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Kapital anzulegen; vielleicht nur einen verhältnismäßig kleinen Betrag, höchstens i/,» zu besonderen, aber auch im Interesse der Beleranen gegebenen Zwecken. In der Haupt« sache sollen einmalige Unterstützungen und tunlichst an eine gewisse Zahl der Bedürftigsten Renten gewährt werden. Genaueres läßt sich erst bestimmen, sobald nur einiger maßen ein Ueberblick über die verfügbaren Mittel gegeben ist. Dann wird der im Kgl. Sächs. Milirär-Vereinsbunde eingesetzte Ausschuß berufen, der darüber beraten wird. Die Verteilungsvorschläge werden auch Seiner Majestät dem Könige vorgelegt werden. Unbedingt ausgeschlossen ist die Verwendung zu irgend welchen anderen Zwecken, die mit den Veteranen und den bezeichneten Kämpfern nicht in Zusammenhang stehen. — Montag, den 25. August d. I., trat der erste Kerbsi- fahrpkan de, Sächsisch-Böhmischen Dampsschiffahrts-He- seü'schast in Kraft, dessen Gültigkeit sich bis zum 2l. Sep tember erstreckt. In Anbetracht der vorgeschrittenen Jahres zeit müssen die Fahrgelegenheiten, die der Herbstfahrplan bietet, als recht ausreichend bezeichnet werden, so daß durch die festgelegte Fahrordnung zweifellos allen berechtigten Wünschen des Publikums entsprochen wird. Die Bekannt gabe der Fahrzeiten, die nach Möglichkeit wieder so gelegt sind, daß die Eisenbahnanschlüsse an den Hauptstationen erreicht werden können, erfolgt wie bisher durch Aushang von Fahrplänen auf den Schiffen, an Dampfer- und Bahn stationen rc. sowie durch die Tagebücher der Zeitungen. Die sich allgemeiner Beliebtheit erfreuenden Luxusfahrten werden bis Mitte September aufrecht erhalten, so daß allen Naturfreunden noch Gelegenheit geboten wird, vom Oberdeck der Luxusdampfer aus die Schönheiten des herr lichen Elbgeländes in Augenschein nehmen zu können, das sich gerade in der vorzugsweisen klaren Luft der zeitigen Herbsttage so prackuvoll darbietet. Monatskarten nebst An- schlußkarten hierzu für Familienangehörige gelangen auch weiterhin zur Ausgabe. Der Frachtenverkehr, dem die Gesellschaft ihre besondere Aufmerksamkeit zuwendet, erfreut sich infolge seiner zuverlässigen und unerreicht schnellen Be förderungsweise allgemeinster Anerkennung. — gemeinschaftliche öffentliche Sitzung des Mates und der Stadtverordneten am 22. August 1913 behuis Weiterberatung des Statuts für die neu zu errichtende Ortskrankenkaffe. Anwesend sämtliche Herren beider Kolle gien bis auf die Herren St.R. Dr. Kronfeld und St.V. Beyrich, die entschuldigt fehlten. Der Vorsitzende (Bürger meister Küntzel) eröffnete kurz nach 6 Uhr die Sitzung, worauf die Beratung bei der Wahl der Verwaltung der Kaffe fortgesetzt wurde. Der Vorstand soll aus neun Mit gliedern (drei Arbeitgebern und sechs Arbeitnehmern) be stehen. Dem Vorsitzenden wird eine Entschädigung für Zeitverlust von 250 Mark und dem Schriftführer eine solche von 50 Mark jährlich gewährt werden. Für die übrigen Mitglieder wird eine Entschädigung von 30 Mark festgesetzt. Vorstandssitzungen, die nicht öffentlich sind, sollen aller sechs Monate abgehalten werden. Außerdem kann her Vorsitzende außerordentliche Sitzungen einberufen. Die gerichtliche und außergerichtliche Vertretung hat durch den Vorsitzenden und ein weiteres Vorstandsmitglied aus der Gruppe der der Vorsitzende nicht angehört, zu erfolgen. Der Ausschuß soll aus 30 Mitgliedern (tu Arbeitgeber und 20 Arbeitnehmer) bestehen. Den Arbeitgebern werden für 1—3 beschäftigte Versicherte eine Stimme, für 4—20 Versicherte zwei Stimmen und für je weitere 20 Ver sicherte eine Stimme mehr zufallen bis zur Höchstzahl von 20 Stimmen. Alle Bekanntmachungen der Kasse sind im hiesigen Amtsblatt zu veröffentlichen. Hier stellte StB. Zschoke den Antrag, noch die „Dresdner Volkszeitung" als Organ mit heranzuziehen, was aber St.V. SchUchen- maier und Loßner nicht für nötig hielten. Besonders wurde darauf hingewiesen, daß durch Veröffentlichung in zwei Blättern die Kasse erheblich durch Mehrkosten belastet werden würde. Vom Vorsitzenden wurde wiederholt dar auf aufmerksam gemacht, daß auch bei der Festsetzung der Leistungen der Kasse mit Rücksicht auf die Kleinheit der Kasse sehr vorsichtig verfahren werden müsse. Der Antrag wurde bei der Abstimmung im Stadtverordnetenkollegium gegen die Stimme des Antragstellers abgelehnt, so daß sich eine Abstimmung im Stadtrate verüberflüssigte. Sodann wurde in die Beratung der Wahlordnung eingetreten. Die Wahlen zum Ausschuß erfolgen nach der Verhältnis wahl. Wählerlisten sollen nur für die erste Wahl aufge stellt werden. Für die weiteren Wahlen erfolgt die Prü fung der Wahlberechtigung auf Grund des Arbeitgeber- und des Mitgliederverzeichniffes. Außerdem sollen vor jeder Wahl Wahlkarten verschickt werden. Die Wahl er folgt nach gebundenen Wahlvorschlägen. — Außerhalb der Tagesordnung regte der Vorsitzende an, das Krieger denkmal vor Anbringung der Reliefmedaillons renovieren zu lassen, und bat um Bewilligung der hierzu nötigen Mittel, was einstimmig geschah. — Weiter rügte St.V. Schlichenmaier, daß die Tür zum angebauten Balkon in der Wohnung des Bürgermeisters auf dem Dorfe an gefertigt worden sei und verurteilte dies ganz entschieden. Der Vorsitzende nahm zunächst die Stadtverwaltung in Schutz und betonte, daß diese jederzeit die Handwerker hiesiger Stadt in erster Linie berücksichtigt habe und auch weiterhin berücksichtigen werde. Soweit er Kenntnis von dem vor liegenden Falle, der sich während seines Urlaubes zugetragen habe, erlangt habe, liege gar kein Grund zu einer Be schwerde vor. Im übrigen sei es bedenklich, die Stadt verwaltung auch selbst, wie angeregt wurde, bei kleineren Sachen für alle Fälle an Lieferungen aus der Stadt zu binden. Es sei wohl denkbar, daß man sich im Interesse der Erlangung wirklich fachmännischer Arbeit zu angemessenen Preisen einmal nach auswärts wenden müsse. St.V. Berthold, dem nach dem schon im vorigen Jahre auf gestellten Kostenanschläge die Lieferung der ganzen Arbeit im vorliegenden Falle übertragen war, gab sodann ein gehende Aufklärung zu der Sache und hob hervor, daß die Vergebung nach auswärts deshalb erfolgt sei, weil der hier in Betracht kommende Unternehmer selbst erklärt hatte, daß er die Arbeiten wegen Zeitmangels nicht selbst aus führen könne, sondern seinerseits nach auswärts geben müsse. — Schluß der Sitzung ^/«9 Uhr. — Die Generaldirektion der Staatsbahnen hat zum Kerkaus von Kornblumen am 31. August die Bahnsteige zum Betreten durch die Damen freigegeben Die betreffenden Damen erhalten Ausweiskarten und sind der Behörde namentlich bekanntzugeben. Junge Damen, die sich noch in den Dienst der outen Sache" stellen wollen, werden gebeten, sich bald bei Eduard Wehner, Marll, zu melden. Es wird auch an dieser Stelle noch die Bitte an die Ein wohnerschaft gerichtet, am Kornblumentage selbst zu flaggen, um der Stadt ein festliches Gepräge zu geben. Auch hier läßt sich die Kornblume schön verwenden, indem man die Flaggen mit Blumen oder Ranken schmückt. — Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß die Frist zur Eintragung in die Wahlliste für die Kranken- kaffemvahlen mit dem 28. August abläuft Wahlberechtigt sind alle Arbeitgeber und Versicherten,wenn sie das 21. Lebens jahr vollendet haben undDeutschesind. Versicherungspflichüg sind s) Alle Arbeiter, Gehilfen, Gesellen, Lehrlinge, Dienst boten, sowie die in der Landwirtschaft beschäftigten Personen, b) Betriebsbeamte, Werkmeister und andere Angestellte, so bald ihr Arbeitsverdienst 2500 Mk. jährlich nicht übersteigt, c) Handlungsgehilfen und -Lehrlinge, Gehilfen und Lehr linge in Apotheken, ei) Bühnen- und Orchestermitglieder ohne Rücksicht auf den Kunstwert der Leistungen, e) Privat lehrer und Erzieher, k) Hausgewerbtreibende, §) Unständige oder im Wandergewerbe Beschäftigte. — Die in der Wähler liste nicht aufgenommenen Personen dürren sich auch nicht an der Wahl beteiligen. — Weiteste Wilder vom Aage, ausgehängt in den Fenstern unserer Geschäftsstelle: Das neu errichtete Denk mal „Der Jäger aus Kurpfalz". — Großherzogin Biarie Adelheid von Luxemburg. — Originelle Eidechsen aus dem neuen Berliner Aquarium. — Die Petroleumschächte in der ölreichen Umgebung von Bukarest. — Völlige Ent lastung der Fahrstraße durch Elagentrottoirs in Amerika. — Auf Island. — Wetteraussichten für heute: Südwestwinde, heiter, warm, trocken, Gewitterneigung. — Luftwärme gestern mittag -4- 18" (1 — Weistropp, 23. August. Gestern abend bezogen die ersten drei Kompagnien des Jägerbataillons Nr. 13 aus Dresden nach beendigter Felddienstübung in der Nähe des LMMk Nm Dum, Rim Laden mit K Klimt nultmi Mrmn Wick wenn die Kornblumen und die Ranken mit Kornblumen von dem offiziellen Verkaufsausschuß entnommen werden. Diese Kornblumen sind gesetzlich geschützt und sonst im Handel nicht zu haben, werden aber für Dekorations- zwecke gleichwohl zu Vorzugspreisen abgegeben. hiesigen Friedhofs Biwak. Es wurde abgekocht und die Zelle aufgeschlagen. Beim Morgengrauen brach die Ab teilung auf und marschierte über Hühndorf und Kesselsdorf nach der Garnison — Niederwartha, 24. August. Ein großes Holzstoß legte sich am Sonnabend vor den dritten Strompfeiler der hiesigen Elbbrücke, wo es teilweise zerriß. Eigentümer sind Jahn-Schandau und Parscha-Johnsdorf in Böhmen. Das Floß war nach Schönebeck bestimmt. — ßossebaude, 22. August Das Sächsische Jour nalisten- und Schriftstellerheim in Oberwartha geht nun mehr seiner baldigen Vollendung entgegen. Aus diesem Anlasse fand gestern abend in dem schön geschmückten Saale des Gasthofes in Cossebaude ein großes Saalfest statt, das von einem Komitee namhafter Einwohner aus Cossebaude und Oberwartha unter der Leitung des Schriftstellers Leutnant a D. Meschwitz arrangiert worden war. Auch der Kronprinz hatte einen Besuch des Festes in Aussicht gestellt, doch war er infolge dienstlicher Abhaltung noch in letzter Stunde verhindert, zu erscheinen. Er hatte seine Anteilnahme durch nachstehendes Telegramm an den Vor sitzenden des Ortsverbandes Dresden der Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller, Redakteur Guido Mäder, Ausdruck verliehen: „Se. Königliche Hoheit der Kronprinz muß leider darauf verzichten, heute dem Feste beizuwohnen und sendet die besten Wünsche für eine glück liche Vollendung des Baues des Journalisten- und Schrift steller-Heims. von Carlowitz." Der Reinertrag des Festes fließt dem Sächsischen Journalisten- und Schriftstellerheim in Oberwartha zu. — ßoffeöaude, 22. August. Die Pflaumenernte in hiesiger Gegend, die einen sehr guten Ertrag versprach, hat unter dem langanhaltenden Regen schwer gelitten. Massen haft sind die Pflaumen aufgesprungen, so daß sie leicht in Fäulnis übergehen. In Gohlis-Cossebaude, ferner in Rennersdorf-Oberwartha-Weistropp liegen die Pflaumen wie gesät unter den Bäumen. Den Landwirten und Obst- Pächtern, die durch die erfrorene Kirschblut schon empfind lichen Schaden erlitten haben, ist die teilweise Vernichtung der Pflaumenernte recht schmerzhaft. — Dresden, 23. August. Das hiesige Fernsprechamt kann infolge der Beschleunigung der Umschaltungsarbeiten in dem halbautomatischen Betriebe erklären, daß der gesamte Umbau Anfang Oktober durchgeführt sein wird. Die Arbeiten werden Tag und Nacht selbst mit Zuhilfenahme der Sonntage fortgesetzt. Das neue Teilnehmerverzeichnis, das alle neuen Nummern enthält, erscheint in diesem Jahre aus nahmsweise schon im Oktober. Ter letzte Nachtrag zum allen Teilnehmerverzeichnis ist bereus im Druck und gehl den Teilnehmern in diesen Tagen zu. — Dresden, 24. August Ein neues Lichtbild-Tbeater wird gegenwärtig auf dem Neubau des ehemaligen Renzschen Grundstückes in der Wilsdruffer Straße errichtet Das Theater enthält ca. 700 Sitzplätze und soll bereits Anfang Oktober eröffnet werden. — Dresden, 24. August. Die Ausstellung „Das Deutsche Handwerk Dresden 1915" hat soeben ihre erste Siegelmarke herausgegeben. Sie ist in den deutschen Reichs farben gehalten und zeigt auf rotem Grunde mit schwarzer Umrahmung in weißer Schrift die Worte: „Das Deutsche Handwerk, Ausstellung-Dresden", worunter in schwarzer Schrift die Zahl 1915 angebracht worden ist. — Dresden, 25. August. Die Reichstagsersatzwahl in Dresden-Neustadt, die durch den Tod des sozialdemokratischen Abgeordneten Kaden notwendig geworden ist, wurde für den 10. Oktober amtlich festgesetzt. — Zscheila, 24. August. Beim Bau der Straße 33 ist man unweit des Zscheilaer Friedhofes auf eine größere Schädelstätte gestoßen, die die Vermutung nahe legt, daß man es mit einem Massengrab aus den Kriegen vor hundert Jahren oder einer Beerdigungsstätte aus Epidemiezeiten zu tun hat. — Wischofswerda, 24. August. Der Einzug der nach hier verlegten Trainkompagnie erfolgt voraussichtlich am 26. September. Die Reservisten sollen angeblich erst hier entlassen werden Zu dieser Kompagnie wurden Hauptmann Großmann als Kompagniechef und Oberveterinär Pflüger, 3. Ulanen-Regiment Nr. 21, ernannt. — Wautzen, 24. August. Nachdem bereits die Teil nahme des kiesigen Artillerie-Regiment Nr. 28 am Manöver in der sächsischen Oberlausitz wegen Rotlaufs unter den Pferden abgesagt wurde, ist nunmehr auch eine amtliche Absage für das 12 und 48 Artillerie-Regiment (23. F.-A- Brigade) erfolgt Beide Regimenter sollen in Königsbrück üben In welcher Weise ein Ersatz für die drei Regimenter erfolgt, ist nicht bekannt — ßhemnitz, 22 August. Eine schwere Bluttat wurde heute nachmittag in Neunzehnhain verübt Dort gerieten mehrere bei dem Bau der Wasserleitung beschäftigte Kroaten miteinander in Streit. Ein 19jähriger kroatischer Bursche griff im Verlaufe des Streites zu einem dolchartigen Messer und versetzte seinem Gegner, ebenfalls ein Kroate, mehrere Stiche in den Unterleib, so daß der Verletzte tot zusammen brach. Der Täter flüchtete, und es gelang nicht, ihn zu verhakten. — Höerwiesenttzal, 24. August. Die 18 Jahre alte Tochter des Kalkofenpächters Drechsler in Hammer bei Oberwiesenthal war mit dem Äusgeben von Kalk beschäftigt, als ein zum Befördern von Kalk dienender Hunt von der dort befindlichen Laufbrücke abstürzte und auf den Kopf des Mädchens fiel, so daß dieses gräßlich zugerichtet wurde. Die Verletzungen waren so schwer, daß der Tad bald nach dem Unfälle eintrat. — Silberbach bei Graslitz, 24. August. Hier erfolgten 25 Uebertritte zur evangelischen Kirche. Aunä um clie Mocke. sFriedensklänge und Krtegsfanfaren.) Am Mittwoch ist der Haager Friedenskongreß — nicht zu verwechseln mit der offiziellen Haager Friedenskonferenz — zum 20. Male zusammengetreten, während wieder einmal der Pulverrauch des letzten Krieges sich kaum verzogen hat. Es steckt ein unglaub licher, hoch anzuerkennender Idealismus in diesen Männern, aber doch wohl auch eine Blindheit sonder gleichen. Wie hätte sonst der Exminister Heemskerk in seiner Eröffnungsrede „seststellen" können, daß — der Friedensgedanke Fortschritte mache? Gewiß, die Zeit schrift des Weltfriedensvereins mag eine Anzahl neuer Leser gewonnen haben, aber in Wirklichkeit kümmern sich die Völker selbst blutwenig um die Haager Beschlüsse und Resolutionen. * Bei der Mars-la-Tour-Feier in Frankreich ist ausdrücklich auf den kommenden Krieg hingewiesen worden. Der Abgeordnete von Verdun, Noöl, hielt die Gedenkrede: Die neue Generation nach 1870, die schon ruhmreich in Afrika, Madagaskar und Tonkin gekämpst, warte in Toul und Verdun auf neue Taten und erhebe in die Lüfte ihre Flügel, „wie um schon das Schlachtfeld unserer zukünftigen Kämpfe abzumessen". Selbstverständlich sagt Herr Noöl, Deutschland sei an den Rüstungen schuld: es denke an eine zerschmetternde Offensive, um Frankreich mit einem einzigen Schlage niederzuwerfen. « Die Woche ist erfüllt von Festbanketten kür die Balkandelegierten, die den Frieden von Bukarest ab geschlossen haben. Die illustrierten Blätter bringen Bilder, auf denen Paschitsch, Wukotisch, Veniselos und die übrigen Herren glückselig zwischenBlumen beimWein sitzen,—auchdie Bulgaren, obwohl denen vermutlich jeder Schluck sauer wird. Merkwürdig, daß die Pariser Presse, die die Siege von Kirk-Kilisse und Adrianopel den französischen Geschützen Bulgariens zuschrieb, jetzt nach der Niederlage nichts mehr von diesen Geschützen erzählt. Dagegen behauptet sie, die griechischen Erfolge seien der französischen Militärmission in Athen zu verdanken. Prompt wird darauf in Athen — und zwar offiziös — erwidert, daß dies vollkommen unrichtig sei: den Sieg hätten König Konstantin und sein Stab vorbereitet, und diese Offiziere mit dem König an der Spitze seien samt und sonders in Deutschland aus gebildet worden. * Man weiß immer noch nicht, ob zwischen Rußland und der Türkei die Friedensklänge oder die Kriegs- fansaren die Oberhand behalten werden, da von Peters burg aus der Öffentlichkeit nichts Amtliches darüber mit geteilt wird und man daher vielfach in reinen Phantasien schwelgt. Erstens: die Türkei muß zurück bis zur Linie Enos—Midi«, widrigenfalls Rußland in Burgas landet und auch in Armenien einmarschiert. Zweitens: die Türkei muß nur vom rechten Ufer der Mariza zurück und aus Adrianopel hinaus, widrigenfalls sie finanziell boykottiert wird, d. h. keine großen Anleihen bekommt. Drittens: die Türkei wird hoffentlich mit Adrianopel und Umgegend sich begnügen, wozu man sie diplomatisch er mahnen könnte. Zwischen diesen drei Lesarten hat man nun die Wahl, — und derweil richten sich die Türken wieder überall häuslich ein, wo es ihnen paßt und pfeifen vorerst auf Europa, auf die Londoner Konferenz, aut Rußland und alle sonstigen Mächte und Ohnmächte.