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Das Eten- der deutschen Kriegsgefangenen in England. Der folgende Brief eines in England gefangen ge haltenen deutschen Soldaten ist auf einem Wege, den öffentlich anzugeben nicht nötig ist, nach Deutschland ge langt und der «Franks. Ztg." zur Verfügung gestellt worden. Wir enthalten uns, schreibt das Blatt, jeden Kommentars dazu, die in Not und Krankheit hingeschriebenen Worte sprechen für sich selbst. Der Schreibende ist Unteroffizier der Reserve. Liebe Eltern! Wenn Ihr diesen Brief erhaltet, bin ich vielleicht schon tot, denn als Schwerkranker schreibe ich Euch. Ich fühle es, daß ich nicht mehr gesund werden kann; in der Heimat wäre das schon möglich, hier jedoch unter diesen mensch lichen Bestien, denen alles Gefühl für die Leiden anderer fehlt, mutz ich unfehlbar sterben. Niemand glaubt mir, daß ich krank bin, ebensowenig wie man es meinen Kameraden glaubte, die vor mir gestorben sind. Wir waren fast alle kerngesund, als wir leiver in die Gefangenschaft gerieten; glaubt mir, es war nicht unsere Schuld, wir wurden abge- schnitten, und ein Durchschlagen zu unseren Truppen war unmöglich. Die meisten von uns waren unverwundet, und nur durch die allem Menschlichen Hohn sprechende Behand lung der Engländer wurden wir krank, so daß schon viele sterben mußten. Schon nach den ersten Tagen fingen die Ersten von uns an zu husten oder über Schmerzen im Unterleib zu klagen, denn durch die schweren englischen Nebel war die Zeltleinwand ganz eingeweicht, und der Aufenthalt in den feuchten, oft direkt durchnäßten Zellen war fürchterlich. Schon in der ersten Woche unseres Hierseins starben von den früher Angekommenen einige Leute, und jetzt mehren sich die Sterbefälle von Tag zu Tag Letzte Woche hatten wir, so war ich jetzt noch lebe, 46 Tote, und alle ohne Ausnahme Lungenentzündung und Unterleibsleiden. Wenn wir wenigstens noch einigermaßen gutes Essen bekämen, dann ginge es noch, doch was man uns zu essen vorsetzt, ist ein wahres Hundefutter und höchst selten gar gekocht, oft in einem ganz ungenießbaren Zustande. Doch ist das noch zu gut für die „blooäx 0erman8" oder „blooä^ swine8", die gebräuchlichsten Ausdrücke für uns, und unsere Henkersknechte, resp. unsere Gefangenen-Bewachungs-Mann- schäften warfen oft aus infamer Bosheit Asche ober Schmutz in den Kochkessel. Ueberhaupt ist die Bewachungs-Mann- schäft aus den rohesten und gemeinsten Elementen zusammen gesetzt, lauter Rowdies, die man wohl extra zur Bewachung der Gefangenen ausgesucht hat. Kolbenstöße und Fußtritte sind an der Tagesordnung, und wir sind nachgerade zu matt und zu elend geworden, um uns noch sonderlich aufzuregen. Ein Vizefeldwebel vom X-Regiment, der auch hier gefangen gehalten wurde, mußte die roheste Behandlung erdulden, zumal er es gewagt hatte, sich bei dem aufsicht führenden Offizier zu beschweren. Es ging hierauf eine Zeitlang besser, bis der Offizier abgelöst wurde, woranf unter dem neuen dann der Vizefeldwebel Unsägliches zu er dulden hatte, offenbar mit Zustimmung des englischen Aufsichtführenden. Als dem Gefangenen eines Tages die Geduld ausging (er hatte wieder Fußtritte bekommen) und er einen der Lumpen niederschlug, wurde er sofort abgeführt und erschossen, als abschreckendes Beispiel, wie es in der Bekanntmachung, die uns am selben Tage vorgelesen wurde, hieß. Die Bemittelten unter uns, das heißt diejenigen, die noch Geld besitzen (vielen wurde alles abgenommmen), können sich auf eigene Kosten Eßwaren kommen lassen, meist durch die Vermittlung der Wachthabenden. Doch ist hier alles so furchtbar teuer und die Herren Vermittler fordern so hohe Belohnung für ihre Dienstleistung, daß man lieber auf alles verzichtet, denn auch die so gekauften Eßwaren sind durchaus nicht tadellos, und gar oft ist Wurst und Käse so schlecht, daß man lieber hungert, als das Zeug zu essen. Die meisten von uns haben nur an Wäsche gerade das, was sie auf dem Leibe tragen; die Wäsche zu wechseln, ist gar nicht möglich, und so liegt man denn Tag und Nacht herum, immer dasselbe Zeug auf dem Leibe, denn hier be kommt man nichts. Es ist ganz unendlich traurig, zumal da an einzelnen Tagen in der Woche den Bewohnern Lon- dons gestattet ist, die gefangen „Germans" zu sehen, und wir werden dann wie wilde Tiere angestarrt und sind den ärgsten Beleidigungen ausgesetzt. Sogar kleine Kinder, die noch auf dem Arm ihrer Mutter sitzen, strecken schon die Zunge heraus, was die Väter und Mütter köstlich zu amüsieren scheint. Wenn es einen Gott gibt, so wird den Engländern mit Zinsen heimgezahlt werden, was sie an uns getan, dafür werden unsere Brüder, die von unserer schändlichen Gefangenschaft hören, schon sorgen und den feigen Gefangenenmördern die Hölle heiß machen. Ich schreibe Euch, liebe Eltern, dies, damit es in den deutschen Zeitungen veröffentlicht wird; der lange Brief hat mich sehr viel Mühe und Anstrengung gekostet und den letzten Rest meiner Kraft erschöpft. Doch Ihr wißt jetzt wenigstens, wie wir hier behandelt werden, und was diejenigen er- wartet, die das Unglück haben, in englische Gefangenschaft zu geraten Tausendmal lieber den Tod auf dem Schlacht- felde inmitten der Kameraden. Ein Besuch bei Hindenburg. Ein Redakteur der Berliner „Nationalzeitung" hat an- läßlich eines Liebesgabentransportes nach dem Osten Ge legenheit gehabt, im Hauptquartier vom Generalobersten von Hindenburg empfangen zu werden Wir entnehmen der Schilderung seiner Eindrücke folgendes: Da steht nun der Sieger von Tannenberg und bei den Masurischen Seen uns gegenüber, hoch aufgerichtet und massig, schon mit dem Riesenmaß seiner Körperlichkeit alles neben sich überragend Sein Gesicht strahlt von Wohlwollen und Güte, von Freundlichkeit und Freude. Wir aber freuen uns, den Mann, dessen das deutsche Volk in unauslöschlicher Dank barkeit gedenkt, in so glänzender Verfassung zu sehen. „Es geht mir auch recht gut", lachte Exzellenz von Hindenburg, „gestern haben unsere Truppen wieder ein paar russische Armeekorps so gründlich geschlagen, daß es eine wahre Freude war, darunter drei oststbirische Armeekorps, die genau 36 Stunden unterwegs waren. Sie wurden aus- waggoniert, mußten aus den Eisenbahnzügen ins Gefecht und wurden sofort so zugerichtet, daß sie unter ungeheuren Verlusten an Toten, Verwundeten, Gefangenen und Kriegs material fliehen mußten. Haben Sie im Treppenhause des Gouvernementspalais, vor dem großen Kaktusarran gement, das Maschinengewehr gesehen? Es stammt von Ludwig Löwe aus Berlin, ist von diesem nach Wladiwostok geliefert worden und kommt nun in nagelneuem Zustande — es ist nämlich aus ihm noch kein einziger Schuß abge feuert worden — wieder nach Berlin zurück. Mackensen hat es mir geschickt. Das Ding hätte sich diese Reise nach /As oss /A/v /b/7 Ostasien doch ersparen können." Und Generaloberst von Hindenburg erzählt weiter, anschaulich, heiter und lebendig. Die russische Artillerie schießt gut, freilich mit enormer Munitionsverschwendung; die Infanterie ist gleichfalls nicht gerade untüchtig. Aber die russische Kavallerie ist zu nichts zu gebrauchen. „Es ist übrigens eine wahre Freude", fährt er in seiner lächelnden und scheinbar unerschütterlichen Ruhe fort, „an der Spitze dieser Armee zu stehen, jeder in ihren Reihen ist ein Held Die Stimmung ist einfach herrlich, vom General bis zum letzten Mann alles voll Zuversicht. Aller das prachtvollste unter allen sind doch meine Flieger. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was mir diese schon durch ihren geradezu heroischen Aufklärungsdienst geleistet haben. Mir selbst geht es auch ganz gut: ich schlafe wie eine Kanone Wenn ich daran denke, daß ich vor ein paar Wochen noch Pensionär in Hannover war! Ich hatte mich freilich — selbstverständlich — gleich nach Ausbruch des Krieges zur Verfügung gestellt, hatte auch den Bescheid er halten, daß man im Bedarfsfälle auf mich zurückgreifen werde. Aber seither hatte ick nichts mehr gehört. Mir wenigstens schien die Ungewißheit'des Wartens endlos, und nach ein paar Wochen hatte ich auch bereits alle Hoffnung auf Reaktivierung aufgegeben. Da kam mit einem Male die Depesche, die mir mitteilte, daß mich Se. Majestät mit der Führung des Ostheeres beauftrage. Ich hatte nur gerade soviel Zeit übrig, mir das Allernotwen- digste an wollener Unterkleidung zu kaufen und mir meine alte Uniform ein bißchen seldmäßig zurecht machen zu lassen. Da kam auch schon mein prachtvoller Generalstabs- chef Ludendorff mit einem Extrazug an. Schlafwagen, Speisewagen, Lokomotive — so fuhr ich nach Ostpreußen wie'n Fürst. Na, und bisher ist ja alles recht gut ge- gangen." Verlustliste Nr. 56 äer königlich Sächsischen Urmee, ausgegeben am 13. November 1914. Dieselbe enthält aus der Stadt Wilsdruff und deren näheren Umgegend folgende Namen: 4. Infauterie-Negiment Ar. 103, Mutzen. Saupe, Hermann Ferdinand, Reservist aus Klipp- Hausen, vermißt. Berichtigung früherer Aerlusttiste«. Höbe, Paul Gerhard, Soldat aus Miltitz, bisher schwer verwundet, im Lazarett gestorben. Verlustliste Nr. 57 cier königlich Sächsischen Urmee ausgegeben am 14. November. Dieselbe enthält aus der Stadt Wilsdruff und deren näheren Umgegend folgende Namen: Neserve-Jäger-Aataillon Ar. 25. Rost, Gerhard Ernst, Jäger aus Rothschönberg, schwer verwundet. Rudolf I, Hermann Alfred, Jäger aus Tauben- heim, leicht verwundet. Aeserve Infanterie-Aegiment Ar. 101. Geyer, Max Alwin, Landwehrmann aus Braunsdorf, bisher vermißt, ist leicht verwundet. LE Mitteilungen vom Noten Krenz, Hess, sind über folgende Kriegsgefangene des sächsischen HeereS, deren Angehörige wegen ungenügender Adresse nicht be nachrichtigt werden können, eingegangen: Seifert, Otto, 46. Inf., Besancon. Scheinburg, Walter, Ltn, Besancon. Mündliche Auskunft über dieselben im Nachweisebureau, Dresden, Königstraße 15. Mochenlpielplan «ter vresäener ^Keuter. Opernhaus: Dienstag Oeffentliche Generalprobe zum U. Sinfonie-Konzert Reihe B, Donnerstag II. Sinfonie- Konzert Reihe B, Sonnabend Volksvorstellung, Sonntag „Der fliegende Holländer". Anfang Dienstag und Sonnabend 8 Uhr, Donnerstag und Sonntag V»8 Uhr H Schauspielhaus: Dienstag „Glaube und Heimat", Donnerstag und Sonntag „Katte", Freitag „Die Entführung aus dem Serail", Sonnabend „Jahrmarkt in Pulsnitz", Montag „Kater Lampe". Anfang abends V»8 Uhr, außer Freitag 8 Uhr. Residenz-Theater: Dienstag, Freitag und Montag „Immer feste druff", Mittwoch „Auf den Schlachtfeldern in Ostpreußen", Donnerstag „Die wehrpflichtige Braut", Sonnabend „Der Zigeunerbaron", Sonntag „'s Nullerl". Anfang Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag abends 8 Uhr, Mittwoch Freitag und Montag V-8 Uhr. Außerdem Mittwoch „Die Weichsel und die Masurischen Seen als Bollwerke unserer Ostmark", und Sonntag „Alt- Heidelberg. Anfang nachmittags Uhr. Albert-Theater: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Montag „Mudder Meros", Mittwoch Geschloffen, Freitag und Sonntag „Der Kaiserjäger". Anfang Diens- Mittwoch und Donnerstag abends ^9 Uhr, Sonnabend, Sonntag und Montag V»8 Uhr. Außerdem Sonntag nach mittags V,4 Uhr „Eine unmögliche Frau". MeiKner Marktbericht am 7. November 1914. Butter, ein Kilo 2,70—2,80 Mk., Landeier, ein Stück 12—13 Pfg., Gänse, ein Pfund 80-83 Pfg., altes Huhn, ein Stück 2,40—2,70 Mk., junge Hühner, ein Stück 1,80 bis 2,20 Mk, Enten, ein Stück 3,50-4,20 Mk., Tauben, ein Stück 60-65 Pfg. Nossener Produktenbörse am 6. November 1914. 1000 lex M.Pf. M.Pf. «cx M.Pf. bis M.Pf. „ Neu 75 lcx„ „ 259 — 85 22 — „ NM 68/72 „ „ „ — 85 » > —» Roggen, neu 70 „ „ 220 - 80 17 60 „ ulk „ „ 206 — 214 - 80 16 75 17 — Hafer, neu „ „ 205 — 50 1025 Heu, neu per 50 Kilo M. 3- 350 Heu, alt „ 50 „ „ 3 50 4 — Dchüttstroh 50 „ „ 230 250 Gebundstroh » 50 „ „ 1- 2 — Speise-Kartoffeln neu » 50 „ „ 3 50 4 — Marktberiebt. Dresdner Produktenbörse am 13. November 1914. Wetter: Schön. Stimmung: Geschäftslos. Um S Uhr wurde amtlich notiert. Weizen. Pro 1000 Kilo netto, inländischer, 75 Kilo 265, gesetzlicher Höchstpreis. Roggen, pro 1000 Kilo netto, inländischer, 70 Kilo 225 gesetzlicher Höchstpreis. Gerste, pro 1600 Kilo »cito, in ländische 68 Kilo 210, gesetzlicher Höchstpreis über 68 Kilo 235—245. Hafer, pro 1(00 Kilo netto, sächsischer, gesetzlicher Höchstpreis 212, Rund mais 245—250, Oelsaaten, Winterraps, scharf, trockn do. feucht —. Leinsaat, feinemittlere—,—La Plata — Bombay (10y°/o) —. Rüböl, raff wertes —. Rapskuchen (Dresdner Marken), pro 100 I<A lange 18,50,runde —Leinkuchen (Dresdner Marken), pro 100 Ics —,— M-, andere Marken pro 1000 lex 235—240 M. Malz —,— Weizenmehl (Dresdner Marken) pro 100 Kilo netto ohne Sack, Bäcker- mundmehl. durchgemahlenes aus fremden und inländischen Weizen40,00 biS — 40,50, Bäckermundmehl, durchgemahlenes aus Jnlandweizen 37,00 bis —37,50, Roggenmehl pro 100 Kilo netto ohne Sack, durchgemahlenes (72°/^ 32,00, Futtermehl 18,00-20,00. Weizenkleie Pro 100 lex netto ohne Sack, gesetzliche Höchstpreise für den Hersteller ab Mühle 13,00, Roageu- klcie pro 1(0 KZ netto ohne Sack, gesetzliche Höchstpreise für den Hersteller ab, Mühle 1300, Handelspreis 13,50—15,M.