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* 2 Ver Vetters -r Was^sind die Völker anderes als große Familien! Warum soll da ein anderes Seelenleben sein, als wie es jn der Familie treibt? Herr Gott, wir Deutsche sind ein -u reines, ursprüngliches und wahres Volk, daß wir diese Alltagsweisheit vergessen. Geht's einem gut, dann melden sich viele als Verwandte; geht's einem schlecht, dann kennt man sich nicht. Aber wehe, wenn man kraftvoll und siegessicher vorwärts kommtl Dann werden die Ver wandten die ärgsten Neider. Das ist eine erbärmliche Tatsache, die das Saubere nicht anerkennen will! Nun müssen wir sie erleben. Drüben sitzt er, der ehrbare Vetter mit der Heuchler miene. Verwandtschaft ist gut, wenn man sie 'ausnützen kann. Dann holt man das „gemeinsame Blut" aus der Munitionskammer der Redensarten. Dann wird die „ge meinsame Kultur* hervorgekramt; es wird gelächelt und spielerisch gefächelt. Und der Bruderkuß knallt wie ein Champagnerpfropfen. Und hinterher wischt man sich den Mund ab. Auf diesen „Bruderlippen* ist das Gift des Neides und des Hasses. Und wenn das Blut dicker ist als Wasser, hol's der Teufel: da ziehen wir das Wasser vor, wenn das Blut nur dick ist von Schlamm. Die Alteren von uns erinnern sich noch der kraft vollen Sprache unseres leidenschaftlichsten Geschichts schreibers Heinreich v. Treitschke. Er hat versucht ganze Geschlechter aufzuktären über unsern Vetter von drüben. -Wenn ich von England rede* — sprach er mit dröhnen der Stimme — „dann darf ich nicht objektiv sein." Er sah die verderbte Blutwelle drüben kreisen. Der Deutsche, bieder, fromm und stark, immer geneigt jedem aufs Wort zu glauben, weil sein Wort selbst Wahrheit ist. Der Deutsche, überall Treue erwartend, weil er selbst in schlichter Treue steht. Der Deutsche, alle Welt als harmlos und gutmütig betrachtend, weil seine gerade Natur selbst die Gutmütigkeit ist. Das wußte der listige Vetter und darum konnte er so gewandt mit seiner „Blutsverwandt schaft* hausieren gehen. Darum konnte er Gemeinschajt heucheln, wo der grimme Neid an seiner Seele fraß! Wir haben die aufsteigenden Zweifel in uns nieder gedrückt 'wenn man von dem Krämergeist da drüben sprach. Wir konnten, wir wollten es nicht glauben, daß selbst das Ideal der Blutsgemeinschaft nur eine Vor täuschung ist, eine hinterhältige Phrase, in der sich ein elender Schachergeist verbirgt. „Üb immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab. Und weiche keinen finger breit von Gottes Wegen ab." Warum ist das ein deutsches Volkslied geworden? warum ist es ein Inhalt unseres geistigen Besitzes? Weil es schlicht und wahr unsere Eigenart ausspricht. Vielleicht singen es unsere Vettern drüben auch! Aber was denken sie sich dabei? Honig, den man den anderen um den Mund schmiert — und Pfeffer ist es, den man plötz- llch in treublickende Augen streut! Nun behalten die Warner recht. Seid auf der Hut vor England! riefen sie. Dort werden Ideale nach Sterlings gehandelt. Sie haben ihren Kurswert. Heute so, morgen so. „Wie's trefft.* Dort fragt man nicht: muß ich so handeln, um ein gerader Mensch zu sein? Dort ist die Losung: Was kommt bei dem Geschäft heraus. Die ganze englische Geschichte beweist das. Kleiner Einsatz — großer Nutzen. Vorerst die Parole: Andere die Kastanien aus dem Feuer holen lassen und sich selber damit mästen. So ist England groß geworden. Groß? Nein, fett, auf geschwemmt. Das soll uns eine Lehre sein! Nicht daß wir ebenso handeln und ebenso werden. Es soll uns nur warnen und die Augen öffnen. Aber bleiben wollen wir, wie wir sind: Groß, stark, treu und schlicht. Und wahr! Und weil wir io sind und so bleiben wollen, wird Gott mit uns sein. Nak unä fern. o Dar Kampf um das Hartgeld. Wie aus Frank furt a. M. gemeldet wird, haben die Frankfurter Banken beschlossen, verschlossene oder versiegelte Pakete zur Auf bewahrung oder zur Einlegung in die Schrankfächer nicht mehr anzunehmen, wenn der Überbringer das Paket auf Aufforderung nicht öffnet und den Inhalt nicht vorzeigt. Enthält das Paket Hartgeld, insbesondere Gold, so ist die Aufbewahrung bzw. die Einlegung in die Safes zu ver weigern. Das Vorgehen der Frankfurter Banken bedarf der Nachahmung. Aber noch mehr: Wer bereits dem Verkehr Gold zur Aufbewahrung entzogen hat, möge es im Interesse des Vaterlandes umgehend der Reichsbank gegen Papiergeld zurückgeben! o Drei gegen fünfzig. In einer ostpreußischen Zeitung berichtet ein Augenzeuge von einem „Gefecht", Las drei deutsche Infanteristen mit fünfzig russischen Kavalleristen gehabt haben. Es heißt dort: Vormittags um 87. Uhr erscholl in Prostken plötzlich der Ruf: „Alles flüchten, der Feind kommt!" Eine Panik bemächtigte sich der Be völkerung. Unser Gewährsmann hielt es jedoch für richtig, sich zunächst den Feind mal anzusehen. Er ging zur Grenze und sah auch tatsächlich, wie eine Abteilung von etwa fünfzig Kavalleristen wie rasend heranstürmte; sie waren noch etwa 800 Meter entfernt. Da krachte plötzlich ein Schuß, gleich darauf ein zweiter, dritter und vierter. Beim vierten Schuß fiel der russische Offizier, der die Patrouille führte, tot vom Pferde. Der nächste Schuß warf einen russischen Gefreiten tot in den Sand. Als der siebente Schuß fiel, machte die ganze „Heldenschar* kehrt und flüchtete eiligst. Und wer waren die Sieger? Drei deutsche Infanteristen, die in einem Kartoffelfelds lagen, und deren Feuer ausgereicht hatte, um fünfzig russisch^ Kavalleristen wie die Hafen vor sich herzujagen. I^riegs-Lkronik 1914. 7. August. Die deutschen Truppen nehmen mit Sturm die starke belgische Festung Lüttich. 8. August. Meldung, daß drei russische Automobile mit Geld an der Grenze abgefangen sind. — Vordringen, der Österreicher an der russisch-polnischen Grenze. — Zurück- werfung feindlicher Truppenteile in Len Grenzgebieten von Elsatz-Lothringen. Nun, deutscher Aar, laß' Deine Flügel schlagen, Schwing Dich empor zum Hellen Sonnenlicht! Den Kampf um Recht und Freiheit sollst Du wagen, Den heil'gen Kampf, begeisterunggetragen, Den großen Kampf der Ehre und der Pflicht! Nicht nied're Pläne finds, die Dich begleiten Aus diesem harten, kampfbereiten Flug; Gen welsche List und Falschheit mußt Du streiten, Zum aufgezwungenem Kampfe Dich bereiten, Gen russische Tücke und gen Englands Trug. Steig' hoch empor! Zeig' Deine starken Klauen, Schlag' sie den Feinden tief ins Herz hinein! Wir Deutsche wollen Deiner Kraft vertrauen, Auf Deine Stärke, Deinen Kampfmut bauen Und bis zum letzten Mann gewappnet sein! O. Wehner. Marktbericht. Dresdner Produktenbörse am 7. August 1914. Wetter: Schön. Stimmung: Beruhigt. Preise in Mark. Um 2 Uhr wurde amtlich noriert: Weizen, brauner, alt und ge ¬ sund, 235—255, do. russischer, rot 263—271, Kansas 274—276, Argen tinier 270—275, Dulutb spring I 280-282, Manitoba 3—1 274-280. Roggen, inlSnd, neu 195—210, inlSnd., alt, 71—72 Kilo, — do. 73—74 Kilo, -,— Sand, 71—74 Kilo, —,- russischer —, Gerste, sächsische —, schlesische —,—, Posener —, böh mische —, Futtergerste 175—187. Hafer, sächsischer, preußsisch« und amerikanischer, alt und gesund, 215—230. Mats, Cinquantine, neu und alt 194—201, Rundmats 178—180, amerikanischer Mixed-MaiS, be schädigter —,—, La Plata, gelber, 180—182, alter —,—, do. neuer—,—. Erbsen, Futter und Saat,.'—,—. Wicken —. Buchweizen, inlSnd., —,—, do. fremder —,—. Oelsaaten, Winterraps, schart, trocken 275,— bis 280,—, do. feucht —,—. Leinsaat, seine 304—310, mittlere 289-299, La Plata 293, Bombay (100°/») 326. Rüböl, rafft- niertes 86. Rapskuchen (Dresdner Marken), lange 14,—, runde —.—. Leinkuchen (Dresdner Marken), pro 100 KZ 17,50—18,— M., andere Marken Pro 1000 kg. 165-170 M. Malz —,— bis —, Weizenmehle (Dresdner Marken), Kaiserauszug 42,00 bis 42,50, Grießlerauszug 41,00—41,50, Semmelmehl 40,00—40,50, Bäckermundmehl 38,50—39,00, Grießlermundmehl 30,50—31,50, Pohl» mehl 25,50—26,50. Roggenmehle (Dresdner Marken), Nr. 0 36,00 bis 36,50, Nr. 0/1 35,00-35,50, Nr. 1 34,00-34,50, Nr. 2 29,00-31,00, Nr. 3 27,00—28,00, Futtermehl 15,90—16,70. Weizenklete (Dresdner Marken), grobe 13,60—14,00, feine 13,60—14,00. Roggenkleie (Dresduer Marken), 15,00-15.60. Nossener Produktenbörse am 7. August 1914. 10001<8 M Pf. M.Pf. I<8 M.Pf.bis M.Pf Weizen, neu 75/78^,, „ 200- 220— 85 17— „ 18 50 Roggen, alt „ „ 180— 195— 80 14 40 „ 15 50 Hafer, alt .. „ 190 — 200 — 50 9 50 , 10 — Futtermehl l 100 „ 18 25 50 9 50 ,, „ ll „ „ 15 25 50 8— „ Roggenkleie, inld. „ „ 12 50 14— 50 7 25 „ 7 50 „ rusf. „ „ 50 „ - — Weizenkleie, grob „ „ 12 — 12 50 50 6 7s „ 7 — Maiskörner, grob „ 50 „ 10 — Maisschrot „ „ 50 „ 1075 Die Preise sind nominell. Heu, neu per 50 Kilo M. 3 — bis 3 50 Gebundstroh " 50 " I 1— 2 — Speisekartoffeln, neu„ 50 „ „ 5— , 550 Meitzner Marktbericht am 8. August 1914. Butter, ein Kilo 2,60—2,70 Mk., Landeier, ein Stück 9—10 Pfg., Gänse, ein Pfund 0,90 Mk., altes Huhn, ein Stück 2,40—2,60 Mk., junge Hühner, ein Stück 1,40 bis 2,00 Mk, Enten, ein Stück 3,80-4,50 M!., Tauben, ein Stück 60-70 Pfg. Getreidepreise geringe Qualität mittlere Qualität gute Qualität niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst. Weizen, — — 23,00 23,50 23,60 24,00 Roggen, — — 19,00 19,50 19,60 20,00 Gerste, — — — — — — Hafer, - - 21,50 22,40 22,50 23,00 Mrebermachrichten fürMittwoch, den 12. August. Resselsciorf. Abends 7 Uhr Kriegsbetstunde in der Kirche, Hilfsgeistlicher Männchen. Limbach. Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde. klankenktein. Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde. für Donnerstag, 13. August. Grumbach. Abends 7 Uhr Kriegsbctstunde. Die heutige Wummer umfaßt 4 Seiten. Wegen der jetzt herrschenden .^riegszeit müssen wir bitten, Inserate bei Aus- Expedition des Wochenblattes. -abe zu bezahlen. M Sau opfer bewe dieses Poliz gang die l kräft Nr. ! 8. di arbet »orzr Ind»! fische, anste! gebor «bei dienst staatl arbeil IttiM. MerUhl. Heute abend Vz8 Uhr 85 Uebung bez. Einteilung an die Geräte. Jeder anwesende und dienstfähige Mann hat zu erscheinen. Er Das Kommando. Frauenverein. Heute Dienstag, halb 8 Uhr, Löwe Hauptversammlung. (Unsere besonderen Auf gaben für die Kriegszeit.) ««,« verkauft ciie Me Lepsratursa weräen nscfl wie vor angenom men unck prompt uncl Zewissen- tiskt susZeküfirt. LOgar LeNinlUsr, Udrmsekormstr. Oresäner Strasse. M. WKW empfiehlt von jetzt ab stets a Pfd. 90 Pfennig». «iss Richard Bretschneider. KM. AMeük empfiehlt sehr billig «ss B-zirksanstalt Muld-nhütt-n Da Bahn nicht befördert, müssen Seile abgeholt werden. MrÄtr aller Art werden jetzt billigst repar., Abonnenten dieser Zeitung Vorzup?preise. Große Aus- wabl in neuen Fahrrädern und Zu behörteilen zu herabges Preis. Preis! Mt. kruno Wirtkgsn, Obvrsvkssr ins Bahnst. Oberdittmannsdorf. Uebernehme die Bewirtschaftung eines Landgutes. Gcfl Offerten unter 4427 an die Expedition dieses Blattes erbeten. Suche für sofort eia i«s Wirtschaftsmä-chen bei Familienanschluß. Frau Gutsesttzer Oskar Dittrich, Grumbach, Bezirk Dresden. Suche für meine Tochter, welche Ostern die Schule verlassen hat, gute Stellung. Frau verw. 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