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-uff. «S thr, im ^scheinen »d. Ul, tN e unter- den vor »» 1- ! Ukl- !ege tark, rsteigeit iz: licht. :8, 80- >VerI< md. ^Isrk. lN8 in j reiZt > wo kl >VeIt- tN I«Sl che. r, an u«» endet en ISIS »rf. MlhMM für WM Beilage zu <r. Dienst g, clen 27 Januar 1914. Kaisers Geburtstag. Zum 27. Januar. „Durch Hunderttausend zuckt es schnell" — so singen wir in dem alten heiligen Liede von der Wacht am Rhein, am deutschen Rhein, jenem Liede, das von manchen Aus ländern für die deutsche Nationalhymne gehalten wird. „Durch Hunderttausend zuckt es schnell" — auch dann, wmn der Name des Kaisers ertönt, des deutschen Waffen- warts und Bewahrers unserer Grenzen, des mächtigen Fürsten im Rate der Völker. Wir wissen, daß unser Ansehen draußen in der Welt nicht nur von der deutschen Arbeit abhängt, von der deutschen Gewissenhaftigkeit, von der deutschen Gelehrsam keit. Waffengewalt gehört dazu. Ohne 1870 wären wir noch heute der Spott der Nationen. Und diese Gewalt erhält uns der Kaiser. Eines ist uns allen klar: wenn wir vor einem Angriff unserer Feinde bewahrt blieben in dem letzten Viertelfahrhundert dieser Regierung, so ver danken wir das zum größten Teil der Achtung vor dem Schwert, das Kaiser Wilhelm scharf erhalten hat. Die Größen unserer Kunst und Wissenschaft, die großen Industrie-Kapitäne und Handelsherren, die Redner in Reichstag und Presse mögen noch so angesehen sein. Um ihretwillen würde eine feindliche Mobilmachung aber nicht um einen einzigen Tag aufgehalten werden. Nur der Kaiser ist der Gefürchtete. Auch außerhalb der Reichs grenzen erfährt man so recht, was Kaiser Wilhelm sür Deutschland bedeutet. Erst in dem Zwist der letzten Wochen, in dem heftigen Streit um die Geschehnisse ini Reichslande Elsaß-Lothringen erkannte man die weit gehende Vorsorge, die dem Kaiser um das Gedeihen und die Ausgleichung der inneren Gegensätze innewohnt. Was an ihm lag, das hat er getan, um den Fall Zabern nicht zu dem großen Hader werden zu lassen, der uns zer fleischte. Er hat sofort angeordnet, daß unter allen Um einheitliches Vorgehen unter Militär- und Zivilbehörden verabredet werde, er hat dann auch, als Zweifel über die Rechtslage alter Verordnungen auftauchten, sofort die Nachprüfung anbefohlen, denn er kennt den alten Satz: ju8tltia kunckamontuw regnoram — Gerechtigkeit erhöhet ein Volk. Gerade darum erscheint er uns nicht nur furchtbar prächtig, wie der König in dem Lied von des Sängers Fluch, sondern als ein wirklicher Landesvater, auf dessen gütiges Verstehen wir alle rechnen können, wenn irgend eine große Erregung das Volk durchzcktert. Es gibt in der ganzen Welt keinen Fürsten eines Großstaates, der so wie er mit dem Volk und für das Volk lebt, voll Ver ständnis für jedes seiner Bedürfnisse. Und durch 26 Jahre seiner Regierung hindurch hat er uns nach außen den Frieden erhalten. „Preisend in viel schönen Reden" wird man diesmal wieder Kaisers Geburtstag begehen, alter Sitte gemäß. Und doch erscheint es auch schön, wie der Engländer seines Königs gedenkt, ohne kunstvolle Ansprache, ohne geschichtliche Vergleiche und poetische Bilder. Der Älteste an der Tafel steht auf, hebt sein Glas und sagt: „Der König!" Darauf erhebt sich der Jüngste und erwidert, indem er den Alten ansieht: „Gott segne den König!" Und still leert jedermann den Becher. Eine solche schlichte Feier kann jeder Familienvater in seinem Hause begehen, wenn es ihm nur von Herzen kommt, und sie wird so eindrucksvoll sein, daß die Kinder noch in späten Jahren daran denken. Es muß heilige Stimmung uns umwehen wenn wir des Herzogs der Deutschen, des Vaters der Bedrängten, des Förderers alles Großen gedenlen, und nicht nur als Bitte, sondern auch als Gelöbnis klingt es aus der Tiefe in uns empor: Gott segne den Kaiser! Kunci um clie Mocbe. Eine Woche schnell entfachter Mißverständnisse. Die berühmte Mainlinie war auf einmal wieder da, der scharfe Grenzstrich zwischen Nord- und Süddeutschland. Auf dem Preußentage in Berlin war von einem General eine Rede gehalten worden, die — im Zeitungsbericht in zwei kurze Sätze zusammengezogen — den Eindruck erweckte, als werde darin die bayerische Tapferkeit von 1870/71 angezweiselt. Zeitungsproteste, Landtagsproteste, Re gierungsproteste: in Bayern. Der General erklärte, miß verstanden zu sein und gab in mehreren öffentlichen Er klärungen bekannt, eL habe ihm nichts ferner gelegen, als die Haltung der bayerischen Armee im Jahre 1870 zu be mängeln. Nur zum Zusammenstehen der übrigen deutschen Staaten mit Preußen gegen demokratische Bestrebungen habe er mahnen wollen, und dazu das Beispiel heran gezogen, wie 1870 die Preußen den Bayern in bedrängter Lage zu Hilfe gekommen seien, gleichwie es umgekehrt der Fall gewesen sei. Hoffentlich klären sich bald alle Miß' Verständnisse. In Berlin fallen in diese aufgeregte Zeit dke alljähr lichen großen Hoffeste, und namentlich zum Ordensfest werden diesmal viele Bemerkungen gemacht, weil der Oberst v. Reuter und ein Oberstleutnant a. D. v. Forstner, letzterer der Senior seines Geschlechts, den Roten Adler orden 8. Klasse erhalten haben. Warum? fragt Freitag auch Dr. Frank im Reichstage. „Weil sie dran waren!" lautet die Antwort. Und besonders witzige Leute fügen hinzu: solche Dekorationen seien eine Alterserscheinung, wie die Glatze oder das Zipperlein. Die Ordens verleihungen gehören zum allerpersönlichsten Bereich eines Monarchen und sollten daher nicht als politisches Ereignis bewertet werden; sodann aber wäre ein Unterbleiben der Ordensverleihung an Oberst v. Reuter, zu der er «dran war", auch eine Art Demonstration gewesen. Es ist nicht immer angenehm, Regierung zu sein Fürst Bülow hat einmal gefugt, man stehe als Minister „in der Drecklinie." Und Herr v. Bethmann hat dieser Tage von seinen schlaflosen Nächten gesprochen, in denen er, von seiner Verantwortung gepackt, mit Ent schlüssen ringe. Darüber ist im Reichstage gespottet worden. Nun, selbst ein Mann wie Goethe hat von seinen schlaflosen Nächten in einem Brief an Boisseree erzählt, Nächten, in denen seine besten Entschlüsse geboren seien; und Fürst Bismarck stand häufig nach stundenlangem Denken mitten in der Nacht auf, um wichtige Gedanken zu Papier zu bringen, die später Glanzpunkte seiner Reichstagsrede waren. * In der auswärtigen Politik steht nicht alles gut. Vom Marokko-Vertrage bis zur Frage der deutschen Militär mission in Konstantinopel haben wir immerhin manches erlebt, das — anders hätte kommen können; insbesondere in der neuesten Affäre muß man zugeben, daß die Türken sozusagen auf Befehl Rußlands uns hintenangesetzt und den General v. Liman seiner direkten Kommandogew.üt entkleidet haben. Aber in leitenden Kreisen bei uns nimmt man es schließlich nicht übel, denn man weiß, daß sie Rußlands Wohlwollen brauchen, wenn sie demnächst — zum dritten Balkankriege schreiten, dem der Türken und Bulgaren gegen Serben und Griechen, wenn die Frage der kleinasiatischen Inseln zum Austrag kommt. Politische Runäsekau. Deutsches Reich. 4- In der Leitung der deutschen Kriegervereine ist ein Wechsel eingetreten insofern, als Generaloberst v. Linde- guist, der nach dem Tode des Generals o. Spitz die Leitung übernahm, sein Amt als Vorsitzender niedergelegt hat. Unter dem Generaloberst v. Lindeguist hat das deutsche Kriegervereinswesen sich beträchtlich weiter ent wickelt; besonders die sozialen Einrichtungen wurden aus gebaut. Zum Nachfolger des bisherigen Leiters ist der General der Infanterie v. Ploetz, der mehrere Jahre das 8. Armeekorps befehligt bat, bestimmt worden. Frankreich. X Die gewaltigen Kosten der erhöhten Landes verteidigung sind nunmehr von der Kammer angefordert worden. Die Kosten betragen 754Vs Millionen Frank für das Heer und 135^2 Millionen Frank für die Kriegsflotte und sind zum großen Teil für die Verbesserung des Kriegs materials und namentlich der Festungsartillerie, für Übungszwecke, Eisenbahnen, das Flugwesen, die Intendantur und den Sanitätsdienst bestimmt. Eine be sondere Bestimmung des Gesetzentwurfs gestattet die Kiel legung von drei Aufklärungsschiffen im Jahre 1914 sowie eine Ausgabe von 30 000 000 Frank für das Marine-Flug wesen. Die Gesamtausgaben von 890 Millionen, von denen bereits unter dem vorhergegangenen Ministerium 250 Millionen ihrem Zwecke zugeführt wurden, werden nicht in das ordentliche Budget, sondern in besonderer Rechnung eingestellt werden. X Über die militärische Luftschiffahrt brachte Reymond im Senat eine Interpellation ein. Er verglich die Zahl und Stärke der deutschen und der französischen Luftschiffe und stellte fest, daß die deutschen Luftschiffe eine sehr starke Kriegswaffe darstellten. Reymond kritisierte sodann die Langsamkeit der Ausführung des französischen Bau programms für Luftschiffe und unterzog die Fragen der Ballonhülle und des Wasserstoffes einer technischen Prüfung. Er wies darauf hin, daß es in Frankreich keine staatliche Wasserstoffabrik gebe; eine Fabrik sei die Filiale einer deutschen Fabrik. Frankreich stehe Deutschland nach in der Zahl und der Einrichtung der Luftschiffhallen ruck» der Häufigkeit der Aufstiege. Albanien. X Für den Empfang des Prinzen zu Wied werden im ganzen Laude große Vorbereitungen getroffen. In den nächsten Tagen werden sich in Triest alle Deputationen der Albanier im Auslairde versammeln, um zusammen nach Albanien zu fahren und dort dem ankommenden Fürsten zu huldigen. Der Empfang wird großartig sein. Besonders die Prinzessin zu Wied genießt bereits unter dem Volk große Sympathie. Die Zivilliste des neuen Herrschers wird 300000 Frank betragen. Durazzo kann nur die provisorische Hauptstadt sein. Das Budget des neuen Staates wird 18 Millionen Frank betragen, wovon 16 aus den laufenden Einnahmen, der Rest mittels An leihe aufgebracht werden können. In diesen Ziffern sind die Zinsen für die 75-Millionen-Anleihe nicht einbegriffen. Außerdem bleibt noch die Frage der Quote der ottoma- nischen Staatsschuld, die Albanien übernehmen soll, zu erledigen. Schnecken. X Die angekündigte Verstärkung der Landesver teidigung wird ziemlich umfangreich werden. Die Dienst zeit wird allgemein um zehn Prozent verlängert. Sie beträgt bisher bei der Infanterie 240, bei der Kavallerie und den Spezialwaffen 365 Tage. Die Infanterie soll mit Mitrailleusen und einer Fliegertruppe ausgerüstet werden. Die bessere Ausbildung der Infanterie soll vor allem dadurch ermöglicht werden, daß Winterübungen ab gehalten werden sollen. Diese Winterübungen sollen nicht etwa eine verlängerte Dienstzeit während der Winter monate bedeuten, sondern eine vollständige militärische Ausbildung der Truppen unter den schwierigsten Verhält nissen im hochnordischen Winter, denn es wäre doch möglich, daß Schweden gezwungen sein könnte, unter Um ständen dort oben gegen Rußland zu kämpfen. Oekterreich-dngarn. „ X Zu neuen Tturmszenen tm Abgeordnetenhaufe kam eS infolge der Haltung der Opposition. Diese wollte jeg liche Beratung unmöglich machen und verursachte einen derartigen Lärm, daß auf Veranlassung des Präsidenten die PqZgMntswache eingrzifM mußte, die schließlich eine ganze Reihe von oppositionellen Abgeordneten aus dem! Sitzungssaal entfernte. Zwischen dem Ministerpräsidenten f Grafen Tisza und dem Abgeordneten Deesy kam es zu ! einem so heftigen Zusammenstoß, daß letzterer den Grafen! Tisza zum Duell forderte. LeläMgung äes Veutlcken K>onprm2en. Vom Posten festgenommen. Berlin, 23. Januar. Als der Deutsche Kronprinz heute nachmittag kurz nach 3 Uhr im Automobil in sein Palais Unter den Linden! zurückkehrte, stürzte ein Mann die Rampe hinauf und' gelangte bis an den Wagenschlag. Der sofort hinzu-- springende Posten packte den Mann und drängte ihn gewaltsam ins Schilderhaus. Der Kronprinz, der! inzwischen mit seinem Adjutanten dem Wagen entstiegen war, beobachtete noch die von zwei sofort herbeigeeilten Schutzleuten vorgenommene Festnahme. Der Mann wurde zunächst in die dem Palais gegenüberliegende Haupt wache abgeliefert. Die amtliche Darstellung des Falles lautet folgender maßen: Der am 7. Juli 1887 zu Colmar geborene Schneider Leopold, jetzt in Berlin wohnhaft, lief heute, als der Kronprinz in sein Palais zurückkehrte, hinter dem Automobil her. Der Mann macht den Eindruck eines Geistesgestörten. In seinen konfusen Reden behauptet^ der Festgenommene, ein Bruder des Kronprinzen zu sein, den er um eine Unterstützung für seinen Lebensunterhalt hätte bitten wollen. Der Mann wird auf seinen Geistes zustand untersucht werden. Rücktritt cken albrniscken Kegienung. Ausreise des Prinzen Wied. Valona, 23. Januar. Die provisorische albanische Negierung mit Ismail Kemal an der Spitze ist zurückgetreten und hat ihre Voll machten in die Hände der internationalen Kontroll kommission gelegt. Diese hat nunmehr die Regierung übernommen. Der bisherige Minister des Innern, Fewzi- Bei, hat im Auftrage der Kommission die Leitung der Regierungsgeschäfte in Valona übernommen. Gleichzeitig wird der Bevölkerung verkündet, der Prinz zu Wied Habs die Kabinette verständigt, daß er, nachdem er Besuche in Wien und Rom gemacht haben würde, in den ersten Februartagen in Albanien zu landen gedenke. ^ie neue Keglerung cler Keickslancle? Fürst Bülow oder Rheinbaben. Essen-Ruhr, 25. Januar. Von bestunierrichteter Seite werden der „Rheinisch- Westfälischen Zeitung" die auf die künftige Verwaltung Elsaß-Lothringens bezüglichen Stellen der letzten Reichs- kanzlerrede dahin ausgelegt, daß die Wahl für den Statthalterposten ernstlich zwischen dem Fürsten v. Bülow und dem Oberpräsidenten der Rheinlands, Freiherrn v. Nheinbaben, schwebt. General v. Hoiningen, der auch genannt wurde, kommt dagegen nur für das General kommando des 15. Armeekorps in Straßburg in Frage. General v. Deimling, der bisherige Kommandeur des 15. LKorps, würde als Nachfolger Hoiningens das !4. (badische) Korps übernehnien. Staatssekretär Zorn v. Bulach, der gleichfalls zurücktritt, soll ersetzt werden durch den Vezirkspräsidenten Freiherrn v. Puttkamer oder den Staatssekretär des Innern, Tr. Delbrück. Im Falle Lie Wahl auf Dr. Delbrück fällt, soll Freiherr v. Puttkamer zum Unterstaatssekretär des Innern er nannt werden. AriegsZefakr auf ckem Kalkan. Türkische Rüstungen. Konstantinopel, 25. Januar. Sofort nach der Übernahme des Kriegsministeriums durch Enver Pascha wird an allen Orten eine rege mili tärische Tätigkeit entfaltet. Auch in den Reden Envers findet man unverkennbare Spitzen gegen Griechenland. An der kleinasiatischen Küste gegenüber der Insel Mytilene werden große Massen türkischer Kerntruppen zusanimeNgezogen. Auch in Dimotika sammeln sich starke türkische Scharen. Bulgarien hat gleichfalls eine Division gegen die griechische Grenze vorgeschoben. Es scheint, daß Türken und Bulgaren gemeinsame Sache machen werden. Äußerst fraglich ist allerdings, ob ein solcher Hand streich gegen Griechenland Erfolg haben wird. Denn erstens muß Serbien seinem Bündnis gemäß Griechenland zu Hilfe eilen, und dann dürfte auch wohl Rumänien kaum tatenlos zusehen, wenn Türken und Bulgaren das befreundete Griechenland angreifen. I^onäon friert! Der verhängnisvolle Kohlenarbeiterstreik. London, 25. Januar. Durch den Streik der 15 000 Kohlenarbeiter ist es fast unmöglich, Kohlen zu bekommen. Namentlich bei den ärmeren Leuten und in den Hospitälern herrscht eisige Kälte und bittere Not. Den Vertretern dieser Anstalten, die im Namen der Menschlichkeit bei den Gewerkschaften dringend nm Genehmigung der Kohlenlieferungen baten, wurde dies kategorisch abgeschlagen. Vertreter von Waisen anstalten erklärten, daß alsdann Hunderte von Kindern frieren müßten. Die Streikoertreter erwiderten, ihre eigenen Kinder müßten auch frieren. Es handle sich um Krieg bis aufs Messer. In den Kohlenniederlagen spielen sich merkwürdige Szenen ab. Elegante Automobile' fahren vor, und Bediente laden Kokken in mitgebrachte