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2198 PAPIER-ZEITUNG. No. 81 Neue Geschäfte und Geschäftsveränderungen. Wir bitten unsere geschätzten Bezieher, uns von jeder Veränderung Kenntniss zu geben die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Veberschrift veröffentlichen. Die Jos. Albers, Franz Severin’sche Papierfabrik (Inh. Drolshagen & Eberts in Münster i. W.) in Stemel b. Arnsberg ist nach dem W. f. P.-P. in der Nacht vom 21. auf 22. v. Mts. nieder gebrannt. Die Fabrikgebäude sind bis auf einen Schuppen, in welchem, die Lumpen lagerten, nebst allen Maschinen vollständig zerstört. Das Feuer ist im Holländersaal ausgebrochen. Die Entstehungsursache war noch unbekannt. Herr Hermann Fasshauer hat unter seinem Namen ein Zweiggeschäft seines Dresdener Papier-Agentur und Kommissions geschäftes in Leipzig, Tauchaerstrasse 8, errichtet. Die Leitung desselben übernimmt sein Neffe, Herr Richard Fasshauer, welcher per prokura zeichnen wird. Die Vertretung der Emdener Papierfabrik in Emden für Grossbritannien und Irland ist mit dem 1. Oktober auf Herrn J. Tholen, London, Queen Victoria Street 17, übergegangen. Die Berenberg'sche Buchdruckerei und lithographische Kunstanstalt in Hannover ist unter unveränderter Firma auf Herrn August Madsack daselbst übergegangen. Die Prokura des Herrn Gustav Lehn ist erloschen. Herr Hugo Feldhaus hat neben seinem in Köln bestehenden Papier- und Zeichenwaarengeschäft eine Sortimentsbuchhandlung er richtet und deren Vertretung Herrn E. Kummer in Leipzig übergeben. In die Buchhandlung Sig. Deutsch in Budapest ist Herr Isidor Hay als Theilhaber eingetreten. Die Firma lautet jetzt Sigmund Deutsch & Comp. Verein für Zellstoff - Industrie, Aktiengesellschaft, Dresden. Der Ingenieur Herr Alfred Maste ist aus dem Vorstand der Gesellschaft ausgeschieden. An seiner Stelle ist der bisherige Prokurist, Herr Ernst Bergerhoff, eingetreten. Der Vorstand besteht somit aus den Herren Oskar Reuther und Ernst Berger hoff, beide in Dresden. Dem Kaufmann Herrn Emil Hückler in Dresden ist Prokura ertheilt mit der Befugniss, die Firma in Gemein schaft mit einem der beiden Vorstandsmitglieder zu zeichnen. Die von Herrn Ernst Rehfeld in Posen geführte Buchhandlung ist auf Herrn Curt Boettger übergegangen. Er wird sie unter der Firma E. Rehfeld'sche Buchhandlung (Curt Boettger) für eigne Rechnung fortführen. Die Herren K. F. Köhler, Leipzig und Georg Winkelmann, Berlin, behalten die Vertretung. Die Buchdruckerei C. W. Vollrath in Leipzig ist auf den Sohn des bisherigen Inhabers übergegangen, der sie unter der Firma C. W. Vollrath (Moritz Vollrath) weiterführen wird. Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt, Aktien gesellschaft, vormals R Schultz & Cie. in Strassburg. Die Prokura des Kaufmanns August Hertzog ist erloschen. Zu Proku risten sind ernannt die Herren Georg Cunow, Bureauvorsteher, Emil Haslauer, technischer Direktor und Emil Hoffmann, Bureau vorsteher, sämmtlich in Strassburg. Zur giltigen Zeichnung der Firma ist die Unterschrift von zwei Prokuristen erforderlich. Die Firma Christophorus - Verlag in Fürstenwalde und deren Inhaber, Herr Pastor Albert Burgdorff daselbst, sind eingetragen. Die Buch- und Antiquariats-Handlung Anders & Bufleb in Berlin ist durch Vertrag auf den Buchhändler Hugo Ludwig Wiegand daselbst übergegangen, welcher das Geschäft unter unver änderter Firma fortsetzt. Bunt- und Luxuspapierfabrik Goldbach ist, wie wir in Nr. 52 berichteten, die Firma einer neuen Aktiengesellschaft mit 450 000 M. Akt.-Kapital. Gegenstand des Unternehmens ist der Er werb und Fortbetrieb der bisher dem Kommissionsrath Gmeiner-Benn- dorf gehörigen Buntpapierfabrik zu Goldbach. Der Kaufpreis beträgt, wie der Vossischen Zeitung geschrieben wird, 837 680 M., worauf Passiven (Hypotheken und andere Kreditoren) in Höhe von 513 987 M. haften. Dem Aufsichtsrathe gehören Vertreter zweier Dresdener Bankfirmen an. Die in Konkurs gerathene Firma Geschäftsbücherfabrik mit Dampfbetrieb, Druckerei und Liniir - Anstalt Gordon & Unger in Brieg ist im Handelsregister gelöscht. Konkurs. Oscar Koch, Lithograph in Cannstadt. Gerichts notar Schmid daselbst ist Konkursverwalter. Anmeldefrist bis 28. Oktober, Prüfungstermin 7. November. Lohnbewegung der Buchdrucker. Als Grundlage für die Preisberechnung derjenigen Druckarbeiten, welche nicht zu den Accidenzien« gehören, also insbesondere der Werke und Zeitungen, dient bekanntlich der zwischen Buchdruckerei besitzern und Gehilfen vereinbarte deutsche Buchdruckertarif. In seiner gegenwärtig giltigen Fassung wurde derselbe im Jahre 1889 festgestellt und hat bis Ende laufenden Jahres Giltigkeit. An seine Stelle muss mit dem 1. Januar 1892 ein neuer Tarif treten, da die Gehilfenschaft den gegenwärtig bestehenden gekündigt und ein schneidende Aenderungen zu demselben beantragt hat. Auch die Buchdruckereibesitzer haben eine Reihe von Aenderungsvorschlägen gemacht. Zur Berathung über die von beiden Seiten gemachten Vor schläge ist seit 6. Oktober die je zur Hälfte aus Prinzipalen und Ge hilfen zusammengesetzte Tarifkommission für Deutschlands Buchdrucker in Leipzig vereinigt.. Mit dem Antrag auf Abänderung des Tarifs haben die Gehilfen folgende Forderungen verbunden. Als Hauptforderung stellen sie die Verkürzung der Arbeitszeit von 10 auf 9 Stunden (einschliesslich je 1/ Stunde zu Frühstück und Vesper; in Wirklichkeit also 81 Stunden). Diese Forderung, für welche seit etwa Jahresfrist mit der grössten Lebhaftigkeit agitirt worden ist, wird damit begründet, dass im Buch druckgewerbe eine aussergewöhnlich grosse Zahl von Beschäftigungs losen vorhanden sei, denen nicht anders als durch allgemeine Ver kürzung der Arbeitszeit Arbeitsgelegenheit verschafft werden könne. An zweiter Stelle fordern sie eine Erhöhung der Löhne, welche herbeigeführt werden soll erstens durch Erhöhung der Satzpreise um 121/2 pCt. und zweitens durch eine Erhöhung der für die grösseren Druckorte festgesetzten und auf den Gesammtwochenverdienst zu legenden Lokalzuschläge. Diese Lohnerhöhung wird mit dem Ausfall einer Stunde Arbeitszeit für berechnende Setzer und mit den herrschen den Theuerungsverhältnissen begründet. Insgesammt würden die Forderungen der Gehilfen eine Ver- theuerung der Druckpreise um etwa 20 pCt. (nicht 35, 40 oder gar 45, wie anderseitig behauptet wurde) zur Folge haben. Die Prinzipale haben dem gegenüber, in der Absicht, den be stehenden Tarif zu erhalten und seinen räumlichen Geltungsbereich zu erweitern, eine Anzahl Anträge gestellt, welche einestheils darauf abzielen, die Annahme und Einhaltung des Tarifs auch den zahl reichen kleineren Buchdruckereibesitzern in den Provinzdruckorten zu ermöglichen, anderntheils den beiden im Gewerbe bestehenden Organisationen, dem deutschen Buchdrucker-Verein (Prinzipals-Ver einigung) und dem Unterstützungsverein deutscher Buchdrucker (GehilfenVereinigung), denjenigen Einfluss auf den Tarif zu sichern, der zu seiner Aufrechterhaltung als nothwendig erachtet wird. Beide Parteien stehen sich also hinsichtlich ihrer Forderungen schroff gegenüber und sind entschlossen, an denselben mit Ent schiedenheit festzuhalten. Demgemäss steht eine sehr ausgedehnte und ernst zu nehmende Lohnbewegung in naher Aussicht, welche besonders in den Gross städten bedeutenden Umfang annehmen und nicht allein auf die dem Buchdruck nächstverwandten Gewerbe, sondern auch auf die Presse und das gesammte Verkehrsleben Einfluss ausüben dürfte. Man bereitet sich auf beiden Seiten auf einen ausgedehnten Ar beiter-Ausstand vor, dessen Ausbruch gegen Mitte oder Ende dieses Monats erwartet wird. Die Gehilfen haben allerorts erhebliche Summen als Hilfs gelder für Streikende gesammelt, und die Prinzipale haben sich zu festen Vereinigungen zusammengeschlossen, sich zu gegenseitiger Unterstützung und hohen Ordnungsstrafen für den Fall einseitigen Vorgehens verpflichtet, welche durch Sicht-Wechsel sofort beigetrieben werden sollen. Der deutsche Buchdrucker - Verein hat sich an die Vertretung der Haupt - Auftraggeber des Buchdrucks, den Buchhändler - Börsen verein mit der Bitte um Unterstützung gewendet, und dieser hat seine Mitglieder, sowie alle andern Buchhändler aufgefordert, alle aufschieb baren Arbeiten bis nach Austrag des Lohnstreikes im Buchdruck gewerbe zu vertilgen, sowie während des letzteren die Zeitschriften und Lieferungswerke thunlichst im Umfange zu vermindern, unter der Zusicherung an die Leserkreise, diese vorübergehende Reduktion nach Ein tritt geordneten Geschäftsganges durch Mehrlieferungen auszugleichen. Die meisten Buchdruckereien haben sich auch mit ihren grösseren Auftraggebern in Verbindung gesetzt, um ähnliche Zusicherungen zu erhalten, und da eine etwaige erhebliche Lohnerhöhung doch schliess lich auf die Auftraggeber abgewälzt werden würde, hat es an bereit willigem Entgegenkommen nicht gefehlt. In Berlin ist angesichts des bevorstehenden Lohnkampfes ein »Bund der Berliner Buchdruckerei besitzer« gegründet worden, welchem bis jetzt etwa 120 Prinzipale beigetreten sind, und zwar sowohl Innungsmitglieder als auch Mit glieder des innungsfeindlichen Vereins Berliner Buchdruckereibesitzer. Der bevorstehende Streik ist erheblich besser vorbereitet, als der kläglich verlaufene der Wiener Buchdrucker. Auf Seiten der Prin zipale zeigt sich zwar Geneigtheit, einige Forderungen zu bewilligen, aber der Gesammtheit des Geforderten steht man ablehnend gegen über. Das Ende wird sein, dass man sich auf halbem Wege entgegen kommt. Um dies Ziel zu erreichen, werden aber voraussichtlich viele Tausende von Mark geopfert werden müssen.