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2676 PAPIER-ZEITUNG. No. 98. Beschreibung neuer in Deutschland patentirter Erfindungen. pämmtliche Original - Patentschriften werden, soweit sie noch vorhanden sind, zum Preise von 1 M. für jede Patentschrift von der Kaiserlichen Reichsdruckerei zu Berlin SW., Oranien- Strasse 91, an Jedermann abgegeben. Man sende den betreffenden Betrag an die genannte Verkaufsstelle durch Postanweisung und bezeichne auf derselben deutlich die Nummer der ge wünschten Patentschrift. Dieselben können auch durch jede Reichspostanstalt bezogen werden Neuerung im Bleichen von Faserstoffen mit Hilfe von Elektrizität von Carl Kellner in Wien. D.R.P. 57 619. (Kl. 8.) Die Erfindung bezieht sich auf jene Bleich verfahren, bei welchen die Bleichmittel auf elektrolytischem Wege bereitet werden, und sie bezweckt, sowohl an der Kraft zu ersparen, welche den zur Elektrolyse erforderlichen Strom erzeugt, als auch an Chemikalien. In den Fällen, wo Elektrolyse beim Bleichen von Faserstoffen in verarbeitetem Zustande zu Hilfe genommen worden ist, war es bisher üblich, die Bleichmittel durch die zersetzende Einwirkung eines elektrischen Stromes in einem besonderen Gefässe zu bereiten und dieselben dann in Form von Bädern oder im Bleichholländer in Anwendung zu bringen. Nach der vorliegenden Erfindung wird dagegen die elektro ¬ lytische Zersetzung der Stoffe, welche das Bleichmittel liefern solle 11 in Berührung mit dem zu bleichenden Faserstoff selbst vorgenommen, so dass die Zersetzungsprodukte im Entstehungszustande (in statu nascendi) zur Einwirkung gelangen, wodurch ihre Wirkung bedeutend erhöht und folglich in gleichem Maasse die zur Erzielung des ge wünschten Resultats nöthige Menge von diesen Produkten bezw. die zur elektrolytischen Zersetzung erforderliche Energie in Form von bewegender Kraft verringert wird. Zu diesem Zwecke wird der zu bleichende Faserstoff vorerst mit der Lösung imprägnirt, aus welcher durch Elektrolyse das Bleichmittel bereitet werden soll. Sodann führt man den Faserstoff in einer Schicht von entsprechend ge wählter Stärke zwischen den zwei Elektroden hindurch. Da auf diese Weise, infolge der ausserordentlichen Nähe der Elektroden, nur ein sehr geringer Widerstand zu überwinden ist, so wird auch nur ein Strom von sehr niederer Klemmenspannung (elektromoto rischer Kraft) beansprucht. Die positive Elektrode oder Anode muss aus einem Material hergestellt sein, welches durch das gebildete Bleichmittel nicht angegriffen wird, also aus Kohle oder Platin. Die beste den Elektroden zu gebende Form ist diejenige rotirender Walzen, welche gleichzeitig die Stoffschicht fortbewegen und den Strom durch dieselbe leiten. Eine vortheilhafte Anordnung besteht in mehreren auf einander folgenden Walzenpaaren, bei welchen die Anode abwechselnd oben und unten angeordnet ist, so dass das durch die Elektrolyse in Freiheit gesetzte Bleichmittel abwechselnd mit der oberen und der unteren Stoffschicht zuerst in Berührung tritt. In manchen Fällen ist es auch vortheilhaft, gleichzeitig mit dem zu bleichenden Stoff eine Filzschicht, oder aber zwei Stoffschichten zwischen den Elektroden durchzuführen. Um das Entweichen jener Mengen Chlor, welche nicht durch den Bleichprozess gebunden werden, zu verhindern, setzt man dem Elektrolyten chlorbindende Stoffe, also vorzugsweise Alkalien zu, wie Soda, Ammoniak, Kalk, Magnesia oder dergleichen. Die beiden walzenförmigen Elektroden a und b sind in einem geeigneten Gestell über einander gelagert. Die Welle der Elektrode a ruht in verschiebbaren Lagern al, auf welche belastete Hebel a drücken, und die Welle der unteren Elektrode b trägt eine Riem scheibe b1, oder sonstige geeignete Antriebsvorrichtung. Auf jeder Elektrode schleift eine Bürste c zur Zuleitung des elektrischen Stromes, und zwar ist im dargestellten Falle angenommen, dass die obere Elek trode a mit dem positiven und die untere Elektrode b mit dem ne gativen Pole der Stromquelle verbunden ist. Ist bei dieser Anord nung das Elektrolyt eine Kochsalzlösung, so wird an der Walze a Chlor und an der Walze b Aetznatron ausgeschieden. Damit nun Walze a durch das Chlor nicht angegriffen werde, wird dieselbe aus Kohle, platinirtem Metall oder Porzellan oder dergleichen hergest 11t, während Walze b aus Eisen bestehen kann. Der zu bleichende Faserstoff, z. B. gegautschter oder auf der Lang siebmaschine hergestellter Papierstoffdeckel gelangt bei seinem Ein treten zwischen die Elektroden auf einen endlosen Filz f. Dieser läuft um die Elektrodenwalze b nach einer in gleicher Höhe ange brachten Walze ff, von dort nach abwärts zwischen zwei Quetsch walzen hj, deren obere belastete Lager besitzt, und endlich um' die in einem Becken k angeordnete Walze l nach der Elektrodenwalze b zurück; m sind Spann walzen und q ist ein Schaber, welcher die Kathode rein erhält. Der zu bleichende Stoff d wird durch das Rohr n mit Koch salzlösung bespritzt, oder aber er ist schon früher mit Kochsalz im» prägnirt worden und wird dann nur mit Wasser bespritzt. Filz f tränkt sich beim Passiren des Beckens k gleichfalls mit Koch salzlösung, so dass beim nun folgenden Hindurchführen der Schicht d und des Filzes f zwischen den Elektrodenswalzen a und b die Schicht d mit dem von der Elektrolyse der Kochsalzlösung her rührenden elektropotitiven Aetznatron imprägnirt wird. Der Stoff rollt sich auf eine Spindel o auf, welche in ihrer Lagergabel p ver schiebbar ist. Nachdem die Rolle eine gewisse Dicke erreicht hat, wird sie abgenommen und längere Zeit an einem nicht zu kühlen Orte sich selbst überlassen. Während dieser Zeit beenden die Chlor verbindungen die Zersetzung der Farbstoffe, worauf man die Zer setzungsprodukte durch Auswaschen entfernt. Die im Filz f enthaltene Aetznatronlösung wird durch die Walzen h j grösstentheils ausgepresst und kann zu irgend einem Zwecke ver wendet werden. Statt mit der Bahn des zu bleichenden Stoffs eine Filzbahn zwischen den Elektroden durchlaufen zu lassen, kann man eine zweite Bahn zu bleichenden Stoffs in Anwendung bringen, welche dann später dem Bleichprozesse unterzogen wird. In diesem Falle fällt die Anwendung der Quetschwalzen hj weg und das Aetznatron, welches sich in der unteren Bahn ansammelt, verhindert beim nach folgenden Vorbeiführen dieser Bahn an der Anode, dass das in Frei heit gesetzte Chlor entweicht; dasselbe bildet nämlich mit dem Aetz natron unterchlorigsaures Natron, welches bekanntlich ebenfalls Figur 2 zeigt eine Anordnung zum Bleichen von Faser stoffen in Brei form. In einem ge mauerten Be hälter C mit abschüssigem Boden sind über der hö heren Boden seite die Elektroden walzen a und bleichend wirkt. b und die hölzerne Zuführungswalze s angeordnet, auf welche der Faserstoff aus einem Zuführungstrichter gelangt, in welchen er durch geeignete Vorrichtungen, wie Zuführungsschnecken, Paternosterwerke und dergl., gefördert wird. Der zwischen den Elektrodenwalzen hin durchgegangene Stoff sammelt sich an der tiefsten Stelle des Be hälters, von welchem er nach Wunsch und Bedarf durch ein Hebe oder Förderwerk bekannter Art wieder in den Zuführungstrichter zurückgehoben werden kann, um den Kreislauf wiederholt durchzu machen. Je nach Art des zu bleichenden Stoffes und dem beabsichtigten Grade der Bleichung werden die Anordnungen der Elektroden in Be zug auf Form und Oertlichkeit verschieden sein und die Zuführungs mittel passend gewählt werden müssen. Patent-Ansprüche: 1. Ein Verfahren zum Bleichen von Faserstoff in verarbeitetem oder