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— Ozeanflug Newyork—Paris. Wie aus Newyork gemeldet wird, ist Kapitän Lindbergh seiner angekiin- digten Absicht gemäß zum Flug nach Paris aufgestiegen. In fachmännischen Kreisen nimmt man an, daß Lindbergh um Mitternacht die amerikanische Küste überfliegen wird und daß er am Sonnabend um 19 Uhr westeuropäischer Zeit in Valen» tia in Irland eintreffen wird. Man ist weiter der Meinung, daß das Wetter für die Unternehmung günstig ist. — Aus St. Johns (Neufundland) wird gemeldet: Hauptmann Lind bergh überflog St. Johns am Freitag um 8.40 Uhr örtlicher Zeit. D-s Flugzeug, flog sehr tief und sehr rasch in Richtung irische Küste. Der Motor schien gut zu arbeiten. wurden vr« Finger ver INiten Hand gespalten. Drei Ansaffen der Kraftdroschke konnten nach Anlegung von Notverbänden in ihre Wohnungen entlassen werdSn. Ein 17jähriges Mäd chen mußte ins Krankenhaus gebracht werden. — Großfeuer. In den Leonarwerken in Wandsbek brach in einem Nebenraum des Maschinenhauses Feuer aus, das-in den dort lagernden Papier- und Kartonnagenvorräten reiche Nahrung fand. Die Feuerwehr bekämpfte das Element mit sechs Schläuchen. Nach einer Stunde war Lie Hauptgefahr beseitigt. — Durch eine Granate getötet. Belm Abbruch eines Hauses in Bromberg hatten Arbeiter eine Granate ge funden, die sie auf der Straße liegen ließen. Spielende Kinder brachten die Granate zur Explosion. Line Person wurde g e - tötet und mehrere schwer verletzt. — Im Streit erschossen. Bei dem Versuch, einen Streit zwischen seinem Bruder und einem Arbeiter beizulegen, wurde in Danzig der Schlichtende von seinem eigenen Bruder, einem Chauffeur, erschossen, der darauf durch weitere Schüsse auch den Arbeiter schwer verletzte. — Verurteilung wegen Totschlag«. Das Hirschberger Schwurgericht verurteilte den Gärtner Radler wegen Tot- schlaaes zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Lhrver- lust. Nadler hatte in der Weihnachtsnacht die Witwe Rose er mordet, weil sie das Verhältnis mit ihm lösen wollte. — Veruntreute Wohlfahrtsgelder. Bei dem Berliner De- zirksamt Mitte, wo bereits vor einigen Tagen Veruntreu- ungen von Wohlfahrtsgeldern festaestellt wurden, sind jetzt wiederum Veruntreuungen eines Wohlfahrtsvorstehers, der Gelder in Höhe von über 1000 M. unterschlagen hat, aufge deckt worden. — Ermittelt« Einbrecher. Die Berliner Polizei hat die Autodroschke ermittelt, die die Berliner Geldschrankeinbrecher in der Nacht zum 30. April bei ihrem Einbruch im Postamt Sperenberg benutzten. Der Chauffeur wurde festgenommen und gab nach einigem Leugnen zu, die Fahrt mit den Einbrechern gemacht zu haben. Von den vier Beteiligten konnte er einen so genau beschreiben, daß er festgenommcn werden konnte. Es ist der gewerbsmäßige Geldschrankeinbrecher Hermann Wagner. Auch ein zweiter Beteiligter, der Chauffeur Max Uckert, ist bekannt und wird gesucht. Den beiden anderen Mitbeteiligten ist die Polizei auf der Spur. — Einbrecher. Nachts ist in der Wohnung des Kompo nisten Rudolf Nelson am Kurfürstendamm in Berlin ein schwerer Einbruch verübt worden. Die Töter, dis sich offen bar haben einschließen lassen, drückten die Türfüllung heraus, drangen in die Wohnung ein und stahlen Gold- und Silber sachen im Werte von rund 10 000 Mark; sie sind entkommen. vlandanl wurde als das öffentliche Portemonnaie Dresdens bezeichnet und angesehen. Protzenhaftigkeit hat Dr. Kaufmann völlig fern geleaen. Er hat sich weder eines tzetrugsversuchs schuldig gemacht, noch ist er als ein Derschwen- Kr zu bezeichnen. Ich beantrage die Freisprechung. Der Angeklagte erklärte: Ich lege mein und meiner Familie Schicksal in die Hände des Gerichts. Ich fühle mich unschuldig und bitte um Freisprechung. Um 5 Uhr wurde dasUrteil verkündet. Der Anooks^^te vr. Wilhelm Kaufmann wird weaen Konkursver gehens nach den 88 240 und 241 der Konkursordnung zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, im übrigen aber freigesprochen. Die Untersuchunosbaft vom 8. Oktober bis 81. Dezember kommt voll in Anrechnung. E Oertliche Angelegenheiten. H " Gelsing. Auf einem Felde in Fürstenau wurde der Wirtschaftsbesitzer Ehrlich mit einem schweren Lungenschuß blutüberströmt aufgefunden. Nach den polizeilichen Fest stellungen war ihm die Verletzung durch einen Revolverschuß seines Nachbarn, des Wirtschaftspächters Max Kadner, bei gebracht worden. Kadner war dem Ehrlich mit der Schuß waffe auf das Feld nachgegangen, vermutlich ick der Absicht, ihn zu töten. Beide Familien lebten seit langer Zeit in Feindschaft, die durch nachbarliche Streitigkeiten entstanden war. Kadner ist nach der Tat geflüchtet und konnte bisher nicht ergriffen werden. ** Thalheim. Der Erzgebirgszweigverein hält sein Park fest, das bekanntlich eine der volkstüm lichsten Veranstaltungen für Thalheim und Umgebung ist, am 16., 17. und 18. Juli ab. E Neues aus aller Welt. — Die Ueberschwemmuatze» am Mississippi. Wie aus New Orleans gemeldet wird, ist durch die Ueberschwem- mungen ein neuer Flußarm entstanden, der sich durch das Mississippidelta bis zum Meer zieht und breiter ist als der Mississippi. Es befinden sich noch verschiedene tausend Ein wohner in den bedrohten Gebieten. — Beim Heimflug vom Küstensegelflugwettbewerb in Rossitte« war ein Flugzeug mit dem Oberregierungsrat Geris vom Verkehrsministerium wegen Motorschadens gezwungen, unweit der Grenze des Polnischen Korridors bei Lab"hn eine Notlandung vorzunehmen. Dabei überschlug sich die Maschine. Die Insassen sind ohne Schaden davongekommen. Das Flug zeug wurde abmontiert und nach Lauenburg geschafft. — Die Kasseler Katastrophe — ei« technischer Unfall. Nach Ansicht der Straßenbahnverwaltung in Kassel kann den beiden Straßenbahnbeamten eine Schuld an dem Unglück nicht bei- gemessen werden. Es steht zweifellos fest, daß die Bremse sich von selbst gelockert hat, und daß wahrscheinlich ein technischer Unfall vorlisgt, für den niemand verantwortlich gemacht wer den kann. — Schwerer Zusammenstoß. Nachts fuhr inKarow bei Berlin eine Kraftdroschke auf einen Gemüsewagen auf, dessen Pferde durchgingen. Der Führer des Gsmüsewagens starb auf dem Transport ins Krankenhaus. Seinem Mitfahrer Eine nachdenkliche Reise von San Anlonio (Chile) via Panama-Kanal nach Antwerpen. Don Bergdirektor a. D. W. Barth, Neustädtel. (Fortsetzung.) Im Vertrauen auf die friedliche See, die mindestens vier Fünftel des Jahres ihren Namen des paeifischen Ozean mit vollem Recht verdient, sind die Eingeborenen längs der süd^ amerikanischen Westküste oft von einem Wagemut, der die Ge^ fahr direkt herauszufordern scheint. Mehr als einmal traten wir in ziemlicher Entfernung von der Küste non 2 bis 3 halb nackten Fischern bemannte Flöße der primivsten Art — sechs bis acht 4 Meter lange mit Vast zusammengebundene Baum stämme —, auf denen sie mit ebenso kunstlosem Segel und Ruder die immerhin zirka 300 Kilometer lange Strecke zwischen Payta (Peru) und Guayaquil (Ecuador) befahren, uni allerlei Kontrebande hin und her zu schmuggeln. Am 24. Dezember verließen wir unsern Ankerplatz vor Puna und schwammen am Heiligen Abend wieder die ecuado- rmnische Küste entlang gen Norden. Die Feier des Weihnacht?- festes bewegte sich in mäßigen Grenzen. Die Matrosen und Heizer bekamen ausnahmsweise außer Aepfcln und Nüssen einige Flaschen Bier (die Reederei untersagt strengstens die Abgabe alkoholischer Getränke an sie während der Nene), sie spielten auf einer Ziehharmonika „Stille Nacht, heilige Nacht" und turnten dazu an einem auf dein Vorschiff improvisierten Eeilreck, während ich mich vom Kapital: und dem Pnnkce- Ehepaar verleiten ließ, gegen meine sonstigen, an Bord des Schiffes angenommenen, abstinenten Gewohnheiten an einem soliden Drink von eisgekühlter Bowle tcilzunebmen, der uns Lis nach Mitternacht zusammenhielt. Am nächsten Tag er reichten wir Manta, wo wir Steinnüsse und Kakao luden. Hier brachten Händler Panamahüte in allen Preislagen an Bord, von 1 Dollar an bis SO Dollar das Stück. Unweit von Manta in den Bergen liegt „Monte Christi", der Ort. von dem die allein echten Panamahüte kommen. Ich habe bedauert, keine Gelegenheit zu haben, dieses weltabgelegene Nest "uftusuchsn. Nach dem, was man mir über die Herstellung der Panamahüte erzählte, war meine Neugierde geweckt, mir diese Heimindustrie näher anzuseben. Man sagte mir, daß ein wirklich guter Panama zu seiner Fertigstellung viele Monate brauche. Zu- nächst erfordere die Vorbereitung Ler Faser der „Carludavica palmata", die ähnlich dem Flachs wiederholt gebrochen, ge- waschen, gebleicht und sortiert werden muß, viele Tage und Wochen. Dann beginnt nach sorgfältigster Auslese der geeig netsten und gleichmäßigsten Fasern, die möglichst fein und elastisch sein müssen, die eigentliche Flechtarbeit, für die, zwecks Erhaltung der Elastizität, eine gewisse gleichmäßige Feuchtigkeit Bedingung ist. Bei den in Ecuador üblichen Temperaturen sollen Möndscheinnächte sich für diese Flechtarbeit besonders gut eignen. Es ist dann freilich kein Wunder, wenn die Ar beiterinnen viel an Augenkrankheiten und Erblindung leiden. Da ein Hut mit einer einmal gerissenen Faser nicht mehr als erstklassig gilt, so ist der scheinbar hohe Preis von 150—200 Mark für einen wirklich einwandfreien Lut immerhin gan» an gemessen. Ein solcher Hut — ich kaufte einen und es gelang wir, den 50-Dollar-Prcis auf 38 herabzudrücken — ist denn auch ein wahres Wunderwerk an Kunstfertigkeit, Dauerhaftig keit und Handlichkeit. Man kann ihn zusammen- und wieder auseinanderrollen, einseifen, waschen und bürsten, ohne daß er seine ursprüngliche elastische Form verliert. Seine Lebensdauer wird auf mindestens 20 Jahre geschätzt. Heute verdient eine geübte Panamahutflechterin nicht mehr als 40—50 Pfg. pro Tag. Es ist anzunchmen. daß, wenn einst die soziale Wells auch in Ecuador cindringt. diese niedrigen Löhne verschwinden werden und damit die Panamaindustrie überhaupt, weil die Preise ihrer Erzeuanisse'unerschwinglich werden würden. Unsere letzte Station an der Westküste Südamerikas war Esmernlads (Smaragds), an der Mündung des Nio de Es meraldas gelegen, der seinen Namen von den Smaragden hat, die da einst gefunden worden sein sollen. Wir hatten wegen unserer zirka 10 OOO-Tonnen-Fracht schon erheblichen Tiefgang und mußten daher ziemlich weit draußen vor Anker gehen, So dauerte es geraume Zeit, bis wir unsere WO Tonnen Stein- nüsse an Bord hatten. zumal die schwere Dünung die Lade arbeit eben^lls beeinträchtigte. Um das Schilf spielten in den wundervollsten Farben opalisierende, handtellergroße, flache Fischchen, auch gertendünnr, meterlange Schlangen — diese sollen sehr giftig lein — schrammen mit ausgerecktem schmalen Kopf in dem lauwarmen Wasser umher. Ich ließ mir durch eines der Brote vom Land ein Dutzend nach grüne, kopfgroße Kokosnüsse mitbringen. Sie sind snottbillia, da sie überall n-ach'en und nur die Arbeit der Pstückens kosten. Während der Fahrt trank ich sic nach und nach aus. Sie enthielten oft mehr als einen Liter einer fast masserbellen Flttssiokeit, die einen angenehm erfrischenden mandelmilchorUaen Geschmack hat. An der Schalenin"ens""e batte die Kernbildnng bereits begonnen, ein" gallertartige Moste hatte sich anaeletzt. die man mit dem Lölfel abschabcn konnte und die eben'allg seh'- wohlschmeckend war. Einmal gepflückt, müssen die grünen Nüsse bald aus- aetrunken werden, weil die Flüssigkeit nach einigen Tagen in Gärung übergeht und die Schale sprengt. Wieder auf offener See nahmen wir nun direkten Kurs auf das fast 1000 Kilometer nördlich liegende Panama, das auf der paeifischen Ozeanseite den Eingang zum Panamakanal flankiert. Eine kurze Weile noch konnte ich mit gutem Glas die mit dichtem tropischen Urwald bestandene Küstenzone der eolumbischen Republik ausmachen, dann trat das Festland des südamerikanischen Kontinents immer mehr zurück und ver schwamm schließlich im Dlau-grau der unendlichen Wasserfläche. Bald warf die Nähe des Panamakanals ihre Schatten voraus: Auf der bisher zurückgelegten Strecke war es immerhin ein Ereignis? auf hoher See ein Schiff zu sichten, nun gab es bald zur Linken, bald zur Rechten Fracht- und Passagicrdampfer, und schließlich auch norda-merikanische Kriegsschiffe. Ich stand Vom Büchertifch — Effensregek«. Im Joffre 1818 qerVffenMchte kN Doktor der Heitkundx Ludovieus von Aubry in Frankfurt am Main ein Büchlein mit dem schönen Titel „Das gesund Letbesregiment, von Eigenschaft, Nutz und Schädlichkeit, so zu menschlicher Speise und Trank von nöten seynd". Darin gibt er u. a. einige Vorschriften, wie man sich als feine Person bei Tisch benehmen solle, g .B.: „Schlürfe die Suppe nicht wie ein Schwein, blase nicht auf die Schüssel, daß alles herumspritzt, schnaufe nicht beim Essen wie ein Igel und trinke nicht, allsolang du das Maul voll hast. Wische die Lippen nicht mit der Hand, kratze dich nicht in den Haaren, bohre nicht in der Nase. Du mußt auch nicht zugleich reden und essen, das tun die Bauern. Mache keine Schütte aus Resten um den Teller herum wie ein Schanzgräber" usw. Fällt uns da nicht die schöne Geschichte von dem Kriegsgewinnler ein, der darüber klagte, was für Pack jetzt in Len guten Hotels ver kehre: „Neulich esse ich bei Adlon mit einen: Geschäftsfreund. Plötzlich kratzt sich der Kerl mit der Gabel auf dem Kopf. Mir blieb das Messer im Hals stecken ..." * Reiche-Bäder-Adreßbuch, 3. Ausgabe. Verlag: Reichs. Bäder-Adreßbuch nach amtlichen Quellen bearbeitet G. m. b. H., Berlin 8^ 19, Leipziaer Straße 76. Ein Handbuch der deut schen Heilbäder, Seebäder, Luftkurorte, Sommer- und Winter frischen. Etwa 1000 Seiten Groß-Quart-Format, Halbleinen geb. 15 NM. Zn Beginn der Reisezeit und der Badesaison ist die 3. Ausgabe des Neick>s-Däder-?ldreßbuches, eine Sonderausgabe in Kupfertief druck, erslbienen. Es ist ein Propagandamittel ersten Ranges für Deutschlands Bäder und Kurorte, denn nur rei^sdeutsche Orte finden in dem Werke Aufnahme. Di« vorliegende Ausgabe ist in beson derem Maße geeignet, den provaaandistischen Zweck zu erfüllen, da sie in wesentlich vergrößertem Format mit etwa 700 Kupfertiefdruck- bildern jedem Leser einen umfassenden Eindruck von den Naturschön heiten unserer deutschen Heimat vermittelt. Wttlerungsaussichlen mitaeteilt von der sächsischen Landesweitem ie. für den 21. Mal abends bis 22. Mai abends. Wechselnd bewölkt, vorübergehend einiae Regenschauer, gewittrige Störungen — besonders in Ostsachsen — nicht aus geschlossen. Auf westliche Richtungen drehend, vorwiegend mäßiae Winde. Temperaturen im weiteren Verlauf schwach zurückgehend. Verantwortlich für dre Schriftleitung: Friedrich Menzner in Aue- kür den Anzeigenteil: Albert Georgi in Zschorlau. Rotationsdruck und Verkam E. M. Görtner M Aue. Die heutig« Nummer umfaßt 16 Seite«. Diensthabende Aerzte am Sonntag: Aue: Dr. med. Tuchscherer, Schwarzenberger Str. 8. Diensthabende Apotheken am Sonntag: Aue: Adler-Apotbeke, Bahnhofstraße. _ Schneeberg: Adler-Apotheke. , Volksbibliothek Schneeberg: Sonnabends, abends 8—9 Uhr. zufällig mit dem norwegischen Kapitän Randall an der Ree ling, als der erste Pankeekreuzer in Sicht kam und berichte des» - halb etwas ausführlicher über unseren daran onknüpfenden Meinungsaustausch, weil mir die Denkart Randalls, der großer Engländer, und Pankeefreund ist und die.Deutschen zwar re- spektiert, aber nicht liebt, äußerst charakteristisch zu sein scheint für die Mentalität unserer lieben Feinde. Ich erwähne noch, daß Randall eigentlich mehr Seemann aus Sport, denn aus f Beruf ist und als weitgereister Mann, der auch in Oslo Zeit- t schriften redigiert und herausgegeben hat mit dortigen führen- t den Literaten befreundet, mit Knut Hamsun sogar Duzfreund .? ist, wohl für einen gebildeten Menschen gelten kann: „Die ' Manneszucht", so meinte Randall, „hat sich in den letzten r Jahren in der amerikanischen Kriegsmarine sehr verbessert und' ? verhältnismäßig selten noch hört man von Ausschreitungen > und Schlägereien amerikanischer Matrosen beim Anlaufen fremder Häfen." Darauf ich: „Nun, gar so weit her kann es ' damit noch immer nicht sein, denn soweit ich informiert bin, hat es vor noch gar nicht langer Zeit tolle Prügeleien zwischen den Besatzurrgen amerikanischer Kriegsschiffe und Chilenen in ' Valparaiso und Argentiniern in Buenos Aires gegeben, j während mir kaum je ein ähnlicher Fall mit Bezug auf deutsche ji Kriegsschiffbesatzungen zu Ohren gekommen ist." Randall: § „Ja mit deutschen Marinesoldaten können Sie sie natürlich nicht j vergleichen. Ueber die Diszivlin im deutschen Herr und in der . Marine braucht man kein Wort zu verlieren, dis kennt jedes Kind. Disziplin ist dem Deutschen angeboren, die braucht er > nicht erst zu lernen, die ist bei ihm kein Verdienst." Bei einer anderen Gelegenhet sprach ich ihm von der Wahrscheinlichkeit künftiger Kriege, Dernichtuugsmethvden und dem vermutlichen !! Wiederaufstieg Deutschlands, den ich bald zu erleben hoffte. Er gab das zu und fügte freimütig hinzu: „Das ist es ja eben. Wir alle fürchten Deutschland, selbst in seiner jetzigen schein- baren Ohnmacht. Wir trauen ihm alles zu und fühlen uns nie s sicher vor seinen plötzlichen Erfindungen, die es von heute auf Z morgen von neuem der Welt furchtbar machen können." Er ' wollte damit kaum Bewunderung und Achtung vor deutscher Tiichtiakeit zum Ausdruck bringen ,eher schien'mir, als ob er eine Art Grausen vor uns hätte, wie der Fromme vor dem ' Bösen. Diese Art von psnchischer Einstellung grenzt natürlich stark ans Pathologische, aber sie scheint mir tnpisch für die meisten unserer Kriegsgegner. Ich lernte Randall als anstän digen Menschen kennen, der offen und ehrlich genug war, aus seiner Meinung kein Sehl zu machen. Er war natürlich als Norweger ganz' in englischsn Anschauungen aufgewachsen, hatte 30 Jahre in Nordamerika gelebt und hatte sich während des Krieges daran gewöhnt, die Ereignisse nur durch die angel sächsische Brille zu sehen. An seiner ganzen Mentalität sah ich so recht die nachhaltigen verderblichen Folgen der englischen Kriegslügenpropaganda. Deutschland kannte er nur wenig. Die Neile auf der „Targis" war seine erste auf einem deutschen Schiff. Er äußerte sich wiederholt äußerst dankbar und aner kennend Uber den kameradschaften Ton und das freundschaft liche Entgegenkommen, das man ihm seitens der Offiziere und des Kapitäns als etwas Selbstverständliches zeigte. Abev-matür- lich kann man von einem 65jährigen nicht erwarten, daß er im Handumdrehen umlernt und alte Vorurteile über Bord wirft. (Fortsetzung stHM