Suche löschen...
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 12.01.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191501123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19150112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19150112
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-01
- Tag 1915-01-12
-
Monat
1915-01
-
Jahr
1915
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Landsturmpflichtigen 2. Aufgebots, die bis zum 4. Dezember 1914 das 45. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Alle vor dem 4. Dezember 1869 Geborenen dieser Klasse waren bereits aus dem Landsturm ausgeschieden und unter- liegen daher dem Aufruf nicht. — Die Streckung der Hetreidevorräte. Die heute im amtlichen Teil unserer Zeitung veröffentlichte Bundes- ratsverordnung über die Streckung der Getreidevorräte, dann das Verbot der Nachtarbeit in Bäckereien und Kon ditoreien, und die Beschränkung des Kuchenbackens hat im sächsischen Bäckergewerbe ernste Besorgnisse über ihre wirt schaftliche Wirkung auf diesen Erwerbszweig hervorgerufen Um wenigstens in der Anwendung dieser Verordnung, so- weit deren Ausführung in der Hand der Bundesstaaten ge- legt ist, eine möglichste Rücksichtnahme auf das Bäcker--und Konditorgewerbe zu erzielen, hatten gestern die Herren Ober meister Kuntzsch von der Dresdner Bäckerinnung, der stell vertretende Obermeister Wuttke von der Leipziger Innung und Obermeister Landtagsabgeordneter Biener von ver Chemnitzer Bäckerinnung eine Besprechung im Ministerium des Innern Die Vertreter des sächsischen Bäcker- und Konditorgewerbes wiesen auf die schwierigen Verhältnisse hin, in die das Gewerbe durch die Verordnung gerate und sprachen die Befürchtung aus, daß ihr voraussichtlich auch in Sachsen eine Anzahl Existenzen zum Opfer fallen werden. Im Ministerium des Innern verkannte man den berechtig ten Hintergrund dieser Befürchtungen nicht und stellte den Herren möglichste Schonung der berechtigten Interessen des Bäcker- und Konditorgewerbes in Aussicht, soweit sich dies mit dem Zweck der Verordnung vereinbaren lasse Aller dings sind den Einzelstaaten in dieser Hinsicht enge Grenzen gezogen. — In das Sächsische Staatsschuldbuch waren zur Erwerbung Zeiger Rente Ende 1913 180234600 Mark, Ende 1914 209381400 Mark eingetragen Es ist demnach ein Zugang von 29146800 Mark zu verzeichnen. Wer vom Staatsschuldbuche Gebrauch macht ist — auch in Kriegszeiten — gegen alle Verluste geschützt. Nach alledem kann die Benutzung des Staatsschuldbuches jedermann nur angelegentlichst empfohlen werden. — Hold gegen Papiergeld. Bei der Kasse der Königlichen Amthauptmannschast Meißen sind in den ab gelaufenen 2 Monaten mehr als 5O000 Mk. gemünztes Gold gegen Papiergeld eingewechselt worden. Der Ge- meindevsrstand einer nur 622 Einwohner zählenden Ge meinde hat 4490 Mk gesammelt und eingewechselt. Noch aber ist sicher an vielen Stellen gemünztes Gold reichlich vorhanden. Für das Deutsche Reich hat es die größte volkswirtschaftliche und politische Bedeutung, daß die Gold- bestände der Reichsbank und der übrigen Notenbanken weiter verstärkt werden. Darum muß es ein Jeder als seine Pflickt betrachten, das Gold nicht zurückzuhalten, sondern bei den bekannten öffentlichen Kassen oder bei der Reichsbank gegen Papiergeld umzutauschen. — „Deutschland über alles!" - der Kriegs-Roman, welcher zurzeit im „Buch-Roman" als Erstdruck ver öffentlicht wird, erregt mit Recht das lebhafteste Interesse des lesefreudigen Publikums, und die Zahl der alltäglich eingehenden Neubestellungen wächst beständig Vor allem die Angehörigen der im Felde stehenden Krieger sollten, so fern nicht geschehen, den „Buch-Roman" bestellen und ihn eventl. ihren Lieben im Felde allwöchentlich mitzusenden. Auch nach deren Rückkehr werden sie den den großen Völker- kampf als Schauplatz seiner Handlung habenden Roman gern und mit gespanntem Interesse lesen. Fortgesetzt stehen Probe-Nrn. deS Romans „Deutschland über alles!" gern zu Diensten, auch werden solche an alle uns aufgegebenen Adressen versandt. Auf Wunsch schicken wir auch die Wochenschrift des „Buch-Romans" gern ins Feld und zwar ohne für die Verpackung usw. etwas anzurechnen Wir bitten um Anweisung hierzu. — Wie wir hören, findet Sonntag, den 17. Januar, abends im Schützenhause, der zweite Vaterländische Abend statt. Das Bundespräsidialmitglied der Professor des Vitztumschen Gymnasiums Dresden, Herr Dr. Gebhardt, zurzeit als Hauptmann, Vorstand der Offiziers-Abteilung des Königlichen Bezirkskommandos 1 Dresden, wird die Ansprache halten. Die Konzertsängerin Fräulein Marie Bluhm, Meißen, wird die Besucher durch Lieder am Klavier erfreuen. Herr Apotheker Tzschaschel wird eine Lichtbilder reihe „Unser Zeppelin" vorführen und Herr Lehrer Schneider den erklärenden Text lesen Männerchöre der Vereinigten > — Hammer und Schwert. Roman von Guido Kreutzer. 42s lNachdruck verboten.) „Vielleicht!" sagte der Student zwischen den Zähnen. „Aber Sie wissen ja nicht, waS dieser Abend mir sonst noch bedeutet. Sie wissen ja nicht, daß gerade sie der > einzige Mensch war, an dem ich noch Halt sand und der mich immer wieder ermutigte, wenn ich an meinem Können irre wurde." „Also feien Sie über daS Ende dieser verlogen senti mentalen Geschichte doppelt froh. Denn damit ist auch bas letzte Hindernis beseitigt. Jetzt haben Sie den Weg frei." . Der jüngere hob argwöhnisch den Kopf. „Und wohin führt dieser Weg?" > „Zur Arbeit!" sagte der ehemalige 31. Dragoner hart. Er schlug mit der Faust auf die Lagenbrüstung und vsr- : setzte gedämpft mit jähem Zorn in der Stimme: „Zum § Donnerwetter. Herr von Stareyn, waS heißt denn daS alles? Haben Sie denn keine Direktion mehr im Leibe? überlegen Sie sich gefälligst mal, wo Sie hingeraten sind! , Sie liegen ja auf einem toten Strang! Wo andere junge Menschen mitten im vollsten Schallen find, da wissen Sie nichts weiter zu tun, als sich ewig vor sich selbst zu ver stecken! Sie wirken nicht positiv, Sie wirken nicht negativ! Sie bauen nichts auf, Sie zerstören nichts! Sie handeln überhaupt nicht! Ihre Befähigung, soweit ich sie beurteilen kann, reicht allenfalls aus, um den Ansprüchen dieser Tafehausbrüder zu genügen; nie aber werden Sie ! sich davon 'ne Existenz und 'n Renommee schaffen! Das ^brauch' ich Ihnen im übrigen nicht näher zu definier:»; 'das wissen Sie ja selbst am besten! 1 ., Ja, was soll denn daraus werden? — Jeder Mensch hat doch Ehrgeiz und Ziele! Und gerade Ihnen sollte alles beides fehlen? Ich versichere Sie — wemi man mir 'ne bare Million auf 'n Tisch legte — Ihr Leben möcht' ich nicht führen! Stellen Sie sich gefälligst mal ; eine« großen gesunden kräftigen Kerl vor, der von morgen Gesangvereine, der ernsten Zeit angepaßte Deklamationen und allgemeine Gesänge werden Abwechslung bringen. Es wird ein Mindesteintrittsgeld von 30 Pfennige erhoben Man hofft jedoch, daß verschiedene Besucher gern ein Mehr tun, umsomehr als der Reingewinn der örtlichen Kriegs hilfe zufließen soll. Nachmittags 5 Uhr werden gegen ein Eintrittsgeld von 5 Pfennige unseren Kindern die Licht bilder vorgefübrt Die Reichhaltigkeit der gediegenen Dar bietungen läßt erhoffen, daß recht viele Bewohner aus Stadt und Land den Abend besuchen, will doch die Veranstaltung auch der Frau Hohlfeld, deren Ehemann im Felde steht, einen Gewinn bringen. Darum bitten wir schon heute an dieser Stelle, den Abend recht zahlreich zu besuchen. Die Besucher wollen ihre Gesangbücher, insbesondere den An hang der geistlichen Volkslieder mitbringen. — Wegen schweren Diebstahls hatten sich der Lehrling Georg S. und der Handarbeiter Alfred Otto H. aus Wils druff vor dem Jugendgerichtshof der dritten Strafkammer in Dresden zu verantworten. Beide stiegen im Juli vorigen Jahres in ein Hinterhaus ein und stahlen einen Kanarien- Vogel. Sie erhielten je eine Woche Gefängnis, doch wurde ihnen eine Bewährungsfrist zugestanden. — Berichtigung. Den höchst erfreulichen Bericht über Kriegshilfe in Grumbach möchten wir noch dahin abändern, daß die von dem Ortsausschuß an die Grumbacher Kriegs- GOOOKOOOGGGOO Erkaltet nach Möglichkeit Cure Viekbestänäe! GGDKMOGOOOMKO teilnehmer ins Feld geschickten Weihnachtskisten nicht einen Wert von 100, sondern von ungefähr 1000 Mark gehabt haben — Meukirchen Die Weihnachtsaufführung der Ober klasse hiesiger Schule, von der wir bereits berichteten, erbrachte einen namenhaften Betrag, der teils dem Roten Kreuz zu- geführt, teils zur Anschaffung von Büchern für arme Krieger- linder verwendet worden ist — Das Fest des silbernen Ehejubiläums geging hier am Hohneujahrstage Herr Wirt- schaftsbesitzer Schöne mit seiner Gattin. Seefilckverlorgung?ur k^riegsreit. Von Dr. Ludwig Staby. Durch den Krieg ist in erster Linie der deutsche See fischmarkt stark in Mitleidenschaft gezogen worden, was ja auch ganz natürlich ist, da ein großer Teil der Fangplätze mit einem Schlage für deutsche Fischereifahrzeuge un zugänglich wurde. Die Ostsee und noch viel mehr die Nordsee und der Atlantische Ozean sind die Haupt lieferanten der Seefische, und es traf daher den Fischmarkt sehr hart, als zu Beginn des Krieges die Zufuhren von der See plötzlich aufhörten und fast kein Seefisch zu be kommen war. Dies lag aber hauptsächlich daran, daß die Eisenbahnen vollständig für die Militärbeförderungen in Anspruch genommen wurden und die vielgehegte Be fürchtung, daß das während der ganzen Dauer des Krieges so bleiben würde, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet, denn obwohl der Krieg die deutsche Fischerei in der Nordsee und in den reichen Gründen um Island unmöglich gemacht hat, so ist doch die Fischerei in der Ostsee völlig unbehindert und aus den neutralen nordischen Ländern kommen jetzt ganz beträchtliche Zu fuhren, die sich immer noch vermehren. Der Schellfisch, der in seiner Hauptmasse in der Nordsee und bei Island gefangen wurde, wird allerdings selten und teuer bleiben, kostete er doch kürzlich den unerhörten Preis von 1,40 bis 1,60 Mark pro Kilo, da die genannten Fischgründe von uns nicht zu verwerten sind, solange der Krieg dauert. Aber an Heringen, Kabliaus und anderen Seefischen, wie Köhler, Schollen und Butten liefern Holland und die nordischen Länder, besonders Norwegen, genügende Mengen, und außerdem werden viele dieser Fische auch in der Ostsee gelangen. bis abends Liebesgedichte stammelt und dazu Torte mit Schlagsahne ißt! Wird Ihnen dabei nicht übel? wär's nicht gescheiter, solch überflüssiges Insekt hängte sich am nächsten Balken auf? Denn an ihm hat die Menschheit nischt verloren! Und Sie, Herr von Starepn, — das sage ich Ihnen allen Ernstes: wenn Sie sich nicht bald auf sich selbst besinnen, dann hat dis Menschheit auch an Ihnen nichts verloren, wenn Sie mal sterben! Darum arbeiten Sie — arbeiten Sie — arbeiten Sie!" Erwin voir Stareyn hielt den Kopf etwas geneigt, als lausche er dem Klang dieser rücksichtslosen harten Stimme nach. Eine Erschütterung durchlief seinen Körper; es war wie ein letztes verzweifeltes Aufbegehren. Dann wurde er plötzlich ganz ruhig; er lächelte sogar. „Ich danke Ihnen für Ihren guten Rat, Herr von Dührsien; einen ähnlichen gab mir heut schon mal jemand — auch so einer Ihres Schlages, der weder nach rechts noch nach links zu sehen braucht, weil er weiß, daß er nie auf seinem Wege straucheln wird. Nicht wahr, Sie meinen doch gleichfalls, ich wäre besser Offizier ge worden?!" DaS war ganz ruhig gesprochen; doch irgendwas in dieser lächelnden Bitterkeit packte den kleinen Cituman, riß ihn zusammen. Er empfand plötzlich Mitleid; es drängte ihn, den jungen Kerl da drüben nicht gänzlich allein zu lassen. Sc entgegnete er mit ärgerlich-ener gischen; Kofschütteln: „Wer Ihnen diesen Vorschlag machte, der kennt Sie nicht! Offizier — nonsens, lieber Freund! Das ist nichts für Sie; darin ersticken Siel WaS gilt der engbegrenzte Reitbahnhorizont und das bißchen Rekrutendrillen?! EL mag Leute geben, die dafür ge boren sind; und Heil unserer Nation, daß wir daran keinen Mangel besitzen. Ihnen aber geht's, wie es auch mir gegangen ist, als ich eS im blauen Rock ums Ver recken nicht mehr aushielt: wir brauchen weite Ausblicke ins Leben; das hat tausend Regungen und Verästelungen und zuckt in Ncrvengewirr und Pulsschlag, dem wir nach spüren müssen, weil ein innerer Zwang uns nicht zur Ruhe kommen läßt. Sie versuchten auf falschem Wege hinter daS große Geheimnis zu kommen: durch die Außer dem Hering ist der Kabliau der wichtigste aller Seefische, er kommt in ungeheuren Mengen im Ozean vor und wird aus die verschiedenste Weise zubereitet, so daß er sich monatelang hält und weit ins Innere des Landes verschickt werden kann. In frischem Zustande wird er in Eis verpackt versandt, aber seine Hauptmenge wird gleich am Fangort in entsprechender Weise zubereitet. Die ge fangenen Fische werden von Kopf und Eingeweide« befreit, dann auf der Bauchseite ausgeschnitten, die Rückengräte wud herausgelöst und der Fisch auseinandergeklappt, so daß er die Gestalt eines spitzen Dreiecks bekommt. Nach gründlicher Reinigung wird er dann /in Fässern verpackt und eingesalzen und kommt so als „Klippfisch" in den Handel. Bei der anderen Zubereitungsart werden nach Entfernung des Kopfes und der Eingeweide die Fische nicht ausgeschnitten, sondern zu zwei und zwei an den Schwänzen zusammengebunden und über dünne hölzerne Stangen zum Trocknen aufgehängt. Der Fisch trocknet in der scharfen Luft in kurzer Zeit völlig aus und wird hart wie ein Stein, er trägt daher auch den bezeichnenden Namen „Stockfisch". Der Stockfisch kann wie Holz verladen und versandt werden, er hält sich jahrelang und schmeckt recht gut, wenn er vor dem Kochen einige Tage in frischem, am besten fließendem Wasser wieder aufgeweicht worden ist. Auf diese beiden Arten des Kabliaus, den Klipp- und Stockfisch, die leider noch in vielen Teilen Deutschlands ziemlich unbekannt sind, während sie in andern Ländern viel verwendet werden, sollte sich vor allen Dingen die Masseneinfuhr der Seefische erstrecken. Wenn auch der Hauptfang der Kabliaus die Neufundlandbank ist, so sind die Lofoten an der Küste Norwegens auch außerordentlich ergiebig und die Norweger erbeuten dort ungeheuere Mengen dieser Fische. Im Jahre 1913 führte Norwegen 60 Millionen Kilo Klippfisch und 23 Mil lionen Kilo Stockfisch aus, dazu kamen noch 6 Mil lionen Kilo Köhler und 3 Millionen Kilo Schellfisch, nebst der Riesenmenge von 800 Tausend Tonnen Heringe. In Deutschland haben wir in Geestemünde eine neue Fabrikationsanlage für Klipvfische, die allein im vorigen Jahre V- Million Kilo ausführte. Die fortgesetzte Belehrung des Publikums durch die großen Fischerei gesellschaften erreicht langsam eine Steigerung der Nach frage nach Seefischen, was für unsere Volkswirtschaft gerade in der Kriegszeil sehr wichtig ist, denn außer den Schellfischen, die hoch im Preise stehen, sind die andern Seefische immer noch billig, wenn sie auch naturgemäß im Preise gegen früher gestiegen sind. Wir sehen also, daß wir bei Benutzung der nörd lichen Länder, also Dänemark, Schweden und Norwegen, die ja alle drei neutral sind, im Verein mit unserer eigenen Seefischerei besonders in der Ostsee, genügend Seefische ins Land bringen können, um dieses wichtigste, nahrhafteste und billigste Ersatzmittel für Fleisch dem ganzen Volke zn liefern. Wir sind also auch hierin durch aus nicht von England abhängig, und die Engländer können unS auch in bezug auf die Seefische nicht auS- hungern, wie die englischen Zeitungen so gerne glauben machen wollen. Sparsamkeit im Krotverbrauck. Ernste Mahnworte. Der Direktor des Königlichen Instituts für See verkehr und Weltwirtschaft an der Universität Kiel, Dr. Bernhard Harms, richtet auf Grund von Unter suchungen seines Instituts einen bedeutsamen Mahnruf an das deutsche Volk, in dem er u. a. sagt: „Sind wir mehr als 60 Millionen Deutsche, deren Brüder und Väter ihr Leben für uns einsetzen, dieser ge waltigen Verantwortung bisher gerecht geworden? Nein und abermals nein! Haben wir Ehrfurcht vor jedem Stückchen Brot, das uns unter die Augen kommt? Ein Blick in die Abfallkästen vor unseren Häusern lehrt, daß wir schamlos genug sind, das „trocken Gewordene" ver ächtlich wegzuwerfen, als ob es nicht auch zu dem „täg lichen Brot" gehörte, um das wir die Vorsehung bitten. Haben wir unseren Bedarf an Brötchen eingeschränkt? Der eine oder der andere vielleicht, die große Masse aber nicht. Unser Frühstückstisch zeigt, daß wir gedankenlos so handeln, als ob alle Weizenvorräte der Welt uns auf den Schiffen der Hamburg-Amerika-Linie oder des Norddeutschen Lloyd zur Verfügung stünden. Ein ganz besonderes Kapitel aber ist der Konsum von Kuchen. Von der dringend gebotenen freiwilligen Beschränkung des Kuchenbedarfs ist leider gar nichts zu merken. Die Schaufenster unserer Konditoren spotten jeder Verantwortung Hohn. Die Cafes sind über füllt. Weihnachten und Silvester sahen Berge von Kuchen. Ich habe von Bäckermeistern gehört, die nach ihrem eigenen Zeugnis niemals früher soviel Kuchen verkauft haben wie in diesem Jahr. Man greift sich an den Kops und fragt: Sind wir denkende Menschen, die den Ernst dieser furcht- Literatur. Das müssen Sie jetzt beiseite werfen. Davon machen Sie sich frei, ganz frei. Recken Sie die Arme aus und sehen Sie zu, ob Sie noch Kraft in den Knochen haben. Und dann kommen Sie uns; werden Sie Kauf mann. Denn bei uns finden Sie die tiefste aller Poesien — die Poesie der Arbeit! und finden die elementarste aller Philosophien — die Philosophie des Erfolges!! Ich schätze, das ist eine gewaltige Sache, um die es sich wohl lohnt... die Kinderschuhe auszuziehen und ein Mann zu werden!" Der Student hatte mit keinem Wort unterbrochen; er hörte schweigend zu; er saß ganz still. Und erst nach einer ganz langen Weile fragte er aus vergrübeltem Sinnen heraus: „Sie meinen meinen Onkel." „Ich meine Ihren Onkel, dessen größten Wunsch Sie erfüllen würden; und ich meine Ihre Schwester, die Sie glücklich machen könnten; und ich meine alle die anderen Leute, die etwas von Ihnen hielten und Sie nur schweren Herzens aufgegeben haben. Dieses, Herr von Stareyn ist das grundlegende Gesetz unseres LebenS: — daß wir uns den Respekt unserer Umgebung sichern! Gleichgültig, auf welchem Wege wir dahin gelangen; gleichgültig auch, welche inneren Kämpfe wir dabei durch zuhalten haben . . . nur erzwingen müssen wir unS diesen Respekt! und niemals hoffen, daß er uns etwa freiwillig geboten wird. Denn solche Hoffnung führt unS unweiger lich vor die Binsen. Und wir unterliegen, ehe wir noch richtig an den Feind heraugekommen sind." Da erhob sich Erwin von Stareyn. Er reichte dem ehemaligen 31. Dragoner nicht die Hand; er sah ihn auch nicht an. Er blickte zu der Fremdenloge hinüber, gegen deren Hellen Hintergrund sich die Gestalt einer Frau sil- houettenhaft genau abzeichnete; und sagte hart und ge dämpft: „Ich habe heut seltsame Dinge gehört; ich werde viel nachdenken müssen. WaS geschieht, weiß ich noch nicht. Das kommt nicht von heut auf morgen; daS dauert Tage, vielleicht Wochen. An Sie aber, Herr von Tührssen, habe ich diese Bitte: sagen Sie Ria Targolowik-, daß ste mir nie wieder begegnet." (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)