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«SSASSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSK -7^W KLS-SSSSKSSSSSSSSSSSLSSS«SSSSSSKS«KSSStz» «rZ^STSTSSSSSSSSSSSSSSSTSSSKSSSSSSSSSK Welt im Bild -LS^LLSLSSSSLSLLSLSSSLLSSL^LSSriLSSSLST» Ila» se; Toner Schrecken. Roman von K. Battmann. <' o r t s e d u n g.) 2 as müssen >vir gutmachen, Tine; ihre Myrtenblüten dürfen wir nicht behalten. Ans keinen Fall. Wie ost hat sie mich heimlich gefragt, als schäme sie sich ihrer Unge duld, ob ich denn wirklich glaube, daß das Bäumchen zum Blühen kommen werde. Sie habe sich etwas ganz besonders Herrliches dabei gedacht, das sich erfüllen werde, wenn es Knospen bekäme." „Ja, aber wie sollen wir es noch gut machen?" „Das ist sehr einfach Morgen wären wir bBde ja doch zu ihr gegangen. Ich habe doch den Schlüssel zum Erbbegräbnis vom Grafen bekommen, um ihr die Lieblings blumen hinzutragen, sobald die Gewächs häuser sie hervorbringen. Laß uns gleich hingehen, Tine. Zu unserer kleinen lieben Hilde." „Meinst du wirklich, Kürl?" „Nun, hast du etwa keine Sehnsucht nach ihr? Warum hocken wir beide hier über haupt zusammen. Jeder von uns wollte doch zu ihr und sie noch einmal ganz still und heimlich betrachten, ihre Hände küssen, ihr Haar streicheln. Ich habe den Sarg ge schlossen. Ich allein. Da sind keine schweren Schrauben drin, Tme. Nur Klammern. Ein Druck, und sie fliegen auf, der Deckel schnellt empor und wir können noch einmal so rich tig von ihr Abschied nehmen." Einen Augenblick zögerte noch die Alte. Dann sagte sie still: „Ja, Karl. Sehnsucht hatte ich nach ihr und wenn du meinst — wollen wir uns das Myrtenbäumchen jetzt holen. Die Wind laterne leuchtet gut." — Der Sturm dieser Nacht hatte noch zu genommen! Die schwanken Pappeln, die steif und gradlinig den Weg zum Erbbegräb nis bezeichneten, bogen sich unter der Faust des Orkays. Die beiden Alten kämpften sich Seite an Seite vorwärts. Sie fühlten erst jetzt deutlich, wie alt und kraftlos sie ge worden waren, in all diesen harten Kämpfen und Leiden. Der alte Mann mußte sogar zuweilen ein wenig rasten, ein unerklärlicher scharfer Stich fuhr, wie ein Messer, zwischen seinen Schultern hindurch, schien ihm eine Sekunde den Atem zu rauben und war dann doch plötzlich wieder verschwunden, als sei er überhaupt nicht vorhanden gewesen. Schon gestern hatte er seiner alten treuen Freundin davon sagen wollen. Sie kannte so viel kleine Hausmittelchcn und wußte guten Rat für alle Leiden. Aber, über des ändern, stärkeren Schmerzes ward der eigene, der im Vergleich dazu so überaus nichtig und nebensächlich erschien, schnell vergessen. Er hätte sich geschämt, in dieser ernsten, gramvollen Zeit von sich zu reden! Er trug die mächtige helleuchtende Laterne, die ihr Licht weit auf den Weg vorauswarf, so daß jedes Steinchen auf ihm deutlich sichtbar wurde. Sie hasteten über welke, abgerissene Blätter des Lebensbaums dahin, vereinzelte verlorene Blüten von Hya zinthen lagen zerstreut unter ihren Füßen. Sie sahen darüber fort und warteten nur darauf, daß endlich das Ziel ihrer stillen Sehnsucht erreicht wäre. Albertine Lach trug das kleine Myrtenbäumchen so behut sam und leise im Arm, als sei es ein Teil ihrer geliebten Hilde. Sie sprachen unter- Wegs kein Wort miteinander. Einigemal freilich öffnete Albertine Lach die schmalen, welken Lippen, um eine Frage zu tun. Aber sie unterließ doch jedes Wort. Niemand, auch dieser Allertreueste, der ebenso heiß und zärtlich die junge Heimgegangene geliebt hatte, wie sie selbst, vermochte ihr eine Ant- ? Im Ostermorgenrok. : 8 Du Waldsee, weltverschollcn, » Versteckt und uuberiihmt, » Wie dich der Mondcnflimmcr ? Mit blassem Silber bliimt . . . Wie dich der Schlchendickicht o Nings nferschmal umbuscht, — ü Mud iu das dichte Dunkel ' Sich Hirsch und Hindin kuscht. o Die Sage geht: — eiu Wichtet, ä Ein Lächeln nm den Mund, Tas schläft seit hundert Jahren » Tief auf des Waldsees Grund. Und alle hundert Jahre, ' Im Ostcrfrühwiudwchn, » Lästt es sich gläubigen Seelen E Und Sonntagskindern sch«. I „Schatzhanser" heißt das Männlein .. ' Und wer ein Glück begehrt, , Dem es zur Gliickserfiillung Drei Wünsche frei gewährt!" » » Der Abend wirft die Schatten n Wie Lanzen in den See . . . * Mondscheine zieh» und schimmern » Wie blonden Haars Geweh . . . ü Ein Windhauch treibt ein Wellchen, Das raunt in Nohr und Ried . . . » Vorfrühling summt verstohlen » Ein leises Dudcllicd. 8 Das singt von hohen Tagen Voll Klang und Glanz nnd Blüh«, , Von Dust und Weihrauchsüste M Im Ostermorgenglühn! Das Fest der Auferstehung » Zieht veilchenblau ins Tal . . . Nun geh, du graue Sorge, > Nun schweig, du müde Qual! » Die Osterglocken rufen ü So laut im Frühwindwehn, — Steig auf vom Waldsccgrundc, n Schatzhauser — laß dich sehn! — « Sieh all die bangen Herzen, Getrübt so manchen Blick, — » Drei Wünschen gib Erfüllung, s Ter erste Wunsch heißt: — Glück! Eu^cn Stangen. wort auf die bange, grauenvolle Frage „warum es fo sein mußte", zu geben. Schwerfällig und mühsam rangen sie sich durch den Sturm zu der Stätte des Frie dens, wo seit hundert Jahren alle aus dein Geschlecht der Frankentals beigesetzt waren. Und endlich waren sie zur Stelle. Die schwere kunstvolle Tür sprang auf. Lautlos schob sie sich fort und ließ den Beiden freien Eintritt. Ein Zittern fuhr über die alten treuen Leute dahin, als sie jetzt den Fuß auf die marmornen Fliesen setzten. Ganz leise schritten sie dahin, wie, um die Schläfer nicht zu stören. Als sie bei ihrer Hilde standen, setzte der alte Resenhaupt langsam und feierlich die große Windlaterne auf den Boden und nahm Tine Lachs Hand. So standen sie eine Weile in tiefes, andächtiges Schauen versunken. Dann Plötzlich zuckte es durch ihre müden Körper. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Eine starke, heiße Sehnsucht nach dem jungen, lieblichen Gesicht, das ihres einsamen Lebens Wonne und Freude ge wesen war, erschütterte die mühsam aufrecht erhaltene Fassung. Als der Alte sich niederbeugte, um seine Hand aus die erste mächtige Klammer zu legen und mit geschicktem Griff, sie lösend, der Erfüllung aller Sehnsucht näher zu kommen, fuhr er zurück, griff an die ge furchte, kahle Stirn und sah die alte Freun din starr an. Aber er sprach kein WM. M.t einem tiefen Seufzer neigte er sich das zweite Mal, aber jetzt zitterte seine Hand so sehr, daß er nicht imstande war, die Klammer zu fassen. Da half ihm Tine Lach. Und wieder trafen sich die Blicke der beiden Alten. Ein unsagbares Entsetzen lag in ihren Blicken, und dennoch auch da neben eine ganz leise, selige Hoffnung in dem welken Gesicht der Frau. „Karl, hast du es gehört." Er konnte ihr nicht antworten. Ein eisiger Schauer lief ihm über den Leib, er hatte das Ge fühl, als Packte ihn eine Faust an der Kehle und steche ihm nun vollends das scharfe Messer in die Lungen. Mit zusammengebissenen Zähnen rüttelte er jetzt an der Klammer, sie schnellte empor, er wollte nach der zweiten greifen, damit auch diese sich öffne und wieder hörte er das grauenvolle, aus der Tiefe emporsteigende, unfaßbare Geräusch. Es war, als wenn eine Hand in Todes angst nach einem Ausweg, nach einer Rettung poche. Sie lauschten jetzt mit ein gehaltenem Atem beide nach einer Wieder holung. Es war keine Einbildung, wie sie es anfangs gemeint hatten. Nicht der Ort dieser Toten, nicht die Tage des Schreckens, nicht der große, überwältigende Gram hatte ihre Sinne verwirrt. Sie konnten ganz klar denken. Wie zuvor sahen sie alles an. Und dennoch blieb der Klang in ihren Ohren. Wie lange hatte es doch währen müssen, ehe sich auch dis dritte und vierte Klammer hob. Aber endlich war es geschehen. Sie hatten beide die Empfindung, als wäre das Klopfen verstummt, dafür aber meinten sie ein Seufzen zu hören. So tief, so glückselig, als käme nach langem Wachen endlich ein Schlaf über eine gemarterte Menschenseele. Sie starben nicht daran, obgleich sie meinten, daß ihre Füße die Kraft ver lieren, ihre Herzen den Schlag vergessen müßten. Sie standen Plötzlich gerade und voller Kraft Seite an Seite, und wußten nicht, was sie zu tun hatten. Der weiße, kostbare Schleier, in welchen Hilde eingehüllt war, erschien zerrissen. Alle Blumen zerstreut und die Tote selbst- Sie sanken auf die Knie, sie schrien ihren Namen heraus, sie streichelten ihre Hände, sie küßten die feinen blassen Finger, aber sie fürchteten Wet im Bild SLSLLSSSSSrSSSSLSSSSSSLSSSSSSSTSSLLSS« Auffälligste sind die langgestreckten Kätzchen von gelbbrauner Farbe, die bei leisester Be wegung des Zweiges hin und her schwan ken. Um einen zierlichen Stiel sitzen dicht im Kreise gedrängt kleine braune Schuppen, Ring fügt sich über Ring; und unter jedem Schüppchen sitzt eine Menge des goldigen Staubes. Wenn wir dann noch genauer Hinsehen, finden wir hart am Stengel an dere, noch dichter gedrängte Schuppen von mehr schwarzbrauner Farbe, aus denen her aus ein purpurroter Haarschopf gebrochen ist. Dieser zierliche Haarschopf und die gol digen Staubkörner bilden die Mittel, aus denen heraus Frau Hasel jene Produkte zauberte, die wir unter keinem Weihnachts baum missen mögen: Die Nüsse. Jedes kleine Staubkörnchen bedeutet eine Nußmöglichkeit. Wohlgemerkt: Eine Möglichkeit! Denn würde jedes Körnchen eine Nutz erzeugen können, so müßte ein ein ziger Haselstrauch in einem Jahre so viel Nüsse tragen, daß diese den Bedarf eines Menschenalters decken oder Wohl gar noch darüber hinausreichcn würden. Allein ein Strauch trägt im Jahre nicht mehr Nüsse, als Goldkörnchen in einem einzigen Kätz chen oder vielleicht in zwei enthalten sind. Aber wozu denn nur diese Verschwendung? Eine Beobachtung soll uns Aufschluß geben. Zunächst, wie entsteht aus Haarschopf und Goldstaub die Nuß? Der Haarschopf ist die Mutter, die den Keim in sich trägt, daraus eine Nuß entstehen kann. Der Gold staub ist der Vater, dem die Fähigkeit inne wohnt, aus dem Keim die Nuß erstehen zu lassen. Eine innige Verbindung beider erst erzeugt die Nuß. Diesen Vorgang ver mögen wir aber nur unter dem Mikroskop zu verfolgen. Wir wollen für unser Wissen uns damit begnügen, zu erkennen, daß eine Nuß erst dann erstehen kann, wenn eins der Goldkörnchen in einen Haarschopf hineinge rät. Nun sind der Haarschopfe am Strauche aber nur verhältnismäßig wenige. Unser Rütteln und Schütteln am Strauche hat uns schon gezeigt, daß nicht nur eine Menge des Staubes an unserer Kleidung haften blieb, sondern daß noch weit größere Mengen um uns zu Bodon fielen und daß andere vom Winde fortgetragen wurden. Nicht nach Tausenden, nach Millionen sind die Nuß möglichkeiten in alle Himmelsrichtungen zerstoben. Nun denken wir uns einmal, der Haselstrauch trüge nicht mehr Blütenstaub, als zur Befruchtung der Haarschopfe nötig wäre — für jede weibliche Blüte genügt ein Körnchen —, wo sollten da Wohl all die Nüsse Herkommen, deren wir allein zu Weih nachten bedürfen, wenn der Wind von die sem Blütenstaub einen Teil forttragen wollte. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde es dann überhaupt keine Nüsse mehr geben. Damit nun Nüsse erstehen können, erzeugt Frau Hasel den Blütenstaub in so verschwen derischer Menge. Der Haselstrauch ist ein „Windblütler", so sagt uns die Wissenschaft. Damit ist an gedeutet, daß der Wind die Verbindung zwischen Veter und Mutter herbeiführen soll. Da nun Frau Hasel Wohl weiß, daß auf den Wind wenig Verlaß ist, so zwingt sie den Wind durch die große Menge von Blütenstaub, ihr doch zu Willen zu sein. Ist das im Pflanzenreich überall so, ist es immer so gewesen? Das sind ein paar Fragen, die durch den Goldstaub aus unserm Rockärmel ausgelöst werden. Vorfrühling ist's zurzeit — die blumigen Schönheiten sollen erst auf dem Plan er frau k>ale1 Von Herm. Holm. dasselbe. Er starrte wie verzückt auf das liebliche Mädchen. Frau Buchwald unter drückte nur mit Mühe einen Ruf der Ueber- raschung. Jetzt wandte das Mädchen den Kopf. Ihr Blick traf den des Ankömmlings. Keine Miene zuckte in ihrem Gesicht. Der Fremde eilte mit ausgestreckten Armen auf sie zu. — „Meine Herta!" Sie rührte sich nicht. „Ich bin nicht deine Herta", sagte sie sanft. Der Friede wich nicht aus ihren Mienen. „Du gehörst der guten Kläre." „Hör mich an, Liebling," sagte Walter Hellwig, denn er war es. „Ich habe noch gestern abend mit Kläre gesprochen. Die Nachlässigkeit der italienischen Post hat alles verschuldet. Dein erster Brief erreichte mich erst nach dem zweiten. Aus Acrger Verlobte ich mich mit Kläre. Das gute Mädchen hat mir ver ziehen. Nun sag: willst auch du deinem bösen, leichtgläubigen Walter vergeben? — Er hat nur immer dich geliebt!" Er schaute bittend in die staunend zu ihm aufgeschlagenen Blauaugcn. Mit einer ganz leisen, schüchternen Bewegung streckte ihm Herta die Hand entgegen. Er aber begnügte sich damit nicht. Jubelnd zog er die biegsame Gestalt an sich. Voller und mahnender setzten die Oster glocken ein. Die Frau am Fenster trocknete sich die Augen. Ihre Hände falteten sich. Den Fliederstrauch schüttelte ein leichter Wind und sein glitzernder Tau sprüh'te in der Sonne. Es war wie ein Lachen. s// enn wir einen schönen Vorfrüh lingstag nutzen zu einem Spa ziergang ins Freie, dann fällt uns unter dem vielen kahlen Gesträuch, das den Bach um säumt, sich an den Seiten der Heerstraße ent lang zieht und in den Wald hineinleitet, allemal ein allbekannter Strauch von neuem auf, dem wir, eben seiner allgemeinen Be kanntheit wegen, aber doch nur wenige Blicke widmen. Es ist der Haselstrauch, mit dem gelehrten Namen OorylnL ^vssiana. Schon aus der Kinderstube her ist er uns bekannt. Wie hingen unsere Augen an Großmutters Lippen, wenn Großmütterchsn uns vom Aschenputtel erzählte, das hinaus in den Wald zog, zum Bäumchen rief: Bäumchen rüttel dich und Bäumchen schüttel dich, Wirf Gold und Silber auf mich I Wir wollens dem Aschenputtel einmal nachmachen und treten näher zum Strauch, den wir leise schütteln. Siehe da! Goldig rieselt's nieder auf uns. Nun ein Paar kräf tige Stöße und im Augenblick sind unsere Kleider mit goldic,em Staube überdeckt. Das ist zwar kein pures Gold, das wir in die Münze tragen können, um schnöden Mam mon daraus Prägen zu lassen, aber dennoch ist es Gold. Gold für unser Wissen! Der Prosaische Name dieses Goldes lautet Blü tenstaub. Woher stammt ex? Wir brechen einen Zweig des Haselstrauches, um ihn näher in Augenschein zu nehmen. Das scheinen. Vorfrühling war es einst in der Geschichte der Pflanzenentwicklung. Diese Zeit liegk nun mehr Jahrmillionen zurück, als unser Haselstrauch einzelne Staubkörn chen trägt — wer wollte sie zählen? Und dennoch, für die Geschichte der Erde bedeutet dies erst ein gestern! Vorfrühling in der Pflanzenentwicklung — da schaute es im ganzen Pflanzenreich nicht anders aus, als es inr heurigen Vorfrühling unser Haselstrauch lehrt. Windblütler nur kannte Vkutter Erde als schmückendes Kleid. Die Erde hat in ihrem Geschichtsbuche hierfür selbst die un- trüglichsten Zeugnisse niedergelegt. Die Lehre von den Versteinerungen hat uns diese Zeugnisse verständlich gemacht. Und selbst lebende Zeugen hat die Natur aus den längst verschollenen Zeiten auf die Ge genwart hinüber gerettet: Die Nadelhölzer, Tanne, Fichte, Eibe, Mammutbaum und andere. Dermalen zwang. Zweckmäßigkeit die Natur, alle Pflanzen als Windblütler auszugestalten; es gab keine andere Mög lichkeit, die Vereinigung der Geschlechter her beizuführen. Die gaukelnden Falter und das gewaltige Heer summender oder stillkriechen der Insekten, die in der Gegenwart im Früh ling und im Sommer im Blumenreiche den Liebesdienst versorgen — sie alle fehlten. Lautlos war der Wald der Urzeit, nur der Wind sorgte für Bewegung. Nichts war vorhanden, was die Pflanze durch Schön heit und sonstige bestrickende Reize anzulocken vermochte. Wozu sollte sich deshalb die Pflanze denn schmücken? So trug sie den bestimmenden Verhältnissen Rechnung, sie erging sich nicht in Prunksucht, sondern äußerte ihre volle Kraft darin, viele, unend lich viele Möglichkeiten zur Fruchterzeugung zu schaffen. Darum finden wir bei allen Windblütlern diese Verschwendung von Blütenstaub; eine Verschwendung, die wir nur um derentwillen so bezeichnen, weil uns der Sinn der Einrichtung nicht sogleich augenfällig wird; es ist gar keine Verschwen dung, sondern reine' Zweckmäßigkeit. So lehrt uns der Goldstaub des Haselstrauches aufs neue, wie wir die Natur verstehen sol len, und so wird der Blütenstaub zu Purem Golde für unser Wissen Wenn wir nach ein Paar Wochen zu un serm Haselstrauch zurückkehren, im Mai etwa, dann schaut er wesentlich anders aus. Licht graue Blattgebilde bedecken ihn, von den Kätzchen ist nicht viel mehr zu verspüren; nur hier und da sitzt noch ein verschrumpftes Ding zwischen den Blättern, andere hängen über den Zweigen, wo sie im Herunterfallen vorübergehend Halt fanden; das meiste aber liegt am Boden im Moder, um hier noch ein letztes Mal in den Dienst des Natur werdens zu treten. Die organischen Ueber- reste lösen sich in mineralische Bestandteile auf, die aufs neue der Pflanzenwelt zur Nahrung dienen. Jetzt können wir rütteln und schütteln, so viel wir wollen — kein Gold strömt herab, nur noch ein Paar abgelebte Kätzchen fallen herunter. Aber zu späterer Jahreszeit, wenn der Herbst sich anschickt, unsere Lande zu ver lassen, da lohnt das Schütteln wieder. Was dann herabkommt, hat an der Menge zwar verloren, aber im einzeln ist es gewachsen — Nüsse regnet's. Gemeinhin werden die Nüsse zwar nicht geschüttelt, sondern sie wer den, noch „in der Schale", vom Strauch ge pflückt, oder nach dem Abfallen einfach auf gelesen.