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ihrer Trägheit erwachen und sich wunde , . Vielleicht würde es auch gelingen, ihr schlafendes Herz zu erwecken. Vielleicht — Wenn man es nur mit Liebe, mit rechter, warmer Liebe versuchte — es mußte gelingen. Ein Heller Strahl brach aus Josephines Augen. Sie stand auf. — Was mit all dem Gelds nicht zu kaufen gewesen war, mit Liebe würde sie es erreichen. Es würde vielleicht noch Mühe und Arbeit und Kämpfe geben, aber sie — sie fühlte es — es würde gelingen. — Mit neuem Mut ging Josephine jetzt ans Pläne- machen. Alle ihre Gedanken waren auf den einen Punkt ge richtet: Wieder gutzumachen, zu zeigen, daß sie bereute. Wer es war schwer, einen Weg zu finden, der sichere Aussicht auf Erfolg bot. Was sie auch überlegte und überdachte, immer wieder kehrten ihre Gedanken nach Elberin zurück. Es war so naheliegend, dies Besitztum, an dem Adalberts Herz gehangen hatte, wiederzukaufen. Sie ließ im geheimen Erkundigungen einziehen, und als sie erfuhr, daß der neue Besitzer nicht abgeneigt sei, das Gut mit einigem Nutzen fortzugeben, hätte sie es am liebsten gleich erworben. Weihnachten war vor der Tür. Was sollte sie hindern, Adalbert ein so großartiges Geschenk zu machen? Und doch war etwas da, was sie hinderte. Sie empfand es ganz deutlich. Sie fühlte, daß sie Walberts Einwilligung zu diesem Schritt haben mußte, und diese zu erlangen, das war das schwere. Es mußte unendlich zart und vorsichtig gemacht werden, so daß er sofort merkte, es handele sich diesmal nicht um Geld. Sonst würde er sie wieder schroff ab weisen, und das durfte nicht sein. Er mußte sofort empfinden, daß sie jetzt anders dachte, daß sie nicht mehr die geldstolze, selbstsichere Josephine Sparrwenzel war, er mußte empfinden, daß sie anders geworden war, daß sie bereute, und daß sie ihr Herzblut hergeben möchte, um das Geschehene vergessen zu machen. Unendlich zart und klug mußte sie also zu Werke gehen. Sie überlegte sich jedes Wort, jede Bewegung, die sie machen wollte. Die ganze Woche hindurch dachte sie nur an den nächsten Sonntag, wo sie wieder mit den Verwandten zusammen sein und diese Sache zur Sprache bringen würde. Aber als der Sonntag kam und sie Adalbert gegen über am Tisch saß und in sein gleichgültiges, unbewegtes Gesicht sah, hatte sie alle guten und klugen Worte ver gessen und allen Mut zum Sprechen verloren. Sie brachte nichts anderes über die Lippen als die allereinfachsten Bemerkungen über das Wetter und das gegenseitige Be finden oder ähnliches. Als sie nachher mit Klärchen allein war, fühlte sie sich unendlich enttäuscht. Am nächsten Sonntag sollte es anders werden. Das nahm sie sich fest vor. (Schluß folgt.) Sme deberrasckung. Skizze von Franz Markl. (Nachdruck verboten.) .Hast du Geld?" Der Mann, an den die Frage gerichtet worden war, ließ klirrend den Löffel in die Suppe zurückfallen und blickte mit einem so unbeschreiblich verblüfften Gesicht den ihm Gegenübersitzenden an, daß dieser hell laut auflachte und die Gäste des kleinen Restaurants sich erstaunt nach den beiden umwandten: „Höre, du bist wohl über- geschnappt, Karl?" stotterte er. „Du weißt doch, wie es um uns steht." Karl wehrte, noch immer lachend, mit der Hand ab: „Nun, nun, lieber Tom, reiß nur nicht so den Mund auf, es war nur so eine Redensart. Seit wann eigentlich haben wir nichts mehr gemacht?" „Du weißt es selbst ganz gut. Vor drei Monaten, bei dem Juwelier in der .. gaffe. Herrgott! Die schönen Brillanten! Und alles, alles weg. Noch zwei Tage und wir sind am trockenen." „Ja, das Leven Ul ungerecyl", pyrlowyhlerte Kart „Zwei solche Genußmenschen, wie wir, haben gerade kein Geld. Und andere sitzen auf ihren Geldsäcken und wissen dafür keine Verwendung. Nehmen wir aber dem einen oder dem andern einmal einen Teil von seiner Last ab, dann schreit alles: Verbrecher! Verbrecher!" „Von deinem Reden werden wir nicht satt", murrte Tom. „Wenn nur wieder eine Gelegenheit da wäre, weißt du, so eine zu einem so recht großen Zug, daß man ein paar Monate wenigstens aus dem vollen schöpfen könnte." Karl nuckelte nachdenklich eine Zigarette: „Ich wüßte etwas, aber Mut gehört dazu." „Zweifelst du, daß ich ihn besitze, oder fürchtest du dich vielleicht?" „Bah! Wir zwei haben doch schon genug ausgeführt, das uns niemand so bald nachmacht. Also höre." Er rückte seinen Stuhl ganz nah- zu dem Toms und begann in flüsterndem Tone: „Draußen in der . . . straße Nummer 11 wohnt seit drei Tagen ein Amerikaner. Der Mann ist schwer reich, hält Wagen und Pferde, Diener schaft. Sein Stubenmädchen ist seit gestern m-tne Braut." Tom reichte ihm anerkennend die Hand. „Genialer Kerl!" „Nicht wahr?" lächelte Karl selbstgefällig. „Nun, die Anna, so heißt meine gegenwärtige Auserwählte, hat mir erzählt, daß der Mann ganze Schüppel von Banknoten und einen überaus reichen Schmuck zu Hause hat. Dem könnten wir einen Besuch machen." „Wenn er nicht zu Hause ist?" „Dummkopf", grinste Karl, „gerade wenn er zu Hause ist." „Du bist wohl ". „Höre gefälligst zuerst zu. Da sind zwei Detektiv abzeichen Ich habe mir die Dinger zu verschaffen ge wußt, und hier ist ein Haftbefehl gegen Sir Charles Hopkins aus Newvork! Was sagst du dazu?" „Mich könntest du mit der Fälschung nicht auf den Leim kriegen." „Ja, du kennst diese Dinger schon zu gut. Woher soll aber dieser Amerikaner, der erst so kurz in Österreich lebt, wissen, wie so ein Polizeidokument aussieht? Heh!" „Hm! Aber wie stellst du dir die Sache eigent lich vor?" „Sehr einfach: wir kommen des Wends. Ich zeige den Haftbefehl. Du bewachst den Mann. Ich halte unter dessen Hausdurchsuchung und beschlagnahme — die Bank noten und den Schmuck. Die Detektivzeichen werden dem Diener Refiüekt genug einflößen, damit er uns den Zutritt zu seinem Herrn nicht verwehre." Tom erhob sich mit begeistertem Gesicht: „Ich sag's noch einmal: Du bist wirklich ein genialer Kerl!" * -it * Am Wend desselben Tages saß Herr Hopkins vor seinem Schreibtisch und schrieb einige Briefe. Da kam der neu aufgenommene Diener mit erschrockenem Gesicht und meldete, daß zwei „Herren von der Polizei" Herrn Hopkins dringend sprechen möchten. Der Amerikaner fuhr erschrocken zusammen. War es der Schein der Lampe, der den Diener täuschte oder hatte er wirklich bemerkt, daß sein Herr totenbleich geworden? Auch seine Stimme hatte einen eigentümlichen, fast zitternden Klang, als er befahl: „Lassen Sie die Herren ein." Kaum daß der Diener sich entfernt hatte, riß Hopkins einen Revolver aus der Schublade und steckte ihn zu sich. Da traten auch schon „die Herren von der Polizei" ein. Es waren Karl und Tom. „Ich war auf Ihren Besuch gefaßt, meine Herren", begann Hopkins, bevor noch Karl ein Wort sprechen konnte. Karl und Tom sahen einander erstaunt an. Was be deutete dieser Empfang? Der Amerikaner achtete auf ihr Erstaunen nicht weiter, sondern fuhr fort: „Ich muß dringend abreisen und kann Ihnen daher nicht folgen. Wäre es möglich, daß Sie erst morgen mittags bei mir vorsprächen. Die kleine Zeit versäumnis und die Unannehmlichkeiten, die Sie eventuell haben, würde ich jedem von Ihnen gerne mit tavsend Kronen vergüten. Mo? —" Karl hatte sich bereits gefaßt: „Leider können wir Ihr Anerbiet« nicht annehmen, bedenken Sie unsere Stelluna — —- —" L- .s L F S L s s/ O o A rr s o L o o a- „Ach was", unterbrach HopkinS ihn ungeduldig. „Sagen wir zwei- sagen wir fünftausend Kronen für jeden. Da ist das Geld, entweder Sie nehmen es oder " hierbei zog er den Revolver, „. . . ich schaffe mir den Weg frei. Ich bin ein geübter Schütze." Karl überlegte nicht lange. Ohne ein Wort zu sprechen, nahm er die Banknoten vom Tisch, steckte sie in die Tasche und entfernte sich. Auf der Gasse angelangt, sahen beide einander an: „Kannst du das begreifen?" fragte Tom. Karl schüttelte schweigend den Kopf. Zwei Tage später saßen die beiden Kumpane in einem eleganten Restaurant und ließen sich das reichliche Mahl wohl schmecken. Der Kellner brachte die Zeitungen. Karl nahm eine von ihnen zur Hand. Da fiel sein Blick auf folgende Notiz: „Ein Defraudant, der aus Newport mit einer halber Million Dollar durchgegangen ist, hatte sich hier unter den Namen Hopkins in der . . .straße Nr. 11 eingemietet. Die Polizei hatte von seinem Aufenthalt erfahren und seine Verhaftung verfügt. Leider scheint der Defraudant von de- ihm drohenden Verhaftung vorzeitig Kenntnis erhalten zu haben, denn als die Polizeibeamten in seiner Wohnung er schienen, erfuhren sie, daß Mr. Hopkins schon tags vorher die Flucht ergriffen hatte. Seine Verfolgung wurde ein geleitet." Lächelnd reichte Karl dem Freunde das Zeitungsblatt hin: „Weißt du nun, warum uns Herr Hopkins so reich bezahlt bat?" Tom las die Notiz durch und brach dann in lautes Gelächter aus: „Wir müssen auf sein Wohl trinken. Kellner eine Flasche Champagner!" Bewegung im freien. Von Dr. Wilhelm Teschen. (Nachdruck verboten.) Die Gesundheit des Menschen hängt in erster Linie .o von der Widerstandskraft seines Körpers. Diese Wider standskraft wird erworben durch eine natürliche Lebens weise, namentlich durch angemessene Ernährung und genügende Bewegung im Freien. Die Bewegung, welche wir unserem Körper im Zimmer verschaffen, stillt meist nur einen kleinen Teil seines Bedürfnisses nach Bewegung. Der normale Mensch braucht mehr, um den zur Gesund heit notwendigen Stoffwechsel herbeizuführen. Jede Be wegung hat schnelleren Herzschlag, besseren Blutumlauf oder Stoffwechsel und kräftigere Atmung zur Folge. In der Bewegung ist der Verbrauch von Luft weit größer als im Zustand der Ruhe. Deshalb leuchtet es ein, welchen gesundheitlichen Vorteil der Mensch dadurch gewinnt, wenn er sich genügend körperliche Bewegung verschafft, namentlich im Freien, in der guten, frischen Luft, auch im Winter. Der Mensch ist ein Geschöpf, dessen Lebenselement die reine Luft ist. Je mehr er sich der freien Luft entzieht, desto verweichlichter, desto empfänglicher für Krankheiten wird er. Viele Menschen machen sich mit der Zeit krank und schwach durch zu langes Sitzen und Stubenhocken. Die hierdurch beeinträchtigte Blutbildung läßt sich durch nichts besser fördern als durch andauernde, angemessen schnelle Bewegung im Freien. Im allgemeinen strebt die moderne Menschheit ja auch hinaus aus den Amts- oder Arbeitsstuben, um frische Luft zu schöpfen und sich im Freien zu bewegen, aber es geschieht dennoch nicht genug, namentlich nicht von feiten der Damenwelt. Viele Frauen und manche junge Mädchen schaffen sich im Bereich ihres Haushaltes durch die Verrichtung häuslicher Arbeiten eine gewisse körperliche Bewegung, die zwar gesund ist, aber an Wert nicht der Bewegung im Freien gleichkommt. Deshalb sollen sie nach getaner häus licher Arbeit durch eine gesunbe Bewegung in frischer Luft den Blutumlauf wieder in richtige Bahnen bringen. Junge Damen sollen durch ein fröhliches Spiel, Tennisspiel oder dergleichen, Radeln usw., den Geist von der Alltäg lichkeit des Denkens ablenken und im gemeinsamen Spiel Körper, Herz und Charakter bilden. Ein Spiel oder ein Spsrl schafft für beide Geschlechter Freundschaft, gibt gemeinsame Interessen und wird dadurch zu einem sozialen Bindemittel. Wer irgendeinen Sport im Freien treibt, der übt vor beugende Gesundheitspflege, er beugt Krankheiten vor. Ein Sport im Freien schafft neuen Lebensmut und stärkt die Gesundheit. Der Sport ist ein vortreffliches Mittel zur Erziehung des alten und jungen Menschen zu einem lebensfrohen, starken und mutigen Geschlecht. Der Sport ist durchaus nicht dazu da, um den Ehrgeiz oder die Ver gnügungssucht des Menschen zu befriedigen, sondern um ihm das körperliche und seelische Gleichgewicht zu ver schaffen. Der richtig geübte Sport duldet keine Nervosität, keinen Lebensüberdruß, er schafft lebenslustige und arbeits frohe Menschen. Man vergesse niemals, daß das Fußwandern der billigste, einfachste und natürlichste Sport ist. Bei ihm werden alle Muskeln gleichmäßig in Tätigkeit gesetzt, wenn er richtig bettieben wird, ohne Hast und ohne Lässigkeit. Man fange nie zu schnell an, halte mäßigen Schritt, atme stets kräftig mit geschlossenem Mund durch die Nase. Beim Atmen durch den mehr oder minder geöffneten Mund wird die Kehle leicht trocken, und man ist dann auch eher und leichter einer Erkältung der inneren edlen Organe ausgesetzt. Das Wandern oder auch nur das Spazierengehen muß dem Ausübenden ein Genuß an sich sein, die Be wegung in Gottes freier und schöner Natur, sei es im Sommer oder im Winter, muß Selbstzweck sein. Man muß mit Wonne und in tiefen Zügen die frische Luft atmen und jeden Sonnenstrahl als einen Kraftspender preisen, namentlich in der kälteren Jahreszeit. Je freier und frischer die Luft ist, in der wir uns bewegen, um so besser ist das für unsere Gesundheit. Und wenn man nur täglich eine halbe Stunde Zeit hat zum Spazierengehen, nütze man sie aus. Aber so ein Spaziergang in der Großstadt ist natürlich nicht das richtige. Ein Gang von der Wohnung bis zum Geschäftslokal durch belebte und staubige Straßen ist keine Bewegung im Freien zu nennen. Daher muß der Großstädter darauf bedacht sein, sooft es geht, das wider Willen Versäumte nachzuholen und hinaus- zueilen ins Freie. Es ist ein erfreuliches Zeichen für das wachsende Ver- ständnes der Jugenderzieher, daß es bei ihnen Sitte ge worden ist, ihre Zöglinge in die frische, freie Natur zu führen, teils um sie in der Naturwissenschaft zu unter richten, teils um ihnen eine gesunde Wanderung zu ver schaffen. Es ist nicht allein ein Genuß, in schöner Gegend zu wandern, auch die einfache, bescheidene Natur bietet des Interessanten genug, zumal ja das Wandern selbst ein Genuß an sich bleiben muß. Eine ähnliche gute Wirkung hat aber auch der Rad fahrsport, der sogar noch den großen Vorzug hat, daß er in jeder Jahreszeit ausgeübt werden kann. Der Radfahr sport hat ebenso wie die Jagd neben den körperlichen Vorteilen auch schöne seelische Erfolge zu verzeichnen, wie: Stärkung der Willenskraft, Erlangung von Selbstvertrauen und Geistesgegenwart, sowie Erhöhung des persönlichen Mutes. Darin ähnelt der Radsport auch dem edlen Reit sport. So hat sich der Radfahrsport schon längst in aller Welt das Bürgerrecht in allen Schichten erworben. Seine hygienische Wirkung übertrifft alle Arznei- und Stärkungs mittel. Der richtig geübte Fahrradsport stärkt Herz und Lunge, fördert den Appetit und reinigt das Blut. Das Herz eines richtigen Radfahrers arbeitet kräftiger und schneller, treibt sein Blut rascher durch die Adern und schwemmt so mit Hilfe des Schweißausbruches viele Krankheitsstoffe hinweg. Der echte Radfahrer kennt keine Erkältungskrankheiten, keine Atmungsbeschwerden, keine Nervosität und keine Fettsucht. Sein Appetit und seine Arbeitslust sind nie gestört. Den Radfahrsport können alle Menschen betteiben, vom Kind bis zum Greise, was kein anderer Sport von sich behaupten kann. Ein richtiger Radfahrer liebt daher auch sein Stahlrotz, wie der Reiter sein Pserd. So wohltätig jede Bewegung im Freien ist, so nach teilig ist j-Le Übertreibung derselben. Jeder Sport mlitz methodisch geübt werden, und schwächliche Personen dürfen nur sehr langsam und vorsichtig Lie Anstrengungen und Kraftübungen steigern.^