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' Erzgebirgischer Dolksfreuno Häuslichkeit: „Cd war einmal. . —i— Ein halbes Jahr hab' ich an einen guten Platz. haben Wirst deine liebe Not mit mir nicht machen können V Ehren weiter leben lassen, wenn tch einmal nicht mehr bin. Als die Namen fein säuberlich im Kirchenbuch verzeichnet standen, hatte der Andreas das Paket seiner Hüllen entledigt und ein wunderfeines, geschnitztes, pausbäckiges Gnglein vor dem Pfarrer auf den Schreibtisch gestellt. „Ein Dankopfer soll es sein, Hochehrwürden," hatte er nicht ohne Stolz gesagt. „In der Nische hinter dem Altar unserer lieben Frau, da, wo der Taufstein steht, wird es * Ueber die ArVeitsmarktlage in Sachsen berichtet das Landesamt für Arbeitsvermittlung: Der Arbeitsmarkt bietet das typische Bild der Hochsommermonate. Es ist eine Periode verhältnismäßig geringer Schwankungen. Außenberufe, Landwirtschaft und Baugewerbe zeigen laufenden Bedarf an Arbeitskräften, der sich in der Landwirtschaft in der Zeit der Ernte bedeutend steigert. Die weiterverarbeitende Industrie hat bei gutem Beschäftigungsgrad, wie gegenwärtig, starke Anziehungskraft, so daß die Beschaffung der Erntehilfs kräfte auf große > Schwierigkeiten stößt. Auch der Stein- und Braunkohlenbergbau hat in dieser Zeit regelmäßig stärkeren Bedarf an Arbeitskräften, zur Auffüllung der durch Abwande rung in Industrie und Baugewerbe eingetretenen Lücken. In der Nahrungs- und Bekleidungsindustrie läßt um diese Zeit in einigen Teilen, so z. B. in der Süßwarenindustrie, in der Konfektion»- und in der Hutindustrie aus Gründen der Saison verschiebung die Aufnahmefähigkeit nach, so -aß hier das An gebot an Arbeitsuchenden regelmäßig etwas steigt. Bemerkens wert ist in den letztgenannten Monaten die starke Belebung des Arbeitsmarktes der Jugendlichen und der weiblichen Arbeits kräfte, die namentlich von der Textilindu st rie und der Nr. ISt. 6. August 1S27 Verlag: L. M. SLrkner, Aue. VetÜlaV. Ist Ihr Saar spröde? Dann ist es unbedingt notwendig, daß Sie es" hygienisch behandeln, d. h. mit einer Lösung von 10 Gramm Lavarensalz tn 250 Gramm Wasser waschen. Sie werden sich freuen, wie weich, geschmeidig und leicht sristerbar Sbr La« na» «in« solchen Behandlung sein wird- metallverarbeitenLeü Industrie ausgeht. DK Arbeitsvermittlung und der ArbeitsmaWausgleich stoßen hier in den verkehrsarmen Gegenden des Gebirges auf Schwierig- ketten in der Unterbringungsftage. Man wird der Errichtung von Arbeiterinnenheimen, L. h. der Schaffung billiger Unter künfte, größere Beachtung schenken müssen wie bisher. Ins- gesamt rückt auf dem Arbettsmarkt das Problem der Deckung der Nachfrage nach Arbeitskräften mehr in den Vordergrund. Da» Angebot an Arbeitskräften ist zwar immer noch im ganzen sehr erheblich. Es ist jedoch zu bedenken, daß der Arbeitsmarkt sich vor anderen Märkten durch eine besonders große Mannig faltigkeit auszeichnet und daß die Sortenfrage bei wachsender Arbeitsteilung und Arbeitszerlegung der Arbeitsvermittlung immer größere Schwierigkeiten bereitet. Es ist der,Fall nicht selten, daß trotz verhältnismäßig großen Angebotes in einer Berufsgruppe an bestimmten Fachkräften drückender Mangel herrschen kann. Die jetzt von den öffentlichen Arbeitsnach weisen vielfach vorgenommenen Umschulungs- und Ausbil dungsmaßnahmen können stellenweise arbeitsmarktpolitisch vor- iibergehend gut wirken, man wird aber auf die Dauer nicht allein mit ihnen auskommen können. * Da» sächsische Bundesschießen. Am Sonnabend vor mittag beginnt -er feierliche Empfang zum 14. sächsischen Bundesschi eßen in Freiberg. Die Festlichkeiten er öffnet ein Zapfenstreich, sowie ein vaterländischer Degrü- ßungsabend im Hotel „Schwarzes Roß"./ Für den F e st - zugam Sonntag haben sich bis jetzt 126 SchUtzengesellschaften und Vereine, sowie Innungen gemeldet. Die Teilnehmerzahl wird auf 4000 geschätzt. Wahrend des Festzuges findet auf dem.Obermarkt in Freiberg mit Aufstellung und Uebergabe des Bundesbanners eine Ehrung der auf dem Felde der Ehre ge bliebenen sächsischen Schützenbrüder des Wettinschützen- bundes unter dem Geläut der sämtlichen Kirchenglocken Freibergs und mit dem Choral des Posaunenchores vom Frei berger Petriturm statt. Zum besonderen Ereignis «Kd die Aufführung des Bergwannsgrußes vom Gesangverein „Bürgersingverein Liedertafel" mit 300 Sängern und Künst lern und einem 40 Mann starken Orchester am Montag. * Sächsischer Albertverein. Das Direktorium in Dres den hat beschlossen, daß das Albertfe st, das aus Anlaß des 60jährigen Bestehens des Albertvereins, Frauenvereins vom Roten Kreuz in Sachsen, in der Reihe der festlichen Ver anstaltungen am 4. September im Großen Garten in der alt- gewohnten Weise stattfinden sollte, wegen der schweren Un wetterkatastrophen im Gottleubatal und anderen Orten nicht gehalten wird. Das Direktorium glaubt, daß es nicht an- gebracht sei, ein Volksfest zugunsten der wenn auch edlen Ziels des Vereins zu veranstalten, daß die Bevölkerung vielmehr ihren Wohltätigkeitssinn ganz und gar auf jene betroffenen Gemeinden zu richten habe. * Ausbildung und Fortbildung von Desinfektoren. Di« staatliche Landesstelle für öffentliche Gesundheitspflege gibt be kannt: In der Londesdesinfektorenschule Dresden werden von Ende August an Kurse je nach Eingang der Anmeldungen abgehalten. Das Schulgeld ausschließlich Verpflegung und Wohnung beträgt für einen vierzehntägigen Ausbildungslehr gang 30 RM., für einen achttägigen 15 RM. haben . . . Willst du mein Weib werden, Annadora?" Ganz heiß konnte es Mutter Tröndlin heute noch werden, wenn sie an diese seine Brautwerbung Lachte ... Ja, das weiß Gott, wie recht er dazumal gehabt hatte. Leicht hatte sie es nicht gehabt in ihrer Ehe mit ihrem lieben, absonderlichen Andreas . . . Und dennoch. Ueber alle Höhen und Tiefen liebesseligen Weibtums war sie an seiner Seite gegangen und tiefer und inniger war ihre Liebe geworden in all' den Jahren, je mehr die seine verebbte in kleinbürgerlichem Behagen und gewohnheitsmäßigem Nebeneinander. Noch heute, liebte sie ihren Andreas mit einem Nestchen der stolzen Liebe von damals mit der sie ge kämpft und gelitten hatte um seinen Besitz. „Den Andreas heirate ich oder keinen. Und wenn du es nicht zugibst, Mutter, so geh ich mit ihm in die weite Welt und lasse dich allein auf deine alten Tag . . ." Kampfe.smutig, mit blitzenden Augen hatte die Annadora damals vor Mutter Heinlein gestanden. Die hatte den landfremden Schwiegersohn, den ihr die Annadora ins Haus bringen wollte, mit scheelen Augen an gesehen. Mit der ganzen Perachtung des besitzstolzen Bürger- tums hatte sie der Annadora gegenüber auf Len Bildschnitzer gescholten, den Bildmaler, den Hans Habenichts. Aber als ihr dann bei der Werbung Andreas Tröndlin seine Verhältnisse klarlegte und ihr kurz und bestimmt er klärte, Laß er mit seiner jungen Frau nach München ziehen wi llte und genug verdiene, um füi sich und Lie Seinen ein gemütliches Heim zu schaffen, La war Mutter Heinlein plötz lich umgeschlagen in lauter mütterlicher Güte und Freundlich keit. Nein, von ihr gehen, hinunter in die MUnchnerstadt, das sollte die Annadorl nicht. Nimmer, nimmer wollte sie allein bleiben da heroben ... So war es gekommen, daß der Andreas Tröndlin im Dorf hängen geblieben war, und die Annadora war als die glücklichste Braut ay seiner Seite in die Dorflirche geschritten. >,Wo du hingehst, da will auch ich hingehen," das war ihr Trauspruch gewesen. Und einen seligen Widerhall hatte er tn ihrem Herzen gefunden. „Wo Lu bleibest, da bleibe auch ich." Der Andreas hatte sich ein Atelier eingerichtet. Droben im hellsten und luftigsten Zimmer mit der Aussicht auf Lie Berge. Zum Fenster hinein hatte eine Linde ihre Zweige ge- blatt. Mt geübtem Griff hat sie. der Ober glücklich hinter einem Tisch verstaut. Ruckfack und etliche Stöcke werden nach gebracht und gleichfalls geborgen. Schon sinken diegeröteten Nasen aufs neue ins schäumende Dier. An der Theke steht ein blasses, 14jähriges Ding, die Bierkanne im Arm. Blob grinst einer der Zecher hinüber, wirst einen Witz in den wiehernden Kreis Ler Kollegen unL schnalzt und schmatzt un- entweat zu dem Mädchen hinüber. Schwerfällig steht er auf. Eben ist die Kleine wie ein gescheuchter Vogel mit ihrem Krug davongerannt» Der Arbeiter taumelt zur Toilette hinaus, ein zweiter ihm nach. Flugs wird Ler Kellner bestellt. Einer der sauberen Zechkumpanen zieht einen Zehnmarkschein und läßt vom Ober rasch zwei große Schnäpse bringen, die er mit merkwürdiger Gönnermiene einem her Abgetretenen ins volle Dierglas gießt. Die Beiden kommen zurück, setzen sich nieder und starren wie geistesabwesend ins Glas. Durch Türen und Fenster schauen abgehärmte Gesichter herein. Eine resolute Frau kommt ins Lokal, am Arme hängt ihr ein hochaufgeschossenes Kind: „Vater, komm doch!" Einer Ler Zecher, just der, vor dem das alkoholschwere Dierglas steht, zuckt zusammen. - Dann greift er unwillig zu und stürzt Dier und Schnäpse hinunter. Die Frau ist hinaus gegangen. Andere kommen, suchen, rufen und verschwinden. „UnL der Freitag, das ist der Lohntag . . ." Früher, aber das ist schon lange her, da soll es einmal eine Zeit gegeben haben, wo der Ehemann am Lohntag flohen Herzens seiner Häuslichkeit zueilte, schnell noch eine kleine Ueberraschung für Frau und Kinder kaufte und glücklich war, wenn daheim in mäßigen Grenzen der Freitag Abend gefeiert wurde. „Saure Wochen, flöhe Feste" nannte es der Alte von Weimar, und ein Sachse, Ludwig Richter, war es, Ler dieses Idyll in herrlichen Holzschnitten festhielt. Heute heißt es auch von diesem Bild trauter, deutscher streckt, und unter Ler Linde hatte des Abends der Andreas mit seinem jungen Weibe gesessen. Hatte seinen dunklen Krauskopf an ihren lichten Scheitel geschmiegt und ihr von seinen Plänen und Entwürfen gesprochen. Vorderhand war es noch ein heißes Ringen und Vorwärtsstreben. Handwerken lebenslang wollte der Andreas nicht, aber der Weg zur Höhe war voller Steine und Disteln, die die Seele wund stachen und bitter machten. Da hatte die Annadora viel zu tun mit trösten und Aus gleich schaffen. Im Lädchen vorn aber schaffte derweil Mutter Heinlein. Verkaufte, was zu des Lebens Alltäglichkeit gehört, und Anna dora half ihr dabei, trotzdem der Andreas finstere Augen dazu machte. Und was er trotz allen Fleißes nicht erreichte, etwas vom Ueberfluß auf die hohe Kante zu legen, sintemal die Kunst eine gar launische Dame ist und Lem Andreas das er worbene Geld leicht durch die Finger rollte, bas besorgte im Lädchen Frau Heinlein ... Sie hatte sich ganz ausgesöhnt mit dem unerwünschten Schwiegersohn. Betrachtete, wenn er nicht zugegen war, mit ehrfürchtigem Staunen seine Madon nenbilder, Lie holzgeschnitzten und gemalten Englein, die Ent würfe zu künstlerischen Grabmälern in seinem Atelier und sagte dann wohl zu Ler Annadora: „Ein Feiner ist er, -ein Andreas . . . Aber leicht ist's doch gut, daß wir den Laden haben. Und wenn ich tot bin, Mädle, dann behalt ihn . . . Wenn es ihm," sie zeigte dann auf die Bilder, „auch nit recht ist. Seine Bilder sind schön und gut, ich sag' nichts gegen ihn, alles war recht ist . . . Aber uns' Lädchen, das ist auch gut, das soll er mir nicht schelten. Haben einmal er und seine Kinder eppes zu erben, wird er erst einsehen, wie gut es war, uns' Lädchen . . ." Der Annadora Herz hatte dann so selig geklopft, und sie hatte gar eifrig mit dem Kopfe genickt. „Ja, Mutter, ich behalt's, unser Lädchen. Geb's keinem andern. Die Annadora hatte damals ihr erstes Kind erwartet, als sie der Mutter das Versprechen gab. Ach, wie lange war das her . . . Mutter Tröndlin an ihrem Kttchenfenster, das auf den leuchtenden Garten hinausging, rechnete an Len Fin gern nach . . . Zwqnzig, fünfundzwanzig... vor sechsund zwanzig Jahren war Las gewesen. Und dann hatte bald darauf ein rundes, rosiges Bübchen in der Wiege neben ihr gelegen, und der AnLreas hatte sich gebärdet vor Freude wie einer, Ler im Kopf nicht ganz richtig ist. Unsinn mit Lem Kinde in Ler Wiege Keschwätzt, just, als ob der es verstände, der kleine Bub. Und Lann war er mit einem Paket unter, dem Arm zum Pfarrer gelaufen und . hatte mit Stolz vermeldet: „Gin Söhnlein hat mir Gott geschenkt, Herr Pfarrer. Gottfried, Valentin, Andreas Tröndlin soll er heißen." Der Pfarrer hatte das Kirchenbuch geholt und mit'seiner krausen Gelehrtenschrift Len neuen Bürger eingetragen. Annadora und Mutter Heinlein hatten daheim gebrummt und gefleht: „Geh, Andreas, so viel altmodische Namen . . . Wollen wir ihn doch Walter nennen oder Erich. So viel schöner klingt das doch . . ." Aber Ler Andreas war fest geblieben, so nachgiebig er kn diesen Tagen Ler Annadora gegenüber sich gezeigt hatte. „Nichts da. Gottfried hat ,mein Vater geheißen und Valentin der deine . . . und den Andreas soll er mir zu Lem Bildwerk gearbeitet..." Mutter Tröndlin wischte sich über die Augen. Ja so einer war er gewesen, als er jung war, ihr Andreas. Ein Feiner, Stiller in der Kunst und im Leben . . . Die Frau am Fenster sann weiter und ließ die Gedanken spazieren gehen im goldenen Iugendladen. Zu ihres Valentin Tauftag war es gewesen. Gegen alles Herkommen im Heinleinschen Hause hatte der Andreas den Tauftag seines Aeltesten zu einem Freudenfesttag, der mit allen Finessen gefeiert werden sollte, gemacht. Und feine Paten hatte er ihm ausgemacht. Da war der Herr Peter Wurzbacher, Mabrr und Lehrer an der Kunst gewerbeschule zu München, oagewesen. Gott hab' ihn selig, er war schon lange tot. . . Und Les Herrn Pfarrers Schwester, die feine Frau Leiblin vom Sägewerk drüben in der Au. Da zu Mutter Heinlein und Lie lustige Juliette, des Andreas Schwester, die an einen Kunstmaler im Dachauer Moos ver heiratet war, mit ihrem Mann. Absonderliche Patengeschenke hatten in des kleinen Va lentins Wiege gelegen. Neben Mutter Heinleins wohlver sehenem Sparbüchel und dem schweren, silbernen Patenlöffel der Frau Leiblin hatte ein Bildchen des Herrn Professor Wurzbacher gelegen. Noch heute wurde Mutter Tröndlin rot, wenn sie daran dachte, daß ein solches Bild in eines Täuflings Wiege gelegen hatte, und Mutter Heinlein hatte in halber Entrüstung draußen in der Küche die Hände zusammengeschlagen? Des Andreas Kunst hatte sich immer auf dem Gebiete Ler kirchlichen Malerei betätigt. Keusch und holdselig schauten seine Ma donnen und Heiligen von den Wänden des Ateliers hernieder, und so fand des Herrn Professors „Elfenreigen" keine Gnade vor ihren Augen. Wenngleich der Andreas das Bild als Kunstwerk ersten Ranges pries und seinen Professor als den Meister, Lem er nicht Lie Schuhriemen lösen dürfe ... Die schöne, fröhliche Iulietta aber hatte Lem Valentin ein spinnwebfeines, seidengesticktes Jäckchen mit einem Nöckel dazu in die Wiege gelegt. Darin hatte er ausgesehen wie ein GrafeEnd, wie Großmutter Heinlein mißbilligend feststellte . . . Gut hatte sie die Sachen verwahrt, droben in -er Truhe lag Las Jäckchen noch, ein wenig vergilbt und verblaßt die farbigen, gestickten Seidenblumen, Lie der Iulietta künstlerische Hande einstmals hineingestickt hatten. Auch sie war längs tot, die schöne, dunkeläugige Iulietta. Und Ler das Jäckchen einstmals trug, lag in Flandern begraben . . . (Fortsetzung folgt.) >—» > > -»« > i . D Seitliche Angelegenheiten. D „Und der Freitag» das ist der S-Hntag.. So hieß es in einem übermütigen Lied, das wandernde Jugend an einem Sommerabend sang, als ich vom Drünnlaß- gut zu Tale stieg. Eine originelle Parodie übrigens auf die -Arbeitswoche- des Schaffenden, dies unbekümmerte Liedchen: „Und det Montag, das ist der Blautag, Und der Dienstag, das ist der Feiertag, Und der Mittwoch, Las ist Lie halbe Moch', Und der Donnerstag, das ist der Weibertag, UnL der Freitag, das ist der Lohntag (l), Und -er Samstag, das ist der S. . tag, Und der Sonntag, das ist der Ruhetag . . Mit einem ä» vaxo geht's dann weiter und mit einer Melodie, die so recht zum Schlendrian einer solchen „Arbeits- woche" paßt. Man merkt ordentlich Lie Genugtuung, mit wel- icher der begeisterte und überzeugte Sänger nach Blautag und Feiertag am Mittwoch die bereits zur Hälfte glücklich über standene Woche begrüßt. Wofür „er" eigentlich nach der Schwerarbeit am Weibertag den Freitagslohn empfängt, ist ebenso schleierhaft wie der eigentliche Charakter des S.. tages, Lessen punktiertes S. . an ein harmloses Haustierchen er innert. Wer an einem Freitag Nachmittag „mit offenen Augen Lurch's Städtchen wandelt, wird bald hinter das Geheimnis des Lohntages und seines borstigen Nachfolgers kommen. Wer vollends am späten Abend noch einmal durch die Gassen streift, der muß schon beide Augen krampfhaft zukneifen, wenn er die wenig erbaulichen Folgen eines Lohntages übersehen will, vnd selbst dann werden noch die Hühneraugen gegen den Skandal protestieren. Mag obiges Liedchen mit seinem traurigen Rest an realer Wirklichkeit auf diesen und jenen unter den Werktätigen zu treffen, die große Mehrzahl erhält am Freitag Abend den mühsam errungenen Lohn für schwere Wochenarbeit. Umso mehr muß man es darum bedauern, wenn am Abend des Lohntages sich Szenen abspielen, wie sie jedem, der mit wachen Augen durchs Leben geht, immer und immer wieder im Stadt bild aufstoßen. Saß ich jüngst — just an einem Freitag Abend — in einem bekannten Lokal unserer mit Gaststätten gesegneten Stadt. Froh konzertierte die Kapelle. Beifall ist bekanntlich des Künstlers Nahrung, und das stark besetzte Kaffee kargte nicht mit spontanem Händeklatschen. Ueberhaupt ging's hoch her. Kommunale Staatsbürgerweisheit und hohe Politik um kreisten die Tische. Sogar theologische Streitfragen wurden streithaft beleuchtet: „Na wissen se, überhaupt Le Sekten. . ." Da und dort fiel ein Bierglas um. Fabelhaft stieg die Stimmung. Schon wär's an der Zeit gewesen, daß Schillers Kapuziner aus Wallensteins Lager einmal eine Gastrolle in mitten der Freitagabend-Gäste gegeben hätte. Da geht die Tür auf und „herein schwankt Ler Wagen, schwer geladen . . ." Vier Männer sind's, ein sauberes Klee- Der Glücksucher. Roman von Käte Lindner. (Copyright 1926 by Alfred Bechthold, Braunschweig.) (Nachdruck verboten.) «1. ssvrüetzuna? Und eines Tag^s hatte Ler Andreas die flinke, frische Annadora Heinlein kennen gelernt, Lie sein leicht entzünd bares Künstlerherz in Fesseln schlug. Das Mädchen aber nahm Lie Liebe des absonderlichen Mannes, Ler so ganz anders war als die Burschen im Dorfe, hin, als ein liebes, schönes Gottesgeschenk, das der liebe Herrgott droben ihr, der Anna- Lora, in den Schoß warf, so ganz unverdient und unverhofft. „Ich hab' Lich lieb, Maikatzlein. Ganz unsinnig lieb, wie noch keine vor dir . . . Aber leicht werd' ich dir das Leben