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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 27.03.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191503274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19150327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19150327
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-03
- Tag 1915-03-27
-
Monat
1915-03
-
Jahr
1915
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Dampfergesellschaft Zeeland keine Engländer, Belgier, Bussen odcr Franzosen im Alter von 18 bis zu 45 Jahren mehr befördern. Offenbar will die Gesellschaft dadurch vermeiden, dah ihre Dampfer von den deutschen Unterseebooten ange halten und untersucht werden, wie dies jüngst bei den Dampfern „Zaanstrom" und „Bataoier 5" der Fall war.' Au Bord dieser beiden Schiffe sind mehrere Belgier und Engländer gefangengenommen worden. Die „Maeedonia" noch in Las Palmas. Gegenüber der Meldung des Reuterschen Bureaus aus Las Palmas vom 16. März, daß der deutsche Dampfer „Mac donia" während der Abwesenheit des Wachschiffes abgefahren sei, erfährt der Korrespondent der „Times" in Madrid, daß diese Nachricht unrichtig sei und die „Macedonia" noch im Hafen liege. * Englische k^riegsgrausamkeiten. Von der Beschickung der offenen Plätze Daressalam, Kilwa und Tanga durch die Engländer hat mau bis jetzt kaum mehr als die nackte Tatsache gehört. Auf Gr> nd amtlicher Berichte können nunmehr folgende Einzelheiten bekanntgegeben werden. Am 28. November, 5 Uhr morgens, erschienen auf der Reede von Daressalam das englische Linienschiff „Goliath", der Kreuzer „Fox" und die beiden Schlepper „Helmut" und „Kadett". Dem englischen Seebefehlshaber wurde auf sein Ersuchen hin vom deutschen Gouverneur gestattet, die in der Flußmündung liegenden Handelsschiffe zu be sichtigen. Es wurde jedoch ausdrücklich nur das Einlaufen eines unarmierten Dampfbootes erlaubt. Entgegen dieser Vereinbarung ließen die Engländer drei mit Maschinen gewehren undSprengmatertal ausgerüstete und vollbemannte ! Pinassen in den Hafen einlaufen und begannen auf den in der Flußmündung vor Anker liegenden Dampfern der deutschen Ostafrikalinie „Feldmarschall", „König" und „Kaiser Wilhelm II." Sprengungen vorzunehmen. Gleich zeitig eröffneten die englischen Kriegsschiffe ohne vorherige Ankündigung das Feuer auf Daressalam. Etwa 200 Gra naten aus 30,5- und 15-Zentimeter-Geschützen fielen in die wehrlose Stadt. Der Gouverneurpalast wurde in Trümmer gelegt, Häuser wurden beschädigt. Auf den Dampfern wurden währenddessen Maschinenteile abgenommen und versenkt, Zylinder gesprengt und die Dampfrohrleitungen zerstört. Der angerichtete Schaden beläuft sich schätzungs weise auf eine Viertelmillion. Einer deutschen Patrouille gelang es, den englischen Kommandeur Patterson und' acht Matrosen, die inzwischen den vorgefundenen Spirituosen allzu reichlich zugesprochen batten, auf dem „Feldmarschall" zu überraschen und gefangenzunehmen. Die übrigen Eng länder flüchteten in die Boote, führten aber als Gefangene 19 Europäer, darunter eine Stewardeß, ferner 10 Araber, 3 Chinesen und 2Jnder mit sich: sie brauchten die Gefangenen, die in den Rettungsbooten der Dampfer längsseit der Pinasse untergebracht waren, zu ihrer eigenen Deckung vor dem Feuer der deutschen Gewehre, die den Eingang beherrschten. Beim Durchbruch durch die Feuerlinie wurden zwei Deutsche verwundet. Die englischen Kriegsschiffe verließen darauf die Reede, erschienen aber am nächsten Morgen wiederum vor der Stadt. Um 2 Uhr wurde das Bombardement wieder ausgenommen. Etwa 400 Schüsse wurden abgegeben, Bezirksgericht, Kasino. Bank, Hotel Kaiserhof, Vermessungs bureau, Brauerei, Eingeborenenschule wurden zerstört, zehn Frauen getötet, acht andere schwer verwundet- f Am 16. Dezember beschoß „Fox" den offenen Küsten platz Kilwa und am 18. des MonatS das gleichfalls un befestigte Ras Kazome, dicht bei Tanga. Am 23. des Monats erschien der armierte Hilfskreuzer „Kinfauns Castle" vor Kilwa und beschoß ohne Veranlassung und ohne vorherige Ankündigung den unverteidigten Ort. Uber 100 Schüsse wurden abgegeben, durch die das Bezirksamt und das Hotel schwer beschädigt wurden. kleine knicgspolr. Pose», 25. März. Der Posener Kriegerdank 1913 beschloß einstimmig den Ankauf des Gutes Forbach bei Pudewitz für das erste Kriegerheim. Bergen, 25. März. Der norwegische Dampfer „BoMia" setzte die 28 Mam« starke Besatzung des dnrch „II 29" versenkten englischen Dampfers „Aden wen" aus Cardisf in Brixham an Land. Bergcn-op-Zoom, 25. März. Gestern vormittag fand zwischen einer Taube und einem englischen Zweidecker ein Luftkainpf statt. Der Zweidecker mußte niedergehen, die Flieger wurden interniert. Die Taube verfolgte einen Kurs in westlicher Richtung. Mo liegen Rumäniens Interessen? Äußerungen des Staatsmannes Carp. In der Bukarester Zeitung „Moldawa" entwickelt der hervorragende rumänische Politiker Carp, bekanntlich mehrmals Minister und einmal Ministerpräsident, seine Ansichten über die Rolle, die Rumäniens Interessen im gegenwärtigen Kriege diesem Lande zuweisen. Carp wirft die Frage auf, ob Rumänien seinen Inter essen mehr dient, wenn es mit dem Dreiverband geht oder wenn es zum Dreibund hält. Er stellt fest, daß Rumäniens wirtschaftliche Zukunft von den Donaumündungen abhängt. Wenn Rumänien eine Stellung einnimmt, die ihm Sieben bürgen verschafft, es aber der Donaumündungen beraubt, ist es verloren und Siebenbürgen mit ihm. Gelingt es ihm aber, im Zusammengehen mit dem Dreibund die Donau bis zum Dnjestr zu vervollständigen, so wird die siebenbürgische Frage von den künftigen Generationen leicht und ohne Konflikt mit Osterreich-Ungarn gelöst werden. Rumänien hat ja mit allen Balkanvölkern auch ein gemeinsames Interesse an der Erhaltung der Neutralität der Dardanellen. Rußlands Interessen sind den rumänischen entgegengesetzt. Deutschland dagegen hat auf der Londoner Konferenz Rumäniens Rechte auf die Donau siegreich unterstützt, und ihm verdankt Rumänien zum großen Teil seinen wirt- s aftlichen Aufschwung. Deutschland braucht ebenfalls die Neutralität der Meerengen. Deshalb sind die Interessen L umäniens mit denen Deutschlands gleich und dadurch ebenso mit denjenigen Osterreich-Ungarns. Zur Frage der rumänischen Neutralität weist Carp darauf hin, daß der Kronrat nicht die Neutralität Rumäniens, Emdern das bewaffnete Abwarten beschlossen habe. Wenn der Krieg noch sechs Monate dauere, werde Rumänien seine bisherigen Schulden von einer Milliarde noch um 200 Millionen vermehren. Ein besiegtes Deutsch land werde ihm nicht helfen können und wollen. Der Dreiverband werde selbst im Fall seines Sieges wegen seiner finanziellen Überlastung nicht können. Träte Rumänien aber in Aktion und gewänne Bessarabien, so würde es einen Machtzuwachs erhalten der ihm gestatten würde, Armee und Budget in ihrer normalen Lage zu erhalten, und das dankbare Deutschland würde Rumänien die Ordnung seiner finanziellen Lage erleichtern. Schließ lich wirft der Verfasser noch die Frage auf: A Inmitten cter streitenden Interessen unck * « cier wechselseitigen Eifersucht unserer Staaten- » A gesellschakt kann jecie Dation nur ckurch ciie § I vollenckete Ost üas kecht ikres Daseins be- H » weisen unci sich ciie Achtung cier Nachbarn » 8 erzwingen. Heinrich v. Oreitschke G Was bietet Rußland und was bieten die Zentralmächte? Rußland verspreche die rumänischen Teile der Bukowina und Siebenbürgen, schweige über das Banat (Temesvar), über die Körösgegend, über Marmaros und beanspruche für sich das ganze Schwarze Meer mit den Meerengen. Dann werde die Bukowina bis zum Sereth russisch, Marmaros werde ebenfalls von Siebenbürgen losgelöst werden, das Banat werde an Serbien fallen und das Köröstal an die Ungarn. Das slawische Element würde sich aus dehnen und Rumänien wie einen Reif umgeben. Vom . Neere weggedrängt werde Rumänien zum Vasallenstaat Rußlands werden. Für einen kleinen Teil Siebenbürgens würde Rumänien Millionen von Rumänen und die wirt schaftliche Unabhängigkeit des Königreichs opfern. Der Dreibund biete ganz Bessarabien, also nahezu 2 Millionen Rumänen, sichere die Neutralität der Meerengen, das ist die wirtschaftliche Unabhängigkeit, und entferne von den rumänischen Grenzen den allslavischen Druck. Der Ver fasser appelliert an die gesunde Vernunft der Rumänen zur Entscheidung über die Haltung, die ihnen ihre Ehre, ihr Interesse und ihre Dankbarkeit gebieten. Politische Kunälckau. Deutliches K,eicb. -I- Der Reichs- und Staatsanzeiger veröffentlicht folgen den an den Reichskanzler gerichteten Allerhöchste» Erlaß: In dem alle Erwartungen übertreffenden, in der Finanzgeschichte aller Zeiten beispiellosen Ergebnis der Zeichnungen auf die zweite Kriegsanleihe sehe ich die Bekundung des zu jedem Opfer und jeder Leistung ent schlossenen Siegeswillens und der gottvertrauenden Sieges zuversicht des deutschen Volkes. — Mein kaiserlicher Dank gilt allen, die zu dem großen Erfolge beigetragen haben, Wie die ruhmreichen Taten meines Heeres und meiner Flotte erfüllt mich dieser Sieg der Taheim- gebliebcnen mit Freude und Stolz, in solcher Zeit der erste Diener einer solchen Nation zu sein. Ich ersuche Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. Großes Hauptquartier, den 24. März 1915. Wilhelm I. k. 4- Wie schon kürzlich betont wurde, sollen die für den Winter bestimmten Nnterstützungcn der Familie» von Kriegsteilnehmern auch im Sommer in gleicher Höhe ausgezahlt werden. Im einzelnen wird darüber mit geteilt: In Übereinstimmung mit den Wünschen des Reichstags wird die Reichsregierung demnächst eine Ab änderung der in dem Gesetz über die Familienunter stützungen vom 4. August 1914 festgesetzten Unterstützungen vornehmen. Nach tz 1 Abschnitt 4 sollen die Unter stützungen mindestens betragen für die Ehefrau in den Monaten Mai bis einschließlich Oktober monatlich 9 Mark, in den übrigen Monaten 12 Mark. Danach müßten vom 1. Mai ab die bisher in den Wintermonaten gezahlten Unterstützungen um 3 Mark monatlich herabgesetzt werden. Diese Herabsetzung soll mit Rücksicht auf die durch den Krieg gesteigerten Kosten der Lebenshaltung nicht ein treten. Den Gemeinden wird daher durch die Bundes regierungen die Anweisung zugehen, den höheren Unter stützungssatz für die Wintermonate auch in den Sommer monaten weiterzuzahlen. -b Vielfach herrschen über die Grundsätze, nach denen während des Krieges die Einberufungen zum Heeres dienst erfolgen, unklare Anschauungen. So ist die Ansicht geäußert worden, es sollten doch, bevor man die ältesten Jahrgänge des gedienten Landsturms einberufe, zunächst die jüngeren Ersatzreservisten, die mit der Waffe geübt hätten, zum Heeresdienst herangezogen werden. Hierzu wird von unterrichteter Seite geschrieben: Schon seit dem Jahre 1892 finden Übungen der Ersatzreseroisten mit der Waffe nicht mehr statt. Solche Leute befinden sich also nicht mehr in der Ersatzreserve, sondern nur noch im Land sturm zweiten Aufgebots. Daß die ausgebildeten Mann schaften des Landsturms zum Teil früher als jüngere un ausgebildete Mannschaften einberufen worden sind, ist ohne weiteres darin begründet, daß Ausgebildete in erster Linie zur Aufstellung von Landsturmformationen bestimmt sind. Rekruten, Ersatzreservisten und Landsturmpflichtige ersten Aufgebots müssen erst ausgebildet werden, was immer mehrere Monate dauert. Bei der Einberufung ist und wird darauf Bedacht genommen, daß die jüngeren Jahrgänge zuerst eingestellt werden. Italien. X Um in den letzten Tagen im Auslande verbreiteten falsche» Gerüchte« über eine neuerliche Schwenkung der italienischen Politik entgegenzutreten, hat die italienische Botschaft in London das Reutersche Bureau beauftragt, festzustellen, daß keine Bestätigung für die von der Presse gebrachten Gerüchte über eine Einstellung des Verkehrs mit Deutschland oder über Bewegungen des Heeres und der Flotte oder über eine Änderung in der italienischen Politik vorliegt: es wird erklärt, daß Italiens Standpunkt heute derselbe sei wie früher. Groübrltannien. x Die englische Regierung hat es für angezeigt-gehalten, die indischen Weizenvorräte zu beschlagnahmen. Der Staatssekretär für den Handel kündigte im vizeköniglichen Rat zu Bombay an, daß die Regierung sämtliche Weizen vorräte beschlagnahmen wird. Nach Festsetzung der Preise und der notwendigen Menge für den inländischen Ver brauch wird der Überschuß nach England ausgeführt werden, wobei die Exportfirmen als Kommissionäre fungieren sollen. Der Profit an dem ausgeführten Weizen fällt dem Staate zu. In indischen Kreisen ist man nicht sehr erbaut von dem Plan, am allerwenigsten davon, daß die Regierung den Nutzen an dem Geschäft einstreichen will, während die Weizenbauer leer ausgehen. Sus In- unck Suslancl. Frankfurt a. M., 25. März. Der Präsident der türkischen Kammer Haltl Bey ist heute morgen in Frankfurt a. M. eingetroffen und hat nach kurzem Aufenthalt die Reise ins Große Hauptquartier fortgesetzt. Osterferien. (Von unserem ständigen Mitarbeiter.) >0. Berlin, 24. März. Sanfte Lüfte und Sonnenschein bringen uns etwas heitere Stimmung in die ernsten Kriegstage. Mit mili tärischer Pünktlichkeit hat sich der Frühling eingestellt. Es gilt ja nicht als vornehm, viel vom Wetter zu sprechen, aber es ist keine Frage, daß das Wetter unser Befinden, unsere Gefühle, unser Wesen, mit einem Worte unsere Stimmung mehr regiert als alles andere. Die Schulen haben geschlossen, und die Kinder zeigen vergnügte Gesichter. Gut sind die Zensuren ausgefallen, oder wie man jetzt besser sagen mutz: die Zeugnisse, denn Zensur ist etwas anderes. Die Herren Lehrer haben, einem Wink von oben folgend, Nachsicht geübt. Es ist klar, daß in diesen Kriegszeiten die Gedanken unserer Sprötzlinge weniger heftig auf die Wissenschaft gerichtet sind als in ruhigen Zeiten. Auch fehlt es an Lehrern. Eine große Zahl von Lehrern steht im Felde und gibt dem Feinde deutschen Unterricht. Zahlreiche Unterrichts stunden mußten ausfallen. Klassen wurden zusammen gelegt, da kann es nicht so klappen. Unsere Jungmann schaft hat sich dafür in anderer Weise verdient gemacht. Erst kam die Wollwoche, dann die Goldsammlung und schließlich die 'Metallsammlung. Da sind sie fleißig von Haus zu Haus gelaufen, treppauf, treppab, von Klingel zu Klingel, nicht immer freudig begrüßt — wer kann es den Leuten übelnehmen, wenn sechsmal in der Stunde die Klingel geht und immer wieder ein fremdes Kerlchen nach alten Metallsachen fragt? Unsere Kinder lernen es früh, wie schwer es ist, für ideale Zwecke zu kämpfen und zu betteln. Sie haben die Unannehmlichkeiten brav mit in Kauf genommen, und der Erfolg war glänzend. Das wird nun auch anerkannt, auf dem Zeugnis, bei der Ver setzung. Überhaupt sind wir ja alle dabei, umzulernen. Neulich wollte ich meinem Jungen einmal auf den Zahn fühlen und fragte ihn nach dem zweiten punischen Krieg. Natürlich stieß ich auf eine unglaubliche Unwissenheit. „Aber Mensch", sagte ich, „wenn du den zweiten punischen Krieg nicht weißt, fällst du doch glatt durchs Examen!" Seelenruhig gab der Bursche zur Antwort: „Uns werden sie ja wohl nach dem jetzigen Krieg fragen!" Da ein Vater immer recht hat, antwortete ich etwas kühl: „Nun, hoffentlich hast du Glück!" Aber im Innern sagte ich mir, der Bursche hat eigentlich nicht so unrecht, man kann auch ein ganz brauchbarer und tüchtiger Mensch sein, ohne gerade den zweiten punischen Krieg am Schnürchen zu haben. Wollte der Himmel, daß diese Erkenntnis sich nicht auf meine unbedeutende Persönlichkeit beschränkte! Wir haben in diesen Monaten viel von sogenannten Not-Prüfungen gehört, d. h. von Prüfungen, die ohne be sondere Vorbereitung abgehalten wurden, wenn einer schnell zu seinem Truppenteil einrücken wollte. Es handelt sich meist um das Einjährigen-Examen oder das Abiturienten- Examen, und da kommt es wirklich nicht so sehr auf mancherlei Formeln an. Diese Schul-Examina, die ja eigentlich nur Zwischen-Examina sind, um gewisse Be rechtigungen zum Studium, zum Einjährigendienst, zur Offiziersqualifikation u. dgl. m. zu erwerben, sind an sich vielleicht nicht so wichtig. Etwas anderes ist es mit den Fach- Prüfungen: ein mit einem schlechten Examen auf dis Menschheit losgelaffener Arzt kann zu einer öffentlichen Gefahr werden. Möge die Nachsicht, die man jetzt unserer Jugend gegenüber walten läßt, auch späterhin nicht ganz ausgeschaltet werden. Es wäre ein Mißverhältnis, wenn man heut die Knaben und Mädchen in Berücksichtigung der Zeit milde beurteilt und leicht versetzt, wenn man aber nachher zu Michaelis oder nächste Ostern wieder allzu scharfe Maßstäbe anlegte. Bei den diesmaligen Schulschluß-Feiern ist auch überall des Fürsten Bismarck gedacht worden, dessen hundertsten Geburtstag wir in einigen Tagen begehen werden. Da mag auch daran erinnert sein, daß Bismarck als Student ein herzlich schlechter Kollegbesucher gewesen ist und nachher doch in der Welt immerhin einiges ge leistet hat. Ob er wohl jederzeit die richtige Antwort gegeben HÄte, falls man ihn nach dem zweiten punischen Kriege fragte? Nab unci fern. o Kartoffelbeschlagnahme in Leipzig. Für ihren Be zirk hat die Amtsbauptmannschaft Leipzig zunächst für die Dauer von zwei Wochen alle Kartoffeloorräte über 100 Zentner je zur Hälfte beschlagnahmt. Gleichzeitig sind die Gemeinden angehalten worden, den Bedarf ihrer Ein wohnerschaft an Kartoffeln festzustellen und diesen Bedarf, soweit tunlich, durch freihändigen Verkauf der beschlag, nahmten Bestände zu decken, erforderlichenfalls aber bei der Amtshauptmannschaft die Enteignung zu beantragen. 0 Die deutschen Universitäten am Bismar-ktage. Am hundertjährigen Geburtstage des Fürsten Bismarck werden die Rektoren sämtlicher reichsdeutscher Universi täten einen Kranz an dessen Grabe niederlegen. Die An- ^gung dazu ging von der Universität Halle-Wittenberg aus. Aus Llaät unci Lanä. — Soweit der Kommunalverband Meißen den Mühlen des Bezirkes Getreide zur Ausmahlung überweisen kann — dies ist bisher nur mit Roggen geschehen — ist im Einvernehmen mit den ErnährungsaNsschüßen als Höchst preis für einen Doppelzentner Roggenmehl 33,50 Mk. und für einen Doppelzentner ungemischten Weizenmehles 39 Mk, alio für einen Doppelzentner Weizenmehl in der zurzeit allein zulässigen Mischung 37,35 Mk. festgesetzt worden. Die Preise verstehen sich frei Haus. — Am gestrigen Abende fand eine Wiederholung der Vortragsordnung des dritten Vaterländischen Abends zum Besten des Roten Kreuzes im Adler statt. Die Aufführung erbrachte 50 Mark, durch einen um seiner gemeinnützigen Tätigkeit willen bekannten Herrn auf diese Höhe abge rundet. Somit sind 283 Mark für den edlen Zweck örtliche Kriegshilfe und Rotes Kreuz zusammengebracht worden. Allerdings sind die entstandenen Kosten hiervon nach abzu ziehen. Dank, vielen Dank allen lieben Damen, Herren und Kindern, die sich durch Ansprache, Gesang, Deklamation, Stellen der lebenden Bilder auf und hinter der Bühne in den Dienst der edlen Sache stellten. Uber es sei ausgesprochen, daß noch mancher Einwohner unserer Stadt auch ein Opfer auf den Altar des Vaterlandes legen konnte. Die Eintritts preise waren wahrlich für das Gebotene nicht zu hoch und die Mitwirkenden, die doch keinen materiellen Gewinn haben, haben sichs Zeit und Geld kosten lassen, um etwas Schönes zu leisten. Es muß befremden, daß gewisse Kreise
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