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Vie Lukunkt cler hlenscken. Zum festen Bestand der Vorstellungen über die Zukunft gehört die Annahme, daß die europäische Kultur die Natur völker langsam, aber sicher zum Erliegen und Aussterben drängt. Abgesehen von der Frage, ob diese Ansicht als zutreffend zu betrachten ist, können zahlreiche Bei spiele angeführt werden, die sie wahr scheinlich machen könnten. Trotzdem bat Professor Basil Thomson in einem Vor trag die allgemeine Gültigkeit des ein gangs erwähnten Glaubens an den all mählichen Untergang der Naturvölker bestritten; er hält ihn vielmehr für eine ganz unzulässige Verallgemeinerung. Die Bantu-Völker in Afrika, die Inder, die Chinesen befinden sich trotz des euro päischen Einflusses in ständiger Zunahme. Thomson meint, es werde in späteren Jahrhunderten noch Reste auch von den kleinsten, heute lebenden Rassen geben, und das Verhältnis zwischen den Völkern europäischer Abkunft und den jetzt als unzivilisiert bezeichneten Rassen werde sich nicht wesentlich verschoben haben, obgleich die politischen und sozialen Ideen der westlichen Zivili sation die ganze Menschheit durchdrungen haben dürften. Die Unterschiede, die heute das Gefühl der Nationalität be dingen, würden beseitigt sein. Entweder mühten die farbigen Rassen die Holz hacker und Wasserträger der weihen sein, oder jede Spur der Rassentrennung mühte untergehen in freien Heiraten der Rassen untereinander; einen Mittelweg gebe es nicht. Mit andern Worten: entweder wird jeder Rassenstreit, jede Rassenverachtung verschwunden sein, oder eine Raffe muh sich zur Herrschaft über alle andern aufgeschwungen Haden. Thomson hält das erstere für wahr scheinlicher. ^»ck>tv»gUcker 8ck ecken. Im Jahre 1697 führte Jean Bart, der französische Seeheld, mit sechs Kriegs schiffen und einer Fregatte den Prinzen Corti nach Polen. Er entschlüpfte glück lich 19 feindlichen Schiffen, die ihm auf lauerten. Als die Gefahr vorüber war, sagte der Prinz: „Wir wären verloren, wenn man uns ergriff." — „Nicht doch!" erwiderte Jean Bart sehr kaltblütig. — „Was hättet Ihr machen wollen?" — „Ich hätte unser Schiff in Brand gesteckt und wäre mit Ihnen in die Luft ge flogen. Mein Sohn auf der Konstabels- kammer hatte schon die Order von mir und erwartete das erste Signal." — Der Prinz soll nicht schlecht erschrocken ge wesen sein, als er die Absicht Barts er fuhr, und geschworen haben, sich nie mehr in den Schub eines sdlchen Eisenfressers m begeben. aufgelegt war, zu einem sehr dicken V er. I treter Les Oberhauses kam, der für das Gesetz stimmte, meinte er, der zähle wegen seines Umfanges zehn Stimmen. Lord Norris, der durch das Schreiben ziemlich abgestumpft war und nur die Zahl zehn gehört hatte, zeichnete statt einer Stimme zehn Stimmen ein, und siehe da, das Gesetz, dessen Genehmigung von setten der Lords niemand für mög lich gehalten hatte, war mit drei Stimmen Mehrheit im Oberhause angenommen. Zwar verlangten die Vertreter der Re gierung noch eine Nachprüfung der ab gegebenen Stimmen, doch scheiterte ihre Forderung an dem Widerstande ihrer Gegner, und das berühmte Gesetz erhielt 1679 die Sanktion König Karls ll. Du fliehst die Luft, die schwerbeschwingt Dir Dunst aus Moor und Sümpfen bringt; So flieh' auch aus des Schwätzers Kreis, Der Schlechtes nur von andern weiß. * Freundliches Geben — zieret das Leben, Schliebe dem Dürftigen nimmer die Hand, Frommes Erbarmen — läßt nicht ver armen. Wohltun ist Quelle im brennenden Sand. * Ist an der Welt dein Herz erkrankt, Und wenn dein guter Glaube wankt, Blick' einem Weibe, das dich liebt, Ins Auge, und dein Gram zerstiebt. still Warenkunde 0 l)ce Lickorie ist eine wilde Endioien(-Wcgewart-)art, die in Deutschland vielfach vorkommt. Ihr Bitterstoff scheint, in mäßiger Menge genossen, von günstigem Einfluß zu sein. Bei übermäßigem Gebrauch erzeugt die Eichorie aber allmählich Sodbrennen, Magenkrampf, Appetitsverlust, Säuerung im Munde, mit Diarrhöe abwechselnde Verstopfung, Schwäche in den Gliedern, Schlaflosigkeit und eine Abstumpfung der Sinne. Das ist ja eine große Reihe von Schädlichkeit, vor denen man sich aber durch eine Untersuchung des (ge mahlenen) Kaffees auf seinen Cichorien- gehalt schützen kann. Dazu ist weiter nichts nötig, als daß man das Pulver in kaltes Wasser schüttet: Eichorie färbt nämlich dieses, Kassee aber nicht. Die Tiefe der Färbung der Flüssigkeit gibt also einen Maßstab für die Beimengung von Eichorie zum Kaffee. Leider wird die Eichorie aber nicht selten auch noch mit gerösteten Runkclrübenpreßlingen, mit Ziegelmehl, Ocker usw. verfälscht, und diese Verfälschungen sind entschieden gesundheitsschädlicher als die Eichorie selbst. Ein ss!»nn tür rekn. bin Kielenveeinllock. Der englische Staatsmann Graf Ein Weinstock, der in Kalifornien zu Shaftesburv erzählt in seinen Memoiren sehen ist, und der wahrscheinlich der die höchst originelle Art und Weise, wie größte der Erde ist, ist 1842 von einer das englische Reichsgrundgesetz, dic Zvanicrin gepflanzt worden. Unter seinen Habeas-Corvus Akte, die jeden Eng weit ausladenden Zweigen, die fast 2000 länder vor willkürlicher Verhaftung Quadratmeter bedecken, könnten 800 Per- schützt, nachdem es bereits im Unter- tonen vor den Sonnenstrahlen bequem Hause durchgegangen war, auch im Hanse Schutz finden. Die erste Wahlversamm- der Loras wider Erwarten die nötige jung unter amerikanischer Herrschaft in Anzahl Stimmen erhielt. Bei der Ab santa Barbara wurde unter ihm ab« stimmung waren Lord Grey und Lord gehalten, als seine Trauben reiften. In Norris mit der Stimmenzäl lung beauf-! den letzten Jahren lieferte der Weinstock tragt und zwar so, daß der erstere dir einmal 8000. ein andermal 10 000 Kilo Stimmen sammelte, der letztere sie auf-l Trauben. Ter Stamm hat einen Um schrieb. Als Grep, der stets zu Scherzen fang von Meter. perNkcke Unekäoien. Zu einem Manne, der plötzlich zu Reichtum und Ansehen gelangt war, kam ein Freund, um ihm Glück zu wünschen. Er aber tat, als ob er jenen nicht kannte, fragte ihn: „Wer bist du? und was ist dein Anliegen?" Der Freund erwiderte ihm darauf: „Ich bin dein Freund und komme, um dich zu trösten; denn ich habe vernommen, du seist plötzlich erblindet!" Ein Bettler kam an die Tür eines reichen Mannes und bat um eine Gabe. „Die Herrin ist nicht zu Hause", erklärte ihm barsch die Dienerin. — „Ich kam auch nicht, um die Herrin zu sehen, sondern um ein wenig Brot zu er halten." Mir lange ktekt Peking? Die chinesische Hauptstadt kann auf eine ehrwürdige Geschichte zurückblicken, über sechshundert Jahre lang ist Peking bereits der Wohnsitz der chinesischen Kaiserfamilie gewesen, die Geschichte der Millionenstadt reicht aber noch auf weit frühere Zeit zurück. Auf den weiten Bodenflächen, die sie bedeckt, und in ihrer Umgebung weisen zahllose Spuren darauf bin, daß die heutige Stadt, ob wohl selbst eine sehr alte Ansiedlung, auf den Trümmern von Bauwerken steht, die im Laufe der Jahrhunderte nach und nach zu Staub zerfallen sind. Unweit des Tempels des Konfuzius liegen noch heute zehn mächtige Granitblöcke, die ganz roh, etwa in der Form von Trommeln, behauen sind. Die heute freilich fast ganz zerstörten Inschriften darauf berichteten in Versen von einer großen, vom Könige Suw-Wang veran stalteten Jagdpartie, die angeblich acht hundertsiebenundzwanzig Jahre vor Christo stattgefunden haben soll. Vielleicht richtig. Professor (zu einem Schüler): „Wie wird der Inhalt eines Dreiecks berechnet?" — Schüler (für sich murmelnd): „Ist der Professor ein Schafskopf! Das soll ich wissen!" — Professor: „Wie? Sagen Sie's noch einmal — vielleicht war's richtig!" Sckarf geladen. Anwalt (plä- dierend): „Ich dächte, diese Argumente dürften genügen. Ich besitze aber noch eine andere Waffe, mit der ich den Gegner zur Strecke bringe . . . ." — Gegenanwalt: „Ich bitte den hohen Ge richtshof, ihm die Waffe abzunehmen, er könnte sonst Selbstmord begehen!" Rücksichtsloses Wetter. „Ein schöner Morgen heute, Friedlein. Wie wird es denn den Tag über sein?" — „Ich glaube, es wird einen tüchtigen Regen geben." — „Das Barometer ist ja aber im Steigen, Friedlein!" — „Ja, das kann ja sein; hier nimmt aber das Wetter sehr wenig Rücksicht auf das Barometer!" Gutes Mittel. A.: „Du mußt mich erschrecken." — B-: „Warum?" — A. „Ich habe mit einemmal den Schlucken bekommen. Wenn man mich erschreckt geht er vorüber." — B.: „Nun gut. Leih mir 1000 Mark." — A.: .Danke schön! Der Schlucken ist schon vorüber." Auslösungen »us voriger stluwmerr Wechselrätsel: „Leoncavallo — Rodert Franz", Arsen Loch Base Miene Barle Thorn Ferse' Mars Zola Gran Herz Rätsel: Der Buchstabe T, WMM sd Msimff unä rimgegenö. Amtsblatt Jalerflonsvrtl» 15 Plq vro Wnsaespossene -or-vSzeUe»' Ausserhalb des Amtsgericht* bezirk» Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Lay mit 50 Projekt Ausschlag. für die König!. Umtshauptmannkchaft Meissen, kür das König!. Amtsgericht und den Stadtrat zu WUsdruK sowie für das König!. Forstrentamt zu Tharandt. 7- Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 191s Sem Rind (14. Fortsetzung.) „Friedrich!" — Sidonie schmiegte sich einen Moment lang mit hingebender Zärtlichkeit an seine Brust. Dann jedoch riß sie sich gewaltsam aus seinen Armen los. „Friedrich täusche dich nicht! Die Opfer, die du dir auferlegen müßtest, würden dir unerträglich werden. Das Verlangen nach Lebensgenuß ist ein Grundzug deines Wesens, der sich nicht unterdrücken läßt. Ich weiß, daß du für mich das Schwerste auf dich nehmen, ohne Be sinnen dein Leben für mich aufs Spiel setzen würdest. Dir jedoch täglich, stündlich Zaum und Zügel anzulegen, allem, was dich lockt, entsagen zu müssen --- das erträgst du nicht, ohne dich unglücklich zu fühlen wie in den Jahren, die hinter dir liegen. Weißt du, wohin es führen würde, wenn du dir meinetwegen einen solchen Zwang auferlegtest? Deine Liebe würde ermatten, schwächer werden sterben. Nicht mehr das Glück, den bösen Dämon deines Lebens würdest du in mir erblicken. Welche Qualen, welche Seelenkämpfe aber für uns bis dorthin! Wollen wir das über uns heraufbeschwören? Ist es nicht besser und unser würdiger, uns in das Un vermeidliche zu fügen und uns dadurch wenigstens die Erinnerung an unsere Liebe rein und ungetrübt zu be wahren? Weißt du nicht mehr, welche Mission du mir übertragen hast? Dein leitender Verstand soll ich di: sein. Unter tausend Schmerzen habe ich die Stimme meines derzeus zum Schweigen gezwungen — laß, was ich ge litten habe, nicht vergebens gewesen sein!" Sie bebte wie in Fieberschauern, und in den Puls adern an ihren Schläfen hämmerte das Blut so ungestüm, als ob es sich gewaltsam einen Weg durch die feine, weiße haut bahnen wolle. Die tiefste, aufrichtigste Reue und Bekümmernis be- nächtigte sich Friedrichs. Er sah, wie unsäglich sie litt, sie angebetete, leidenschaftlich geliebte Frau — seinet wegen, durch ihn! Nichts von Lem, worauf sie hinge wiesen hatte, konnte er in Abrede stellen, seine Handlungs weise war tatsächlich im höchsten Grade unbedacht und leichtsinnig gewesen. Unter den bittersten Seibstanklagen amschlang er Sidonies Knie und beschwor sie, das Ge- ichehene zu vergessen. Er war zur Besinnung gekommen, alles sollte wieder gut gemacht werden. Nur nicht sich tränken solle sie, nur nicht sich loslösen von ihm, dem sie der Inhalt seines Lebens sei! Zu mächtig wurzelte die Liebe zu Friedrich in Sidonies Herzen, um sie bei ihren Beschlüssen beharren M lassen. Mehr noch als durch seine Beteuerungen, ihr me wieder Ursache zum Zweifel an seiner Liebe, zum ikummer über seine Lauheit in der Verfolgung ihres Zieles geben zu wollen, ward sie durch den leidenschaft lichen Schmerz erschüttert, dem sich Friedrich mit einer Naklosig'eit überließ, die sie aufs heftigste erschreckte. Es wollte ihr kaum ge ingen, seine Verzweiflungsausbrüche M beschwichtigen. Er war aller Selbstbeherrschung be raubt. Nicht e nmai in den Stunden ihres Glückes hatten sie die Größe ihrer Liebe so überwältigend empfunden, wie in den Schmerzen des ersten Zwistes, der sich zivischeu Zinlr-Maishof. , (Nachdruck verboten.) ihnen erhob. Noch unlöslicher als vorher waren sie nach ihrer Versöhnung aneinander gebunden. Wenn Sidonie aber auch immer noch Ursache zur Unzufriedenheit mit Friedrichs Lebensführung zu haben glaubte, das mußte sie dafür anerkennen, daß er der zweiten Hälfte seines Versprechens in geradezu muster gültiger Weise gerecht wurde. Er war wieder ganz und gar der pflichteifrige, unermüdliche Regierungsbeamte, dessen musterhaften Fleiß und Verläßlichkeit seine Vor gesetzten stets lobend anerkannt hatten. Jetzt freilich geschah das in einem weit erhöhteren Maße als früher, denn was bei dem armen Baron Römingen als etwas Selbstverständliches betrachtet worden war, ward dem reichen Majoratserben als hohes Verdienst angerechnet. Sein Weg führte rasch in die Höhe. Dem Anschein nach hätten die durch Friedrichs Eifer erzielten Resultate Sidonie mit hoher Zufriedenheit erfüllen müssen. Das war jedoch nicht so. Das Vorgefallene hatte ihr anfänglich unbegrenztes Vertrauen auf Friedrich arg erschüttert und sie hellsichtig gemacht. Sie wußte nur zu gut, daß er trotz seiner Liebe zu ihr nicht aus zielbewußtem Verlangen nach der Erfüllung ihrer Zukunftspläne so rastlos vor wärts strebte, wußte es, daß ihr unermüdliches Anspornen und klug berechnetes Lob, welches seiner Eitelkeit schmeichelte und diese zu ihrem Bundesgenossen machte, der Haupthebel seineL Fleißes war. Sie erzielte durch ihre Beeinflussung, was sie wünschte, allein es demütigte ihr stolzes Selbstgefühl unsäglich, daß Friedrich nicht aus eigenem Antrieb für die Erreichung des von ihnen An gestrebten seine ganze Kraft einsetzte. Aus diesem schmerzlichen Empfinden aber entsprangen bisweilen so bittere Stimmungen in ihr, daß ihre Gesellschaft während derselben keineswegs als etwas Angenehmes betrachtet werden konnte. Weniger rasch als Friedrich kam seine Mutter über die durch Sidonie verursachten Trübungen ihres guten Einvernehmens hinweg. Die arme Dame hatte in ihrem Leben so viele Zurücksetzungen und Rücksichtslosigkeiten erdulden müssen, daß sie solche fest auch dort witterte, wo sie gar nicht beabsichtigt waren. Sie faßte die Launenhaftigkeit Sidonies als offen gezeigte Mißachtung ihrer Person auf und kränkte sich bitter über dieselbe. Allein daran gewöhnt, so manches schweigend über sich ergehen zu lassen, würde sie auch die Un freundlichkeit Sidonies ruhig ertragen haben, wenn sich diese gegen ihre Person gerichtet hätte. Aber es mit ansehen zu müssen, daß man auch ihrem Sohn mit der gleichen Rücksichtslosigkeit begegnete, das war eine zu starke Prüfung für ihre Geduld. Alles in ihr empörte sich gegen die vermeintliche Anmaßung Sidonies. Das hatte ihr nun in jeder Beziehung unabhängiger Sohn denn doch wahrhaftig nicht nötig, daß er sich von der Herrschsucht seiner Tante so ganz und gar unter jochen ließ. Ja, unterjochen! Denn ebenso deutlich wie Sidonie hatte auch Frau von Römingen es erkannt, daß Friedrich nur durch den Einfluß der Gräfin Seeborn dazu gebracht Roman von llennq