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PAPIER-ZEITUNG. No. 80. Handelskammerberichte, Papierindustrie in Niederösterreich. (Schluss zu Nr. 79.) Zellstoff (chemisch zubereiteter Holzstoff). Der ungünstige Bericht des Vorjahres muss für das Jahr 1890 noch dahin ergänzt werden, dass die Lage der Zellstofffabrikation sich 1890 wesentlich verschlimmert hat. Ein grosser Theil der für den Verkauf arbeiten den Zellstofffabriken ist gezwungen, mit seinen Erzeugnissen ins Ausland zu gehen, und hat auf diesem Wege nicht nur mit der ausländischen Konkurrenz selbst, sondern auch mit den ungünstigen Tarifirungen der Bahnen, den hohen Seefrachten und den unbestimm baren Schwankungen des Geldkurses schwer zu kämpfen. Gegen Ende des Jahres wurde Zellstoff wie folgt gehandelt: Sulfitstoff von 13 bis 15 Gulden, Sulfatstoff von 13 bis 13 Gulden 50 Kreuzer, gebleicht um etwa 3 Gulden höher. Tapeten. Die Verwendung des Artikels hat wohl im Jahre 1890 zugenommen, doch hat der Tapetenhändler dadurch keinen nennens- werthen Vortheil erzielt, weil beinahe durchweg nur die allerbilligsten Sorten, an welchen nichts verdient wird, verarbeitet wurden, und weil zu viele fremde Gewerbszweige sich mit dem Tapetenhandel befassen. Beinahe alle Dekorateure, Bildhauer, sämmtliche Tapezierer, die meisten grösseren Tischler und Möbelhändler, selbst Vermischt- waaren-Verkäufer betreiben diesen Handel. Alle diese Gewerbe treibenden sind mit Musterkarten ausländischer Herkunft versehen, die sie im gegebenen Fall zur Aufnahme von Aufträgen verwenden, und haben es bei dem Umstande, dass die betreffenden Fabriken ihnen die einlaufenden kleinen Bestellungen in Ausführung bringen, nicht nöthig, selbst Lager zu halten, haben daher auch kein Risiko, ersparen sämmtliche Regie- und Lagerspesen und vermehren hier durch selbstverständlich die ohnedies schon sehr bedeutende Konkurrenz in ganz empfindlicher Weise. Buntpapier. Der Verbrauch hierin, besonders in den billigen Sorten, war 1890 jedenfalls nicht unbedeutend zu nennen, doch hat auch hier die gesteigerte Produktion die Preise auf ein Mindestmaass herabgedrückt. Cigarettenpapier. Die Verhältnisse der Fabrikation von Cigaretten-Bücheln haben sich 1890 nicht nur nicht gebessert, sondern infolge der anhaltenden Steigerung aller Produktionskosten und des gleichzeitigen Sinkens der Verkaufspreise nur noch mehr verschlech tert. Der Industriezweig, welcher unter dem Einfluss der herrschen den Zoll- und Handelspolitik die hervorragenderen auswärtigen Marktgebiete allmälig einbüsste, sah sich im Herbst auch das russische Reich durch die daselbst eingeführte 20prozentige Zollerhöhung ver sperrt. Aber auch der Absatz nach der Türkei hat sich 1890 beträchtlich verringert, nachdem der Wiener Industrielle gegenüber der billigeren Erzeugung der dort bestehenden heimischen Büchel industrie, infolge der 30—40prozentigen Erhöhung der Arbeitslöhne und der überhaupt um 10 pCt. gesteigerten Regiekosten, in Nachtheil versetzt wurde. Die Zukunft, ja der Fortbestand dieses Gewerbs zweiges ist von der Erhaltung der ihm auf dem Orientmarkte geblie benen Position und daher von dem Ergebniss der handelspolitischen Abmachungen bedingt, welche namentlich mit der Türkei, Serbien und Bulgarien werden getroffen werden. Was Rumänien betrifft, so wird die baldige Wiederkehr vertragsmässig geregelter Handels beziehungen zu diesem Staate, welcher zu den aufnahmefähigsten Ab satzgebieten gezählt hat, um so lebhafter gewünscht, als sonst die Erstarkung der von der rumänischen Regierung kräftig unterstützten nationalen Industrie das Wiener Erzeugniss entbehrlich zu machen droht. Buchbinder-Arbeiten, Futteral- und Kartonnagen- Waaren. Sämmtliche mit der Erzeugung dieser Artikel beschäftigten Gewerbe bezeichnen das Jahr 1890 als eine der schlechtesten Geschäftsepochen der letzten Jahre. Für die auf Kundenarbeit angewiesenen Buchbinder gestaltete sich der. Absatz bei der grossen Konkurrenz um so schwieriger, als die meisten Werke schon gebunden durch den Buchhandel in Ver kehr gesetzt werden. In dieser Richtung macht sich aber bekannt lich überdies die ausländische Konkurrenz insofern sehr fühlbar, als die von dem- deutschen Buchhandel vertriebenen Bücher, selbst gebunden, zollfrei in Oesterreich eingehen. Anderseits halten sich die Buchbinder dadurch für geschädigt, dass ihnen die Führung und der Verkauf von gebundenen Gebetbüchern, Schulbüchern und Kalen dern ohne besondere Konzession nicht gestattet ist. Des Weiteren werden Beschwerden über den von Papier- und Schreibwaaren-Händlern betriebenen Verschleiss von Geschäfts-, Notiz- und Logirbüchern, sowie über den auf offner Strasse sowohl als auch in öffentlichen Lokalen, wie Gasthäusern, Kaffeehäusern usw. betriebenen Hausirhandel mit solchen Artikeln und namentlich auch mit Kalendern, welche als Presserzeugnisse auf diese Weise nicht in Verkehr gesetzt werden sollen, erhoben. Die Erzeugung von Gebetbüchern hat in Wien vollständig auf gehört, und die Albumfabrikation, die sich lange Zeit mit ihren soliden Erzeugnissen im In- und Auslande behauptet hatte, wird durch die von dem Wiener Detailhandel begünstigte minderwerthige deutsche Waare verdrängt. Der Futteralerzeugung für Schmuckwaare erging es nicht schlechter als im Vorjahre, dagegen hatten die Etuiserzeuger für Rauchrequisiten unter der zollpolitischen Aktion der Vereinigten Staaten Nordamerikas zu leiden. Die Kartonnagen-Erzeugnisse waren 1890 auf einen sehr flauen Verkehr angewiesen, worauf auch der Preistiefstand aller zu derselben erforderlichen Rohmaterialien deutet. Dieses Fach war ebenfalls von der McKinley-Bill schädigend berührt, da mehrere Artikel, wie besonders Knopfwaare, für welche sonst massenhaft Kartons benöthigt wurden, beinahe vollständig vom Export ausgeschlossen wurden. Von anderer Seite wird bemerkt, dass den nicht unbedeutenden Anstrengungen, welche in der That gemacht wurden, die Buchbinderei zu vervollkommnen, kein verhältnissmässiger Erfolg zur Seite stehe, da auch dieses Gewerbe, wie alle Luxusgewerbe, unter der Ungunst der Zeit und auch dadurch leidet, dass infolge der nicht gut besieg baren Konkurrenz des Auslandes zu wenig Arbeit für den Kammer bezirk Wien bleibt. Die Preise für anständige gute Buchbinder- waare seien sehr niedrig, und die Gewerbetreibenden arbeiten oft, um nur Beschäftigung zu haben, ohne Verdienst dabei zu finden. Heintze & Blanckertz. i N9 31 . "scHUTz, x m HEINTZE & \ -e- BLANCKERTZ E.EU sy- ’Tl BERLIN. / Fu.M. “E--- Schreibiederfabrik, Berlin. Pröchel & Hermans, Berlin NO., Greifswalderstrasse 31a. empfehlen alle Sorten Papier- u. Pappspähne in guter, reiner Sortirung. 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