feld zu kriechen. Wer entdeckt wird vom Feind, ist dem Tode geliefert! Freiwillige vor! Wer meldet sich? Da tritt Karl Heinemann vor. Es ist, als ob er gewachsen wäre, so stolz, aufrecht steht er da. Das Herz lacht ihm im Leibe. Er kostet den Augenblick wie einen Labe trunk nach mühseligem Marsch durch öden, heißen Wüstensand. Das erstemal in seinem Leben, daß ihm der Mut kommt, es andern zuvorzutun. Alles, was ihn sonst hemmte, beengte, drückte und knebelte, geschwunden ist eS, und ein seliaes Gefühl der Befreiung rinnt durch seine Adern. „Ich, Herr Hauptmann!" Er erhält seine Instruktionen und sott gehts. Er ist sich seiner Aufgabe bewußt. Ein Patrouillenreitcr konnte hier nichts aus richten, denn das Klappern der Hufe auf dem gefrorenen Boden, das Schnauben oder Wuchern der Rosse kann leicht zum Verräter werden Diese Mission war nur von einem Infanteristen auszuführen, der die etwa vorhandenen Deckungen des Geländes schlau benutzt, um den wichtigen Ausklä- nigSdienst bis zu Ende durchführen zu können. Bleiches Mondlicht übergoß das weite, nur wenige hügelige Erhebungen auf weisende Wiesengelände. Fern am Horizont der Feuerschein eines brennenden Dorfes. Heinemann warf sich zur Erde nieder, denn der feindliche Scheinwerfer erleuchtete momentan die Stelle, an der er sich befand, tageshell. So verharrte er bewegungslos, bis der Feuerschein vorübergeglitten. Pfeifend fegt der eiskalte Nordwind über die zerstampften Grasflächen. Wie eine Schlange kriecht etwas Graues, Unscheinbares durch die knisternden, raunen den Halme. Ab und zu Perbirgt der Mond seine strahlende Helle hinter gespenstisch jagenden Wolken; dann liegt das Feld in tiefem Schatten, und das Graue, Unschein bare beschleunigt seine Bewegungen. Fast unmerklich biegen sich rechts und links die Grashalme zur Seite, wo der Feldgraue kriecht und sich windet und schlängelt wie ein Wurm. Vor ihm erhebt sich ein winziger Hügel, an dem sich nach rechts und links ein Graben entlangzieht. Kaum daß sich der Krieger ungesehen bis Kniehöhe erheben kann. Dott lugt er scharf ins Weite. Jenseits des Hügels fällt das Land ab bis zur Landstraße. Da gilt es, über den Graben hinweg und dann weiter zu kriechen über die glatte Fläche. Der Mond meint es gut, in Prachtvoller Klarheit übergießt er die Landschaft mit Tageshelle und enthüllt die Stellung des Feindes mit deutlicher Wahrnehmbarkeit. Rechts ein schlafendes Dorf, Hundegebell in der Ferne. Der Soldat am Graben lugt aus Wie ein Hase, der Männchen macht. Aber weiter, weiter. Ueber plattes Land hin. Der Scheinwerfer sucht und gleitet mit seiner blendenden Lichtfülle über die Fläche hin, wie ein Toter, zur Regungslosigkeit erstarrt, verharrt der graue Schatten und schleicht dann geräuschlos vorwärts, rutschend, glei tend, tastend. Wie ein Indianer auf dem Kriegspsad. Wie ost hatte er mit Heiß hunger die Schilderungen der Taten der Trapper und Rothäute verschlungen, ohne zu ahnen, daß auch er einmal auf lebenbe drohtem Schleichpfade dahingleiten würde. Ganz dicht am Feind! Nun noch daS Letzte, Schwierigste. Zwischen den feindlichen Posten durchschleichen. „Wenn er nur nicht in einen Hinterhalt gefallen ist, ein und eine halbe Stunde ist Heinemann fort " Leise flüsterten die Ka meraden untereinander. „Ein Wagnis! Der H-in mann ist solch stiller, ruhiger Mensch! Aber was kein anderer möglich macht, der schasst's! Aber heute — der kommt nicht ungerupst davon." Wieder geht ein Raunen durch die nächt liche Stille. Er ist da. Bleich wie der Tod. Ob es das grünliche Mondlicht macht, daß sein Gesicht so fahl aussieht? Es ist, als ob er sich nur noch mühsam schleppen kann Da — er Wanst — er bricht zusammen." Die Mannschaften im Verein mit dem Hauptmann stürzen hinzu. Er lallt müh sam, erstattet seine Meldung, haarscharf hat er ausgekundschaftet, Stärke des Feindes, seine Stellung. „Sie sind verwundet, Heinemann?" „Nicht schlimm! Der Blutverlust macht cs nur — hier am rechten Schenkel und am Arme — das war der reine Hagel, der Wachtposten hat mich zu guter Letzt noch erwiicht —" Man sieht, wie er sich gewaltsam den Schmerz verbeißt. „Das haben Sie brav gemacht, Heinemann! DaS war ein Helden- stück, mit den Kugeln im Körper zuttick die lange Strecke gekrochen, auf allen Vieren Ich werde Sie für Ihr tapferes Verhalten stir das Eiserne Kreuz Vorschlägen." Da überzog das bleiche Antlitz ein lichter Schimmer der Freude. Alles, was er früher gelitten und ausge- halten in einem Leben der Unterdrückung, des Verkanntseins, das löschte dieser Augen blick aus. Er würde leben, fortan leben mit dem köstlichen Gefühl im Herzen, von seinem Kaiser ausgezeichnet worden zu sein er, von dem sie alle sagten, daß er zu nichts nütze sei, daß aus ihm mal nichts Ge- scheidtes werden würde. Er hatte dem Vaterlands einen ungeheuren Dienst ge leistet, sagten sie alle, ein Meisterstück sollte es gewesen sein! In stillseligem Glück schloß er die Augen. Mit diesen. ^Tage begann er ge- wissermaßen erst richtig zu leben, das fühlte er. O, wie es ihn glücklich machte! Der Arzt, der ihm den Verband umlegte, wun derte sich, wamm der Verwundete trotz seiner Schmerzen vor sich hin lächelte. Er ahnte nicht, daß der da vor ihm auf seinem Schmerzenslager an sich eines der vielen Wunder des Krieges erlebt hatte. Kriegsnacht. Der Wind weint durch das Dunkel Wie ein verlassenes Kind ... Kein Licht, kein Mondgefunkel Die Finsternis durchrinnt. Verhüllt, verhangen die Ferne, Man sieht nicht Strauch und Baum . . . Nur — hoch — zwei verlorene Sterne Wie Lichter im Heimatraum. Stumm über das Weh der Welten Wandert die Nacht daher, Zwischen grauen Gezeiten Rastet sie — tränenschwer. Kriegsnacht ... Die Wachtfeuer lohen, Die Kämpfer, mantelverhüllt, Träumen von Siegen, von hohen, Zu neuen Kämpfen gewillt. Und viele, wegwund die Füße, Die stehen aus einsamer Wacht . . . Hört ihr unsrer Herzen Grüße In der stummen Sprache der Nacht? Sie raunt in halbverwehten Tönen — bald leise, bald laut — Don einer Mutter Gebeten, Vom Händefalten der Braut ... Vom endlichen Siegenmüssen — Und dann — in der Heimat Au'n — Von Zartlichsein, Trösten und Küssen. — Hört ihr der Kriegsnacht Geraun? Und euch, die des Schlachtsturms Tosen So früh in der Jugend gefällt, Blüh» unsre Herzen als Rosen Aus jedem Grab tm Feld.