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Unsere Speisekammer. Wer jederzeit über eine wohlgefüllte Speisekammer verfügt, der braucht sich nicht zu sorgen, wenn einmal unvorher- gesehne Gäste kommen. Die Städter haben es nicht nötig, um Porrat besorgt zu sein, da sie jederzeit alles haben können — vorausgesetzt daß das nötige Kleingeld vorhanden ist. Anders der Bewohner auf dem Lande. Für ihn ist eine praktische Speisekammer und Vorräte, die sich aufbewahren lassen, von größerer Wichtigkeit. In der Stadt sind die Wohnungen meist sehr zweckmäßig ein gerichtet: dicht neben der Küche befindet sich der Raum zum Aufbewahren der Speisen. Die angrenzende Küche ist aber nicht immer vorteilhaft für die Speisekammer, weil sich die grobe Hitze, welche sich während des Kochens ent wickelt, dem Nebenraume mitteilt. In folgedessen verlegen die meisten Haus frauen die Speisekammer an einen anderen Platz, wenn sie über genügend Räumlichkeiten verfügen. Eine Grund bedingung für die Vorratskammern ist also küble Lage. Vor allem soll man aber darauf achten, daß der Raum möglichst staubfrei bleibt und vor In sekten sicher ist. Durch einen Fenster- einsatz von Drahtgaze kann man das bewirken. Von Zeit zu Zeit muß aber für gute Lüftung gesorgt werden, damit die Speisen keinen muffigen Geschmack bekommen. An den Wänden lasse man vom Tischler feste, ungestrichene Regale anbringen. Auf diesen bringt man am besten seine Konserven in Krügen, Büchsen und Gläsern unter. Eine gut befestigte Stange dient zur Aufbewahrung von Würsten, Schinken usw., welche frei hängend sich bekanntlich am besten halten. Im Sommer umgibt man die Schinken usw. mit Gazebeuteln. Auch kann man alsdann eine Kiste mit Holz asche anfüllen lassen und die Rauchwaren hineinlegen, auf die Art und Weise trocknet das Fleisch nicht so sehr aus. Ist der Raum groß genug, daß ein Schrank Platz finden kann, so lasse nian sich einen ganz einfachen, aber festen Schrank mck Schubfächern Herstellen, der zur Aufnahme der Kolonialwaren dient. Gedörrte Früchte sind in sauberen Leinensäcken freihängend aufzubewahren. Zu diesem Zwecke lasse man sich Haken an der Decke befestigen, auch Zwiebeln soll man in luftdurchlassenden Säcken hängend am besten erhalten. Hat man übriggebliebene Speisereste vom täg lichen Mahl, so stelle man sie nie frei unter, sondern bedecke sie stets mit einer Glas- oder Drahtglocke. Wer über einen Eisschrank verfügt, hat den besten Auf bewahrungsort. Gewüreeinkauk. Alle Gewürzsorten kaufe man am besten in ungemahlenem Zustande, weil sie da unbedingt unverfälscht sind. Gutes Kochsalz muß weiß, körnig und trocken sein. Zucker in gemahlenem Zustande ist oft mit Kalk, Gips oder dergleichen ge fälscht, weshalb man besser tut, Hut zucker oder Kristallzucker zu kaufen. Ersterer muß dicht und rein, letzterer grobkörnig und durchsichtig sein. — Salz wie Zucker schütze man besonders vor Feuchtigkeit, — Senf kauft man fertig bereitet, doch wird er billiger und oft besser, wenn man ihn aus gelbem oder braunem Senfmehl, ein wenig Salz, etwas feingestoßenem Zucker und dem /erforderlichen Essig zusammenrührt. — Essig muß von reinsaurem Geschmack und ganz klar sein. Er regt, mäßig ge nossen, die Verdauung an. — Zimt oder Kaneel muß scharf riechen und schmecken. Zimtstangen sind besser als gestoßener Zimt, der oft verfälscht wird. — Muskat nüsse müssen hart, glatt und graubraun sein. — Gewürznelken sollen eine braun schwarze Farbe und einen scharfen Ge ruch haben. l^äkmLtckinen-Keinigung. Wenn Nähmaschinen mit verharztem Ol und Staub beschmutzt und in ihrem Gange behindert sind, nehme man etwas Benzin, bestreiche die Teile, die gewöhn lich geölt werdM, mittels eines Pinsels oder einer FeM- damit, trete die Ma schine einige Minuten, und wenn das Ol aufgeweicht ist, wische man die Teile mit einem Lappen rein und öle sie wie gewöhnlich ein. 8^8^ Im vertrauen >A»n spricht mit Nen KLnNen. Was Mund und Auge oft ver schweigen müssen, kann eine einzige Handbewegung ausdrücken. Schon ein altes Sprichwort sagt ja: „Was man mit Worten nicht sagen kann, zeigt man mit Gebärden an." Jedermann weiß z. B-, was ein Händedruck sagen kann: augenblicklich fühlen wir, wie innig oder wie gleichgültig das Herz dessen für uns schlägt, der uns die Hand bietet. Hand und Herz gehören zusammen. Fruchtlos ist jedes Unternehmen, das nur mit der Hand vollzogen ist, ohne daß das Herz seinen Anteil dabei hat. Mit dem Handschlag drücken wir unser gegenseitiges Vertrauen aus. Das Heranwinken und das Hinwegweisen, eine liebkosende oder strafende Hand bewegung wird schon von den kleinsten Kindern, ja selbst von den Tieren ver standen. Selbst einen Zweifel drücken wir mit der Gebärde der Hände aus, ohne nur ein Wort dazu sagen zu müssen. Bewegliche Hände sollen auf Verständnis und Nachdenken, in ge steigertem Mabe auf Unruhe und Ner vosität schließen lassen. Zwanglos ge öffneten Händen sagt man Offenherzig keit, Geistesgröße, Wahrheit und ein ruhiges Gemüt nach, während die zu sammengezogene Hand auf Seelenkampf, Unzufriedenheit, kleinlichen Sinn oder Verschlossenheit deuten soll. Gekrümmte Hände sollen das Spiegelbild von Hab sucht und Geiz sein. Mie beschäftigt man tUnUer. Ein Kind verlangt so gut nach Ab wechslung wie ein Erwachsener. Wenn man ihm jeden Tag dasselbe zum Spielen gibt, wird es des Spieles über drüssig und verlangt anderes oder auält seine Umgebung. Nicht jede Mutter hat Zeit, sich ihrem Kinde zu widmen oder ihm ein Mädchen ausschließlich zu seiner Belustigung und Beschäftigung zu halten. Neigt ein Kind zu Be- schäftigungsspielen, so kann man diese Neigung sehr gut befriedigen. Man gibt dem Kinde Mal- und Zeichengegen stände, welche in Schiefertafel und Griffel am besten vertreten sind. Bei einiger Anleitung wird das Händchen bald alles nachzubilden versuchen, was es erblickt, und so von jedem Gegen stand eine richtige Anschauung be kommen, wodurch sich die Sprache und der Jdeengang in natürlicher, für das Kind amüsanter Weise fortbildet: später darf man dem Kinde, das sich Ruhe und Ausdauer angeeignet hat, eine an den Spitzen gerundete Schere geben, mit welcher es Bildchen, möglichst r»ch eigener Idee ausschneidet. Oer Trieb zur Arbeit ist in jedes Menschenherz ge. legt, und auch im Kinde ist dieser Drang im Keime vorhanden. Die Mütter tun daher gut, diesen Tätigkeits trieb nicht zu ersticken, sondern denselben durch Beaufsichtigung der kindlichen Spiele zu entwickeln, damit das Kind zu geregelter Beschäftigung und damit zu geordneter Tätigkeit erzogen wird. Spielend wird hierdurch der junge Erdenbürger für die Pflichten des Lebens erzogen, die er dann gern auf sich nehmen wird. c> Küche und Keller Allerlei Suppen. Fischsuppe. Aus Fischresten, ge bratenen und gekochten jeglicher Art kann man eine sehr wohlschmeckende Suppe Herrichten. Etwa 100 Gramm Reis brate man fünf Minuten in Butter, füge dann 2 Liter kochendes Wasser, Salz, wenig Muskatblüte und ein Bündelchen Suppengrün hinzu und koche dies langsam eine Stunde. Inzwischen entgräte und enthäute man die Fisch- reste, siede je nach ihrer Menge 2 bis 4 Eier hart, stoße die Eigelbe und den Fisch sehr fein und füge es der fertigen Reisbrühe, aus der man das Suppen grün entfernte, bei. Die Suppe muß eben aufkochen, wird dann noch mit einem Stückchen Butter gekräftigt und über geröstete Weibbrotschnittchen an gerichtet. Kalbslungensuppe. Eine sehr kräftige Suppe bereitet man von einer Kalbslunge, zu- der man auch das Herz mitverwenden kann. Man schneidet sie in Stücke, setzt sie mit reichlicher Menge Wasser auf, schäumt, salzt und fügt das Wurzelwerk hinzu nebst einigen Pfeffer- und Gewürzkörnern: nun läßt man die Brühe recht langsam einkochen bis zum genügenden Quantum, seiht sie dann durch, gibt gequollenen Reis oder Graupen hinein, läßt dies noch etwas durchkochen und rührt zum Schluß einige Eidotter an die Brühe, welche man über die Lungenstücke anrichtet. Luvte öeschichlen Scklsgkerlig. Der berühmte Diplomat Fürst Talley rand war bekannt für seine äußerst geist volle und schlagfertige Konversation, und wenn er eine kleine Bosheit an bringen konnte, so nahm er auch keinerlei Rücksicht auf den Rang oder Ansehen der Person. — So stellte ihn einst ein hochstehender Edelmann folgendermaßen zur Rede: „Fürst Talleyrand, man hat mir hinterbracht, daß Sie in einer Ge sellschaft, wo Man so gütig war, mir nachzurühmen, daß ich Geist besitze, das Gegenteil behauptet haben." — „Da sind Sie falsch unterrichtet worden, Herr Graf", antwortete Talleyrand ebenso ge wandt als liebenswürdig. „Ich war nie in einer Gesellschaft, wo man Sie für geistreich gehalten hätte, und habe auch nie das Gegenteil behauptet!" Mer clie hlsckt Kat. Als Friedrich der Große bei einer persönlichen Zusammenkunft mit Kaiser Joseph ll. diesen die Treppe zum Schloß hinaufführte, weigerte sich Kaiser Joseph, voranzugehen. Nachdem beide einen Augenblick stehengeblieben, weil einer dem anderen den Vorrang lassen wollte, sagte der Kaiser: „O Sire! Wenn Sie anfangen, mit mir zu manöverieren, so ziehe ich den kürzeren, und ich muß gehen, wohin Sie mich haben wollen!" Und damit ging er voran. RchMM für MW UNÄ rlmgegenck. Amis UA -Blatt statt Meisten. fn,- kn« Niin für die Königliche Nmkshauptnmnnschast Meißen, siir das Königliche Amtsgericht und den Sladlrst lu Wilsdruff sowie für das König ¬ liche Forstrentamt ;u Tharandt JaserttonSprei« 15 Pfg. pro sünsgespallene AorpuSttilL Außerhalb deS Amtsgericht-bezlrls Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischem Satz mit 50 Prozent Ausschlag, Jeder Anspruch aus Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muff od. der Auftraggeber in Konkurs gerät. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt WtlSdrusf. DonnerStagS und Sonnabends. Inserate werden tägS vorher Bezugspreis in der Stadt vierteljährlich l,40 Mt. srrt tnS Haus, abgeholt von der Expedition 1^0 Ml., durch die Post uud tl. Fortsetzung.) Stumm grüßten die ersten drei die sich in den Fenstern oder den Türen reizenden Einwohner des Dorfes, die neugierig den rüstig Davonschreitenden nachsahen und um so erstaunter waren, als sie die Forstbeamten und die ge samte Polizeimacht kommen sahen. Dann hatte sich einer Mut gefaßt und den Ortsdiener beiseite genommen, um ihn auszufragen. Erne freigebig gespendete Zigarre hatte Friedrich auch sofort den Mund geöffnet, und kurze Zeit später wußte es die gesamte Be wohnerschaft, daß im Bruche ein schmählich Ermordeter liege. Heute dachte niemand von der männlichen Be wohnerschaft daran, der gewohnten Alltagsbeschäftigung nachzugehen. Alles drängte nach dem Bruche, um zu sehen. Inzwischen waren der Ortsvorstand mit seinen Be gleitern in den Wald eingebogen, um nach dem Teufels graben zu gelangen. Der Oberförster führte seine Begleiter durch den Wald den nächsten Weg, der freilich alles andere eher als bequem zu begehen war, denn er ging über Berg und Tal, bis das Ziel erreicht war. Eine kaum bemerkbare Einsenkuug führte von einem mäßigen Bergkegel abwärts. Wer hier nicht mit der Örtlichkeit vertraut war, der hätte den Eingang durch das dichte Brombeergestrüpp, das der Waldwärter und der Förster erst mit kleinen Äxten etwas beseitigen mußten, nicht gefunden, aber auch dann war das Vordringen in dem verwachsenen Teufelsgraben durchaus nicht so leicht. Die scharfen Ranken schienen die langsam Vordringenden festhalten zu wollen, und mancher kräftige Fluch entrang sich den Lippen der Männer, die sich fortwährend aus dieser Umklammerung befreien mußten und auch schon manchen Hautritz davongetragen hatten. An ein Erzählen war hier nicht zu denken, es hatte ein jeder auf den Weg zu achten. So war niemand das Aussehen des Gemeindevor stands aufgefallen, der am Ende des Zuges marschierte. Er war vollständig ermattet und blieb von Zeit zu Zeit stehen, um einen Schluck Kognak aus seiner Feldflasche zu trinken. Endlich nahm die Wildnis ein Ende. Vor den Männern breitete sich die Sohle des amgebauten Bruches aus, die von steil abfallenden Wänden eingeschlossen war. Die Sohle war indes alles andere eher denn eben. Zwar hatte der Regen genügend Erdreich hinabgeschwemmt, um eine üppige Vegetation entwickeln zu lassen, aber die Felsschroffen und Blöcke, die überall aus dem Schieferhut heroorragten, konnten das Erdreich nicht zudecken. Behutsan. drangen die Männer durch das niedere Ge strüpp und die schlanken Birken nach der Richtung vor, in der der Tote liegen mußte. Noch konnte man ihn in folge der Unebenheit des Bodens nicht erblicken, aber die Neugierigen, die sich drüben auf dem Abhange angesammelt hatten, zeigten die Richtung an. An der Spitze gingen der Oberförster und der Gendarm, während der Lehrer und der Ortsvorftand den lNachbruck verboten.) Schluß bildeten. Der Schweiß rannte dem Lehrer in Strömen über das erhitzte Gesicht, eine solche Wanderung hatte er in seinem Leben noch nicht unternommen. Aber auch den Ortsvorstand mußte die Anstrengung arg mitgenommen haben, denn er konnte sich nur mit Mühe und großer Willensstärke aufrecht erhalten. Er taumelte mehr, als er ging. Da ließ ihn ein Ausruf des Schauderns, den der Oberförster ausstieß, zusammenfahren. Dieser und der Gendarm waren bei dem Toten angelaugt. Ein mächtiger Felsblock und dichtes Gestrüpp Kennte Baumann von seinen Begleitern. Der sonst so kräftige Mann stieß einen schweren "Seufzer aus. Kalter Schweiß perlte über seine Stirne, und seine Gesichtszüge verzerrten sich, als ob er von heftigen Schmerzen gepeinigt würde. Dann leerte er den Rest des Kognaks aus seiner Feldflasche. Festen Ganges trat Baumann näher, um aber sofort zurückzuprallen, denn der Anblick, der sich ihm bot, war zu schrecklich. Da lag der Tote lang ausgestreckt. Aber keine Blut lache fand sich, keine Blutspuren wies die Wand auf, von der der Körper abgestürzt war. Schweigend, tief ergriffen standen alle um die Leiche. Flüsternd bemerkte der Oberförster: „Es ist Dressel. Er ist ermordet und dann in die Schlucht geworfen worden. Daß ein Unglücksfall vollkommen ausgeschlossen ist, liegt klar auf der Hand, sonst hätte sich hier eine große Blut lache befinden müssen." Er blickte jetzt auf und unterbrach sich: „Aber Baumann, was fehlt Ihnen denn. Sie sehen ja aus, als ob Sie Gespenster sähen?" Im selben Augenblick sprang er auf den Ortsvor stand zu, denn dieser taumelte und wäre gefallen, hätten der Oberförster und der Ortsdiener den Ohnmächtigen nicht aufgefangen. „Hätte nicht geglaubt, daß Baumann so weichmütig wäre", brummte der Oberförster vor sich hin, „da hat der Schulmeister doch mehr Courage." Dem Lehrer und dem Ortsdiener war es gelungen, den ohnmächtigen Baumann wieder ins Bewußtsein zurück zurufen. Nach kurzer Zeit hatte er seine Schwäche völlig überwunden, «her sein Blick mied den Twten. Schweigend hörte er der Mitteilung des Oberförsters zu. „Sie glauben also doch, daß ein Verbrechen vorliegt?* fragte er mit stockender Stimme. „Ich glaube nicht nur, sondern bin meiner Sache gan- gewiß", antwortete der Oberförster. „Wo aber ist der Mörder?" fragte Baumann zurück, um gleich darauf flüsternd hinzuzufügenr „Sie scheinen mit Ihrer Vermutung heute nacht recht behalten zu sollen. Das hätte ich dem Kerl doch nicht zugetraut. Welch eine Blamage für Bärenwalde." „Noch wissen wir es nicht, wer der Mörder ist", ant wortete ernst der Forstmann. „Aber ein Wildschütz muß es sein, denn nur unter diesen hatte mein armer Dressel erbitterte Leinde, den armen Holzsuchern, gegenüber war Freiwild Kriminalroman aus der Gegenwart von Max Esch.