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Was wissen die aus den unermeßlichen Gefilden des Zarenreiches zusammengeholten Soldaten von Ursprung und Wesen dieses Krieges, was wissen sie von dem hehren Begriff des Vaterlandes, das sich in Friedenszeiten ihnen nur in Gestalt von herrschsüchtigen und auf unrecht mäßigen Nebenerwerb bedachten Vertretern der Obrigkeit zu nähern weiß. Das sind Unterschiede von so unge heurem moralischen Gewicht, daß keine Übermacht an Zahl und keine noch so unglaubliche Ungunst der Witterungs- und Wegeverhältnisse sie jemals ausgleichen könnte. Genug, wir haben unsere militärische Überlegen heit den Russen wieder einmal überzeugend zum Bewußt sein gebracht, und wenn sie auch jetzt noch nicht an ihre unausbleibliche Niederlage glauben wollen, so mögen sie weiter kämpfen — uns kann es schon recht sein. Zeit zur Überlegung und zum Atemholen wird ihnen allerdings nicht gelassen werden. So gewaltig die Erfolge sind, die Hindenburg wieder einmal errungen hat, für ihn gibt es keinen Stillstand, solange der Feind nicht die Waffen gestreckt hat. Der Feind aber ist ihm nicht die 10. Armee, die nicht mehr existiert, der Feind ist ihm die bewaffnete Macht des Zarenreiches, die in ihrer Gesamt heit gebrochen werden muß. Er wird den Kampf nun in südlicher Richtung, nach Warschau zu weiter tragen, und wird auch, wenn Warschau bezwungen ist, nicht ruhen und rasten, dis das Endziel erreicht ist. Auf 40 Milliarden hat der zahlenkundige englische Schatzkanzler im Unterhause die Ausgaben der Verbündeten geschätzt, wenn der Krieg bis Ende 19l5 fortdauert. Wir meinen, daß vielleicht noch höhere Werte als russische Rubel und englische Pfund Sterling in Gefahr sind: Throne und Kronen stehen auf dem Spiel — und im Zarenreiche könnten die Ent- sche-dungen am schnellsten reifen. Deutschlands Antwort an Amerika. Es bleibt dabei! Berlin, 17.'Februar. Dem Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika wurde die Erwiderung der deutschen Regierung auf die von den Vereinigten Staaten gesandte Note überreicht, in der die Amerikaner ihre Bedenken wegen der am 18. Februar beginnenden Einbeziehung der englischen Ge wässer in das Kriegsgebiet äußern. -L Die deutsche Note sagt zunächst, daß die deutsche Regierung die amerikanischen Darlegungen mit dem gleichen Wohlwollen und der gleichen Freundschaft geprüft habe, von der sie ihr diktiert erschienen wären. Sie glaube um so mehr auf volles Verständnis rechnen zu dürfen, als das von der deutschen Admiralität angekündigte Vorgehen in keiner Weise gegen den legitimen Handel und die legitime Schiffahrt der Neutralen gerichtet ist, sondern lediglich eine durch Deutschlands Lebensinteressen erzwungene Gegenwehr gegen die völkerrechtswidrige Seekriegführung Englands darstellt, die sich bisher durch keinerlei Einspruch der Neutralen auf die vor dem Kriegsausbruch allgemein anerkannte Rechtsgrundlage hat zurückführen lassen. Dann wird nochmals dir Sachlage klargelegt, die Deutschland zu seinem Vorgehen veranlaßte. Es sei folgender Zustand geschaffen: Deutschland ist unter stillschweigender oder protestie render Duldung der Neutralen von der überseeischen Zufuhr so gut wie abgeschnitten, und zwar nicht nur hin sichtlich solcher Waren, die absolute Konterbande sind, sondern auch hinsichtlich solcher, die nach dem vor Kriegsausbruch allgemein anerkannten Recht nur relative Konterbande oder überhaupt keine Konterbande sind. England dagegen wird unter Duldung der neutralen Regierungen nicht nur mit solchen Waren versorgt, die keine oder nur relative Konterbande sind, von England aber gegenüber Deutsch land als absolute Konterbande behandelt werden (Lebens rnittel, industrielle Rohstoffe usw.), sondern sogar init Waren, die stets und unzweifelhaft als absolute Konter bande gelten. Die deutsche Regierung glaubt insbesondere und mit dem größten Nachdruck darauf Hinweisen zu müßen, daß ein auf viele Hunderte von Millionen Mark geschätzter Waffenhandel amerikanischer Lieferanten mit Deutschlands Feinden besteht. Deshalb sehe sich die deutsche Regierung nach sechs Monaten der Geduld und des Abwartens genötigt, die mörderische Art der Seekriegführung Englands mit scharfen Gegenmaßnahmen zu erwidern. Wenn England in seinem Kampf gegen Deutschland den Hunger als Bundesgenossen anruft, in der Absicht, ein Kulturvolk von 70 Millionen vor die Wahl zwischen elendem Verkommen oder Unterwerfung unter seinen politischen und kommerziellen Willen zu stellen, so ist heute die deutsche Regierung entschlossen, den Handschuh aufzunehmen und an den gleichen Bundesgenossen zu appellieren. Die Neutralen würden hoffentlich gegen Deutschland keine ge ringere Duldsamkeit zeigen, als gegen England. Wörtlich beißt es dann: Darüber hinaus ist die deutsche Regierung entschlossen, die Zufuhr von Kriegsmaterial an England und seine Verbündeten mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu unterdrücken, wobei sie als selbstverständlich annimmt, daß die neutralen Regierungen, die bisher gegen den Waffen handel mit Deutschlands Feinden nichts unternommen haben, sich der gewaltsamen Unterdrückung dieses Handels durch Deutschland nicht zu widersetzen beabsichtigen. Die deutsche Regierung sei bereit, mit der ameri kanischen Regierung jede Maßnahme in die ernsthafteste Erwägung zu ziehen, die geeignet sein könnte, die legitime Schiffahrt der Neutralen im Kriegsgebiet sicherzustellen. Die Note fährt fort: Um in der sichersten Weise allen Folgen einer Ver wechslung — allerdings nicht auch der Minengefahr — zu begegnen, empfiehlt die deutsche Regierung den Ver einigten Staaten, ihre mit friedlicher Ladung be frachteten, den englischen Seekriegsschauplatz be rührenden Schiffe durch Konvoyierung kenntlich zu machen. Die deutsche Regierung glaubt dabei voraus setzen zu dürfen, daß nur solche Schiffe konooyiert werden, die keine Waren an Bord haben, die nach der von England gegenüber Deutschland angewendeten Aus legung als Konterbande zu betrachten sind, über die Art der Durchführung einer solchen Konvoyierung ist die deutsche Regierung bereit, mit der amerikanischen Re- zterung alsbald in Verhandlungen einzutreten. Sie würde es aber mit besonderem Dank anerkennen, wenn die amerikanische Regierung ihren Handelsschiffen dringend empfehlen wollte, jedenfalls bis zur Regelung der Flaggen« , frage den englischen Seekriegsschauplatz zu vermeiden. Mit diesem Vorschlag der Begleitung ameri kanischer Handelsschiffe durch Staats- oder Kriegsschiffe kommt die deutsche Note zum Schluß, in dem betont wird, wenn eS der amerikanischen Regierung vermöge des Ge wichts, daS sie in die Wagschale des Geschickes der Böller zu legen berechtigt und imstande ist, in letzter Stunde noch gelingen sollte, sdie Gründe zu ^beseitigen, die der.deutschen Regierung ibr Vor- 2 « v c» § Hallen Sie niick nickt für grausam, aber Z s mrn muß eben clas eine Liebel wählen, wenn § D man ein schlimmeres vermeiden will. Man Z A läßt sich einen 2akn reißen, wenn er sckmer;1, A » und so muß man auch) eine Schlackt liefern, » V wenn man einen Hrieg beenden will. Mut ;u A I vergießen, beißt unter solchen Llmstäncken es A » zu sparen; es ist äas ein Aderlaß, clen man § § seinem toll gewordenen feinde bereitet und § A der ibn wieder beruhigen wird. » T (18. fluni 1742.) » , Kus äem Lnekwechsei srieärichs äes 6roken. 2 „«G« SSSE LOS« STSVT» gehen zur gebieterischen Pflicht machen, sollte die amerikanische Regierung insbesondere einen Weg finden, die Beachtung der Londoner Seekriegsrechtserklärung auch von Seiten der mit Deutschland kriegführenden Mächte zu erreichen und Deutschland dadurch die legitime Zufuhr von Lebensmitteln und industriellen Rohstoffen zu er möglichen, so würde die deutsche Regierung hierin ein nicht hoch genug anzuschlagendes Verdienst um die humanere Gestaltung der Kriegführung anerkennen und aus der also geschaffenen neuen Sachlage gern die Folgerungen ziehen. Der Krieg. Im Westen strengen sich unsere Feinde weiter mit wiederholten Angriffsversuchen an, immer mit demselben Erfolge: gar keinem. Im Osten dagegen geht die Ver folgung der geschlagenen Russen und unsere Offensive nördlich der Weichsel flott voran. Deutscher Sieg bei Plock—ikaclonr. Bisher 3000 Russen gefangen. Gr. Hauptquartier, 13. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz. Die gestern gemeldete» feindlichen AngriffSvcrsuche dauerten mit der gleiche» Erfolglosigkeit an. An der Straße Arras — Lille sind die Kämpfe um rin kleines Stück unseres Grabens, iu das der Feind vorgestern eingedrungeu war, noch im Gange. — Die Zahl der nordöstlich Reims gestern von uns gemachten Ge fangenen hat sich noch erhöht, die Franzosen habe» hier auch besonders starke blutige Verluste erlitten; sie ver zichteten auf weitere Vorstöße. — In der Champagne nördlich Perthes wird noch gekämpft. Östlich davon sind die Franzose» unter schwere» Verl»stcn zurück- geschlagen; sie halten sich nur noch anf wenigen kurzen Stellen unserer vordersten Gräbe». Die gestern ge meldete Zahl an Gefangene» ist anf 11 Offiziere, 285 Man» gestiegen. — Zu einem vollen Mißerfolg führten auch Angriffe gegen unsere Stellungen bei Boureuilles —Vauqnois (östlich des Nrgonner Waldes) und östlich Verdun. — Die am 13. Fcbrnar von u>ls genommene Höhe 365 nnd der Ort Norroy (nordöstlich Pont » Mousso») sind von uns nach gründ licher Zerstörung der französische» Befestigungsanlagen wieder geräumt worden. Eine» Versuch, diese Stellung mit Waffengewalt wiederzugewiunen, hat der Feind nicht gemacht. — Sonst nichts Wesentliches. Östlicher Kriegsschauplatz. Bei Tanroggen und im Gebiet nordwestlich von Grodno dauern die Berfolgungögcfechte noch an. — Die bei Kölns geschlagene feindliche Kolonne ist nördlich Lomcza von frischen Truppen ausgenommen worden; der Feind wird erneut angegriffen. — Die Kämpfe bei Plock—Racionz sind zu unseren Gunsten entschieden. Es sind bisher 3000 Gefangene gemacht. — Aus Pole» südlich der Weichsel nichts Neues. Die masurische Kriegsbeute. Die Kriegsbeute der Kämpfe an der ostprenßische» Grenze hat sich erhöht. Das bisherige Ergebnis beträgt; 64000 Gefangene, 71 Geschütze, über 100 Maschinengewehre, drei Lazarettzüge, 150 gefüllte Munitionswagen, Scheinwerfer und unzählige beladene und bespannte Fahr zeuge. Mit einer weiteren Erhöhung dieser Zahlen darf ge rechnet werden. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. * Vie Minterschlacht in Valoren. Telegramm Kaiser Wilhelms an den Reichskanzler. Berlin, 18. Februar. Seine Majestät der Kaiser und König hat gestern dem Reichskanzler von dem glorreichen Ausgang der Winter- fchlacht in Masuren telegraphisch Mitteilung gemacht. Seine Majestät der Kaiser hat dabei besonders bervor- gevoven, wie sich unter feinen Augen die neuen Verbände ebenso trefflich bewährt haben, wie die alten Osttruppen. „Vom Laudsturmmauu bis zum jüngsten Kriegs freiwilligen wetteiferten alle, ihr Bestes für das Vater land Le'znürben. Weder grimmige Kälte noch tiefer Schnee, weder unergründliche Wege noch die Zähigkeit des Gegners haben ihren Siegeslauf zu hemmen ver mocht. liniere Verluste sind glücklicherweise gering." Seine Majestät gedenkt in dem allerhöchsten Tele- grawm sodann der glänzenden Führung der Operationen und sagt zum Schluß: „Meine Freude über diesen herr lichen Erfolg wird beeinträchtigt durch den Anblick des einst io blühenden Striches, der lange Wochen in den Händen des Feindes war bar jedes menschlichen Fühlens Zu den deutschen Siegen im Osten. bat er in sinnloser Wut auf der Flucht fast daS letzte Haus und die letzte Scheune verbrannt oder sonst zerstört, unser schönes Maiurenland ist eine Wüste, Unersetzliches ist verloren. Aber ich weiß mich nut jedem Deutschen eins, wenn ich gelobe, daß da-?, was Menschculstast ver mag, geschehen wird, nm neues frisches Leben aus den Ruinen entstehen zu lassen." Das deutsche Luftschiff „L. 3" gestrandet. Wie mitgeteilt wird, ist das deutsche Luftschiff „L. 3" ans einer Erkundungssahrt bei Südsturm in folge Motorenhavarie auf dcr Insel Fanö, an der Westküste Jütlands, niedergsgangen. Das Lustschiff ist verloren, die ganze Besatzung gerettet. Es ist möglich, daß die folgende Meldung ausRotier- dam über eine Begegnung zwilchen einem deutichen Luft schiff nnd einem holländischen Dampfer sich auf den .1- 3" bezieht. Aus Rotterdam wird vom l8. Februar berichtet: Der im hiesigen Hafen mit einer Ladung Steine aus Kj"ge eingelausene niederländische Dampfer „Helene" von der königlich niederländischen Dampfschiffahrtsgeiellschast begegneie am Dienstag morgen 10 Uhr 40 Pfeilen vov Ameland einem deutschen Luftschiff, das aus östlicher Richtung kam. Als das Luftschiff immer niedriger herab sank, salutierte der Kapitän mit dec niederländischen Flagge. Dieser Gruß wurde von der Besatzung des Luft schiffes, die deutlich zu erkennen war, mit Mützeuschweuken lebhaft beantwortet. Das Luftschiff schwenkte um den Dampfer herum und kehrte in östlicher Richtung zurück. Srnnahme von kolomea. Die Österreicher haben an? ihrem südlichen Flügel einen, neuen schönen Erfolg zu verzeichnen. Sue waren in der Bukowina über die Sereth-Lime oorgcdnmgen und hatten die Russen bis auf die Höhen nördlich von Czernowitz zurückg-drängt. Zugleich waren sie westlich davon über den Iablonica-Paß b's Nadworna vor gestoßen und hatten gleichzeitig im Pruthtal ihre Operationen grgen Kolomea eröffnet, wo die Ruffen stark verschanzt in großer Anzahl standen. In dm sich entwickelnden Kämpfen um diesen wichtigen Platz winkte den Öster reichern voller Erfolg. Der österreichische Generalsiab könnte melden: Nock zweitägigem Kampfe wurde gestern spät nach mittags Kolomea genommen. In den südlich der Stadt bei Kluczow-Wk. und Myszyn seit dem >5. andauernden Kämpfen machten die Russen sichtlich große An strengungen, die Stadt zu behaupten. Zahlreiche Ver stärkungen wurden von ihnen herangeführt. Heftige Gegenangriffe auf unsere vordringenden Truppen mußten beiderseits der Straße mehrmals zurückgeschlagen werden, wobei durch gute eigene Artilleriewirkung dem Feinde grobe Verluste beigebracht wurden. Um 5 Uhr nachmittags gelang es durch allgemeinen Angriff, den Gegner trotz erbitterter Gegenwehr aus seiner lebten Stellung vor der Stadt zu werfen und in einem Zuge mit den Fliehenden Kolomea zu erreichen. Die Zer störung der Pruth-Brücke wurde verhindert, die Stadt von den fliehenden Ruffen gesäubert und besetzt. 2000 Gefangene und mehrere Maschinengewehre, 2 Geschütze fielen in unsere Hände. Es ist anzunehmen, daß auch bei Czernowitz der russische Widerstand bald gebrochen wird und auch im Norden die österreichische Front gleichwie im Süden bei Kolomea vorgeschoben wird. Der Fall von Kolomea kann auf die Lage bei Czernowitz nicht ohne Wirkung bleiben. Auch auf der ganzen übrigen Karpathenfront geht eS wacker voran. Wie der österreichische Generalstab weiter mitteilt, wurden im Karpathenabschnitt bis nach WyitkoV hin über 4000 Gefangene gemacht. „Oer englischen Weltherrschaft letzter Die dänische Zeitung „Ekstrabladet" schreibt über die Bedeutung des 18. Februar: Ä Wie sehr man in England über die „deutsche Drohung" spotten mag, so hat sie doch in der gesamten