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^KSSSSSSSSZSSS-SKSSSSSSSSS.KSSSKKLSSSS qNLL M) »SW KLSLSLSLLLSSLLLSLSSSLLSSLLLLLSSLSSSS^s» «SSSSSKSSSKSSSSSKSSSSSSSSSSSSSSSKSSSSSS Mc// tm Gk/S SS^ÄLSSSSS^^SS^S^SLSSSSLSSSSSSLSS««» zehnmal härter und grausamer, täglich sterben, das Leben meines Gemahls gänz lich verbittern. Helft mir also." Die beiden Alten sahen sich an und wuß ten in dem nämlichen Augenblick, daß sie das gleiche dachten „Wir wüßten uns schon eine Hilfe — die Stelle auf der Farm bei der gütigen, jungen, starken Frau, die so gern schaffens- frohe Menschen um sich haben mag." Und die alte Tim sagte zu ihrem Freunde, ohne daß sie den gehabten Ge danken besonders in Worte einkleidete: „Wir wollen sie hinlassen, Karl. Natür lich, sobald Wie wir die Adresse des Grafen erfahren haben, teilen wir ihm alles mit. Das ist unsere Pflicht. Oder — wir er zählen cs ihm, wenn er wieder heimgefun den hat." Und laut erzählte sie der jungen Gräfin von jenem Brief, den sie heute beantwor ten wollte in verneinendem Sinne. Dann weihten sie Hilde ein. Sie empfanden es alle wie ein Finger zeig aus der Höhe. Um das Reisegeld sollte sich Hilde gar nicht ängstigen. Hier stand es ja deutlich in dem Brief zu lesen: Geld und Wäsche, Kleider und Freundlich- leit war reichlich vorhanden. Und die kleine Summe bis Hamburg würden sie ihr eben borgen. Natürlich ihrem Liebling, ihrem einzigen. Aber nein, es ging doch nicht! Es war gar nicht möglich. Wenn auch hier nie mand etwas von den Vorgängen ahnte, jeder, der die lunge Gräfin eben tot wähnte, und auf solche Gedanken einfach nicht kam, nicht kommen konnte; die Auswanderungs polizei sah scharf auf die Finger; Hilde würde den Paß und das andere Nötige überhaupt nicht ausgestellt erhalten. Und wenn selbst, so müßte durch Nachfragen und Untersuchungen alles ans Tageslicht kommen und die arme, liebe Hilde wäre zehnmal schlimmer dran, wie zuvor. Wenn man sich doch so im Handum drehen, durch eine Zaubersormel Papiere beschaffen könnte. (Fortsetzung folgt.) Ostern. Von Lcnelotts W i n s e l d. er Wind zupfte an den jung grünen Blättchen des Flieder strauches. So frühlingslau, so zauberisch glückverheißend war sein Atem, daß das stille, graue Haus in der Tiefe des Gartens verwundert seine Augen aufschlug. Die Fenster, die im Winter dem Eindrin gen des Lichts gewehrt, öffneten sich weit, und das süße blasse Gesicht eines jungen Mädchens wurde sichtbar. „Es muß doch Frühling werden," mur melten die rosigen Lippen. Aber der Hoff nungsschimmer, der aufleuchtend über die feinen Züge geglitten, erlosch sogleich wieder und machte stumpfer Trauer Platz. „Für mich gibt's kein Ostern. Nie kommt die Freude auf leichten Schwingen zu mir, den Stein des Grams vom Grabe meiner Liebe zu wälzen." „Kind, sagte die Frau mit den guten, bekümmerten Augen, die Hertas zweite Mutter geworden, „du darfst nicht länger deinem Grame nachhängen. Ist Walter im stande, dich so grundlos zu verdammen, so hast du an ihm wahrlich nichts verloren. Wär's die große Liebe gewesen, die ihn zu dir gezogen, keine Verleumdung der Welt hätte ihn von dir getrieben. — Erzähl' doch noch mal! Wie kam's eigentlich?" Sie rückte sich einen Sessel an den tiefen Lehnstuhl, in dem die kaum Genesene saß, und ein seines, kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie den lebhafteren Aus druck in Hertas Augen gewahrte. Immer konnte die Blonde von der Sache sprechen, die allein ihre Seele füllte. Und weil sie ihrem Liebling gern Trost bereiten wollte, fragte Frau Buchwald stets von. neuem nach dem Anfang der Geschichte. „Wir waren auf dem Abschiedsfest, das die Ingenieure Walter gaben, noch so fröh lich miteinander," begann das Mädchen. „Immer erfand er eine kleine Lüge, die es uns ermöglichte, mal ein Paar Minuten für uns allein zu haben." — Ein glückliches Leuchten huschte über das holde Gesicht. — „Auf Hans Karsten, der sich bei mir einen Korb geholt, achtete ich in meiner Freude gar nicht. Sonst wäre mir das tückische Glimmen in seinen Augen vielleicht ausge fallen. Jetzt erinnere ich mich genau feines seltsamen Gesichtsausdruckes." — Hertas Brauen zogen sich schmerzlich zusammen. „Also wir gingen in der lustigsten Stim mung heim, und Walter raunte mir beim j Abschied zu, daß er morgen um vier kommen ! würde. — Er kam. — Du weißt ja, wie!" „Ja, ja," nickte Frau Buchwald, sichtlich bemüht, die Sache ins Humoristische zu ziehen, „er war steif wie ein Stock und machte ein Leichenbittergesicht." „Bald darauf," fuhr Herta in müdem Tone fort, „erhielt ich von Hans Karsten die Nachricht, daß Walter nach Bari abge dampft war. Du allein erfuhrst von meinem Leid. Selbst vor meiner Freundin Kläre trug ich die Maske der Heiterkeit. Bis der Brief von Walter kam — du weißt doch, der mit den vielen italienischen Marken. — Nun wußte ich alles. Dieser böse Hans Karsten hatte mich bei Walter verleumdet. Aus Rache sür den Korb, den ich ihm gegeben. O, was er alles von mir gesagt!" „Und das hat Walter geglaubt?" Sie versank in grübelndes Schweigen. „Den Bries, den du zu deiner Rechtferti gung schriebst, trug ich selbst zur Post," sagte Frau Buchwald kopfschüttelnd. „Aber Herta, verliere die Hoffnung noch nicht ganz. Meine Ahnung fagt mir, daß du auf den zweiten Brief, den du auf mein Anraten schriebst, Antwort erhältst." „Welch ein Wahn!" rief Herta schmerz lich. „Die Welt ist tot sür mich. Kein Früh ling bringt Verdorrtes wieder zum Blühen!" Sie brach in Schluchzen aus. Frau Buchwald umfaßte zärtlich ihre Schultern. „Liebling, nimm dich zusam men, du wirst mir fvnst wieder krank. — Auch für dich läuten morgen die Osterglocken! — Es ist Sünde, sich so ans Unglück zu ver lieren. — Schau hinaus, wie. herrlich ist Gottes Welt! — Und du bist noch so jung!" Hertas nasse Augen waren dem Blick der Frau gefolgt. Plötzlich sprang sie auf — „Die Kläre! Und wie aufgeregt sie aussieht!" Sie machte eine Bewegung zur Tür. Aber ehe sie ihre Absicht zu fliehen ausfüh- ren konnte, stand die derbe, kleine Brünette mit den roten Backen schon vor ihr. „Denk' dir, Herta, ich habe mich verlobt." Es war, als grisse eine eiskalte Hand nach dem Herzen der Blonden. — „Ich glaubte, du hättest eine hoffnungslose Liebe," stammelte sie mit seltsam schwerer Zunge. „Hatte ich auch!" lachte Kläre, in deren guten Augen ein ganzer Himmel von Glück leuchtete. „Aber nun ist sie nicht mehr hoff nungslos. — Komm doch, bitte, mit in den Garten! Es ist so wunderschön draußen." Sie übersah in ihrer Freude völlig die Angst in Hertas Miene. Sie schob den Arm unter den der blassen Blonden und zog sie die Verandatreppe hinab. Draußen begann die strahlende Kläre ihre Erzählung. „Du weißt doch, Herta, daß ich schon lange in Walter Hellwig ver schossen bin. Er machte sich scheinbar nie was aus mir, obgleich ich meine Neigung nur sehr schlecht verbarg. Ich kann mich eben nicht verstellen." Sie senkte errötend den Kopf. So be merkte sie nicht Hertas Totenblässe, ihr Zittern. „Es kam mir eher so vor, als hattet ihr beide etwas mit einander. Doch, dann wäre Walter Wohl nicht nach Italien gegangen." Sie wandte nun doch verdutzt den Blick der Freundin zu. War das nicht ein Seufzer? „Ist dir schlecht, Herta? — Verzeih, daß ich dich so überfalle. Ich vergaß in meinem Egoismus ganz, daß du krank warst." „Es ist schon vorüber," sagte Herta, sich gewaltsam zusammennehmend. „Erzähle nur weiter." „Na also. Ich hörte lange nichts von Walter. Da, vor einigen Wochen läuft ein Brief bei mir ein — ob ich ihn haben will? — Von Liebe stand nichts drin." Sie starrte nachdenklich vor sich hin, und es legte sich wie ein Schleier über ihre strah lenden Augen. „Natürlich wollte ich. — Auf meinen Antwortbrief drahtete er sogleich: „Komme selbst, mir das Jawort zu holen." Herta drückte matt die kleine, runde Hand, die sich ihr bot. „Du Verdienst dein Glück, Kläre, ich gratuliere dir herzlich. Aber nun bitte ich dich: laß mich allein! Mir ist schlecht." „Sei mir nicht böse!" sagte Kläre be stürzt „und recht gute Besserung!" — Sie schlich scheu dem Ausgang zu. Herta reagierte auf keins der gütigen Worte, die ihr die Pflegemutter zuflüsterte. Starr und bleich, wie ein Marmorbild, schritt sie dem Hause zu. Wortlos ließ sie sich zu Bett bringen. Die Osterglocken riefen zur Frühkirche. Frau Buchwald öffnete erstaunt die Augen. Hatte nicht die Glastür zur Veranda ge klirrt? Sie schaute blinzelnd in den in Sonne gebadeten Garten. Millionen von Diamantperlen schienen über Blätter und Gräser gestreut. Das blendete und sun- kelte in schier märchenhafter Pracht. Die gute Frau fühlte eine unerklärliche Freude. Als wäre es nun mit allem Leid zu Ende. „Herta!" rief sie in weichem Ton. Aus dem Nebenzimmer kam keine Ant wort. Schnell erhob sich die Frau und trat ans Fenster. Neben dem blitzenden Fliederstrauch stand Herta, die blonden Locken gelöst, den wie in Andacht verklärten Blick emporgehoben. „Wie schön sie ist!" dachte die Frau. Der wettergebräunte Fremde, der leise durch die Gartenpforte trat, empfand Wohl ^SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSKSSSSSK Wett im Dlkö SSSSSSLSSSLSSSSSSSSSSSSSSSLSSSSSSSLES«» sich nicht länger. Ein Licht war vom Him- mel gekommen und füllte ihre Seelen mit Hellem, sanften Glanz. Tine Lach hatte die richtige Empfindung gehabt. Hilde, Gräfin Frankental War nicht tot. Der schwere Starrkampf war von ihr gewichen, sie er wachte und fühlte alles, was mit ihr ge schehen war, sühlte die Schrecken der langen, kalten Nacht und konnte sich nicht darin finden, vorzeitig gestorben und begraben zu sein. Die Treue der beiden Alten hatte sie gerettet! Nicht dem Manne, wie sie einen unbewußten Augenblick voller Sehnsucht und Glut gehofft hatte, dem Manne, dessen Namen sie trug, hatte sie das Leben zu ver danken, sondern diesen beiden hier. Sie sah sie mit weitgeöfsneten Augen an, fand ein Lächeln, nickte leise und schlief dann ein. In dem stillen, wundervoll hohen Ahnen zimmer, das seit vier Jahrzehnten nicht ge öffnet war, weil es das Taufzimmer dar stellte, betteten sie die leichte Last der wieder zum Leben Erwachten. Noch wußte sie von allem nichts. Den Stunden des Schreckens war ein tiefer, wohliger Schlaf gefolgt. Und die beiden Alten saßen an ihrem Lager, hatten die Türe von innen verriegelt und wagten nicht miteinander zu sprechen. End lich erhob sich Tine Lach, nickte dem alten Mann zu und sagte leise: „Ich will ihr ein wenig Milch heraufholen, denn sie muß, so bald sie die Augen aufschlägt, ein paar Tropfen bekommen. Sie hat ja solange gehungert Fünf Tage, Karl." Und der Mann nickte und legte seine behaarie Rechte auf die blasse Schläferin, empfand weder Angst noch Grauen, sondern ein tiefes, heim liches Glücksgefühl, daß auch sein Leben nun wieder einen Inhalt und Zweck bekommen sollte. Tine Lach allein dachte weiter, vergaß sich und das eigene Glück, und wob und arbeitete an dem ihrer jungen geliebten Herrin. Was sollte jetzt werden? Sie wußte nicht den Aufenthalt des Grafen. Niemand ahnte ihn überhaupt. Es war ausdrücklich befohlen worden, daß die ersten sechs Monate keinerlei Nachrichten vom Horststein an ihn aufzugeben seien. Für ihn war Hilde also weiter tot! Das mußte man ihr langsam bei bringen. Ganz zart natürlich, leise, wie eine Mutter, den Arm um sie geschlungen, die eignen Hände um die ihren gefaltet, da mit sie nicht erschrecke. Denn alle Sehnsucht würde jetzt, die Enttäuschungen ver gessend, dem Gemahl zukehren. Es mußte überhaupt vorläufig über die Ereignisse der Nacht den Leuten gegenüber ein strenges Stillschweigen beobachtet werden. Die Klammern sollten vor dem Morgengrauen gesichert sein; der schwere Schlüssel an alter Stelle verborgen werden Niemand würde merken, daß die junge Herrin auferstanden sei und weiter lebe, wenn man es nicht ver breitete. Damit aber wollte man noch ge trost warten. Hilde sollte selbst über alles entscheiden. Wie sie es bestimmte, sollte es werden. Am nächsten Morgen, als der alte Resen- haupt von seiner Arbeit aus dem Erb begräbnis zurückkam, erwartete ihn schon im Pappelgang die alte Tine. „Sie hat gegessen und getrunken, Karl, aber nun schläft sie wieder." „Hat sie auch schon nach dem Grafen ge fragt, Tine?" „Nein, ich glaube, so weit ist sie noch nicht. Sie denkt, sie wäre noch ein Kind und hätte Scharlach. So war sie damals auch. Sie aß und trank, als es zur Ge nesung gehen wollte und schlief, und eines Tages erwachte sie und sagte: „So, jetzt bin ich gesund, jetzt haltet ihr mich alle nicht mehr im Bett. Jetzt muß ich den Garten umgraben." Und sie tat es. Der eigne Vater konnte sie nicht zucückhalten. Wir erst recht nicht." „Wollen hoffen, daß es wieder fo mit ihr wird, Tine." „Der Himmel wird es geben." Am Mittag eines Tages erwachte Hilde und schlief nicht sogleich wieder ein. Sie verlangte zu essen. Es schmeckte ihr und sie legte sich mit wohligem Ausatmen in die Kissen zurück, strich sich über das Gesicht und fragte Tine leise: „Wie lange war ich krank?" Tine wußte sich keinen Rat. Sie war fest der Ansicht gewesen, daß Hilds lang sam alles begreisen werde, ohne daß sie es ihr zu sagen brauchten. Es währte aber sehr lange damit. Erst ganz allmählich kam die grauenvolle Erinnerung in die junge Seele zurück und gebar, nach dem ersten, lähmenden Entsetzen, die starke Sehnsucht nach ihrem Mann. „Wo ist Heinz Horst," flüsterte sie kaum vernehmbar, während doch, Wider Willen, ein Grauen durch ihren Körper rieselte. Da erzählte ihr die alte Tine, was sie sür notwendig hielt. Die junge Gräfin nickte, als begreife sie alles, aber ihr Herz bäumte sich doch in wildem Weh dagegen auf und schrie nach dem, den sie über alles liebte und dem sie doch nicht viel mehr, als ein schönes, buntes Spielzeug hatte sein dürfen. Und langsam glomm ein Gefühl eisigen Schreckens, noch härter als das der überwundenen Stunden im Grabe, in ihr auf. War es nicht das deutlichste Zeichen, daß er sie nicht liebte, wenn er jetzt, sogleich nach ihrem Tode, in die weite Welt, mög lichst fern von dem Ort, an dem sie ruhte, floh? Wollte er die kurze Zeit, die er sich mit ihr beschwert hatte, nicht möglichst schnell vergessen und aus seinem Leben streichen? Was hatte sie ihm denn über haupt sein können? Für seine Steine und Sammlungen sehlte ihr das rechte Ver ständnis. Sie meinte bei sich, daß es zu viel Lebendiges und Großes, dem man helfen müsse, in der Welt gäbe, als daß man dem Toten dienen dürfe, das keinem leben digen Menschen zur Freude und Hilfe sein könne, solange es noch Not und Elend auf der Welt gäbe. Sie wurde bitter! Ihre lichte, junge Hoffnungsfreudigkeit traute sich nicht mehr aus dem Winkel der Schmerzen hervor. Sie lag lange regungslos in den Kissen, starrte zur Zimmerdecke aufwärts und fragte endlich: „Warum habt ihr mich eigentlich in das Taufzimmer geschafft, ihr Lieben? Ich habe doch dem Geschlecht keinen Erben schenken dürfen. Wie darf also ich hier verweilen?" Tine Lach legte den Arm um ihre zuckende Schulter. „Willst du lieber zu mir, in mein Stübchen, Kind?" Das junge Gesicht nickte ein „Ja". Da lag Hilde denn in dem breiten, be haglichen Bett unter den seidenen Kissen, die Tine Lach in aller Eile herübergeschafft hatte und sah mit leisen gerunzelten Brauen in das Licht des Apriltages. Sie streckte die Hand nach dem alten Gärtner aus, der bescheiden in der Nähe der Tür auf einem Schemel hockte. „Wo ist mein Myrtenbäumchen, Karl?" Sie hatten es im Erbbegräbnis ver gessen. Der Alte tauschte mit Tine Lach einen beredten Blick, erhob sich und lief zum andern mal den Weg zwischen den steifen, aufrechten Pappeln zu Ende. Als er es der jungen Gräfin ans Bett brachte, strich sie leise, wie liebkosend, mit der Rechten über die Krone. „Ich habe es mir gedacht, daß alles, alles noch einmal gut und schön werden müsse, wenn dies Blümlein, das lange Jahre nicht blühen wollte, endlich Knospen tragen werde." „Nun — und ist nicht alles wunderschön geworden," schmeichelte Tine Lach. Der junge Kopf verneinte. „Nein, Tine, es klafft ein Riß durch mein ganzes Leben. Er wird niemals wie der heil und gesund. Wenigstens nicht hier. Dazu müßte ich weit, weit fort." Sie er schrak, deckte die Augen und versank in dumpfes Brüten. „Dazu müßte ich Weir, weit fort sein," wiederholte sie träumerisch, „unter gänz lich fremden Verhältnissen schaffen, nicht länger schlafen, müßte Sehnsucht erwecken bei ihm." Ihre Stimme war fast unver ständlich geworden. Es war, als spräche sie für sich ganz allein. „Weit, weit fort über das Meer möchte ich Wohl und eines Tages . . . Nein — zurück möchte ich nicht mehr. Er könnte mir diesen Schritt ja auch niemals vergeben. Er ist ja so stolz und gefestigt. Er entstammt einem edlen, alten Geschlecht, das selten oder niemals fehlte. Also will ich sür immer weg! Ja — nur so könnte ich gesunden. Was soll ich auch hier noch? Wem nütze ich? Hier lebe ich wie eine Gefangene. Kommt er zurück und findet mich wieder ... O Gott, wann wird er überhaupt heimfinden? Und wie? Wäre es nicht möglich, daß ein fremdes, schönes Weib sein Herz gewonnen hätte, dem ich nicht das, was er sich wohl er träumt, zu geben verstand. War ich denn eine stolze Herrin, rühmte man meine Schönheit und den Glanz meiner Toiletten weit und breit? Wagte ich mich überhaupt zu den lauten, rauschenden Festen, auf denen er wohl fehr gern mit mir geglänzt hätte? Nein, nichts dergleichen tat ich. Still und verschüchtert hockte ich in meinem Stüblein und suchte nach der Sonne. Nein, ich muß fort." Einen Augenblick war es still. Dann richtete sie sich entschlossen auf und forderte mit halber Stimme, die an ihre beste, fröh lichste Zeit gemahnte: „Und ihr Beide müßt mir dazu ver helfen. Ich will tot bleiben. Nur für euch werde ich leben. Euch fchreibe ich dann und wann. Ihr habt mich lieb — meine Seele, mein Herz, meine Regsamkeit — sonst hat mich keiner lieb. Es war ein Irrtum, nichts weiter. Nicht wahr, davon habt Ihr auch schon mal gehört. Sogar die größten Ge lehrten irren sich. Warum sollte er sich nicht auch in seinen Gefühlen zu mir geirrt haben. Helft mir doch, Ihr meine beiden, einzigen Treuen! Seht doch, ich habe nie mand als euch Laßt mich nicht umkommen in dieser stumpfen. Verzweiflung. Hier würde ich Tag und Nacht an jene Schrecken, denen ich durch das Wunder eurer Liebe entronnen bin, denken müssen. Werde viel leicht, wenn sich jener Starrkrampf nicht wiederholte, dem Wahnsinn verfallen, also