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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 10.03.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191403104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19140310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19140310
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-10
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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ivmnt. Es soll häufiger in den Zeitungen, regelmäßiger im Verkehr angewendet werden. Vielleicht haben die Beob achter recht. So erzählte jüngst ein Lehrer, daß ein Mädel auf die Frage, wieviel 7 und 6 ist, geantwortet haben soll: ungefähr 12. Was in der Tat ungefähr richtig ist. Träfe die Beobachtung aber auch nur ungefähr ins Schwarze, so ständen wir hier vor einer eigenartigen, bedenklichen Er scheinung. Ungefähr dürfte wohl aus den Wörtern „ohne Gefahr" entstanden sein. Die häufige Verwendung von .ungefähr" würde also eine Vergrößerung der Vorsicht be deuten. Sogar eine Steigerung der Feigheit. Wir hätten also bei unseren Aussagen nicht den Mut, die Dinge so zu nennen, wie wir sie sehen. Wir gehen im Kreise um sie herum, was in dem lateinischen Worte eire» zum Ausdruck kommt. Wir nennen nicht mehr eine Katze — eine Katze und fangen an zu schätzen, wo wir sogar ganz Bestimmies sagen könnten. Diese Wendung ins Vorsichtige hat ihre Bedenken: sie mag als Form beinahe wie Bescheidenheit anmuten. Aber als Erziehungsmittel würde sie schließlich jede klare Vorstellung unmöglich machen und um unsere Gedanken einen Schleier von allerlei Möglichkeiten legen. Das Ungefähr muß zu einer Verschwommenheit unseres Denkens führen: es entwöhnt den Mut zum deutlichen Be kenntnis. Der Sittenrichter wird also urteilen. Der Welt reise, der ohne den Willen zur Belehrung die Welt und die Menschen betrachtet, wird dem Ungefähr dennoch noch eine gute Seite abgewöhnen: nämlich die wachsende Einsicht, daß all unser Wissen Stückwerk ist und daß nur menschlicher Hochmut sich anmaßt, ein genaues Wissen zu haben. Man denke: auch die Physiker fangen jetzt an, ihre „Naturgesetze" nur als bedingt richtig anzusehen. Alles schwankt, Zeit und Raum. Das Ungefähr beherrscht die Stunde und das muß schließlich nicht „ohne Gefahr" sein. — Was die Woche krachte. Der erste Tag der ver gangenen Woche, der Sonntag, bot herrliches Frühlings wetter, das jung und alt veranlaßte, sich in Gottes freier Natur zu ergehen. Dem Wettergotte ist aber in der jetzigen Zeit nicht immer zu trauen, und so trat denn auch bald anhaltendes Regenwetter ein, das abermals an die Stube fesselte. Wie es aber immer mit dem vorauseilenden April wetter ist, auf Regen folgte Sonnenschein und nur ab und zu wechselte in den letzten Tagen der Regen niit demselben. Die tolle Zeit ist nun endlich vorüber, und nur noch ver einzelt sind Vergnügungen zu erwähnen, die "entweder in der Faschingszeit nicht geschafft werden konnten oder auch ihres eigenen Charakters wegen auf eine ruhigere Zeit verlegt wurden. Im Obstbauverein hielt Herr Kantor Leuckt- Leipzig einen Vortrag über das Thema: .Wie erziehen wir unsere Kinder zu Freunden des Obstbaues?" Hoffentlich wird durch den höchst interessanten Vortrag das erreicht, was damit beabsichtigt war, nämlich unsere hiesige Jugend, deren Verhalten zur Natur leider auch nicht einwandfrei ist, von weiteren Schändungen abzuhalten. Die Schule läßt es in dieser Hinsicht ja an nichts fehlen, doch sind es oft Eltern, die bei ihren Spaziergängen mit Kindern die jetzt übliche verkehrteErziehungsweisr anwenden und nicht einmalsauer da zu sehen, wenn von ihren Pfleglingen die lieblichen Geschöpfe der Natur aus Wollust und Zerstörungswut vernichtet werden. Kein Wunder, wenn sich darum Waldbesitzer aus demselben Grunde entschließen mußten, das Betreten ihres Waldbe- standes überhaupt zu verbieten und dann diejenigen hart mit treffen, die noch ein Herz für die Natur haben. Es muß eben in dieser Beziehung einmal ein hartes Wort ge sprochen werden, und die Presse hält sich dazu ganz beson ders für verpflichtet. Lange Zeit wird noch den vielen Be suchern der Lichtbilder-Vortrag des Herrn Oberdeck offizier a. D. Heyde-Weinböhla in Erinnerung bleiben. Herrliche Worte konnte man an diesem Abend nicht nur aus dem Munde des Herrn Vortragenden, sondern auch von dem Vorjiand des Flottenvereins, Herrn Kantor Hientzsch, hören. Der Gewerbeverein feierte sein 74jähriges Stif- tungsfest durch Konzert, Theater und Ball, und auch hier bei hatten die Vorstandsmitglieder genügend dafür gesorgt, daß nur Fröhlichkeit vorherrschen konnte. Die zweite Theateraufführung des ev.-nationalen Arbeitervereins war gleich der ersten wiederum zahlreich besucht. Im hiesigen Schützenhaus werden namentlich von der Jugend die Vorstellungen eines Marionettentheaters gern besucht. In Anbetracht seiner zahlreichen Familie wäre cs dem Be sitzer zu gönnen, wenn auch Erwachsene sich herbeiließen, die Vorstellungen zu besuchen, damit immer Brot für die neunköpfige Familie vorhanden ist. Zum Schluß wollen wir nicht unterlassen, in das Klagelied der bedauerns werten Familien, in denen heimtückische Krankheit einge zogen und auch bereits liebe Kinder gestorben sind, mit einzustimmen. Möchten doch immer die nötigen Vorsichts maßregeln genau beachtet und befolgt werden, denn nur dadurch ist eine weitere Ausbreitung des Würgengels „Diphtheritis" zu verhindern. — 8. L. K. Der Tatkeweis des ßhristentums. (Zur Kollekte am ersten Bußtag.) Einer der häufigsten Vorwürfe, die heute gegen unsere Kirche erhoben werden, ist der, sie predige nur immer von christlicher Liebe, aber sie lasse es an den entsprechenden Taten bedenklich fehlen. Namentlich dort, wo man für den Wert dessen, was die Kirche durch das Wort der Menschheit zu geben hat, nicht das volle Verständnis besitzt, finden diese Vorwürfe vielfach offene Ohren und rufen Abneigung gegen die Kirche hervor. Dagegen hilft nur eins, daß man die Tatsachen reden läßt. Den Tatbeweis für das, was sie verkündigt, tritt unsere Kirche an in den mannigfaltigen Werken der Liebe, die sie übt und das größte, umfassendste Werk dieser Art ist die Innere Mission. Nach altem Herkommen wird am ersten Bußtatze jedes Jahres für ihre Zwecke gesammelt. Auch aus diesem Grunde sei im folgenden dem Kreise unserer Leser einiges aus ihrem Wirken mitgeteilt, wobei wir uns beschränken auf das, was die Innere Mission in unserem engeren Vaterlande leistet, einmal, weil es am meisten unser Interesse verdient, dann aber auch, weil unsere Gaben diesem Zweiggebiet der Inneren Mission zugute kommen sollen. Schon der frühesten Jugend gilt die Fürsorge der Inneren Mission. In Krippen und Kinderhe men, in Kindergärten und Kinderschulen (in Sachsen über 300) sammelt sie diejenigen Kinder, denen das Leben in der Familie ganz oder doch zum großen versagt ist. Sie sucht die schulpflichtigen Kinder in Knaben- und Mädchenhorten vor den Gefahren der Straße zu bewahren, sie geht der schulentlassenen Jugend nach und sammelt sie in Jünglings- und Jungfrauenvereinen (in rund 600 Vereinen Sachsens über 30000 Jünglinge und Jungfrauen). Viel Geduld und Treue verwendet sie auf die Rettung der Verirrten und Bewahrung der sittlich Gefährdeten. In Magdalenenasylen und Frauenheimen will sie ihnen den verlorenen Halt wieder geben. Die Nachtmission sucht die Opfer der Unzucht dem Leben der Schande zu entreißen. In Trinkerrettungsan stalten und Blaukreuzvereinen wirkt sie dem Laster des Alkohols entgegen. Trotz der großen staatlichen und der städtischen Fürsorge bleibt der Inneren Mission auch auf dem Gebiet der Krankenpflege noch eine große Arbeit übrig Ueber 1O00 Diakonissen, die in den Diakonissenhäusern ru Dresden, Leipzig und Borsdorf ausgebildet sind, wirken in Sachsen meist in Kranken- und Gemeindepflege. Ihnen zur Seite stehen die Brüder oder Diakonen, ausgebildet in der Brüderanstalt in Moritzburg, rund 200 an der Zahl, meist in der Erziehungsarbeit aber auch in Krankenpflege tätig Leiblich und geistig Kranke. Krüppel, Schwachsinnige unter stehen ihrer Pflege. In den neun sächsi'chen Bethlehem- stiften sind schon über 45000 schwächliche Kinder in mehr wöchentlicher Kur ausgenommen worden Die Innere Mission sucht auch den sozialen Nöten nach Kräften zu steuern. Nur andeuten können wir die Arbeitsgebiete, die diesem Zwecke dienen: Wanderkochkurse, Arbeiterkolonien, Arbeitsstätten, Schreibstuben, Fürforge für Strafentlassene, Armenpflege der Stadtmission. Die Innere Mission will endlich die Wortverkündigung der Kirche ergänzen, indem sie den Sonntagslosen nachgeht und den Eifenbahnern, Flußschiffern, Seeleuten, Kellnern in Wort und Schrift Ersatz zu schaffen sucht für den regelmäßigen Gottesdienst, dem sie meist fern- bleien müssen — Fürwahr ein reiches Arbeitsgebiet! Und doch ifts noch lange nicht alles! Es gibt kaum eine Not, der die Innere Mission nicht eine Hilfe entgegenzusetzen hat. Aber freiiich die Nöte sind auch ungeheuer und sie wachsen immer mehr. Gebe Gott, daß uns allen die Not unseres Volkes auf dem Herzen brenne, daß wir darüber zu talkräftigen, opferfreudigen Gebern werden für das Werk, das mit den Waffen des Glaubens und der Liebe der Not wirksam begegnen will! Lasset uns lieben nicht mit dem Worte, noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und in der Wahrheit! — Die Eröffnung des Wersonen-Dampsschiff-Wer- kehrs auf der Olve. Günstige Witterungsverhältnisse voraus gesetzt, beginnt am 14. d. M. der Personen-Dampfschiff-Ver- kehr der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrtsgesellschaft auf der Elbe. — Nächsten Donnerstag findet Stadtverordnetensitzung nicht statt. — Aöendmahksgottesdienst. Es sei auch an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß am Bußtag sowohl vor- mittags Uhr als auch abends 6 Uhr in hiesiger Kirche Abendmahlsfeier stattfindet. Der Abendmahlsgotlesdienst in der Kapelle zu Sachsdorf beginnt nachmittags 3 Uhr. — Zu der Zeichnungs-Einladung zwecks Aeufinan- zierung der hiesigen Konservenfabrik fei noch ergänzend bemerkt, daß die bereits gezeichneten 40000 Mark nicht von Gläubigern der Firma, sondern von fremder Seite stammen und in bar zu verstehen sind. — Aerztlicher Dienst am Bußtag von mittags 1 Uhr ab: Herr Dr. med. Bartcky. — Eine reiche Auswahl in Kleidungs- und Wäsche zeichnungen für unsere Kleinsten und Allerkleinsten bietet das soeben erschienene Jugend-Woden-Alvum mit reich haltigem Wäschebuch, das im Preise von 60 Pfennigen im Modewarenhaus von Emil Glathe-hier jederzeit käuflich ist — Weueste Wilder vom Fage, ausgehängt in den Fenstern unserer Geschäftsstelle: Weltausstellung in San Franzisko mit Portal. — Eine Uebungsfahrt des Kreuzers „Köln" in Begleitung eines neuen Marine-Flugzeuges. — Vom Karneval in München. — Der Luftschiff-Pegasus- Wagen im diesjährigen Rosenmontagszug in Köln. — Viktor von Luxenburg. — Rosa Podbielski — Frau Grieg, die Komponisten.Witwe. — Alter Lappe in Tromsö — Lappenfrau beim Nähen von Fellschuhen. — Die mexikanischen Rebellengeneräle.—Die aus Südafrika Verbannten englischen Arbeiterführer bei ihrer Ankunft in Europa. — Die Feuer wehr bei der großen Explosion der Anilinfabrik in Rummels burg. — Der große Saal der Berliner Börse. — Künstliche Blitze. — Pie nächste Wummer unseres Blattes fällt des Bußtags wegen aus. — Blankenstein. Das am Sonntag hier statt gefundene Konzert des hiesigen Männergesangvereins bot eine recht gut gewählte und ebenso gut zusammengestellte Abwechslung von Männer- und gemischten Chören, Sologe sängen und Humoristika. Damit aber nicht genug, cs er freuten auch fünf junge Damen durch einen allerliebsten und vortrefflich einstudierten Einakter: „Ja so sind sie" (die Männer nämlich). Freilich konnte am Beginn dieses Schwankes niemand ahnen, daß die, in der Sitzung Zigar- retten rauchenden, überzeugten Frauenrechtlerinnen den Liebeseiklärungen eines jungen, „anscheinend" liebeglühenden hereingeschneiten Fants so schnell zum Opfer fallen würden Daß dieser, auf dem Gebiet der Liebe so erfolgreich arbei tende junge Herr, sich zuletzt noch als junge Dame entpuppte, konnte natürlich den gewaltigen Beifall der dankbaren Zu schauer nicht verringern. Doch auch die Männerchöre ver dienten den gezollten Beifall und verrieten, daß sie mit Ernst, aber auch mit Lust und Liebe einstudiert worden waren. Die gemischten Chöre aber, als etwas in Blanken stein Neues, wurden in wirklich fesselnder Weise vorge tragen, wie auch die von den Herren Kirchschullehrer, Lieder meister Wetzig (Bariton), Willy Dietrich-Helbigsdorf (Baß) und Schlegel (Baß) vorzüglich zu Gehör gebrachten Solo- gesänge wohlverdienten Beifall ernteten. Daß auch die humoristischen Vorträge und besonders das Stück „Gast haus zum schwarzen Bären" gewaltige Lachsalven auslöste, war eben eine natürliche Folge des so geschickten Auftretens der Blankensteiner Kräfte, welche mit ihrem Herrn Lieder- meister an der Spitze den Beweis erbracht haben, daß sie tüchtig gearbeitet hatten und etwas wirklich Gediegenes zu bieten imstande sind. Ein Tanz, bei welchem die bekannte Blankensteiner Gemütlichkeit so recht zur Geltung kam, hielt die Anwesenden noch lange zusammen. — Neukirchen. Am vergangenen Mittwoch feierte Herr Gemeindeältester Gutsbesitzer G. Müller mit seiner Gatttin im Kreise der Kinder und Anverwandten das 25 jährige Ehejubiläum, aus welchem Anlaß dem allseitig hochgeschätzten Jubelpaare viele Aufmerksamkeiten gezollt wurden. Uebrigens wurde Herr Müller seitens des Kgl. Sächsischen Militärvereins zum Ehrenmitgliede desselben ernannt, und ist ihm die diesbezügliche Ehrenurkunde unter entsprechenden Worten überreicht worden. — Neukirchen. Die am Sonntag im hiesigen Orte stattgefundene Aufführung „In der Traumwelt, deren Reinertrag schulischen und kirchlichen Zwecke hatte sich wiederum eines sehr guten Besuä sodaß dem gutem Zwecke voll und ganz ged.".. .... .^Ite. — Kirschfeld. Am Dienstag gelang es, des aus dem benachbarten Neukirchen stammenden, von feiner Ehe frau getrennt lebenden A. Küttner, der wegen verschiedener Delikte gesucht wurde, habhaft zu werden, indem er in Nossen verhaftet und an das Amtsgericht daselbst abge liefert wurde Waffen, 7 März In der gestern abend abgehaltcnen Sitzung des Stadtverordnetenkollegiums wurde der Bau eines neuen Rathauses nach einer neuen Zeichnung be schlossen, nachdem der erste Entwurf nicht die Genehmigung der zuständigen Behörde gefunden hatte. Das neue Rat haus wird im Heimatstile ausgeführt und mit dem Bau in allernächster Zeit begonnen werden. — Warand. Der hiesige Militärverein hat beschlossen, künftig nur in einer Tharander Zeitung und zwar im alt eingesessenen „Anzeiger für Tharand" die Vereinsbckannt- machungen zu erlassen Der Verein verhält sich hiermit ähnlich wie mehrere Deubener Vereine, die ebenfalls nur im alten Lokalblatt, in der „Deubener Zeitung" inserieren — Dresden, 9. März. (Zoologischer Garten) Für das Eulenhaus ist in Skandinavien eine schöne Schnee- Eule erworben worden Diese zu den Rauhfuß-Eulen ge^ hörige, fast uhugroße Form ist, wie ihre starke Fußbcfiede- rung schon verrät, ein ausgesprochener nordischer Vogel,, auch die weiße Färbung ihres Gefieders, aus der sich die großen gelben Augen leuchtend herausheben, weist auf den schneereichen Norden. Sie unterscheidet sich von den bei uns vorkommenden Eulen insofern durch ihre Lebensweise, als sie bereits bei Tage auf Jagd ausgeht. In den ein zelnen Abteilungen des Kanals sind zu den zahlreichen Wassergeflügelarten noch eine Anzahl unserer kleinsten Wildenten, Knäck- und Krick-Enten gekommen, auch die seltene nordische Trauer-Ente, die in die Reihe der Tauch- Enten gehört, ist jetzt in einem Pärchen vertreten Die stattliche Adlersammlung hat eine Bereicherung erfahren durch einen Seeadler, den Herr Gutsbesitzer Gürtler in Beicha in einem Fuchseisen gefangen und dem Garten zum Geschenk gemacht hat. Es handelt sich um ein ausge wachsenes, aber, wie die dunkle Färbung des Schwanzes und des Schnabels erweist, ganz junges Exemplar, das glücklicherweise nur mit einer Kralle in das Fuchseisen kam und daher ganz unverletzt blieb --Im Raubtierhaus sind bei dem hier im Garten geborenen jungen Puma-Weibchen drei Junge angekommen, ebenso hat im sogenannten Back haus die Ceylonzebu-Kuh ein niedliches weißes Kälbchen zur Welt gebracht. — Wadekeuk (Bez Dresden), 7. März. (Die Natur- Heilanstalt Bilz.) Die Naturheilanstalt Bilz ist nicht ge- ichlossen, sondern wird unter verantwortlicher Leitung eines approbierten Arztes weitergeführt. — Wirna, 8. März. (Hochwasser der Elbe.) Die Elbe, die infolge der reichlichen Niederschläge der letzten Tage ganz erheblich gestiegen ist, erreichte am heutigem Nachmittag am hiesigen Strompegel einen Stand von 250 Zentimeter über Normal, so daß der Ausladeplatz und andere Stellen vollständig überflutet sind Auch die Nebenflüsse des Stromes, wie Biela, Gottleuba, Müglitz und Wehmitz führen Hochwasser. Da die Niederschläge noch immer anhalten und starker Wasserwuchs aus allen böhmischen Nebenflüssen gemeldet wird, dürfte man mit noch weiterem Steigen des Wassers zu rechnen haben Teuerung und deren Linderung. Von einem kleinen Landwirt erhalten wir eine Zu schrift über dieses Thema, die wir mit kleinen, lediglich stilistischen Aenderungen auf Wunsch veröffentlichen: „Ueber diese Frage zerbrechen sich zurzeit ungezählte Menschen den Kopf, und die großstädtischen Zeitungen be sonders sind mit Erörterung darüber angefüllt. Von der „Teuerung", die sie meinen, merkt man bei uns auf dem Lande nichts, wir haben in der Beziehung geradezu wohl feile Zeit, da der Sack Roggen (80 Kilogramm) nur 12,50 Mark und der Zentner Schlachtvieh 44—45 Mark kostet. Die Teuerung herrscht aber bei uns in anderer Ge stalt: Die Teuerung und Knappheit der menschlichen Ar beitskraft, derselben Arbeitskraft, die sich in den Städten viel zu zahlreich anhäuft und dann unter „Arbeitslosigkeit" und „Unterernährung" leiden muß Würde sich hier ein Austausch vollziehen (Rückwanderung der müßig darbenden Arbeitslosen nach dem Lande, dafür vermehrte Produktion an Lebensmitteln hier. D. Red), so würde sich vieles besser gestalten. Milch und Fleisch (neben dem Brotkorn), Haupt nahrungsmittel unseres Volkes, wachsen nicht von selber aus der Erde, sondern sie müssen von den Landwirten mit vieler Mühe und Arbeit bei Pflege des Viehbestandes und im Hause hervorgebracht werden. Aber gerade die weiblichen Arbeitskräfte, die hierzu nötig sind, und die im Hause um arbeiten, was der Mann draußen auf dem Acker gewinnt, fehlen am meisten. Viele Bauerngehöfte stehen jetzt da wie schöne Bienenhäuser ohne Bienen. Die schönsten Gebäude, schöne Maschinen und Geräte sind da, aber die Bienen schien, die den Honig herbeitragen. Kann denn ein Landmann mit 80 bis 100 Morgen (20 bis 25 Hektar) Land seinen Acker, seine Viehwirtschaft richtig ausnutzen zur Nahrungsmittelerzeugung für unser Volk, wenn ihm statt kräftiger Knechte und Mägde nur 5-6 Kinder zur Seite stehen? (die für Fabrikarbeiten noch zu schwach sind). Wie kann da die Freude am Beruf ge« deihen, wenn der Bauer und seine Frau sich Tag und Nach» schinden und Plagen müssen und doch manche notwendige Arbeit nicht fertig bringen können? Wo sind sie geblieben die kräftigen Gestalten der Wirtschafts- und Hausgehilfinnen mit ihren roten Backey, mit denen wir zu Vaters Zeiten am gemeinsamen Tische saßen? In die Großstädte sind w gezogen, dort trifft man sie mit blaffen Wangen und schlaffen Händen auf den Gassen oder staub- und rußgeschwärzt w den Fabriken. Die Gesichter vieler zeugen von den Ve? Wüstungen durchschwärmter Nächte, in denen sie ihre „Fre^ heit" genossen haben. Wir sind der Industrie dankbar su» all die schönen Maschinen und Hilfsmittel, die sie uns liefert, und die auch uns auf dem Lande das Leben er leichtern, wenn man uns nur wenigstens die weibliche' Arbeitskräfte mehr lassen wollte. Auch viele städtische W amtenfrauen könnten bei Gas- und Wasserleitung un Zentralheizung ihre Wirtschaft ohne Dienstmädchen besorgen-
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