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Vr. 3VS. 3V. Dezember 1927. Erzgebirgischer Dolkssreund. s.n-, - » Oertliche Angelegenheiten. ' Vorläufig anhaltende» Frostwetter. Die Temperatur, die im Laufe des gestrigen Tages noch einige Grade Wer Null betrug, sank gegen Abend auf minus 4 Grad und während der Nacht bis auf minus 8 Grad. Wenn auch im Laufe des Tages durch die bei dem klaren Wetter sich voll auswirkenden Son nenstrahlen eine leichte Erhöhung der Temperatur eintritt, rechnet man in wetterkundigen Kreisen noch mit einem wei- teren leichten Sinken des Thermometers. Schneefälle sind vor läufig nicht zu erwarten. * Die Arbeitslosigkeit hat in der ersten Hälfte des De zember weiter zuoenommen, wobei die starke Kälte und die dadurch bedingte Unterbrechung fast jeglicher Außenarbcit eine groß« Nolle spielte. Die Zahl der Hauptunter st Utzungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung stieg von rund 605 000 am 30. Noveniber auf 8 3 1 0 00 am 15. Dezember, also um 226 000 oder 37,4 Prozent. Der Zu- wachs entfällt in der Hauptsache auf die männlichen Arbeits- losen. Bei den weiblichen Arbeitslosen betrug die Steuerung nur 24,4 Prozent. Die Zahl der Krisenunterstützten nahm im gleickzen Zeitraum um rund 24 000 (-von 147 000 auf 171000 öder um 16.6 Prozent) zu. Die G e s a m t z a h l d er u n ter st ü tz t e n Arbeitslosen ist somit von 750 000 auf rund eine Million gestiegen (davon 150 000 Frauen). Die Zu nahme beträot also insgesamt rund 250 000 oder 33,3 Prozent. * Die Versorgung der Kriegsbeschädigten. Im Nahmen des Entwurfs des Neichsbaushalts für 1928 spielt zahlenmäßig wiederum der Hausbalt für Versorgung und Ruhegehälter eine ganz erhebliche Nolle. Don etwa 9 5 Milliarden NM. des Geiamtbousbalts entfallen auf ihn 1.78 Milliarden NM., d. b. rund 305 Millionen NM. mehr als 1927. 180 Millionen NM. kostet die Verbesserung der Versorgung der Kriegsbeschädigten und -Hinterbliebenen. Der Entwurf rechnet mit 795 000 Kriegs beschädigten, 375 000 Witwen. 780 000 Waisen und 232 000 Eltern und EKernteilen. Die Zahl der zu versorgenden Kriegs beschädigten hat noch um 3000 zuaenommen, die der Witwen um 5000 und die der Eltern um 7000, während die Zahl der Waisen eine A bnahme von 138 000 zeigt. Die Pcnsionsvcr- sorgung der früheren aktiven Offiziere, Hceresbeamten usw. und ibrer Hinterbliebenen erfordert 195 Millionen NM., rund 14 Millionen NM. weniger als 1927. Die ^eilbehandlu"a Mr Kriegsbeschädigte erfordert 41,2 Mistionen NM., rund 3,5 Mil lionen NM. mehr als 1927. Im einzelnen veranschlagt der Hausbalt 5,8 Mistionen NM. Mr Heilltättcnkuren usw. und 14,8 Millionen NM. Mr die orthopädische Versorgung. Die Nenten- und Pcnsionslasten verteilen sich ungefähr gleichmäßig auf die Angehörigen der früheren Wehrmacht M93 Millionen Reichsmarkl und ihre Hinterbliebenen l680 Mistionen RM > Die neue Wehrmacht ist an diesen Beträgen mit 49 und 1,5 Mist onen NM beteiligt. * Falsche Zwan-'g^parkscheine. In der letzten Zeit ist wiederholt vor der Annahme von Nachbildungen der Ncicbs- banknoten über 20 NM mit dem Ausgabcdatum vom 11. Ok tober 1924 gewarnt worden, bei denen ein besonders auf fälliges Kennzeichen darin bestand, daß die auf dem druckkreien rechten Nan de der Vorderseite der Fälschung befin dliche Blind prägung (farblos geprägtes Linienmuster) anstatt rippenartig Die das Neben meistern Ein Noman aus Südtirol. Don Käte Lindner. (Nachdruck verboten.) >28. ssorllehung.» Auch jetzt z-og sie Mister Lofting hinter sich her. als sie sich ihrer Sportjacke entledigt hatte. Oeffnete die Tür zu dem kleinen Ecksalon, in dem durch die schweren Vorhänge blaues Dämmerlicht wob und drückte ihn energisch in einen Sessel. „Also passen Sie auf, Mister Lofting: Sagen Sie mir nach: Der Schloß Henna seien eine wunderschöne Aufenthalt für jungen Leute." Da hatte Virgilio aste seine haushofmeisterliche Würde ver- gessen, hatte im weiten Bogen an Bietro vorbei auf die Straße gespuckt und gesagt, mit Spitzeln und hinterlistigen Angebern unterhalte er sich nicht. War stolz mit seinem Korb am Arm an dem Pietro vorbeigcgangen. In der Schule waren die alten Lehrkräfte nach und nach aste entfernt und durch neue ersetzt worden. Die hatten gelbe Gesichter und Flackeraugen, konnten kein Wort deutsch und stellten schon in den ersten Tagen den Mädchen nach, wo es anging. Die Kinder mußten in der Schule Lieder lernen, di« den Alten daheim einen Fluch entlockten und die Fäuste basten ließen... Macht- und wehrlos stand man dem Neuen, Unfaß baren gegenüber. Auswandern, fort von hier... sagte jetzt mancher, der nicht Haus und Hof sein eigen nannte, aber wo hin? Die Welt schien nicht mehr weit und groß genug, überall waren jetzt Hemmungen, Hindernisse, die früher so viel leichter zu überwinden waren. Mit zwei gesunden Fäusten und dem ehrlichen Wissen zur Arbeit kam man heutzutage auch nicht weiter ... Aushalten, hieß es jetzt, aste die Drangsale ertragen und die jache Hitz nicht auskommen lassen. Zähne zusammen- beißen und warten, warten, bis einmal der Wind anders woher blies... „I cannot, Miß Brown, I am so very, vcry much poorly ... I never want to go to school everyday.. .* Und Mister Loftings Haupt sank ermattet gegen die Stuhllehne. Da war sie sofort mitleidig und voller Teilnahme. Und derweil Mister Loftin" neugierig hinter den geschlossenen Lidern hervorblinzelte, dir Wirkung seiner Worte zu ergründen, lief Miß Dossn zur Klinael, läutete Sturm und bestellte heißen Tee mit Zitrone für Mister Loiting, der sehr unwohl geworden sei inloloe der sportlichen Anstrengungen. Da schloß er mit einem tiefen WoAgefübl die schläfrigen Augen fest zu und es kostete ihm ersichtlich viel Ueberwindung, den Tee zu nehmen, den sie ihm ohne deutsche Redewendungen mit dem Löffel einaeben mußte. Ganz erschrockene Augen hatte Miß Brown... Hoffentlich half das für eine Weile... Leise siel draußen der Sclmee. Hüllte die Erde ein In «in weißes Leichentuch, darunter alles Leben erstorben schien. Tiefer sank die weiße Kappe, die sich der trotzige Hirzer droben schon erhabene Linien, vertiefte Linien zeigte. Neuerdings sind nun diese rippenartigen Linien auf den Falschstücken wie bei echten Noten nach der Vorderseite zu erhaben ausoeprägt, fallen jedoch durch ihre starke Pressung auf. Der Rand des Aus fertigungskontrollstempels stößt unten rechts an eine der aus geprägten Linien nahezu an. Die Fälschung bleibt trotz der vorgenommenen Veränderung an der mangelhaften Wieder- gäbe des Frauenkopfes schon bei geringer Aufmerksamkeit für jedermann erkenntlich. * Zu Neujahr nur Htndenburgmarken! Da es auch in Deutschland immer mehr Sitte wird, zu Ncujahrswünschen Wohlfahrtsbr-iefmarken zu verwenden, weist die Htndenburgspen.de darauf hin, daß, wer in diesem Jahre Hin- denburgpostkorten und Hindenburgmarken für seine Neujahrs wünsche benutzt, mit dazu beiträgt, Tausenden von Kleinrent- nern und notleidenden Mittelstandsangebörigen eine Beihilfe zu verschaffen. die ihnen ihre Lage erleichtern kann. * Wer gilt al» Kleinrentner? Die besonders Stellung der Kleinrentner in der öffentlichen Fürsorge beruht reichsoesetzlich auf den Grundsätzen über Vorousletzuna. Art und Maß der öffentlichen Fürsorae vom 4. Dezember 1924. Dort ist in 8 14 der Begriff des Kleinrentners dahin fcstgestesst, daß als Klein rentner anzusehcn sind alte oder erwerbsunfähige Personen, die infolge eigener oder fremder Vorsorge Wne die einoetretenr Geldentwertung nicht auk die öffentliche Fürsorge angewiesen wären. Als erwerbsmffähig ist ein Kleinrentner dann anzn- lehen. wenn er infolge körperlicher oder aeistiger Gebrechen nicht nur verl'berge^cnd außerstande ist, sich durch Arbeit einen wesentlichen Teil seines Lebensbedarks zu beschaffen. Ob bei einem Hilfsbedürftigen die Voraussetzungen der Kleinrentner- o'aewchast geaebcn sind, kann hiernach nur nach sorgfältiger Priffung des Ein-effalls entschieden werden. Auch ein Sozial rentner kann in Kleinrcntncrffirforae stehen, wenn er die be- sonderen Vornus'etznnocn dieser Füriorae erfüllt. * Zusendung «"bestellter Waren. In neuerer Zeit mehren sich die Fälle, daß Geschäfte Waren ohne vorherige Bestellung zusenden, hierfür einen mäßigen Pre s berechnen und ihn in wiederholten, meist formulnrmäßiaen Erinncnmasschreiben an- mohnen. Bei Nichtbeantwortuna und Nichtbemhluna sind solche Versender auch schon gerichtlich aegen die unfreiwilliaen Empfänger voraegangen. Der Einzclhandelsausschuß des Deutschen Industrie- und chandelstaaes hat sich geoen solches Gebaren in einer Entschließung mit folgender nachdrücklichen Erklärung gewendet: „Die Vertriebsort durch unbestellte Sen- dünnen ist aufgebaut auf der Nechtsunkcnntnis und der ge schäftlichen Unerfahrenheit der Empfänger. Der Empfänger wird durch die aufdringliche Form des Angebotes, die wieder holten Mahnungen und durch Androhung gerichtlichen Vor- gehens zu Zahlungen gedränot, zu denen er rechtlich nicht ver pflichtet ist. Auch wird er getäuscht insofern, als ihm di« Kauf gelegenheit als besonders oüustig angewiesen wird, während er tatsächlich die hohen Portospesen und Ausfälle, die mit dieser Vertriebsort verbunden sind und die selbstverständlich in den Warenpreis eingerechnet werden, mitbezahlen muß. In dieser Ausbeutung der Ncchtsunkenntnis erblickt der Einzel- Handelsnusschuß des Deutschen Industrie- und Handelstaaes eine unlautere Machenschaft, die den guten Sitten im kaufmän nischen Verkehr widerstreitet." Für die Personen, d'e in der gekennzeichneten Weise ohne ihr Zutun unbestellte Ware er- halten, ist es wichtig zu wissen, doß sie durch Nichtbeantwortung und Nichtbezahlung in keiner Waffe eine Haftung oder Ver antwortlichkeit auf sich laden. Doch empfiehlt es sich, da sie andererseits auf die bei ihnen elngegangenen Gegenständ» keinen Anspruch hccken und sie nach den Vorschriften über di« ungerechtfertigte Bereicherung herausgeben müssen, daß sie den Zusender auffordern, die betreffende Ware binnen einer be stimmten Zett bei ihnen abzuholen, widrigenfalls sie den Ver zicht de» gusenders auf das Eigentum an der Ware an nehmen. . * Presseheim Oybin. Es sei auf die dem Landesverband der sächsischen Presse genehmigte Geldlotterie hingewiesen, deren Zweck mit zur Erhaltung des Presseheims Oybin dienen soll. Die Ziehung findet am 4. und 5. Januar 1928 statt. * Aue, 29. Dez. Niemand wird leugnen wollen, daß heute im öffentlichen Leben das rein religiöse Moment immer'mehr zuritcktritt. Feste, die früher auch in der Oeffentlichkeit einen ausgeprägt religiös-kirchlichen Charakter trugen, treten heute nur all zu oft im Kleid und Rahmen einer mehr oder minder profanen Weltlichkeit auf. Am längsten hat sich die religiöse Idee und der kirchlich gläubige Hintergrund bei der Feier de» schönsten aller Familienfeste, beim Weihnachtsfest erhalten. Wer da glaubt, daß auch hier alles Höhere abgesireift und einem Beschenken und Beschenktwerden mit lediglich mate riellen Gütern gewichen sei. den belehrte am gestrigen Abend das Lhristspiel im Bttrgergartensoal eines besseren. Wenn eine solch ausgesprochen religiöse Veranstaltung — es handelt sich um die szenische Darstellung der Weihnachts geschichte auf Grund des Bibeltextes — ein derart volles Haus findet, wenn im weiten, großen Saal kein Platz, aber auch kein einziger Sibplatz mehr zu bekommen war, so spricht das deutlicher als alles ändere von der kirchlichen Gesinnung der breiten Masse, von dem verständnisvollen Erlassen der tie feren Idee und von Verlangen nach religiöser Durchgeistigung des Weihnachtsfestes. Die Darbietung selbst, die dem christ lichen Verein junger Männer Klösterlein- Zelle, d«m Jungfrau enverein daselbst und vor allem dem rührigen Veranstalter und Leiter Ler Christspiele, Wollene Mittler-8ttllmpfs scdvarr unck karbig 0.7» ».»» 1.1» «-». 8eklnn- li. Akumpl-^seobi Hus, Schneeberger Str. 9 ks VMll Möller költ! seit dem Spätherbst über die Ohren gezogen hatte. Und die Bergkrähen suchten in diesem Jahre die einsamen Muthöfe bei- nahe täglich auf. sich Nahrung zu suchen. Das war ein Zei chen, daß der Winter noch lang und streng Hausen würde. Die Margaret Deutschmeister stand droben am Fenster des Gschwandnerhofes. Der Bub auf ihrem Arm krähte und tätschelte der heute so schweigsamen Mutter mit den kräftigen Händchen die Wangen. Wcizenforbencs Haar batte er wie die Margaret und lachende Augen, fast hatte die Margaret Mühe, den schweren Buben zu halten. Steckte arg viel Leben in dem kleinen Severin, so wie den großen das wilde Leben gepackt und aus der Dahn geschleudert batte... Mit einem tiefen Seufzer tauchten die Äugen der Margaret in die weiße Ein- samkcit draußen. Sahen die krächzenden Roben ... ach, noch lange kein Frühling kam hier herauf und verweht waren alle Pfade, die zu Tal führten. Wenn sie wenigstens die Post vom Severin hätt' holen können. Aber höher war der Schnee jetzt, als er um die Weihnachtszeit gewesen. Niemand konnte jetzt herauf oder hinunter zu Tol. Worten mußte sic eben, warten. Einmal würde es doch wieder Frühling werden, und dann... Die Margret drückte ihren Buben fester in ihren Arm. Der jauchzte und griff in der Mutter schwere Flechten hinein, zauste sie und versuchte, unbeholfene Worte zu formen. Da vergoß Margret den fallenden Schnee draußen und ihre Einsamkeit. Hell klang ihr Lachen in des Buben Krähen hinein. „Wart nur, wart, Düble... Vater mußt du sogen können, wenn mir die Tür zu seiner Hütten auftun... Vater ... gelt Düble, schwer ist's schv... Aber bis dahin... Wie er wohl lachen tät, der große Severin, wenn einer da cini kom- mat, der „Pater" sagen könnt und lala... Des rcdst doch schon daher, Düble, la, la... Wirst a das andere noch lerne." Welche Krost Loch in dieser Erde steckt. W«nn der Föhn gleich einem wilden Knaben über die Berge herunter läuft, die Lawinen hinunterstürzt in die tiefen Täler, wenn die Berge sich wie zum Trotz fester in ihren weißen Mantel hüllen... dann regt es sich geheimnisvoll drunten und dehnt sich, Schöpferkraft gährt... Und wenn der warme Westwind über den Äcker läuft, wenn die Sonne mit der ganzen Kraft ihrer Liebe das gesegnete Land beleuchtet und der dunkle Wald dro ben lacht und sein« Zweige dehnt... über ein kleines, und das Herrgottsland steht im Mühen über und über. Wie eine Braut hüllt cs sich in ein schneeweißes und rosen- farbiges Dlütcnkleid. Von den Bcrghängen duftet es nach Veilchen und M^ndeff'lüten, lachend steht das Tal. Und dunkle Zedern wiegen ihre W'pfel zwischen all den sonnigen Kindern des Frühlings, mahnen an die Vergänglichkeit alles Seins. In einer föhndurchrauschten Nacht war es. Da erschrak die Signora aus kurzem, unruhigen Schlummer auf und horchte noch dem Lager Guidittas hinüber. Donn stand sie leise auf, beugte sich über das Laaer der Tochter und schrak zurück. Mit weit offenen Augen lag Guiditta. Blutigen Schaum auf den blassen Lippen. „Mama mio", flüsterte sic kaum hörbar. „So finster ist es. Und ich sehe ein weites, dunkles Tal. Da muß ich hin- durchgehen. Gib mir dos Lick! Mama, ich finde -onst den^ Weg nicht... Allein muß ich ihn gehn, den finsteren Weg. O Dio Mio ... Gib mir das Licht." Mit zitternden Händen drückte ihr die Signora die ge- weihte Kerze in die eiskalte Hand, die der geistliche Herr auf Guidittas Lager batte niedevgleiten lassen, als er sie vor kur- zem auf ihren Wunsch mit den heiligen Sterbesakramenten versehen hatte. Tiefer zog sie die kleine Ampel über dem Detpult in der Ecke, darin im roten Glas das ewige Flämm- lrin zuckte und unruhig huschte, und holte noch einen geweihten Machsssock aus Ler Schieblade des Tisches. Den stellte sie vor die Füße der Madonna, die neben Guidittas Lager stand, ent zündete ihn und ihre Seufzer machten, daß er nicht brennen wollte. „Guiditta, mein Liebling ..." Mit einem feinen Spitzen tuch tupfte sie den Schaum von den Lippen des Mädchens. Dessen starre Augen blickten in di« ihren ohne Bewußtsein. „Licht." keuchte sie dann, „mehr Licht". Leise weinend sank die Signora an dem Lager in die Knie, Sterbegebete murmeln. Sie wollte nach Pia klingeln, Hilfe herbeirufen ... aber sie war wie gelähmt. Da lächelte Guiditta noch einmal in Lie schwimmenden Augen der Mutter hinein. „Ich gehe, Mama mio. es ist nicht mehr finster. Ich fürchte mich nicht mehr. Nicht weinen, Mama. Ein schönes Land seh' ich in weiter Ferner... Grüße Götz... Sag, er soll mich hinauf tragen nach Schenna. auf der Höhe droben, do, wo man hinunter schaut in das Tal, da will ich begraben sein ... Ach hole Hn doch, Mama, er soll Guiditta in den Arm..." ^ Plötzlich ging ein Ruck Lurch den abgemagerten, kindhaften Körper. Die Sterbekerz« entfiel ihrer Hand. Groß und starr waren jetzt die Augen auf die Madonna gerichtet. Blut rann über ihre Lippen. Da stöhnte die Signora auf, ihre zitternde Hand drückte auf die Klingel. Die kleine Pia erschien auf der Schwelle. Sah die starren Augen und das Mut auf dem weißen Gewand. Schrie auf und stürzte die Treppe hinunter in wilder Angst. Unten an der Treppe stand Götz, dos Hoar fiel ihm wirr in das bleiche Gesicht, man sab ihm an, daß er nicht ins Bett gekommen war, seit einigen Tagen. „Was gibt es, Pia," sagte er heiser und hielt sie am Handgelenk mit eisernem Griff. „Wog ists mit meiner Herrin?" „Tot," kam es von ihren zitternden Lipven. „Droben liegt Lie Signora Guiditta, hat Blut auf der Brust und rührt sich nicht mehr." Er stürzte an ihr vorbei die Trepp« hinauf. Stand aus der Schwelle und seine irren Augen suchten das Lager der Geliebten. Er drückte die Liber über die wettoffenen, starren Augen. „Schlaf«, Guiditta. Vögelchen... Gute Nacht..." Er drückte seine Lippen in ihr Haar, auf die geschlossenen Augen. Dann stürmte er hinaus. Drunten auf der Treppe faß Pia, batte die Schürze vor den Auoen und schluchzte zum Herzbrechen. „Gehe hinauf," herrscht« er sie an. „Gehe zur Signora. Sie ist ganz allein..." (Fortsetzung folgt.)