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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 10.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191410105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19141010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19141010
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
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Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-10
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Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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Antwerpen herrschte infolge beschwichtigender Berichte wieder eine gewisse Zuversicht. Diese ist vor allem dem Umstand zu verdanken, daß man sich nunmehr auf die mächtige Unterstützung Englands verlaffen zu können glaubt. Seit etwa vier Tagen stießt der Strom von in Kaki gekleideten Angehörigen der Armee und Marine infanterie, die von schweren Geschützen begleitet sind, bei nahe ununterbrochen durch die Stadt, überall mit jubelnder Begeisterung begrüßt. Die Männer rufen den Eng ländern laut zu, indem sie die Hüte schwenken, die Frauen sind zu Tränen gerührt und winken mit den Taschentüchern. Am Sonntagabend, als lange Reihen von Londoner Lastkraftwagen mit bunten Abzeichen über den Meireplatz und die Boulevards fuhren, während die Stadt im Regen und Nebel dalag, so daß man sich nach London versetzt glaubte, war die Bewegung ungemein groß. Es regnete Zigarren und Zigaretten auf die Wagen, wo die Tommys mit ihren glattgeschorenen Ge sichtern sich die brausenden Huldigungen wohlgefallen ließen. Sie ließen belgische Fähnchen an ihren Gewehren flattern, und in der etwas hastenden Fahrt der pustenden Kraftwagen drückten sie die ihnen von beiden Seiten der Straße gereichten Hände eilig, aber fest. An einem andern Punkt der Stadt zogen sie zu Fuß in dichten Gliedern mit Musik voran und sangen die Weise: „Es ist ein langer Weg nach Tipperary". Der Verzweiflungskampf. Ob die Stadt nach Niederkämpfung der zwecken Be festigungslinie nicht doch übergeben wird, steht dahin. Es gibt nach Meldungen holländischer Berichterstatter An zeichen dafür, daß König Albert die Stadt verschonen wolle, in weiten Kreisen aber sei die Überspannung derart, daß man erkläre: „Lieber die Stadt Straße für Straße ver teidigen, als uns übergeben." Dem Berichterstatter fiel indes auf, daß um das Fort Stabroek an der holländischen Grenze die Verschanzungen, Drahtversperrungen, Lauf gräben usw. nicht in der Richtung gegen den Feind an gebracht seien, der die Festung von Norden her berennen könne, sondern „wir erwarten den Feind mit unsern Ge schützen und Maschinengewehren ausschließlich aus Ant werpen selbst. Alles ist gegen Truppen gerichtet, die aus der Provinz selbst herankommen". Der Berichterstatter leitet daraus her, daß wenn einmal die beiden Fortsgürtel in der Hand des Feindes seien, die Stadt einfach un verteidigt gelassen würde. Das Hauptquartier würde sich über Eckeren und Cappellen auf Stabroek zurückziehen und dort die Verteidigung bis zum äußersten führen; wenn der Kampf dann verlorenginge, sei wenigstens die Ehre gerettet. Belgischer Versuch, Truppen auszuheben. Die belgische Regierung hat nach einer Meldung des „Handelsblad" von Antwerpen 23 000 Mann des Jahr gangs 1914 einberufen. Eine große Anzahl der Ein berufenen war bereits damit beschäftigt, Laufgräben und Befestigungen bei Rümpft, Waelhem, Düffel und Dender- monde anzulegen. Die Rekruten werden jetzt nach Ostende und Jepern gebracht werden. Ein Versuch der belgischen Negierung, drei weitere Jahrgänge zur Armee einzu ziehen, wurde durch eine in drei Sprachen, Deutsch, Französisch und Flämisch, in ganz Belgien von Lüttich aus verbreitete Bekanntmachung des deutschen Gouverneurs, Generalleutnants Kollewe, energisch bekämpft. In ihr wird unter Androhung schwerer Strafen den belgischen Behörden befohlen, sich jeder Mitwirkung bei dieser Ein ziehung zu enthalten und die Listen der Wehrpflichtigen sofort an das Gouvernement Lüttich einzusenden. Den Wehrpflichtigen ist es verboten, den Einberufungen Folge zu leisten. * Vie Kämpfe in ^orclfnankneick. In dem wochenlangen Kampf auf unserem rechten Flügel im Norden Frankreichs reift die Entscheidung nur lmrgsam heran. Die Franzosen schieben ihren linken Flügel so weit hinauf, wie irgend möglich, immer in der Hoffnung, den deutschen rechten zu überflügeln, und in Belgien mit den Engländern, vielleicht sogar mit Antwerpen Fühlung zu bekommen. Das glückt ihnen natürlich nicht. Die Deutschen sind überall gleich schnell da und drohen dem Gegner mit Überflügelung. Aus dem letzten fran zösischen amtlichen Bericht entnehmen wir über diese Kämpfe folgendes: Aus dem französischen linken Flügel dauert die Schlacht mit grosser Heftigkeit an; die einander gegcn- übcrftchcndcn Heere reichen bis in die Gegend von Leus und LabaM; ihre Fortsetzung bilden Kavallcriemassen, die bis in die Gegend von ArmentiLrcS miteinander kämpfe». Lens liegt 18 Kilometer nördlich von Arras und ebenso weit westlich von Douay, Armentieres nordwestlich von Lille, dicht an der belgischen Grenze; Labasse 14 Kilometer nördlich von Lens und ebenso weit östlich von Bethune, 20 Kilometer südwestlich von Lille. Danach hat sich also die Front noch weiter nach Norden aus gedehnt und befindet sich bereits 18 Kilometer nördlich v-m Arras. Daß unsere Kavalleriespitzen westlich von Lens und von Lille auf feindliche Streitkräfte getroffen waren, ist bereits auch deutscherseits gemeldet worden. Wir sind stark genug, auch diese letzten verzweifelten Ver suche der Franzosen abzuwehren und ins Gegenteil zu verkehren. Nack Schweizer Meldungen fürchten die Fran- zos-n auch ernstlich, daß ihre Stellungen bei Roye und Nsnon durchbrochen werden, was der Anfang vom Endr sein würde. Ölterreickilcker Sieg bei prremysl. Furchtbare Verluste der Russen. Auch im Osten folgt Schlag auf Schlag gegen die in großen Massen andrängenden Russenheere. Im Gouverne ment Suwalki ist nach Mitteilung des deutschen Haupt quartiers der russische Angriff mit einem Verlust von 2700 Gefangenen und neun Maschinengewehren abgewiesen worden. In verschiedenen kleineren Gefechten westlich Iwangorod wurden 4800 Russen zu Gefangenen gemacht. Der österreichische Generalstab veröffentlicht jetzt einen Bericht über einen großen Erfolg bei Przemysl. Laut Meldung eines in kühnem Fluge auS Przcmysl zurückgekehrten Generalstabsoffiziers wird die Ver teidigung der Festung von der kampfbcgeisterten Be satzung mit grösster Tätigkeit und Umficht geführt. Mehrere Ausfälle drängten die feindlichen Linien znrück und brachten zahlreiche Gefangene ein. Alle Angriffe der Russen brachen unter furchtbaren Verlusten im Feuer der Festungswerke zusammen. Es liefen bereits Gerüchte um, daß die Festung Przemysl von den Russen belagert werde. Wie erinner lich, zogen sich die Österreicher nach den Schlachten im Raum von Lemberg auf eine strategisch vorteilhaftere Linie zurück, um von dort nach Neuordnung ihrer Armeen eine neue Offensive vorzubereilen. Die Russen, die durch die wochenlange Schlacht sehr geschwächt waren, folgten anfangs nicht. Sie haben sich erst, nachdem sie ent sprechende Verstärkungen herangezogen hatten, gegen Przemysl vorgewagt. Diese Festung, die den süd lichen Flügel der österreichischen Aufstellung schützt, ist wohl die stärkste und bedeutendste der ganzen österreichischen Monarchie. Die Russen konnten sich um so weniger Erfolg von einer Unternehmung gegen dieses Bollwerk versprechen, als sie über keine genügend schweren Gescyutze verfugen, um den Kampf gegen Beton und Panzer durchzuführen. Die Angriffe der Russen sind auch wohl mehr des guten Eindrucks nach außen hin unternommen worden. Väterchen Nikolaus, der in Lublin weilen soll, muß doch etwas von den letzten Taten seiner Kinder hören und in Paris wartet man ja auch immer ungeduldiger darauf, daß die Russen sich wieder regen. Wahrscheinlich wird der an der Weichsel sich fühlbar machende deutsch-österreichische Gegendruck Väterchen bald aus Lublin wieder verscheuchen und die Russen, die in Gefahr geraten, abgeschnitten zu werden, auch von den Mauern Przemysls vertreiben. Die russische Niederlage in Ungarn. Budapest, 8. Oktober. Nach amtlichen österreichischen Berichten steht in den Karpathen westlich des Myszkower Sattels kein Feind mehr. Die Verfolgung der bei Marmaros-Sziget ge schlagenen russischen Heeresteile wird über Nagybocsko weiter fortgesetzt. Die Verwaltungsbehörden haben die amtliche Tätigkeit wieder ausgenommen. Die Beerdigung der in dem jüngsten Kampf bei Uzsok gefallenen Russen dauert fort. Bisher wurden achttausend russische Gefallene begraben. Kleinarbeit «userer Flotte. In London ist man mit der Tätigkeit der in der austral-asiatischen Gewässern sich aufhaltenden englischer und japanischen Schiffe sehr unzufrieden. Namentlich tadelt man die verbündete Flotte, daß es ihr bisher noch nicht gelungen ist, den kleinen ungeschützten Kreuzer „Geier" unschädlich zu machen, der in den Gewässern der deutschen Karolinen englische Schiffe durch Herausnehmen der Maschinenteile fahrtunfähig machte. — Nach einer Mitteilung der Stettiner Neuesten Nachrichten, die das Blatt als absolut zuverlässig bezeichnet, hat Mittwoch ein deutsches Torpedoboot den norwegischen Dampfer „Modig", der ungefähr 1800 Tonnen Kohlen an Bord hat und aus der Reise von England nach Rußland begriffen war, in der Ostsee aufgebracht und nach Swinemünde ge schleppt. kleine kriegspokk. Berlin, 8. Okt. Der Gouverneur von Kamerun meldet siegreiche Gefechte gegen Engländer und Fran zosen von Anfang September. Berlin, 8. Okt. Das alte deutsche Torpedoboot „8 116" (1902 gebaut, 60 Mann Besatzung, 420 Tonnen) wurde am 6. d. M. in der Nordsee durch ein englisches Unterseeboot lwahrscheinlich „8 9") in Grund gebohrt. Fast die ganze Mannschaft wurde von deutschen Schiffen gerettet. Mailand, 8. Okt. Die nach Spezia zurückgekehrten beiden Teilnehmer der Spazierfahrt des entflohenen Unterseebootes, der Zweite Kommandant Ingenieur Rocchi und der Elektrizitätstechniker Vassallo, wurden ver haftet. Tokio, 8. Okt. Eine Marineabteilung besetzte Jaluit, den Regierungssitz der deutschen Marschallinseln. tZei äen „42ern". Berlin, 7. Oktober. Vor Nniwerpen donnern die deutschen schweren Be lagerungsgeschütze. Auch unsere 42-Zentimeter-Mörser sind dabei, den Antwerpenern mit ihrem Brummbaß aufzu spielen. Diese Mörser sind vom Schleier der Legende so umwoben, daß über ihre Verwendung und Schußwirkung die abenteuerlichsten Vorstellungen umlaufen. Wie eine solche „fleißige Berta" mit 42 Zentimeter Taillenweite (der Essener Volkswitz hat die Riesenkanone im Gegensatz zur bekannten faulen Grete und zu Ehren der Frau Berta Krupp so benannt) arbeitet, darüber dürfen ebenso wie über ihre Konstruktion genaue Angaben natürlich nicht ge bracht werden. Aber was mit Genehmigung der Militär behörden von Zuschauern der Beschießung der Sperrforts bei Verdun berichtet wird, genügt, um sich ein Bild von den fabelhaften Wirkungen der „42 er" zu machen. Ein Berichterstatter sah mitten im Walde eine solche Mörserstellung. Hohe Bäume deckten sie. Die feindliche Artillerie hätte bei der großen Entfernung, die die Mörser von ihrem Ziel, den Befestigungen eines Sperrforts trennte, übrigens den deutschen Geschützen gar nicht gefährlich werden können. Wie auf dem Exerzierplatz vollzogen sich mit vollkommenster Ruhe und Genauigkeit die Arbeiten an den riesigen Geschützmaschinen. Mit Nädern und Hebeln wird, nachdem die Munition auf mechanischem Wege durch ein Hebewerk der weitgähnenden Ladekammer zugeführt worden ist, dem Mörser die Richtung gegeben. Richtung? Wenn Hohe Bäume das Ziel ver decken? Ein moderner Artillerist braucht sein Ziel nicht direkt zu sehen. Sechs Kilometer von der Aufstellung der Geschütze ist auf einem Baum ein Beobachtungsposten eingenistet. Dieser gibt mit Lichtsignalen alles Erforderliche über Entfernung, Richtung usw. nach einer Ausnahmestelle bei der Batterie. Alles ist bereit zum Schuß. Offenen Mundes wird er von der Bedienungsmannschaft erwartet. Macht man den Mund weit auf, so wird die schädliche Wirkung des Schalls auf das Trommelfell des menschlichen Ohres aufgehoben. Und jetzt! Feuer! Eine Flammengarbe bricht aus dem Rohr, das Geschoß fährt im steilen Winkel zum Himmel. Bis zu 4500 Meter, der Höhe des Montblanc, geht seine mit einem schwachen Rauchring und einem eigenartigen Leuchten bezeichnete Bahn, die man stellenweise mit freiem Auge erkennen kann, ehe sie sich verderbenbringend mit tödlicher Sicherheit zum Ziel herabsenkt. Der Zuschauer hat gar nicht das Gefühl, als ob hier geschossen wird, sondern als ob aus dem ge waltigen gen Himmel zeigenden Rohr ein Riesenfeuerwerk von Raketen und Schwärmern herauszischen werde. Der Knall der Pulverexplosion, die das Geschoß aus dem Mörser treibt, ist gewaltig und erschütternd. Aber noch mehr packt die Nerven das seltsame, laute Surren unk Sausen, mit dem sich der riesige Zuckerhut durch die Lüfte zwängt. Und nun ist er eingeschlagen, der eiserne Gruß, weit Hutten am unsichtbaren Ziel und hat in die felsenharten Betonbauten wahre Krater gerissen, die Panzertürme zu einem Gewirr von Stahlplatten und Eisendrähten verbolzt und verbogen. Das Lichtsignal des Beobachters meldet: „ES hat gesessen." Und mit ruhiger Gelassenheit wird von neuem geladen, nach den Angaben deS Spähers ein neues Ziel gesucht und so fort, bis die feindlichen Ge- icyuge meoergerampsl flno, bis die Festung sturmreif ist. Dann hat die Infanterie das Wort. Sie eröffnet den Angriff gegen die Wälle des Forts. Drahtverhaue, Stachelzäune müssen unter Schere und Beil weichen, Flatterminen werden gesucht und unschädlich gemacht, das z Feuer des Feindes aus den die Gräben flankierenden Schnellfeuergeschützen unschädlich zu machen gesucht. Und endlich gehen die Sturmkolonnen ans Werk. Die Hand bomben und Brandraketen werden hervorgeholt. Hand bomben sind Apparate, die wie eine Maurerkelle aussehen. Vorn sitzt der Sprengstoff, der mit einer Zündschnur, die eine gewisse Anzahl von Sekunden brennt, zur Explosion gebracht wird. Mit brennender Lunte wird von den bis an die sogenannte Eskarpe, die Wallmauer mit Schieß scharten und Kasematten, herangerückten Belagerern das verderbenbringende Wurfgeschoß hinübergeschleudert. Wo es niederfällt, sät es Tod und Zerstörung. Und die Ver teidiger, die sich in den Kasematten bergen und durch die Schießscharten feuern, werden wie die Dachse durch die Brandraketen ausgeräuchert. Dicht an die Eskarpe ge lehnt, halten die Belagerer in die Schießscharten winklig gebogene Stangen hinein, an deren äußersten Enden eine gleichfalls mit einer Zündschnur in Brand gesetzte Röhre erstickende Gase ausatmet. Dann entspinnt sich wohl zwischen den dicht beieinander befindlichen An greifern und Belagerten ein Gespräch, wie es bei der Eroberung des Sperrforts Camp des Romains wiederholt stattgefunden hat: „Na, habt ihr denn noch nicht genug?" — „Wir halten es noch lange aus." Allmählich aber wird es stiller und stiller in den Kasematten. Die halbbetäubten Belagerten ergeben sich oder stellen sich auf den Wällen zum letzten Kampf mit dem Bajonett. Hurra! Die Festung ist genommen. — Politische Kunälckau. Veutlckes Ueicb. 4- Das Ergebnis der Zeichnungen auf die Kriegs anlcihen läßt sich nunmehr im einzelnen übersehen. Die Gesamtzeichnung von 4 460 701 400 Mark besteht aus 1 177 235 Einzelzeichnungen. Hiervon entfallen auf Einzel beträge von 100 bis 2000 Mark 926 059 Zeichnungen mit einer Summe von 733 776 400 Mark und auf Einzel beträge von 2100 bis 20 000 Mark 233 342 Zeichnungen mit einer Summe von 1336 738 700 Mark. Der Rest be steht aus Zeichnungen von über 20 000 Mark. Das deutsche Volk wird aus diesen Ziffern mit Freude ersehen, wie die Zeichnung sich auf alle Schichten der Bevölkerung gleichmäßig verteilt, und wie Reiche und Arme, jeder nach seinen Kräften, dazu beigetragen haben, den über alle Maßen glänzenden Erfolg der Kriegsanleihen zustande zu bringen. Die baren Einzahlungen auf die Kriegs anleihen haben nach den bis 8. Oktober vorliegenden Nachweisungen den Betrag von 2420 Millionen Mark erreicht, das find 54,26 Prozent der gezeichneten Summe und 636 Millionen Mark oder 14,26 Prozent mehr als zum 5. Oktober fällig war. Die tatsächlich ein gezahlten Beträge sind noch höher, weil von einem Teil der entfernter gelegenen Reichsbankanstalten die Aufgaben noch nicht in Berlin eingetroffen sind. Es dürfte dies die größte Zahlung sein, die jemals von einem Volke in so kurzer Zeit geleistet worden ist. * Amtlich wird durch W. T. B. bekanntgegeben: Der Geschäftskreis des mit der Erörterung belgischer Gewalt tätigkeiten gegen Deutsche betrauten Reichskommissars, Ministerialdirektors a. D. Just, ist dahin erweitert worden, daß er auch die in den übrigen feindlichen Ländern gegen deutsche Zivilpersonen verübten Gewalttätigkeiten zu erörtern hat. Er führt jetzt die Bezeichnung „Reichs kommissar zur Erörterung' von Gewalttätigkeiten gegen deutsche Zivilpersonen in Feindesland". Seine Geschäfts stelle ist wie bisher im Reichsamt des Innern, Berlin N.8, Wilhelmstraße 74. Vortugal. x Die Anstrengungen Englands, Portugal in den Krieg gegen Deutschland zu verwickeln, werden an dauernd fortgesetzt. Die schwache Regierung, der die Briten das deutsche Ambo- und Damaraland als Anteil am geplanten Raube anbieten, soll nicht widerstehen können. Auch der in Aalborg (Dänemark) lebende Ex- König Manuel taucht wieder aus der Versenkung auf. Mit englischem Gelde soll er ausgerüstet werden und an der Spitze der portugiesischen Hilfstruppen gegen die Deutschen marschieren und später als Triumphator nach Portugal heimkehren, um den Thron seines bekanntlich von den lieben Untertanen ermordeten Vaters einzunehmen. Die Engländer versuchen alles — warum auch das nicht. Vielleicht gibt sich gar eine Gelegenheit, ganz Portugal, das jetzt schon von Englands Gnaden lebt, dem britischen Reich der „Freiheit" anzugliedern. Man kann nie wissen. Nsb unci fern D Kriegszustand im Antwerpener Zoo. Auch der Zoologische Garten in Antwerpen ist in kriegsmäßigen Zustand versetzt worden. Die in Amsterdam eingetroffene ^mu eines Wärters des Antwerpener Zoologischen Gartens erklärt, man habe die Käfige der wilden Tiere in jenem Garten mit Panzerplatten versehen und die Schlangen getötet. o Geschmacklose« Krieg-Postkarten will eine Per- ügung des Staatsministeriums in Koburg den Boden chgraben. Die Verfügung lautet: -In den Auslagen ver- chiedener Buchhändlerläden befinden sich vielfach nament- sch in Postkartenform rohe und geschmacklose Kr:egs. Erstellungen. Insbesondere werden auf dem Gebiete der msgestellten Scherzkarten die Grenzen deS Geschmack- »ielfack überschritten. Da solche Darstellungen weder der Würde deS um seine Existenz kämpfenden deutschen Volkes ,och dem Ernst der Lage entsprechen, überdies bei unseren kämpfenden Landsleuten draußen im Felde keineswegs Seifall finden, bedarf es wohl statt der Ergreifung iveiterer Schritte nur dieses Hinweises, damit die Laden inhaber Maßnahmen treffen, um die fraglichen Dar stellungen aus der Auslage zu entfernen und aus dem Verkehr zurückzuziehen.' s Wie die Franzosen Spionage für Rnsiland trieben. Aus Krakau wird eine bezeichnende Spionage geschichte gemeldet. Im Frühjahr wurde ein französisches Konsortium gebildet, an dessen Spitze Graf Monjeau stand, um ein an der galizisch-ungarischen Grenze gelegenes Naphthaterrain anzukaufen, dessen Preis mit 20 Millionen festgesetzt wurde. Zwei Millionen wurden als Anzahlung erlegt, eine Million wurde für Provisionen und Spesen verausgabt. Der Rest der Kaufsumme sollte im Juli ge zahlt werden. Französische Ingenieure nahmen das ge samte Gebiet kartographisch auf. Nunmehr hat sich heraus- gestellt, daß es sich bei dem ganzen Unternehmen nur um Spionage handelte, welche den Ruffen den jüngsten Ein bruch über die Karpathen ermöglichte.
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