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D Neues aus aller Welt. D No« P«Ir»kii»ftr«U Zwische» Bolivien und Paraguay. B«e»o» Akrs, 28. Aug. Zwischen B o l i vienund Pa - raguay sind ernste Streitigkeiten ausgebrochen. Ls geht um das noch fast unbekannte Lhaeogebiet, das Petroleum enthalten soll. Man befürchtet allgemein den Beginn militärischer Kampfhandlungen, falls es nicht noch in letzter Stunde der in Buenos Aires zusammentretenden ge mischten Kommission gt, den Streitfall friedlich beizulegen. Aus den Meldung r darüber eingetroffen sind, ist nicht klar ersichtlich, ob l lanische Truppen nicht etwa schon das Territorium Paraguays betreten haben. Di« angeblich« Leistungsfähigkeit der russische« Armee. Moskau, 28. Aug. Un schlicht und Budjony er klären in einer Schrift, daß die ausländischen militärischen Führer die Leistungsfähigkeit der russischen Armee durchaus unterschätzten. Sie weisen auf den moralischen Zustand der französischen Armee im Jahre 1919 hin unk betonen, nur der Unwissenheit der deutschen Armeeleitung sei es zu verdanken, daß die fränzösische Armee nicht zerschlagen worden sei. Die Note Armee sei im Gegensatz zur französischen Armee besonders geistig stark. Solche Vorfälle wie in der französischen Armee, wo Offiziere von Soldaten mißhandelt würden, seien in der Roten Armee, nicht vorgekommen. * Fahrpreisermäßigung zum Besuch der Prager Muster messe. Die Tschechoslowakische Gesandtschaft teilt mit: Das tschechoslowakische Eiscnbahnministerium hat mit den deutschen Reichsbahnen ein Uebercinkommen geschlossen, wonach die Be sucher der Mustermesse in Prag für die deutsche Strecke eine Ermäßigung des Fahrpreises von 25 Prozent erhalten. Die Reisenden müssen bei der Hinfahrt zugleich die Rückfahrkarte lösen. Für die tschechoslowakische Strecke gilt gleichfalls eine Ermäßigung. * ** Nossen. Schützenkönig von Rötha, Kürschnermsir. Oskar Groß von hier gab auf dem Sachs. Bnndesschirßrn in Freiberg den besten Schuß ab und errang damit die Würde eines sächsischen Schützenkönigs. ** Leipzig. Bon einem Güterzuge entgleisten auf Dahnhaf Borsdorf die Lokomotive und die. ersten fünf Wagen. Personen wurden nicht verletzt. Der Sachschaden ist erheblich. ** Riesa. Auf dem Hofe einer hiesigen Schule stießen beim Spielen während der Pause zwei zehnjährige Knaben derart mit den Köpfen aneinander, daß der eine besinnungs los wurde und mittels Autos fortgeschafft werden mußte. Der hinzugezogene Arzt stellte Gehirnerschütterung fest. ** Meißen. Die ersten reifen Weintrauben wurden in den städtischen Weinbergen geerntet. Es sind Syl- vaner (weiß) und Groß-Kollmann (blau), die im Gewächs haus reifen, und Triumph (weiß), der im Freilande bereits die Reife erlangte. ** Bischofswerda. Einem Lastwagenzug einer Görlitzer Speditionsfirma riß während der Fahrt die Kupplung Les Anhängewagens und der Anhänger rollte führerlos in den Straßengraben. In demselben Augenblick wollte ein Personen auto an dem Lastwagen vorbei und stieß mit dem abgerissenen Anhänger zusammen. Das Personenauto wurde schwer be schädigt und konnte seine Fahrt nicht mehr fortsetzen. Der Führer der Personenautos wurde schwer verletzt. ** Bautzen. Rätselhafte Erkrankungen, die beide Ge schlechter, alt und jung, ergreifen, sind gegenwärtig hier zu verzeichnen. Erreger und Charakter der Krankheit sind noch nicht genatz erforscht. Allem Anschein nach kommt ein Grippe- crreger als Ursache in Frage. Die Krankheit äußert sich vor- wiegend in Darmreizung, Kopfschmerzen. Durchfall mit Aus schlag im Gesicht, nimmt jedoch bei raschem Verlauf einen gutartigen Ausgang. Bei der Ortskrankenkasse haben die Massenerkrankungen ein starkes Anschwellen der Kranken- ziffer zur Folge. -7 Schneefälle in Obersteiermark. Wie aus zahlreichen Ortschaften ObersteiermarkS gemelden wird, herrscht dort seit Sonntag lebhafter Schneefall. der stellenweise sogar die Täler bedeckt. Die Schneegrenze reicht bis auf 890 Meter Seehöhe. — Hochwasser. Die fast ununterbrochen andauernden starken Regenfälle der letzten Tage haben in Bayern ver schiedentlich Hochwasser verursacht. So ist bet Wer tingen die Zusam stark über daS Ufer getreten, ebenso die Laugna, sodaß die meisten Wiesen unter Wasser stehen. An die Grummeternte dürfte nicht mehr zu denken sein. Auch der In n führt Hochwasser. Der untere Kat in Pas sau ist teilweise überschwemmt. Die Donau führt infolge des Anschwellens ihrer Nebenflüsse ebenfalls Hochwasser. Die Sulz ist in ihren noch nicht regulierten Abschnitten bet Gerchtng über die Ufer getreten. Wiesen wurden über schwemmt und verschlammt. — Neues Erdbeben in Armenien. Durch neue heftige Erdstöße wurden etwa 50 Häuser in der Stadt Namangan (Armenien), die erst unlängst von einem Erdbeben heim gesucht wurde, zerstört. — 33 Menschen umgekommen. Bei einem Sturm im Küstengebiet von Neufundland sind 33 Menschen umgekom men. Der Sachschaden wird auf etwa 150 000 Dollar ge schätzt. Fünf Fischerschoner sind mit Mann und Maus untergegangen, ebenso sind 11 andere Fischerfahrzeuge ge sunken, deren Mannschaft aber gerettet wurde. 25 Fischer boote wurden im Hafen von Bonavista vernichtet. — Autounfälle. Bei einer Kraftwagenfahrt in den Harz stieß ein Auto mit einem Möbelkvaftwagen zusammen. Der Wäschereibesitzer Buse wurde gegen einen Stein geschleudert und war sofort tot. — In Gera-Zwötzen wurde ein betrun kener Radfahrer, der sein Rad vor sich herschob und über die ses hinwegfiel, von einem vorbeifahrenden Automobil über fahren und so schwer verletzt, daß er starb. — Zwischen St. Jean de Norinne und St. Julien sind zwei Deutsche, der 18- jährige Hans Laisch aus Pforzheim und seine Schwester, mit ihrem Auto tödlich verunglückt. — Auf der Straße Stromberg- Beckum fuhr das mit fünf Personen besetzt'e Automobil des Kaufmannes Gröne aus Ahlen, als es einem mit Ausflügler» besetzten Wagen ausweichen wollte, gegen einen Baum. Sämtliche Autoinsassen wurden auf die Straße geschleudert. Gröne wurde dabei getötet. Die übrigen Insassen wurden zum Teil schwer verletzt. — Bootsunglück. Auf der Maas in der Nähe von Borgharen schlug aus bisher noch unbekannter-Ursache ein Ruderboot plötzlich um, wobei alle Insassen, sechs Arbeiter, ins Wasser fielen. Während zwei durch andere Boote ge rettet werden konnten, ertranken die vier übrigen. — Riesenbrand. In der großen Fabrikanlage der Ge nueser Naphtagesellschaft in der Nähe von Spezia brach Feuer aus, das einen solchen Umfang annahm, daß die um liegenden Ortschaften geräumt und mehrere Handelsschiffe aus dem Hafen entfernt werden mußten. Ueber die Höhe des Schadens ist noch nichts bekannt. — Eisenbahnunfall. Im Koblenzer Hauptbahnhof stieß ein Personenzug auf einen unbesetzten Triebwagen auf. Eine Anzahl Reisende und. .einige EisenhahnbeLienstete wurden leicht verletzt. . .. — Flugzeugabsturz. Bei einem Uebungsflug stürzte bei Böblingen ein Flugzeug ab. Der Führer Holling wurde schwer verletzt, während der Flugschüler Kan nenberg aus Mülheim a. d. Ruhr tödlich verunglückt ist. — Straßenbahnunglück. Infolge Bremsenbruchs entgleiste in Barcelona ein Straßenbahnwagen. Sieben Personen wur den verletzt, darunter einige schwer. — Eine ganze Familie verunglückt. Als drr Land- Wirt Strahler in Woitz bei Neisse in einem Landauer mit seiner Familie eine Bchüchsfahrt unternahm, scheute das Pferd auf der Dorfstraße. Der Wagen zerschellte an einer Hauswand. Dem siebenjährigen Sohn wurde der Schä del zertrümmer t, so daß der Tod auf der Stelle ein trat. Die Mutier erlitt schwere 'Knochenbrüche und einen Bluterguß; sie liegt hoffnungslos darnieder. Die beiden Töchter kamen mit Hautabschürfungen davon. Strahler, der im Kriege ein Bein verloren hat, konnte sich durch Abspringen retten. — vedtl Vpkk» brrfchittM. HK »l««« vaveort sei Boulogne-sur-Mer st«d vt«r Kinder beim Bau von Sand burg«« verschüttet worden,- drei sind tot. — Dr«t Kinder ertrunken. Drei Kinder im Alter von 12, 14 und 1S Iahr«n, die zu einer Ferienkolonie in Säble» d'Olonne (Frankreich) gehörten, wurden beim Baden von einer Sturzwelle erfaßt und ertranken. — Gerüsteiusturz. Bei Lem Richtfest der katholischen Liebfrauen-Kirche in Danzig brach La» Gerüst zusammen. Die acht auf dem Gerüst befindlich«« Personen stürzten in dt« Tiefe. Unter ihnen befanL sich der Architekt, der schwer verletzt wurde. Auch die anderen Personen trugen mehr oder minder schwere Verletzungen davon. — St« blutige» E«de nahm ein schon seit langem zwischen den Arbeitern Giersch und Kaplanek in Hamm bestehender Streit. Kaplanek fiel in einem Anfall von Raserei mit einem dolcharttgen Messer über Giersch her und verletzte ihn durch mehrere Stiche so schwer, daß er verblutete. — Verhaftung zweier Kurpfuscher. Unter dem schweres Verdacht, einen verbotenen Eingriff mit Todeserfolg vorge nommen zu haben, wurden der Inhaber und Leiter -es homöo pathischen Heilinstituts „Kaisereiche" in Berlin, Professor Bergel und Dr. Derg, verhaftet. Den Titel eines Professor» hat Bergel kurz vor Ausbruch der Revolution von dem da maligen Herzog von Sachsen-Coburg^Sotha erhalten und zwar für angebliche Verdienste auf dem Gebiete Ler Musik und Lite ratur. Sein Helfershelfer Dr. Derg ist ebenso wenig wie er Arzt. Auch Berg soll von einer imaginären Universität zum Dr. med. promoviert worden sein. Beide sind wegen ihrer Kur- Pfuscherei seit langem von der Berliner Aerzteschaft bekämpft worden. — Betrügereien eines Schokoladefabrikanten. Die Hausverwaltung eines weitläufigen Industrie- und Handels hauses in Berlin in der Wallstraße am Märkischen Platz hatte vor einige« Tagen gegen die bei ihr wohnende Lebensmittelgroßhandlung und Schokoladefabrtk F. P. A. Kauffmann, G.m.b. tz., deren Inhaber der Kaufmann Adolf Kauffmann ist, gerichtlichen Räumungsbefehl erwirkt, weil die Firma seit Jahren an die tzausverwaltung keine Miete gezahl hatte. Als der Gerichtsvollzieher bet Kauffman« er schien, stellte er fest, daß in den Kellerräumen Lebens mittel, Schokolade, Tabak und Konserven im Werte von etwa 500 000 RM. lagerten, die aber schon völlig verdor ben waren und einen fürchterlichen Geruch entwickelten. Bei weiteren Nachforschungen stießen die Arbeiter in eine Kellerntsche auf einen geheimen Tressor, vor dem fünf scharfe Hunde angekettet waren. Der Tressor wurde geöff net, und man fand in ihn: eine geheime Korrespondenz der Firma, die sofort dem Gericht übergeben wurde. Welter wurde festgestellt, daß Kauffmann, der seit Jahren weder Telephon, noch Gas, noch elektrisch bezahlt hat, «ine ge heime Gasleitung zu einem tzauptleitungsrohr gebaut hatte, die ihm gestattete, ohne Kontrolle GaS in beliebigen Men gen zu entnehmen. Mit der Lichtleitung hatte er es ebenso gemacht und die Telephone eines Betriebes hatte er auf äußerst raffinierte Weise unterirdisch an die Telephon leitungen anderer Teilnehmer angeschaltet pnd auf diesen Ferngespreche geführt. Als Kauffmann vor einiger Zeit wegen Verweigerung des Offenbarungseides von einem Ge richtsvollzieher verhaftet werden sollte, wurde er in einem Winkel des Kellers hinter alten Maschinen verborgen ent deckt und abgeführt. Die Schulden der Kauffmann-G. m. b. H., deren Geschäfte noch vollständig ungeklärt sind, wer den auf mehrere Millionen geschäht. Kauffmann hatte die weitläufigen Ksllerräume des Hauses Wallstraße 55, 16 Ge wölbe gemietet und betrieb daneben im fünften Stockwerk eine Schokoladefabrik, die in ungefähr einem Dutzend großer und moderner Räume arbeitete. Welcher Art aber die Ge schäfte in Wirklichkeit waren, die Kauffmann betrieb, ist noch unbekannt. WiNerungsaussichten mltgeteilt von der sächsische« LanLeswetterwarte für den 29. August abend« bi« 99. August ab««-«. Ruhige, heitere Spätsommerwitterung; jedoch in den Morgen- und Abendstunden örtlich dunstig oder neblig. Tags-, über warm, nachts kühl. Verantwortlich s!» tue Schristleltung: Friedrich Menzner in Aue-, für den Anzeigenteil: Albert Georgi in Zschorlau. Rotationsdruck und Verlag: L. M. Gartner in Au«. Rosen in Florenz. Skizze von Paulrichard Hensel. In der Nähe der Straße nach Fiesole, auf Len Zypressen hügeln, in deren Schatten Böcklins Haus steht, sah Rainer Brach an einem Frühlingstag zum ersten Mal die fremde Frau. Unvermittelt stand sie hinter ihm, wie ein Märchen aufgetaucht, die Verkörperung geheimnisvollen Lebens in dem Schweigen dieser Landschaft. Sie trat zu ihm. sie sprach — sie ist wie eine Madonna,, dachte Rainer — und sie lächelte und bat. — Seit dieser Begegnung war der junge Deutsche wie ver wandelt. Er hatte viele Mädchen in Florenz gemalt, er besaß Freundschaft und Liebe und Geborgensein, aber war es nun das immer satte Licht der Sonne, Las stete Zufriedensein, das ihn Unruhe und unbekannte Wege suchen ließ, oder spürte er vielleicht fremdartiges, aufwühlendes Erleben hinter den dunk len Augen der fremden Frau, das seinen'Künstlerehrgeiz auf stachelte — er zeigte sich jetzt selten in dem Kreis Ler Freunde und erzählte nicht von Fiametta di Branconi, der Madonna, die er gefunden hatte. Beklommen hatte er das prächtige Land haus betreten, in das sie ihn gebeten hatte. Unb die neue fremde Welt, Lie schöne Frau mit den aristokratischen Bewe gungen, der Kuß, mit dem sie ihn wortlos festgchalten hotte, dos mles ließ ihn Lies Erleben wie ein Märchen erscheinen, das den klugen Maler mit den Hellen Augen bezauberte wie ein be rauschender Trank. In ihren: Garten malte er Fiametta, und sie sprachen wenig dabei. Es war, als wenn ihnen die Per- schwiegenheit der Hecken und Bäume genug war. Einmal brachte Rainer Ler Frau einen großen Busch Rosen aus seinem Garten mit. Sie nHm sie in beide Hände und sagte: „Ich habe Dich lieb"'. Das klang wie ein zarter Cellostrich im AbeNd- wind. . Rainer aber sah beklommen zu Boden und wünschte sich das Sonnenlicht eines Hellen Vormittages. Und wieder an einem Tage war Fiametta ein Stück Weges mit ihn: herabge gangen, bis sie die Gärten und Häuser östlich det Stadt am Arno sehen konnten. Da streckte Rainer die Hand aus: „Dort unten wohne ich/ Er wollte noch hinzufitgen: »Und mit mir «obnt dort Marla Lenz, die ihre Heimat meinet willen verlassen hat. . ." Aber das Märchen war zu nahe und machte ihn stumm. Ja, es hatte den Maler beklommen gemacht, als er spürte, daß diese Frau ihn liebte. Dann ober brannte auch das Feuer in ihm — nicht aus Eitelkeit, der Erwählte zu sein, nicht allein aus romantischem Fieber und Abenteuerlust, sondern weil das Haus Fiamettas von Leid und Einsamkeit erzählte und weil er in seinem unbefangenen Gemüt nichts anderes dachte, als daß es so sein müsse, einem Menschen gut zu sein, wenn man ihm damit Freude gäbe. Durch die engen Straßen der Stadt drängte sich in Staub und Lärm das Leben. Auf der Höhe aber unter den Zypressen wußten zwei Menschen, daß sie den mit einem Kuß begonnenen Traum weiterträumen durften — Da wurde Fiametta krank. Und dies« Krankheit zwang sie, dem Freunde zum ersten Male zu erzählen, daß sie ver mählt sei und daß ihr Gatte jetzt wühl für einige Zeit zurück kommen werde, damit sie nicht allein sei. „Aber ich will an Dich denken", sagte sie mit ruhigem Lächeln, „und ich-will auch wissen, daß Du mich nicht vergißt. So oft ich Rosen an der Mauerecke finde, wo die kleine Davidbronze steht, werde ich wissen, Laß Du mir treu bist. Und das wird mich gesunL machen . . ." Tief in Gedanken ging Rainer Brach fort. Er empfand nur, daß ihn diese Frau getäuscht hotte und daß dieser Traum nur zerbrach wie eine bunte Glaskugel; denn wie konnte sie ihn lieben, wenn ihre Liebe einem anderen gehörte? Wo konnte eine Erfüllung, wie konnte ein Erwachen aus diesem Dämmerleben sein? Da dachte er an Maria Lenz, die schweig sam und geduldig neben ihn: herlebte. Hatte er denn nicht dasselbe getan wie Fiametta? War sein H«rz nicht auch geteilt, und war er nicht dennoch verschwiegen geblieben? Da wußte er keinen Heimweg mehr. Der Abend hatte sich längst über die Stadt gesenkt; Rainer Brach saß in einer Wirtschaft un- schrieb einen Brief an Maria Lenz; es war ein langer Brief, bis der Wirt, die Lampen löschte. Dann ging Rainer langsam am anderen Ende der Stadt hinaus, das Ufer entlang — Fiamettas Krankheit fesselte sie viel an ihr Zimmer. AI» sie aber einmal in den Garten ging, fand sie an -er bezeichne ten Stelle viele rote Rosen, die Uber die Mauer geworfen waren. Auch am nächsten Tage un-immer wieder. Da freute sie sich des blonden Freundes. Das Gefühl, Laß da irgendwo ein Mensch närrisch in sie verliebt sei, machte sie lebensfroh und zärtlich zu dem anderen, der nahe war. Unb weil jedes Spiel einmal ein Ende haben muß, und weil die Gegenwart greifbarer ist als ein Traum und der Herr von Braneoni nicht nur verliebt, sondern auch reich war, folgte ihm die Genesene gern, als er vorschlug, ein Bad am Meer aufzufuchen . . . Nach einem halben Jahr kam Fiametta zurück, ent täuscht wie oft und müde. Sie dachte an Rainer Drach, und da sie ihm in der Nähe ihres Gartens nie mehr begegnete, ging sie eines Tages mit der Sicherheit der geliebten Frau in das Haus, das er ihr einmal bezeichnet hatte. Dort fand sie ein« junge, blonde Frau, die sie nach Rainer fragt«. Maria Lenz sah die schöne Italienerin ruhig an und sagt«: „Er ist fort. Er gehörte mir, ich liebe ihn noch, und darum brauchen Sie wohl weiter nichts zu fragen." Fiametta sah überrascht auf die schlanke Gestalt mit dem blassen Gesicht. Dann brachen Stolz und Spott aus ihr her aus: „Ich frage nicht danach, ob Sie ihn liebeni Was wissen Sie dem: von ihm und mir? Wenn Sie ihn liebten, warum hielten Sie ihn dann nicht? Ihr Kühlen und Stillen, was denkt Ihr denn, was Lieb« ist? Ich gab ihm das Leben .. Marias Augen wurden dunkel und ernst. „Nur da» Leben? Mag sein, daß wir nicht viel von Liebe wissen. Aber vielleicht lernen Sie von einer deutschen Frau, was Treue ist. Tenn Rainer war Ihnen noch treu, als sie es zu sein längst vergessen hatten. Doß ich es selbst war, die täglich die,.Rosen über Ar« Mauer streute, weil er mir in seinem letzten Briefe davon erzählt hatte, daß Sie es wünschten, daß Sie krank feien und Lenken sollten, er wäre in ihrer Nähe — was macht denn -as aus. Er hätte es gewiß selbst getan, wär« er nicht verirrt — gestorben —" Fiamettas Gesicht wurde blaß. „Und wo — wo ist er jetzt —?" ,/Sie suchten den Lebenden. Der Tote kümmert sie nicht». In meinem Garten blühen noch genug Rosen für sein Grab —" Da »rügte sich Fiametta» Kopf zum ersten Mal« vor einem anderen Menschen. * **