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No. 98. PAPIER-ZEITUNG. 2673 Fig. 370. Benziger Bro thers in New York, Cincinnati und Chicago, die Zweigniederlassun gen von Benziger & Cie. in Einsie- deln-Schweiz, füh ren das schöne Signet Fig. 370. Diese transatlanti schen Handlungen wurden in den Jahren 1853, 1860 u. .1887 errichtet. In ihrem Verlage erscheinen: der » W ahrheitsfreund« mit 16900 Lesern, die katholische Mo natsschrift »Alten. Neue Welt«, die »Catholic Book News« in 6000Aufl., so wie der jedes Jahr in vielen Tausenden verbreitete »Ein siedler Kalender« u. der »Cincinnatier hinkende Bote«. Quis ut Deus (»wer ist wie Gott«) ist der Wahlspruch der drei katholischen Zweighandlungen. Er findet sich im Schild des streitbaren Engels, unter dessen Füssen sich ein besiegtes viel- köpfiges Ungeheuer windet. Fig. 371. Max Anheisser’s Buchhandlung und Anti quariat in Stuttgart, 1876 gegründet und seit 1888 im Besitz von R. Kaufmann, führt das Signet Fig. 371: zwei verschränkte Geisseln über dem Monogramm mit dem Spruche: »Non inultus premor» (nicht ungerecht werde ich gedrängt.) Eines der wunderlichsten Signete der Gegenwart zeigt Fig. 372. Es gehört der seit 1775 bestehenden Handlung von A. Raunecker in Klagenfurt und zeigt einen geflügelten Drachen, der mit auf gerissenem Radien auf einem Sockel liegt. Fig. 373 ist ein älteres Signet der Berliner Verlagsbuchhandlung von Albert Goldschmidt in Berlin. (Fortsetzung folgt.) Von Wustmann's Buch »Allerhand Sprachdummheiten«, dessen erste Auflage in zehntausend Exemplaren gedruckt wurde, ist, wie der Verleger, Fr. Wilh. Grunow in Leipzig, uns mittheilt, vier Wochen nach Ausgabe schon das vierte Zehntausend in Druck gegeben worden. Eine Aluminium-Legirung, auf welche die Herren John Mullaly und Lothrop L. Bullock in New York Patent erhielten, soll nach Mittehilung des »Lithographie Art Journal« den Solnhofener Schiefer beim Steindruck zu ersetzen imstande sein. Die Platten werden in derselben Weise behandelt wie der Stein; sie werden geschliffen oder gekörnt, je nachdem es die Arbeit erheischt; es wird direkt darauf gezeichnet, gravirt oder umgedruckt, auch die Hantirung des Aetzens bleibt dieselbe. Bücher-Weisheit. Lesen sollte man eigentlich nur dann, wenn die Quelle der eigenen Gedanken stockt, was auch beim besten Kopfe oft genug der Fall sein wird. Hingegen die eigenen, urkräftigen Gedanken ver scheuchen, um ein Buch in die Hand zu nehmen, das ist Sünde wider den heiligen Geist. Man gleicht alsdann dem, der aus der freien Natur flieht, um ein Herbarium zu besehen, oder schöne Gegen stände, die er im Urbild sehen kann, im Kupferstiche zu betrachten. * (Schopenhauer.) Unreife Bücher sind weit gefährlicher als unreife Kartoffeln; schlechte Bücher verderblicher als ungesundes Fleisch. (Jahn.) * Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern ver- grössert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Um gang wir Geschmack finden. (Ludw. Auerbach.) * Bei unserer Vielleserei gehört eine Art Muth dazu, auf die Frage: »Sie haben doch wohl diesen Roman, dieses Journal, dieses Taschen buch usw. gelesen?« mit einem offenen Nein zu antworten. , (J. Weber.) Vor einem Pfeil sich schützen kann, wer den Schild nur hält, Doch vor des Buchstab’s Blitzen schützt nicht die ganze Welt. (Rabbi Santo.) Das Korrigiren in fremden Arbeiten ist eine ebenso undank bare wie schwierige Arbeit. (Schiller. Brief an Goethe v. 27. Juli 1798.) --—C * Auch der feurigsten Phantasie und der thätigsten Schöpfungskraft ist eine elastische Feder nöthig, die sie in Schwung bringen und erhalten muss; und die Maschine wird noch erwartet, die sich ewig selbst forttreibt, ohne aufgezogen zu werden. (Schiller, Brief an Dalberg, 24. August 1784.) * Körper und Stimmen leiht die Schrift dem stummen Gedanken; Durch der Jahrhunderte Strom trägt ihn das redende Blatt. (Schiller, Spaziergang.) * Unter derjenigen Klasse von Schriften, welche eigentlich dazu bestimmt ist, durch die Lesegesellschaften ihren Zirkel zu machen, finden sich, wie man allgemein klagt, wenige, bei denen sich ent weder der Kopf oder das Herz der Leser gebessert fände. (Schiller, Vorrede zum I. Theil des Pitaval.) * Kein geringer Gewinn wäre es für die Wahrheit, wenn bessere Schriftsteller sich herablassen möchten, den schlechten die Kunst griffe abzusehen, wodurch sie sich Leser erwerben, und zum Vortheil der guten Sache davon Gebrauch zu machen. (Schiller, Vorrede zum I. Theil des Pitaval.) * Das deutsche Publikum zwingt seine Schriftsteller, nicht nach dem Zuge des Genius, sondern nach Spekulationen des Handels zu wählen. (Schiller, Brief an Körner, 7. Dezbr. 1784.) * Die Künste, welche von der Zeichnung abhängen, haben, wie alle Erfindungen, mit dem Nothwendigen angefangen. Danach suchte man die Schönheit, und zuletzt folgte das Ueberflüssige. Dies sind die drei vornehmsten Stufen der Kunst. (Winkelmann.) * Die Karikatur ist das komische Ideal; die Karikatur vernichtet radikal das Hässliche, indem sie es zum Uebermaass treibt und gerade dadurch auf die Schönheitslinie hinweist, von der sie so weit als möglich abweicht. Und so bewirkt in kräftigen Gemüthern eine ge lungene Karikatur dieselbe Katharsis der Seele, auf welche die schöne Kunst hinarbeitet. (Spielhagen.) * Die Zeitungen sind die Sekundenzeiger der Geschichte; der selbe ist aber meistens nicht nur von unedlerem Metalle als die bei den anderen, sondern geht auch selten richtig. Die sogenannten »leitenden Artikel« darin sind der Chorus zu dem Drama der jewei ligen Begebenheiten. Uebertreibung in jeder Art ist der Zeitungs schreiberei ebenso wesentlich, wie der dramatischen Kunst; denn es gilt, aus jeder Begebenheit möglichst viel zu machen. Daher sind alle Zeitungsschreiber von Handwerkswegen Alarmisten; sie gleichen aber dadurch den kleinen Hunden, dass sie bei allem, was sich irgend regt, sogleich ein lautes Gebell erheben. (Schopenhauer.)