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H Im veMsuen W W! Mas kisnäe erräklen. Wer Hände zu beurteilen versteht, der kennt fast den ganzen Menschen. Denn Menschenhände haben ihren eigenen Adelsbrief, unabhängig von den Tra ditionen der Geschlechter. In sie zeichnet das Leben und das Schicksal seine Runenschrift hinein. Und so liegt die Schönheit einer Hand nicht in ihrer klassisch vollendeten Form, in ihrer zarten Unberührtheit, in der rosigen Färbung ihrer Haut, sondern in dem, was sie ihr Leben lang getan. Denn das, was sie getan, prägte ihr das Adelszeichen auf. Man kann eine unschöne Hand durch gute Pflege zu einer snmpathischen machen, eine wirkliche formale Schönheit aber läßt sich nicht erzwingen. Der Adel einer Hand drückt sich auch nicht in der Form derselben aus. Aber es gibt linde Hände, zärtliche, weiche Frauenbünde, denen merkt man an, daß sie Wunden pflegten und Tränen trockneten, und in ihren Bewegungen liegt viel Weiches, Heilendes. Und es gibt tüchtige, fleißige Hände, die ihre Arbeit adelte. Eine häßliche Arbeit vielleicht, die ihre un schönen Zeichen zurücklieb, aber doch eine mutig und schaffensfroh erfaßte Arbeit, ein treues Ausharren auf stür mischem Posten. Viele solcher fleißigen Hände verraten eine gewisse Brutalität, rücksichtsloses, eisernes Streben, andere aber sind treue, feste Hände, zuverlässig und ruhig. Das alles kann die schönste wie die häßlichste Hand sagen, wenn man sie achtsam beobachtet: ihre Form, ihre Bewegungen, ihr Druck beim Lebe wohl. Es gibt aber auch Hände, die etwas Erschreckendes an sich haben. Das sind die feinen, knochigen, mageren Spinnenhände, die alles zart und lose anzufaffen scheinen und die doch ein spinnen und zerreißen können. Sie ge hören heimlich bohrenden, äußerlich liebenswürdigen und doch falschen, un treuen Menschen. Es ist eine feine Wissenschaft und auch mancher Aber glaube, die Hand zu deuten. Beide braucht man nicht zu kennen. Aber diese einfache Sprache der Hände ist leicht zu lesen und zu lernen, denn sie beruht vielfach auf dem Gefühl. Hörden vermochten der verlangten Aus lieferung durchaus nichts in den Weg zu stellen, und so entwischte der Be trüger aus die gemütlichste Weise seiner Strafe. Ein politikcker ^LNLiiker. Als Ludwig XVk. von Frankreich seinen letzten Gang antreten sollte, wandte er sich an einen Munizipalgardisten seiner Eskorte und wollte ihm sein Testament überreichen. „Ich bitte Euch, gebt dies Papier der Königin", — der eingefleischte Republikaner machte eine Bewegung des Erstaunens bei diesem verpönten Worte — „oder vielmehr meiner Frau!" Der Gardist erwiderte roh: „Das geht mich nichts an, ich bin hier, um Euch auf das Schafott zu führen!" „Verzeiht mir. Ihr habt recht", entgegnete traurig der König und schritt tapfer zum Schafott. I^Äkoniscke Antwort. Ein junger be kannter Schriftsteller befand sich einmal als zwanzigjähriger junger Mann in Gesellschaft älterer streitender Herren und würde ganz gegen seinen Willen ins Gespräch verwickelt. Einer der Herren, der seine wenig geteilte Meinung mit großer Heftigkeit ver teidigte, fuhr den jungen Mann, der ge schickt erwiderte, mit den Worten an: „Wissen Sie, in Ihren Jahren war ich in solchen Sachen noch ein Esel!" — „Da haben Sie sich außerordentlich konserviert!" war die prompte Antwort. Vie tönencke Intel. Der Manitobasee im Indianer-Terri torium leitet seine Bezeichnung von einer kleinen Insel ab, von der in der Stille der Nacht eine „geheimnisvolle Stimme" ertönt. Unter keinen Um ständen wollen die anwohnenden Oüb- ways sich der Insel nähern oder gar auf derselben landen. Sie halten den Ort für den Wohnsitz von Manitoba, „dem sprechenden Gott". Die Ursache dieses seltsamen Tones ist in dem Schlagen Ler Wellen an die am Ufer liegenden Kiesel zu suchen, was einen dem Klingen entfernter Ktrchenglocken ähnlichen Ton erzeugt. Das Phänomen tritt gewöhnlich ein, wenn der Wind aus dem Norden bläst, und läßt er nach, so sind wehklagende Töne, gleich flüsternden Stimmen, in der Luft hörbar. Ver natllrUcke Tunnel. In der Linie der Südatlantischen und Ohio-Eisenbahn im Scott County (Virginia) gibt es einen der merk würdigsten Tunnels der Welt. Hier rollt der Eisenbahnzug tatsächlich in eine natürliche Höhle oder Grotte und verschwindet im Innern eines Berges. Der Eingang zur Höhle ist nur vierein halb Ouadratmeter groß. In ihr bewegt sich der Zug durch mehrere „Kammern" aus einer Strecke von 457 Metern, wo nach er an der andern Seite des Berges austritt. Der Höhlentunnel verläuft durch Kalkfels, enthält aber auch noch das Bett eines unter dem Namen Stock Creek bekannten Flüßchens. Virginia hat auch eine natürliche Brücke über einen der Zuflüsse des James River, etwa 40 Kilometer nordwestlich von dem wegen seiner Naturschönheiten be rühmten Ort Lynchburg. Ein konckerbLrer 8r»uck. Die Mohammedaner in Magnesien haben eine merkwürdige religiöse Sitte. Die Gläubigen versammeln sich im Hof der Moschee, wo Madjoun, ein Teig, zu dem 41 verschiedene Kräuter verwendet werden, bereitet wird. Dieser Teig wird in eine Menge kleiner Stückchen zer schnitten und jedes derselben in Papier eingewickelt. Ein Imam besteigt ein Minaret und wirft den Gläubigen diesen zerschnittenen Madjoun zu. Glücklich, wer ein Stück erwischen, glücklich, wer davon essen kann! Er wird nicht allein den seligmachenden Glauben haben, sondern auch den Mut, der zum Sieg führt, und sein Körper wird stark ge macht. Ein Kiekenbaum. Im Cape Otwaybezirke in Australien gibt es einen Gummibaum, der eine Höhe von 142 Meter hat und damit wohl den Weltrekord schlägt. Gummi- bäume wachsen übrigens sehr schnell. Ein Exemplar in Florida schoß in vier Jahren um 12,60 Meter in die Höhe und hatte dann einen Stamm von 80,5 Zentimeter Durchmesser. Ein anderer Baum in Guatemala nahm in zwölf Jahren an Höhe um 41 Meter zu, mit einem Stamme von 280 Zentimeter Dicke. Das ergibt ein mittleres jähr liches Wachstum von fast 3,50 Meter oder 284 Millimeter in jedem Monat. Irn Vien sie der Elektriritst. In den großen Wäldern Galiziens werden die Bäume jetzt durch Elektrizität gefällt. Um verhältnismäßig weiches Holz zu schneiden, hat das Instrument, das auf einem Wagen befestigt wird, die Gestalt eines Bohrers, der von einem kleinen elektrischen Motor hin- und her bewegt und zugleich umgedreht wird. Sobald der Einschnitt zunimmt, schiebt man Keile ein, damit der Riß sich nicht schließt. Ist der Baum beinahe durch schnitten, so vollendet Axt oder Säge das Werk. Auf diese Art werden Bäume sehr schnell und mit geringer Mühe ge fällt. Kosen-Verecllung. Wer so glücklich ist, selbst veredeln zu können, sehe darauf, wirklich ausge zeichnete Sorten zu erhalten. Eine vor zügliche Teerose (mattgelb mit rosa An flug) ist Marie van Houtte. Ihr Haupt zug ist ein ungemein williges Remon- tieren. Sie blüht vom Beginn der Rosenzeit bis in den Spätherbst fast ununterbrochen. Auch die lachsfarbene Homere, die glänzendrote William Richardson, die pfirsichblütenfarbene Adrian Christofle und die gelbe Perle de Lyon sind dankbare Blüher und be lohnen die Anschaffungskosten reichlich. Ihr, die ihr alles unbegründet heißt, Was nicht die strenge Wissenschaft be gründet. Viel wahrer ist, was der echte Dichter erfindet, Als was der echte Gelehrte beweist. * Das Wort, das vor jungen Wäldern steht Und sorgend um Schutz und Erhaltung fleht, Vor eure Schulen schreibt es hin: Schonung dem Kinde, dem Kindessinn! * Gib dich nicht aus an jedem Tag, Soweit auch Kraft und Wille reicht, Wer alles tut, was er vermag, Zeigt seine Grenzen gar zu leicht. * Die Götter überlasten viel Uns Menschen von des Leben? Spiel. Doch haben sie sich Vorbehalten Des Zufalls unermessnes Walten. * Nimm nur das Leben froh und leicht: Sieh, wie aus Trümmern Blumen sprießen — Der hat noch nie sein Ziel erreicht. Dem Sturm und Staub die Augen schließen. 8cherr und krnst Merver-EcMÄukeit. Vor etlichen Jahren wurde einmal ein Londoner Bankier wegen betrügerischen Bankerotts zur Deportation nach einer der Straf kolonien in Australien verurteilt. Sofort nach dem Urteilsspruche machte die junge Frau des ehemaligen Bankiers ihr persönliches Vermögen zu Gelde. schiffte sich nach Australien ein und kaufte in der Gegend von Sidney eine prächtige Landwohnung, in welcher sie bei An kunft des Sträflings-Gemahls bereits aufs komfortabelste eingerichtet war. Nun besteht gleich manchen anderen Sonderbarkeiten des englischen Rechtes auch die unter Georg III. zum Besten der australischen Kolonien getroffene Bestimmung, daß jeder in Sidney wohnende Engländer oder Engländerin einen Deportierten in ihre Dienste nehmen und ihn dadurch den Straf anstalten entziehen kann. Die junge Frau hatte natürlich nichts Eiligeres zu tun, als von diesem Privileg Gebrauch zu machen und ihren Herrn Gemahl als Kammerdiener anzunehmen. D'e Be- agen, >ruar WMM fm Mskllß ErlLeint «Stbevtltch dreimal und zwar DienStag«, DormerdlazS und Sonnabend«. In je rate werde« tag« vor-er bi« mittag« ll Uhr angenommen. Bez»g«prei« in der Stadt vieneljabrNch 1.40 Ml. frei Hau«, adgeholt von der Expedition 1,30 Mk . durch di« Post und unä Omgegenä^ Amtsblatt I»sertlon«vrkl« 15 Hsq dr» Ülnlaespalienr Außerhalb de« Amtsgericht^bezirk« Wilsdruff 20 Psz. Zeitraubender und tabellarischer Sa« mit 50 Prozent AuischsaG» Mr die König!. Amtshauptmannschaft Meißen, für das König!. Amtsgericht und den Stadtrat ru WflsdruK fowie für das königl. Forstrentamt zu Tharandt. ,8 Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 1914 »r- Rittergut Tressin^ Roman von Robert Misch (Nachdruck verboten.) Rückkehr" (augenblicklich und sofort zweimal dick unter strichen) anbefahl. Er würde sehr böse sein, wenn sie nicht ohne jedes Zögern gehorchten. Und dann eine lange Straf predigt und Vorwürfe, daß sie seine Güte mißbrauchten, trotzdem er ihnen die Hochzeitsreise bewilligt hätte. Dabei hatte er nicht einmal die Billetts bezahlt. (Schluß.) Für ihn, da es sein Vorwerk so schön arrondierte, hatte Beulwitz-natürlich mehr Wert als für jeden anderen. Er war wütend und tobte durch Haus und Hof. Das war zwar nichts Ungewöhnliches; aber diesmal hielt es länger an. Und er ließ seine schlechte Laune auch in allerlei Nadelstichen an dem Brautpaar aus, das jedoch alles mit größter Geduld hinnahm. Die Hochzeit fand im engsten Kreise statt. Aus Berlin war niemand gekommen, da Fritzens wegen noch eine ge wisse Spannung herrschte. Nur zwei Klützower Schulfreundinnen Lisbeths (als Brautjungfern), Baron Maltenitz und zwei andere Nach baren wohnten der Trauung und dem Festmahl bei, auf dem übrigens diesmal der berüchtigte Mosel fehlte. Am anderen Tage reiste das junge Paar nach Berlin. Anfangs hatte der Alte von einer Hochzeitsreise nichts wisfen wollen. Aber da ihm keinerlei Kosten daraus er wuchsen und das Pärchen von Böhmanns eingeladen war, so hatte er schließlich eingewilligt. So brauchte er wenigstens nicht das ekelhafte Gekose und Getue ihrer Flitterwochen mit anzusehen. So was konnte er nicht ausstehen. Arbeiten würden sie ja wahrscheinlich doch nichts im ersten Monat; sie hatten schon in der Brautzeit tüchtig gesaulenzt. Übrigens gab es jetzt im Winter wirklich nicht viel zu tun, nachdem Platen noch kurz vor der Hoch zeit alle Bücher in Ordnung gebracht hatte. Dafür wollte er sie gleich nach ihrer Rückkehr wieder ordentlich ins Joch spannen, das nahm er sich vor. Damit sie nicht etwa glaubten, es hätte sich etwas verändert, und er sei jetzt nicht mehr der Herr hier. Es kamen einige sehr kurze, fröhliche Zeilen aus Berlin. Sie berichteten von Bällen, Gesellschaften, Theatern. Die würden ein schönes Geld dort ausgeben! Und er antwortete ihnen, daß sie nicht länger als zwei bis drei Wochen fortbleiben dürsten. Das genüge voll ständig. Er brauche sie sehr dringend — sehr! Er unter strich das Wort zweimal. Übrigens solle doch Platen von dem Berliner Agenten berauszukriegen versuchen, wer eigentlich der Käufer von Beulwitz sei. Man wisse es dort selbst nicht. Wer das kleine Herrenhaus würde umgebaut und neu eingerichtet. Aus Berlin seien auf Anweisung des Agentey» der plein pouvotr hätte, ein Baumensch und ein Dekorateur gekommen — kurz, der unbekannte Käufer schien sich dort positiv niederlassen zu wollen, was ihm selbst ein großer Strich durch die Rechnung sei. Es kam aber keine Antwort auf diesen Brief und nach Wlauf der vierzehn Tage auch keinerlei Nachricht über baldige Rückkehr, am wenigsten kam das Pärchen selbst. Der Okonomierat, der ein väterlich-menschliches Rühren verspürt und ihnen den Urlaub noch um eine ganze Woche hatte verlängern wollen, wurde wieder einmal wütend. Statt zu toben, ließ er seine Wut in einen Schreibe brief fließen, in denen er ihnen „sofortige, augenblickliche Statt des jungen Paares oder einer Depesche kam aber nur ein kurzes Briefchen der Professorin. Der Schwager möge sich nicht ängstigen; das junge Pärchen würde wohl bald Nachricht aus Italien geben, wohin sie gestern abgereist seien. Der Ökonomierat sprang bis an die Decke, als er das las. Nach Italien? Waren sie verrückt geworden? Wollte ihn sein Schwiegersohn ruinieren? Der war imstande und reiste gar bis nach Nizza und Monte Carlo und verspielte dort seine, d. h. des Ökonomierats, paar Kröten. Denn das Geld des Schwiegersohnes betrachtete er natürlich als sein eigenes. Welch ein Glück, und wie klug war er doch gewesen, daß er dem jungen, verschwenderischen Manne das Ver fügungsrecht über sein bißchen Vermögen abgenommen hatte! Das wäre sonst bald flöten gegangen. Einen Teil des väterlichen Erbteils hatte er ja schon alle gemacht — wahrscheinlich mehr, als er ihm eingestanden. Aber das sollte nicht mehr vorkommen. Er hatte Platen zum Glück fest am Bändel und wollte ihn jetzt nur noch strenger halten. Neben allem berechtigten Arger überkam ihn eine gewisse Schadenfreude, ein gewisses Be hagen. Jetzt hatte er wenigstens dem Schwiegersohn etwas vorzuwerfen; er konnte ihm seine Verschwendungssucht, diese extravagante, luxuriöse Jtalienreise bei jeder passenden Gelegenheit unter die Nase reiben. Und dann kam endlich ein Brief aus — Nizza . . . wahrhaftigen Gott, Nizza! Und in einem allerersten Hotel wohnten sie, das auf dem Briefbogen großartig abgebildet war. Diese Kosten! Und Monte Carlo ist ganz in der Nähe. Ihn schauderte. Sein Geld, sein schönes Geld! Ehe er den Brief durchlas, wollte er sofort telegraphieren: „Augenblicklich zurück oder verstoßen und enterbt." Wer erst wollte er doch ihre Entschuldigungen und Ausreden kennen lernen. Er fing langsam zu studieren an, und je mehr er las, je mehr floß das zu Kopf gestiegene Blut zum Herzen zurück, und schließlich stand ihm dies Zentrum seines Lebens beinahe All vor Erstaunen und Entsetzen. „Mein lieber Papa!' Wir sind jetzt bei herrlichstem Sonnenschein — mittags 15 bis 20 Grad Celsius — im schönen Nizza, und ich zeige meinem süßen Weibe all die Herrlichkeiten, die ich einst einsam bewundert habe. Wir gedenken uns noch einige Monate an der Riviera respektive in Italien auf zuhalten — in Neapel, Rom, Florenz, Venedig, bis in Beulwitz alles in Ordnung ist und die Frühjahrsbestellung dort beginnen kann. Ich bin nämlich der neue Besitzer von Beulwitz, daS