Volltext Seite (XML)
2754 PAPIER-ZEITUNG. No. 101. Drucke auf die Knöpfe unterthane 6 pinsel hastig thäters Im Vordergrund steht, in der Pose einer vor die Schranken der Prin- zipalität zitirten höheren Angestell ten, Dame Natur, an die der Yankee die lakonischen Worte richtet: «Ich habe keine Ver wendung mehr für Ihre Dienste, Miss Natur; moderne Einrichtungen haben Ihre Stelle eingenommen. Ich drücke auf die Knöpfe, und diese besorgen das Uebrige.« DerNach- satz ist eine hier ge bräuchliche Phrase, eingeführt durch die Begründer der auto- matischenAmateur- photographie: »You press the button, we do the rest.« Im Hintergründe ist die dem Maschinerie angedeutet. T Burn bezeichnet worden war, suchten sie dadurch zu verwischen, dass sie den der Menschheit vom Haupte Farwells ihre Anerkennungen Nimbus eines Wohl auf dasjenige des fachmännischen Verneiners, Pro fessor Newcomb übertrugen, der die Regierung vor einer ungeheuren Blamage in den Augen Europas und die leichtgläubigen Farmer vor zweck losen Geldopfern bewahrt habe. Wie hochwissenschaft lich auch die ge nannte Zeitschrift sein mag, so er scheint die Sache durch die New comb’sche Erörte rung noch keines wegs erschöpfend abgethan. Am besten hat sich wohl die allezeit ruhig erwägende New Yorker Staats-Zeitung zu der Angelegenheit gestellt, indem sie sich auf die wenigen Worte beschränkte: »Möchten doch alle jene klugen Leute, die jetzt über die Versuche zur künstlichen Erzeu Berichte unserer Korrespondenten. Aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Mankato, Minn., 14. November 1891. Die in Nr. 85 der Papier-Zeitung enthaltene Notiz betreffend die hier im Osten herrschende Trockenheit veranlasst mich, die neueste Nummer des extrem McKinley'schen Witzblattes »Judge« (Richter) zu übersenden. Durch die Illustration der letzten Seite ist der Geschäfts mann und die Schreibstube der Zukunft dargestellt. (Wir haben das in mehreren Farben gedruckte Bild schwarz nachgezeichnet und die englischen Bezeichnungen deutsch eingeschrieben. Unsere in verklei nertem Maassstabe ausgeführte zinkographische Wiedergabe kann zwar das Original nicht erreichen, wird aber eine bessere Vorstellung davon ermöglichen, als blosse Worte es vermöchten. D. Red.) In halb kreisförmiger Anordnung um den Sitz des Amerikaners finden sich eine Reihe von Knöpfen mit den Bezeichnungen »Regenmaschine«, »Eismaschine«, »Lichtmaschine«, »Schneemaschine«, »Heizmaschine« usw. die der General in den Texanischen Haiden benutzte, mögen einen Heidenlärm gemacht haben, aber er war wohl kaum nennenswerth gegenüber dem Spektakel, der nun für und wider in der Presse los ging. Ungemein interessant war es, zu beobachten, wie die leitenden deutschen Blätter die offiziellen Depeschen vom Regenschauplatze beurtheilten. Manche erklärten die ganze Sache rundweg als einen grandiosen amerikanischen und obendrein offiziellen »Humbug.« Andere, sonst sehr vorsichtige und gutunterrichtete Blätter liessen sich durch die günstigen Berichte hinreissen, die ersten Umrisse zu einem Bilde zu entwerfen, welches den Senator Farwell als den grössten Wohl- thäter der Menschheit im allgemeinen, und der Farmer und Papier müller im besonderen erscheinen liess. Nur wenige Tage später aber, nachdem in einer ersten fachmännischen Erörterung in der hoch wissenschaftlichen »North American Review« die Regenmacherei als ein Unding und Dyrenforth in schonender Weise als ein Einfalts- gung von Regen lachen, sich erinnern, dass die ersten Anfänge zur Nutzbarmachung der Dampfkraft, von anderen neueren Entdeckungen nicht zu reden, ebenfalls verlacht wurden.« Merkwürdiger Weise, wie etwas Aehnliches vielleicht nur alle hundert Jahre einmal vorkommt, hat die Bundesregenmacherei eine Parallele in einer von dieser ganz unabhängigen Privatregenerzeugungs spekulation erhalten. Wenige Wochen nach dem Beginn der Dyren- forth’schen Experimente in Texas erschien ein Herr Melbourne aus Australien in Kansas, wo gewisse Gegenden infolge jahrelangen Regen mangels förmlich ausgetrocknet, und die Farmer am Rande des Ruins angelangt waren. Dieser Herr Melbourne »machte« indess nicht in Ver suchen, sondern in Regen. Er kündigte mit der Dreistigkeit eines Zirkusbesitzers Ort, Tag und Stunde an, wann er den ersten Regen fallen lassen werde. Die »ausgetrockneten« Farmer kamen mit Kind und Kegel von allen Seiten herbei, auch hatte sich kein Geringerer als der Gouverneur des Staates mit Gefolge zu der »Vorstellung« eingefunden. Bei vollständig klarem Wetter setzte Melbourne den ersten Regenfall auf 12 Uhr an, und zur nicht geringen Ueber- raschung Derer, die seit lange keinen Regen mehr gesehen, öffnete zwischen 12 und 1 Uhr der Himmel seine Schleusen und liess eine halbe Stunde lang regnen. Auch die von Melbourne auf 3 Uhr an gesetzte zweite Auflage erschien programmgemäss und in solcher Menge, dass sich zahlreiche Pfützen bildeten. Als Melbourne dem Gouverneur bedeutete, dass um 6 Uhr ein dritter Regen fallen werde, erwiderte ihm der oberste Beamte des Staates Kansas, er sei für seine Person zur Genüge überzeugt, und auch das übrige Publikum scheine im Das Motiv zu diesem Zukunftsbilde lieferte der Bundes-Regen fabrikant« General Dyrenforth, wie schon aus der hervortretenden Stellung des »Regen-Knopfes« ersichtlich ist. Dyrenforth, ein früherer Vorsteher des Patentamtes, scheint es'fertig gebracht zu haben, den Chicagoer Bundessenator Charles Farwell zu bestimmen, im letzten Kongresse eine Geldbewilligung für Versuche zur Hervorbringung von Regen zu beantragen. Obwohl Herr Farwell ein sehr einfluss reiches Mitglied des Senates war, muss man sich dennoch wundern, wie glatt die »Regenmacherei« und eine Geldbewilligung im Betrage von 20 000 Dollar in beiden Häusern durchging, die sich manchmal wegen geringfügiger, für dringende Zwecke nöthiger Summen herumstreiten. Genug, das Geld wurde bewilligt, und General Dyren forth an die Spitze der Regenhervorbringungs-Expedition gestellt. Als Operationsgebiet wurde eine von langanhaltender Dürre heimgesuchte Gegend in Texas gewählt, und anfangs August reiste der General mit folgendem Inventar dahin ab: 68 Stück Explosions-Ballons, 10 u. 12 Fuss im Durchmesser; 3 Fesselballons zur Ermittelung der Höhe der Feuchtigkeitsschichten; 20 000 Pfund Eisenfeilspäne; 16000 Pfund Schwe felsäure mit den nöthigen Behältern zur Erzeugung von 50 000 Kubik fuss Wasserstoffgas; 2 500 Pfund pulverisirtes Chlorkali ; 600 Pfund Braunsteinoxyd und 50 Retorten; Material für 100 »Drachen«, als Träger der Explosivstoffe; dazu eine Reihe elektrischer und meteoro logischer Instrumente und mehrere Tausend Pfund Pulver. Mit dieser Ausrüstung erzeugte der General am 9. August das erste »Luftbeben« zwischen 5 und 6 Uhr abends, und ein zweites um 9 Uhr. Am Mittag des 10. August sammelten sich Wolken, und siehe — es kam Regen. Am 17. August liess er seine Explosionsdrachen während zwölf Stunden des klarsten Wetters steigen; am folgenden Nach mittage sammelten sich Wolken — und wieder fiel Regen. Am 25. August fing er um 11 Uhr vorm. an und unterhielt ein unauf hörliches Luftbeben bis 11 Uhr nachts. Um 3 Uhr morgens zog ein Gewitter herauf, und es regnete abermals. Die Donnervorrichtungen,