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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 10.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191410105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19141010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19141010
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-10
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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-,s»»»SDLS»SLSSSL?rSSLSSSL»SSLSSSSS^^A» q.V>L^Ult^NS W^ »L^LLLTSSLLLLSLLLLSS^LS-LSS-S-SLSSS-S«S« «ssssSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSVSSSV Welt im Bild SSSLLLELSLLSLSLLLSSSLEZSLSSLSSTSSSLSS« Thomas van Heidersen, der vom Schwurgericht wegen Mordes zum Tode verurteilt wurde, entzog sich dem irdischen Richter, indem er sich in seiner Zelle in einem unbewachten Augenblick erhängte. Sein Bruder, der nur wegen versuchten Be truges unter Anklage gestellt werden konnte, kam mit wenigen Monaten Gefängnis davon. In der kleinen, reizend gelegenen Villa in der Herthastraße der Villenkolonie Grunewald, wo jetzt der Schriftsteller Bert Matra mit seiner jungen Gattin wohnt, Verkehren als häufige und stets gern ge sehene Gäste sowohl das Ehepaar Borne mann als auch Fritz Schaper, der es schließlich durchgesetzt hat, daß die Vorder front der Villa in goldenen Buchstaben den Namen erhielt, von dem nur die Einge weihten wußten, welch' tiefere Bedeutung er hatte, — den Namen: .Ein gemütliches Heim." Ihnen das Liebste anvertraue, was ich außer 'meinem Sohne habe." Der Blick des Barons wanderte jetzt langsam von dem hocherglühten Gesicht des jungen Schriftstellers zu seinem „Wildspuk" hin, der in holder Verwirrung die Augen nicht aufzuschlagen wagte. „Seit langem weiß ich, lieber Bert," fuhr Barnbiel gütig fort, „wie es um euch beide steht. Liebe und Gegenliebe las ich in so manchem heimlichen scheuen Blick, den Ihr tauschtet. Mir geht das Lebens glück meiner Tochter über veraltete Unter- schiede von Rang und Stellung. Und des halb: Wenn ihr euch wahrhaft und von ganzem Herzen liebt — meinen Segen habt ihr!" Mit einem unterdrückten Jubelruf flog die Baronesse dem Jugendgeliebten an die Brust. „Welche Undankbarkeit!", meinte Herr von Barnbiel schmunzelnd. „Ich denke, den ersten Kuß hätte ich doch verdient!" Noch imnier tobte der Sturm, die See , schrie brausend ihr gewaltiges Trutzlied, die Luft war erfiillt von angstvollen Möven- rufen. Hilde Dornap stand, ein wenig vornüber ! gelehnt, unten am Strands und blickte mit i ihren stolzen Grauaugen auf das unendliche i Meer hinaus. Der Wind zerrte an ihren Kleidern, bemühte sich, ihr die Kapuze vom , Kopf zu reißen, aber das Mädchen stand > fest und regungslos da, bis eine männliche ! Stimme sie plötzlich aus ihrem Sinnen auf- rüttelte. „Guten Tag, Fräulein Kollegin. Das ! trifft sich ja famos; ich hatte wirklich ge- ! wünscht, Sie noch einmal hier am Strande zu sehen." Ein leichtes Rot huschte über ihr Gesicht. - Der Ankömmling war ein junger Lehrer ! aus Schlesien, der sich seit einer Woche be- ' mühte, ihr Ritterdienste zu erweisen. „Sie reisen auch?" fragte sie, nur uni : das Peinliche Schweigen zu brechen. „Ich ahnte, daß Sie abreisen würden", gestand er in knabenhafter Ungeschicklichkeit, und seine Augen ruhten voll bettelnder Be- ! wunderung auf ihrem feingeschnittenen Antlitz. „Und nicht wahr, Sie fürchten sich nicht vor der See und wollen nicht mit dem Watteckdampfer nach der Küste, sondern über Sylt mit einem stolzen Hapagdampfer nach Hamburg fahren, nicht wahr?" Ihre Augen blitzten. Sie lächelte und antwortete: „Danke für die gute Meinung, dis Sic über mich haben." Er ging auf ihren scherzenden Ton nicht ein. Er trat ein wenig dichter an sie heran und flüsterte: „Ich habe von Ihnen die allerbeste Meinung, Fräulein Dornap. Ich — ich —" und dann stotterte er, zögerte, setzte wieder an, und schließlich kam jungen haft, halb verschämt, halb trotzig heraus: „Ich — ich habe Sie ja so lieb, — ich —". Sie aber hatte abwehrend den Kopf ge schüttelt. Dann reichte sie ihip die Hand und sagte in fast mütterlichem' Ton: „Lieber Junge, Sie sind vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, und ich habe schon zehn Jahre länger das Leben und die Menschern gesehen und sehe sie Wohl mit andern Augen als Sie. Und dann, glauben Sie mir, das, .was Sie da Liebe nennen, sitzt nicht so tief und ist nicht so stark, wie Sie es jetzt annehmen. Seien Sie mir nicht böse, und nun ist es bester, Sie gehen " Jetzt brach in ihm der Zorn, den ihr mütterlicher Ton hervorgerufen hatte, los. „Ich werde doch Wohl am Strande bleiben dürfen?" entgegnete er trotzig und fühlte selbst, daß er etwas sehr Dummes sagte. Und sie antwortete ruhig: „Gewiß, das kann Ihnen niemand wehren", und wandte sich zum Gehen. Er wollte sic zurückhalten, senkte dann aber stumm das Haupt und stand da wie ein gescholtener Junge. Hilde Dornap ging nicht auf dem ge raden Wege zum Dorfe zurück, sie schlug den Fußpfad durch die Dünen ein, welche sich am Westrands der Insel gegen das offene Welt meer zu hinziehen. Hier schrieen die Lachmövcn und See ¬ reisen. In Loden mit Kapuze schritt sie noch einmal durch das stille nordfriesische Dorf zum Strande hinunter, um von der Nord see Abschied zu nehmen. f)erblt Ebzze von Albert Petersen. Vjk m August war der Slldwestwind Ast rauh und naß iiber die Insel da- XMÄ hingebraust, hatte weißgraue Schaumfetzen auf den hellgelben Sand geschleudert, das lange, harte Dllnengras gegen den Boden gedrückt, Strandburgen zerstört, Zelte und Körbe um geworfen und Fahnenstangen gebrochen. Die Badegäste hockten verdrießlich in den Lesezimmern oder Glasveranden, hörten die schweren Regentropfen gegen die weiten Scheiben trommeln und blickten trübsinnig in das rings herrschende Grau hinaus. „Hier beginnt der Winter früh", stellte ein schlesischer Lehrer, der zum erstenmal an der Nordsee weilte, wichtig fest, „jetzt ist es besser abzureisen". Mochte der Hotelbesitzer auch versichern, daß „sie ja noch cinen Herbst bekämen", die Gäste glaubten ihm nicht, sondern meinten, der Wirt wolle sic nur aus Geschäftsrücksich- teu hier behalten. Und die meisten fuhren ab. Auch Fräulein Dornap war des Stuben ¬ betrug auf ähnliche Weise versucht hätte. ' yockens und Hmausstarrcns auf Sturm und Ich glaube nun Ihnen meinen Dank nicht Regen müde geworden und beschloß abm- besser abstatten zu können, als daß ich ----- - - -- ------ schwalben, welche im Dllnengras ihre ein fachen Nester hatten, noch kläglicher als unten am Strande. Dann und wann schnellte ein wildes Kaninchen hoch und haftete davon. Der Pfad führte in Schlan genlinie im Tale zwischen den hohen Dünen dahin, sie hörte das Brausen der nahen See, sie sah, wie oben auf den Dünenkämmen der L-turm über das Gras fegte. Hier unten aber war Ruhe und Schutz vor dem Un wetter, nur das Gehen war beschwerlich in dem lockeren durchnäßten Sand. Tief in Gedanken schritt Hilde dahin. Wieder hatte sie einen Mann abgewiesen. Ob er endlich der letzte war? Der letzte? Und darum durchfuhr es sie: wenn er wirk lich der letzte war — das heißt: für mich ist der Sommer dahin, der Herbst hat dann seinen Einzug gehalten. Aergerlich schüttelte sie den Kopf, aber die Erinnerung führte sie zurück an jenen ersten, den sie vor fast zwanzig Jahren ab gewiesen und den sie doch so lieb gehabt. Vor zwanzig, vor achtzehn Jahren? Herr gott, war es so lange her, seit ihrem Leben der Lenz gelacht hatte? Denn heute noch war es ihr, als habe es in jenem Jahre nur Sonnenschein und Frühlingsprangen ge geben. Bis dann an einem Tage — die törichte Szene kam, die sie trennte, daß sie nie wieder zusammenfanden. Ach Gott, wie oft hatte sie sich später gesagt, daß er wohl nur das schneidige Getue seiner Kameraden mitmachen wollte, es vielleicht für die Pflicht eines ordentlichen Husarenleutnants hielt, den Mädeln blinz^nd unter den Hut rand zu gucken. Sie aber war in ihrer Jung- mädchcnschwärmerei und in ihrem Stolz be leidigt und schickte ihn fort. Und dann? Dann hatte sie ihn nicht vergessen können und war trotz allen Familienwiderstandes Lehrerin geworden. Ihn hatte sie nicht wiedergesehen, hatte nur gehört, daß er sich als Herrenreiter einen Namen erwarb, dann den Burenkrieg mitmachte, unter Waldersen nach Ostasien zog und sich schließlich im süd westafrikanischen Sand gegen Hereros und Hottentotten durch tollkühne Patrouillenrittc einen Orden mit Schwertern erworben hatte. Sie war zur letzten Düne gekommen, unten dehnte sich der Weiße Sand, auf dem die ungestümen Wogen zerrannen. Am Strande lag, fest verankert, das Segelboot des graubärtigen Schiffers Nan sen, der oft mit Badegästen „Fahrten in See" unternommen hatte. Jetzt bemerkte Hilde, daß der alte Seemann mit seinem schwerfälligen Watschslgang sich seinem Fahrzeug näherte. Aber der wird bei diesem Wetter doch nicht segeln wollen? durchfuhr es sie, und sie schritt schnell zum Boot hin unter. „Aber, Herr Nansen, bei diesem Wetter." Der Alte lachte, ohne die Shagpfeife aus dem Mund zu nehmen. „Ne, ne, Fräulein, aber was das Wetter ! ist, das wird gut. Und was das Segeln ist, so ist das noch gar kein Heldenstück. Aber —" und er holte einen nicht gerade sauberen Fetzen des „Jnselbotcn" aus der Tasche — „hier — lesen Sie mal." Und sie las, daß der Husarenrittmeister v. Quitzow am Vormittag in Frankfurt bei einer Fliegerkonkurrenz sich den ersten Preis geholt, dann mit seinem Flugzeug nach Wiesbaden gefahren, dort vom Aeroplan in den Sattel gestiegen und seinen Gaul als ersten durchs Ziel gebracht habe. Hilde ließ den Acitungsfetzen sinken. Er —. -»SSSSSSSSSSSSSSSSKSSSSSSSSSSTSTSSSLSSN Welt im Bild IND m, N-W füllt Picklers blicken ließ, dazu benutzt, um hcrauszubringcn, ob Heidersen das Grund stück etwa schon wieder wciterveräußert habe. Er hatte Ihnen, Herr Doktpr, doch erzählt, daß ein Agent ihm für das Haus einen anständigen Preis geboten habe, und dies brachte mich auf den Gedanken, mich auch in dieser Richtung genau zu infor mieren. Nun — tatsächlich hatte unser Thomas seinen Besitz schon verkauft ge habt, noch bevor Sie einzogen, mit dem Erwerber jedoch vereinbart, daß die Ueber- gabe erst am 1. Mai erfolgen solle. Dies erfuhr ich auf dem zuständigen Grundbuch amt und bei dem Notar, der den Vertrag verlautbart hatte, — natürlich nur durch allerlei Winkelzüge, da mir freiwillig nie mand diese Auskunft erteilt haben würde. Da Heidersen das Haus also bereits am 1. Mai dem neuen Eigentümer übergeben und, was ich zu erwähnen vergaß, selbst auszichcn wollte, konnte ich mit Sicherheit annehmen, daß die Schlußszene des fein ersonnenen Planes sich schon in allernächster Zeit abspielen würde. Ich schärfte also meinen beiden Aufpassern die allergrößte Wachsamkeit ein und beorderte Wernicke, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, nachts sogar als Beobachter auf das Grund stück, dessen Rückfront an die des Heider- senschen Anwesens stößt. Unserem Thomas war mithin auch ein Entschlüpfen nach dieser Seite unmöglich gemacht. Dann kam der Sonnabend. Heidersen, angeblich von der Reise zurück, war wieder in seiner wahren Gestalt aufgetaucht. In dieser Nacht lagen wir drei, Wernicke, Lemke und ich, auf unseren gewöhnlichen Posten aus der Lauer. Wir hatten verein bart, wie immer in den letzten Tagen bis vier Uhr morgens auszuharren. Dann soll- tem zwei von uns heimkehren, um sich aus schlafen zu können, und nur einer noch von der Philippstraße aus das Grundstück be obachten. Ich kalkulierte nämlich so: passiert bis vier Uhr morgens nichts, so bleibt's überhaupt ruhig. — Denn daß der Hauptstreich für die Nacht geplant sei, stand für mich außer Zweifel. Gegen ein Viertel zwei Uhr erschien dann Heidersen in der Verkleidung als- „Pickler" auf der Straße und besorgte das Auto. Wir blieben ihm dicht auf den Fersen, ließen uns jedoch nicht sehen. Nach dem der Alte mit dem Chauffeur nach dem Hofe zu verschwunden war, holte Lemke schleunigst die Fahrräder herbei, mit deren Hilfe es uns leicht gelang, dem von Heider sen alias Pickler gesteuerten Wagen zu solgen. Das Auto fuhr nach dem Grune wald, und dort warf Heidersen von der Brücke in der Bismarckallee das offenbar mit Steinen beschwerte Bündel, welches eine Leiche vorstellen sollte, in den Verbindungs arin der beiden Seen. Hierauf brachte er das Auto nach dem Grunewaldforst, ließ es am Wegrande stehen und begab sich zu Fuß nach dem Lehrter Bahnhof, wo er ge rade noch den Nachtzug nach Hamburg er reichte. Lemke, auf den ich mich voll kommen verlassen konnte, begleitete ihn auf dieser Fahrt, die, wie ich voraussah, im Hause Alexander van Hciderscns endigen würde. Ich selbst kehrte nun schleunigst nach der Philippstraße zurück und gewann dm Kommissar, den ich in alles cinweihte, für meinen Plan, der darauf abzielte, die Brüder Heidersen unbehelligt zu lassen, bis Alexander Heidersen sich in Berlin einfin- ! den würde, um Ansprüche auf die Erbschaft des anscheinend Ermordeten, sowie auf die! Versicherungssumme zu erheben. Drei Tage lang mußten die bedauernswerten Berliner Reporter sich daher über den wahren Zu sammenhang der Ereignisse jener Nacht ver geblich die Köpfe zerbrechen. Der Erfolg meiner Maßnahmen war dafür aber auch um so glänzender. In derselben Stunde, als der eine Heidersen in Hamburg ver haftet wurde, wo er in einem Gasthaus in seiner wirklichen Gestalt, nur ohne Perücke und mit der Brille vor dm Augen, als Rentier Müller aus Stettin Quartier be zogen hatte, ereilte auch den anderen hier in Berlin das Geschick. — Ich habe jetzt nur noch hinzuzufügen, daß Thomas van Heidersen vernünftig genug war, bei seinem heute in Hamburg abgelegten Geständnis, dessen Inhalt der hiesigen Polizei tele phonisch übermittelt wurde, mitanzugeben, wo die Brüder die gesamten Diamanten der Barnbielschen Sammlung verborgen hatten — im Keller der Wohnung Alexander van Heidersens. Sie dürften die Auwelen mit hin schon in den nächsten Tagen zurück- erhaltcn, Herr Baron." „Das war wirklich ein großzügig ange legtes Verbrechen," meinte Barnbiel, wie von schwerer Last befreit aufatmend. „Wäre den Brüdern der Plan geglückt, so hätten sie nicht nur die Juwelen, sondern auch noch die Versicherungssumme eingeheimst. — Doch nun, mein lieber Herr Schaper, müssen Sie schon noch so liebenswürdig sein und mir einige Fragen beantworten, die sich mir während Ihres Berichtes un willkürlich aufgcdrängt haben und durch deren Beantwortung mir manches noch klarer werden würde. — Also zunächst: Wo her verstand Thomas van Heidersen so gut mit der Maschinerie eines Autos umzu gehen, daß er es wagen konnte, allein das Automobil zu steuern? Anscheinend muß er doch früher mal einen Motorwagen be sessen haben." Schaper zögerte etwas mit der Antwort. „Hierauf muß ich Ihnen leider eine Er widerung schuldig bleiben, Herr Baron," meinte er dann. „In dieser Hinsicht bin ich selbst nämlich noch nicht genau informiert. Doch dürften Sie mit Ihrer Vermutung das Richtige getroffen haben. Sowohl die Brüder Heidersen als auch der unglückliche Pickler lebten in Köln seinerzeit, als ihr > Geschäft noch gut ging, auf recht großem j Fuße und trieben einen Aufwand, als ver- fügten sie iiber Millionen. Dies erfuhr Freund Bornemann in der berühmten Karnevalsstadt von verschiedenen Seiten. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß Heidersen tatsächlich einmal ein Auto be- festen hat. In der Gerichtsverhandlung, vielleicht auch schon früher, dürfte dieser Punkt voll aufgeklärt werden." Nun mischte sich auch Matra in die Aus sprache ein. „Welche Gründe hatten Sie eigentlich, 'Herr Schaper, mir nicht schon früher mitzu teilen, daß Heidersen von Ihnen bereits durchschaut War? — Ehrlich gestanden — ich habe mich über diese Geheimnis krämerei oft genug geärgert, besser gesagt — gekränkt." „Lieber Herr Doktor — es ging wirk lich nicht anders! Stellen Sie sich einmal vor, ich hätte Ihnen haarklein erzählt, wes Geistes Kind Ihr Wirt ist und was ich an späteren Ereignissen voraussah. Wären Sic dann noch imstande gewesen, Heidersen vollkommen harmlos gegenüberzutreten, hätten Sie sich dann auch weiter so be- j nommen, daß der Alte keinerlei Verdacht j schöpfen konnte? — Ich glaube kaum. Ich halte Sie nämlich fiir einen viel zu geraden, aufrichtigen Charakter, um sich so weit ver stellen zu können, wie Sie cs in diesem Falle hätten tun müssen. Seien Sie über zeugt, Heidersen hat jede Ihrer Bewegun gen, jedes Wort von Ihnen belauert. Ein Mensch wie er, der über einen so sein aus gebildeten verbrecherischen Instinkt verfügte, wäre bei dem allergeringsten Anlaß arg wöhnisch geworden. Und dann hätten wir nicht halb soviel erreicht wie jetzt, dann hätte cs mühselige Arbeit gekostet, ihn nur des Mordes an Pickler zu überführen. Und — wer wollte mir dafür bürgen, daß Heider sen nicht schon bei den ersten gefahr drohenden Anzeichen das Weite gesucht hätte und uns entkommen wäre?! — Nein, Herr Doktor, hier stand zu viel auf dein Spiel, als daß ich mich auch nur der ge ringsten Unvorsichtigkeit schuldig machen durfte. — Aehnlich habe ich mich Ihnen gegenüber ja schon einmal zu rechtfertigen gesucht. Heute hoffe ich auf Ihr volles Verständnis." Matra reichte Schaper die Hand. „Auf gute Kameradschaft auch ferner hin!", sagte er herzlich. „Und wenn Ihr beide mich als dritten Teilhaber bei dsr Segeljacht annehmen wollt, würdet Ihr mich sehr zu Dank verpflichten," fügte er hinzu. Auch der Baron war jetzt an den Detek tiv herangetreten und klopfte ihm freund schaftlich auf die Schulter. „Ich prophezeie Ihnen eine große Zu kunft. Dieser Kriminalfall muß Sie ja be rühmt machen. Meinen besten Dank für Ihre Hilfe, Herr Schaper! Das Geschäft liche erledigen wir dann später." Noch lange saß man in bester Laune beieinander. Um die zunächst noch etwas gedrückte Stimmung auszubessern, hatte der vielseitige Schaper eine Reihe femhumo- ristischer Vorträge — Erinnerungen aus seiner Schauspielerlaufbahn — zum besten gegeben, wodurch er auch schnell seinen Zweck erreichte. Erst zu später Stunde trennte man sich dann. Eine Woche darauf wurde dem Baron von Barnbiel von zwei Beamten des Schöneberger Polizeipräsidiums gegen Quittung die ihm seinerzeit geraubte Juwe- lcnsammlung ausgehänd.igt. Der Zufall wollte es, daß Bert Matra gerade mit Isa und Heinz hinten im Park Tennis spielte, als die Uebergabe der Brillanten an den rechtmäßigen Besitzer stattfand. Der Baron rief sofort die drei in das Haus und zeigte ihnen freudestrahlend seine wiederge wonnenen Schätze. Dann schickte er seinen Sohn unter einem Vorwande hinaus. Heinz verschwand. Die junge Baro nesse schaute unschlüssig ihren Vater an, in dessen Augen heute ein selten weicher, zärt licher Glanz strahlte. „Pa, muß ich auch hinaus?", fragte sie dann zögernd. „Ich denke, du bleibst besser hier, Kind," erwiderte er mit besonderer Betonung. „Es dürfte dich interessieren, was ich unserem braven Doktor mitzuteilen habe." Damit wandte er sich Matra zu. „Mckin lieber Freund, daß ich meine Juwelensammlung zurückerhielt, habe ich zum größten Teil Ihnen zu danken. Wären Sie damals nicht als Mieter zu Heidersen gezogen, so wäre der Stein nie ins Nollen gekommen, nie wäre dann auch nur die Spur eines Verdachtes auf Heidersen ge fallen, selbst wenn er den Versicherungs-
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