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Aussichten in dieser Beziehung mit jedem Monat ver schlechtert haben und weiter verschlechtern müssen. In der zweiten Hälfte des April soll bereits der Jahr gang 1917 zur Einstellung gelangen, den wir, seiner körper lichen Entwicklung nach, höchstens mit unserem Jahrgang 1919 gleichsetzen können. Die militärische Tauglichkeit dieses Soldatenmaterials ist also nicht sehr hoch zu ver anschlagen, und was etwa dann noch hinterdrein kommen sollte, wäre für den Kriegszweck überhaupt nicht mehr ernst zu nehmen. Der noch vorhandene Truppenersatz der Fran zosen läßt sich danach genau überblicken, und wir wissen, daß ihm Grenzen gezogen sind, die auch durch noch so starken Nachschub von schwarzen Hilfsvölkern aus den afrikanischen Kolonien nicht wesentlich zu erweitern find. Steht das aber fest, dann sind wir zu der Überzeugung berechtigt, daß das Schicksal der Franzosen nicht mehr zu wenden sein wird, so sehr die Nation ihre Kräfte auch an spannen mag, um das Unheil abzuwenden, das sie mit sehenden Augen gegen sich heraufbeschworen hat. Noch weniger werden die moralischen Fähigkeiten des französischen Volkes ausreichen. Es sieht mit den zu nehmenden Verlusten, die wohl die erste Million Kämpfer schon erreicht haben werden, den besten Teil seiner Jugend und damit seiner nationalen Zukunft dahinschwinden, und das Ein- oder Zweikindersystem der dritten Republik ist wahrhaftig nicht dazu angetan, den Schmerz der Eltern um die völlige Vernichtung ihres Familienglückes zu mildern. Wird einer ungezählten Schar von Vätern der Erbe ge nommen, so entfällt für sie der treibende Anlatz zur Fort setzung ihrer geschäftlichen oder beruflichen Tätigkeit, und der ohnedies stark ausgeprägte Hang zum bescheidenen Rentnertum erfährt eine Ausdehnung, die dem Volksganzen unbedingt verhängnisvoll werden muß. Schon jetzt aber steht das Seelenleben der Nation unter dem furchtbaren Druck des Dahinschwiudens der neuen Generation, und es wird immer gewaltsamerer Mittel bedürfen, um sie zu einer Fortsetzung des Widerstandes willig zu machen. Daß auch in dieser großen Zeit schmutzige Lieferungsskandale, Unterschlagungen und Veruntreuungen aller Art auf Kosten der Versorgung des Heeres nicht au: bleiben, läßt gleich falls bedenkliche Schlüsse auf den Geist des französischen Beamtentums und damit auf die innere Stärke dieses Feindes zu. Am schlimmsten ist es aber wohl um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Republik bestellt. Mit jeder Woche macht die Verschuldung des Staates an die Bank von Frankreich weitere Fortschritte, sie beziffert sich jetzt bereits auf 5 Milliarden. Der Noten umlauf ist in Riesensätzen auf UV- Milliarden ge stiegen, während ihm nur ein Goldoorrat von 4V» Milliarden gegenübersteht. Die Bank von Frank reich gerät ihrerseits immer widerstandsloser in die Ab hängigkeit der Bank von England, wie überhaupt das «uäir A::"chüftsleben der Republik bald nur noch von Englands Gnaden zü fristen sein wird. Ein- und Ausfuhr sind in den Kriegsmonaten des vorigen Jahres um rund 4 Milliarden zurückgegangen, und die drei Kriegsmonate dieses Jahres weisen noch erhebliche Verlustziffern auf. Haben wir für die Verkürzung des Außenhandels an einer geradezu wunderbaren Erstarkung unseres inneren Marktes Ersatz gefunden, so halten wir in Frankreich nach gleichen Erscheinungen vergeblich Umschau. Die Arbeitslosigkeit hat sich dort nicht beseitigen lassen, während bei uns lediglich von einem Mangel an Arbeitskräften gesprochen werden kann. Kurz, die französische Volkswirtschaft im ganzen genommen befindet sich in der traurigsten Ver fassung. Hier ist die Niederlage bereits endgültig ent schieden, und das Bewußtsein, daß dem so ist, muß auch auf die Widerstandskraft der Bevölkerung im übrigen lähmend zurückwirken. Trotzdem stehen wir vor der Tatsache, daß General Joffre seine Sache noch durchaus nicht verloren gibt. Er hat offenbar alle Vorbereitungen getroffen, um jetzt im Frühling mit neuen Offensivstöben vorzugehen, sei es im Norden, wo Engländer und Belgier ihm zur Seite stehen, sei es im Süden, wo er anscheinend auch auf britische Unterstützung rechnen kann. Aber die deutsche Heeres leitung ist auf neue ernste Kämpfe in jeder Beziehung ge rüstet, und unsere Feldgrauen brennen darauf, sich mit ^»en Franzosen wieder einmal in offener Feldschlacht zu messen. Sollte es dazu kommen, so braucht uns der Aus- gaug nicht zweifelhaft zu sein. Unsere Westarmeen werden neue Siege an ihre Fahnen heften, und dann kann es nicht mehr lange dauern, daß auch die militärische Niederlage der Republik aller Welt endgültig offenbar werden wird. Der Die schwere Niederlage, die die verbündeten Franzosen Und Engländer am Dpernkanal erlitten haben, konnte trotz eifriger Anstrengungen nicht wieder von ihnen wettgemacht werden. Alle Gegenangriffe auf die deutschen Stellungen zerschellten unter schweren Verlusten und ein neuer Stütz punkt westlich des Kanals von Bvern fiel im Sturm in die Hände unserer Truppen. Weitere fortkckritte am Dpernkanal. Schwere englische und französische Verluste. — Gesamtzahl der Gefangenen 2470, 35 Geschütze, viele Maschinengewehre und Gewehre erbeutet. Großes Hauptquartier, 24. April. Westlicker Kriegsschauplatz. Alle Versuche des Feindes, uns daS nördlich und nordöstlich Po» Hpcrn gewonnene Gelände streitig zu mache», mißlangen. Nördlich von Mer» brach ein starker französischer, nordöstlich von Dpern bei St. Julien ein englischer Angriff «ntcr schweren Verlnsten zusammen. Ein weiterer Angriff an und östlich der Straße 4) per» — Bixscho ote hatte heute früh dasselbe Schicksal. Westlich des Kanals wnrde nachts der Ort Liz er ne von unsern Truppen gestürmt. Die Zahl der gefangenen Franzosen, Belgier nnd Engländer hat sich auf 2470 erhöht; außer im ganze» 35 Geschützen mit Munition fiel eine größere Anzahl von Maschinengewehren, viele Ge wehre und sonstiges Material in »nsere Hand- — 8» der Champagne sprengten wir nördlich der Bcau- Tejour-Ferme heute nacht mit 4 Mine» einen feind lichen Schützengraben; die Franzosen erlitten hierbei starke Verluste, zumal ihre Artillerie das Fcner auf die eigenen Gräben legte. — Zwischen Maas und Müsel ernencrtcn die Frauzoscn an mehrere» Stelle» ihre An griffe: Im Aillywald behielten wir im Bnjoncttkampf die Oberhand; weiter östlich wurden die an einzelnen Stellen in unsere Linien cingcdrungene» Franzosen wieder hinausgcworfen; im Pricsterwalde machten wir weitere Fortschritte. — In den Vogesen hinderten Nebel nnd Schnee die Gcfcchtslätigkeit. Östlicher Kricgöschanplatz. Im Osten ist die Lage unverändert. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch daS W.T.B. Z ; » veulsckes Lckwert von vorne fickt:, s I veutscker Munct oie Makrkeil spricht, I A veutsckes I)er; ist treu unä sck'ickt. v friecinch Laibs s » Ä Lebensmittel fOr Cnglanä — konterbanäe. Das Hamburger Prisengericht bat eine interessante Entscheidung gefällt. Ein deutsches Unterseeboot hatte den mit Getreide nach Belfast und Dublin bestimmten hollän dischen Dampfer „Maria" versenkt. Die Reederei klagte in Hamburg gegen das Reich. Das Schiff sei neutral, die Ladung keine Konterbande gewesen, folglich die Versenkung rechtswidrig und das Reich entschädigungspflichtig. Das Prisengsricht entschied jedoch im Sinne der deutschen Regierung wie im Falle des vom Hilfskreuzer .Prinz Eitel Friedrich" versenkten amerikanischen Schiffes .William P. Frye", das mit Weizen nach Queenstown und anderen als Stützpunkte der Flotte dienenden Häfen bestimmt war. Belfast und Dublin, so sagt das Prisen gericht, seien ebenfalls Stützpunkte, folglich seien Lebens mittel Konterbande. Die Kläger brachten eine Bescheinigung bei, daß die Ladung der „Maria" für eine Mühle bestimmt sei und daß diese das Mehl an Private liefere. Auch das erkannte das Prisengericht nicht als Grund für die Freisprechung rn. Die holländischen Kläger legten Berufung ein. Das Landungskorps der »Emden". Wie berichtet wird, ist die Besatzung S.M.S. „Ayesha" (Landungskorps S. M. S. „Emden") am 27. März in dem arabischen Hafen Lidd (südlich von Dschidda) angekommen, nachdem es ihr gelungen war, zum zweiten Male den englisch-französischen Bewachungsstreitkräften zu entgehen und den 300 Meilen langen Seeweg von Hodeida nach Lidd unbemerkt vom Feinde zurückzulegen. Auf dem Weitermarsche zu Lande wurde sie von Ambern, die oou den Engländern bestochen waren, angegriffen. In hartem dreitägigen Kampfe wurden die Angriffe der Räuberbanden abgeschlagen, bis der Weg zur Hedschasbahn frei war. Leider hat die tapfere Schar hierbei schwere Verluste er litten. Ein Telegramm aus dem türkischen Hauptquartier meldet, daß der Leutnant zur See Roderich Schmidt, Matrose Rademacher und Heizer Lauig gefallen sind, während einige Leute der türkischen Begleitmannschaft und die Matrosen Mauritz und Koschinsky schwer und Matrose Witte leicht verwundet wurden. Die Verwundeten befinden sich in guter Pflege im Militärlazarett in DsLidda. Die „Ayewa"-Leule Haven aiw nach gefahrvoller Seefahrt an der Küste des Roten Meeres einen Marsch von über 200 Kilometer durch feindliches Gebiet bis nahe Dschidda, der Hafenstadt von Mekka zurückgelegt. .Die kühne Schar wird nun hoffentlich die Gefahren bald über standen haben, denn von Mekka aus können sie die Weiterreise mit der Hedschasbahn antreten. Angriffe ans die Hedschasbahn. Konstantinopel, 24. April. Die .Agence Milli" berichtet: Französische Schiffe, die an der Küste Syriens kreuzen, versuchten, die Brücke der Hedschasbahn bei Gaza zu zerstören; sie hatten aber keinen Erfolg. Es besteht kein Zweifel, daß durch diesen Versuch, der sich gegen eine Eisenbahnlinie richtete, für deren Erbauung die ganze muselmanische Welt beigesteuert hat, die Feinde die muselmanische Welt verhindern wollten, sich an den heiligen Stätten zu versammeln. Neue Beute unserer H-Boote. Stockholm, 24. April. Der finnische Dampfer „Frak", von Stockholm nach Abo unterwegs, ist in den finnischen Gewässern von einem deutschen Unterseeboot in den Grund gebohrt. Der Dampfer war früher dänisch und ist kürzlich von einer finnischen Gesellschaft angekauft worden. Der gesamte Dampferverkehr zwischen Schweden und Finnland ist jetzt wieder eingestellt. London, 24. April. Der englische Fischdampfer „Saint Lawrence" ist von einem deutschen Unterseeboot in den Grund geschossen worden. Von der Besatzung sind sieben Mann in Grimsby eingetroffen, zwei Mann ertrunken. Kleine Kriegspost. Stuttgart, 24. April. Dem Grafen Zeppelin wurde das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Solda», 24. April. Ein russischer Flieger, der fälsch lich ein deutsches Abzeichen führte, bewarf einen Lazarett- zug mit Bomben, tötete acht Verwundete und verletzte 20 Personen auf dem Bahnhof. Stockholm, 24. April. Wie Augenzeugen berichten, sind bei dem Zeppelinangriff auf Westhartlepool MO Menschen getötet und Zahlreiche Gebäude zerstört worden. Wien, 24. April. In den Karpathen scheiterten verein zelte Vorstöße der Russen am Uzsoker Patz imd Nacht angriffe des Feindes an der Turkaer Straße unter schwere» Verlnsten. London, 24. April. Im Unterhause kündigte Asquith einen neuen Angriff auf die Dardanellen durch Heer und Flotte gemeinsam als bevorstehend am — England charterte eine große Anzahl von italienischen Dampfern zu Truppentransporten. Cherbonrg, 24. April. Wegen Unterschlagung großer für die Armee bestimmter Fleifchlieferungen sin^, 15 Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten verhaftet wordem 6esckoI7e mit erltickenäen Gasen. Aus dem Großen Hauptquartier wird geschrieben: In einer Veröffentlichung vom 21. dieses Monats beklagte sich die englische Heeresleitung darüber, daß deutscherseits „entgegen allen Gesetzen zivilisierter Kriegführung" bei der Wiedereinnahme der Höhe 60 südöstlich von Bpern Geschosse, die beim Platzen erstickende Gase entwickel:» verwendet worden seien. Wie aus den deutschen amt lichen Bekanntmachungen hervorgeht, gebrauchen unsere Gegner seit vielen Monaten dieses Kriegsmittel. Sie sind also augenscheinlich der Meinung, daß das, was ihnen erlaubt sei, uns nicht zugestanden werden könne. Eine solche Auffassung, die in diesem Kriege ja nicht den Reiz der Neuheit hat, begreifen wir, besonders im Hmdltch darauf, daß die Entwicklung der deutschen Chemiewis'en- schaft es uns natürlich gestattet, viel wirksamere Mittel rmzusetzen als die Feinde, — können sie aber nicht teilen. Im übrigen trifft die Berufung auf die Gesetze der Krieg führung nickst zu. Die deutschen Truppen verfeuern keine „Geschosse, deren einziger Zweck ist, erstickende oder giftige Gase zu »er- vreuen" (Erklärung tm Haag vom 29. Juli 1899), und die beim Platze« der deutschen Geschosse entwickelten Gase sind, obschon sä sehr viel unangenehmer empfunden werde« als die Gase der gewöhnlichen französischen, russischen oder englischen Artilleriegeschosse, doch nicht so gefährlich wie diese. Auch die im Nahkamps von uns verwendeten Rauch entwickler stehen in keiner Weise mit den „Gesetzen der Kriegführung" im Widerspruch. Sie bringen nichts weiter als die Potenzierung der Wirkung, die man durch ein angezündetes Stroh- oder Holzbündel erzielen kenn. Da dec erzeugte Rauch auch in dunkler Nacht deutlich wahr nehmbar ist, bleibt es jedem überlassen, sich seiner Ein wirkung rechtzeitig zu entziehen. Fliegerbesuch über Czernowitz. Am 22. April erschien ein russischer Flieger über Czernowitz und Umgebung und warf drei Bomben ab, von denen die erste gegen die erzbischöfliche Residenz ge richtet war, jedoch fehlging, und in der nächstgelegenen Straße explodierte. Ein Kind wurde dabei schwer ver letzt. Das zweite Wurfgeschoß fiel iv die Vorstadt Rosch, daS dritte in die Nähe des Bahnhofs. Die beiden letzteren explodierten nicht. Der Flieger umkreiste hierauf den nordöstlichen Stadtteil und verschwand nach der russischen Grenze. Seit seinem ersten Auftreten warf der feindliche Flieger zwölf Bomben ab, die aber wenig Schaden an richteten, da von allen nur drei explodierten, « Oie f^orälee fine» von Englanäs flotte. Die Engländer haben mit kecker Stirn angekündigt, daß sie Deutschlands Küsten blockiert hätten. Daß diese Blockade keine effektive und also für die Neutralen ungültig ist, war schon wiederholt betont worden. Wie jämmerlich es aber um die in protzigen; Tone von den Engländern verkündete Meeresbeherrschung in der Nordsee bestellt ist, davon gibt der folgende amtliche Bericht des deutschen Marineamtes erst den richtigen Begriff: Nh TL. Berli», 23. April. Die deutsche Hochseeflotte hat i» letzter Zeit mehrfach Kreuzfahrten in der Nordsee ausgeführt und ist dabei bis in die englische» Gewässer vorgestoßen, auf keiner der Fahrten wurden englische Seestreitkräfte angetroffeu. Der stellvertretende Chef des AdmiralstabcS (gez.) Behncke. Wer denkt da nicht an Churchills prahlendes Wort von den „Ratten", die die englischen Schiffe aus den deutschen Häfen herausholen sollten. Jetzt halten sich die englischen Dreadnoughts und Kreuzer wie Ratten im Loch und wagen sich nicht auf die Nordsee hinaus. Groß britanniens Union Jack verkriecht sich vor der deutschen. Kriegsflagge. Englischer Flaggenbetrug. Berlin, 23. April. Von zuständiger Stelle erfahren wir, daß der am 2. April von einem deutschen Unterseeboot bei Kap Laudsend versenkte englische Dampfer „Lockwood" der Reetzerei W. France Fenwick u. Co., London beim Sichten des Unterfeebootes d e norwegische Flagge gesetzt batte nnd diese erst nach dem Torpedoschuß mit der englischen vertauschte. Trotz dieser durch Mißbrauch einer neutralen Flagge versuchten Täuschung wurde der Dampfer infolge iemes verdächtigen Verhaltens als feindliches Handels- Politische AunälLdLU. Oeutkckes Krick. Für die Llvsschaltnng des englische» Einflusses ans de« deutschen Tabak- und Zigarettemnarkt ist ein wesentlicher Schritt geschehen. Ein Konsortium, dem eine Reihe erster deutscher Banken und Bankfirmen angehört, hat die Mehrheit der Aktien der Georg A. Jasmatzi A.-G. und der zu ihrem Konzern gehörigen Gesellschaften er worben und damit der Abhängigkeit dieses Konzerns von dem bekannten, unter englischem Einfluß stehenden Trust ein Ende gesetzt. Das deutsche Konsortium, das nunmehr die Kontrolle der bezeichneten Unternehmungen haben wird, hat bei dem Ankauf der Attienmehrh^b darauf Bedacht genommen, daß jedwede Forderungen englischer Interessenten an den Jasmatzi-Konzern nicht nur während der Dauer des Krieges unbeglichen bleiben, sondern erst geraume Zeit nach Friedensschluß ihre Ab wicklung erfahren. Der Gegenwert der Forderungen bleibt in der Zwischenzeit in deutschem Gewahrsam. Durch die Loslösung des Jasmatzi-Konzerns von dem Tabaktrust und den Übergang der Kontrolle in deutsche Hände eröffnet sich die Aussicht auf eine Befestigung der unerquicklichen Verhältnisse in der deutschen Zigaretten industrie, unter denen ganz besonders die mittleren und kleineren Fabriken zu leiden hatten. 4- In der Köln. Volksztg. macht der erste Beigeordnete der Stadt Köln, Adenauer, Vorschläge zur Volks« ernährung im zweiten kommenden Kriegsjahr. Adenauer verlangt gut durchgearbeitete Pläne und verlangt voll ständige Beschlagnahme der Roggen- und Weizenernte. Die größere Menge an Getreide, die uns zur Verfügung stehen werde, müsse eine Erhöhung der Mehlration auf den Kopf der Bevölkerung und eine Begrenzung des Kartoffelzusatzes zum Brot von höchstens 10 Prozent er möglichen. Auf das Brotbuch und die Brotkarte, die die ärmeren Schichten benachteiligen, werde man bei der Durch führung des Einheitsbrotes verzichten können. Die Mehl preise müßten unbedingt herabgesetzt werden: Adenauer sagt dann wörtlich: „Man kann wohl sagen, daß für jeden Sack Mehl, z. B. im Januar d. Js., berechnet auf Grund lage der Getreidehöchstpreise, durchschnittlich 8,75 Mark den Mühlen oder dem Zwischenhandel zu viel gezahlt worden ist, das ist, da bis Januar ein normaler Mehl konsum von etwa 760 000 Sack monatlich in Deutschland herrschte, allein in dem einen Monat ein Zuviel von sechs Millionen Mark, die in die Taschen der Mühlen und Spekulationszwischenhändler geflossen sind." Für Kartoffeln verlangt Adenauer Höchstpreise und, wegen der Verluste der Lagerung, wachsende Zuschläge, die aber nicht soweit über das Ziel hinausschieben dürfen wie jetzt. Bei dem Zurückhalten von Kartoffeln sei rechtzeitig von dem Ent eignungsrecht Gebrauch zu machen und der übermäßigen Verfütterung.vorzubeugen. ck Der Bundesrat bat die Erweiterung der während des Krieges gewährte» Wochenhilfe beschlossen. Die Frage der Bedürftigkeit der Wöchnerinnen soll Hinfort unter einen neuen Gesichtswinkel gerückt werden, der es ermöglicht, daß auch solche Hilfsbedürftige der Neichsunter- stützung teilhaftig werden, Lie außerhalb der Krankenver sicherung verblieben sind. Das geschieht, indem der Begriff „minderbemittelt" das Leitprinzip für den Unter stützungsanspruch abgebcn soll. Ein bisheriges jährliches Gesamteinkommen von weniger als 2500 Mark soll den Frauen solcher Kriegsteilnehmer die Wochenhilfe zugäng lich machen. Doch soll eine starre Grenze vermieden und