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Vee gevSknNcd« Okewuem hat bet den Naturforschern mehr Meinungsverschiedenheiten wie irgend ein anderes Insekt bervorgerufen. Die einen von diesen haben behauptet, er gehöre zu den Käfern und bilde nur einen »abweichenden Typus" von diesen, andere dagegen erklärten, dab er mit den Heuschrecken verwandt sei. Auch über den ihm zukommenden Namen ist sehr lange gestritten worden. Einzelne Ge. lehrte vertraten die Ansicht, der Name »Ohrwurm" sei ganz zutreffend wegen der vermeintlichen Gewohnheit des Insekts, den Menschen in die Ohren zu kriechen, andere erklärten diesen Namen (englisch: sarvia) als eine Verstümmelung des ursprünglichen Namens.Ohrflügler" (englisch: sarwinA), weil er bei Aus breitung seiner Flügel einem mensch lichen Ohre ähnle. Gewiß ist jedoch nut das eine, dah der Ohrwurm, wie wir ihn jetzt kennen, der einzig übrig- gebliebene einer früheren, gegenwärtig ganz ausgestorbenen Jnsektenfamille ist. f4»cl"-v->c>'senct« LLKne. Bei einzelnen Tieren ist unzweifelhaft festgestellt worden, dah ihnen Zähne während ihres ganzen Lebens nach wachsen. Die Ratte und das Eich hörnchen sind Beispiele dafür. Die menschlichen Zähne entwickeln sich aus der sog. Zahnpulpa, die völlig ausgesaugt wird, nachdem das Wachstum der Zähne vollendet ist. Bei der Ratte besteht jene Pulpa dagegen unverändert fort und sondert ununterbrochen Material zum Wachstum der Zähne ab. Schon des halb ist das Tier gezwungen, immer zu nagen, um nur seine Zähne in paffender Länge zu erhalten. Gewöhnlich glaubt man. dab die Ratten nur aus Zer störungstrieb an allem nagen, das ist aber nach den erwähnten Beobachtungen ein Irrtum. Vie »rbeitenUe fr»u. Nicht das junge Mädchen, das sich einen Berus erwählt, um die Jahre bis zu ihrer Verheiratung auszufüllen oder um sich eine Aussteuer zusammen zusparen, kann den Kampf um das Dasein in seiner ganzen Gröbe und Schwere ermessen, weil es meist frei willig die Arbeit erwählt, weil es den Berus nur für ein Übergangsstadium hält. Aber schwer, bitter schwer ist das Ergreifen einer Tätigkeit für die Frau, die einmal ein eigenes Heim besessen, die gewohnt war, dab der Mann für sie sorge, die nichts Geeignetes gelernt hat, um sofort einen richtigen Posten auszufüllen. Gewiß ist der Wahlspruch: »Arbeit schändet nicht" sehr schön und auch richtig, aber wie viele schwere Stunden bringt schon allein der Ent- schlub mit sich, ehe die Arbeit selbst eine gewisse Freudigkeit und Befriedigung zu geben vermag. Ja. Seufzer ohne Zahl und manche Heib herniederrinnende Träne wissen von dem Einarbeiten und Einleben in den Berus zu erzählen, von dessen Härten und rücksichtslosen Forde rungen die im stillen Frieden ihrer Häuslichkeit lebende Frau wenig ahnt. Jede Arbeit trägt ja ihren Lohn in sich, und die treue Erfüllung bescheidenster Pflichten vermag den Menschen in seinem Können vor sich und vor andern zu heben. Die Anerkennung wird nicht auSbleiben und mit ihr nicht die Achtung und Wertschätzung, die Mitarbeitende uno Vorgesetzte auch der arbeitenden Frau gewiß nicht versagen werden, und dir ihr Ansporn ist zu neuer Tatkraft, zu neuen Leistungen, die Schaffens freudigkeit und Frohsinn in Gefolgschaft hat. Im Tagesplan der arbeitenden Frau ist in der Regel aber wenig Zett vorhanden für sogenannte gesellige Ver gnügungen. Nach des Tages Last und Mühen wird es sie auch gelegentlich in den Kreis froher Menschen ziehen, wo sie Zerstreuung und Anregung zu finden hofft. Aber gerecht werden kann sie dem sogenannten geselligen Leben nicht mehr. Denn je mehr sie eindringt in die Welt der Arbeit, je mehr Kraft und Zeit erfordert sie. und auch das Geld spielt eine Rolle hierbei. Denn selten wird eine Frau den Mut haben, das schwer erworbene Geld für gesellschaft- liehe Verpflichtungen zu opfern. Wohl soll sie die Freunde, die auch in schweren Zeiten zu ihr gestanden haben, um sich sehen, aber diese Zusammenkünfte dürfen keine Geldopfer erfordern; auch Theater und Konzerte, soweit die arbeitende Frau hieran Gefallen findet, stehen auch für bescheidene Mittel zur Verfügung. Und diele Anregung soll sie sich nicht entgehen taffen, denn sie frischt ein wenig auf, läbt den grauen Alltag in seiner Einförmigkeit ein wenig rosiger erscheinen und bringt frischen Mut zur Arbeit. Krabben und Krebse können sehen und riechen, der Gehörsinn ist ihnen aber ver sagt. D Die Stärke der unsern Erdball um gebenden Atmosphäre wird jetzt aus mindestens 200 Kilometer berechnet. Es ist berechnet worden, daß im Kriege 1870 71 erst jedes 143. Geschoß einen Feind getroffen bat und daß aus je 7 Getroffene ein Toter kommt. Von deutscher Seite hat aber jede 250. Kugel einen Franzosen getötet. O Der Jordan in Palästina hat auf einer nur kurzen Strecke einen stärkeren Fall, als jeder andere Fluß. Bei der geringen Länge von 190 Kilometern weist er 27 Wasserfälle aus und fällt im ganzen um volle SOO Meter. Es wohnen von je 1000 Menschen in Asien 558. in Europa 243. in Afrika 110. in Amerika nur 32. in Ozeanien und den Polarländern b und in Australien sogar nur 2. Wer nicht zu schweigen weiß, der weih nicht ,u reden. Der Saft der Tomaten soll sich vor- züglick eignen. Tinten». Wein- und Obsl- iaftflecke zu beseitigen. MI Bon berühmten Leuten. penNonterl« Könitz«, von denen einige berühmt, andere jetzt vergessen oder wenig bekannt sind, leben von den ihnen ausgesetzten Renten, die die Länder, die sie einst beherrschten, zu zahlen haben. Es gibt unter ihnen sehr begüterte Herren, wie der ehemalige König von Annam. Prinz Ham»Ngbi; andere wieder essen daS bittere Brot des Ertls, wie der in Paris herum» stretchende Sohn BebanztnS, der bet kest» lichen Veranstaltungen aus die Anfahrt der Wagen lauert und die Wagentüren öffnet, um sich ein paar Pfennige tü verdienen. Von den von Frankreich ent, thronten und aus Halbsold gesetzten Königen wird der erwähnte Ham-Ngbi am besten behandelt. Als König von Annam führte er 1887 Krieg gegen Frankreich. Er wurde gefangen ge nommen und nach Algerien geschtcktk hier lebt er noch beute von einer Jabres- pension von 80 000 Mark. Noch ein anderer annamitischer Kaiser, Tban Thai, wurde abgesetzt und verbannt. Er hatte, offenbar in geistiger Umnachtung, so viele Grausamkeiten begangen, daß seine Einsperrung geboten erschien. Man nahm ihm zuerst den Thron und schickte ihn dann ins Exil. Mit einer Jabres- rente von 80 000 Frank lebt er am Kap Saint-Jacaues. Unter den pensionierten Damen befindet sich eine berühmte Königin: die von Madagaskar. Sie wurde im März 1897 nach Reunion de portiert und später nach Algier gebracht: hier wohnt sie noch jetzt. Die ursprüng lich auf 25 000 Frank festgesetzte Pension der Ex-Königin ist vor einigen Jabren aus 50 000 Frank erhöht worden Außer dem erhält sie jährlich 2000 Frank für die Erziehung ihrer kleinen Nickte Marte Luise, die in Versailles die Scknle besucht. Das Budget von Mada gaskar ist aber noch mit anderen könig lichen Pensionen belastet: so erhält Said Ali.gewesener Sultan von Groß-Comoro, jährlich 17 OOÜ Frank. Der Gipset <ter triebe. Ein Beispiel von einer seltenen Lled^. und Treue, wie sie wohl kaum noch ein mal zu finden sein wird, ist von dem Kammerrat Franz v. Raigersseld be- kannt. Dem Baron, der in Laibach Repräsentations- und Kammerrat. später Gubernialrat war, starb nach 28jähriger Ebe seine Gattin. Aus der Ehe waren 13 Söhne und S Töchter entsprossen. Die b'iden Gatten liebten sich außer ordentlich und waren unzertrennlich. Als nun die Gattin, kaum 42 Jahre alt, starb, war Freiherr v. Raigersseld un tröstlich. Er ließ sofort drei gleiche Särge anfertigen und den Körper seiner verstorbenen Frau in Lebensgröße ab formen. In dem einen Sarge wurde die Gattin in der Gruft der Loretto- kapelle in Laibach beigesetzt. In den zweiten Sarg legte Raigersseld die Kopie des Körpers seiner Frau, be kleidet mit den Gewändern, die diese im Leben trug. Und den dritten Sarg, den er neben den zweiten stellen ließ, be nützte Raigersseld von nun an bis zu seinem Ableben als Schlafstelle. Nicht einmal in seiner Todeskrankheit lieb er sich bewegen, ein beauemeres Bett aui- zusuchen. Die guten Freunde. »Sagen Sie mal. was haben Sie eigentlich für un angenehme Nachbarn? Auf der Treppe traf ich Leute, die fürchterlich über Sie Herzogen!" — »Dann waren es jedenfalls keine Nachbarn, sondern gute Freunde, die gerade von uns kamen." Komplimente. »Neulich hatten wir uns beide mächtig vor! Er sagte, ich wäre ein Lügner, und ich sagte, er wäre einer!" — .Hm! An dem Tage haben Sie aber doch die Wahrheit gesagt!" Wörtlich. »Ich habe gehört, dab Ihre Praxis umfangreicher geworden ist?" — »Stimmt! Mein Patient hat im vergangenen Monat fast zwei Pfund zu- genommen." Doppelsinnig. A.: .Wie sind Sir die tausend Mark loSgeworden?" — B.r ,O, spielend!" vr s' . »US? „28 - 2 »2, ».«ÄS' «3 WMtt sm »W Erschein» »orchentlich dreimal und zwar Dienstaqs, Dtt«8sprei* in der Stadt viert,IsShrllch 1.40 Ml. frei tnS Hau», obgeho!« von der Expedition >,S0Mk. durch die Pos« und unsere Landau»träger bezogen l,54 Ml. unä vmgegenä- Amtsblatt 2>sertton4drel» 15 Psq SW Mniaefpaltene Uukerbalb de» AmtSgerichtsbezirk» Wilsdruff so Ps^. tzeikraubeNder und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Lukschla-, Feder Anlvrnch aniRabott erlisch», »»enn der yetraydnvA Vla-e eingezoqen werde« mutz ob. der Luifr«gg»ber i« Konkurs gerä^ Fernsprecher Ar S. — Teleyramm-Adreste: Amtsblatt DilSdruff. Mr die Lvnigl. Amtshauptmannschakt Weihen. Mr das König!. Smksgrricht und den Stadtrat zu VilsdruK sowie für das Lönigl. Forftrentamt zu Tharandt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 1-1S wer die Macht hat Koman von Kurt Matull. V1 Forfseßuna.r Die hellgrünen Sonnenlichter waren dunkelblauen Abendstrahlen gewichen. Ein dunkles Sonnenglühen um spielte die Bäume und Felsen Leise verhallten die letzten Stimmen des Lebens, die Nacht hüllte mit weichem, stillem Geflüster die Erde in träumende Vergessenheit. Langsam verschwanden die letzten Sonnenstrahlen. Vorsichtig schritten die Pferde in dem Dämmerlicht vorwärts, und plötzlich blieben sie stehen. Eine Felsen wand versperrte den Weg. Jetzt erwachte Haddeck auS seiner Träumerei. Im Halbdunkel saß er Miß Gulden an seiner Seite. — Sie lachte. -Wir müssen eine oder zwei Stunden verweilen, bis der Mond aufgeht und uns den Rückweg zeigt. Halftern wir die Pferde an und nehmen wir so lange auf dem Moosboden Platz!' Stumm gehorchte Haddeck Er sah, wie sie vom Pferde sprang, es anband und sich auf «inen mooS- bezogenen niedrigen Felsen setzte. Leuchtkäfer — Waldmärchens blitzende Herzensfunken — tanzten liebeglühend durch das dunkle Dämmergrün der Bäume und durchwebten es mit irisierenden Strahlen. Eins der fliegenden Sternchen fing sich m ihrem Haar und glühte und funkelte dort, wie ein köstlicher Diamant. Haddeck setzte sich gleichfalls, aber einig« Schritte weit von ihr. Sie rief seinen Namen, bittend und schmeichelnd. »Warum meiden Sie mich? Kommen Sie doch hierher. Ich mag diese wunderbare Nachtstille nicht durch laute Worte stören." Er wechselte seinen Platz. »Zürnen Sie, Haddeck?" — .Warum?" »Daß ich nicht zum Heimweg ermahnte, als es noch Tag?" — ,O nein!" »Auch dann nickt, wenn ich Ihnen sage, daß ich Sie mit voller Überlegung zu dieser Stunde in diese Wildnis führte?" Er schwieg, atmete aber schwer, sie fuhr fort: »Haddeck, zwischen uns muß Klarheit geschaffen werden. Ich ertrage diesen Zustand nicht mehr, er ist einfach unwürdig. Ich sehe und fühle deutlich, wie Sie leiden und — ich will das nicht mehr. Nein! ich selbst leide ja mit Ihnen, und vielleicht mehr als Sie, da ich machtlos Ihnen gegenüber stehe. Mag ich meine Ebre als Lady vergessen. Haddeck! Georgi Ick habe dich liebl — lieb, wie man nur einen Menschen haben kann! Ich laste dich und mich nicht ver zweifeln. Nein! ich will nicht! Wir find beide starke Menschen, die sich ihr Schicksal selbst bestimmen könnenI" .Nein!" schrie er — »nein — oeint Ich nicht, Ethel, weiß Gott, ich nicht!" .Du nicht?" — .Nein!" . . . »Hast du mich lieb. Georg?" Ein Stöhnen entrang sich seiner Brust. Ein Knirschen mit den Zähnen, als ob er etwas zermalmen wollte. .Georg! Du! Was ist dir? Kannst du mir nicht antworten?" (Nachdruck verboten.) .Ich darf nicht. Siehst du «S denn nicht, Ethel, daß ich nicht darf?! Mein Gott, ich nenn« dich .Du* und frevle, es ist zu viell" »Bitte, erkläre mir, was dich so drückt, du mußt ta wahnsinnig werden! Ich glaube, ich darf daS verlangen. Heraus mit der Sprache! Du hast mir selbst gesagt, du seist frei! Was hindert dich also?" Da gab sich Haddeck einen Ruck. Sie konnte in der Dunkelheit nicht sehen, wie seine Hände in ohnmächtiger Wut sich in den Erdboden einkrallten. Heiser und klang los war seine Stimme, als er dann vor sie hintrat. Ihm war, als müsse er mit Vandalenfäusten ein Kunstwerk zerschmettern: .Ich habe zu erklären, daß ich tm Auftrage Seiner Hoheit des Herzogs Alfred von Porlland- Chester hergesandt bin, um für Seine Hoheit eine Ge mahlin zu werben!' .Ah! . . ." .Und hiermit entledige ich mich meines Auftrages und frage Sie, Miß Ethel Gulden, ob Sie geneigt, die Gemahlin Seiner Hoheit des Herzogs zu werden?" Da war kaum ein Atemzug dazwischen, io schnell antwortete sie: .Nein!" Hart und scharf klang eS. .So bitte ich um Ihre Diskretion und Verzeihung, daß ich Ihnen meinem Auftrage gemäß das sagen mußte!" Sie antwortete nicht. Mit starren Augen blickte st« durch das graue Licht auf Haddecks dunkle Gestalt. — Die schien vor ihren Augen Höber und höher zu wachsen, bis sie mit des Urwalds Baumriesen in eins verschmolz. Welche Selbstbeherrschung, das fertig zu bekommen! Ebre und Pflicht geboten ihm, bis »um letzten Blutstropfen ge treu zu sein! .Und waS soll nun werden, Georg?" .Ich muß nach Schottland zurück I" .Und dann?" — »Ich weiß nicht! Will gar nicht dran denken!" .Und ich?" — Sie hatte sich erhoben und ergnst seine rechte Hand. Da fühlte st« in der zusammengeballien Faust die Erdklumpen. Sanft löste fie seine Finger und hielt sie fest. .Wie darf ich an dich denken! Ich habe kein Recht über meine Person. In des Herzogs Auftrag kam ich. in seinen Diensten durch Ehre und Pflicht gebunden, stehe ich vor dir. Wie könnte ich dich für mich erringen, ohne meine Ehre in den Staub zu ziehen? Darüber komme ich nicht fort. Ich würde in den Augen des Herzogs und vor mir selbst ein für allemal entehrt, wenn wir beide Mann und Weib würden! Nein, Ethel, ein Mann ohne Ehre ist wie ein Adler, dem die Schwingen ge- krochen. Das ist das einzige, waS ich höher einschätze, als meine Liebe zu dir!" .Und wäre keine andere Familie hier im Lande» welche deinem Auftrage entsprechen könnte?" .Keine! Mister Braddon klärte mich darüber auf. DeS Herzogs Bedingungen sind nicht zu umgehen. Auf den Cent hat die Rechnung zu stimmen, für welche er den