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2670 PAPIER-ZEITUNG. No. 98. nicht zu befriedigenden Resultaten, da die bestehenden Relationen zwischen dem Zerreissgewicht p und dem Gewicht des Papiers g unrichtig sind. Während das Zerreissgewicht den Widerstand angiebt, welchen die verfilzte Faser dem Zerreissen entgegensetzt, bedeutet g nicht allein das Gewicht des dem Zerreissen Widerstand leistenden Fasergefüges, sondern auch das aller übrigen Stoffe, wie Füllstoffe, Farbstoffe usw. Hierdurch ergeben sich, da g gewöhnlich zu gross angenommen wird, namentlich für die am meisten in Verwendung stehenden Papiersorten zu geringe Werthe für die Reisslängen, und solche Papiere werden demnach betreffs ihrer Festigkeit unbegründeter Weise nachtheilig beurtheilt. Um diesem Mangel an Schärfe in der Bestimmung der Festig keit des Papiers zu begegnen, empfiehlt es sich, statt des Gewichtes des Papiers die Dicke desselben einzuführen, und nicht jenes Papier als das festeste anzusehen, welches unter Papieren von gleichem Zerreissgewicht das leichteste ist, sondern jenes, welches unter dem selben Verhältniss die geringste Dicke besitzt.« Mit dieser Auffassung dürfte der Verfasser wohl auf einigen Wider stand stossen. Die Annahme, dass in dem bei der Berechnung der Reisslänge gebrauchten Bruch g für den Nenner p nur die verfilzten Fasern in Betracht kommen, die anderen Stoffe, wie Füllstoffe, Farb stoffe usw. aber nicht, während bei dem Zähler g alle diese Faktoren in Rechnung kommen, ist irrig. Die Zahl p giebt nicht das Zer reissgewicht der verfilzten Fasern allein an, .sondern das des Papierstreifens, welcher sich zusammensetzt aus Fasern, Leim, Füllstoffen, Stärke, Farbstoffen usw. Jeder dieser Faktoren hat bei der Ermittelung des Zerreissgewichts p seinen Einfluss ebenso gut ausgeübt, wie bei der Bestimmung des Gewichts. Wäre Teclu’s Ansicht, dass die angeführten Stoffe auf den Werth von p ohne Einfluss sind, zutreffend, so müssten z. B. bei Papieren, die in gleicher Dicke aus denselben Rohstoffen ge arbeitet und nur in dem Gehalte an Füllstoffen verschieden sind, die Zerreissgewichte gleich gross sein; dass dies aber nicht der Fall ist, vielmehr bei zunehmendem Aschengehalt unter sonst gleichen Be- dingungen das Zerreissgewicht abnimmt, ist eine hinreichend be kannte Thatsache. Es liegt demnach mit Bezug hierauf kein Anlass vor, von dem bisherigen Verfahren abzugehen. Wenn nun gar die Dicke des Papiers mit in die Rechnung gezogen werden soll, so würden die Prüfungsmethoden einen entschiedenen Rückschritt zu verzeichnen haben. Die einwandfreieste Angabe der Festigkeit eines Papiers würde natürlich diejenige sein, welche das Zerreissgewicht auf den Quer schnitt bezieht, ähnlich wie es bei der Prüfung anderer Materialien, wie Holz, Eisen usw. geschieht. Da aber die Messung des Quer schnitts beim Papier eine sehr ungenaue sein würde, so ist man bei der Aufsuchung von Methoden von vornherein darauf ausgegangen, von der Dicke unabhängig zu werden. So kam man zu dem von der Dicke unabhängigen Begriff der Reisslänge, die bis jetzt als ein wandfreieste Beurtheilung der Festigkeit eines Papiers bezeichnet werden muss. Es kann deshalb der Vorschlag des Prof. Teclu, den mit seiner Risswaage ermittelten »relativen Reisswiderstand« durch die Dicke des Papiers zu dividiren und den so gefundenen »absoluten Reisswider stand« der Beurtheilung zu Grunde zu legen, nicht als eine Ver besserung der jetzigen Verhältnisse hingestellt werden. Wenn der Verfasser zum Schluss erwähnt, dass bei den Unter suchungen mit der Risswaage das peinlich genaue, ausserordentlich schwierig; erreichbare Zuschneiden der Papierstreifen, welche gleichen Dimensionen entsprechen sollen, nicht erforderlich ist, so möchte ich das nicht als eine Empfehlung der Methode ansehen. Einmal ist das Schneiden einwandfreier Streifen, vorausgesetzt, dass man die nöthigen Apparate dazu besitzt, mit spielender Leichtigkeit auszuführen, und dann sollte man doch den unvermeidlichen Fehlern, die einer jeden Prüfungsmethode anhaften, nicht noch willkürliche durch nicht sorgfältige Entnahme des Probestückes hinzufügen. Die verwendeten Apparate, die Eigenart des Versuchsausführen den, verschiedene äussere Umstände usw. werden zu Fehlerquellen, denen man nicht entgehen kann, und wenn solche auch in der Her stellung des Probestückes liegen, so soll man sie doch durch eine möglichst sorgfältige Herstellung des letzteren auf das denkbar ge ringste Maass beschränken. Die Folgen der Herstellung der Probestreifen zeigen sich denn auch in den mitgetheilten Versuchs-Ergebnissen. Verf. hat 30 ver schiedene Papiersorteii auf seiner Risswaage geprüft, wobei von jeder Sorte 10 Versuche gemacht wurden. Die Einzelwerthe wichen bei manchen Papieren in erschreckender Weise von einander ab, wie aus nachstehender kleinen Zusammenstellung ersehen werden mag. Lfd. Nr. Bezeichnung des Papiers■ Relativer Reisswiderstand Mittel aus 10 Versuchen g kleinster Werth g grösster Weith g 1. Dokumentenpapier 19,G2 31,96 26,73 2. Cigarretten papier 4,00 10,75 6,80 3. Druckpapier 4,7 5 19,25 11,70 4 Druckpapier 2,75 9,25 4,95 5. Druckpapier 2,25 20,25 9,54 Die Ungleichmässigkeiten in den Ergebnissen sind auch nament lich der eigenartigen Inanspruchnahme des Probestückes zum Theil zuzuschreiben. Die erhaltene Zahl giebt eigentlich nichts weiter an, als den Widerstand der an dem Schnittende liegenden Fasern gegen Zerreissen. Die Art der Lagerung der Fasern an dieser Stelle, sowie die Bindung derselben durch Leim wird also für das Ergebniss maassgebend sein. Da zur Erzeugung eines Papiers meist Fasern verschiedenen Ursprungs und verschiedener Festigkeit genommen werden, und die Mischung der Bestandtheile nie eine voll kommene ist, so ist leicht einzusehen, dass die Reisswiderstände sehr ungleichmässig ausfallen werden, je nachdem die eine oder andere Art der Fasern an dem Einschnitt vorhanden ist, und je nachdem die Fasern liegen. Bei einigen Papieren tritt wiederum bezüglich der Einzelwerthe der Prüfungen eine erstaunliche Gleichmässigkeit auf. So ergab bei spielsweise ein Zeichenpapier bei 10 Versuchen jedesmal den Werth: 31,11 g, eine Erscheinung, die auf dem Gebiete der Papierprüfung einzig dastehen dürfte. Zum Schluss mag noch darauf hingewiesen werden, dass Teclu die Dehnung des Papiers, die für die Beurtheilung desselben doch eben so werthvoll ist wie die Reisslänge, ganz äusser Acht lässt; mit der Risswaage lässt sie sicli auch zur Zeit nicht bestimmen. Alles in Allem genommen kann die Teclu'sehe Methode zur Prüfung des Papiers auf seine Festigkeit in der That nicht als eine Verbesserung der jetzt angewendeten Verfahren bezeichnet werden. W. Herzberg. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Mußte und Erzeugnisse der Papier- und Schreibwaaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Verbesserungen an Reissfedern. Die Reisszeugfabrik von E. 0. Richter & Co. in Chemnitz hat für nachstehende zwei Neue rungen an Reiss edern den Gebrauchsmusterschutz erworben. Die Sehraffirfeder mit Stellvorrichtung zur Bemessung der Strichweiten bezweckt eine Erleichterung des Schraffirens. Die auf die Reissfeder geschraubte dritte Zunge wird mittels der Stell schraube auf die gewünschte Strichweite eingestellt und die Reiss schienen beim Ziehen immer um so viel weitärgerückt, dass diese dritte Zunge stets genau auf dem vorher gezogenen Strich läuft. Das Schraffiren geht nach einiger Hebung schnell und genau vor sich. Für alle nicht zu engen Schraffirungen erweist sich dieser einfache Mechanismus als praktisch, zuverlässig und empfehlenswerth. Reissfeder mit Iridiumspitzen. Jeder Zeichner kennt die infolge schneller Abnützung der gewöhnlichen Stahlreissfeder ent stehenden Unannehmlichkeiten. Den Berufszeichnern, die ihre Werk zeuge viel benutzen, wird daher eine Reissfeder willkommen sein, die von jenen Uebelständen frei ist und jahrelange Gebrauchsfähigkeit sichert. Diese Eigenschaften wohnen der von der genannten Firma gelieferten Reissfeder mit Iridiumspitzen inne. Iridium ist das här teste, spezifisch schwerste und theuerste aller bekannten Edelmetalle. 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