Volltext Seite (XML)
Löse KiMs poesie-fllbum W lmveittauen W KU Der tote Füller. Die Sterne überm Tale stehn. Das Mühlrad nur man höret Zum kranken Müller muß ich gehn. Er hat den Freund begehret. Ich steig' hinab den Felsenstein, Es donnert dumpf die Mühle, Und eine Glocke tönt darein: „Die Arbeit ist am Ziele!" In Müllers Kammer tret' ich nun: Starr liegt des Greisen Hülle, 'Es stockt sein Herz, die Pulse ruhn, Und draußen auch wird's stille. Die treuen Lieben weinen sehr. Still bleibt sein Herz und kühle, Die Wasser fließen wohl daher. Still aber steht die Mühle. Justinus Kerner. „Singer-Anna" genannt wurde. Nun folgten ihr, die viel Geld verdiente, auch andere musikalische Preßnitzerinnen, und bald zogen die Mädchen durch die ganze Welt. erziehung von Lindem und all daS, waS jeder Haushalt, sei er grob oder klein, erfordert, nicht unterschätzt werden darf. Aber jede wahre Mutter wird gestehen, daß solch ein kleines Wesen im Arm, das sie begrübt beim Kommen, mit jubelnder Freude ihr entgegenstürmt, das seine Leiden und Freuden in ihr Herz aus schüttet, sie liebt und mit Zärtlichkeit überhäuft, alle Gedanken und Erinne rungen an durchwachte Nächte, an Angst und Sorgen mit einem Schlag hinweg wischt. Gar oft ist aber die Mutter, die ihr Kind um jeden Preis unterbringen will, mit Recht die Zielscheibe des Spottes. Schon um der Tochter willen sollte sie nicht auf dem Standpunkt stehen, datz jeder Mann ohne Wahl bester ist, als gar keiner. Glücklicherweise gehören auch diese Mütter zur größeren Seltenheit, dank der Unabhängigkeit, die von mutigen Frauen von ihren Genossinnen erstritten wurde, dank der augenblicklichen Zeit richtung, die energisch darauf hinweist, daß die Mädchen, denen zur Heirat keine Gelegenheit geboten wurde, sondern sich eine Stellung zu erschaff-u misten, die ihnen ebensowohl innere Befriedigung als auch klingenden Lohn einträgt. Nur vier. Eine junge Dame hatte sich in einem Badeort vorzüglich amüsiert, während ihr fleißiger Verlobter sich die Zeit über in seinem Geschäft abgemüht batte. Gute Freunde hatten ihm hinter- bracht, daß sie enorm poussiert batte. Als sie heimgekehrt war. stellte er sie traurig zur Rede. „Man hat mir be richtet". sagte er, „du habest mit nicht weniger als sechs Herren schön getan." — Schluchzend fiel sie ihm um den Hals. „Wie kannst du das nur glauben? Das ist nicht wahr!" Ein Stein fiel ihm vom Herzen. „Nein", fuhr sie fort, „es ist nicht wahr! Es waren nur vier!" Auch eine Erfindungsgabe. „Was ist denn der neue junge Zimmerherr?" — B.: „Das ist einer der größten Er- „vsnien". In früheren Zeiten erhielten in Frankreich nur die Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, die einen hohen Rang bekleideten, den Titel „Dame" (vom lateinischen Vowiv», Gebieterin). Später wurde der Titel, der beute all gemein gebräuchlich ist. nur denen bei gelegt, die eine Herrschaft besaßen. Dann führte König Franz l. die so genannten Osmss pslsis (Palastdamen) am französischen Hofe ein. die unter Katharina von Medici Miss ck'kcmneur (Ehrenfräulein) hießen. Sie wählte hierzu die Töchter aus den vornehmsten Familien. Diese KUss ä'dvnoeur hatten die Aufgabe, ihr Gesellschaft zu leisten, ihre Gäste zu unterhalten und die Ge heimniste am Hofe zu erspähen und ihr zu hinterbringen. Der Ursprung Uer ÜsrtenrnLclcken. Seit mehr als hundert Jahren sind die böhmischen Harsenmädchen bekannt. In Preßnitz (Dt. Böhmen) gab es um 1793 herum einen Bürgermeister, der wegen seiner Vorliebe für die Harfe, die er selbst spielte, der „König David" ge nannt wurde. Seine Paten und Groß nichten waren dann die ersten, die die Harfenkunst in Prebnitz ausübten. Erst als es den Preßnitzern schlecht ging, zog kleine Leuckttürme mehr. Bekanntlich dienen die Leuchttürme als Warnungszeichen und Wegmester für den Schiffsverkehr, der ohne diese ganz unmöglich schien. Ein ameri kanischer Ingenieur will aber dieses uns unentbehrlich erscheinende Institut der Lotsen für überflüssig erklären durch Einführung einer in technischer Beziehung durchaus annehmbaren Erfindung. Er will die Warnungs- und Wegsignale als Ltchtzeichen unter Master geben. Ent lang den Schiffahrtsstraben will er elektrische Kabel legen, die in bestimmten Zwischenräumen Glühlampen tragen. Der Schein dieser Lichter dringt deutlich nach oben unk kann selbst von starkem Wellenschlag nicht beeinträgtigt werden. Die Schiffe fahren dann dem feurigen Faden entlang und gelangen so sicher in denHafen od.er um gefährliche Klippen herum. . Die Idee entspricht also ganz der Straßenbeleuchtung auf fester Erde und ist so verblüffend einfach, daß man sich fragt, warum man nicht schon früher diese Erfindung gemacht hat. Natürlich wäre die Sache bedeutend billiger als! der Bau und die Unterhaltung von Leuchttürmen, überdies könnte man derartige Lichtsignale im Kriegsfälle ent weder schnell beseitigen oder zu Irre führungen benutzen. LusLtts-ErNnüung. Sehr interessant ist die Verfolgung der Entstehungs- und Entwicklungs geschichte der großen Erfindungen. Wer sich mit dieser Geschichte befaßt, der wird immer wieder erkennen, welche bedeut same Rolle der viel verlästerte Zufall in ihr spielt. Besonders deutlich sehen wir das Spiel des Zufalls an einer Erfindung, die zwar nicht gerade von welterschüttern- ler Tragweite gewesen ist, die aber immerhin ein recht vielgebrauchtes Pro dukt liefert, das gerade im Bureau un entbehrlich ist. Man benutzte früher zum Trocknen der Tinte auf Schriftstücken Sand, weil man kein anderes Mittel kannte. Nun wollte es der Zufall in einer englischen Papierfabrik, daß ein Arbeiter vergaß, der Papiermaste die erforderliche Menge Leimsubstanz zu zusetzen, und durch einen weiteren Zufall kam etwas Tinte auf dieses ungeleimte Papier, das sofort den Tintenkler aufsog. Dieser Fingerzeig genügte dem weit sichtigen Fabrikanten, und in kurzer Zeit zeigte es sich, daß das Versehen des Arbeiters einen neuen, flott gangbaren Artikel, das Löschpavier. geschaffen hatte. finder unserer Zeitz" — A.: „Äh, was erfindet er denn?" — B.: „Immer neue Entschuldigung für sem Nichtbezahlen 6lgn»l« unter M»Ner. Das Master hält bekanntlich den Schall länger fest als die Luft, und es pflanzt ihn auch viel weiter fort. — Diese einfache Erfahrung hat man für die Schiffahrt verwendet, besonders zur Sicherung derselben bei Nebel. Die Verwendung von Unterwasserglocken findet eine immer größere Aufnahme, und man ist bestrebt besondere Unter- wastersignale zu schaffen, die nicht nur als Geber, sondern auch als Empfänger in Betracht kommen. Bet letzteren wird der Schall von telephonartigen Apparaten aufgefangen und bis zum Schiffsfübrer hingeleitet. Alle Staaten haben schon Versuche unternommen, um die Apparate auszubauen. In nicht zu ferner Zeit werden sämtliche Schiffe, auch Feuer schiffe, mit Untermassersignal-Apparaten ausgerüstet sein. Bis jetzt ist das nur an einigen Küsten von Nordamerika ge schehen. Menn «ler Europäer in <N« Eropen geht, so bewegen ihn dazu gewöhnlich nur zwei Gründe. Der eine ist das Geschäft, der andre die Gesundheit. — Einzelne Weiße paffen sich auch recht gut dem Tropenklima an, aber die Regel wird nach allem, was die Er fahrung langer Zeit lehrt, die bleiben, daß der großen Menge der Weißen die Tropen für immer werden verschlossen bleiben. Unerträglich für den Weißen sind vor allem die überaus abnormen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhält- in den Tropen. Es bieten allerdings hochgelegene Orte (100 und mehr Meter über dem Meeresspiegel) einigen Schutz: aber der Glaube, daß dies für die Dauer gehe, und daß sich der Weiße in einigen Monaten akklimatisiere, ist durchaus irrig. Schwächlinge unter liegen meist sofort. Stärkere Naturen halten zwar aus; aber die dritte Generation unterliegt ganz bestimmt. Nach allem, was die Forschung über die Tropen, das Klima dort und seinen Einfluß auf die Weißen kennt, wird es der nordischen Bevölkerung niemals ge lingen. die Tropen ständig sich untertan zu machen. Sie sind einzig und allein nur der braunen und schwarzen Raffe vorbehalten. Die weiße Raffe ist in den Tropen nicht lebensfähig, wenn es auch dem einzelnen gelingt, sich dort einige Zeitlang zu halten. l)»s Verkeiraten -ter Oöckter. Wenn der Vater einen recht großen Geldsack bat, so braucht weder er noch die Mutter sich graue Haare wachsen zulasten um die Zukunft der Töchter. — Verheiraten sie sich nicht, so haben sie zu leben — wollen sie aber in den Ehestand gehen, so genügt wohl ein Wink, und ein Freier findet sich für die Mitgift wie für die Tochter. — Anders stellt sich schon die Frage, wenn nur die Tochter zu ver geben ist, aber die Morgengabe fehlt. Da ist es denn wohl manchmal ver ständlich, wenn besonders die Mutter sich sorgt. Sie iveib, daß die Zukunft viel Unruhe und Sorgen bringt, deshalb möchte sie ihre Mädchen am eigenen Herd geborgen misten und beschützt von der Liede und Sorgfalt und Kraft eines Gefährten. Ebensowohl weiß sie, daß die Ehe Sorgen und Kümmernisse und viel Mühe Nut sich bringt, daß die Auf- eine junge Preßnitzerin, Anna Görner, mit ihrer Harfe auf die Leipziger Messe, wo sie bald großen Beifall fand und ihres Spiels und ihrer Lieder wegen die des Mietzinses.' UMM für MM uncl Nmgegenck. Amts für die Königliche Amtshauptmannschaft Weihen, tu Wilsdruff sowie für das König- Jnsertlon-prel- IS Psg. pn> fvnsgespaltene Korpu-reU«. Außerhalb deS AmtSgerichHbezlrlS Wilsdruff 20 Psg. Erschein» wöchentlich dreimal und yvar Tten-toy-, DonuerStagS und Sonnabends. Inserate werden tags vorher biS mittag- ll Uhr angenommen. Bezugspreis in der Stadt vierteljährlich, l.40 Mk. frei in- Hau», äbgeholt von der Expedition 1.30 Mk., durch die Poft nab unsere LandauStrSger bezogen 1,54 Mk. Leitraubender und tabellarischer Sah mit 50 Prozent Ausschlag. V) § n Jeder Anspruch aus Rabatt erlischt. Wenn der Betrag durch » IZ U I «läge eingezogen iverdeo muß od. der Auttroggeber in Konkurs gerät. Fernsprecher Nr. S. — Lelegramm-Adresse: Amtsblatt Wil-druff. für das Königliche Amtsgericht und den Stad trat lichr Fvrstrentamt zu Tharandt. 42 I Druck und Verlag von Arihur Zschuu!e, Wilsdruff. Mr die Redaktion veranlworllich: Oberlehrer Gärtner, Wilsdruff. Freiwild Kriminalroman aus der Gegenwart von Max Esch. „Du kannst fest darauf bauen, ich habe das letztemal eine Flinte in der Hand gehabt, Rese", beteuerte der kräftige Mann, der an der Seite des jungen Mädchens durch den dämmernden Abend dahinschritt. Und um seinen Worten Nachdruck zu geben, hob er die ausgebreitete rechte Hand etwas in die Höhe. Er fügte seinen Worten hinzu: „wenigstens als Wilddieb." Seine Begleiterin, ärmlich aber sauber gekleidet, blieb stehen, und dann traf den stattlichen, sehnigen Mann, der ebenfalls seinen Weg unterbrochen hatte, aus den braunen Augen ein solcher Blick der Freude und des Vertrauens, daß dieser sich in diesem Augenblicke fest vornahm, seinen Worten auch die Tat folgen zu lassen. Ja, er wollte dem sündhaften Verlangen, das ihn immer wieder in den Wald trieb, dem Wild nachzustellen, ganz entsagen. Mit Gewalt würde er jeden solchen Gedanken unterdrücken. Und als das junge Mädchen nach einer Pause schlicht antwortete: „Dann kann alles noch gut werden, Robert", da zog det Angeredete seine Begleiterin stürmisch an seine Brust und bedeckte deren Braunhaar mit heißen Küssen. Einen Augenblick ließ sich das junge Mädchen das ge fallen, dann machte es sich sanft aus den Armen des Ge liebten frei. Dessen Augen blitzten hell auf. Seine hohe, sehnige Gestalt reckte sich zu voller Höhe auf. Das blonde Haar trug er kurz geschnitten; hastig zwirbelte er den buschigen Schnurrbart. Dann aber erzählte er: „Du wirst sehen, daß ich ein ganz neues Leben anfange. Nun, wo ich die Stelle als Aufseher auf dem Schieferbruch bekommen habe, will ich den Leuten in Bärenwalde zeigen, daß ich auch noch etwas anderes als Schuhe flicken kann. Bald wird's auch zulangen, daß wir Hochzeit machen können." Jubelnd klang es heraus, und seine Augen suchten einen Blick aus den braunen Augensternen seiner Be gleiterin zu erhaschen, die lächelnd zu dem stattlichen Burschen aufsah. Innig schmiegte sie sich an ihn, als er seinen Arm um sie legte. Glücklich waren die beiden, denn die Liebe hatte sie zusammengeführt. Heller leuchteten beider Augen, als sie Zukunftspläne schmiedeten. Leise rauschte es in den Fichten des Hoch waldes zu beiden Seiten der Bergstraße, die jetzt all mählich in die Tiefe führte, um durch ein Tal sich wieder in die Höhe zu winden. Die Ebereschen, welche die Straße einsäumten, standen in voller Blüte und strömten harzige Wohlgerüche aus. Stille webte in dem Walde, nur das leise Rauschen der Baumwipfel sang das Nacht lied, tiefer und tiefer senkten sich die Schatten der Nacht hernieder. Feiner blauer Dunst lag in dem Tale, dessen Sohle die beiden, eng aneinandergeschmiegt, durchschritten, dann klommen sie wieder die Höhe hinan, selig sich selbst gehörend. Schneller als beide dachten, waren sie in Bären walde angelangt, durch die kleinen Fenster der mit (Nachdruck verboten) schwarzem Schiefer beschlagenen Häuschen des Wald dörfchens blinzelten bereits die Lichter heraus, als beide Abschied nahmen. Während das junge Mädchen einem kleinen Häuschen zustrebte, in dem es mit seiner Mutter wohnte, schlug sein Begleiter einen Seitenpfad durch den Wald an, um zu seiner seitwärts gelegenen Hütte zu gelangen, das Herz voller Zukunstshoffnungen und Träume. Ja, es war wahr. Er war bisher ein Taugenichts gewesen, das sagte er sich selbst in dieser Stunde. Nicht daß er schlimme Taten ausgeführt hätte, denn die gelegentlichen Wilddiebereien rechnete er nicht dazu, sondern er hatte dem lieben Herrgott den Tag richtig ab gestohlen. Mit seinen Schusterarbeiten war er bald fertig geworden. Sie hatten ihm bisher so viel eingebracht, daß er nicht zu hungern brauchte, aber an die Zukunst hatte er niemals gedacht. Das alles sollte anders werden, hatte er doch die Gewißheit, daß Rese Walter ihm gut war, daß sie die seine werden wollte. Die Bärenwalder sollten schon sehen, daß er, der Schuster und Wilddieb, dem man alles Schlechte zutraute, auch arbeiten konnte, wenn er nur wollte. Zufrieden mit sich selbst betrat er seine mitten im Walde, in der Nähe des Abhanges eines abgebauten Schieferbruches gelegene Hütte, um sein karges Nachtmahl einzunehmen. Darauf aber wollte er dem Ortsvorstand und Schieferbruchbesitzer Baumann, dem reichsten Mann des Dorfes, noch heute abend Nachricht geben, daß er die Unterauffeherstelle in dessen Bruche annehme. Da würde auch seine Rese bald nicht mehr in die weit entfernten städtischen Brüche, Griffel zu sortieren, zu gehen brauchen. Er wollte ihr auf dem Bruche Bau manns schon leichte Arbeit verschaffen. In dem Gasthause, das in der Nähe der kleinen Kirche etwas abseits der Straße sich befand, saßen an dem Honoratiorentische der Ortsvorstand Baumann, der Ober- sörster Krause und der Lehrer Schulze bei einem gemüt lichen Skat zusammen. Während die letzteren dem Spiele ihre volle Auf merksamkeit zuwandten, schien Baumann seine Gedanken gar nicht bei der Sache zu haben. Er schoß einen Bock nach dem andern, so daß des Oberförsters kräftige rechte Faust, als durch Baumanns Unachtsamkeit, der sein Partner war, wiederum ein Spiel verloren ging, dröhnend auf den Tich fiel. „Sind Sie des Teufels, Baumann?" kam es polternd über seine bärtigen Lippen. „Sie scheinen zu schlafen." Baumann, ein kräftiger Mann in der Mitte der vierziger Jahre, mit kurzgeschnittenen Haaren und braunem Vollbart, der gleich seinem Haupthaar aber bereits viele Silberfäden aufwies, fuhr erschreckt auf und entschuldigte seine Unaufmerksamkeit mit Kopfschmerzen. An eine Auf gabe des Spiels wollte er indes nicht denken. Die drei spielten weiter, uüd die wenigen Gäste, di.