Volltext Seite (XML)
Von äen europäischen Kriegsschauplätzen. Schrecken in Snglanä. . Während das stolze England die deutschen Truppen «m Belgiens Küste mit Jndianermätzchen zu vernichten denkt, hat die deutsche Flotte dem stolzen England amtlich angekündigt, daß es nun ernst wird. Sie bediente sich dazu einer bombensicheren Kriegspost, deren Arbeit von keiner kabeldurchschneidung oder Annahmeverweigerung abhing. Da half kein Augenzumachen und kein Ohrenverschließen beim Empfänger. Die Wirkung ist ein nie dagewesener Schrecken über das ganze Jnselland. Die deutsche Flotte hat Barmouth, einen Hafenplatz i nördlich der Themsemündung, beschossen. Dabei sind, wie die Engländer selbst zugeben, das englische Unterseeboot „v 5*, sowie zwei Dampfbarkassen auf Minen gelaufen und untergegangen; ferner wurde der englische Kreuzer -Halcyon", wie die Engländer sagen, „leicht" beschädigt. Vielleicht waren die Beschädigungen auch ein wenig schwerer. Vor allem aber ist der Eindruck auf die Be völkerung von großer Wichtigkeit. „Das Geschützfeuer rief eine starke Aufregung in Barmouth hervor, die Leute stürzten zum Strande, konnten aber bei dem starken Nebel Nichts sehen als die Umrifle eines großen Schiffes mit vier Schornsteinen. Einige Geschosse (einige!) fielen aufs Ufer in der Nähe der Funkenstation." Man kann sich die Aufregung der guten Leute von Barmouth denken, aber auch den Schrecken in London. Der Teufel ist los, die Deutschen sind da. Der Schild Englands ist zerbrochen. Die Jnsel- lage schützt nicht mehr vor den deutschen Granaten, auch die gewaltige Flotte mit dem Zweimächtestandard kann nicht helfen. Trotz der Minensperre in der blockierten Nordsee sind die deutschen Schiffe herübergekommen. Vor einigen Tagen ist erst der Kreuzer „Hermes" im Süden, dicht vor Dover, draufgegangen, jetzt fangen sie auch schon weiter nördlich an! Einen Landungsversuch hat die deutsche Flotte nicht gemacht, das wäre ja auch verfehlt gewesen, aber sie hat sich mit den englischen Schiffen gemessen, hat denen Schaden zugefügt, auf dem Lande einige Visitenkarten ab gegeben und ist dann weitergesteuert, wohin sie wollte. Das Gespenst der Landung tritt dabei doch vor das Auge jedes Engländers. Seit Wilhelm dem Eroberer 1066 hat die englische Küste eigentlich keinen Feind gesehen. Im Jahre 1340, während des großen hundertjährigen Krieges, dessen An denken der kürzlich vernichtete Kreuzer „Cressy" bewahrte, ist ein Angriff zur See versucht worden, aber die fran zösische Flotte wurde bei Huys an der belgischen Küste vernichtet. Die furchtbare spanische Armada Philipps II. ging 1588 im Sturm unter, ehe sie noch die britischen Gestade sichtete, sonst wäre es der völlig ungerüsteten englischen Flotte schlecht ergangen. In der Revolutionszeit 1796 versuchte der französische General Hoche und der Admiral de Galles einen Angriff, aber sie kamen nur an die Küste von Irland, wo sie ein Sturm verscheuchte. Napoleon I., der erbitterte Feind Englands, wagte keinen Angriff zur See. So hat sich der Engländer seit Jahrhunderten daran gewöhnt, sein Land für un angreifbar zu halten, ohne zu bedenken, daß nicht immer ein Sturm so gefällig sein wird, den Feind zurückzutreiben. Das ganze Verteidigungswesen Englands beruht auf diesem Gedanken. Das Landheer hat nicht viel zu be sagen; stände es uns allein gegenüber, wäre es schnell er ledigt. England braucht keine Landarmee, das ist die englische Ansicht, denn es hat keinen Feind im Lande zu fürchten — drüben aber, in den anderen Weltteilen, müssen andere Völker Englands Kriege führen. Dagegen ist alle Kraft auf die Flotte geworfen. Die Flotte Englands soll alle Meere beherrschen, die Kolonien in allen Erdteilen schützen, überall ihr Wort mit sprechen, wenn die Ägypter etwa ihre Zinsen nicht be zahlen oder die Chinesen das indische Opiumgift nicht kaufen wollen, oder wenn sonst etwas gegen die englische Weltordnung vorgeht. Vor Englands Flotte mußte alles auf die Knie sinken und schlotternd Besserung versprechen. Nun haben das aber die Deutschen nicht getan, als am 89. August der Besuch bei Helgoland stattfand, und jetzt haben sie sogar den Besuch schon erwidert. Wachsende Erkenntnis. London, 5. November. ' In recht deutlichem Gegensatz zu der Qberhebung, die sich sonst in der englischen Presse fast alltäglich offenbart, steht ein Artikel, der heute in der „Daily Mail" erscheint. Die Abhandlung findet sich bitter genug mit der schlechten Lage der Engländer in Flandern ab und gibt der Wahr heit notgedrungen die Ehre. In dem Artikel heißt es: Die bittere Tatsache besteht, daß alle Landstreitkräfte der Verbündeten weitaus unzulänglich waren, um die Deutschen aus Belgien herauszutreiben, Ostende wieder zu nehmen und sie auf der Linie an der Aisne herauszuwevfen, wo sie immer noch in einer Entfernung von 60 Meilen von Paris stehen, sowie den Rückzug vom polnischen Boden zu erzwingen. Der Geschützdonner eines deutschen Geschwaders wurde an der englischen Küste gehört. Das Erscheinen der Türkei im Felde als Verbündeter Deutschlands enthält neue Gefahren für das Britenreich und größere Anstrengungen sind vonnöten. Selbst Kitcheners Million könnte sich als unzureichend erweisen. Das Blatt klagt sodann über die Zensur, die ver hindere, daß das britische Volk die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen erkennt; das Prinzip des freiwilligen Dienstes sei unter diesen Umständen unhaltbar. Die Regierung müsse das Volk die Wahrheit über den Krieg wissen lassen oder die allgemeine Wehrpflicht werde bald unvermeidlich sein. Der Krieg. In den kurzen Berichten, die unser Generalstab uns vom westlichen Kriegsschauplatz zusendet, prägt sich immer deutlicher die volle Zuversicht auf den großen Enderfolg aus. Nirgends ist mehr von einer zielbewußten feindlichen Offensive die Rede, überall wird der deutsche Angriff über legen vorwärts getragen. Fortschritte äer deutschen Angriffsbewegurig. WolffsTelegraphischesBureau teilte der deutschen Presse die folgende Übersicht über die Kriegslage mit, die die deutsche Oberste Heeresleitung am 5. November vormittags herausgegeben hat: Gestern unternahmen Belgier, unterstützt von Eng- ländern und Franzosen, einen heftigen Ausfall über Nieuport zwischen Meer und Überschwemmungsgebiet. Sie wurden mühelos abgewiesen. — Bei UpreS und süd westlich Lille sowie südlich Berry-au-Bac, ^n de« Argonnen und in den Vogesen schritten unsere Angriffe vorwärts. — Aus dem östlichen Kriegsschauplatz hat sich nichts Wesentliches ereignet. Die in Nieuport befindliche Besatzung wird es jetzt schmerzlich empfinden, daß sie durch die Überschwemmung des Vorlandes sich selbst zum Teil eingeschlossen hat und ihre Tätigkeit nur noch nach einer Richtung hin ausdehnen kann. Sie hat sich Luft schaffen wollen, ist aber von den Deutschen ohne weitere Mühe hinter die Mauern von Nieuport zurückgeworfen worden. Auf die deutschen Unternehmungen um Dpres vermögen die dort oben am Meer festgelegten belgischen, französischen und englischen Abteilungen also augensichtlich keinen Einfluß mehr aus zuüben. Der Angriff auf Bpres nimmt ständig weiter seinen guten Fortlauf. Ebenso winkt der Erfolg an allen andern Stellen der Front, wo seit dem 30. Oktober nach französischen Berichten die deutsche Angriffslust sich erhöht zeigte, den deutschen Waffen. Südwestlich von Lille dringen wir unaufhaltsam vorwärts, ebenso bei Reims, wo wir die französischen Stellungen bei Berry- au-Bac, einem wichtigen Punkt an der kanalisierten Aisne, eine nach der andern nehmen. Auch die Argonnen werden trotz aller Ungunst des Terrains mit größtem Erfolg vom Feinde gesäubert, und in den Vogesen, wo noch vor kurzem immer wieder französische Vorstöße er folgten, haben wir ebenfalls die Rolle deS Angreifers übernommen und führen sie energisch weiter durch. Uni wie auf dem westlichen, so wird auch auf dem östlichen Kriegsschauplatz von der deutschen Heeresleitung ihre große Aufgabe planmäßig und ohne Stocken durchgeführl. Daß wir noch von keinen wesentlichen Vorgängen gehört haben, ist ein gutes Zeichen dafür, daß die Russen nicht imstande gewesen sind, ihre augenblickliche numerische Überlegenheit vor der Weichsellinie auszunutzen, sondern unseren Heerführern völlig Zeit zu dem neuen strategischen Aufmarsch gelassen haben, der nun wohl bald seine Wirkung zeigen wird. Deutsche Flieger über London und Dover. Der in Ansbach erscheinenden Fränk. Ztg. wurde eine Festpostkarle eines Offiziers vom 28. Oktober zur Ver fügung gestellt, in der es unter anderem heißt: Gestern abend hatten wir ein sehr hübsches Fest. Wir waren ein geladen bei einer Fliegerabteilung, die eben die Rückkehr zweier Flieger aus London feierte. Diese Herren haben in Dover Bomben geworfen. Vas Seegekeckt bei ^rrmoutb. Den Engländern ist von der schneidigen deutschen Marine eine neue unangenehme Überraschung bereitet worden. Die „Times" meldet: Ein Seekamps sand am 4. November bei Harmouth, ranz dicht unter Englands Küste statt. Mehrere dcntschc Kriegsschiffe kamen früh ans der Höhe von Barmouth in Sicht nnd eröffneten eine fnrchtbare Kanonade gegen die Küste. Von dem Kreuzer „Halcyon", der leicht beschädigt wurde, sind ein Mann schwer, vier oder fünf leicht ver wundet. Anstcr dem Unterseeboot „U 5", das wenige Stunden später ans eine Mine lies, sind noch zwei Tampf- barkassen auf Alinen gestoßen und im Lanfc von 2S Miunteii gesunken. Tic starken Detonationen riesen eine ungeheure Aufregung in Barmouth hervor, wo die Leute znm Strande stürzten, jedoch infolge Nebels nichts sehen konnten. Nnr die Umrisse eines großen Schiffes mit vier Schornsteinen waren sichtbar. Einige Geschosse fielen auf das Ufer iu der Nähe der drahtlosen Station. Die meisten fielen jedoch in das Wasser. Der Donner der Kanonen vor Barmouth wird west ins englische Land hinein den übermütigen Briten in die Ohren dröhnen als warnende Stimme des Weltgerichts. Die Engländer haben es immer für unmöglich gehalten, daß ein Angriff auf ihre Küsten ftattfinden könne. Jetzt haben deutsche Kriegsschiffe nicht nur in unmittelbarer Nähe des englischen Hafens Barmouth mit Erfolg englische Kriegsschiffe angegriffen, sondern haben ihre Geschosse bis auf englischen Boden gesandt. Den Engländern wird's schwül zumute. Untergang eines deutsche» Kreuzers. In den Jubel über die Erfolge unserer Schiffe vor Barmouth mischt sich herbe Trauer über ein schweres Mißgeschick, das einem deutschen Kreuzer in der Jade vor Wilhelmshaven zugestoßen ist. Der stellvertretende Chef des Admiralstabes meldet: S. M. grosser Kreuzer „Borck" ist am 4. November vormittags in der Jade auf eine Hafenminensperre geraten und gesunken. Nach den bisherigen Angaben sind 382 Mann, mehr als die Hälfte der Besatzung ge rettet. Die Rettungsarbeiten wurden durch dicken Nebel erschwert. Der Panzerkreuzer „Borck" ist im Jahre 1904 vom Stapel gelaufen. Er hatte ein Deplacement von 9500 Tonnen und eine Besatzung von 633 Mann. So beklagens wert dieser Verlust ist, so dürfen wir uns damit trösten, daß er im Nebel erfolgt ist. Der Nebel ist des Seemanns ständiger und schlimmster Feind. Gegen ihn hilft manch- mal auch die vollendetste Meisterschaft in der Schiffs führung nicht. Besonders wenn die Stromversetzung so stark ist wie in der Jade. „Scharnhorst" und „Gneisenau" in Chile. Den beiden zu unserem ostasiatischen Geschwader ge hörenden Kreuzern „Gneisenau" und „Scharnhorst", von denen man zuletzt hörte, als sie das befestigte Papeete auf der Insel Tahiti beschossen, ist es gelungen, über den Stillen Ozean nach der Westküste von Südamerika zu ge langen. AuS Amsterdam wird gemeldet: Die deutschen Kreuzer „Scharnhorst", „Gneisenau" und „Nürnberg" sind in Santiago de Chile eingetroffen und wurden bei ihrer Ankunft durch den deutschen Ge sandten und den deutschen Konsul besucht. Sie nahmen Vorräte ein. Die englische Schiffahrt in jenen Gewässern wird nun recht bald die Wirksamkeit unserer Kreuzer zu spüren be kommen. * Vie Lekckiekung äer VaräaneUen. über den Angriff der englisch-französischen Flotte auf die Dardanellen liegt jetzt folgender amtlicher Bericht aus dem türkischen Großen Hauptquartier vor: An der Beschießung deS Dardanelleneinganges nahmen die englischen Kriegsschiffe „Inflexible", „Jnde- fatigable", „Gloucester", „Defence" und eines der fran zösischen Panzerschiffe, „Röpublique". und „Bouvet", sowie zwei französische Kreuzer und acht Torpedoboote teil. Sie gaben 240 Schüsse ab. Es gelang ihnen aber nicht, irgendeinen bedeutenden Schaden zu verursachen. Unfere Forts gaben nur 10 Schüsse ab, von denen einer ein englisches Panzerschiff traf, auf dem eine Explosion entstand. — In Aiwaly in Kleinasien wurde ein eng lischer Dampfer zum Sinken gebracht, nachdem die Be satzung und die Ladung gelandet worden waren. Die Bemannung des russischen Dampfers „Korolewa Olga", die hier verhaftet worden ist, ist zu Kriegsgefangenen gemacht worden. In Kairo verlautet gerüchtweise, die Türken sammelten 100 000 Kamele an der Grenze, um sie zu einem Vorstoß durch die Wüste zu benutzen. Britische Kriegsschiffe liegen bereit, um einen Angriff zu erwidern, falls es den Türken gelingen sollte, bis zum Suezkanal vorzudringen. — Die Russen haben begonnen, ihre Stellungen an der Grenze zu befestigen, sie sind aber aus dem Gebiete von Kara- klissi, südsüdwestlich von Tiflis, und aus Jschan voll ständig verjagt worden. Der Eifer und die Tapferkeit, der türkischen Truppen waren ausgezeichnet. . Der Deutsche Kronprinz und Enver Pascha. Konstantinopel, 5. November. ' Hier ist ein Telegramm des Deutschen Kronprinzen an den Kriegsminister Enver Pascha eingegangen, das lautete: „Die fünfte Armee und ihr Führer entbieten der ottomanischen Armee brüderliche Grüße." Der Kriegsminister Enver Pascha antwortete mit folgendem Telegramm: „Die kaiserlich ottomanische Armee dankt Euer Kaiserlichen Hoheit sowie der fünften Armee für die brüderlichen Grüße und hofft fest, alle ihre Feinde gemeinsam mit den Armeen Seiner Majestät des Deutschen Kaisers zu besiegen, deren Tapferkeit weltberühmt ist." Der Kampf um Tsingtau. Amsterdam, 5. November. Reuter meldet offiziell aus Tokio: Man glaubt, daß der österreichisch-ungarische Kreuzer „Kaiserin Elisabeth" auf der Reede von Tsingtau von dem eigenen Komman danten in die Luft gesprengt worden ist. Auch das Schwimmdock wurde in den Grund gebohrt. DaS Bombardement wird fortgesetzt. Nach einem Telegramm ans Schantung machten die Japaner bei Tsingtau 800 Ge fangene und vernichteten 26 Kanonen. Der japanische Kriegsminister Oka ist schwer erkrankt. Die durch das Lügenbureau Reuter gebrachten Mel dungen des gleichfalls im Lügen sehr erfahrenen japanischen Generalstabes haben sich schon so oft als völlig unzuver lässig erwiesen, daß man auch jetzt auf ihre Unwahrheit hoffen barst Der Kreuzer „Kaiserin Elisabeth" ist ein österreichisches Schiff, das im Jahre 1890 vom Stapel gelaufen ist. (4000 Tonnen Deplacement, 98 Meter lang, 15 Meter breit, 5,6 Meter Tiefgang, armiert mit acht 15-Zentimeter-, vierzehn 4,7-Zentimeter-Geschützen, 440 Mann Besatzung, 19 Knoten Geschwindigkeit.) kilcinc K.rieg8pokr. Konstantinoprl, ö. Nov. Dem „Tanin" zufolge haben die Engländer Ägypten annektiert. Sie ernannten den Onkel des Khedive, den Prinzen Huflein Kiamil Pascha^ zum Generalgouverneur und seinen Sohn, den Prinzen Kemal Eddin Pascha, zum Oberkommandanten. Petersburg, 5. Nov. In den Kämpfen an der Weichsel hatte eine kaukasische Division einen Verlust von 290 Offizieren, darunter zwei Generalmajore und drei Obersten. Genf, 5. Nov. Ein französischer Großindustrieller bezeichnete einem hiesigen Journalisten gegenüber die dunkel- häutigen Hilfstruppen Frankreichs als Pack und zieh die Engländer der Feigheit. Man sei im Hauptquartier gegen diese merklich verstimmt. Kairo, 5. Nov. Die hiesigen Deutschen und Öster reicher sind in Konzentrationslager gebracht worden. Die Bemannungen der in Alexandria befindlichen Schiffe seind- licher Nationalität wurden nach Malta gebracht. poUliscke Runäscka r. veutsckes keick. 4- Voraussichtlich wird der Reichstag nicht bereits am 24. November, bis zu welchem Zeitpunkt er vertagt ist, sondern erst am 2. Dezember zusammentreten. Inzwischen wird die Regierung mit den Vertretern der Fraktionen in Verbindung treten, um eine Vereinbarung über das zu erledigende Arbeitspemum zu erzielen. Man rechnet damit, daß der Reichstag nur drei Tage zusammenbleibt und dann wieder auf längere Zeit vertagt wird. Die einzelnen Reichsämter werden dem Reichstag vorläufig umfang reichere Vorlagen nicht zugehen lassen. 4- Die von England angekündigte Sperre der Nordsee findet fast überall in den betroffenen neutralen Ländern erbitterten Widerspruch. So schreibt das, norwegische „Morgenbladet": „Es ist dies ein unerhörter Übergriff gegen das internationale Recht und die Rücksichtslosigkeit gegenüber den neutralen Mächten ist auffallend und in die Äugen springend. Wir fragen, ob nicht bald der Zeit punkt gekommen ist, wo ein gemeinsames Auftreten der neutralen Mächte angebracht wäre. Auf die Stimme der kleinen Länder hört niemand. Der Verein norwegischer Schiffsreeder protestiert in einer Eingabe an das nor wegische Ministerium des Außem dagegen, daß englische Kriegsschiffe neutrale Handelsschiffe mit Ladungen für Skandinavien völkerrechtswidrig in englische Häfen ein bringen. Man müsse Schadenersatz für die dadurch erst standenen Verluste beanspruchen. — Die holländischen Blätter betonen, die Schließung der Nordsee durch die englische Admiralität treffe hauptsächlich den holländischen Handel. Diese Maßregel sei ein Übergriff, der nur der englischen Unsicherheit entsprungen sei. — Das Staats departement in Washington hat die revidierte Konter bandeliste der britischen Regierung erhalten. Die Liste wird nach Ansicht führender Zeitungen ernste Fragen zwischen der amerikanischen und der britischen Regierung aufwerfen und, wie man erwartet, die Vereinigten Staaten zu einem Protest veranlassen. 4- Wie aus Berlin verlautet, haben über die Frage der Höchstpreise für Kartoffeln in den letzten Tagen im Reichsamt des Innern zwischen Vertretem der Reichs regierung und der Bundesregierungen eingehende Be ratungen mit Sachverständigen aus den Kreisen der Land wirtschaft und des Kartoffelhandels stattgefunden. Von den beteiligten Kreisen wurden Bedenken gegen eine solche Maßregel geltend gemacht. Auch wurden noch keine Be schlüsse gefaßt. ES gilt jedoch als wahrscheinlich, daß die Festsetzung von Höchstpreisen für den Kartoffelgrobhandel bevorsteht.