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»Sd--KSSSSSSSiSKSSSSSSSDSSSSSSSSSS->SSSS» Welt tm Bild mand war mit ihr als die alte schwarze I Hauskatze, die neben ihr auf der Fenster- s bank saß, wenn sie mit der Näharbeit be« schäftigt war, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Leute sagten von ihr, sie sei j wunderlich, daß sie sich so vor der Welt der- grabe, machten ihr Vorstellungen und gaben sich Mühe, sie für das Leben zurückzuerobern. Wirklich gute Freunde hatte die alte Frau Fuchs — aber sie hatten keine Macht über sie — wer zu ihr kam, war willkommen, sie > selbst ging zu niemand. Man setzt sich doch j auch nicht in die Stube der andern, wenn! man am Schweigen mehr Gefallen findet als am Plaudern. Wovon soll sie erzählen? ! Vom Krieg, der da unten vor Mühlhausen und Metz getobt hat und sich nun über ganz Nordfrankreich gewälzt hat — oder etwa von ihrem einzigen Sohn Ludwig? Von ihm wollen die Dorflcute nichts wissen — ihr ganzes Herz hängt an ihm. Da liegt die Kluft. Ludwig wird totgeschwiegen, denn er ist ein Usberläufer nach Frankreich hin. Seine schönen, dunklen Augen haben immer lustig in die blaue Ferne geblickt bis zu dem Tage, da er das kleine Fenster im Stüb chen öffnete, sich den Westwind durch die braunen Haare wehen ließ; mit tiefen Lun gen atmend, sagte er jubelnd: „Dorthinten liegt Paris — Paris!" Es brach aus ihm heraus wie ein Quell, der endlich einen Weg durch die Felsen gefunden hat. Er sah ein Ziel, er wußte einen Weg und hatte festen Willen. Er ging in die Grenzdörfer und in die Gasthäuser, wo Franzosen verkehrten — er lernte, den Hut keck auf einem Ohr zu tragen und mit einem dünnen Stöckchen, das man zwischen zwei Fingern wippen ließ, herumhantieren. Die dicken Knoten stöcke vom Vater standen daheim hinter dem Schrank und waren fast so in Ungnade ge fallen wie das harte Zungen-R seines heimatlichen Dialektes. Die alte Mutter, die im Badenschen zu Hause war, spielte keine Rolle mehr in seinem Leben. „Ludwigle; die Leute reden über dich." „Laß die Leute redm." Er zuckte die Achseln, Pfiff vor sich hin und träumte hinaus in die Ferne, in der sich Paris verbarg Eines Tages war er verschwunden; er war gegangen ohne Dank und ohne Gruß. Als fast ein Monat vor über war, kam ein Brief von ihm aus einer französischen Garnison; er besann sich noch einmal auf die deutsche Ausdrucksweise und schrieb: „Ich bin in Salon Jnfanteriesoldat. Ich will sterbe für die Franzos! Louis Renard." Die alte Mutter nahm den Brief und ging mit ihm zum Dorfvorsteber. Der setzte die Brille auf die Nase und blickte lange nachdenklich in das Schreiben. „Er ist fort, Frau Fuchs," sagte er wichtig, als wolle er Aufschluß geben. Sie nickte mit dem Kopf, indes die Tränen über ihre Wangen liefen. „Und nun müssen wir das Vorkommnis allgemein bekanntmachcn; es muß in das Gemcindeblatt!" „O mei," jammerte die Alte dagegen, „die Schande, die Schande!" Aber der Gestrenge ließ sich nicht drein- ccdcn. Er nahm ihr den Brief aus der Hand und schrieb sich den kurzen Inhalt aus. „Renard heißt Fuchs da drüben," und er bettete mit dem Daumen über die Schul ter hinweg gen Westen. „Aus unserm lie ben Ludwig Fuchs ist nun ein Louis Renard geworden. Wir kennen ihn nicht mehr!" Und so kam es. Am nächsten Monats- ersten las jeder im Gemeindeblatt, was ge schehen war. So verlor die Mutter das Kind, das Vaterland seinen Sohn. Durch das Dorf lief die breite Land straße, die von der Grenze kommt und auf Markirch zuführt. Sie dehnte sich wie ein weißes Band durch die Felder, verschwand stellenweise im Walde und stieg schließlich hllgelan. Sie hatte viel erlebt vom Krieg und seinen Schrecken. Artillerie war über sie hingerast, Last- und Autoverkehr; dann kam die deutsche Infanterie — eins, zwei — eins, zwei — dröhnte ihr Schritt durch das stille Dorf. Der große Freiheitskrieg, den Deutschlands Söhne auf Feindes Boden ausfochten, schritt immer weiter vor, schickte immer grausigere Bilder in die stillen Vogescntäler. In langen, traurigen Zügen kamen die Sanitätskolonnen — Herz und Hände taten sich auf, um zu helfen, zu lin dern. Frau Fuchs, gebrochen durch ein hartes Leben und müde von manchem Kampf, saß an ihrem Fenster, gegen das die Septem bersonne brannte und starrte hinunter auf die Landstraße. Tausenderlei und mehr daher — nur nicht der Eine, an den jetzt zu denken, beinahe Sünde war. Er half den Feinden, die seine Heimat zertreten woll ten, und seine Kugeln streckten Blutsbrüder hin. Vielleicht war er umgekehrt, der Rausch verflogen — das Spiel aus. Viel leicht geschah ein Wunder und die -Land straße schickte einen Heimkehrend.n herauf! Kalt und weiß und geheimnisvoll ver lor sie sich im Frühdunst des Herbsttages, der alten Augen noch ungünstiger gesonnen ist, als die blaue Ferne, die alles verschlingt. Aber die Sonne half Sie zog die leichten Nebel auf und enthüllte das altgewohnte Bild: Soldaten — Bauernwagen, Pro viantkolonnen — und dahinter in ge schlossenem Zuge eine Schar Rothosen, Ge fangene aus einem der letzten Gefechte. Frau Fuchs stand auf und band ein Tuch um. Sie griff hinter den Schrank nach einem der derben Stöcke, die dort seit den Lagen ihres Mannes standen. Sie ging, wohin sie immer den Schrill wandte, wenn die Kinder an ihrem Hause vorüber stürmten und riefen: „Gefangene kommen — gefangene Franzosen!" Ehe die Straße auf den Dorfplatz ge langt, macht sie eine Biegung, an der ein großer Granitblock liegt. Auf ihm hat man cher Müde gesessen — und in diesen K iegs- tagen so oft die alte Frau Fuchs. Die Blicke ihrer Genossen sind über sie hingegangen in Mitleid und in Neugier. Sie hat ihnen standgehalten. Endlich kommen die Gefangenen. Einer ist unter ihnen, dem brennt der Bo dm unter den Füßen. Er geht mit gesenktem Kopf, das Käppi tief in die Stirn gedrückt. Er hat wider die Heimat gekämpft. Schwer ! und immer schwerer wird sein Schritt. „Vorwärts, Kamerad!" sagt sein Ncbcn- j mann und faßt ihn unter den Arm. Aber Louis Renard schüttelt die Hand, die ihn stützen will, ab. Er greift an die Ltirn und entblößt das Haupt vor der alten Frau, die auf dem Eckstein im Dorf sitzt. Die Scham senkt ihm die Augenlider, so daß nur ein scheuer Blick hinüberfliegt. „Ludwigle!" ruft die Mutter. Ihre alte, zittrige Stimme verhallt nicht ungehört, ob gleich sie viel zu schwach ist, um sich zu er- heben. Der Sohn senkt den Kopf noch tiefer, das dichte braune Haar fällt ihm in die Stirn. Sein Schritt wird noch schwerer, die Gamaschen, die weiten, roten Hosen und der lange Uniformrock sind so lästig! „Immer vorwärts, Kamerad!" sagt sein allzeit munterer Nachbar noch einmal freundlich und zieht ihn vorwärts. Der Hcrbstwind treibt die Blätter von den Bäumen. Tief hinten in Deutschland verbringt Louis Renard seine Gefangen schaft. Im Lager herrscht reges Leben, trotzdem den meisten, die hier Hausen, der schwere, norddeutsche Himmel fremd, ja be- drückmd ist. An den Drahtumzäunungen stehen alle zehn Schritt Posten, Landwehr männer, mit Hellen Angen und jen-n ofsenen, ruhigfreundlichcn Gesichtem, die man vom Rhein bis zur Weichsel überall antrifft. Von der Art waren auch die Züge des Vaters! Und die Mutter — wie alt sie ge- wordm ist, ganz gebrochen und hinfällig. „Schlimm wenn man im Alter auf fremde Hilfe angewiesen ist," denkt Louis. Er sitzt abseits auf der Bank vor der Baracke und sicht in den bunten Knäuel müßiger Männer. Wie lebhaft und ge schwätzig die Franzosen sind! Er fühlt Plötzlich kein Band mehr zwischen sich und ihnen. Sein Blick sucht die Wachen draußm, die ihm so lieb, so vertraut er- schemcn — und sind doch Feinde! Er er- schreckt. Jugend und Heimat grüßen ihn und von fern her tönt eine Stimme, die dünn und zittrig seinen Namen ruft: „Ludwig!" Er legt den Kopf in beide Hände und weint. Niemand achtet auf ihn, denn die Zuaven haben sich ausgestellt wie zu einer Francaise und wollen einen Nationaltanz tanzen. Mit kleinen, trippelnden Schritten bewegen sie sich gegeneinander und entfernen sich wieder, bis endlich ihre Musik einsetzt: zehn oder zwölf Schwarzgcsichter stehen ab seits, klatschen taktmäßig in die Hände und lassen einen eintönigen, schleppenden Plärr- gesang ertönen. Ein paar dünnbeinige, lange Marokkaner, in wollene Decken ge- wickelt, stehen daneben wie Bildsäulen und schauen zu. Louis zwingt sich, das alles trockenen Auges und offenen Sinnes anzusehen — Menschen, wie aus einer Jahrmarktsbude, die sich für Geld sehen lassen, sind seine Waffenbrüder gewesen, ihr Ruhm war sein Ruhm und ihre Niederlage die seine. Er erhebt sich langsam und geht auf einen Landwehrmann zu, der am Eingang steht- „Ich bin ein Deutscher!" De, sieht ihn verächtlich von oben bis unten an und sagt: „Nun, dann besinnen Sie sich nur bei zeiten auf sich selbst!" Er schleicht davon, ohne sich umzusehen. Aber er Weitz genau, dahinten im Elsaß, an den Abhängen, die nach Frankreich zu hinunterlaufen, liegt hinter abgeblühten Malvenstöckcn und Sonnenblumen ein ! kleines Haus. Dort wird er nicht ver- ! gebens anklopscn. Und er setzt sich in der Baracke an den langen Tisch und schreibt an mendes Mitleid für ihn wallte jäh in ihr auf und ihr war es, als erblrcke sie ihn mit einem Male in einem völlig andern Licht wie bisher. Immer war er gut zu ihr gewesen, und während der ganzen Ehe halte er einen förmlichen Kultus mit ihrer Schönheit ge trieben. Keine Schönere, keine Liebere und Bessere als sie trug seine Welt. Er hatte sich ihren Launen gefügt und seine Bequemlich keit, die ihm am Herzen lag, immer geopfert, wenn sie es wünschte. Er war mrt seinem ganzen Sein Land wirt, und sein Rittergut, aus dem schon die Väter gesessen, war sein Stotz und seine Freude, ihr zuliebe aber übergab er es fremden Händen und reiste mit rhr in der Welt herum. Ganz klein kam sich Herma in diesem Augenblick vor und sie fühlte, wie sich heiße Tropfen durch die halbgeschlossenen Lider zwängten. Was hatte er allezeit für sie ge tan und wie hatte sie es ihm bisher gedankt! Sie war ein armes Mädchen gewesen, er aber hatte sie zur reichen Frau gemacht, seine schützende Liebe hatte um sie herum gelegen wie eine warme schützende Decke. Siedend kroch die Angst in ihr empor, er könne sterben, ohne von ihren Lippen noch ein liebes gutes Wort gehört zu haben. Ver gessen war Just Dehnow und vergessen alles, was sie noch kurz zuvor bewegt. Ihr Mann stand im Vordergrund ihrer Gedanken. Und eine grenzenlose Hilflosigkeit nahm von ihr Besitz. „O, wenn ich ihm doch wenigstens danken dü fte für das, was er an mir getan," sie wußte kaum, daß sie den plötzlich erwach ten heißen Wunsch laut ausgesprochen hatte. Traute war inzwischen mu dem Lesen des Briefes fertig geworden. Sie verstand sofort, was in Herma vorgegangen, dieses junge Gcscböpf besaß ja in hervorragendem Maße die Gabe feinsten seelischen Verstehens. Sie erhob steh und trat zu Herma, und deren Hals mit sanftem Arm umfassend, sagte sie weich: „Reise doch zu ihm, du schöne, junge Tante, der Weg zu ihm ist ja frei, Antwer pen ist in deutschem Besitz. Reise zu ihm und pflege ihn gesund. Das wird eine wunder volle Befried gung für dich sein, und ihm wird deine Nähe gut tun." Herma blickte fast scheu zu ihr auf. „Meinst du wirklich, ich könn e zu ihm?" Halb froh klang die Frage, froh durch die Aussicht auf die Möglichkeit, etwas für den verwundeten Gatten tun zu dürfen. „Aber gewiß kannst du zu Onkel Werner, und wenn du den Brief noch einmal genau lesen wirft, dann findest du darin eine Stelle, die sogar um dein Kommen nach Antwerpen bittet. Der Offizier, der den Brief im Namen deines Mannes schrieb, fügt darin aus eignem Antriebe hinzu, du mögest doch an das Krankenbett eilen, der Verwundete spreche nur immer von dir und sehne sich nach dir." „Dann reise ich," festentschlossen rief es die Gräfin und sprang auf. Sie zog Traute dicht an sich heran. „Ich danke dir, Kind, für deinen Rat und danke dir für deine lieben Worte. Aber eins vor allem, sage: Kannst du mir verzei hen, es quält mich mit einem Male . . sie brach ab. „Laß das, Herma, ich weiß ja, was du meinst, aber sei unbesorgt, ich hege keinen Groll gegen dich du bist nun wieder wie früher meine wunderschöne junge Tante." „Ach, Kind, du weißt ja nicht alles, weißt nicht, daß ich tagelang in Wiesbaden gewohnt und Just ausgelauert habe, um Zwiespalt zwischen euch beiden zu säen, um eure Liebe zu zerstören, weißt nicht, daß ich sogar meinem Manne —" Sie wollte fortfahren: „den Tod ge wünscht habe," aber Traute erriet, was Herma sagen wollte, und wenn sie auch tief erblaßte ob des Abgrundes, den diese Frau vor ihr enthüllte, so blieb sie doch tapfer. Sie winkte ihr zu schweigen. „Wir wollen das ruhen lassen, Herma, das sind Dinge, die der Vergangenheit an gehören. Jetzt verlangt die Gegenwart ihr Recht. Aber, wenn du meinst ich hä te dir etwas zu vergeben, jo sei beruhigt, ich trage dir nichts nach und ich weiß, Just denkt darin sicher wie ich. Und nun komm, ich werde dir beim Packen helfen " Da küßte die schöne Flau die blonde Trame, und mit dielen, Kuß begrub sic ihren Haß ein für allemale, und die Nachegedan- ken, die legte sie mit dazu. Herma fand ihren Gatten schon außer Lebensgefahr und er zeigte sich unendlich dankbar für ihr Kommen. Als sie an sein Lager trat, ging ein glückliches Lächeln über sein Gesicht und Herma erkannte es vielleicht erst in dieser Sekunde voll und ganz, wieviel sie ihrem Manne galt. Er ließ ihre Hand gar nicht aus der seinen und seine Augen hingen zufrieden an ihren schönen Zügen. „Wie soll ich dir nur das vergelten, Liebste?" flüsterte er, denn das Sprechen wurde ihm noch schwer, die Brust schmerzte ihm dabei. Sie lächelte mit blassen Lippen, das Schuldbewusstsein quälte sie, und sie blieb an dem Krankenbett und erfüllte getreulich alle ungewohnten Pflichten einer Pflegerin mit unermüdlicher Hingabe. Tag und Nacht war sie um ihn und betreute ihn wie eine gute Mutter ihr krankes Kind, aber sie hatte dafür auch die Freude zu sehen, welche guten Fortschritte die Genesung machte. In dem Briefe, den ein Werner Kerrwitz befreundeter Oberleutnant an die Gräfin ge schrieben, hatte nichts Näheres darüber ge standen, bei welcher Gelegenheit ihren Mann die Kugel einer Franktircurin getroffen. Aber eines Tages erzählte dann der Graf Herma die Geschichte seiner Verwundung. Herma erschrak. Also Claire Pichon, die geschickteste Zofe, die je in ihren Diensten ge standen, hatte die Tat begangen. Entsetzlich! Sie vermochte es kaum zu fassen, dergleichen hätte sie der schmiegsamen Person niemals zugetraut. „Wie man sich doch in manchen Menschen täuschen kann," sagte sie, aber kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da hatte sie das Empfinden, damit auch über sich selbst Ge richt abgchalten zu haben. Hatte sie ihren Mann nicht auch getäuscht, durch lange, lange Jahre hindurch? Ein feines Rot übergoß ihr Antlitz. „Wie wunderschön du bist, Herma," sagte j Werner mit tiefster Inbrunst. Die Frau lächelte. „Ich bin glücklich, dir zu gefallen," und sie dachte, daß es noch Zeit war, gut zu machen, worin sie gefehlt. Gott sei Dank, daß es noch Zeit war. In einigen Wochen war Graf Kerrwitz transportfähg, und der Arzt riet ihm zur j Erholung einen kurzen Aufenthalt in Wies- baden an. Da verließen die beiden Gatten ' Antwerpen, die Stadl, in der es so viele herrliche alte Bauten gab und auf deren Rathaus jetzt die deutsche Fahne wehte. In Wiesbaden sahen sich Traute und Herma wieder und Traute war fortan ost mit dem Ehepaar zusammen. Emes Tages meinte der Graf zu Traute, mit der er sich gerade allein im Salon der von ihm gemieteten Hotclwohnung befand: „Es ist sonderbar, du jungcs Frauchen, wie die Menschen sind. Glaube nur, ich habe erst durch meine Verwundung erfahren, wie lieb mich eigentlich meine Frau hat." Traute blickte ihn lächelnd an. „Ja, Onkel Werner, und vielleicht hättest du es ohne deine Verwundung überhaupt nicht erfahren." Er verstand den tieferen Sinn der Worte nicht und sagte nur: „Darin magst du Wohl recht haben." Seine gutmütigen Augen leuchteten vor Glück und er spann Zukunftspläne. Wenn der Krieg zu Ende war, dann wollte er wieder Kcrrwitzhof allein bewirtschaften, er hatte 'schon mit Hcrma darüber gesprochen, die plötzlich darin ganz seine Meinung teilte. Zuerst aber ging es noch einmal zurück ins Feld, das war wichtiger als alles andere. „Gegen den Feind," das war der Hauptge danke jedes deutschen Mannes. Er strich mit seiner breiten Hand über Trautes Blondhaar. „Kleine Frau, grämst du dich sehr, deinen Mann draußen in steter Gefahr zu wissen?" Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Onkel Werner, ich habe das feste sichere Gefühl, er kehrt mir heim. Wenn's aber dennoch anders kommt," sie schwieg sekundenlang, „dann muß ich es tragen, es ist Frauenlos, in solchen Kriegszeiten viel leicht den liebsten Mann zu verlieren. „Doch eine jede Kugel, die trifft ja nicht," heißt es in einem alten Licde." Herma trat ein. Das dunkle, einfache Gewand hob alle Vorzüge ihrer prachtvollen Erscheinung. Sie hatte die letzten Worte noch gehört und zu ihrem Manne tretend, reichte sie ihm die Hand. „Nein, eine jede Kugel, die triftt ja nicht, und dem Himmel sei Dank dafür." Ihr Blick begegnete dabei dem Trautes und die beiden Frauen verstanden sich, sie freuten sich beide auf das Glück, das ihnen kommen mußte, wenn sie vorüber waren, diese vom Schlachtenlärm durchtosten Tage, sie freuten sich auf das Glück das sie ersehn ten, wenn sie vorüber war, diese Zeit, diese schwere, schwere Zeit. kriegsgefangen. von Fr. A. Kalter. as Haus lag in einem kleinen Garten, verborgen hinter Stock rosen und Sonnenblumen und seine halbblinden Fenster sahen hinweg über die Abstufungen der ! Vogesen, die sich gegen Frankreich breite ten. Sein Schornstein war der letzte im Dorfe, der Rauch gen Himmel schickte, und wenn die alte Frau Fuchs zum Marktplatz wollte, um Einkäufe zu machen, so hatte sie weiter zu gehen, als ihr lieb war. Sie kam nun in die Jahre, die man nicht gern hat, da man einsam und ruhebedürftia ist. Nie-