Volltext Seite (XML)
Kochen von Stroh. Man kocht im allgemeinen das Stroh zur Fabrikation von Stroh papier und Strohpappen mit Kalk und nimmt gewöhnlich 15 25 Prozent Kalk vom Gewichte des zu kochenden Strohs. Man sollte jedoch bei Bestimmung dieses Verhältnisses stets im Auge haben, welche Strohsorten man. kochen will und hauptsächlich, ob der Kalk gut ist und nicht zu lange gelagert hat. Früher zog man vielfach vor, den Kalk in grossen Gruben ab zulöschen und ihn dann bei Bedarf in diesem Zustande in die Kocher zu geben. Kalk hat jedoch in abgelöschtem Zustande viel zu wenig Beizkraft, abgesehen von dem was schwindet und verloren geht. Es ist entschieden am besten und stets anzurathen, den Kalk in frischem Zustande in den Kocher zu bringen, und zwar soll man darauf sehen, dass der Kalif nicht länger als höchstens 2 — 3 Wochen gelagert hat. Je frischer, also frischer gebrannt der Kalk ist, desto besser wird er wirken, und man kann sagen, dass von ganz frisch gebranntem Kalk 15 Prozent des Strohgewichts genügen, während man bei ab gelagertem Kalk schon bis auf 20, manchmal sogar 25% gehen muss. Bei den heutigen Einrichtungen der Ziegeleien mit den beständig arbeitenden Ringöfen ist es möglich den ganzen Winter frischen Kalk zu erhalten, so dass man fast immer mit ziemlich frischem Kalk kochen kann. Guter Kochkalk, oder sogenannter Geschäftskalk soll schön weiss sein, darf nicht zu schwer wiegen und soll keine Steine enthalten. Ist er zu gelb, so ist er meistens wasserkalkhaltig, hat dadurch erstens bedeutend geringere Beizkraft und verschmiert zweitens das Stroh ungeheuer, so dass solches in diesem Falle mit einem dicken gelben lehmartigen Schleim bedeckt aus dem Kocher kommt. Ein guter, richtig gebrannter Geschäftskalk wird sich fast voll ständig auflösen und fast keinen Rückstand hinterlassen. Man hat mit dem Kalk absolut keine Manipulation vorzunehmen, sondern füllt den Kocher mit Stroh, lässt das Wasser hineinlaufen und schüttet hernach den rohen Kalk hinzu. Der Kalk wird sich in kurzer Zeit in dem Kocher vollständig auflösen und seine Wirkung ausüben. Kann man sich jedoch, was in manchen Gegenden der Fall ist, keinen guten Kalk verschaffen, so ist es anzurathen, ungefähr 10 —12 Prozent des Gewichts des Strohes an kalzinirter Soda zuzu setzen. Ueberhaupt ist es anzurathen, besonders wenn man mit Ein richtungen zum Waschen nicht gut versehen ist, immer etwas, wenn auch nur 6—8 pCt. Soda zuzusetzen. Die Sodalauge, welche sich dann in diesem Falle beim Kochen bildet, wird den überschüssigen Kalk verzehren, und man erreicht in geringerem Maasse das, was man durch das Kochen mit kaustischer Soda sonst zu erzielen sucht. Roggenstroh ist das härteste Stroh, während Weizen- und Hafer stroh bedeutend weicher sind. Es kommt jedoch sehr oft darauf an, auf welchen Bodenarten diese Strohsorten gewachsen sind, und wie die Ernte war. In trockenen Jahrgängen wird das Stroh immer härter, aber auch reiner sein, in nassen Jahrgängen dagegen weicher, aber mit mehr Unkraut vermischt. Es giebt eine englische Weizen sorte, welche meistens von grossen Gütern und Zuckerfabriken ge baut wird, und zu deren Bau der Boden stark mit Kalisalz und anderen chemischen Düngern behandelt wird. Das Stroh des so gebauten Weizens ist so hart, dass es sich im Kocher fast nicht weich bringen lässt, und man einen Zusatz von kaustischer Soda anwenden muss. Es sei noch erwähnt, dass, um die Kocher gut voll füllen zu können, und um eine gut durchdringende Kochung zu erzielen, es unum gänglich nothwendig ist, dass das Stroh recht kurz geschnitten wird. Dies ist auch schon deshalb anzurathen, weil sich das Kollern in diesem Zustande viel besser bewerkstelligen lässt. - i - Weihnachtsgeschenk für Angestellte. Mehrere Firmen des Papierfachs haben in den letzten Tagen ge bundene Exemplare des ersten Bandes der neuen Ausgabe von Carl Hofmanns Handbuch der Papierfabrikation bestellt, mit der aus drücklichen Angabe, dass die Bände als Weihnachtsgeschenke für verdiente Angestellte bestimmt seien. Diese Maassregel erscheint durchaus zweckmässig und nachahmungs- werth, weil beiden Theilen daraus Vortheile erwachsen. Der strebsame Arbeiter erweitert seinen Anschauungskreis auf technischem Gebiete, wird zum Nachdenken, Vergleichen und Verbessern veranlasst, und seine Arbeit gewinnt für den Geschäftsinhaber höheren Werth. Nicht allein für Werkführer und bevorzugte Arbeiter in Papier fabriken, sondern auch für strebsame Angestellte von Papiergrosshand lungen und Betrieben der Papierverarbeitung eignet sich das Werk als Weihnachtsgeschenk. Dasselbe kostet in dem mehrfach beschriebenen und abgebildeten Prachtband 30 M. H artpapier- W aaren. Der Schlusssatz des Artikels »Papierhülsen« in Nr. 91 giebt mir Veran lassung, auch einige meiner eigenen Erfahrungen mitzutheilen. Ich will nicht von Papierhülsen sprechen, denn diese gehören eigentlich nicht in die Fabrikation der Hartpapierwaaren, sondern von Spulen und Cardenkannen. Wenn auch verschiedene Fabrikanten sich mit der Anfertigung von Hülsen und Spulen zu gleicher Zeit beschäftigen, so ist doch die Her stellung dieser beiden Artikel ausserordentlich verschieden, und es handelt sich hier eigentlich um zwei Fabrikationszweige. Die Hülsenfabrikanten, die nach und nach in die Spulenfabrikation hineinkamen, machen aber bis jetzt fast alle nur eine Gattung von Papierspulen, und' das ist die Rabbeth spule. Damit ist aber die Spulenfabrikation noch lange nicht erschöpft, denn neben der Flyer- und Higginsspule steht noch die Zettelspule, die wohl als Massenartikel die erste und höchste Stufe in der Spulenfabrikation einnehmen muss. Die Zettelspulen und die Flyerspulen sind, glaube ich, kaum von einem Hülsenfabrikanten bis heute mit Erfolg fabrizirt worden. Ich kenne nur ein Haus, welches ich mit dem Titel Welt-Haus benennen darf, das diese Spulen in so bedeutenden Mengen fertigt, dass es nach meinen Berech nungen den Bedarf der gesammten Spinnereien und Webereien der Welt decken könnte. Herr E. sagt in Nr. 76 d. P.-Z., dass die einzigen drei in Deutschland bestehenden Papierspulenfabrikanten nicht imstande sind, die europäischen und aussereuropäischen Spinnereien mit ihren Erzeugnissen genügend zu versehen. Dem ist aber in der That nicht so, denn schon die oben er wähnte Spulenfabrik allein ist darauf eingerichtet, jederzeit auch die doppelte Menge, wenn es sein müsste, fabriziren zu können. Mit lang jährigen Mühen und Versuchen und mit bedeutenden Kosten ist jene Firma dazu gelangt, ein vorzügliches, tadelloses Erzeugniss zu liefern, und tböricht würde es sein, wollte man verlangen, dass dieses Haus seine Geheimnisse und Fabrikationskniffe irgend Jemandem preisgebe. Dass es jedoch Leute giebt, die sich wenig um die Bedeutung lang jähriger Geschäftserfahrung kümmern und meinen, immerhin durch eigene Versuche bald hinter diese Geheimnisse zu kommen, das ist wohlbekannt. Auch eine grössere österreichische Firma machte sich vor einiger Zeit daran, mit Aufgebot der bedeutendsten Geldmittel eine Spulenfabrik in Wien zu gründen. Tausende gingen drauf für Versuche, andere Tausende für Ma schinen, und was war das Ende? — Die Maschinen ruhen heute als »altes Eisen« in der Rumpelkammer einer deutschen Spulenfabrik. Die Maschinen haben gewiss viel zu erzählen, die Gespenster zahlloser Gulden zettel hausen darin, und es war mir stets ein trauriger Anblick, diese vielen alten verrosteten Spindeln, Räder und Walzen zu sehen. Doch wie kamen diese Maschinen dorthin ? Auch das gehört zu den Geschäftsgeheimnissen, auch das ist ein Fabrikationskniff! Und woran lag es, dass die österreichische Firma nicht ins Geschäft kommen konnte? Hatte man nicht auch hier alles aufgeboten! Natürlich hatte man dies. Die grössten Schwierigkeiten waren überwunden, man hatte eine Spule auf den Markt gebracht, hatte sie den Spinnern und We bern zum Versuche vorgelegt, und was thaten diese? War es nicht mehr als recht und billig, wenn sie ihre einheimische Industrie unterstützten? Nein, die Spinner und Weber sandten die Muster zurück, gingen hin und kauften deutsche Spulen wie vorher. Das Wiener Erzeugniss entsprach nicht den Ansprüchen, die daran gestellt werden sollten. Es steht nun unantastbar fest, dass wir bei den heutigen Verhältnissen der Textilindustrie genügend Spulenfabriken haben, und es ist wohl Nie mandem anzurathen, sich dieser Fabrikation zu widmen, es müsste denn sein, er hätte recht viel überflüssiges Geld, das er loszuwerden wünscht. Aehnlich steht es mit Cardenkannen, auch Spinntöpfe genannt, die eigenthümlicher Weise in früheren Artikeln der P.-Z. unter der Rubrik »Hülsen« mit behandelt wurden, die jedoch nicht im Geringsten etwas mit Hülsen zu thun haben, sondern in die Klasse der cylindrischen Fässer ge hören, die wiederum einen Fabrikationszweig für sich bilden. Wenn ich aber einen weitern ähnlichen Zweig noch entwickelt sehen möchte, so ist dies die Fabrikation von harten Papierkörpern für die Elektrotechnik. Es giebt gerade jetzt viele Gegenstände auf diesem Gebiet, die sich aus Papier leicht und zweckentsprechend machen lassen, z. B. Iso- lir-Leitungsrohre, Akkumulatorenkästen, Batteriobecher usw. Ich bin gern bereit, an dieser Stelle oder auch brieflich den Interessenten Ideen mitzutheilen oder solche in Empfang zu nehmen, um gemeinschaftlich vielleicht die Her stellung und Verwendung von »Hartpapierwaaren« zu fördern. Die Hufeisenfabrikation aus Papier wollen wir aber dem Herrn von Münchhausen von der Lunatic Paper Pulp Company vorläufig noch überlassen. II. in W. manmumenanaazanamaamuanuuanananmu Sieler & Vogel, Papier -Lager, Hamburg. Leipzig. Berlin SW. Eigene Fabriken in Gölzern u. Böhlen i. Sachsen feinste und mittelfeine Druck- und Notendruckpapiere, Bunt-, Licht- u. Kupferdruckpapiere, farbige Umschlag- u. Prospect- papiere, Post-, Schreib- u. Conceptpapiere. Spitzenpapiere. ■—-+ Export. --— [51428