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MMM für MM unä ^mgsgencL 73. Iakrg Donnerstag, iZ. Oktober 1914 Amtlicher <Ieil 302 III. Vom europäischen Kriegsschauplatz Die kurze, knappe Sprache, in der das deutsche Hauptauarner bisher seine Meldungen zu machen gewohnt ivar, laßt sich gegenüber dem allgemeinen Nachrichten hunger Nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form aufrecht- erhauen. Die weitverzweigten Operationen haben eine gennue Unübersichtlichkeit herbeigesührt, die der feindlichen ausführlicheren Berichterstattung Gelegenheit bot, allerlei unkontrollierbare Behauptungen von mehr oder minder großen Teilerfolgen in die Welt zu posaunen. Der deutsche Generalstab geht deshalb auch seinerseits zu breiteren Darstellungen der kriegerischen Ereignisse über und gibt in dem nachfolgenden Telegramm eine ziemlich eingehende Schilderung der Vorgänge, die in den letzten Tagen auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen statt- fanden. Jnsertionspreis 15 Psg. pro fünsgeipaltene Korpuszeile. Außerhalb des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Ausschlag. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß od. der Auitraggeber in Konkurs gerät. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. Engländer sich begnügten, die Kessel unbrauchbar zu machen. Mit Freude vernimmt man, daß alle russischen Anstrengungen, unseren ostpreußischen Grenzschutz zu durch brechen, an der eisernen Mauer unserer Feldgrauen scheitern. Der erneute Umfassungsversuch bei Schirwindt ist ebenso abgewiesen worden wie der erste. Der Verlust von 1500 Gefangenen und 20 Geschützen, den die Russen erlitten, läßt darauf schließen, daß ihr Rückzug sich un geordnet und fluchtartig vollzogen hat. Daß wir in Süd polen im Weichselabschnitt immer mehr an Boden ge winnen, geht aus dem Schluß des amtlichen Telegramms in erfreulichster Weise hervor. Die Russen sind hier ganz in die Verteidigungsstellung gedrängt worden. Französische Schlachtberichte. Die amtlichen französischen Schlachtberichte fahren wie bisher in bewußter Verbreitung von Lügen fort. Das am 12. Oktober nachmittags 3 Uhr 25 Minuten heraus gegebene französische Bulletin wagt es aus Belgien zu melden, daß sich nur die Vorstädte von Antwerpen im Besitz der Deutschen befinden sollen. Weiter spricht es von dem Fortgang der Kavallerieaktionen auf dem rechten Flügel in der Gegend La Bassee, Estaires, Hazebrouk, Zwischen Arras und der Oise sind angeblich mehrer- deutsche Angriffe, besonders zwischen Lassigny und Roye, mißlungen. Im Zentrum werden einige Fortschritte ge meldet, die auf dem Plateau des rechten Aisneufers auf wärts von Soissons und östlich sowie südöstlich von Verdun gemacht wurden. Auf dem rechten Flügel in den Vogesen sei ein feindlicher Nachtangriff in der Gegend Ban de Sapt, nördlich von Saint Dies abgeschlagen worden. <5in russische»» panrerkreurer sbgeschossen. Durch ein deutsches Torpedoboot. Die kühne Tat des deutschen Unterseeboots „v. 9" in der Nordsee hat im Finnischen Meerbusen ein Gegenstück gefunden. Der russische Panzerkreuzer „Pallada" ist der furchtbaren Waffe eines unserer Unterseeboote erlegen und mit der ganzen Besatzung untergcgangen. Das Wölfische Telegraphische Bureau verbreitete über diesen neuen Erfolg unserer Marine das folgende amtliche Telegramm: Ein russischer Panzerkreuzer der „Bajan"-Klasse ist am 11. Oktober vor dem Finnischen Meerbusen durch Torpedoschuß znm Sinken gebracht worden. Der stellvertretende Chef des Admiralstabes: Behncke. Die Nummer des deutschen Unterseeboots war augen scheinlich dem Admira stab noch nicht bekannt oder wird aus dienstlichen Gründen bisher verschwiegen. Die russische Meldung. Auch die russische Meldung bezeichnet das deutsche Unterseeboot nicht näher. Dagegen gibt sie den Namen des abgeschossenen russischen Panzerkreuzers an. Sie lautet: Am 11. Oktober, S Uhr nachmittags (russischer Zeit), griffe» feindliche Unterseeboote von neuem unsere Kreuzer „Bajan" und „Pallada", die in der Ostsee auf Vorposten waren, an. Obgleich die Kreuzer sofort ein starkes Artilleriefeuer eröffneten, gelang es gleichwohl einem Unterseeboot, Torpedo» gegen die „Pallada" zu schießen. Auf dieser entstand eine Explosion, und der Kreuzer versank mit seiner ganzen Besatzung senkrecht in die Tiefe. Wir erfahren aus dem russischen Telegramm, voraus gesetzt, daß dessen Angaben zutreffen, daß die beiden Kreuzer schon einmal Angriffen deutscher Unterseeboote ausgesetzt gewesen sind. Der äeutscke Generalktab über ckie l-age. Grobes Hauptquartier, 13. Oktober. Vom westlichen Kriegsschauplatz liegen Nach richten von Bedeutung nicht vor. Heftige Angriffe des Feindes östlich von Soissons sind abgewiesen worden. Im Argonner Wald finden andauernd erbitterte Kämpfe statt. Unsere Truppen arbeiten sich in dichtem Unterholz und äußerst schwierigem Gelände mit allen Mitteln des Festungskrieges Schritt für Schritt vorwärts. Die Franzosen leisten hartnäckigsten Widerstand, schießen von den Bäumen und mit Maschinengewehren von Baum kanzeln und haben neben etagenweise angelegten Schützen gräben starke festungsartige Stützpunkte eingerichtet. Die voN- der französischen Heeresleitung verbreiteten Nachrichten über Erfolge ihrer Truppen in der Woevre- Ebene sind unwahr. Nach Gefangenenaussagen ist den Truppen mitgeteilt worden, die Deutschen seien geschlagen und mehrere Forts von Metz bereits gefallen. Tatsächlich haben unsere dort fechtenden Truppen an keiner Stelle Gelände verloren. Etam ist nach wie vor in unserm Besitz. Die jetzigen französischen Angriffe gegen unsere Stellung bei St. Mihiel sind sämtlich abgewiesen worden. Unsere Kriegsbeute von Antwerpen läßt sich auch heuie noch nicht übersehen. Die Zahl der in Holland Entwaffneten ist auf annähernd 28 000 Mann gestiegen. Nach amtlichen Londoner und Niederländischen Nachrichten befinden sich hierbei auch 2000 Engländer. Scheinbar haben sich viele belgische Soldaten in Zivilkleidung nach ihren Heimatorten begeben. Der Gebäude- und Material schaden in Antwerpen ist gering. Die Schleusen- und Fähranlagen sind vom Feinde unbrauchbar gemacht worden. Im Hafen befinden sich 4 englische^ 2 belgische, 1 französischer, 1 dänischer, 32 deutsche und 2 österreichische Dampfer sowie 2 deutsche Segelschiffe. Soweit deutsche Schiffe bisher untersucht worden sind, scheinen die Kessel unbrauchbar gemacht worden zu sein. Auf dem ostpreußischen Kriegsschauplatz verlief der 11. Oktober im allgemeinen ruhig. Am 12. Oktober wurde ein erneuter Umfassungsoersuch der Russen bei Schirwindt abgewiesen, sie verloren dabei 1500 Gefangene und 20 Geschütze. In Süd-Polen wurden die russischen Vortruppen südlich von Warschau durch unsere Truppen zurückgeworfen. Ein Qbergangsversuch der Russen über die Weichsel südlich Iwangorod wurde unter Verlusten für die Russen verhindert. Der im obigen Telegramm erwähnte französische Ort Elam liegt zwischen Verdun und Metz. Wir ersehen seiner, daß die deutschen Schiffe nn Hafen von Antwerpen "i<bt in die Luft gesprengt worden sind, sondern daß die Erscheint wSchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Inserate werden tags vorher bis mittags 11 Uhr angenommen. Bezugspreis in der Stadt vierteljährlich 1,40 Mk. stet inS Haus, abgeholt von der Expeditton 1,30 Mk-, durch die Post und unsere Landausträger bezogen 1,54 Mk. 600 Mann ertrunken. Wie weiter aus dem russischen Bericht heroorgeht, ist die ganze Besatzung verlorengegangen. Das sind etwa 600 Mann gewesen. Das untergegangene russische Schiff gehört zu der Klasse der Kreuzer vom Typ des „Bajan", eine Klasse, die aus den Panzerkreuzern „Admiral Makorow", „Pallada" und „Bajan" besteht. Es handelt sich um eine ältere Schiffstype aus den Jahren 1906 und 1907 von einer Wasserverdrängung von 8000 Tons. Es sind also jedenfalls erheblich kleinere Schiffe als die von „v 9" in der Nordsee zum Sinken gebrachten englischen Kreuzer. Auch die Bestückung der Schiffe ist schwächer als die der englischen Kreuzer. Der untergegangene Kreuzer hatte zwei Stück 20,3-Zentimeter-, acht Stück 15,2-Zentimeter-, 22 Stück 7,5-Zentimeter-Kanonen. Für die ohnehin schon nicht bedeutende russische Flotte ist der Untergang der .Pallada" immerhin ein sehr empfindlicher Schlag. Die Deutschen in Gent. Amsterdam, 13. Oktober. Die deutschen Truppen haben gestern Gent besetzt. Um 10 Uhr kam eine kleine Abteilung Kavallerie in Gent an und ritt nach dem Stadthause. Ihr Kommandeur be gab sich zum Bürgermeister und zu den Schöffen und be fahl, daß auf dem Rathause die deutsche Flagge gehißt werde. Hierauf begab sich die Kavallerieabteilung, geführt durch die Schöffen, nach dem Post- und Lelegraphenamt, wo einige Befehle erteilt wurden. Längs der holländischen Grenze bei Selza usw. sind die Deutschen im Anmarsch. „Telegraaf" meldet aus Sas van Gent: Ein Zeppelin ist am Sonntag über Oudenarde bemerkt worden. Er kam von Deinze her. — Neun Ulanen erschienen in Renaix, durchsuchten den Bahnhof und ritten in der Richtung auf Cortryck weiter. — 500 Deutsche haben die Nacht in Sottegem zugebracht. Sie sprengten zwei Bahn brücken in die Luft. Neue Verluste der Belgier. Aus Gent nach Roosendaal gekommene Flüchtlinge er zählen, die belgisch-englischen Truppen seien bei Lokeren nahezu aufgerieben worden. Der Rest habe sich nach Ostende zurückgezogen, wo bereits He deutsche Vorhut eingetroffen sei. Weitere Blättermeldungen besagen, daß die Deutschen auch in der Richtung Ostende vordringen. Die Überreste der belgischen Armee machen noch verzweifelte Versuche, sie bei Exaerde, Roeselaene, Saffelaere und Desteldonck aufzuhalten, wodurch sie schwere Verluste, besonders an Kavallerie, erleiden. Vor der Besetzung von Gent durch die Deutschen war Gent, obgleich die Engländer es zuerst verteidigen wollten, zur offenen Stadt erklärt worden. Falls es den Überresten der verbündeten Armeen nicht gelingt, Ostende an Bord der Schiffe zu verlassen, laufen sie Gefahr, zwischen den Deutschen in Belgien und den Deutschen in Nordfrankreich in eine Klemme zu. geraten. Nach Stockholmer Blättermeldungen aus dem Haag ist eine große englische Flotte in Ostende angekommen. Eine Abteilung von etwa 200 belgischen Chasseurs hat di« holländische Grenze bei Boclanet überschritten und ist bst Phillippine (Provinz Flandern) entwaffnet worden. Den „Times" wird aus Bordeaux gemeldet: I« französischen militärischen Kreisen glaubt man, daß Ant werpens Fall den Krieg wahrscheinlich verlängern werde. Man meint, die Deutschen würden nun diesen wichtige« Hafen befestigen und zur Basts eventueller Zeppelin- Angriffe auf die britische Küste machen können. Englische Militärs betrachten die Tage der Festungen jetzt als gezählt. Gegen die gewaltigen Projektile, die di- deutschen Riesenkanonen schleudern können, vermöge ßch keine Festung zu halten. " ' z " Dtlimdiiiig m Hchillkiickrn Kei InWmgcii. Es haben sich in den letzten Jahren die Fälle vermehrt, in denen für Aufführungen Don Schulkindern oder unter Mitwirkung solcher die nach der Bekanntmachung der Die Königlichen Nezirksschnlinspektionen Meißen (Stadt und Land), Wessen, Lommatzsch und Wilsdruff, am 12. Oktober 1914. r« Königlichen Bezirksschulinspektion vom 12. Januar 1912 erforderliche Genehmigung er beten wuroe. Wenn diese auch namentlich da, wo die Art der Aufführung der kindlichen Aufassung und Leistungsfähigkeit angemessen und der Verfügung des kindlichen Gemüts lebens förderlich erschien, im allgemeinen gern erteilt worden ist und auch künftig eiteilt werden soll, so muß es doch bedenklich erscheinen, wenn solche Veranstaltungen in Zeiten fallen, in denen eine Ablenkung der Schulkinder von ihren nächsten Pflichten zu befürchten ist. Die unterzeichneten Bezirksschulinspektionen müssen deshalb hiermit zur Nachachtung für alle beteiligten Kreise bekanntgeben, daß die Erlaubnis zu Aufführungen, auch wenn es sich nur um Wiederholungen schon genehmigter Aufführungen handelt, in der Zeit vom 15. Januar bis Ostern jeden Jahres grundsätzlich abgelehnt werden muß. Um eine Weiterverbreitung der Maul- und Klauenseuche zu verhüten, empfiehlt Vie Königliche Amtshauptmannschaft dringend Vorsicht beim Gesindewechsel. Der Vieh- besitze! sollte sich stets durch Anfrage bei der betreffenden Ortspolizeibehörde erkundigen, ob innerhalb der letzten sechste Woche vor dem Dienstwechsel in dem Gehöfte des früheren Dienstherrn die Maul- und Klauenseuche geherrscht hat oder noch herrscht sowie nach eoentl. Seuchenausbruche Neu anziehendes Gesinde lasse man erst nach Anlegung anderer oder desinfizierter Kleidung und gründlicher Reinigung der Hände in die Ställe. Meißen, am 12. Oktober 1914. 1373 c V. Jie Königliche Ämtshauptmauuschast. Nr. iri für die Königliche Amtshauptmannschaft Weihen, für das Königliche Amtsgericht und den StadtrM zu Wilsdruff sowie für das König- Forffrentamt zu Tharandt. Lokalblatt kür Milsärukk Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Hartha bei Gauernitz, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Aaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, RöhrSdo^ bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Seeligstadt, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf Steinbach bei Mohorn, Spechlshausen, Tanneberg, Taubenheim, Ullendorf, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg, Zöllmen. Mit laufender Unterhaltungs-Goman-Weilage, wöchentlicher illustrierter Keilage „Welt im Kild" und monatlicher Keilage „Unsere Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Oberlehrer Gärtner, Wilsdruff