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Vie Minters^lLckt in 6er OkampLgne. (Von unserem ^.-Mitarbeiter.) Am 17. Februar meldete der deutsche Generalstab: »Offenbar veranlagt durch unsere groben Erfolge im Osten unternahmen Franzosen und Engländer gestern und in der vergangenen Nacht an verschiedenen Stellen be- sanders hartnäckige Angriffe/ Sie leiteten, wie uns jetzt bekanntgegeben wurde, einen groben Durchbruchsversuch int der Champagne in Richtung Vouziers ein, der den hattbedrängten Russen durch Ablenkung die ach so nötige Erleichterung bringen sollte. Einundzwanzig Tage hat diese Winterschlacht in der Champagne gedauert. Der feindliche Durchbruchsversuch ist, wie unser Generalstab mit Genug tuung feststellt, »völlig und kläglich* gescheitert. Trotz der sechsfachen Übermacht, die der Feind gegen uns ins Treffen führte. Sechs oollaufgefüllte Armeekorps standen zwei schwachen, also nicht einmal kriegsstarken rheinländischen Divisionen gegenüber. Aber die rheinischen Jungen hielten unerschütterlich stand. Sie lasten sich, ständig von einem Mastenhagel von Geschossen überschüttet, Tag und Nacht «meuten heftigen Angriffen ausgesetzt, nicht nur keinen Fuhbreit Boden entreißen, sondern schreiten kühn von bei Abwehr zum Angriff, stürmen die feindlichen Schützen- »räben bei Perthes und L« MeSnU und bringen 2500 «»verwundete Gefangene mit sich. Freilich, die Opfer find schwer, größer als die Ver- «ste in der gesamten Winterschlacht an den Masurischen Seen und auf der Verfolgung durch die schneeoerwehten Wälder von Augustow. 15 000 Mann hat unser rheinisches Armeekorps, daS nach Auffüllung Lurch Gardebataillone and andere Truppenteile höchstens auf 50 000 Mann an zeschwollen war, im Kampfe mit einem auf mindestens 250000 Mann zu schätzenden Gegner eingebübt, der Feind aber 45 000. Die groben Kräfte, die dieser einsetzte, konnten auf der nur acht Kilometer breiten Front naturgemäß nur nacheinander eingesetzt werden. Der Raum ist bei den geltenden Gefechtsprinzipien nur für eine vorderste Schützenlinie von etwa 10000 Mann ge eignet, da jeder Schütze einen Schritt der Frontbreite für sich beansprucht. Die übrigen Truppen blieben bis zur Zeit ihrer Verwendung in der Tiefe gestaffelt. Sie dienen zur Reserve und Unterstützung, füllen die vorn ent standenen Lücken auf, können aber auch je nach Bedarf in Massen auf Stellen geworfen werden, wo ein Durch bruch oder eine Umgehung, also besonders auf den Flanken, möglich erscheint. Ist der Angriff der ersten Linie am Widerstand des Feindes zerschellt oder ist diese gar völlig vernichtet worden, so wird sie aus den groben Reservoirs der Tiefenstaffelung wieder aufgefüllt. Bei einem Sturm schließen sich die Hinteren Reihen den vordersten an und verstärken die Wucht des Stoßes durch die Dichte ihrer Masse. Diese war in der Winterschlacht in der Champagne kolossal und übertraf alles, was wir in dieser Hinsicht aus der Kriegsgeschichte kennen. Bei einer Front von acht Kilometern konnten die Franzosen bei einer Stärke von 250 000 Mann auf jeden Meter Ge- sechtsbreite über 31,5 Gewehre verfügen, die Deutschen, selbst eine Zahl von 50 000 angenommen, nur über 6,25. Die letztere Ziffer entspricht fast gänzlich den deutschen Dienstvorschriften, die eine Dichtigkeit von 5 bis 6 Ge wehren auf den Meter vorsehen. Die französischen be gnügen sich sogar mit 4 Gewehren, sind also in der Champagneschlacht fast um das achtfache übertroffen worden. Zum Vergleich sei angeführt, daß die Deutschen bei Wörth 10 Gewehre, die Franzosen 7 Gewehre auf den Meter hatten; in der Schlacht von Graoelotte betrugen diese Zahlen bei den Deutschen 7, bei den Frauzosen 11, und an der Lisaine hatten die Deutschen bei der Verteidigung überhaupt nur ein Gewehr für den Nieter verfügbar. Nimmt man zu der groben infanteristischen Stärke der Franzosen die überaus reichliche schwere Artillerie, die sie ins Treffen führten unter förmlicher Munitionsver- fchwendung — oft 100 000 Schub in 24 Stunden —, so kann man den gewaltigen Druck ermessen, der auf die deutsche Verteidigungslinie ausgeübt wurde. Daß unsere Tapferen ihm widerstanden haben, während 21 lange Tage und Nächte, ist ein unvergängliches Ruhmesblatt der deutschen Kriegsgeschichte. * s§eue Leute unserer O Loste. Drei englische Dampfer versenkt. Unsere U-Boote führen den unerbittlichen Krieg gegen den englischen Seehandel mit Schneid und seemännischer Geschicklichkeit weiter. Die englische Admiralität muß melden: Der britische Dampfer „Tangistan" wurde bet Scar- vorough torpediert? von der Besatzung von 38 Manu wurde etn Mann gerettet. Ferner wurden die Dampfer „Blackwood" mit einer Besatzung von 17 Mann bei Hastings und „Princetz Victoria" mit einer Besatzung von 34 Mann bei Liverpool torpediert? die Besatzungen der beiden letztgenannten Dampfer wurden gerettet. Die Torpedierung sämtlicher Dampfer erfolgte am Dienstag morgen. Die Schauplätze, auf denen die genannten Schiffe torpediert wurden, liegen so weit auseinander, dab ihr Untergang drei verschiedenen deutschen U-Booten zuge schrieben werden mub. Scarborough liegt an der eng lischen Ostküste, Liverpool in der Irischen See und Hastings im Kanal. Der Dampfer »Blackwood" ist 1907 vom Stapel gelaufen und hat 1320 Tonnen Gehalt. Der »Tangistan" ist 1906 vom Stapel gelaufen und 3738 Tonnen groß. »Princeß Victoria" ist 1902 erbaut und 1943 Tonnen groß. Noch ei« vierter Dampfer gesunken. Rotterdam, 9. März. Bei Dover ist am 7. März der von der englischen Admiralität gecharterte, mit Kohlen von Newcastle nach Gibraltar bestimmte Dampfer „Beethoven" der Reederei Jennesog Taylor u. Co. in Sunderland auf eine Mine gelaufen oder torpediert worden. Der Dampfer ist ge sunken, die Mannschaft wurde bis auf zwei Mann gerettet. Der Dampfer »Beethoven" stammt aus dem Jahre 1903 und zählt 3752 Tonnen. Nach einer annähernden Schätzung find seit dem 18. Februar mindestens 30 Schisse, die England Waren zuführten oder Waren von England brachten, durch Minen oder Unterseeboote zugrunde ge gangen. Onterleeboot „d 12" verloren. Die britische Admiralität hatte bekanntgegeben, daß Las deutsche Unterseeboot „v 20" durch den englischen Zerstörer „Ariel" gerammt und zum Sinken gebracht worden sei. Die Besatzung sei gerettet. Diese Mitteilun g beruhte auf einem Irrtum. Ein deutsches ü-Boot ist aller dings von dem »Ariel" vernichtet worden, aber nicht ,v 20". Ein amtlicher deutscher Bericht besagt: j Vas blosse Missen erbebt cten Wenscken S « noch nicht auf clen Stanckpunkt, wo er bereit » « ist, sein Leben einzusetzen für eine Iciee, kür K * Pflichterfüllung, kür 6kre unä Vaterlanci; cta- A * zu gekört ciie ganze Erziehung ctes Menschen. » tzellmuth v. Moltke. IV-TiL Berlin, 11. März. Die britische Admiralität gibt bekannt, daß das vom Torpedobootzerstörer „Ariel" vernichtete deutsche Unter seeboot nicht „11 SO", sondern „11 IS" ist, von der L8 Mann starken Besatzung deS Bootes sollen 10 Mann gerettet sein. Der stellvertretende Ches deS NdmiralstabeS (gez.) Behncke. Die neue Botschaft ist weit trüber als die erste. Auße einem unserer prächtigen O-Boote ist uns auch eine Anzahl wackerer Seeleute verlorengegangen. Ihr Los und die Trauer um sie wird aber ihre Kameraden nicht ab halten, in ihrem unerbittlichen Zerstörungskrieg gegen den englischen Seehandel fortzufahren. England hat durch seine grausamen Äushungerungspläne gegen das deutsche Volk die Rache heraufbeschworen, Lue mit allen Mitteln fortzusetzen, läßt sich der deutsche Seemann auch nicht durch das schamlose englische von Lord Beresford angeregte System abschrecken, das unsere tapferen Unterseer als Seeräuber brandmarken will und als gemeine Sträflinge behandelt. Sie nach Lord Beresfords Verlangen aufzuknüpfen, hat die englische wahnwitzige Wut allerdings nicht gewagt. Man entzieht aber unseren Blaujacken, die am Unterseebootskrieg teilnehmen und das Unglück haben, in englische Gefangenschaft zu geraten, alle sonst Kriegsgefangenen zustehenden Rechte und Haft sie in strengem, abgesondertem Gewahrsam. Unsere Re gierung wird eine derartige schmähliche Behandlung natür lich nicht ruhig dulden, sondern zu Repressalien greisen. Ein französischer Fischdampfer torpediert. Nicht nur die englische, auch die französische Handels schiffahrt merkt empfindlich die Schärfe unserer U-Boot- Waffe. Aus London wird oom 11. März gemeldet: Die Bemannung des Boulogner Fischdampfers „Grisnez" wurde heute in Newhaven gelandet. Das Schiff erhielt, als es sich gestern ungefähr 20 Meilen westsüdwestlich Beachy Head befand, von einem deutschen Unterseeboot das Signal, dab die Insassen das Schiff verlassen sollten. Nachdem sich alle in ein Boot gerettet hatten, wurde der Dampfer in den Grund gebohrt. Das Boot mit der Besatzung des „Grisnez" wurde durch ein anderes Schiff ausgenommen. Aus der Meldung über das Verhalten des deutschen U-Bootes ersieht man von neuem, daß unsere Seeoffiziere bestrebt sind, das Leben der Besatzungen von ihnen torpedierter Schiffe möglichst zu schonen, trotzdem sie sich bei dem durch die Ausbootung verursachten Aufenthalt selbst in Gefahr bringen. Überall lauern ja die englischen schnellen Zer störer in großer Zahl auf die deutschen Tauchboote. Neun englische Dampfer überfällig. Hamburg, 11. März. Das Hamburger Fremdenblatt meldet aus Rotterdam; In der Woche oom 1. bis zum 6. März sind auf der Fahrt England—Lolland und England—Skandinavien neun englische Dampfer überfällig. Die Londons: Reedereien schränken weiterhin die Annahme von Fracht stücken nach Holland und Skandinavien ein. Ei« Zeppelin über Dünkirchen. Kopenhagen, 11. März. Aus Paris wird gemeldet: Ein Zeppelin-Luftschif überflog gestern Dünkirchen in der Richtung Calais. Er wurde sofort heftiges Feuer gegen das Luftschiff eröffnet wodurch dieses gezwungen war, umzukehren. Wie de; Kapitän eines in Boulogne eingetroffenen dänischer Dampfers berichtet, sah er einen Zeppelin 20 Meiler nördlich der Bucht in Wimereux. Das Luftschiff fuhr ir geringer Höhe, so daß leicht zu erkennen war, daß es fick um „L. 9" handelte. Englische Vergewaltigung Neutraler. Die Besatzung des norwegischen Fischdampfers „Nestor", die im November von den Engländern gefangen genommen wurde unter der Beschuldigung, in der Irischer See Minen ausgelegt zu haben, und nach dreimonatige, Gefangenschaft wieder freigelassen wurde, ist in Berger angekommen. Die Mannschaft wurde in England vor Gefängnis zu Gefängnis geschleppt, zuletzt im Gefangenen lager Shrewsbury untergebracht, wo sich die Besatzung eines dänischen Fischdampfers befand. Die Matroser wurden, zu je zweien zusammengefesselt, von bewaffnete, Polizei bewacht. Als sie nach dem Gefangenenlager transportiert wurden, rief die Menge: „Hängt sie, schieß: sie nieder!" Im Gefangenenlager befanden sich auch 500 Deutsche, die gut behandelt wurden und reichliche Nahrung erhielten. Zum Zeitvertreib veranstalteten die Deutschen jeden Abend ein Konzert. O Scdtvene ruMfcke Verluste in 6en Lsrpatken. Die Russen versuchen durch verzweifelte Angriffe ir den Karpathen ihre bedrängte Lage auf dem Nordflügel wieder wettzumachen. Die österreichische Artillerie füg! ihnen dabei furchtbare Verluste zu. Trotzdem beharren di« Russen trotz des ungünstigen Wetters und der geradezu elenden Wegeverhältnisse in der Offensive. Ein Bericht erstatter des K. K. Pressequartiers schreibt darüber am 11. März: Die Angriffe der Ruffen, die auch diesmal ihr« Soldaten in der brutalsten Weise dem Tode zutreibcn, scheitern stets unter den riesigsten Opfern. Die Anzahl der besonders in den Hinderniszonen gefallenen Russen steht zu der Anzahl der verwundeten und gefangenen tu keinem Verhältnis. Über Gorlice hinaus ist abermals ein kleiner Erfolg erzielt worden, und auch in Russisch-Polen ergaben sich insofern Erfolge, als unsere braven Truppen alle oft stürmisch unternommenen Vorstöße der Russen eisern und unter großen Verlusten für die Angreifer abwiesen. Zusammenkunft des Zaren mit General French? Wie aus Petersburg gemeldet wird, hat sich der Za, nach dem finnischen Hafen Helfingfors begeben. Zugleich wird berichtet, dab in Bergen der englische Feldmarschall Sir John French eingetroffen und von dort nach Helsing- fors weitergereist sei, um mit dem Zaren zusammenzu treffen. Mit Rücksicht auf die norwegischen Nachrichten übe, die angebliche Reise des Generals Pau über Norwegen ist diese Meldung sicher mit größtem Vorbehalt auizu- nehmen. klcine kiriegspokt. Berlin, 11. März. Der jüngste Sohn des preußischen Landwirtschaftsministers Freiherrn v. Schorlemer-Lieser, Leutnant im Kürassier-Regiment v. Driesen (Westfälisches! Nr. 4, ist am 10. März bei einem Sturmangriff gefallen. Parts, 11. März. An Bord eines im Hafen von Las Palmas ankernden deutschen Dampfers ist eine Funk spruchstation heimlich in Tätigkeit. Das Wrack des Hilfs kreuzers .Kaiser Wilhelm der Große", welches bisher au! der Höhe von Rio de Oro trieb, ist untergegangen. Athen, 11. März. 1800 Mann englisch-französisch« Landungstruppen, die an der kleinasiatischen Küste gelandet waren und wegen stürmischer See von der verbündete» Flotte tm Sttch gelassen wurden, wurde« von den Türke« völlia vernichtet. 6rieckenlanä bleibt neutral! . Erklärung der neue« Regierung. Athen, 11. März. Nach der Eidesleistung des neuen Kabinetts Gunaris wurde der Presse eine ministerielle Kundgebung zugestellt, in der das Ministerium die Absichten seiner Politik dar legt und unverblümt sagt, es sei unbedingt für Aufrechterhaltung des Friedens. Die Erklärung hat folgenden Wortlaut: „Griechenland hatte nach seinen siegreichen Kriegen das drmgende Be dürfnis nach einer langen Friedensperiode, um am Ge deihen des Landes arbeiten zu können. Die Organisation der öffentlichen Verwaltung, der Streitkräfte zu Lande und zu Wasser, sowie die Entwicklung des Nationalreich tums hätten ihm die mit so vielen Opfern errungenen Güter gegen jeden Angriff gesichert und hätten ihm auch gestattet, ein dem Staatswohle dienendes Programm durchzuführen und eine den nationalen Überlieferungen entsprechende Politik zu treiben. Unter diesen Umständen war vom Beginne der europäischen Krise an für Griechenland die Neutralität geboten. Griechen land hatte jedoch und hat immer die unbehingte Ausgabe, seinen Bündnispflichten nachzukommen und der Erfüllung seiner Interessen nachzugehen, ohne freilich die Unverletzlich keit seines Gebietes gefährden zu wollen. Im Bewußtsein der Pflicht, auf diese Weise den Interessen des Landes zu dienen, spricht die Regierung die Überzeugung aus, daß die Vaterlandsliebe des Volkes ihre volle Wahrung sichern wird." Die BAndnispflichten, von der in der Kundgebung die Rede ist, beziehen sich offenbar auf die Vereinbarungen mit Serbien. Diese Pflichten würden aber nur dann in die Erscheinung treten, wenn Serbien von einem anderen Balkanstaat, also etwa Bulgarien, angegriffen würde. Bei der jetzigen Kriegs lage liegt kein Zwang zur Hilfe vor, da bisher von den Balkanstaaten außer der Türkei, die nicht einmal direkt gegen Serbien kämpft, kein Staat in Frage kommt. Griechenland bleibt also einstweilen aus dem Spiel, die Friedenspolitik des Königs hat gegenüber dem Kriegseifer Venizelos gesiegt. Dieser zweifellos um Griechenland sehr verdiente Mann, den jetzt aber seine Neigungen für England und Frankreich auf den falschen Weg trieben, ist vorläufig von der politischen Bühne ab getreten. Beachtenswert ist eine Äußerung des„PesterLloyd" über den Kampf um die Dardanellen, in der das Blatt sagt: „In dem Augenblick, wo die Flagge mit dem russischen Andreaskreuz an den Küsten des Ägäischen Meeres weht, ist das Schicksal Rumäniens, Bulgariens und wahrscheinlich auch Griechenlands besiegelt. Der nordwestliche Teil Kleinafiensiwürde zweifellos von Rußland weggenommen werden. Wenn es anderen Staaten noch einen Brocken Landes im übrigen Kleinasien zugestehen würde, so wäre dies nur ein auf kurze Zeit ausgestellter Wechsel." Ähnliche Erwägungen mögen in Griechenland den Umschwung herbeigeführt haben. Oie einstige österreichische Mlitärgrenre. 4Bon unserem militärischen Mitarbeiter.) Für die Entwicklung der mit uns verbündet kämpfenden österreichisch-ungarischen Armee von wesentlichem Einfluß war die sogenannte „Militärgrenze", jene eigenartige Organisation, die in dem heutigen Kroatien und Slawonien bis zum Jahre 1867 bestanden hatte. Die Militärgrenze besaß besondere militärische Einrichtungen, eine gesonderte Verfassung und Verwaltung und hat sich allmählich während der Türkenkriege entwickelt. Ihre Gründung er folgte im Jahre 1538, als Ferdinand l. von Österreich, König von Ungarn, einige befestigte Plätze in jenem Gebiet mit deutschen Truppen besetzte und um sie herum Ansiedler, serbische Flüchtlinge, seßhaft machte. Diese Kolonisatoren standen im Genüsse der Religions- und Steuerfreiheit, mußten die völlig verödeten Gebiete bebauen, waren aber dafür zur Verteidigung und im Frieden zur Beobachtung und Siche rung der Grenze gegen die stets drohenden Einfälle der Türken verpflichtet. Die ganze „Grenze" war in Generalate eingeteilt, und so bildete sie ein zusammenhängendes, mili tärisch straff organisiertes Grenzgebiet, das im Laufe der Zeit sich nicht nur auf die anfänglichen Teile erstreckte, sondern zeitweise sogar vom Adriatischen Meere bis Galizien reichte. Die charakteristischen Eigentümlichkeiten der Grenze aber bildeten eben die erwähnten serbo kroatischen Landesteile. Allmählich hat man die „Grenzer" auch zum Kriegsdienst außerhalb ihres Landes heran gezogen und in Regimenter zusammengefaßt. Im Dreißig jährigen Kriege waren sie, meist „Kroaten" genannt, eine nationale Reiterei, späterhin bildeten sie irreguläre Fuß truppen des österreichischen Heeres. Die merkwürdigste Eigentümlichkeit dieses Grenzgebietes aber bestand darin, daß nicht nur die militärische Führung und Erziehung, sondern auch die gesamte Verwaltung in militärischen Händen sich befand. Der Mittelpunkt der Verwaltung lag beim Regimentskommandeur, der».in seiner sogenannten „Stabsstation" residierte. Ihm unterstanden 12 bis 16 Kompagniebezirke, die ein Hauptmann befehligte. Im Frieden nun bestand der Dienst der Soldaten, der Grenzer, darin, daß sie zeitweise zum Wachtdienst in die Stabsstation einberufen wurden und auch zu Übungen, die auf einige Wochen des Jahres verteilt waren. Die Bekleidung und Bewaffnung hatte der Mann stets bei sich im Hause. Wurde er zum Dienst befohlen, so bekleidete er sich militärisch und kam so an die befohlene Stelle. Diese ganze Art eine- streng zusammengefaßten Milizsvstems