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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 29.12.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191412293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19141229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19141229
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-29
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Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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' Vie Kämpfe am Meiknacktsfekt. (Von unserem OL.-Mitarbeiter.) Berlin, 27. Dezember. Der Weihnachtsfrieden, den der Papst für die Truppen der europäisch enMächte herbeiführen wollte, ist ein holder Wahn geblieben. Unsere Feinde weigerten sich, auf eine Waffenruhe während des Festes der Liebe einzugehen und sie haben gerade die Weihnachtstage zu heftigen Angriffen benutzt, wahrscheinlich in der Hoffnung, daß deutsche Weihnachtsstimmung und Heimatsehnsucht das Schwert unserer Krieger weniger scharf machen werde als sonst und ihre Wachsamkeit mindern werde. Sie haben die Rechnung ohne das deutsche eherne Pflichtgefühl gemacht, das auch im Überschwang der Festesfreude auf seinem Posten bleibt. Am 24. Dezember hatte uns unser Generalstab die erfreuliche Mitteilung machen können, daß im Westen die lebhafte Tätigkeit des Feindes am Tage vorher überall ergebnislos verpufft sei und bei Souain und Perthes in der Nähe des Lagers von Chalons von uns über 100 Gefangene gemacht worden seien. Im Osten aber hatten wir — so konnte uns weiter berichtet werden — die feindliche Stellung bei Mlawa und den Ort Mlawa selbst wieder in unsere Hand gebracht, nachdem wir von Soblau—Neidenburg her erneut die Offensive ergriffen und die Russen in mehrtägigen Kämpfen zurückgeworfen hatten, in denen diese 1000 Gefangene an uns verloren. Auch an der Rawka hatten die Russen in schweren Bajonettgefechten sehr große Verluste, ebenso am rechten Pilica-Ufer südöstlich Tomaszow. Und nun beginnen die eigentlichen Weihnachtskämpfe. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz war die Hauptaktion bei Festubert in der Nähe des oft genannten Bethune, wo die Gefechte bereits am 20. Dezember eingesetzt hatten. Hier wurden von unsern Truppen unter verhältnismäßig geringen eigenen Verlusten den Engländern und Indern 19 Offiziere und 819 Mann als Gefangene abgenommen und 14 Maschinengewehre, 12 Miuenwerfer, Scheinwerfer und sonstiges Kriegsmaterial erbeutet. Über 3000 Tote ließ der Feind vor den deutschen Linien liegen und mußte zu ihrer Bestattung um eine Waffenruhe bitten, die in ge wohnter soldatischer Anstandspflicht trotz aller von der Gegenseite erfahrenen Chilanen durch die Deutschen anstandslos bewilligt wurde. Aus einer ganzen Reihe kleinerer Gefechte im Westen seien die bei Chivry nord östlich Bailly, Lihons, südöstlich Amiens, und Tracy-le-Val, nordöstlich Compisgne, hervorgehoben, bei denen die Fran zosen große Verluste hatten und zahlreiche Gefangene in unsern Händen ließen. Betrübend ist die grausame Kriegführung seitens des Feindes, die unsere Heeresleitung zwingt, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, und dem Völkerkrieg immer mehr den Stempel eines Vernichtungskrieges aufdrückt. Am 20. Dezember hatte ein französischer Flieger auf das Dorf Jnor bei Montmödy, in dem sich nur deutsche Lazarette befinden, die auch für Fliegerbeobachtuug deutlich kenntlich gemacht sind, nicht weniger als neun Bomben geworfen. Schaden hatte der ruchlose Feind, dem selbst das Zeichen des Roten Kreuzes nicht heilig ist, Gott sei Dank nicht angerichtet. Die frevelhafte Gesinnung aber, die sich auch in dem neuerlichen Bombenwerfen auf die offene und außerhalb des Operationsgebietes liegende deutsche Stadt Freiburg kundgab, verdiente Strafe. Deshalb sah sich die deutsche Heeresleitung gezwungen, am zweiten Weihnachts feiertage einige bei Nancy belegene französische Orte mit Bomben mittleren Kalibers bewerfen zu lassen. Im Osten machten die Russen einen Angriff auf die deutsche Stellung bei Lötzen, wurden jedoch unter Verlust von 1000 Gefangenen blutig abgewiesen. Nördlich der Weichsel blieb die Lage unverändert, dagegen hatten wir südlich der Weichsel im Bzuraabschnitt weitere erfreuliche Fortschritte zu verzeichnen, ebenso auf dem rechten Pilica- ufer südöstlich Tomaszow. In Galizien haben die Russen während des Weihnachtsfestes ihre vor einigen Tagen be gonnene Offensive mit starken Kräften fortgesetzt und sich wieder der Becken von Krosno und Jaslo bemächtigt. Am unteren Dunajec und an der Njeda ist die Lage un verändert. In den Karpathen entrissen die Österreicher den Russen nach hartem, für die letzteren sehr verlustreichen Ringen, den wichtigen Uzsokerpaß. Auf dem Balkan kriegsschauplatz herrschte im großen und ganzen Ruhe. Deutsche flieger Übel» äer ^kemfenEnäung. - Während englische Wasserflugzeuge der deutschen Nordseeküste einen Weihnachtsbesuch abstatteten, blieb auch die deutsche Fliegerei nicht untätig. Deutsche Flugzeuge haben an der Themsemündung und über Dover Bomben abgeworfen. Das Reuter-Bureau meldet aus London: Am Freitag mittag LS'/, Uhr wurden die Bewohner von Southend an der Themsemündung in furchtbaren Schrecken durch sehr heftiges Gewehrfcner versetzt. Sie glaubten, ein deutsches Geschwader sei in der Themse erschienen und beschiesse die Stadt. Tausende stürzten an den Strand, wo sich ergab, daß deutsche Flieger Bomben geworfen hatten. Englische Flugzeuge auS Shcerneß versuchten, den beiden deutschen Fliegern den Rückflug abzuschnciden, diese entkamen jedoch im Nebel. Ob und wo die Bomben Schaden verursacht haben, wird von Reuter nicht gemeldet. Über Dover erschien ein deutsches Flugzeug am 24. Dezember und warf eine Bombe ab, die angeblich keinen Schaden anrichtete. Das Flugzeug, das nur einige Sekunden im Nebel sichtbar war, kehrte sofort über das Meer zurück. Bombenwürfe auf den Badeort Langeoog. Emden, 27. Dezember. Am ersten Weihnachtsfeiertage erschienen über dem Dorfe der unbeschützten Nordseeinsel Langeoog während des Vormittagsgottesdienstes vier englische Flieger, die zwei Bomben abwarfen und wahrscheinlich auch Schüsse abgaben, ohne Schaden anzurichten. Die Bevölkerung be wahrte ihre Ruhe. — Die Nordseeinsel Langeoog liegt gegenüber der Küste von Ostfriesland und gehört zur Provinz Hannover. Das Dorf der auch als Badeort be kannten Insel heißt Westende-Langeoog und zählt etwa 300 Einwohner Österreichs neuer feläkerr gegen Serbien. Erzherzog Eugen an Stelle von Potiorek. Der bisherige Oberkommandant der österreichisch ungarischen Balkanstreitkräfte, Feldzeugmeister Potiorek, hat um seinen Abschied gebeten und ist vom Kommando enthoben worden. An seiner Stelle wurde der General der Kavallerie Erzherzog Eugen ernannt. Zugleich wurde Feldmarschalleutnant Sarkotic zum Kommandierenden General für Bosnien und Herzegowina ernannt und ihm gleichzeitig die Funktionen eines Chefs der Landes regierung für Bosnien und Herzegowina übertragen. Der österreichisch-ungarische Armeekommandant Feld marschall Erzherzog Friedrich äußerte sich sehr zuversicht lich über die Kriegslage in Serbien: „Es ist kein Grund zur Besorgnis wegen Serbien vorhanden. Alles ist im Gange und wird eintreffen, was das Vertrauen in die Armee rechtfertigt. Das Gelände in Serbien ist furcht bar, die Wege unwegsam, das Wetter schrecklich. Es gibt aber kein Hindernis, worüber die nunmehr ge stählte Armee früher oder später nicht triumphieren würde/ Wie amtlich in Wien bekanntgegeben wurde, hatte das Oberkommando der Balkanstreitkräfte die Erreichung des idealen Zieles aller Kriegfüh rung, die völlige Niederwerfung des Gegners, ins Auge gefaßt, dabei aber den zu überwindenden Schwierig keiten nicht genügend Rechnung getragen. „Infolge der Ungunst der Witterung waren die wenigen, durch unwirt liches Terrain führenden Nachschublinien" — so heißt es in der Verlautbarung weiter — „in einen solchen Zustand geraten, daß es unmöglich wurde, der Armee die not wendige Verpflegung und Munition zuzuführen. Da gleichzeitig der Feind neue Kräfte gesammelt hatte und zum Angriff überging, mußte die Offensive abgebrochen werden und war es ein Gebot der Klugheit, die Armee nicht unter ungünstigen Verhältnissen zum entscheidenden Kampfe zu stellen. Unsere in Serbien eingedrungenen Streitkräfte sind, den widrigen Verhältnissen nachgebend, zurückgegangen; sie sind aber nicht geschlagen, sie sehen ungebrochenen Mutes neuen Kämpfen entgegen/ Kleine kriegspoU. München-Gladbach, 27. Dez. In der Handelskammer wurde auf Grund von Erhebungen der hiesigen Fabrikanten kommission mitgeteilt, daß im Bezirk Roubaix für drei hundert Millionen Mark Rohwolle aufgefunden worden ist, mit deren Abtransport nach Deutschland be gonnen wurde. Paris, 27. Dez. Ein von einem österreichischen Unterseeboot angeschossener französischer Panzer mußte sich zur Ausführung von Ausbesserungen nach Malta begeben. — Es handelt sich um den in der Straße von Otranto angegriffenen Panzerkreuzer vom Courbet-Typ. Hm ^fer-kanal." AuS einem Feldpostbrief. ... Die Belgier hatten wieder Unterstützung be kommen. In Dünkirchen, hörten wir, waren 26000 Engländer gelandet. So kam unsere Division in eine recht schwierige Lage. Der Feind hatte südlich C. eine unglaublich feste Stellung bezogen. Die Burschen hatten alle Entfernungen mit Bandmaßen abgemessen, und so schossen sie natürlich ganz vorzüglich. Alle hundert Meter befindet sich ein breiter sumpfiger Graben, dahinter tiefe, völlig eingedeckte Schützengräben, mit Schießscharten ver sehen, aus denen nur die Gewehrläufe herauslugten. In einem Bahndamm waren die Maschinengewehre ein gegraben. Dreihundert Meter vor der feindlichen Stellung läuft der große Kanal. Sämtliche Brücken über diesen waren gesprengt bis auf eine! Jetzt eröffnete der Feind ein mörderisches Feuer, aber unsere Jungen fanden in dem Morast doch etwas Deckung. Da die Nacht bald hereinbrach, konnten Pioniere eine Not brücke bauen. Dieses immerhin recht schwierige Werk gelang noch während der Nacht. Als der Morgen graute, begann der Feind die ganze Linie mit Artilleriefeuer zu bestreichen. Er war offenbar der Meinung, daß wir die Notbrücke gebaut hatten, um weitere Truppen hinüberzuwerfen; darin hatte er sich nun sehr verrechnet. Wir hatten längst eine andere Stellung eingenommen und schon Erfolge erzielt. Unsere Artillerie hatte Scheingeschütze gebaut, während sie selbst drei Kilometer weiter links stand. Zu unserer großen Freude beschoß der Feind die blinden Geschütze mit großer Bravour. Ab und zu blitzten da Pulversäcke auf, so daß es aussah, als würde das Feuer erwidert. Nun waren sie die Hineingefallenen. So konnte unsere Artillerie, die eine ganz vorzügliche Stellung gefunden hatte, inzwischen, ohne selbst unter Feuer zu sein, die Stadt B., in der feindliche Kolonnen lagen, beschießen und diese feindlichen Abteilungen in ein paar Stunden vernichten. Wir hatten bei dieser ganzen Geschichte verhältnismäßig wenig Verluste, der Feind hat sehr viel Munition vergebens verschossen. Leider ging es nicht immer so glatt ab. * s^ur jVlutl Nach diesem trefflichen Grundsatz handelte unlängst auf dem russischen Kriegsschauplatz ein Freiwilliger von den Graudenzer Jägern zu Pferde. Einem der Kölnischen Volkszeitung zur Verfügung gestellten Briefe desselben entstammt folgende Stelle. Vor Lodz, 4. Dezember 1914. Vor einigen Tagen erbeutete unsere Eskadron zwischen Marschau und Lodz eine russische Bagage von 36 Wagen, auf denen sich Mehl, Tabak, Zigaretten und Petroleum befand. Ein Wagen war mit Schokolade beladen. Der Fang erfolgte bei einem Städtchen. Auf der Höhe wurden Schützengräben sichtbar; ich erhielt Befehl, nach- zujehen, ob darin Russen lägen. Als ich bis auf etwa hundert Meter herangeritten war, erblickte ich mehrererussische Infanteristen schußbereit im ersten Graben. Nur nicht bange! So oder so. Ich rift auf sie zu, zog den Degen und donnerte den ersten Mann im Graben an: „Gewehr weg!" Cs war ein russischer Sergeant. Sofort befahl derselbe auf russisch etwas. In demselben Augenblick trat er mit zehn Mann zu mir heran, mährend ein Russe sämtliche Gewehre trug. Ich hatte also mit einem Schlage zehn Mann und einen Unteroffizier gefangen. Meine Eskadron lag im Städtchen. Nach einer halben Stunde kam ich mit meinen Gefangenen wieder bei ihr an. Slaventreu — Sklaven treu. Zum Verständnis der russischen Soldatenseele. Das bei Lodz geschlagene russische Heer kämpft an der Bzura, Rawka und Pilica mit großer Hartnäckigkeit um die Rückzugslinie nach Lodz. Dieselben russischen Soldaten, die, von Hunger und Leiden zermürbt, oft in überraschend großer Anzahl vor wenigen deutschen Soldaten die Waffen strecken, geben hier das Beispiel unerschütterter Tapferkeit, trotzdem der Russe nicht für die hohen idealen Werte kämpft, wie unsere Feldgrauen, und auch andere. Dinge mitsprechen, die seinen Mut und guten Willen z^> lähmen geeignet scheinen. Wir hören oft von der harten Behandlung, die russische Offiziere den ihnen unter gebenen Soldaten zuteil werden lassen. Maulschellen sind an der Tagesordnung, die Knute teilt hageldichte Hiebe aus. Die wüstesten Schimpfworte klingen ständig an das Ohr der Leute, das meist schon völlig abgestumpft dagegen ist. Völlig falsch wäre es aber, daraus zu schließen, daß der russische Soldat nicht an seinem Vorgesetzten hänge. ! Bezeichnend für das eigenartige Verhältnis der Russen zu ;eoer ihnen Übergeordneten Gewalt sind die Aufzeich nungen, die unser großer Schlachtendenker Moltke bet seinem Aufenthalt in Petersburg und Moskau anläßlich der Krönung Alexander U. von Rußland (7. September 18S6) in seinem Tagebuch machte. Moltke schreibt: „Während die Krönnngsfeierlichkeiten stattfanden, drängte sich draußen weit hinten, Kopf an Kopf, eine gewaltige jauchzende Volksmenge. Sie konnte nicht sehen, was hinter den hohen Tempelmaurn vor ging, aber der Jubel von innen, das Läuten der Glocken, das Donnern der Geschütze und die Fanfaren der Musik korps sagten ihnen, daß ihr Zar, ihr Batuschka, jetzt ge krönt und gesalbt sei/ In dem Namen „Batuschka", der soviel wie „Väterchen" bedeutet, findet Moltke die Er klärung für das Verhältnis des Russen zu seinem Herrscher. Die Grundlage aller Rechtszustände in Ruß land ist die väterliche Gewalt. Moltke sagt: „Ein Vater kann ungerecht und hart sein, aber das hebt sein väter liches Recht nicht auf. Der Russe muß durchaus einen Herrn haben. Er sucht ihn sich, wenn er ihm fehlt. Die Gemeine wählt sich den Starosten. Ohne ihn wäre sie ein Bienenschwarm ohne Königin." Ganz ähnlich ist das Verhältnis zwischen den russischen Soldaten und ihren Vorgesetzten. Moltke schildert dies mit folgenden drastischen Worten: „Er würde ohne seinen Hauptmann in der tödlichsten Verlegenheit sein. Wer sollte für ihn denken, ihn fürchten, ihn strafen? Er glaubt vielleicht von ihm, daß er ihm das Seinige vorenthält, er wird im Jähzorn von ihm mißhandelt, aber er liebt ihn darum doch mehr als den Deutschen, der mit Recht und Überlegung züchtigt. Wenn der europäische Soldat seinen Unteroffizier in betrunkenem Zustande sähe, so wäre es mit der Disziplin aus. Der russische legt den seinen za Bette, wäscht ihn ab und gehorcht ihm morgen, wenn er ausgeschlafen, mit derselben Treue wie zuvor/ Zweifellos hat sich seit jenen Tagen vieles im russischen Heer in dieser Hinsicht gebessert. Aber im großen Ganzen trifft das, was unser großer Feldmarschall scharfen Auges beobachtete, auf Volk und Heer sicherlich auch heute noch zu und erklärt das Verhalten der russischen Soldaten, die trotz schlechter Behandlung, trotz Hunger und Kälte immer wieder ausharren und sich ins Feuer bringen lassen. Es sind auch heute noch Halbasiaten — Moltke spricht mit gutem Bedacht im Gegensatz zu ihnen von europäischen — und ihre Treue ist Unterwürfigkeit. Sie ist sklavenhaft verglichen mit der mannhaften, aufrechten, von tiefem Rechtsbewußtsein und freiem Erkennen getragenen deutschen Disziplin. politische Runäscha-i. Deutsches Keich. * In dem auS dem Großen Hauptquartier datierte Runderlast des Reichskanzlers gegen die falsche» Darstellungen des französischen Ministerpräsidenten in der französischen Kammer sagt der Kanzler, Deutschland mußte den englischen Konferenzvorschlag unmittelbar vor Ausbruch des Krieges ablehnen, weil es nicht zulassen konnte, daß Osterreich-Ungarn in einer Frage seiner nationalen Lebensinteressen, die nur Osterreich-UngaM selbst anging, einem Tribunal der Großmächte unterstellt würde. Aus dem deutschen Weißbuch geht hervor, daß auch Osterreich-Ungarn den Vorschlag als unannehmbar bezeichnete. Kein Staat hat ehrlicher den Frieden gewollt als Deutschland. Frankreich und England haben dagegen in dieser Beziehung keinen ernsthaften Schritt getan. England hat nachgewiesenermaßen noch früher mobilisiert als Serbien, Rußland ordnete in der Nacht vom 30. bis 31. Juli die allgemeine Mobilisierung an. Deutschland wurde gezwungen' sich zur Verteidigung in Stand zu setzen. Wie kann ein verantwortlicher Staatsmann wie Viviani den Mut finden, Deutschland für den Kriegs ausbruch verantwortlich zu machen. Nur die Dreiverband mächte, die Friedensworte im Munde führten und heimlich zum Kriege entschlossen waren, tragen alle Schuld. Vortugal. X Mehr und mehr spitzt sich die Politische Lage zu durch die Schuld der am Ruder befindlichen Regierung, die sich von England zur Teilnahme am Kriege treiben ließ. Der Senat hat sich bekanntlich gegen die Regierung gewandt, er will keinen Krieg. Infolgedessen nimmt der Konflikt zwischen Radikalen und Gemäßigten immer ernsteren Charakter an. Der Oppositionsführer Almeda hat den Ministerpräsidenten interpelliert und ihn gefragt, warum das Kabinett nicht zurücktrete, da doch der Senat der Regierung das schärfste Mißtrauen ausgesprochen habe. Ministerpräsident Coutinho erwiderte, er werde so lange nicht gehen, wie er das Vertrauen des Präsidenten Arriaga besitze und der Unterstützung der demokratischen Partei sicher sei. Die innere Verwirrung spricht jedenfalls eine deutliche Sprache, was es mit den großen Worten auf sich hat, mit denen der Ministerpräsident seinerzeit die ungeheure Kampflust des „ganzen Volkes" betonte. Japan. X Eine erhebliche Dämpfung der Kriegsgcliiste Haben die augenblicklich leitenden Kreise im Reiche des Mikado erfahren müssen. Das Parlament lehnte die Regierungs vorlage, die eine Vermehrung der Armee um zwei Divisionen verlangte, mit 213 gegen 148 Stimmen ab. Der Kaiser hat darauf die Auflösung des Parlaments angeordnet. Die Herübersendung von Truppen no^ Europa, um zugunsten der Dreiverbandstaeten in dA Krieg einzu greifen, scheint danach also noch gute D^üe zu haben. Denn die Abstimmung des Parlaments bedeutet zweifel los eine starke Auflehnung gegen die Lnegsneigungen des durch den Grafen Okuma geleiteten /kabmetts. Japan ist finanziell heute noch so erschöpft durch die Kosten des Feldzuges gegen Rußland, daß der Wille der Volks vertretung, kriegerischen Vermittlungen ohne triftigen Grund aus dem Wege zu gehen, lehr verständlich ist. Ov der Mikado durch die von idm beliebte Auflösung des Parlaments Herr der inneren Schwierigkeiten wird, Muß einstweilen sehr fraglich erscheinen, wenn man die große Mehrheit bedenkt, mit der die Regierungsvorlage abge- lehnt wurde.. unä fern. 2 Mit Dank zurück. Unser Generalstab bewahrt jsich ebenso wie unsere Feldgrauen in den Schrecknissen des Krieges das schönste Göttergeschenk, den Humor. Köstlich war es neulich, wie er sich schuldig bekennt, Herrn JoffreS Bitte um Geheimhaltung seines vielbesprochenen Angriffs befehls und Verhütung, daß dieser in die Presse käme, übersehen zu haben und den Befehl entgegen deS franzö sischen Generalissimus ausdrücklichen Wünschen doch ver öffentlicht zu haben. Heut beweist er seine unerkck,an—
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