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Das «mstrillene ArdeUG-eUnolgesetz. Bttli», 7. März. In einer Mitteilung desRetchsver- bandes des deutschen Handwerkes wird zu dem Entwurf de» Avbeitszettnotgesetzes, derbem Reichs, rat vorliegt) von einer zu weitestgehenden Einengung ge. sprachen, die der Entwurf der Wirtschaft durch die Bindung der Arbeitszettbestimmungen an den Tarifvertrag drei Monate nach seiner Kündigung auferlegt. Abgelehnt wird grundsätzlich vom Handwerk eine gesetzliche Festlegung des Lohnzuschlages sür Mehrarbeit. Nicht tragbar sei ferner die gänzliche Strei chung des 8 11 Absatz 3 über die freiwillige Mehrarbeit. In einer Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes erklärte Dr. Stegerwald, daß dem Deuschen Gewerkschaftsbund das Arbeitszettnotgesetz nicht weit genug gehe. Die dem Reichstag angehärenden Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes würden dem Gesetz in der gegenwärtigen Fassung nicht zu- stimmen. Kein verantwortungsbewußter Führer im Deutschen Gewerkschaftsbund verlangt systematisch den Achtstundentag. Was aber erreicht werden muß, ist, daß jetzt, wo zwei Millionen Arbeitslose auf der Straße stehen, im Arbeitszeitnotgesetz, also im Uebergangsgesetz, der „freiwilligen Mehrarbeit und der willkürlichen Ueberstundenwirtschaft wirksam begegnet werden muß.". Der Gewerkschaftsbund der Angestellten erklärt in einer Entschließung, daß die vorgeschlagene Äenderung der Arbeits- zeitverordnung nicht ausreiche, um das Mißverhältnis zwischen Ueberstundenwirtschaft und riesenhafter Erwerbslosigkeit zu be seitigen, Das „Berl. Tagebl." bringt die Meldung, daß von der Reichsregierung wegen des Widerstandes der Arbeiterver treter in der Zentrumsfraktion gegen den Gesetzentwurf bereits erwogen werde, den Entwurf zurückzuziehen. Dis Demokraten Thüringen« verhindern eine bürgerliche Regierung. Weimar, 7. März. Dio Demokraten haben es endgültig ckbgelehnt, sich an dem vom Landbund vorgeschlagenon Kabinett zu beteiligen. Wie zuverlässig verlautet, wird der Präsident' des thüringischen Landtages nunmehr den Auftrag derdemo - kratischen Fraktion zur Regierungsbildung geben, die versuchen wird, die große Koalition zu bilden. Unstimmigkeiten im Deutschen Bauernbund. Berlin, 8. März. Die „Deutsche TagSsztg." veröffentlicht einen „Aufruf des geschäftsführenden Präsidialmitgliedes des Deutschen Bauernbundes, Hackbarth, sowie zahlreicher führender Persönlichkeiten des Bauernbundes", in dem dazu aufgefordert wird, den Versuch, die deutsche Bauernschaft in das Lager der linksstehenden Parteien hineinzuführen, mit einem geschlossenen Uebertritt in den Reichslandbund zu beantworten. Demgegenüber wird von der dem. Presse eine Entschließung wiedergegebcn, in welcher vom „Vorstand und des geschäftsführenden Ausschusses des Deutschen Bauernbun des" in tiefer Entrüstung Kenntnis von dem Versuch des Vor standsmitglieds Hackbarch genommen wird, die Organisation des Deutschen Bauernbundes an den Reichslandbund zu ver raten". Das „Berl. Tagebl." will erfahren haben, daß der Reichslandbund durch große Geldangebote den Versuch gemacht habe, führende Mitglieder und Beamte des Bauernbundes ihrer bisherigen Organisation abspenstig zu machen. (?) Mafaryk über Derüschlanb. Prag, 7. März. Die offiziöse Warschauer „Epoca" ver- offen tlicht eine Unterredung mit dem Präsidenten der tschecho slowakischen Republik, Masaryk, in der dieser auf die Frage, ob die gegenwärtige deutsche Reichsregierung die Stärkung der Revanche-Bestrebungen in Deutsch- land herbeiführen könnte, erwiderte: Schon während des Krieges und nach dem Frieden rechnete ich mit Deutschland als mit einer großen Nation, die mit aller Kraft bestrebt sein wird, sich von ihrer Niederlage zu erholen. In der Niederlage der Deutschen liegt die Möglichkeit ihres Sieges in der Zu kunft. Der Besiegte nimmt eine gewisse Abrechnung vor und sucht nach Mitteln und Wegen zur Besserung seiner Lage. Der Sieger ruht auf den Lorbeeren aus und schläft ein. Der Sieg bereitet die Niederlage, die Niederlage den Sieg vor. Von diesem Standpunkt aus verfolge ich die Entwicklung des Nach- kriegs-Deutschlands und sehe, wie auf allen Gebieten die Deutschen intensiv arbeiten. Die Rechtsregierung in Deutsch land ist eine politische Probe, durch die wir in keiner Weise unsere bisherige außenpolitische Linie gegenüber Deutschland ändern werden. Die Reichspöst im Jahre 1V2S. Gespannte aber gesund« Lage. Bei der Beratung des Haushalts des Reichs post- ministerium« führte der Reichspostminister u. a. aus: „Die Reichspost ist abhängig von der jeweiligen Wirtschafts, läge. Der Briefverkehr hatte in den Sommermonaten bis August 1626 etwas abgenommen. Gr erholte sich dann und steigerte sich bis zum Dezember 1926 um Uber 17 Prozent. Im Januar 1927 sind an einem Zähltags bei allen Postanstalten insgesamt 67,2 Mill, gewöhnliche Driefsendungen im Eingang und Mgang festgestellt worden. Einen ähnlichen Verlauf nahm der Paketverkehr. Auch im Geldverkehr zeigten sich gleich verlaufende Schwankungen. An Postanweisungen, Zähl karten und Zahlungsanweisungen wurden insgesamt behandelt 32,4 Mill. Stück in: März 1926 und 38,6 Mill, im Dezember 1926. Der Ianuar,K927 weist gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres eine Steigerung um 13,5 Prozent auf. Die Zahl der P o st s ch e ck k o n t en ist um 4,2 Proz. auf 893 352 ange wachsen. Der Umsatz hat rund 115 Milliarden betragen. Er ist gegenüber 1925 um 3,6 Proz. gestiegen. Rund 80 Proz. des Umsatzes sind bargeldlos abgewickelt worden. Gegenwärtig be treibt die Deutsche Reichspöst mit rmrd 7000 Kraftfahrzeugen etwa 1500 Kraftfahrlinten mit einer Betriebslänge von rund 28 000 Km., was eine Zunahme im Jahre 1926 um 16—17 Proz. bedeutet. 1926. sind rund 197 000 Kg. Postsen dungen einschließlich Zeitungen auf den deutschen Luftpost- linien befördert worden. Dor Luftpostpaketverkehr hat um 105 Proz. zugenommen. Zurzeit wird zum erstenmal der Ver such eines Gllterflugpostverkehrs in großem Umfang unter Benutzung von 20 Linien gemacht, der als gelungen bezeichnet werden kann. Mitte April wird der Sommerverkehr auf etwa 80 Linien eröffnet werden. Für Derkehrserleichterungen und -Verbesserungen wird alles nur mögliche getan werden müssen. Wir legen den größten Wert darauf, unserem großen Kunden kreis entgegenzukommen. Die Zahl der Haupt- und Nebenanschlüsse hat im letzten Jahre von 2P4 auf 2,64 Millionen, d. h. um 3,7 Proz., dis der Hauptanschlüsse allein um 5,4 Proz. zugenommen. Der Sprech- verkehr selbst ist nm 0,14 Proz. auf rund 2,041 Milliarden Gespräche (Orts- und Ferngespräche zusammen) angewachsen. Es wurden 221 Selbstanschlußämter für rund 143 000 Teilneh- meranschlüsse neu in Betrieb genommen. Besondere Fürsorge wird wie bisher der Verbesserung der Fernsprechverhältniffc in den kleinen Städten und auf dem flachen Lande gewidmet. Das in der Entstehung begriffene allcuropäische Fernsprechnetz ver dankt sein Zustandekommen vornehmlich der deutschen Vor- und Mitarbeit. Deutschland bildet den Kern dieses Netzes. Der Telegraph wird im Inlandsverkehr durcb den Fern sprecher mehr und mehr zurückgedrängl. Das Wirtschi ftsergeb- nis des Telegraphenbetriebes ist auch bei uns ungünstig. Es erfordert einen jährlichen Zuschuß von etwa 40 Mill. RM. Zurzeit werden in Deutschland von 10 Ruudfunkge- sellschaften im Ganzen 22 Rundfunksender betrieben. Der Deutschlandsender in Königswusterho.usen wird im nächsten Jahre durch emen im Bau befindlichen neuen Sender mit einer fünfmal so großen Tslephonieleitung ersetzt werden. Von den verschiedenen Systemen erscheint das deutsche System das bei weitem leistungsfähigste zu sein. Das Gesamtpersonal beträgt 261690 Köpfe. Die Zahl der Hilfskräfte wird Ende März 1927 23 600 betragen. Die im Voranschlag enthaltenen Stellenumwandlungen (Ueber- führung von Beamten in höhere Gruppen) betragen 9055. Sie kommen in erster Linie den unteren Laufbahnen zunute. Die Zahl der höheren Beamten nimmt fortwährend ab. Nach der Entwicklung der letzten Monate kann damit gerechnet werden, daß die Rechnung für 1926 kein Defizit ergeben wird, mithin die Rücklage nicht angegriffen zu werden braucht. Die für 1926 zur Ablieferung an das Reich vorgesehenen 70 Millionen wer den bereitgestellt werden. Die finanzielle Lage der Reichspöst ist am Ende dieses schweren Jahres zwar gespannt, aber gesund. Auch für 1927 wird ein umfassendes Arbeitsbeschaffungspro gramm aufgestellt, so daß trotz der gespannten Finanzlage ungefähr dieselben Beiräge bereitgestellt werden können wie 1926. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Reichspöst trotz der Schwierigkeit der Sachlage auch in diesem Jahre ein gutes Stück vorwärts gekommen ist, wenn auch ohne weiteres zuzugeben ist, daß noch viel zu tun übrig bleibt." Breslau, 7. März. Wegen Beleidigung der Ne'chsfarben ist der Kriminalkommissar Bußler vom Reichsdisziplinarha' mit sofortiger Dienstentlassung bestraft worden. Bußler, de: seit 16 Jahren Beamter ist, hatte vor etwa einem Jahr- in Breslau von einem Straßenbahnwagen aus einen Reichsban nerzug beschimpft und die Fahnenträger bespuckt. Der Vormarsch -er Aanlonesen. Pari«, 7. März. Der vor einigen Tagen eingeleitete schnelle Rückzug der chinesischen Nordtruppen hat zur Folge gehabt, daß praktisch bereits die ganze ZonevonSchang- hat in den Händen der Kantontruppen ist. Die Südtruppvn bemächtigten sich bereits Wukiangs, 80 Meilen nördlich von Schanghai. Der Oberkonnnandant der Nord truppen gab den Streitkräften Feng-Tiens den Befehl, sich hinter Gcha>ighai zurückzuziehen. O Schaltung und Rußland. — Frau Borodin aufgegriffen. Pari«, 7. März. In der Provinz Honan haben Kämpfe zwischen den Mukdentruppem und den Truppen Wupeifus begonnen. Seit drei Tagen wird betKaifong gekämpft. Die Mukdentruppen scheinen im Vorteil zu sein. Ein Sowjethandelsschiff ist von Weißgardisten der Schantungtruppen beschlagnahmt worden. Die Passagiere wurden gefangengenommen, darunter Frau Borodin, die Gattin des sowjetrussischen Ratgebers der kantonesischen Re- gterung. Die Pekinger Sowjstbotschaft hat in einer Note an das chinesische Auswärtige Amt die Freigabe des russischen Dampfers mit seinen Insassen gefordert. An Bord hatte sich auch ein diplomatischer Kurier befunden, über dessen Schicksal nichts bekannt ist. — Nach einer Mit teilung der französischen Gesandtschaft habe Tschangtsolin nach Nanking telegraphisch die Weisung gesandt, alle Passagiere des beschlagnahmten russischen Dampfers mit Ausnahme von Frau Borodin hinzurichten. Dieser Befehl beziehe sich auf Russen und Chinesen. Frau Borodin und ihre Landsleute seien in Tsinanfu unter starker Bewachung eingetvoffen. Der Gouverneur von Anwhet zu den Kantoneseu übergegangen. Schanghai, 7. März. Tschentaoyuan, Militärgouverneur der Provinz Anwhei, hat sich den Kantonesen an- geschlossen. Dadurch gehört die etwa 65 Meilen von Nanking entfernte Stadt Wuhu am Jangtse zum Machtbereich Kantons. * London, 7. März. Da es seit der Besetzung von Ning-po durch die Nationalisten zu immer drohenderen fremd en- feindlichen Kundgebungen gekommen ist, ist das Führerboot einer britischen Zerstörerflotille dorthin abgegangen. In der Stadt sind Plakate angeschlagen, die sich besonders gegen die Missionare richten. Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen der Unlon und Mexiko? Neuyork, 7. März. Nach einer Meldung des „Journal of Lommerce" verlautet, daß der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko nahe bevorstehs. Amerika habe in seiner letzten Note schärfere Maßnahmen angekündigt, wenn Mexiko sein Verhalten gegenüber Amerika nicht ändere. Senator Need erklärte, Amer kas Politik treibe einer bewaffneten Intervention in Mexiko zu. Nm algerischen Allas. Aue, 8. Mä». Im Rahmen des Alpenvereing hielt kürzlich Daurat Professor Dr. Ernst Durmester-München einen interessanten Lichtbildervortrag über eine Durchquerung der Djurdjurrakette ini algerischen Atlas und Besteigung ihres höchsten heiligen Berges Sell« Khredidja (2340 Meter). In jugendlicher Abenteurerlust hatte er mit seinem jüngeren Bruder einst das Land der Kabylen aufgesucht, um führerlos den Atlas zu düvchqueren. Nach stürmischer Ueber- fahrt von Marseille aus tauchte noch auf Stunden fern von der Mordaftivanischen Küste das mächtige Bollwerk der Atloskette, gleich einer Riesennmuer im Süden, scheinbar unvermittelt aus dem Meere auf, bis nach 27stündiger Fahrt der ruhig« Hafen von Algier erreicht wurde, dessen blendend weißes Häusermeer sich amvhitheatwlisch zur Kasbah (Festung) hinaufzieht. Ein Lljstündig«: Aufenthalt ließ die Reisenden das buntbewegte Straßenkeben und die herrliche Umgebung, insbesondere in den Vovbevaen des Atlas kennen lernen. Ein Ausflug mit der Bahn führte sie" an den Fuß des Atlas nach Dlida, einem übrigens idealen Skigelände, auf dezn der algerische Skiklub ein Skiheim erbaut hat. Das interessanteste Erlebnis dieses Aus fluges war die Begegnung mit den zierlichen Makako-Affen, die in der hochromantisch, alpin anmutenden Lhiffaschlucht munter in den Bäumen herumkletterten. Zur eigentlichen Durchquevuna des algerischen Atlas benutzten die Reisenden zuerst eine 107 Kilometer ins Innere führende Eisenbahn von Algier nach Tizi (Paß) Uzu, wo Mekkapilger in ihrem grünen Durban von ihren Freunden ob ihrer weiten Pilgerschaft ehr- erdietig gegrüßt und unter Tränen geküßt wurden. Don Tizi Uz« führpn sie nun in einem Dreispänner auf vorzüglicher Heerstraße in einer ungemein malerischen Landsckaft, die nach Norden weithin iu lelffam-rötlichem Färbton leuchtet, während jm Siche» fich über dem buschbestandenen. von zahlreichen Kabylendörfern besiedelten Porgebirgsgelände die gewaltige Djurdjurrakette mit dem Sella Khredidja erhebt, nach Fort National (916 Meter), einem befestigten Hauptort im Mittel punkt von Großkabylien. Dieser Derg, mit 2340 Meter der höchste Gipfel der Djurdjurrakette, ist heilig und wer denselben siebenmal im Leben bestiegen hat, gilt als hatscht (heilig) und wird einem Mekkapilger gleich geachtet. Doch ahnten die beiden Reisenden noch nicht, daß sie vor Erreichung des Gipfels das furchtbare Gespenst der Blutrache streifen sollte. Nach sieben- stündiger Fahrt von Tizi Uzu wurde das 47 Kilometer ent- fernte Michelet (1237 Meter) erreicht und das französische Empfehlungsschreiben des Sekretärs.des „Club alpin francais, section de l'Atlas" gegen ein arabisches, an den Chef eines sechs Stunden entfernten Kabylendorfes ausgetauscht. In Michelet erlebten die Forscher eine unvergeßliche subtropische Mond scheinnacht im Hochgebirge: In den nächtlichen Himmel ragen die Cyclopenmauern der Atloskette, deren fernste Glieder im Dunst verschwimmen. Dann tin sonniger warmer Morgen, der sich bei vierstündigem Marsch zu afrikanisch sengender Gluthitze zur Mittagszeit steigerte, wobei sie unter einem einzigen schattenspendenden Baum Rast machten, um dann nach dem zirka 700 Meter tiefer liegenden Talkessel des Kabylendorfes hinabzusteigen, Las in seiner welffernen Einsamkeit, im warmen Sonnenglonz« eines afrikanischen Frühlingstages wie ein Paradies erschien, dem freilich die Schlange nicht fehlte. Ein ungesühnter Mord des entflohenen früheren Lehrers überträgt sich auch auf Nachfolger und Haus der Schule, in der wir untevgebvacht wurden. Nach feierlicher Begrüßung und Empfang durch den Schelk und gastliche Bewirtung mit dem kabylischen Nationalgericht und vorzüglichem unter eigentüm lichem Hokuspokus auf offenem Kamin bereiteten Kaffee wurde auf einer Kokosmatte im Gchulraum das Nachtlager bereitet, das der Häuptling im Ehrendienst teilt. Denn so unverbrüchlich ist einmal gewährte Gastfreundschaft, daß sie des eigenen Blutes nicht scheut. Doch nichts störte die Nachtruhe hier im innersten Winkel des Atlas. Beim Aufbruch zum Morgengrauen am an deren Tage verrichteten die Kabylen kniecnd und mit nach Osten (Mekka) gerichtetem Antlitz die Erde berührend ihre Gebete. So schieden die Reisenden von diesen lieben, schönen und glücklichen Menschen um führerlos in 2)4 Stunden den Paß Tizi u kouilal und in weiteren 2 Stunden auf zuletzt scharfem Grat den höchsten Gipfel Sella Khredidja (2340 Meter) zu er reichen, auf dem sich ein riesiges arabisches Steinmandevl mit arabischen Amuletten, sowie sieben niedere Steinhütten, die zum Teil noch schneerfullt waren, befindet. Das Aussichtsbild zeigt seltsam wilde, kahle Fclsgipfel aus Urgestein; am faszi- nierendsten ist das stolze Felshorn Ras Timedouim, ein silbern leuchtender Kegel von wahrhaft edlem Ebenmaß; im Süden die in das Wüstengebiet abdachenden niederen Bergketten, im Norden am fernsten Horizont ein Silberstreif: das Meeri Im steilen Abstieg durch mächtige Kluft und in fröhlicher Abfahrt über esn mächtiges Schneefeld erreichten die Forscher pfadlos durch Zwergpalmen und Feigensträucher nach -fünf Stunden das Araberdorf Ouled Brahim, südlich des' Atlas. Die sie hier erwartenden, über den Besuch des heiligen Berges fieberheiß erregten Araber mit ihren offen getragenen sichel- förmigen Dolchen brachte ihnen erst die ernste Gefahr einer abenteuerlichen, führerlosen Besteigung des heiligen Berges zum vollen Bewußtsein. Wie durch ein Wunder entkamen die kühnen Reisenden der Umzingelung, bis sie in Maillot, Ler ersten Station der südlich der Djurdjurrakette sich hinziehenden Bahnlinie Schutz und Sicherheit fanden. Eine genußvolle 27- stündige Bahnfahrt über die Atlashochebene, deren in weiter Fern« südlich sich anschließenden Berge wohl die Hemmt des Derberlöwen sein mögen, über die Schotts (Salzsümpfe) nach der auf kühnem Felswürfel aufgebauten Stadt Constantine und weiter nach Tunis, dem „Burnus des Propheten", das sie im Zauber einer afrikanischen Dollmondnacht zu zweitägigem Auf enthalt als Abschluß ihrer eindrucksvollen Reise, zugleich nm den Ruinen von Karthago noch besuchten.