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und lächerlich muten deshalb die Versuche an, der Ehrfurcht vor ihm Abbruch zu tun. * Hindenburg verkörpert, wie es noch nie ein Führer tat, da» Gewissen des Volkes, seine innere Stimme. Sie nxchnt unablässig zur Ueberwindung des germanischen Grund übel», der Zwietracht. Der Staat ist wichtiger als die Staats- form, das Vaterland wichtiger als die Parteien! Diese Er- Äin-enburgs Gruh an die alten Kriegskameraden. Berlin, 30. Sept. Reichspräsident von Hindenburg hat an die in Berlin eintreffenden Mitglieder des Neichskricger. bundes folgenden Gruß gerichtet: Den Kameraden des Neichs- kriegerbundes Kyffhäuser" und des Preußischen Landeskricger- verbandes entbiete ich zu der Zusammenkunft in Berlin Herz- lichen Gruß. Möge der Geist der Pflichttreue, der Vaterlands liebe und der Einigkeit, den unsere für das Vaterland gefalle- nen Helden bezeugt haben, im deutschen Volke stets fortleben! Ihn zu stärken und damit die Vorbedingung für den Wieder aufstieg des Vaterlandes zu schaffen, muß unsere große, dau ernde Aufgabe sein. * « * Begnadigungen. Berlin, 30. Sept. Der Reichspräsident hat gestern bi« Liste der vom Reichsjustizministerium vorgcschlagenen B e - gnadigungen unterzeichnet. Gs handelt sich um etwa 8 0 Fälle, unter denen, wie jetzt offiziös mitacteilt wird, der Fall Hölz nicht ist. — Auch Bayern und Württemberg haben bereits im Gnadenwege Strafen in größerer Zahl ge mildert oder erlassen. Braunschweig, 1. Okt. Aus Anlaß von Hindenburgs Geburtstag hat das Staatsministerium in etwa sechzig Fällen Einzelbegnadigungen vorgenommen. — Auf Beschluß des Staatspräsidenten ist dem Reichspräsi denten eine F ü r st e n b e r g er Prunkvase als Ge schenk des Landes Braunschweig übersandt worden. München, 30. Sept. Die bayrische Amnestie umfaßt sämt- ftche Näterepublikaner, außer dem Metzger L i n d n er, der im Landtag das Attentat auf den Abgeordneten Auer verübt hat. Graf Arco, der Eisner erschossen und nur Strafaufschub erhalten hatte, wird endgültig begnadigt. Dresden, 30. Sept. Der Rat hat aus Anlaß des 80. Ge burtstages des Reichspräsidenten in Aussicht genom men, den Alaun platz zu einer Spiel- und Sport wiese für die Neustadt auszubauen und wegen tauschweiser Erwerbung des Alaunplatzes mit der Heeresverwaltung in Verhandlungen zu treten. Die Mittel sollen der Dr. Güntz- schen Stiftung und der produktiven Erwerbslosenfürsorge ent- nommen werden. Berlin, 1. Okt. Das N e ich s kab i n e t t hat eine Sitzung obgehalten, in der es sich mit laufenden Angelegenheiten, darunter mit dem Programm der Feierlichkeiten zum Geburts tage des Reichspräsidenten, beschäftigte. Lübeck, 30. Sept. Der Lübecker Senat hat beschlossen, dem Reichspräsidenten zum 80. Geburtstag als Aufmerksamkeit der Hansestadt eine Riese ntortc aus Lübecker Marzi- pan überreichen zu lassen. Stuttgart, 30. Sept. Die Stadt hat gegen die Stimmen der sozialdem. und komm. Mitglieder des Gemeinderates be schlossen, als Ehrung des Ncichsvräsidenten von Hindenburg eine Stiftung im Betrage von 100 000 RM zu errichten, die den Namen „Hindenburg-Stiftung" tragen und deren Beträge dazu bestimmt sein sollen, begabten Schülern den Aufstieg zu erleichtern. — Die Stadt Würzburg hat ein Gelände gestiftet, auf dem eine Heimstättensiedlung für Kriegslwschädigte und Kinderreiche errichtet wird, die den Namen „Hindenburg-Heimstätte" führen soll. London, 1. Okt. Daily Expreß schreibt: Ein heftiges Feuer politischer Leidenschaften sei rings um die ehrwürdige Gestalt Hindenburgs entbrannt. — Morningpost sagt: Man hätte annehmen können, daß das deutsche Volk fähig gewesen wäre, seine kleinlichen Streitigkeiten zu ver gessen zu Ehren des 80. Geburtstages seines Präsidenten, dessen ganzer Charakter eine lebendige Auflehnung gegen den Fluch des Partei Haders sei. — Daily Chro- nicle schreibt: Deutschland ehrt Hindenburg nicht dafür, was er getan hat, sondern dafür, was er ist. Berlin, 30. Sept. General von Seeckt, der zurzeit in Koslar zu Besuch weilt, hat sich auf der Jagd eine Sehnenzerrung zugezogen, die es ihm unmöglich macht, an der Geburtstagsfeier des Reichspräsidenten teilzunehmen. Märchen. Berlin, 30. Sept. In amerikanischen Zeitungen findet sich die Behauptung, Dr. Stresemann habe ursprünglich aus dem TÄ der Tannenberg-Rede des Reichspräsi denten die Erörterung der Kriegsschuldfrage gestrichen und er sei später über Hindenburgs Worte geradezu entsetzt gewe- son. Von zuständiger Seite wird erklärt, Laß diese Behauptung von A bis g erfunden ist. Leipzig, 30. Sept. Der 6. Strafsenat Les Reichsgerichts oerhandelte heute gegen den BUrogehilfen Ferdinand Bilek aus Berlin. Dilek gehörte früher der Reichswehr an und war später Oberwachtmeister bei der Schutzpolizei in Berlin, wurde aber auf Grund eines Disziplinarverfahrens entlassen. Auf der Suche nach Arbeit landete er schließlich in Mainz in einer französischen Kaserne, wo er sich für die Fremdenlegion anwer- ben lassen wollte. Als ehemaliger Angehöriger der deutschen Wehrmacht wurde er dem französischen Spionagedienst ausge liefert, der ihn gezwungen haben soll, militärische Geheimnisse zu verraten. Das Urkil lautete auf zwei Jahre Zuchthaus. Koblenz, 30. Sept. Die Interalliierte Rheinlandkommis, fion hat ben deutschen Weltkrieg-Film für das besetzte verboten. kenntnis in dem letzten Deutschen lebendig zu machen, ist die Aufgabe, die der verehrte Mann sich für den Rest seiner Tage gestellt hat. Wir ehren ihn: am besten durch das Gelöbnis, das Verständnis für die Einigkeit des Volkes fördern zu wollen, auf daß sein Wunsch in Erfüllung gehe: An der Liebe und Treue zum Vater- lande möge immer der innere Haß zerschellen! Kundgebung Hindenburgs an bas Deutsche Volk nach seiner Wahl zum Reichspräsidenten. Getreu dem von mir geleisteten Eide will ich alle meine Kräfte daransetzen, dem Wohle des deutschen Volkes zu dienen, di« Verfassung und die Gesetze zu wahren, Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben. In dieser feierlich-ernsten Stunde rufe ich unser ganze» deutsches Volk zur Mitarbeit ans. Mein Amt und mein Streben gehören nicht einem einzelnen Stande, nicht einem Stamm oder einer Konfession, nicht einer Partei, sondern dem gesamten, durch hartes Schicksal verbundenen deutschen Volke in allen seinen Gliedern. Ich vertraue auf den Beistand des ewigen Gottes, der uns auch durch die schwere Notzeit un serer Tage gnädig hindurchführen wird. Ich vertraue auf die in einer stolze» und ruhmreichen Vergangenheit bewährten, unsterblichen Lebenskräfte der deutschen Nation. Ich vertraue auf den gerade auch in schwer- ster Zeit immer wieder gezeigten opferbereiten Lebenswille» unseres Volkes. Ich vertraue endlich auf den großen Gedanken der Gerechtigkeit, dessen mit aller Kraft zu erstreben der Sieg auch dem deutschen Volk« wieder seinen würdigen Platz in der Welt verschaffen wird. Mein erster Gruß gilt allen denen, die unter der Not un serer Zeit besonders leide«. Er gilt den Vielen, die im harten wirtschaftlichen Ringen um ihr Dasein stehen. Gr gllt dem ganzen arbeitenden deutschen Polle, vom dem die schwere Lage von Staat und Wirtschaft besondere Leistungen erfordert. Er gilt den Volksgenossen außerhalb der deutschen Reichs grenzen, die mit uns durch Bande des Blutes und der großen deutschen Kultnrgcmeinschaft unslöslich verbunden sind. Er gilt besonders den Alten und Kranken, die voll Sorge einem trüben Lebensabend entgegenblicken. Und er gilt endlich unserer Hoffnung, unserer deutschen Jugend. Wir wollen gemeinsam streben, durch ehrliche, friedliche Leistungen unserem berechtigten Anspruch auf Achtung und Anerkennung bei den anderen Völkern Geltung zu verschaffen und den deutschen Namen von ungerechtem Makel zu befreien, der heute noch auf ihm haftet. Durch Selbstachtung zur Achtung der Welt, durch Selbstvertrauen zum Vertrauen der Anderen! Wir wollen danach trachten, in der Entwicklung der deutschen Wirtschaft und des deutschen Gemein schaftslebens jedem einzelnen Stand und Volks genossen sein tägliches Brot, seinen Anteil am deutschen Kulturgut und seine würdige Stellung in der Volksgemeinschaft zu sichern. Das Reichsoberhaupt verkörpert den Einheits willen der Nation. Darum reiche ich in dieser Stunde jedem Deutschen im Geiste die Hand. Gemeinsam wollen wir um unserer teuren Toten, um unserer Kinder und Kindeskinder willen ungebeugten Mutes den schweren Weg gehen, der uns durch wahren Frieden zur Freiheit geleiten soll. Preußen gegen die Reichsregierung. Berlin, 30. Sept. Angesichts des vorwiegend aus der par teilpolitischen Zersetzung der deutschen Oeffentlichkeit zu erklä renden Widerstandes der pre u ßi s ch en N eg i er u ng gegen die Errichtung eines Neichskommissariats für O st - preußen besteht die Gefahr, daß das gesamte Problem auf unbestimmte Zeit vertagt wird. Die Amtsbezeichnungen der Reichsbeamten. Berlin, 1. Okt. Nach Pressemitteilungen soll der onge- kllndigte Gesetzentwurf über die Amtsbezeichnungen der Reichsbeamten jetzt an den Reichsrat gelangt sein. Er enthalte die Bestimmung, daß- die Amsbezeichnungen der Neichsbeamten auf dem Verordnungswege vom Reichspräsidenten geregelt werden sollen. Ein neuer Verstoß gegen das Memelstatut. Memel, 30. Sept. Heute ist zwei Richtern am Me- meler Amtsgericht, dein Amtsgerichtsdirektor Lüdtke und dem Amtsgerichtsrat Hahn, vom Direktorium des Memelgebietes gekündigt worden. Die Richter waren lange Jahre im Memelgebiet tätig. Der Gouverneur hat den beiden Richtern die Verlängerung Ler Aufenthaltsgenehmigung verweigert, dar aufhin hat das Direktorium den Richtern gekündigt. — Zu bemerken ist, daß die Erteilung der Aufenthaltsgenehmigung nicht Sache des Gouverneurs, sondern nach dem Memelstatut Sache des Direktoriums ist, sodaß diese Ausweisungen bezw. Kündigungen einen erneuten Verstoß gegen das Memelstatut darsicllcn. Die Preutzenregierung und -er Flaggenzwlsl. Berlin, 30. Sept. Aus Anlaß desimHotelKalser. Hof veranstalteten Festmahles des Internationalen Fachpresse- kongresses waren bekanntlich im Einvernehmen mit der Kon- areßleitung neben den schwarz-rot-goldenen Farben auch die schwarz-weiß-rot« und die Preußenfahne gehißt worden. Gestern mittag wurde der Hotelleitung plötzlich mitgeteilt, daß Lie preußische Regierung dieCinziehungderschwarz. wotß-rotenund'derpreußischenFahne verlange. Die Hotelleitung ließ darauf durch den Derbandssyndikus Nachfrage bei Lem Staatssekretär Abegg halten. Dieser for- Lerte darauf sofortige Einziehung der schwarz weiß-roten Fahne. Der Vertreter des Hotels Kakserhof suchte zu vermitteln, indem er darauf hinwies, daß die ge- meinsame Flaggenhissung dem Magdeburger Beschlusse des Neichsverbandes der deutschen Hotelbesitzer entspreche, daß erst kürzlich der Reichskanzler erklärt habe, man solle die Reichs, färben achten, aber auch die schwarz-weiß-rote Fahne ehren, und daß die Hotelleitung sonnt auch dem Wunsche des höchsten Neichsbeamten entsprochen hätte. Der Staatssekretär verlangte nunmehr Ersetzung der schwarz-weiß-roten Fahne durch die Handelsflagge. Hierauf konnte der Vertreter des Kaiserhofs nur erklären, daß eine solche Fahne nicht im Besitze des Hotels sei, und daß der preußische Ministerpräsident Braun bei einem früheren Anlasse der Aotelleitung aesagt habe, „ihr seid doch kein See-Institut, daß ihr die Seeflagge hissen wollt". Vielleicht ließe sich ein Ausweg finden, indem man alle drei Fahnen einziehe. Der Staatssekretär blieb jedoch bei seinem Ultimatum und fügte hinzu, wenn der Kaiserhof nachgebc, werde mit dem heutigen Tage der Boykott der preußischen Regierung gegen das Hotel Kaiserhof auf gehoben werden. Dies wurde mit Bezugnahme auf die Magde burger Beschlüsse der Hotelbesitzer abgelehnt. Me Tangerfrage. Paris, 30. Sept. Temps bespricht die Begegnung zwischen Primo de Rivera und Chamberlain in einem Artikel, aus dem starkes Unbehagen spricht. Das Blatt erklärt, daß das Tanger st atut nur im Nahmen der bestehenden Vertrüge abgeändert werden könne. Eine impro visierte Lösung sei nicht zulässig. Nom, 30. Sept. In diplomatischen Kreien findet die Begegnung Chamberlain—Primo lebhaftes Interesse. Die faschistischen Blätter betonen, daß eine Lösung des Tanger- Problems ohne die Hinzuziehung Italiens ausgeschlossen sei. Briand wird beglückwünscht. Paris, 30. Sept. In dem heutigen Ministerrat be- richtete Briand über die Arbeiten der letzten Völker- Lundstagung. Der Mini st errat beglückwünsch, te Briand zu seinen Erfolgen. * * Verfolgung eines elsässische« Autonomisten. Straßburg, 30. Sept. Gegen Klaus Zorn von Bu- l a ch wurde wegen Bedrohung, Beleidigung und Verleumdung, begangen in Telegrammen und Zeitungsartikeln, und gegen den Geschäftsführer der Wahrheit wegen Veamtenbeleidi- gung Strafverfolgung eingeleitet. Die Wahrheit wurde wegen der Aufforderung an die Bevölkerung, gegen den Besuch amerikanischer Legionäre in Straßburg zu demonstrie ren, beschlagnahmt. Wieder ein Ausschluß Trotzkis. Moskau, 30. Sept. Die Bresse veröffentlicht eine Mitter- lung des Präsidiums des Produktivkomitces der Kommunisti schen Internationale und des Präsidiums der Internationalen Kontrollkommission über den Ausschluß Nujowitschs aus der Zahl der Mitglieder und Trotzkis aus Ler Zahl der Kandida ten des Exekutivkomitees. Dieser Beschluß wurde einstimmig angenommen. Moskau, 30. Sept. Das Präsidium des Zentralexekutiv- komitces der Sowjetuniou hat das Gnadengesuch der vier vom Gericht in Leningrad zum Tode verurteilten Terroristen und Monarchisten abgelehnt. Das Urteil ist v oll stre ckt worden. Tschiangkaischek in Tapan. London, l. Okt. Times berichtet aus Tokio, daß doi> gestern Tschiangkaischek mit seinem Gcsolge einge» troffen ist, um sich nach einem Höhenort in der Nähe von Nagasaki zu begeben. Man glaubt, daß Tschiangkaischek die wlitische Bühne verlassen und sich in Nagasaki ansiedeln wird. Eharbin, 30. Sept. Wie aus Swatau gemeldet wird, wurde der Führer der Noten Lanzen", Li, von einem unbe kannten Täter erschossen. Berlin, 30. Sept. Die Berliner Brau er eiarbeitet md in den Streik getreten. Dern, 1. Okt. Im Nationalrat wurde ein sozialdemokrati scher Antrag eingebracht, in dem der Bundesrat ersucht wird, angesichts der vom Völkerbund neuerdings garantierten Neu tralität der Schweiz an die Abrüstung heranzuqehen und beim Völkerbundsrat anzufragen, ob er die Garantien für die Sicherheit des Landes übernimmt, wenn das schweizerische Milizheer durch eine einfache Ordonnanz truppe ersetzt wird. WM. WM von nur klrmon in jscker Preislage von »Kd. -.—an, .»mL«, köllsrksMs! I« slavsoälreier 8sictivIIsilk.II emplieklt Lrler L 60. Xackk., i. L. Tolskon 14. Inkadsr: Karl Sommvr Uarüt S. r«ckmSm>lscko Leälsoungl Ko.toolo.s äoleUuogl Vsk.vuck »»cd vu»«Srt»1